Die Tulpe des GeneralsDie Holländer waren vorbereitet und haben die britische Invasion abgewehrt. Auch das Marsdiep war durch Linienschiffe so gut geschützt, dass sich die Royal Navy gar nicht erst hineingewagt hat. Man hört, James Edward de Clifford, der Gemahl von Phyllis, sei südlich von Den Helder übel zusammengeschossen worden.
Die Spielerpersonnagen sind noch ein unspektakuläres Jahr auf der
Hydra unterwegs, bevor irgendjemand in der Admiralität Mitleid hat und diese olle Gurke aus dem Dienst seiner Majestät verkauft. Die meisten Spieler werden Linienschiffen der Brest-Blockade zugeteilt, nur Lieutenant Thornton muss unter Halbsold an Land bleiben. Hat man sich gegen ihn verschworen, dass man ihm kein geeignetes Kommando anbieten kann?
September 1797: In einem Londoner Club lernt der verzweifelte Thornton
Mr. Johnson kennen, einen Zivilisten mit wirrem Haar. Dieser hat ebenfalls ein Problem: Er will ein Paket aus Amsterdam abholen, mutmaßlich mit Papieren von äußerster Wichtigkeit für seine „Freunde im Ministerium“, ein schnelles neutrales Schiff hätte er auch, den Lugger
Blomsterängen unter schwedischer Flagge. Ihm fehlt jedoch ein kaltblütiger, aber zuverlässiger Skipper, er kann ja nicht einfach irgendwelche Halunken anheuern, um ein wertvolles Paket aus dem Feindesland abzuholen.
Thornton sagt zu. Auch weiß er, dass einige zuverlässige Leute gerade Urlaub vom Blockadedienst haben. Johnson ist hocherfreut. Er verspricht, dass die erforderlichen schwedischen Papiere „bald fertig“ sind und dass er außerdem einen Freibrief vor dem Pressdienst bereitstellen wird. In Amsterdam, vor dem Gasthaus zur Goldenen Gans soll sein Kontaktmann auftauchen, der das Paket übergibt, wenn er in ein Gespräch über die „Tulpenspekulationssteuer“ verwickelt wird. Es soll ein Mann mittleren Alters sein, der den Namen Aldert van der Bijl benutzen wird.
Den Spielerpersonnagen gelingt es, noch ein paar Seeleute in London aufzutreiben, die etwas schwedisch sprechen, man weiß ja nie. Die
Blomsterängen hat schwedische Textilien geladen, hauptsächlich Gardinen. Thornton wird in Amsterdam sich als Sohn des Eigners ausgeben.
Dreimal wird der Lugger bei der Überfahrt angehalten, von Kriegsschiffen, die englische Matrosen pressen hoffen. Dreimal darf sich Thornton an langen Gesichtern freuen, als er seine Papiere zeigt. Vor der niederländischen Küste wirft er den Freibrief ins Meer.
In Amsterdam halten die Spieler die Tarnung aufrecht, meiden schwedische Muttersprachler und verkaufen die Gardinen an einen knausrigen Großhändler. Am Treffpunkt werden sie über die Tulpenspekulationssteuer in ein Gespräch verwickelt, aber von einem 15-jährigen namens Samuel de Haan. Die Franzosen haben Aldert verhaftet und in ihre Garnison verschleppt, wo sie alle seine Informationen über das Kontaktnetzwerk aus ihm herausquetschen werden! Und die Papiere? „Nein, die hatte Aldert noch gar nicht, die sind noch bei der Mätresse!“ Samuel meint die Mätresse von General
Barthélemy Louis Joseph Schérer, der die 25‘000 Mann Besatzungstruppen kommandiert, welche von den Niederländern durchgefüttert werden müssen. Der General residiert
im Zentrum Amsterdams in dem luxuriösen Gasthaus De koniglige Residens (Humor oder Anmaßung des revolutionären Generals?).
Ritterlich beschließen die Spieler, nicht nur die Papiere, sondern auch die Mätresse vor der drohenden Verhaftung zu retten. Es ist ganz offensichtlich keine Zeit zu verlieren! Man wird am helllichten Tag fliehen müssen, die Dame braucht unauffällige Kleidung und gute Laufschuhe! Die Personnagen erwerben gleich mehrere Größen (meine Spieler sind aber auch gewieft). Mit Hilfe von Samuel kundschaften die Personnagen das Gasthaus und die Wache stehenden Franzosen aus. Der General bewohnt wohl eine Suite des Hauptgebäudes, die Mätresse die andere. Der beste Weg erscheint den Spielern über die Dächer und den hofwärtigen Rückbalkon zu führen. In der Parallelstraße entdecken sie eine Großschneiderei mit Innenhof, wo Thornton und Thomson auf die Dächer gelangen, während Navigator MacDonald und Samuel das Personal ablenken.
Thornton klettert auf den Balkon der Mätresse, während Thomson auf einem Nachbargebäude hinter einer Fassadenmauer Deckung nimmt, um im Notfall Feuerschutz geben zu können. In der Suite der Mätresse stößt der verblüffte Archibald Thornton zunächst auf einen spielenden Zweijährigen. Nanu?
Dann die Mätresse: Er kann ihre Schultern und den graziösen Nacken unter dem hochgesteckten Haar bewundern, denn sie sitzt in der Badewanne. Irgend etwas an ihr kommt Archie bekannt vor, und er räuspert sich erst einmal in möglichst vornehmem Abstand. Die nackte Dame ist niemand anderes als seine alte Bekanntschaft Eris Keppel!
Ein kurzes Gespräch wird durch Stiefellärm auf der Treppe und barsches Klopfen an der Tür unterbrochen! Die Franzosen sind da, um sie zu verhaften! Archie reicht Eris seinen Mantel und weist ihr den Weg zum Balkon. Mit ihrem Sohn Paul auf dem Arm steigt Archie vom Balkon auf das Dach des Nebengebäudes, aber Eris klettert auf dem Sims in Richtung der Suite des Generals, um die Papiere zu holen! Als sie das Gebäude wieder betritt erscheint ein Soldat auf dem Balkon ihrer Suite. Die Lieutenants können sich sowohl ducken als auch Kleinkind bei Laune halten. Der Soldat sieht nichts. Die Spieler warten. Eris klettert wieder zurück, mit einer Tasche voller Papieren! Inzwischen durchsuchen die Soldaten aber auch die Suite ihres Generals und kommen dort auf den Balkon! Thomson feuert seine Pistole, um Eris Flucht zu decken, trifft über die Entfernung aber nicht. Die Personnagen fliehen nun über Dächer und durch die Straßen. Um Suchtrupps zu entgehen, meiden sie jedoch den Hafen und lassen sich von Samuel ein Nachtversteck in einer Scheune am Stadtrand organisieren. Am nächsten Tag ist die Lage ruhig und sie können ohne besondere Maßnahmen mit der
Blomsterängen aus dem Hafen auslaufen. Offenbar will General Schérer sein Versagen nicht durch extreme Sicherheitsmaßnahmen offenkundig machen.
Die erbeuteten Papiere enthalten u.a. drängende Befehle aus Paris, dass die batavische Flotte baldmöglichst auszulaufen und nach Brest segeln soll, um die französische Flotte bei der anstehenden Operation zu unterstützen. Das bedeutet offenbar, dass eine Invasion bevorsteht!
Eris erzählt, wie sie Mätresse des Generals wurde: Sie lebte erst recht glücklich bei ihren fernen Verwandten in Delft, denen die uneheliche Herkunft Pauls nicht sonderlich wichtig war. Als jedoch nach der Einnahme der Niederlande durch General Pichegru Schérer das Kommando über die Besatzungstruppen übernahm, erließ er den Befehl, sämtliche Ausländer zu verhaften, um Spionage zu unterbinden. Als Eris verhaftet werden sollte, machte sie eine Szene und bestand darauf, als Tochter des Earls von Albemarle nicht von gemeinen Soldaten abgeführt zu werden, da müsse der General schon persönlich vorbeikommen. Das tat Schérer, der seinen ungewöhnlichen Fang wohl persönlich begutachten wollte. Der Franzose fand Gefallen an der jungen Dame und nahm sie mit nach Amsterdam. Eris, die inzwischen holländisch spricht, nutzte Kontakte unzufriedener Niederländer, um Informationen direkt vom Schreibtisch ihres Liebhabers (diesen Aspekt spielt sie herunter, so gut es geht) nach London zu befördern. Nun sorgt sie sich, bei ihrer Rückkehr nach England Mittelpunkt eines Skandals zu sein.
Archiebald Thornton ist hingerissen! Aus dem etwas schüchternen, gefallenen Mädchen, das er aus der
Corona-Abtei befreite, ist eine selbstbewusste Top-Spionin geworden! Er macht ihr einen Antrag, den sie sehr glücklich annimmt.
Auf der Rückfahrt presst der junge Commander einer Sloop mit einem dümmlich triumphierenden Grinsen noch einige englische Seeleute von der
Blomsterängen.