Autor Thema: Die Abenteuer von Thorin und Joe  (Gelesen 761 mal)

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Die Abenteuer von Thorin und Joe
« am: 18.09.2023 | 17:02 »
Meine Kinder traten neulich - es herrschten noch Sommerferien und die Langeweile war groß - mit der grandiosen Idee an mich heran, “auch mal Rollenspiele spielen” zu wollen. Die kriegen natürlich mit, dass meine Frau und ich uns nach Anbruch der Bettzeit ein- bis zweimal die Woche zum Rollenspiel zusammenfinden. Noch dazu mit einigen unserer, bei den Kindern hochbeliebten, guten Freunden.
Mit meinem Großen habe ich das schon vor einiger Zeit mal probiert, das hat für ein paar Nachmittage immer mal für ungefähr 20 bis 30 Minuten ganz gut geklappt. Das damalige Regelsystem bestand aus
Zitat
Wirf 1-3d6 und behalte das beste Ergebnis. Eine 5 oder 6 bedeuten Erfolg, eine 3 oder 4 Teilerfolg und eine 1 oder 2 Mißerfolg. Die Anzahl der Würfel richtet sich danach, was du gut, oder eben weniger gut kannst. (Beispiel: Ein Ritter möchte zuhauen/reiten/allgemein ritterlich sein? 3d6. Der Ritter will schleichen/zaubern/Perlhühner züchten? 1d6, alles dazwischen, 2d6)

Mein damals Vierjähriger (im weiteren Thorin genannt) ist nun sieben und dieses Jahr eingeschult worden, mein Jüngster (Joe) ist viereinhalb. Beide spielen Brettspiele und würfeln gern und der Kleine ist überraschend sicher im Zahlenraum bis 20, weswegen ich die Komplexität etwas nach oben schrauben wollte. Ich hatte mich darauf versteift, unbedingt den D20 verwenden zu wollen, weswegen wir ein extrem vereinfachtes D&D5 gespielt haben. Ich habe die Jungs das PHB durchblättern lassen, um herauszufinden, was sie spielen möchten. Das Ergebnis war klar: Thorin hat sich in die Illustration des zwergischen Klerikers mit Zweihandhammer verliebt und war mit dem Konzept eines Heilers sehr einverstanden, Joe konnte sich nicht recht zwischen dem Dragonborn und dem Dunkelelfenschurken entscheiden. Die Wahl fiel zunächst auf den Dragonborn, da dieser feuerspucken kann, außerdem sollte der Charakter “mit einem großen Schwert kämpfen” können.

Ich habe jedem Kind einen improvisierten Charakterbogen verpasst und, da noch keiner von beiden lesen kann, Werte mit Symbolen dargestellt. Statt der übliche Attribute, Stärke, Weisheit, Pipapo, haben ich mich auf “Kampfzahl”, “Schildzahl”, “Herzzahl” (Trefferpunkte) und “Zauberzahl” beschränkt. Außerdem gab es für den Kleriker noch je einen Schutz- und Heilzauber, sowie einen Schadenszauber, der nur bei Untoten wirkt, der Krieger bekam die Fähigkeit verpasst, beim Schadenswurf Einsen und Zweien neu zu würfeln. Charakternamen wurden gewählt, nämlich Thorin Eichenschild für den Zwerg (ich hatte vor etwa einem halben Jahr den Hobbit vorgelesen) und, äh, Echsenblutkämpfer Joe für den Dragonborn.


Knochen Kochen
Ich habe meine alte Chessexmatte hervorgekramt und die Heroquestminiaturen ausgepackt, einen kleinen Dungeon improvisiert und los ging es. Der Auftrag stand schnell fest: Der Direktor des örtlichen Museums hat den Diebstahl eines wertvollen Exponates festgestellt, eines Knochen, der mutmaßlich aus dem Finger einer Tarraske stammt. Unsere Helden untersuchen den Tatort und finden einen liegengelassenen Dolch goblinischer Machart. Zufällig hat sich eine Gruppe Goblins in einer nahen Ruine eingenistet. Aha! Man kombiniert messerscharf und begibt sich zum Lager der Goblins und während Thorin noch überlegt, wie er den Wachhabenden freundlich ansprechen und ausfragen soll, hebt Joe seinen Zweihänder und stürmt zum Angriff. Ich lasse vergleichende d20 würfeln, um zu sehen, wer zuerst handeln kann, Joe gewinnt, haut zu und besiegt den Goblin mit einem Hieb. Thorin ärgert sich, weil er sich viel lieber erstmal umgehört hätte, aber nun die Hölle losbricht. Die beiden Helden erkämpfen sich den Zugang zur Ruine in einem heftigen Scharmützel, an dessen Ende 4 Feinde leblos herumliegen.
Im Keller der Ruine entdeckt man Schlafplätze der Goblins, eine Küche, in der ein paar Orks am Feuer stehen und kochen und sofort von Joe niedergemacht werden. Der den Drehspieß kurbelnde Goblin-Küchenjunge wird laufen gelassen, nachdem Thorin ihn zum Diebstahl des Knochens befragt hat. Wie sich herausstellt, haben die Goblins den Knochen tatsächlich entwendet, im Auftrag des Orkischen Suppenschmieds, der damit eine ganz besonders gehaltvolle Brühe kochen möchte, um seinen Orks größere Kraft und Ausdauer zu verleihen. Für die Orks sind die Goblins aber bestenfalls unbezahlte Handlanger und einige von ihnen sitzen im Käfig, da sie es gewagt haben, für den Diebstahl bezahlt werden zu wollen. Thorin und Joe machen sich auf die Suche nach den anderen Goblins und befreien sie aus ihrer Zelle, weswegen die Goblins den Helden ihre Unterstützung zusichern, sollten die gegen den Suppenschmied und seine Orks vorgehen wollen. Dies ist der Fall und man sucht den Raum auf, in dem sich die Orks aufhalten, wo ein heftiger Kampf entbrennt. Mit Hilfe der Goblins gelingt es Thorin und Joe, den Suppenschmied und einige seiner Orks zu erschlagen, die anderen ergreifen die Flucht. Der letzte bekommt Thorins Hammer über den Schädel gezogen, wird danach per Zauber geheilt und muss versprechen, von nun an gut und freundlich zu sein.
Als letztes wird der Knochen aus dem Suppenkessel gezogen und an das Museum zurückgegeben, wo reuige Goblins gerne beim Aufräumen helfen und dafür Thorins Anteil der Belohnung (einen Beutel voll Gold) erhalten. Joe weigert sich strikt, sich auch nur von einer Münze zu trennen, was ja auch in Ordnung ist. Ach ja, Zwischendurch werden die Goblins noch schnell vorübergehen eingekerkert, damit sie nicht abhauen können, bevor Thorin ihnen sein Gold schenkt. Danach dürfen sie ihrer Wege ziehen.

Abschlussbesprechung:
Joe: “Das war super! Ich will bald wieder spielen. Wie heißt das Spiel nochmal?”
Ich: “Dungeons and Dragons”
Joe: “Was heißt das?”
Ich: “Das ist englisch und heißt soviel wie Verliese und Drachen.”
Joe: “Wooooh! Jaaah! Wir haben Verliese und Drachen gespielt.”
Thorin: “Mir wäre es lieber, wir nennen es ab jetzt “Dungeons und Redens”. Ich wollte noch mit den Goblins reden. Und mit den Orks. Warum konnte ich nicht mit den Orks reden?”
Ich: “Okay, du willst mit Orks reden? Ich behalte das im Kopf. Hat dir der Kampf auch Spaß gemacht?”
Thorin: “Schon, aber ich will lieber gegen Skelette, nicht gegen was, das so richtig lebt. Aber das Beste war, den Goblins zu helfen.”
Joe: “Ich will noch mehr kämpfen!”

Gut, ich habe hier offenbar zwei recht unterschiedliche Spieler. Thorin kommt eher nach mir, Joe nach seiner Mutter. Ich hatte es mir leicht gemacht und angenommen, beide Kinder würden am liebsten kämpfen wollen, was auch bei allen anderen Spielen, egal ob Lego, Playmobil oder was auch immer, ihre Lieblingsbeschäftigung ist. Beim nächsten Mal werde ich darauf achten, dass es unterwegs noch jemanden gibt, dem geholfen werden kann. Die ganze Spielsitzung mit Charakterauswahl und allem hat übrigens gute zwei Stunden gedauert. Dass die Konzentration flöten geht, war in den letzten zehn Minuten zu bemerken, bis dahin waren beide Spieler voll am Ball. Ich denke, das wird nicht unser letzter Ausflug in Richtung Rollenspiel gewesen sein.
« Letzte Änderung: 18.09.2023 | 22:48 von bolverk »
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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #1 am: 19.09.2023 | 10:59 »
Am nächsten Tag, ich bin gerade dabei, Teig für Pizza anzusetzen:
Joe, völlig unvermittelt: “Ich will bald mal wieder Verliese und Drachen spielen."
Ich: “Okay, wie wäre es mit… jetzt gleich?”

Dieses Mal wollte Joe seinen Charakter wechseln und statt des Dragonborn lieber den schurkischen Dunkelelfen spielen. Dolche, so sagte er mir, seien seine neue Lieblingswaffe. Aha. Feuer spucken sollte der Dunkelelf allerdings weiterhin können. Nun gut.

Dungeons&Redens
Heute werden Thorin Eichenschild und der vom Dragonborn zum Drow umgemünzte Schlangengiftkrieger Joe, formerly known as Echsenblutkämpfer Joe, von einem lokalen Adligen auf der Straße angesprochen.
“Seid ihr beide womöglich wandernde Krieger oder sogar Helden?”
“Och, für einen Beutel Gold machen wir alles.”
Murderhobos. Perfekt. -.-’
Das Problem des Adligen, dessen Name mir im Augenblick entfallen ist, ist recht akut: Eine Bande mürrischer Orks hat es sich in seinem Haus bequem gemacht und frisst in zahlreichen ausgelassenen Gelagen seine Speisekammer leer. Schnelles Eingreifen ist erforderlich, bevor die Orks seine Sammlung seltener Käse verspeisen.

Thorin und Joe ziehen los und bevor Joe über die Wache am Tor herfallen kann, bricht Thorin schnell ein Gespräch vom Zaun und Joe steckt seinen Lieblingsdolch wieder ein.
Was denn so los sei, will Thorin wissen. Ach, klagt der Ork sein Leid, man habe ja gern im Wilden Wald gewohnt, in der alten Höhle nahe des verlassenen Friedhofes, aber nun seien dort des Öfteren herumwandernde Skelette und sogar einige Zombies zu gesehen worden, ganz abgesehen von den unheimlichen Lichtern, die des Nachts herumgeistern. Unheimliche Lichter? Zombies? Skelette? Moment! Thorin studiert seinen Charakterbogen. Ist das nicht ein Zauber, der Skelette und Zombies vertreibt oder vernichtet? Ja, stimmt. Gut, Thorin wollte nur auf Nummer sicher gehen. Würden die Orks nicht viel lieber zurück in ihre gemütliche Höhle ziehen? Schon, aber die Untoten nerven hart und vor den Lichtern habe man auch Angst. Angenommen, Thorin und Joe würden sich um die ganze Spukerei kümmern… Tja, dann würden die Orks gerne wieder abziehen, vorausgesetzt sie dürften noch eine Schubkarre voller Vorräte aus der Speisekammer mitnehmen. Abgemacht, solange es kein seltener Käse ist!

Thorin und Joe ziehen also in den Wald. Es dunkelt bereits, aber unsere Helden können gut genug im Dunkeln sehen und schaffen ihren Würfelwurf. Sie verirren sich also nicht und finden ohne viel Umschweife Höhle und den Friedhof und tatsächlich sind dort einige umherwandernde Lichter zu sehen.

Hier lege ich die Kampfmatte aus und stelle die Kiste mit dem Playmobilwald dazu. Die Jungs haben großen Spaß daran, den Wald aufzubauen und mit Tieren zu bestücken. Außerdem mit einem Pärchen von Picknickern, die anscheinend nicht davor zurückschrecken, sich am Rande eines bespukten Friedhofes zu einem kleinen Mitternachtsimbiss niederzulassen. Ein paar Würfel bilden die Grabsteine, ich platziere Thorins und Joes Figuren am Rand der Szenerie. Joe möchte leise vorgehen, würfelt eine 20 und ist vor Freude erstmal das Gegenteil von still und leise. Dann bewegt er sich auf den Friedhof zu und erspäht einige Zombies die Lampen halten, zwei oder drei Skelette und eine humanoide Ratte, die mit Schaufel und Spitzhacke an einem Grab zugange ist. Joe lässt alle Heimlichkeit fallen, bläst sofort zum Angriff und stürzt sich auf den erstbesten Zombie. Die Picknicker packen hastig ihren Korb zusammen und suchen das Weite. Schon bald ist Joe von Gegnern umringt, die Ratte allerdings hastet zur nahen Höhle und ruft laut um Hilfe.

Thorin kommt hinzu, nachdem er Bewegung und Geschrei hört und seine erste Amtshandlung ist es, Joe per Zauber zu heilen, der in der Zwischenzeit schon etwas auf den Deckel bekommen hat. Ungefähr hier musste ich meinen Jüngsten beruhigen, der recht schnell eingeschnappt ist, wenn die Würfel mal zu seinen Ungunsten fallen. Dann stellen Thorin und Joe sich Rücken an Rücken und bemühen sich, den doch recht heftigen Angriff der Untoten abzuwehren. Es gelingt jedem von ihnen, ein paar Gegner zur Strecke zu bringen, aber dann taucht die Ratte mit einer dunkel gekleideten Dame auf, die mit einer Handbewegung gefallene Untote wieder auferstehen lässt. Mist.
Da fällt Thorin ein, dass er ja noch seinen Anti-Untot-Zauber ausprobieren wollte und siehe da, die von diesem Zauber getroffenen Gegner bleiben endgültig liegen, während die Fremde Dame wüste Flüche von sich gibt. Thorin und Joe fassen neuen Mut und während Thorin abwechselnd Zombies in die Horizontale schickt und Joe und sich selbst heilt, schlägt Joe sich zu der Ratte und der Nekromantin durch und macht sie mit seinem Dolch bekannt. In dem Moment, in dem die Gegnerin zu Boden gestreckt wird, hat auch der Spuk ein Ende. Die letzten Skelette und Zombies kippen um und rühren sich nicht mehr, nur die Ratte wird geschnappt, bedroht, verhört, geheilt und laufen gelassen. Danach machen die Helden es sich in der Höhle bequem so gut es geht, dann, am nächsten Morgen, beginnen sie damit, aufzuräumen. Es gibt ein paar offene Gräber, aber welches Skelett und welcher Zombie in welches Grab gehört, lässt sich nicht mehr gut herausfinden. Schließlich bekommt jeder Ex-Untote einen Namen und ein Grab zugeteilt und hat sich damit zufrieden zu geben. Eventuelle Fehlbesetzungen, so folgert man, merkt ja keiner, wenn die Gräber erstmal wieder zu sind. Wenn sie nur im realen Leben ebenso gewissenhaft aufräumen würden.

Mittlerweile haben die Kinder Hunger und der Pizzateig ist lange genug gegangen, weswegen wir kurzfristig die Sitzung beenden: Die Orks sind dankbar und der Auftraggeber glücklich, da er Haus und Käsesammlung zum größten Teil vollständig zurückerhalten hat. Man trennt sich in Freundschaft.

Die Resonanz meiner Spieler ist durchaus positiv: Man möchte gern so bald wie möglich wieder spielen, aber diesmal bitte “irgendwas mit Pizza”, teilt ein hungriger Schlangengiftkrieger Joe mir mit.
Nein, wirft Thorin ein, lieber mit Golems.
Nein, mit Pizza.
Nein, Golems.
Pizza!
Golems!
Warum eigentlich nicht beides?
Gute Frage. Warum eigentlich nicht?

Ich mache eine geistige Notiz. Irgendwo hatte ich noch ein uraltes Kurzabenteuer aus D&D 3.5 Zeiten, in dessen Mittelpunkt ein Calzonegolem steht.
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Sidekick-Kai

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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #2 am: 19.09.2023 | 11:14 »
Sehr schön. Macht viel Freude, das zu lesen. Mein Highlight ist die Bezeichung "Echsenblutkämpfer Joe".  :d

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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #3 am: 10.10.2023 | 10:05 »
@Sidekick-Kai: Schön dass es gefallen hat, auch wenn du das hier nicht mehr lesen wirst.

Am vergangenen Sonntag ging es nun endlich weiter. Das Kindsvolk war aufmüpfig, das Wetter nicht das beste, aber einfach den Fernseher anmachen wollte ich dann auch nicht.

“Ichweisnichwasichmachnsooooooll…”
“Eine Runde Dungeons & Redens, vielleicht?”

[Zweistimmiges Freudengeschrei, Rumgerenne auf der Suche nach Würfelbeutel und Figuren, dann Ernüchterung: Erst mal muss die Lego-Piratenwelt abgebaut und verstaut werden, sonst hat der Kampfplan keinen Platz auf dem Tisch.]

In der Zeit seit unserer letzten Runde kamen von meinen Spielern diverse Wünsche für die nächste Sitzung: Irgendwas mit Lava, viele Kämpfe, ein Pilzland (mein Großer spielt gelegentlich Minecraft und ist jüngst auf ein Pilzbiom gestoßen – Mind blown!), Monster, die in der Lava wohnen, Gift, Zwerge, Giftzwerge, Roboter, Lasergewehre, Piraten, etc.
Einigem davon wollte ich dann spontan entsprechen, hatte aber noch keine Muße, das bisher eher klassische Fantasyszenario ganz und gar aufzuweichen (vielleicht bei der nächsten Sitzung). Außerdem ging mir die Sache mit der Pizza noch im Kopf herum.

Calzolem
Thorin und Joe treffen zwei Zwerge, Snorri und Ragnar, mit Mehl bestäubte Gesellen mit Schürzen und hohen weißen Helmen, und kommen mit den beiden ins Gespräch. Thorin hat sich einen Slogan zurechtgelegt, den er nun anbringt: “Wir lösen Probleme für Gold.”
[Eigenartig, wenn man bedenkt, dass die Helden der Kinderserien oder Büchern die die beiden konsumieren, meist aus blankem Idealismus handeln. Soweit habe ich nicht gedacht, weswegen ich ihnen gedankenlos im ersten Abenteuer Gold geboten habe. Das wäre wohl nicht nötig gewesen, aber jetzt habe ich den Salat: Sie sind Heroes for Hire.]
Problemlöser? Ragnar und Snorri wechseln vielsagende Blicke. Ob Thorin und Joe statt Gold auch für Pizza arbeiten würden? Selbstverfreilich.
Die Lage ist wie folgt: Die beiden Zwerge sind Besitzer des örtlichen Pizzaimbisses, den ich im Geiste Pizza Dai Nani getauft habe. Erst heute ist ihnen eine Ladung Pizzateig abhandengekommen. Der Teig lag unter einem Handtuch und sollte gehen, aber anscheinend ist er dann gleich ganz weggegangen. Ragnar war die ganze Zeit im Laden und schwört Stein und Bein, dass der Teig den Imbiss nicht durch Fenster oder Tür verlassen hat.
Thorin und Joe werden auf eine eiserne Falltür in der Backstube aufmerksam. Was sich denn dort befinde, wollen sie wissen. Ach, da gehe es nur zum Heizraum. Die Backstube werde durch einen unterirdischen Lavafluss beheizt, was einem das mühselige Brennholzhacken erspare. Unsere Helden schlussfolgern messerscharf, dass der Teig dort unten sein muss. Der Auftrag ist klar: Teig zurückbringen oder vernichten, damit niemand das Geheimrezept von Snorri nachbacken kann.
Das dynamische Duo steigt also durch die Falltür, eine in den Stein gehauene Treppe hinab und befindet sich im Dungeon der Woche. Es gilt einen Höhlenkomplex zu durchqueren, der ungünstigerweise von Lavaströmen teilüberflutet ist. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass es sich überhaupt nicht um Lava, sondern um blubbernd heiße Tomatensoße handelt. Der Soße entsteigen gelegentlich Tomatensalamander, die es zu besiegen gilt. Wo die Ströme zu breit sind, springen Thorin und Joe auf große, auf der Soße treibende Salami-, Tomaten- und Mozzarellascheiben und lassen sich gemächlich von der Strömung tragen. Einige Brandblasen ziehen sie sich dabei zu (die leidigen Würfel), aber im Großen und Ganzen kommen sie gut voran, während ich in der unter dem Tisch stehenden Legokiste krame, um eine Miniatur für den Endgegner zu improvisieren, auf die ich dann sogar halbwegs stolz bin.

Nach einigen Kämpfen und diversen Jump&Run-Einlagen kommen die beiden in einer Art unterirdischer Küche an, in der sie eine leere Teigschale vorfinden, sowie einige Salamander, die eine riesige Salami zersägen. Joe schleicht sich an den ersten Gegner von hinten an und landet einen ziemlich guten Treffer mit seinem Giftdolch, dann bricht die Hölle los. Aus einem Soßenpool in der Mitte des Raumes taucht eine mehrere Meter große Teiggestalt auf und greift sofort an. Im Kampfgetümmel kommt Joe selbständig auf eine wirklich gute Idee: Ich hatte eine kleine schwarze Wolke auf seinen Charakterbogen gemalt, die seinen Dunkelheitszauber (bekanntermaßen ist Joe ein Dunkelelf) symbolisiert, den er nun um den Kopf des Pizzamonsters herum platziert. Thorin sammelt einige schwarze Steine und baut den Zaubereffekt kurzerhand aus Lego um den Kopf des Gegners (die Goblins auf dem Bild symbolisieren das Küchenpersonal) herum. Ich bin einigermaßen beeindruckt.
Der Pizzagolem (ich habe zwischendurch erklärt, was eine Calzone ist) greift von hier an mit Nachteil an und trifft nun wirklich überhaupt nichts mehr. Thorin zertrümmert den knusprig gebackenen Teig an seinen Beinen und bringt den Golem damit zu Fall, dann gibt Joe ihm den Rest. Die beiden laden den besiegten Feind auf ein Salami-Floß, flößen zum Eingang zurück und lassen sich den Rest des Golems gemeinsam mit ihren zwergischen Auftraggebern schmecken.

Wir beenden das Spiel etwas plötzlicher als geplant, aber nach fast zwei Stunden ist konzentrationsmäßig nichts mehr zu machen. Joe möchte noch mit den Heroquestfiguren auf dem Kampfplan spielen, Thorin baut einen großen schwarzen Klemmbausteingolem, ich mache mir Kaffee und dann Mittagessen für uns alle.

Ein paar allgemeine Beobachtungen:
Die Kinder lieben die Miniaturen. Glücklicherweise ist das Schwert des Alb abgebrochen und sieht nun aus wie ein Dolch, so dass Joe sich darin sofort wiedererkannt hat. Thorins Zwerg trägt zwar die falsche Waffe, aber das war bisher kein Problem. Auch die Props, die ich dem Spielzeug der Kinder entnehme, kommen immer gut an.

Das Abenteuer muss nicht unbedingt logisch aufgebaut sein. Warum gibt es unter dem Imbiss einen Dungeon? Warum blubbert dort heiße Tomatensoße? Von welchem Tier stammt die Riesensalami? Keine Ahnung, war auch nicht wichtig.

Das ganze lief bisher übrigens schon ziemlich auf Schienen ab. Es gibt immer einen großes, blinkendes Schild, das zum nächsten Punkt des Abenteuers zeigt. Beim nächsten mal will ich versuchen, ein etwas freieres Abenteuer zu gestalten und mal sehen, wie sie damit klarkommen.

Ich füttere meine Kinder überwiegend mit den Kinderbüchern, die ich auch vorgelesen bekommen habe oder mit solchen, die ich als Kind auch gut gefunden hätte: Der Hobbit, Die Abenteuer des Starken Wanja, Kleine/r/s Hexe/Wassermann/Gespenst, Der Wind in den Weiden oder jüngst Die Opodeldoks. Kleiner König Kalle Wirsch spielt sogar größtenteils in einem klassischen Dungeon, komplett mit Monstern und Fallen. Es kommt immer gut an, wenn ich irgendwelche aus den Büchern bekannten Motive wiederverwende, z.B. die Sache mit dem aus seinem Haus vertriebenen Landadligen im letzten Abenteuer (Kröterich aus Wind i.d. Weiden).

Ich bin immer noch etwas beeindruckt davon, dass ein Vierjährigereinhalbjähriger von selbst auf die Idee gekommen ist, den Gegner mit dem Dunkelheitszauber zu behindern. Liegt ja schon irgendwie auf der Hand, aber ich hätte trotzdem nicht gedacht, dass er darauf kommt, ohne dass ich den Vorschlag dazu mache.

Die Kinder wollen natürlich die Helden in ihrer Geschichte sein, deswegen halte ich die Mindestwürfe flach. Meist sind Ergebnisse über 10 ein Erfolg oder zumindest ein Teilerfolg. Ich würfele selbst eigentlich nicht, wird ein Charakter angegriffen, ist ein Verteidigungswurf fällig. Erstens neige ich dazu, bei D20 oft relativ gut zu würfeln und zweitens will ich keine Ich-gegen-euch-Stimmung aufkommen lassen. Ist alles ziemlich seicht, klar, aber wie Joe bereits mehrmals betont hat, “am wichtigsten ist, dass jeder Spaß hat” - keine Ahnung, von mir hat er den Spruch nicht.

Ich betone hin und wieder mal, dass es beim Rollenspiel oft darauf ankommt, ein funktionierendes Team zu haben, wo einer die Schwächen des anderen ausgleichen kann. Das klappt wie am Schnürchen. Joe kundschaftet den Weg aus oder versteckt sich hinter Thorins breiter Rüstung, Thorin verwendet lieber mal einen Heilzauber statt selbst zuzuschlagen, usw. Wenn sie nur auch sonst so gut zusammenspielen würden.

Rückmeldung bekomme ich übrigens so viel wie von noch keiner Gruppe zuvor, und zwar schon während des Spiels. Die häufigen Umarmungen und den einen oder anderen Schmatz brauche ich aber von den Spielern meiner übrigen Runden (außer meiner Frau natürlich) auch wirklich nicht so sehr. “Du bist der beste Spielleiter/Papa der Welt!" und “Das ist das beste Spiel der Welt!” habe ich an dem Tag mehrere Male gehört. Das geht mir runter wie Öl. Natürlich sind wir bald zur nächsten Runde verabredet.
« Letzte Änderung: 10.10.2023 | 10:30 von bolverk »
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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #4 am: 10.10.2023 | 15:24 »
Also ich habe auch viel Freude beim Lesen :) und finde es super, dass du mit deinen Kindern Pen&Paper spielst. :d Und das wohlgemerkt, wo beide Kinder noch relativ jung sind - ich habe damals mit RPG angefangen, als ich doppelt so alt wie der Ältere war.
Mir gefällt nebenbei auch deine "kindgerechte" Umsetzung & Aufbereitung der Abenteuer.

In der Zeit seit unserer letzten Runde kamen von meinen Spielern diverse Wünsche für die nächste Sitzung: Irgendwas mit Lava, viele Kämpfe, ein Pilzland (mein Großer spielt gelegentlich Minecraft und ist jüngst auf ein Pilzbiom gestoßen – Mind blown!), Monster, die in der Lava wohnen, Gift, Zwerge, Giftzwerge, Roboter, Lasergewehre, Piraten, etc.
Einigem davon wollte ich dann spontan entsprechen, hatte aber noch keine Muße, das bisher eher klassische Fantasyszenario ganz und gar aufzuweichen (vielleicht bei der nächsten Sitzung). Außerdem ging mir die Sache mit der Pizza noch im Kopf herum.
Vielleicht solltest du dann mal in ein Multiversum wechseln, in dem das alles gibt. Wie TORG oder so.

Zitat
Wir beenden das Spiel etwas plötzlicher als geplant, aber nach fast zwei Stunden ist konzentrationsmäßig nichts mehr zu machen. Joe möchte noch mit den Heroquestfiguren auf dem Kampfplan spielen, Thorin baut einen großen schwarzen Klemmbausteingolem, ich mache mir Kaffee und dann Mittagessen für uns alle.
Sehr schön - Belohnung für alle am Ende. So muss das sein. ;D

Zitat
Ich bin immer noch etwas beeindruckt davon, dass ein Vierjährigereinhalbjähriger von selbst auf die Idee gekommen ist, den Gegner mit dem Dunkelheitszauber zu behindern. Liegt ja schon irgendwie auf der Hand, aber ich hätte trotzdem nicht gedacht, dass er darauf kommt, ohne dass ich den Vorschlag dazu mache.
Das hat mich auch überrascht - hat er aber gut gemacht.
Andererseits weiß ich jedoch nicht, ob ich einen 4Jährigen einen Drow spielen lassen würde.

Zitat
Die Kinder wollen natürlich die Helden in ihrer Geschichte sein, deswegen halte ich die Mindestwürfe flach. Meist sind Ergebnisse über 10 ein Erfolg oder zumindest ein Teilerfolg. Ich würfele selbst eigentlich nicht, wird ein Charakter angegriffen, ist ein Verteidigungswurf fällig. Erstens neige ich dazu, bei D20 oft relativ gut zu würfeln und zweitens will ich keine Ich-gegen-euch-Stimmung aufkommen lassen. Ist alles ziemlich seicht, klar, aber wie Joe bereits mehrmals betont hat, “am wichtigsten ist, dass jeder Spaß hat” - keine Ahnung, von mir hat er den Spruch nicht.
Ich denke auch, dass es am Wichtigsten ist, dass alle Spaß haben - allen voran die Kinder. Von daher halte ich diesen (Regel)Ansatz für gar nicht mal so verkehrt. Du kannst den SG ja später immer noch ändern oder erhöhen...vielleicht wenn beide Charaktere mal ein Level aufgestiegen sind ? :P

Ansonsten freue ich mich schon darauf, die nächste Episode von Dungeons & Redens zu lesen. :D
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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #5 am: 10.10.2023 | 16:39 »
Ich richtig gute Ideen dabei, die lassen sich auch für So nicht Schurke verwenden! Ich habe ein paar Abenteuer mit meiner Großen gespielt und vor ein paar Wochen das D&D 5 Abenteuer Wild Sheep Chase mit 5E Regeln angefangen.  Da spielen auch Spieler aus der regulären Gruppe mit und die Regeln wurden weitgehend im Original beibehalten.
"Le jeu c'est sérieux!"

Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #6 am: 10.10.2023 | 16:49 »
Ah, zufällig habe ich heute morgen auch deinen aktuellen Spielbericht gelesen.  :d

Zitat
Vielleicht solltest du dann mal in ein Multiversum wechseln, in dem das alles gibt. Wie TORG oder so.
Das mache ich vielleicht noch. Die Kids haben ein Shadowrunbuch in die Finger bekommen und ich habe sie dann die harmloseren Bilder ansehen lassen. Seitdem fängt der Große immer mal wieder an, von Maschinengewehrorks zu reden. Ein Fundus an Starquestfiguren wäre da natürlich nett, habe ich aber leider nicht.

Zitat
Das hat mich auch überrascht - hat er aber gut gemacht.
Andererseits weiß ich jedoch nicht, ob ich einen 4Jährigen einen Drow spielen lassen würde.
Ich habe mal den ganzen Hintergrund der Drow verschwiegen und die Kinder einfach wählen lassen, was sie cool finden. Ich versuche auch nicht allzusehr, die typischen Fantasystereotypen abzuarbeiten. In unserem abgespeckten Hausregelwerk ist die Volksauswahl eigentlich reiner Anstrich, abgesehen von dem Dunkelheitszauber, den ich dem Drow aufgedrückt habe.

Zitat
Ich denke auch, dass es am Wichtigsten ist, dass alle Spaß haben - allen voran die Kinder. Von daher halte ich diesen (Regel)Ansatz für gar nicht mal so verkehrt. Du kannst den SG ja später immer noch ändern oder erhöhen...vielleicht wenn beide Charaktere mal ein Level aufgestiegen sind ? :P
Da fällt mir gerade auf, dass ich überhaupt keinen Aufstiegsmechanismus habe. Muss ich mal nachdenken, wie ich das handhaben will. Die Kinder vermissen es bisher natürlich nicht, weil das Level Up ihnen kein Begriff ist. Mal sehen, am liebsten hätte ich irgendwas greifbares dafür, vielleicht mache ich was mit Kartenziehen oder ich gebe Erfahrungspunkte als Tokens aus, die eingetauscht werden können.

Ich richtig gute Ideen dabei, die lassen sich auch für So nicht Schurke verwenden! Ich habe ein paar Abenteuer mit meiner Großen gespielt und vor ein paar Wochen das D&D 5 Abenteuer Wild Sheep Chase mit 5E Regeln angefangen.  Da spielen auch Spieler aus der regulären Gruppe mit und die Regeln wurden weitgehend im Original beibehalten.
So nicht, Schurke! (finde den Titel super) will ich mir noch ansehen, ich hatte nur nicht vor ein System zu kaufen und lesen, bevor ich nicht mal wenigstens abgecheckt habe, wie viel Spaß die Lütten überhaupt so am Spiel haben.
« Letzte Änderung: 10.10.2023 | 16:52 von bolverk »
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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #7 am: 10.10.2023 | 17:06 »
So nicht Schurke wirft halt alles in einen Topf, das finden Kinder gut bis zu einem gewissen Alter: Dinos, Ufos, Elfen usw.
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Re: Die Abenteuer von Thorin und Joe
« Antwort #8 am: 6.03.2024 | 15:36 »
Wir haben in der letzten Zeit nicht viel gespielt. Eigentlich fast überhaupt nicht. Im Dezember haben die  Kids eine Wagenladung Miniaturen geschenkt bekommen, in den Weihnachtsferien haben wir dann auch eine weiteres Thorin & Joe-Abenteuer angefangen (Abgestürztes Luftschiff in einem saurierverseuchten Dschungel finden und der Besatzung helfen, es wieder klarzumachen, während ein Volk von Tier-Mensch-Hybriden versucht, eben dies zu verhindern - Ähnlichkeiten mit 80er-Jahre Zeichentrickserien/Spielzeug sind rein zufällig), sind aber nicht weit gekommen, die Kinder wollten dann lieber was anderes machen, also haben wir abgebrochen und dann nie weitergespielt. Tja.

Am Wochenende hat Joe darauf bestanden, endlich mal wieder zu spielen, Thorin wollte lieber solange die Oma besuchen. Gut und schön, dann spielen wir, aber wir probieren was Neues aus.

Ich habe flugs die deutsche Version von Cairn runtergeladen und Joe einen Charakter auswürfeln lassen: Stärke und Geschick durchschnittlich, aber unverschämt viel Willenskraft. Er wollte auch die Ausrüstung komplett auswürfeln und so wurde der Charakter mit Holzkeule, Plattenrüstung (Natural 20, yay!), Schild und einem Zauberbuch (ein Phobiezauber) ausgestattet. Da der Schild in Kombination mit Plattenrüstung nicht viel bringt, habe ich ihn nochmal auf der Liste für zusätzliche Ausrüstung würfeln lassen. Ergebnis: Ein weiteres Zauberbuch (Schrumpfzauber). Weil Joe sich Sorgen gemacht hat, das Abenteuer ganz alleine bestehen zu müssen,wurde schnell ein zweiten Charakter ausgewürfelt den ich führen wollte.Zorneserregenderweise habe ich dreimal die 11 bei den Attributen gewürfelt. Was soll’s. Zufälligerweise tauchte gerade meine Frau von der Arbeit auf und hat sich dazu überreden lassen, mitzuspielen. Charakter auswürfeln (Hohe Stärke, Bastardschwert, mittlere Rüstung, gewürfelter Charaktername: Winnie).

Generischer Dungeoncrawl
Schnell mit dem Handy einen Dungeon-Zufallsgenerator gesucht, einen kleinen, völlig sinnlosen Dungeon erschaffen lassen, fertig.
“Wir brauchen einen Einstiegspunkt. Was machen wir nochmal hier, Joe?”
“Wir versuchen unsere Freunde zu retten, die im Kerker eingesperrt sind.”
“Ach ja, genau. Also los!”

Da Joe den ausdrücklichen Wunsch hatte, viel zu kämpfen, war das Abenteuer im Prinzip eine Aneinanderkettung von Zufallsbegegnungen. Gegnerwerte habe ich spontan improvisiert (ich habe Cairn irgendwann mal gelesen, hatte aber wenig Erinnerungen daran und jetzt keine Zeit, das im Detail aufzuarbeiten. Ich habe es uns auf jeden Fall nicht so schwer gemacht, da das System schon recht tödlich ist. So wurde mein Charakter im Kampf auch direkt verwundet, dass er sich den Rest der Zeit komplett im Hintergrund halten konnte. Letztendlich habe ich beim Schaden der Gegner ansonsten aber absolut fürchterlich gewürfelt, dass Joe mit einem entsprechend hohen Rüstungswert auch fast keinen Kratzer abbekommen hat.
Er konnte seinen Phobie-Zauber einsetzen und die Gegner in Angst vor seiner Waffe versetzen. Beim Endkampf kam er auf die Idee, den Gegner, einen Oger, vermittels des anderen seiner beiden Zauberbücher auf die Größe einer Maus zu schrumpfen. Winnie, der als nächstes an der Reihe war, hat den Oger einfach zertreten und damit hatte sich das.

“Zufälligerweise” fand der Kampf im Verlies statt wo die zu rettenden Freunde, eine elfische Waldläuferin und ein zwergischer Krieger, den Miniaturen nach, die Joe ausgesucht hatte, bedröppelt durch die Gitterstäbe ihrer Zellenschauten. Etwas betreten informierte die Elfe: “Der Oger hatte den Schlüssel.”
Thorin, der eine Minute zuvor vom Omabesuch zurückgekehrt war, hatte eine ebenso einfache wie durchführbare Lösung: Die Gefangenen mit dem gleichen Zauber schrumpfen und aus den Zellen marschieren lassen, irgendwann werden die ja vielleicht wieder groß, wenn der Zauber nicht mehr wirkt. Gesagt, getan, dann raus aus dem Dungeon, das gefundene Gold auf den Kopf kloppen.
The End.

Während ich die Miniaturen einpacke, fragt Thorin mich, ob wir nicht jetzt gleich nochmal spielen könnten, diesmal mit ihm. Tja, dafür ist es leider zu spät. Aber wir können ja bald wieder spielen, am besten alle zusammen.

Weil das ganze im Prinzip ein Soloabenteuer meines Kurzen war, habe ich die Sache noch einfacher gehalten als bisher, wenig Interaktion, nur hin und wieder eine Entscheidung, welchen Gang man als nächstes nehmen soll, was aber gut funktioniert hat. Mit Charaktererschaffung haben wir vielleicht etwas länger als eine Stunde gespielt. Meiner Frau wurde sehr schnell langweilig, für sie gaben weder Regelwert, noch Dungeoncrawl genug her, aber sie hat tapfer durchgehalten und wurde von unserem Sohn, der im 7. Himmel schwebte, weil er selbst bestimmen durfte wie der Hase läuft, wiederholt umarmt und geschmatzt.

Insgesamt ist es fraglich, ob das System überhaupt geeignet ist, wenn man eine 5-Jährige Kampfsau als Spieler hat. Offenkundig soll man hier direkte Kämpfe ja wohl eher vermeiden. Es gibt keinen Trefferwurf, Angriffe machen einfach Schaden und Trefferpunkte gibt es nicht viele. Sind die weg, geht’s ans Eingemachte und die Attribute werden in Mitleidenschaft gezogen.Nächstes Mal stocken wir vielleicht die Trefferpunkte auf oder wir spielen ganz was anderes.
Mal sehen.
"Anyone can be a winner if their definition of victory is flexible enough."
- DM of the Rings