Autor Thema: [D&D] Zeit der Wölfe  (Gelesen 87013 mal)

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Offline Tintenteufel

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Re: Knight & Sage
« Antwort #225 am: 14.01.2023 | 10:01 »
Ich freue mich drauf!

Vielen Dank für dein anhaltendes Interesse!

Ich bin aber ehrlich wenn ich sage, dass ich meine laufenden Runden weiter mit D&D 5 betreibe, weil ich die Konstanz mag.

Vollkommen verständlich. Was ich da mit meinen verkorksten Gehirnwindungen mache ist ja auch gut extremistisch und macht rational nur bedingt Sinn. Wobei ich WotC's D&D (5e oder OneDnD etc.) wirklich 0 Raum geben will. Bis auf die verstaubende Regalfläche in meinem Arbeitszimmer natürlich!
 
Was zukünftige Sachen angeht, da bin ich mal gespannt, was da so daherkommen wird.

Hey! Wir leben in spannenden Zeiten. Es gibt viele tolle Systeme und wird demnächst sicher noch einige mehr geben!!
Wir halten es uns auch offen nur Abschnitte der Kampagne mit dem nächsten System zu spielen und dann ggf. wieder zu wechseln.
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Offline Tintenteufel

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Re: Knight & Sage
« Antwort #226 am: 14.01.2023 | 11:15 »
Bin gespannt, wie es bei euch weitergeht.

Dann bedanke ich mich natürlich auch für dein anhaltendes Interesse!  :-*

Wie meine DnD 5 Runde (aktuell mitten in CoS aber seit einiger Zeit auf Pause) weiter geht, ist noch fraglich. Ich bin versucht, das Spiel erst einmal fertig zu machen und danach auf 13th Age oder so umzusteigen, aber die Spieler müssen da natürlich mitziehen.

Verstehe ich. Als SL muss das schon mit ganzem Herzen getragen werden, sonst ist das irgendwie schwierig. Also für mich.

Aber ich muss mal mit ihnen drüber reden, vielleicht wagen wir den Sprung gleich :-D

Knight & Sage haben sich beide auch zunächst geziert. Wir haben viel geredet und geschrieben. Ich habe sie hoffentlich nicht überredet, aber wir sind nun voll beisammen und freuen uns sehr auf einen Neuanfang sowie das Weiterstricken unserer geliebten Kampagne.
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Offline Tintenteufel

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Re: Knight & Sage
« Antwort #227 am: 16.01.2023 | 12:22 »
PLATZHALTER: Spin-off I.2 Session 1

Hier entsteht ein Spielbericht!
« Letzte Änderung: 29.12.2023 | 09:44 von Tintenteufel »
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Offline Tintenteufel

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Re: Knight & Sage
« Antwort #228 am: 16.01.2023 | 12:22 »
PLATZHALTER: Spin-off I.2 Session 2

Hier entsteht ein Spielbericht!
« Letzte Änderung: 29.12.2023 | 09:44 von Tintenteufel »
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Offline Tintenteufel

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Re: Knight & Sage
« Antwort #229 am: 16.01.2023 | 12:25 »
Habe den Schnellzugriff auf die einzelnen Spielberichte überarbeitet und thematisch mehrere Sessions zu "Kapiteln" zusammengefasst. Im Zuge dessen musste ich ausserdem noch zwei weitere Platzhalter einfügen.  ;)
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Offline Tintenteufel

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[SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #230 am: 17.01.2023 | 22:09 »
Und die Entscheidung ist gefallen.
Noch bevor wir das System am Spieltisch testen konnten, aber es liest sich einfach zu gut:
Der Schatten des Dämonenfürsten von System Matters bzw. Shadow of the Demon Lord von Schwalb Entertainment (Robert J. Schwalb).
Wir machen justamente die Anfänger-SCs fertig und spielen noch zwei Testrunden (Missetat und vermutlich Ihre Augäpfel), dann wartet das kalte Wasser:
ein 10-stufiger Campaign Arc von "Knight & Sage" mit SdDF!  :headbang:
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Offline klatschi

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #231 am: 18.01.2023 | 05:02 »
Und die Entscheidung ist gefallen.
Noch bevor wir das System am Spieltisch testen konnten, aber es liest sich einfach zu gut:
Der Schatten des Dämonenfürsten von System Matters bzw. Shadow of the Demon Lord von Schwalb Entertainment (Robert J. Schwalb).
Wir machen justamente die Anfänger-SCs fertig und spielen noch zwei Testrunden (Missetat und vermutlich Ihre Augäpfel), dann wartet das kalte Wasser:
ein 10-stufiger Campaign Arc von "Knight & Sage" mit SdDF!  :headbang:

Viel Spaß damit, ich lese dann gerne mit ☺️

Offline Tintenteufel

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #232 am: 18.01.2023 | 07:51 »
Viel Spaß damit, ich lese dann gerne mit ☺️

Sehr cool! 8)
Vielen Dank!!

Musste natürlich schon ordentlich nachdenken, ob SdDF ein geeigneter Ersatz für unsere dann doch auch recht generische D&D-Kampagne ist. Habe deshalb mal ein paar Stellen für meine Spieler rausgesucht die quasi schon 99% SdDF waren:

Spielbericht Nr. 20:
...
Hier tobte noch immer der Kampf zwischen den Wachsoldaten der Schwanenburg und den mysteriösen Angreifern, die kurz nach dem Eingreifen des Paladins die Herausgabe der “dunklen Prinzessin” verlangten. Mit Waffengewalt, Mord und Totschlag versuchten sie die Auslieferung von Galynda Belram zu erzwingen! Ganz offensichtlich in einer Art von Wahn, forderten sie darüber hinaus den Tod der jungen Frau, angeblich um die Rückkehr von Arzul und den Einmarsch des Dämonenkönigs nach Eralion zu verhindern.

Krachend brachen sie das Portal auf, doch die heilige Halle war leer. Die dunklen Streiter waren geflohen und selbst die giftgrünen Nebelschwaden hatten sich verflüchtigt. Es gab nur noch einen klaren Hinweis auf die Eindringlinge, denn am Gemäuer hinter dem Altar prangte eine übergroße schwarze Sonne.
...
Ich habe sogleich Nachrichten an unsere Augen und Ohren in der Weißen Festung versandt und um einen Bericht zu den jüngsten Aktivitäten des sinistren Geheimbundes zu Ehren Azraels gebeten.


Spielbericht Spin-off I Nr. 1:
...
Vex Glutwurm soll ein Halbling mit beachtlichen Zauberkräften gewesen sein. Er soll die sieben Zirkel der Ourobi, während der ursprünglichen Beschwörung der Weißen Festung, mit seiner angeborenen Magie gegen den Dämonenkönig Arzul und seine Horde verteidigt haben. Eine alte Weise des fahrenden Volkes berichtet davon wie Solani selbst den Halbling dafür zum Aasimar erhob. Eine Gunst die er an alle seine Nachfahren weitergegeben haben soll.Woher die Zauberkräfte von Vex stammten ist ungeklärt. Manche glauben in seinen Adern wäre das Blut der Söldnerdrachen geflossen, andere vermuten den Einfluss der Dschinn und böse Zungen behaupten er wäre bereits als Kind der Verderbnis von Scheusalen zum Opfer gefallen.
...

Spielbericht Spin-off I Nr. 3:
...
Die Ritter der Schwarzen Sonne gehören keinem edlen Stand an, wie es die Ritter des Drachenkönigs tun. Sie alle vereint nur der Glaube an Azrael, den gefallenen Erzengel des Todes. Das höchste Ziel der finsteren Ordensgemeinschaft ist der endgültige Sieg über den Dämonenkönig Arzul und die Vasallen des Scheusals. Ein Sieg zu jedem Preis, koste es was es wolle.

Darüber hinaus spiel(t)en ja auch die beiden dämonischen Gottheiten Vaprak und Ramenos eine gewisse Rolle in unserer Kampagne.

SdDF arbeitet letzten Endes auch nur mit Bestandteilen mehr oder weniger klassischer Fantasy. Der Fokus liegt einfach stärker auf den düsteren Aspekten!
« Letzte Änderung: 18.01.2023 | 07:54 von Tintenteufel »
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Offline Tintenteufel

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #233 am: 24.01.2023 | 15:50 »
Nachspiel 2

Markgrafschaft Gareth, Schloß Sommerwind
am ersten Tag der Mutter
im Jahr 1504 nach Bahamut

Es war ein wunderschöner Sol, ein Tag der Weißen Göttin mit blauem, wolkenlosem Himmel und einer angenehm warmen, goldenen Sonne. Zahlreiche Edelleute hatten sich auf Schloß Sommerwind eingefunden, um die Vermählung von Galynda Belram und Orthan Lamorak zu feiern.

Nach vergnügsamen Stunden im Schloßgarten und seinem kühlenden Labyrinth aus dunklen Blauschatteneiben, leutete die Abendämmerung den Empfang im großen Saal ein. Die hochwohlgeborenen Herrschaften strömten also, vom eiskalten Schaumwein aus den allgegenwärtigen Kristallkelchen angeheitert, plump scherzend und unverschämt kirchend ins Innere.

Das Schloß bestand aus himmelblauem Marmor, der von nahezu weißem Silber geädert war. Angeblich hatten vor Jahrtausenden Wolkenriesen die Grundfeste des prächtigen Gebäudes in den westlichsten Ausläufern der Feuerwallberge errichtet, was den Ort noch märchenhafter machte als er es ohnehin schon war. Viele Besucher betraten zum ersten Mal den Sommersitz von Haus Lamorak oberhalb der schmucklosen Stadt Noskor.


Ynhes von Yslark empfing die Hochzeitsgesellschaft mit sanften Lautenklängen in einem langen Saal aus schimmerndem, blauem Gemäuer und atemberaubenden, silbrigen Glasflächen. Im Gegensatz zu den feinen Damen und Edelmännern, trug die blonde Bardin ihre schlichte Reisekleidung. Ihre kunstvolle Musik vermochte es dennoch die Feiernden in einen kurzen Moment der Stille zu fesseln.

Als der letzte Ton verklungen war, und noch bevor der wohlverdiente Applaus einsetzen konnte, ergriff der sichtlich gut gelaunte Gastgeber das Wort. Orthan Lamorak bewegte sich mit erhobenem Kelch sowie überschwänglich redend durch die Menge. Er bewegte sich auf den eigentlichen Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, die hübsche Lautenspielerin Ynhes, zu.



Orthan Lamorak

Die Bardin hörte nicht zu, was der angetrunkene Aristokrat mit den roten Wangen von sich gab. Ihr Blick schweifte indes durch das bezauberte Publikum. Sie erkannte Baron Vapren, Saer Wynfreth Pelias und seine Tochter, Baron Forkys, Fürstin und Fürst Morganth, Baron Unkenrath, den Waldgraf, Hohepriesterin Maelina, Nimir von Leira, Abt Claderus und Arlyna von Noskor.



Baron Vapren - Haus Vapren
Haus Pelias - Saer Wynfreth




Sera Ludmylla - Haus Pelias
Haus Forkys - Baron Forkys




Fürstin Morganth - Haus Morganth
Haus Morganth - Fürst Morganth




Baron Unkenrath - Haus Unkenrath
Haus Blaumond - Waldgraf Blaumond




Hohepriesterin Maelina - Nimir von Leira
Abt Calderus - Arlyna von Noskor

Saer Anskar Fengrin und seinen Berater Moryn suchte sie jedoch vergebens. So reisten ihre Gedanken in die Vergangenheit; in jenen finsteren Keller unter dem Gasthof Zum Weißen Hirsch, aus dem sie der Paladin damals befreit hatte; an das Licht in Peredur, nachdem der junge Fengrin ihr die eiserne Maske hat abnehmen lassen; an die gemeinsamen Turniere in denen der Ritter so glorreich triumphierte. Von seiner Stellvertreterin, Sera Ludmylla, hatte Ynhes im Schloßgarten erfahren, dass Saer Anskar als im Unterreich verschollen galt.

Unerwarteter Applaus riss die Bardin aus ihren Wachträumen. Die Braut hatte, wie aus dem Nichts, den Saal betreten und sah so ganz anders aus, als damals in Leira. Zu jener Zeit hatte Prinzessin Galynda Belram in düsteren Trauergewändern gesteckt, da sie ihrem ermordeten Vater gedachte, dem Herzog von Lys. Heute feierte sie in leuchtenden Kleidern ihre Hochzeit mit dem Markgrafen des Ostens.



Galynda Belram

Braut und Bräutigam schlossen sich neben Ynhes in die Arme, gaben sich einen Kuss und die Menge jubelte erneut. Orthan Lamorak hauchte der Lautenspielerin eine alkohlschwangere Bitte nach ein paar fröhlichen Klängen ins Ohr, welche sich dankbar in ihre Musik flüchtete.
Sogleich wurden die hohen, doppelflügeligen Türen zur großen Halle aufgestoßen und Schausteller kamen herein. Sie gingen jedoch nicht auf ihren eigenen Füßen, sondern wurden auf langen Stangenwaffen aufgespiest in den Raum getragen. Die einzelnen Hakenspieße wurden jeweils von zwei schwer gepanzerten Soldaten mit geschlossenen Helmen getragen, deren Visir eine drakonischen Fratze darstellte.

Das einheitliche Marschieren der furchteinflößenden Krieger übertönte das helle Klimpern vereinzelter Schellen an den blutgetränkten, bunt karierten Kleidern der Toten. Der rote Lebenssaft der ermordeten Artisten, Musikanten und Feuerschlucker sprenkelte den himmelblauen Marmorboden, bis der makabre Zug auf einen gebrüllten Befehl Halt machte. Es bemächtigte sich eine Totenstille des Saales, die nur von den plätschernden Blutströmen aus den leblosen Körpern angefochten wurde. Schnell bildeten sich kleine Pfützen zwischen den finsteren Soldaten.

Plötzlich spuckte eine vermeintliche Leiche einen gurgelnden Blutschwall und eine Edeldame musste sich übergeben. Die Miene von Galynda Belram glich einer kühlen Porzellanmaske, während Orthan Lamorak hämisch lachen musste. Er bat dann jedoch mit einem ungeduldigen Handzeichen seine Livrierten der beschämten Frau zu Hilfe zu kommen. Anschließend erhob er mit fester Stimme erneut das Wort:

"Lasset diese Vorstellung eine Abschreckung für all jene sein, die meiner Frau, ihrem ehrenwerten Haus und unserer gemeinsamen Zukunft Böses wollen. Ja, als neuer Herzog der Herzlande, werde ich es nicht zulassen, dass dahergelaufene Attentäter und Terroristen die braven Bürger Eralions in Angst und Schrecken versetzen! Diese ruchlosen Männer und Frauen gehörten einem gesetzlosen Kult an, der sich selbst als Ritter der Schwarzen Sonne bezeichnet. Sie dienen jedoch keinem anderen als dem Todesengel Azrael und hatten noch vor unserer Ehelichung den Mord an meiner geliebten Galynda geplant. Dank den umfangreichen Kenntnissen meiner treuen Beraterin Arlyna konnte die Gefahr jedoch rechtzeitig durch die legendären Wyvernenreiter von Haus Lamorak gebannt werden."

Der Markgraf von Gareth und Herzog von Lys schlug seine geballte Rechte hörbar in seine andere, schwarz behandschuhte Hand, um seinen letzten, unheilschwangeren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.



Herzogin und Markgräfin - Haus Lys
Haus Lamorak - Herzog und Markgraf

Niemand wagte ein Geräusch von sich zu geben.

Dann wurde außerhalb des Festsaals, hoch über dem Schloß, das durchdringende Kreischen eines Drachen laut. Die Bestie näherte sich. Auf den erschreckten Gesichtern der Hochzeitsgesellschaft machte sich ausgewachsene Furcht breit.

Gelassen versuchte Orthan Lamorak seine Gäste zugleich zu beruhigen wie einzuschüchtern: "Habt keine Angst, meine Lieben. Es ist nur mein ruhmreicher Vorkämpfer, der soeben mit seiner Wyverne auf der Aussichtsplattform gelandet ist. Er wird von nun an in den gesamten Herzlanden Eralions für Ruhe und Ordnung sorgen, nicht nur in der Ostmark, wie bisher. Begrüßt also mit mir den Kommandanten der tapferen Wyvernenreiter: Saer Dulzun Xerk.“
« Letzte Änderung: 15.02.2023 | 22:26 von Tintenteufel »
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Offline Tintenteufel

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #234 am: 30.01.2023 | 11:28 »
Vorspiel 2

Königreich Eralion, Peredur
an einem der ersten Tage des Ungeheuers 
im Jahr 1504 nach Bahamut

Seit dem Zwischenfall im Turm der königlichen Magiergilde, wollte Peredur einfach nicht zur Ruhe kommen. Der niedergeschlagene Stadtschreiber Wendelyn bewegte seinen leise ächzenden Rollstuhl über den obersten Wehrgang der Turmburg. Auf Höhe des ausgebrannten, ruinierten Magierturms blieb er stehen. Zerklüftete, rußgeschwärzte Mauerreste waren alles, was von dem erhabenen Bauwerk geblieben war. Die umliegenden, deutlich niedrigeren Gebäude, waren von der arkanen Explosion ebenfalls zerstört worden und hatten um die Turmruine einen schwarzen Fleck in Peredurs Dachlandschaft hinterlassen.

Zusammen mit dem Magierturm hatte das Städtchen an der Vika nicht nur seinen Großteil an Zauberkundigen eingebüßt, sondern auch seine fähigsten Ordnungshüter mitsamt ihrem Gerichtshof. Ja, der Blaue Gott hatte sich offenbar von Peredur abgewandt.

Wieder verfluchte Wendelyn jene Krötenscheusale, deren Überfall Chaos und Verwüstung über die Stadt der Türme gebracht hatte. Zudem quälte es den königlichen Herold noch immer, dass es bis zum heutigen Tage ungeklärt blieb, wie die Slaadi - als was sie der überlebende Gildenmagier Undanitor identifiziert hatte - in den magisch geschützten Turm hatten eindringen können. Es half nichts sich zu ärgern und es gab dringendere Angelegenheiten, die seiner Aufmerksamkeit bedurften.

Wendelyn bewegte seinen müde tönenden Rollstuhl weiter. Der Arkadengang war zwar überdacht, aber der kalte Herbstwind wehte den feinen Nieselregen dennoch in sein bärtiges Gesicht.

Um effektiv arbeiten zu können, brauchte er seine Augen und Ohren in den Straßen unter ihm. Jetzt! Nicht in Tagen oder gar Wochen. Denn in jeder Nacht verloren Unschuldige ihr Leben an einen gesichtslosen Mörder. Der Pöbel nannte ihn nur „den Schlitzer“, weil er seinen Opfern grässlich lange Schnittwunden beibrachte und sie völlig ausbluten ließ.

Der Herold hatte seine Leute bereits nach Peredur gerufen, doch Zahide, Fortu und Deval befanden sich noch im Herzogtum Lys. Silaqui von Rosenwinter hingegen, galt mit ihrem heldenhaften Ritter und dessen geheimnisvollen Berater noch immer als verschollen.

Es gab allerdings einen Bericht aus Kluftheim, der eine andere Schlussfolgerung nahelegte. 
So berichtete Schultheiß Scheppen persönlich vom Fund einer gnomischen Patrouille in Garogs Hügeln. Demnach sei das Streitroß von Saer Anskar schwer verwundet nahe dem Tiefen Tor der Gnomenenklave aufgegriffen worden. Die blutigen Hufspuren des Tieres hätten seine Soldaten dann angeblich zu den Pferden von Moryn, Silaqui und Litrix Blutzahn geführt. Alle vier Reittiere hätten jedoch schreckliche Verletzungen durch Raubtiere aufgewiesen und bedauerlicherweise durch einen Gnadenstoß vom Leid an ihren Wunden befreit werden müssen. Scheppens Fährtenleser beschuldigten an jenem Unglück einen zu angriffslustigen Goldfraß und machten die magische Bestie zudem für den wahrscheinlichen Tod des jungen Fengrin verantwortlich.
Der königliche Herold wusste aber, dass der Herrscher von Kluftheim wahrscheinlich nur keine weiteren Nachforschungen zum Verbleib von Saer Anskar wünschte.

Wendelyn hatte von seiner Agentin nämlich tatsächlich von einer Begnung mit einem Aurumvorax erfahren, doch diese hatte lediglich zu einem Treffen mit der von Scheppen gesuchten "Terroristin" Tana Turen geführt; nicht zum Tod des Ritters und seines Gefolges. Anschließend war Saer Anskar der Gnomin, auf der Suche nach Beweisen gegen den korrupten Schultheiß von Kluftheim, unter die Erde gefolgt. Gemeinsam begegneten sie Elementarwesen, gnomischen Konstrukten, Feen und Feuermagiern sowie einem Hydralisken, der den jungen Fengrin schließlich versteinerte.

Der Knappe des Ritters teilte jenes harte Schicksal, doch Moryn und Silaqui konnten von Tana gerettet werden. Sie flüchteten sich in einen unterirdischen Pilzwald, wo sie zahlreiche Abenteuer erlebten, um dem Unterreich zu entkommen und ein Gegenmittel für die Versteinerungen aufzutreiben. Am befremdlichen Hof eines Pilzkönigs wurden sie bezüglich Letzterem fündig. Unugh II. knüpfte jedoch eine Bedingung an die Herausgabe des Elixirs, das einen der beiden versteinerten Krieger retten konnte. Er verlangte von den Oberflächenbewohnern in den Kristallkavernen von Mütterchen Nacht, den Runenstein der alterehrwürdigen schwarzen Vettel zu zerstören.

Tana blieb am Hof des Pilzkönigs zurück. Moryn heuerte in der Siedlung der Mykoniden zwei Söldnerinnen aus Balderks Brücke an und bahnte sich unter der anhaltenden Berichterstattung von Silaqui erneut einen Weg durch den widerspenstigen Pilzwald. Seitdem die kleine Expedition die Kristallkavernen jedoch betreten hatte, hatte Wendelyn keine weiteren Nachrichten mehr von seiner treuen Agentin erhalten.

Aber auch mit dieser äußerst beunruihigenden Tatsache konnte sich der königliche Herold jetzt nicht befassen. Er hatte die Turmburg weit genug umrundet, um die wütenden Bürger von Peredur deutlich hören zu können, die sich unter ihm auf dem Marktplatz versammelt hatten. Lautstark forderten sie die Obrigkeit auf „den Schlitzer“ zu fassen. Wendelyn gab den Rädern seines Stuhls einen weiteren Schwung und rollte nah genug heran auch den feurigen Fackelschein der aufgebrachten Leute zu bemerken. Dann konnte er endlich durch eine Schießscharte den Platz einsehen. Der aufmüpfige Pöbel hielt Spieße und Forken in den bedeckten Abendhimmel! 

Immer öfter vernahm der Stadtschreiber den Namen „Unkenrath“ aus der lärmenden Menge. Die hitzige Stimmung dort unten wurde zu einer Gefahr für den Baron und das Wenige was von der Sicherheit Peredurs geblieben war. Der königliche Herold wendete seinen Rollstuhl und bewegte ihn zurück in die Turmburg. Baron Unkenrath hatte sich bereits vor Tagen in seine Gemächer zurückgezogen. Es war an Wendelyn die Wachen zu befehligen. Und dieser Marktplatz musste geräumt werden. Jetzt!
« Letzte Änderung: 15.02.2023 | 22:26 von Tintenteufel »
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Offline klatschi

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #235 am: 30.01.2023 | 12:42 »
Schöne Überleitung zum kommenden Abenteuer und schöne Zusammenfassung des bereits Geschehenen  :d

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #236 am: 30.01.2023 | 18:57 »
Schöne Überleitung zum kommenden Abenteuer und schöne Zusammenfassung des bereits Geschehenen  :d

Vielen Dank, klatschi!

Nachdem ich ja eigentlich noch die letzten 4 bzw. 6 Spielberichte schulde, war das das Mindeste das ich tun konnte, um alle auf Stand zu bringen.  :)
« Letzte Änderung: 31.01.2023 | 08:44 von Tintenteufel »
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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #237 am: 30.01.2023 | 19:02 »
Ach, und es gibt Bonuspunkte für alle die mir sagen können wie die Slaadi in den Magierturm gekommen sind!



Kleiner Tipp: die Antwort findet sich in den Spielberichten. ;)
« Letzte Änderung: 31.01.2023 | 08:50 von Tintenteufel »
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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #238 am: 3.02.2023 | 11:47 »
Session II.1

Sha, 5. Tag des Ungeheuers 1504 n. B.

In der vergangenen Nacht geschah etwas sehr ungewöhnliches. Ihr erinnert Euch sicher an den Serienmörder, der seit Mitte Herbst in Peredur sein Unwesen treibt. Das einfache Volk nennt ihn "den Schlitzer", weil er seine zahlreichen Opfer mit langen Schnitten tötet und stark ausbluten lässt. Gestern mordete er wieder und das ungewöhnlich oft: zunächst einen Akolythen der Kirche des Lichts, kurz darauf eine Söldnerin aus Balderks Brücke und gegen Mitternacht noch einen jungen Gardisten am Flusstor.




Vier unbescholtene Bürger hefteten sich jedoch an seine blutverschmierten Fersen!

Laut meinen verbliebenen Augen und Ohren handelte es sich dabei um Kylian, einen ehemaligen Seesoldaten vom Nivian, den Fährmann Magnus, die Köchin Tess und Jorick, einen einsiedlerischen Halbling aus dem Shalunha.

Im Licht des heutigen Tages gelang es ihnen dann aus einem unscheinbaren Hinweis, entscheidende Rückschlüsse auf das Versteck des Mörders zu ziehen. Es war das neue Sägewerk, das die Gnome Funkelstein und Schnitterteller erst im vergangenen Sommer erbaut hatten, wo sie den Schlitzer dann tatsächlich auch stellen konnten.
Hinter all den Morden steckte eine gemeine Rotkappe*! Aber das Schwert von Kylian bereitete jenem Blutvergiesen ein jähes Ende, indem es den bärtigen Kopf des Feenwesens mit einem einzigen Hieb von seinen knorrigen Schultern trennte.

Ich hätte den Kopf des Schlitzers gerne auf eine lange Lanze gespießt, um ihn auf dem Marktplatz auszustellen, aber der Körper des Feenwesens zerfiel angeblich noch im Sägewerk zu rotbraunem Matsch, wie es manche Pilze nach ihrer Lebensdauer tun.
Und die widerliche Zipfelmütze aus zusammengeflickter Menschenhaut, die der Schlitzer immer wieder mit Blut rot färben musste, übergab die gläubige Tess den läuternden Flammen der Weißen Göttin.

Nun hoffe ich, dass Kylian, Magnus, Tess und Jorick hingegen keine Eintagsfliegen sind und, dass ich schon bald über weitere Heldentaten der vier berichten kann!

Ich warte nämlich noch immer auf gute Nachrichten von Saer Berthil, der den Wiederaufbau von Burg Isenwaid im Namen seines Herren - Saer Anskar - weiter vorantreibt. Denn so lange der junge Fengrin und sein Berater Moryn nicht zurückkehren, müssen wir in der Stadt der Türme wohl oder übel mit einfacher gestrickten Helden auskommen.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Die Priesterschaft Nymias konnte mich darüber aufklären, dass Rotkappen zur Gattung der Feenwesen gehören. Jene mordenden Scheusale wachsen aus unscheinbaren Pilzen mit roten Kappen, wenn diese mit dem Blut von Sterblichen in Berührung kommen. Ist eine Rotkappe auf diese Weise in unsere Welt gelangt, muss sie eine Zipfelmütze aus der Haut ihres ersten Opfers fertigen und sie mit Blut feucht halten. Trocknet die Mütze aus, stirbt die Rotkappe.
Im Übrigen gibt es die Vermutung, dass jene Pilze mit den roten Kappen insbesondere von Vetteln gezogen werden, um Unglück und Elend über die sterblichen Völker Avalons zu bringen.
« Letzte Änderung: 29.12.2023 | 09:45 von Tintenteufel »
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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #239 am: 15.02.2023 | 19:15 »
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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #240 am: 15.02.2023 | 19:17 »
Nachspiel 3

Königreich Eralion
in der zweiten Hälfte der Vettel 
im Jahr 1504 nach Bahamut

Der letzte Drachenkönig war allein. Auraeus III. döste in seinem Thron und dachte nach; halb im Wachzustand, halb im Traum. Er lauschte den Wellen die mit unvorstellbaren Kräften gegen die Klippen unter Sturmkrone, seinem schwebenden Palast in Morr Thuris, donnerten. Dann vernahm er das leise Knirschen von Stein der über Stein bewegt wird. In seinem schattenverhangenen Thronsaal wurde eine der schweren Geheimtüren aufgeschoben. Der König hatte früher oder später ohnehin damit gerechnet; so öffnete der betagte Monarch gemächlich seine goldenen, mandelförmigen Augen, in seinem goldenen Gesicht, das von schneeweißem Haar und Bart eingerahmt wurde. Er war bereit.

"Ich wusste, dass ihr eines Tages aus meinem Kerker emporsteigen und die Souverenität Bahamuts über das Letzte Königreich anfechten würdet. Warum aber habt ihr genau jetzt die Geduld verloren? Ach, es spielt doch keine Rolle. Meine Leibwache ist tot, nehme ich an. Lasst uns beginnen."

* * * * *

Moryn ritzte mit seinem krallengleichen Fingernagel einen weiteren Stern in das kalte Mauerwerk an seiner Wange. Er drückte sein zotteliges Haar und seinen verfilzten Bart noch fester gegen die Turmwand, um der Darstellung auch wirklich die exakte Form aus seinen Visionen geben zu können. Irgendwann war der Gelehrte zufrieden, er richtete sich auf und machte einen Satz zurück. Fieberhaft huschte sein Blick über die gesamte Sternkarte, die er in den vergangenen Stunden, Tagen und Wochen auf diese Weise angefertigt hatte. Nein, er fand seine Orientierung nicht wieder. All die Mühen waren vergebens! Erneut peinigten ihn seine bruchstückhaften Erinnerungen an die Finsternis der Kristallkavernen, die Lichtreflektionen ihrer Fackeln, die sie wie die Augen hungriger Raubtiere in einem nächtlichen Wald anfunkelten, und an die zahllosen verzerrten Spiegelbilder. Er streckte die Hand nach dem Kobold aus, kurz bevor er von den Splittern einer berstenden Höhlendecke verschüttet wurde. Das letzte, einfache "Urak!", hallte in Moryns verwirrtem Geist wider; für ein zweites Mal hatte der geschuppte Fallensteller keine Zeit mehr gehabt. Der kleine Drache Sniv teilte das schreckliche Schicksal seines Herren.



Urak! (Urak!!)

Moryn wendete sich ab und suchte in den Schatten des kreisrunden Raumes, in dem er sich nun befand, die anderen: Yevelda, Gunnloda und Silaqui. Der Gelehrte entdeckte keine seiner Begleiterinnen, gleichwohl löste sich der Schatten von der Turmwand und glitt wie ein Rochen am Meeresgrund durch den Raum auf ihn zu! Er duckte sich, und sah sich um. Der Schemen hatte sich auf der Treppe, die an der Turminnenseite empor führte, zu einem schwarz-weißen Mantel materialisiert, welcher nun Gunnloda fest umschlungen hielt. Die Zwergin vermochte sich nicht aus der Umklammerung zu befreien. Dann drückte der Schwanz des Mantlers das umschlungene Paar von den Steinstufen und die Söldnerin kippte mit dem alptraumhaften Monster in die Tiefe; wo sie beide sogleich von schwarzer Finsternis verschluckt wurden.

Langsam richtete sich Moryn auf. Vorsichtig ging er auf die Treppe zu, doch darunter befand sich weder ein Abgrund, noch Gunnloda oder ein Mantler, sondern nur düstere Schatten.

* * * * *

Wieder wurde Auraeus von einem knisternden, dunkelroten Strahl getroffen. Sein Gegenüber schleuderte Zauber um Zauber gegen den Drachenkönig, der aber noch hinter seiner eigenen Magie geschützt blieb. Der feindliche Zauberwirker hatte rote Haut, langes schwarzes Haar und eine breite, platte Nase sowie spitz zulaufende Ohren. Er trug purpurfarbene Roben und war von stattlichem Wuchs, etwas größer sogar als seine besten Ritter: ein Hob'Goblin.

Links und rechts des Gerobten schlüpften weitere, schattenhafte Attentäter in den Thronsaal. Sie besaßen eine Statur, die durchaus mit der ihres Anführers vergleichbar war, doch ihr Antlitz blieb unter eisernen Teufelsmasken verborgen.

"Ein Zerstörer, mit einer Handvoll Assassinen. Mehr hat der mächtige Zargun von Gal'Dur nicht zu bieten?", verhöhnte der Drachenkönig seine Angreifer.
"Ich bin kein Zerstörer. Ich bin ein Vernichter!", lautete die knappe, kühle Antwort des gerobten Goblins. Dann zuckte ein gelber Blitz aus dem eisernen Ende seines Steckens. Eine blaue Sphäre glühte um den Monarchen auf und zersprang. "Der Zargun hat hiermit nichts zu tun. Wir dienen einem anderen, einem so viel höheren Herren!", erklärte der Vernichter.

* * * * *

Moryn erhielt einen heftigen Schlag gegen seine rechte Körperhälfte, als hätte ihn ein Hügelriese mit seiner Baumstammkeule getroffen. Er befürchtete sogar eine verrenkte Schulter davongetragen zu haben. Da erhob sich plötzlich ein Hüne aus dem dunklen Kristall der Kavernen über dem Gelehrten. Dann vernahm er die klare Stimme von Silaqui, die versuchte den riesenhaften Golem zu sich zu locken. Die treffsicheren Pfeile der Halbelfin zischten durch die Luft und prallten harmlos an dem Kristallkonstrukt ab. Erst mit ihrer magischen Oniklinge konnte die königliche Heroldin seine Aufmerksamkeit gewinnen. Ungelenk stampfte der Golem auf sie zu, allerdings schien die Höhle ihre Form verändert zu haben, so dass Silaqui nicht weiter zurückweichen konnte. Schnell hatten die steinharten Fäuste des stummen Konstruktes ihr einen Arm, den halben Brustkorb und einen Fuß gebrochen. Verzweifelt schrie Moryns treue Gefährtin auf, bis ihr der Golem mit ein, zwei, drei weiteren Schlägen den Schädel zertrümmert hatte. Der Gelehrte war wie gelähmt; heute wie damals. Es war Yevelda die ihn unsanft aus seiner Starre riss und mit sich zerrte.



Silaqui von Rosenwinter

* * * * *

Die Magie des Drachenkönigs hatte den Vernichter ausgeschaltet, gleichwohl drangen nun neun Eiserne Schatten auf den alten Mann ein. "Für jede Hölle einer von euch Teufel!", fauchte Auraeus, bevor er sich drei der Angreifer mit einem Fächer aus goldenen Flammen entledigte. Ein Drittel der goblinoiden Kampfkünstler, die für ihre Disziplin und Körperbeherrschung berüchtigt waren, hatte er zwar mit einem einzigen Spruch besiegt, allerdings verstand Auraeus zu spät was der Vernichter in ihrem Zauberduell eigentlich getan hatte. Der Hob'Goblin hatte ihn gar nicht ernsthaft attackiert! Er hatte vorwiegend seine Verteidigungszauber aufgehoben, damit die Klingen der Assassinen dem Drachenkönig überhaupt erst gefährlich werden konnten. Und das taten sie nun, denn die geschmeidigen Bewegungen der verbliebenen Männer und Frauen hinter den infernalen Eisenmasken waren vollkommen aufeinander abgestimmt; sie brandeten auf Auraeus ein wie die Wellen unter ihnen auf die Drachenküste.

* * * * *

Moryn folgte der Halborkin Yevelda tiefer in die Kristallkavernen von Mütterchen Nacht hinein. Sie suchte einen Ausweg; er versuchte seinen Verlust zu verkraften. Zusammen gelangten sie in eine finstere Höhle durch die ein kalter Wind heulte. Links des Eingangs befand sich ein hoher Spiegel mit silberner Fassung. Rechts der fliehenden Abenteurer saß ein nahezu gleich großer Runenstein in der funkelnden Höhlenwand. Der Gelehrte kannte die Rune darauf aus einer Schlucht zwischen Burg Isenwaid und Balderks Brücke. Er hatte nie herausgefunden für was sie stand oder was sie bedeutete. Er wusste nur, dass er sie zerstören musste um seinen Freund Anskar zurück zu gewinnen.

Fest entschlossen umfasste Moryn seinen magischen Stecken mit beiden Händen. Die Mondsichel auf seiner Waffe begann grün zu leuchten und er holte aus. Als der Stecken den Runenstein traf, erstrahlte der Mond in einem gleißenden Licht und bannte die finstere Rune. Unmittelbar danach zerbrach auch der massive Stein, in den sie eingelassen war.

Wieder zog die Söldnerin an Moryns Robe. Sie deutete auf den Spiegel, der jedoch nicht die Reflektion der Höhle zeigte, sondern einen vollkommen anderen Raum.

* * * * *

Auraeus hatte versucht sich in einen ausgewachsenen Königsdrachen zu verwandeln, doch die Eisernen Teufel vermochten es offenbar seine Magie zu kontern. Also zerteilte der letzte Drachenkönig seinen Thronsaal mit einer goldenen Feuerwand. Er stand auf der einen Seite und die goblinoiden Attentäter auf der anderen.

* * * * *

Moryn starrte gebannt in den Raum jenseits des Spiegels. Er befand sich weder in einer natürlichen Höhle, noch bestanden seine Begrenzungen aus Kristall. Die sichtbaren Wände waren aus regelmäßigen Steinblöcken gemauert und die unsichtbare Decke wurde offenbar von mächtigen Steinsäulen getragen. Was den Gelehrten jedoch fesselte, war der Anblick der zwei Steinstatuen, zwischen den Mauern und Säulen; denn es waren ein Ritter und sein Knappe, Saer Anskar Fengrin und Litrix Blutzahn.

Moryn warf seinen zerschlissenen Umhang über den Spiegel und befehligte gehetzt seine Söldnerin: "Los! Pack mit an!"
Dann flüchteten sie weiter. Aus den alptraumhaften Kavernen. Und aus dem Pilzwald. Zurück nach Sternenwasser. In den Palast von König Unugh. Der Gelehrte hatte keine klare Erinnerung, wie es den beiden gelungen war den magischen Spiegel aus den Höhlen bis in den Thronsaal des Pilzkönigs zu schleppen, aber er sah nun ganz deutlich die freundlichen Gesichter von Elafir und Tara vor sich.



Elafir von Camran



Tana Turen


* * * * *

Der Drachenkönig glitt auf den goldenen Schwingen seiner drakonischen Urahnen hoch über die Köpfe seiner Feinde hinweg. Seine kostbaren Brokatgewänder hingen nur noch in Fetzen auf seinem Rücken, aber er musste um jeden Preis dem Thronsaal und der tödlichen Überzahl entkommen!

Auraeus steuerte auf eines der gigantischen Fenster aus gefärbtem Glas zu. Kurz bevor er das Kunstwerk mit dem Bildnis von Solani erreicht hatte, ließ sich einer der Assassinen aus den Schatten des Spitzbogengewölbes fallen. Der Hob'Goblin landete unsanft auf dem Drachenkönig und stach sogleich, blitzschnell abwechselnd, mit seinen beiden Dolchen auf ihn ein. Eine Lohe peinigender Schmerzen zwang Auraeus von seinem Kurs abzuweichen, so dass beide Männer gegen einen Steinpfeiler schlugen und wieder zu Boden stürzten.

* * * * *

Moryn vernahm die tiefe Stimme Yeveldas neben sich. Die Halborkin berichtete den Mykoniden und ihrem Hofstaat von den Ereignissen in den Kristallkavernen. Plötzlich fiel der Schatten des Pilzkönigs über den Gelehrten. Unugh überragte sogar die hochgewachsene Söldnerin um eine ganze Schwertlänge. Er stieß eine Sporenwolke aus und einer seiner Diener brachte eine grünblaue Kristallphiole in den Thronsaal. Der mykonide Monarch übergab das Zauberelixir feierlich an den Gelehrten. Voller Freude nahm Moryn den Schlüssel zu Saer Anskars steinernem Gefängnis entgegen. Urak, Gunnloda und Silaqui waren nicht umsonst gestorben!

Energetisiert bewegte sich der Druide mit langen Schritten zu dem verhüllten Spiegel aus der Kammer in der er den Runenstein zerstört hatte. Schwungvoll zog er den Umhang von dem magischen Gegenstand und zeigte auf die versteinerten Helden darin.

"Wer begleitet uns in den Spiegel?", fragte er mit unerwartet fester Stimme.

* * * * *

Die Fratzen eiserner Teufel umgaben den gefallenen Drachenkönig. Gnadenlos drangen sie von allen Seiten auf den verwundeten Auraeus ein. Dennoch gelang es dem Herrscher von Eralion mit Hilfe seiner angeborenen Magie, in einiger Entfernung wieder auf die Füße zu kommen.

Die blanken Klingen der Assassinen funkelten Auraeus bedrohlich an. Sie reflektierten das spärliche Mondlicht, das blau, grün und rot in den Thronsaal fiel.

Plötzlich sirrte ein Dutzend Wurfsterne auf den Drachenkönig zu. Er beschwor einen arkanen Schild zwischen sich und die Wurfgeschosse, dann waren die Eisernen Schatten wieder in Nahkampfreichweite.

* * * * *

Die telepathische Verbindung durch die Pilzsporen der Mykoniden sorgte für einen enormen Aufruhr in den Gedanken des versammelten Hofstaates von Sternenwasser und seiner Gäste. Es schälten sich drei Abenteurer aus der Menge unterhalb von König Unughs Thron: Elafir von Camran, Tana Turen und das Pilzwesen Phurnum Phushmug.

Zu fünft waren sie schließlich durch den Spiegel, in den geheimnisvollen Raum mit den versteinerten Helden, gestiegen.

Moryn fand sich jedoch zunächst in der kargen Turmkammer vor seiner Sternkarte wieder. Nun versuchte er aber bewusst sich an die Geschehnisse zwischen den mächtigen Steinsäulen zu erinnern. Seine verwahrlosten Hände fuhren suchend von Stern zu Stern.

Unvermittelt wurde er von einem stinkenden Maul mit übergroßen Eckzähnen angebrüllt. Es war der faulige Atem eines dreiarmigen Riesen mit grünlicher Haut, der ihm kurz darauf ins Gesicht schlug. Der Gelehrte erkannte einen Athach in seinem Angreifer, der ihn mit dem dürren Arm aus der Mitte seines Oberkörpers gepackt hatte, während er wild auf Tana eindrosch.

Wo waren Elafir, Yevelda und Phurnum?
Moryn fand sie am Spiegel. Sie waren damit beschäftigt den versteinerten Echsenmann Litrix durch den magischen Gegenstand in den Thronsaal von Unugh II. zu heben. So verschwanden gerade der Mensch und der Mykonid in dem eigenartigen Portal.

Angsterfüllt rief der gebeutelte Gelehrte nach der Söldnerin, die den Steinknappen auf der anderen Seite absetzte und ihrem Dienstherren zu Hilfe eilte. Die Attacken des Athach galten nun den beiden Kriegerinnen, Yevelda und Tana. Unterdessen konnte sich Moryn mit einem grünen Feuerzauber aus dem Griff des Monsters befreien.

Er kroch zu seinem Freund, dem versteinerten Saer Anskar. Dort angekommen durchkramte der Druide seine Gürteltasche. Seine Finger suchten die Kristallphiole mit dem Gegenmittel, fanden allerdings einen anderen Edelstein. Er war eiskalt. Mit viel Wohlwollen besaß er die Form eines Herzens. Moryn erinnerte sich; er hatte ihn in einer verschlossenen Truhe von Mütterchen Nacht gefunden.

Nun lag er wieder in seiner Hand. Und sogleich vernahm er auch wieder die abscheuliche, heißere Stimme der schwarzen Vettel, die den Gelehrten seitdem schon so oft in seinen Träumen heimgesucht hatte:

"Fällt der Goldene Hirsch,
Bricht die Zeit der Wölfe an,
Picken Raben am Fleisch ihrer Opfer,
Erheben sich die Toten zu unheiligem Leben,
Folgen Spinnen jener Armee der Finsternis,
Brennt eine Schwarze Sonne am Himmel,
So kehrt der eine Dämonenfürst zurück."

Es war jedoch kein gottgleiches Scheusal das unter seinen Begleiterinnen wütete, sondern der Athach. Der dreiarmige Riese hatte mittlerweile die Gnomin hinter eine Säule, in den Fernkampf verscheucht und schlug nun wie ein Besessener auf Yevelda ein. Die Halborkin versuchte nur noch sich mit ihrer Großaxt zu verteidigen, aber die Kräfte des Athach waren überwältigend. Dann entwaffnete der Riese die Söldnerin mit seiner Baumstammkeule. Einen Augenblick später hatte er sie ergriffen und riss ihren muskulösen Körper entzwei.

* * * * *

Eine Zeit lang hatte sich Auraeus in schützende Flammen gehüllt, doch er konnte den Feuerzauber nicht länger aufrechterhalten.

Sogleich schnitten die ersten Klingen schmerzhaft in die ungeschützten Unterarme des Drachenkönigs. Im Zurückweichen tötete er zwei weitere Attentäter mit goldenen magischen Geschossen, gleichwohl blieben es einfach zu viele Gegner für den verletzten Monarchen.

* * * * *

Im Kopf des Gelehrten hallte noch das schrille Gelächter von Mütterchen Nacht wider, als Tana sich an seiner Gürteltasche zu schaffen machte. Triumphierend zog die Gnomin das Gegenmittel aus dem magischen Behälter und kletterte über Moryn auf den Steinritter. Noch bevor sie mit der Kristallphiole am Kopf von Saer Anskar angekommen war, traf die Baumstammkeule des Athach den Versteinerten.

* * * * *

Auraeus hatte seine lichtspendende Feuerwand längst aufgegeben. So hatten sich wieder tiefe Schatten des Thronsaals bemächtigt. Es war jene Finsternis aus der nun völlig unerwartet ein Assassine sprang und einen Dolch mit der Energie des übernatürlichen Ansturms in seinem Rücken vergrub.

* * * * *

Der Schild von Saer Anskar brach, der Körper des versteinerten Ritters blieb jedoch unversehrt. Tana war von dem mächtigen Hieb des Riesen zu Boden geschleudert worden. Moryn war allerdings geistesgegenwärtig genug gewesen die Kristallphiole aufzufangen und sie über dem Kopf seines Freundes zu entleeren.

Wie eine schnöde Sandkruste wurde die Versteinerung von Saer Anskar gewaschen. Er stand nun wieder, wie damals am Ufer des unterirdischen Sees, an dem der verhängnisvolle Kampf gegen den Hydralisken stattgefunden hatte, in nassem Untergewand da.

Tana rappelte sich auf und begann lautstark ihre Gefährten zur Flucht aufzufordern, während sie selbst schon auf den Spiegel zurannte.

Der Athach war verwirrt. Er griff nahezu fragend mit seinem dritten Arm nach der Kehle des Paladins. Saer Anskar stach ihm mit dem Schwert aber durch die grünbraune Handfläche und ließ den ungewöhnlichen Riesen somit ohrenbetäubend aufbrüllen.

Daraufhin liefen Ritter und Gelehrter der Gnomin hinterher. Sie sprangen nacheinander durch den Spiegel und wirbelten herum. Der Athach war ihnen unter Einsatz seiner drei kräftigen Arme gefolgt und war kurz davor das Portal zu erreichen.

Moryn zerschlug mit der grün leuchtenden Mondsichel an seinem magischen Stecken den Spiegel, konnte danach jedoch nur noch den abgetrennten Holzschaft aus dem splitternden Torweg ziehen.

* * * * *

Der Körper des Königs erschlaffte augenblicklich. Weit entfernt hörte er noch das Flüstern seines Mörders:

"Eine Klinge aus Nachtstein hat dir das Leben genommen, alter Mann. Deine Seele ist somit in Gehenna gefangen und dein kümmerlicher Körper kann nicht mehr auferstehen. Das Zeitalter Bahamuts auf Avalon ist zu Ende."

Dann umfing ihn vollkommene Dunkelheit. Und das goldene Leuchten in den mandelförmigen Augen des letzten Drachenkönigs erstarb mit ihm.

* * * * *

Das Sternbild des Druiden erstrahlte in weißem Licht, und jeglicher Wahnsinn fiel auf der Stelle von ihm ab. Zum ersten Mal seit langer Zeit, erhob sich der Gelehrte bei wirklich klarem Verstand, in seinem kargen Turmzimmer auf Burg Isenwaid. Da erinnerte sich Moryn wieder an alles. Wie er mit seinem Freund Anskar und dem jungen Elafir über die unzähligen Stufen der Grünen Treppe aus dem Unterreich emporgestiegen war. Wie er inmitten von Slagirs Steinkreis Gilwenys, die verbitterte Gefährtin vom verstorbenen Großdruiden, getroffen hatte. Wie er von dem befreundeten Paladin in die Burg seiner Ahnen gebracht worden war, wo sie der treue Saer Berthil bereits mit dem Schatz des Drachen Schwefelschwinge erwartet hatte. Und wie sich die beiden Ritter um ihn gekümmert hatten. Diese Zeit der Sorgen sollte nun vorüber sein.

Moryn ging auf sein strahlendes Sternbild zu. Manche der weißen Sterne vor ihm leuchteten stärker als andere. Jene Lichtpunkte bildeten außerdem den Kopf eines Hirschen mit prächtigem Geweih. Es handelte sich um das Haupt eines Kronenzehners, dem königlichen Wappen von Eralion. Plötzlich erloschen die hellen Sterne jedoch und hinterließen winzige, schwarze Brandflecken an der Mauer, während die anderen Himmelskörper sanft weiterglühten.

"Fällt der Goldene Hirsch,
Bricht die Zeit der Wölfe an...", wiederholte Moryn die verhassten Worte von Mütterchen Nacht.
« Letzte Änderung: 15.02.2023 | 22:50 von Tintenteufel »
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Offline tartex

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #241 am: 15.02.2023 | 20:21 »
Wird Zeit für ein Abo hier. :d

Inzwischen weiß ich auch was "SdDF" heißt.  >;D
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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #242 am: 15.02.2023 | 21:33 »
Wird Zeit für ein Abo hier. :d

Inzwischen weiß ich auch was "SdDF" heißt.  >;D

;D  ;D  ;D

Freut mich! Beides.  ;)

;D
« Letzte Änderung: 15.02.2023 | 21:40 von Tintenteufel »
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Offline WaterBaron

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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #243 am: 28.02.2023 | 00:20 »
So ich hab jetzt die letzten Tage deine Spielberichte nachgeholt. Vielen Dank für das aufbereiten und teilen mit uns ….auch wenn ich diverse Seiten nachholen musste .

Freue mich auf das was kommt. Grade der Dämonenfürst bockt schon richtig  :d
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Re: [SdDF] - Knight & Sage
« Antwort #244 am: 28.02.2023 | 14:28 »
STARK!  :headbang:

Echt schön, dass du immer noch bzw. wieder dabei bist. Diese Woche sollte es auch endlich wieder im Schatten des Dämonenfürsten weiter gehen!

Und, ja: ich schulde schon wieder Spielberichte...  :-[
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Offline Tintenteufel

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Re: [S(d)D(F)] - Knight & Sage
« Antwort #245 am: 8.03.2023 | 16:45 »
Vorspiel 3

Königreich Eralion, Ährenburg
an den ersten Tagen der Prinzessin
im Jahr 1506 nach Bahamut

Honigfarbenes Sonnenlicht fiel in ein opulent ausgestattetes Gästezimmer. Irgendwo in der Stadt läuteten Kirchenglocken bereits den Mittag ein, doch der betuchte Gast, in dem samtverhangenen Himmelbett, dachte nicht ans Aufstehen. Wie in den meisten Nächten hatte er in der Vergangenen auch nur sehr wenig geschlafen. Aber selbst jetzt wollte ihm die so ersehnte, tiefe Ruhe nicht zuteil werden. Er vermisste seinen magischen Säbel. Die Waffe, mit der lavendelfarbenen Klinge aus Drachenglas, hatte es vermocht es ihn in einen zauberhaften Schlaf zu versetzen, in dem er seinem wahrhaftigen Alptraum tatsächlich entkommen hatte können. Aber sie war ihm in Morr Thuris gestohlen worden. In einem Gasthaus wie diesem hier.

Der junge Rittersmann verlor die Beherrschung. Er riss gleichzeitig die Samtvorhänge zurück und setzte sich ungebührlich wenig bekleidet auf die Bettkante. Berthil Basilius sah schlecht aus. Seine Haut war zu bleich, während die Schatten unter seinen Augen zu dunkel waren. Zudem hatte er sein eigentlich hübsches Gesicht seit Tagen weder gewaschen noch rasiert.

Und da war er auch schon; der Alptraum seines Wachzustandes. Denn im goldenen Licht der Mittagssonne kaum erkennbar, schwebte der gelblich leuchtende Geist von Saer Florin Meralda und blickte aus dem Fenster. Der körperlose Ritter hatte ihm zum Glück die unversehrte Seite zugewandt, doch Saer Berthil kannte die andere, die grässlich entstellte Körperhälfte des Untoten leider nur zu gut.

"Ihr steht spät auf", bemerkte der Geist giftig. "Ich konnte des Nachts nicht schlafen und habe versucht bei Tage, im Schutze der Weißen Göttin, Ruhe zu finden", verteidigte sich der lebende Ritter.

"Würdet ihr nicht so viel Zeit im Bett verbringen, hättet Ihr den Leichnam unseres Herzogs vielleicht schon gefunden. Dann könnten wir beide ruhen, Saer Berthil. Aber das ist Eure Entscheidung, nicht die meine!"

Der junge Basilius erhob sich. Er streckte sich gähnend, nur um zu bemerken, dass sein Körper nach kaltem Schweiss stank, woraufhin er die Arme leicht verschämt wieder senkte. Saer Florin schien ihm jedoch keine Beachtung zu schenken.

"Habt Geduld", bat er den Untoten. "Wir sind eigens nach Ährenburg gereist, um einen Hinweis auf den Verbleib von Herzog Gisilberth Belrams sterblichen Überresten zu ergattern. Doch bisher nichts. Das wisst Ihr genauso gut wie ich, Saer Florin!"

Langsam drehte sich der Geist dem Lebenden zu und verließ den hereinfallenden Lichtschein. Als er zu ihm in die graublauen Schatten glitt, nahm der junge Basilius erst den Dampf wahr, der aus dessen rechter, versehrten Seite aufstieg. Dort zeigte der Fluch Shaeznars den Zustand in dem Saer Berthil seinen ehemaligen Gefährten im Nest des Drachen Schwefeschwinge zurückgelassen hatte und wie die Säure dessen Haut, Fleisch sowie Knochen zerfressen hatte. Unterdessen glich dessen linke Körpferhälfte dem makellosen, gut aussehenden Saer Florin, wie er ihn vor zwei Jahren beim Ritterturnier in Peredur kennengelernt hatte.

"Es wird mit jedem Tag und jeder Nacht schwerer, die sterblichen Überreste des mächtigsten Mannes von Eralions Herzlanden zu finden", erinnerte der Untote zischend. "Gisilberth Belram wurde kurz nachdem Ihr meinem Herren, Saer Anskar Fengrin, im Turnier unterlagt von einem vergifteten Armbrustbolzen getötet. Das ist lang her! Ein ganzer Krieg ist seitdem über die Herzlande hinweggerollt! Und obwohl Balthwyn Belram, der einzige Sohn des Herzogs, für den Mord an seinem eigenen Vater hingerichtet wurde, findet Ihr keine Ruhe und lasst mich mit der alten Geschichte ebenso wenig in Frieden!", fasste Saer Berthil zusammen und konterte den Versuch des Untoten Zeitdruck aufzubauen.

"Ich kannte Balthwyn. Er war kein Azraelit! Und darüber hinaus nutzte ihm der Tod seines Vaters nichts. Balthwyn wäre ohnehin der nächste Herzog von Lys geworden. Er hatte wenn überhaupt nur Zeit zu gewinnen", entgegnete der gelb leuchtende Geist.

Der junge Basilius wischte sich mit einem schmutzigen Seidentuch, das mit seinen Bestickungen einst sehr kostbar gewesen sein musste, den Schweiss aus Gesicht und Nacken. Er hatte solche Unterhaltungen mit seinem untoten Weggefährten, der sich nur ihm zeigte, schon unzählige Male geführt. Wie immer schloss er sein Plädoyer für die Schuld von Balthwyn Belram mit der Begründung dessen Richter im Kloster des Blauen Sterns:

"Der Sohn des Herzogs wurde beschuldigt ein Ritter der Schwarzen Sonne zu sein. Er soll seinen Vater aufgrund eines Omens vom Todesengel Azrael ermordet haben. Der weise Moryn kennt die Prophezeiung der Vetteln und schließt nicht aus, dass die Azraeliten an die bevorstehende Rückkehr des Dämonenkönigs Arzul glauben. Für jene Verblendete spielt somit nicht nur Zeit eine Rolle, sondern sie sind auch bereit jeden Preis für die Abwendung der Katastrophe zu bezahlen."

Der Geist begann Saer Berthil langsam zu umkreisen. Dabei glitt er durch die schweren Samtvorhänge des Himmelbetts, ließ das Innere der Bettstatt gelb aufleuchten und schwebte plötzlich von der anderen Seite wieder an den jungen Mann heran. Die ruinöse Fratze des Untoten war nun ganz nah am Gesicht des Lebenden. Saer Berthil spürte die übernatürliche Kälte an seiner Wange und roch förmlich den beißenden, fauligen Schwefelgestank der unterirdischen Drachenhöhle.

"Es gibt andere die vom Tod des alten Herzogs sehr viel mehr profitiert haben als Balthwyn. Was ist mit seiner Schwester Galynda? Ist sie nicht neuerdings Herzögin von Lys und residiert einen Steinwurf von uns, hier in Ährenburg, nachdem ihr Bruder das Erbe nicht antreten konnte?", gab der körperlose Saer Florin zu bedenken.

Saer Berthil befreite sich von dem Untoten, indem er nun ans Fenster trat. Das Sonnenlicht schmerzte in seinen unterlaufenen Augen, aber er wollte den Geist keines Blickes mehr würdigen.

Er sah eine Stadt für die er auf den Schlachtfeldern um Burg Isenwaid geblutet hatte. Denn Ährenburg schien kaum unter der Invasion aus Gal'Dur gelitten zu haben. Jedenfalls nicht so wie es die kleinen, schutzlosen Siedlungen in Garogs Hügeln getan hatten. Die Festung seines Herren war für die gesamten Herzlande ein Fels in jener gelb-rot-braunen Brandung aus blutrünstigen Goblins gewesen, die aus dem Shalunha in das Letzte Königreich geströmt war. Der  junge Basilius hatte dabei an der Seite von Saer Anskar und Sera Ludmylla sowie dem Druiden Moryn gekämpft, gelitten und letzten Endes gesiegt.
Der Paladin war in kürzester Zeit zu einem Feldkaplan herangereift, der die Mächte des Lichts lobpreiste und ihre Lehren predigte. Er war es dem die Soldaten voller Glauben an das Gute in die Schlacht gefolgt waren, während sein Berater von Nacht zu Nacht mehr Geheimnisse der Gestirne entschlüsselte, um mit dieser mysteriösen Magie die Zerstörungswut der gegnerischen Zauberwirker aufzuwiegen. Unter den magiebegabten Verteidigern Eralions wurde Moryn deshalb nurmehr voller Hochachtung "der Astromant" genannt.
Kurz nach dem Krieg waren alle drei Rittersleute in Morr Thuris für ihre Heldentaten gefeiert worden. Der Gelehrte hatte indessen den Feierlichkeiten in der Hauptstadt die Abgeschiedenheit von Slagirs Steinkreis vorgezogen.

Die Gebäude Ährenburgs waren in gutem Zustand. Nahe dem hervorragenden Gasthaus, aus dem Saer Berthil blickte, bestanden die meisten von ihnen sogar aus dem goldbraunen Sandstein der Drachenküste und waren mit dem blaugrauen Schiefer der Frostfänge gedeckt. Beides äußerst kostspielige Materialien in Lys. Doch die Kornkammer der Herzlande war bereits seit Jahrhunderten eine sehr wohlhabende Stadt. So schien ihr selbst die Inflation durch den Tod des Königs und den Krieg mit den Goblins nicht groß geschadet zu haben.

Aber auch die Magie selbst, die alles auf Avalon zu durchdringen schien, hatte sich nach dem Ableben von Auraeus III. verändert. Wie das Erschlagen des Sumpfdrachen Schwefelschwinge dafür gesorgt hatte, dass sich der Ertrunkene Wald aus dem Fürstentum Nebelthal zurückzog, so hatte die Ermordung des letzten Drachenkönigs noch viel weitreichendere Folgen auf das arkane Gewebe dieser Welt. Saer Berthil kannte sich jedoch mit solchen Dingen nicht wirklich aus. Er selbst hatte lediglich in den Sümpfen einen göttlichen Segen erfahren, als er Schwefelschwinges Gold einem guten Zweck auf Burg Isenwaid zugeführt hatte, nur um diesen im Winter 1504 wieder zu verlieren. Mit Eralions König schien Bahamut Avalon vollends verlassen zu haben. Egal was Feldkaplan Fengrin da predigte.

Saer Berthils Augen hatten sich mittlerweile, durch seine Tagträumerei, an das Sonnenlicht gewöhnt. In einem schattenverhangenen Hauseingang erkannte der junge Ritter nun einen Bettler. Zwei Gardisten in den blauen Röcken des Herzogs, mit der goldenen Lilie von Lys, taten ihm das gerade gleich. Unsanft forderten sie den verkrüppelten Mann, dem ein Bein und ein Arm fehlte, mit ihren Hellebardenschäften auf, sein Lager aufzugeben. Der Bettler hatte offensichtlich in den Hügelländern, unter Einsatz seines Lebens, die Herzlande gegen die Invasoren verteidigt, und so wurde es ihm nun von den Gewinnern des Krieges gedankt.

Der junge Basilius schämte sich für sein Volk. "Es ist eine Zeit der Wölfe!", fluchte er. "In Eralion herrscht das Recht des Stärkeren, seitdem der Drachenkönig nicht mehr ist. Sehen wir zu, dass wir endlich den toten Herzog finden. Vielleicht verschafft Euch das Erlösung, Saer Florin, und dem Reich die Chance wenigstens einen seiner weisen Herrscher zurückzugewinnen."
« Letzte Änderung: 9.03.2023 | 10:07 von Tintenteufel »
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Re: [S(d)D(F)] - Knight & Sage
« Antwort #246 am: 13.03.2023 | 22:05 »
Bevor es wieder mit Spielberichten weitergeht, muss ich noch ein paar Worte zu den ganzen Zwischensequenzen verlieren die ich in letzter Zeit hier platziert habe:

Aus guten Gründen haben wir das System gewechselt. Ich bin der Meinung, dass ein Editions-, geschweige denn ein System-, wechsel nicht sang- und klanglos geschehen sollte. Manche Bedingungen in einer Spielwelt ändern sich durch solche Maßnahmen, und ich verknüpfe solche Veränderungen gerne mit Ereignissen, welterschütternden Ereignissen.

Es ging langsam los mit Nachspiel 2, der Hochzeitsfeier von Orthan Lamorak und Galynda Belram. Die Ritter der Schwarzen Sonne kommen wieder vor und der mysteriöse Saer Dulzun Xerk taucht wieder auf. Natürlich wären Saer Anskar und Moryn auf die Feier eingeladen gewesen, doch die mussten sich ja im Unterreich rumtreiben. Die Zwischensequenz bestellt also Liebesgrüße von Raiders of the Lost Ark, oder doch nicht?

Nun, gut. Es ging mit Vorspiel 2 weiter, in dem ich versuchte dem eigentlichen Chronisten all der Abenteuer - Stadtschreiber Wendelyn - etwas mehr Leben einzuhauchen. Da ich die super klassischen Slaadi zu diesem Zeitpunkt nicht in unserem Spiel haben wollte und das mit SdDF auch gar nicht ohne Weiteres konnte, habe ich den Nebenschauplatz Magierturm, den ich in Spin-off I vorbereitet hatte, falle gelassen. Dieses Mal hatte die Abwesenheit der SC schwerwiegende Konsequenzen für Peredur. Die Stadt der Türme ist dadurch aber zu einem sehr viel dunkleren Ort geworden und damit zu einem sehr viel passenderen Setting für die finsteren Ereignisse im Schatten des Dämonenfürsten.

In Nachspiel 3 wurde es dann so richtig heftig. Viele mussten sterben, um die Lücken des neuen Systems nicht zu offenbaren, keine Unlogik in die Berichterstattung zu bringen (Sorry Silaqui!) und um meinem Schmerz in all dem OGL-Wahnsinn Ausdruck zu verleihen! Dabei habe ich viele Dinge getan, die eine gute SL nicht tun sollte. Normalerweise.
Aber es gab endlich Konsequenzen aus unserer ersten Kampagne in unserem eigenen Setting. Denn diese erste Kampagne begann in einem Megadungeon, dem Kerker des Königs, und die SC hatten irgendwann entdeckt, dass Goblinoide ihr Schindluder in den Tiefen des Kerkers trieben. Sie wollten aber lieber fliehen, als sie heldenhaft aufzuhalten. Verständlich. Für den letzten Drachenkönig auf Avalon nur leider tödlich. König Auraeus III. herrschte nicht nur von Bahamuts Gnaden, sondern war ein begabter Zauberer, der - wie wahre Drachen - als Anker für die Magie unseres Settings wirkte.

Zu all dem Überdruss wird ein weiteres katastrophales Ereignis in den Herzlanden, der Krieg mit Goblinoiden aus Gal'Dur, eher nebensächlich in Vorspiel 3 erwähnt, obwohl genau dieser unser Micro Setting wohl am stärksten umkrempelt. Wir hatten eine Weile hin und her überlegt, ob wir die Schlachten mit den Goblinoiden ausspielen wollen oder nicht. Weil wir aber so heiss auf unser neues System waren, haben wir die Massenkampfregeln aus dem - noch immer nicht angekommenen!!! - Kingdoms & Warfare von MCDM links liegen lassen und den Campaign Arc mit Shadow of the Demon Lord bzw. dessen Übersetzung gestartet.

Dann habe ich eines Nachts das Shadowdark RPG von Arcane Library entdeckt. Es war Liebe auf den ersten Blick, da ich doch sehr, sehr, sehr an D&D hänge, nicht mehr 100% mit der 5e zufrieden war und nicht zuletzt durch die Videos von Matt Colville für althergebrachte Spielweisen (Megadungeon, Hexcrawl, Sandbox, West Marches, Open World etc.) begeistere, was mich immer näher an die OSR heranbrachte. So konnte ich mich Ende vergangenen Jahres auch in DCC stürzen und diese Jahr eine kleine Harley Stroh-Kampagne mit den Casuals anfangen. Ich hätte Knight & Sage wahnsinnig gerne mit Swords & Wizardry weitergespielt, aber meinen Spielern war das irgendwie zu antiquiert, und ich verstand sie. Meine Suche ging mit Black Hack und Knave weiter. Die new Old School gefiel mir, aber es brauchte das Gesamtpaket von Kelsey Dionne das mich vollends verzauberte. Ich bin voller Hoffnung, dass SD unser Ding ist und wir geben dem System natürlich liebend gern auch eine 10-stufige Chance.

Auch, ja. Wir spielen selbsverständlich auch das geniale SdDF weiter! Parallel. In einer Kampagne. Ich weiss verrückt!  ::)
Aber zeitversetzt, um es richtig crazy zu machen.

Deswegen trägt dieser Faden zur Zeit auch folgendes tag: [S(d)D(F)]

Ist aber irgendwie mal wieder zu albern! Deshalb benenne ich ihn gleich im Anschluss um.
Knight & Sage war ja auch nur ein Arbeitstitel. Der immerhin 2 Jahre und 70+ Session gehalten hatte. Es war Saer Berthil Basilius der den wahren Titel der Kampagne endlich aussprach, auf den wir lang hingespielt hatten. Es waren aber letzten Endes diese Zwischensequenzen (s.o.), die unsere geliebte Kampagne in die Zeit der Wölfe versetzt hat, denn die SCs waren natürlich auf Side Quests unterwegs!  ;D

So das musste alles mal raus und jetzt werden paar Platzhalter eingefügt, bevor es wieder mit Spielberichten weitergehen kann.
Danke für euer Interesse (und bei Zeit sowie Lust: konstruktive Kritik)!

:btt:
« Letzte Änderung: 13.03.2023 | 22:24 von Tintenteufel »
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Re: [S(d)D(F)] - Knight & Sage
« Antwort #247 am: 13.03.2023 | 22:06 »
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Re: [S(d)D(F)] - Knight & Sage
« Antwort #248 am: 13.03.2023 | 22:06 »
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Re: [S(d)D(F)] - Knight & Sage
« Antwort #249 am: 13.03.2023 | 22:07 »
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