Nachspiel 1
Garogs Hügel, Herzlande Eralions
an einem der letzten Tage der Prinzessin
im Jahr 1504 nach Bahamut
Wutentbrannt schleuderte Aliki ihren Steinkrug gegen die Höhlenwand. Seine Splitter und der schäumende Inhalt des Tringefäßes spritzten in die Reihen der darunter kauernden Riesen. Es waren niedere Riesen die da in den tanzenden Schatten des großen Feuers hockten; Oger, Trolle und Ettins. Keiner von ihnen wagte es einen Laut von sich zu geben, denn wenn eine der Eisernen Schwestern tobte hielt man sich besser zurück, wenn man sein Leben behalten wollte.
“Ich verstehe deine Wut, Schwesterlein. Zertrümmer ein, zwei Riesenschädel, wenn du dich dadurch besser fühlst oder zerreiss einen der Jungen, aber hör dir an was ich zu verkünden habe!”, schlug ein zweites, riesenhaftes Weib vor. Ihr Haar war dunkel wie Eisendraht und ihre Haut so grau wie Stein.
“Nein, Mina! Sie haben alle neun erschlagen! Jedes einzelne unserer verfluchten Mädchen in dieser gottverdammten Burgruine! Was taugt uns der Pakt mit dem alten Scheusal, wenn er seinen Bräuten gar nicht die Macht verleiht, die er verspricht?”, krisch Aliki heiser durch die verqualmte Höhle wie ein Nagel über Schiefer.
“Ich weiss, Schwesterlein. Ich weiss.”, versuchte Mina die andere zu besänftigen. Um ihre Worte zu bekräftigen hielt sie ihre linke, prankengleiche Hand empor und zeigte ihrer Schwester drei blutige Fingerspitzen. “Der Verlust schmerzt mich genauso wie dich. Aber einerseits können Schmerzen etwas sehr reizvolles sein und andererseits haben wir doch Zeit. Im Gegensatz zu den Menschen!” Mina legte ihren grauen Kopf in den Nacken, auf ihren beachtlichen Buckel, und lachte schrill. Ihre Schwester stimmte in das furchteinflößende Geräusch mit ein, so dass die Riesen ihre Köpfe unweigerlich noch tiefer senkten.
“Und nun zu erfreulicheren Ereignissen. Die Alte Natter hat uns nämlich eine vollkommen verzweifelte Seele voller Zorn auf ihre Peiniger gesandt!”, wechselte Mina das Thema. “Sie wird noch heute den Tempel erreichen. Ihre Niederkunft steht ebenfalls kurz bevor, obwohl sie voller Hass auf den Braten ist. Noch mehr hasst sie aber seinen Vater! Denn er hat sie gegen ihren Willen, sowie gegen das Gesetz der Menschen genommen und der heilige Richter des Blauen Gottes hat dennoch ihm Recht gegeben. Das Beste ist jedoch, dass sie bereits über Kräfte verfügt die unserer Angelegenheit mit dem Ritterlein mehr als dienlich sein sollten. Unterwerfen wir mit ihrer Hilfe einen weiteren Stamm Grolantors, wird der Zerstörer diese Macht mit Freuden mehren, da bin ich mir sicher! Als kleines Dankeschön habe ich Nathaira ein Glöckchen mit der Rune Uvar zukommen lassen. Die wird das arme Ding in ihrem kleinen Machtkampf mit dem Sumpfdrachen gut gebrauchen können.”
“Köstlich, Schwesterherz, ganz köstlich.”, mischte sich ein drittes Weib in die Unterhaltung ein. “Und so lange wir warten, habe ich auch noch was zum Besten zu geben!”
Geheimniskrämerisch blickte Haru ihre beiden Schwestern Aliki und Mina mit milchigen, weißgrauen Augen über den Rand ihres Trinkbechers an.
“Ihr erinnert euch an das herrliche Grauen, das die Kichernde Katti über den Knochengarten nördlich des Nivian gebracht hat? Das Ritterlein hat zwar ihr geliebtes Schoßtier erschlagen, es ist aber weder ihm, noch dem Sternenjungen gelungen, die Wurzeln des wundervollen Übels auszureißen! Die Elfen leiden also nach wie vor!”
Dieses mal hallte das grauenhafte Gelächter von drei Eisernen Schwestern durch die Höhle.
“Genauso wie die Holzfäller bald wieder leiden werden.”, fügte Haru seherisch in ihren Kelch blickend hinzu. “Aber auch das Ritterlein und der Sternenjunge werden es schwer haben ohne unser Wohlwollen in Garogs Hügeln Fuß zu fassen.“
„Das werden sie, große Schwester. Das werden sie.“, krächzte Mina beipflichtend. „Ja! Lasst sie uns gebührend willkommen heißen!“, schrie Aliki in überschwänglicher Vorfreude auf Raub, Mord und Zerstörung.
Bei den Worten Alikis vergaßen die Riesen in ihrem eigenen Blutdurst sogar die Angst vor den Eisernen Schwestern. Sie sprangen wild durcheinander und schlugen grölend mit ihren Keulen auf den Steinboden und die Höhlenwände ein. “VAPRAK! VAPRAK!! VAPRAK!!!”, platzte es aus ihnen heraus. Mina, Aliki und Haru sahen sich gegenseitig an. Dann lachten sie wieder, dass ihre verbeulten Buckel nur so hüpften.
“Und nun entschuldigt uns, Jungs. Wir haben eine Hochzeit vorzubereiten!”