Autor Thema: [D&D] Zeit der Wölfe  (Gelesen 84946 mal)

Tintenteufel und 5 Gäste betrachten dieses Thema.

pale81

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Re: [ShadowDark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #275 am: 15.04.2023 | 17:44 »
Liest sich toll und sieht gut aus (hast du Karten selbst gezeichnet?).


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Re: [ShadowDark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #276 am: 15.04.2023 | 20:31 »
Liest sich toll und sieht gut aus (hast du Karten selbst gezeichnet?).

Vielen Dank, Shin Chan!  :-*
Jau, die Karten sind von mir.
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pale81

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Re: [ShadowDark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #277 am: 16.04.2023 | 05:15 »
Vielen Dank, Shin Chan!  :-*
Jau, die Karten sind von mir.

Reschpecktt! (in Gottschalk-Sprech)

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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #278 am: 22.04.2023 | 20:31 »
Wie vielleicht andernorts im Forum mitbekommen, hat mir die Auseinandersetzung mit der OSR wieder Lust aufs Bloggen gemacht.

Deshalb habe ich einen kleinen Abriss verfasst, wie es zu dieser Kampagne gekommen ist und wie sie gewachsen ist:

Zeit der Wölfe
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #279 am: 23.04.2023 | 17:37 »
Bevor ich den nächsten Spielberichte veröffentliche, möchte ich noch kurz meinen System-Kommentar zu Session III.4 abgeben:

Es ging endlich in das bevorzugte Setting des Shadowdark RPG: THE DUNGEON!

Aber es gibt an dieser Stelle gar nicht sooo viel explizites zu erwähnen. Es spielt sich wie typisches D&D. Ja, es gibt sowas wie ständige Turn Order, aber das kommt bei uns - mit nur zwei Spielenden - irgendwie nicht so stark zum Tragen. Wir spielen auch einfach nicht so strikt nach crawling rounds ausserhalb vom Kampf. Vielleicht sollten wir. Vielleicht machen wir das bald mal. Wir werden sehen.

Sehen. Gutes Stickwort. Was wir nämlich strikt einhalten ist der RL-Zeit-Torch Timer.
Eine plötzlich erlöschende Fackel hatte schon dramatische Effekte in unseren SD-Runden, aber dieses Mal war es eigentlich ein sehr stimmungsvoller Moment, als die Gruppe in die Grabstätte mit den acht grünlich glühenden Steinsärgen gewatet ist und plötzlich die eigene Lichtquelle versiegte.

Nett!

Die Kämpfe sind rasant, aufgrund Stufe 1 und der SD-Initiativeregelung sowie tödlich, wie nachzulesen ist.

Die Roll To Cast Regelung sorgt auch immer wieder für interessante Momente und macht auch Zauberwirkende zu attraktiven Klassen auf niedrigen Stufen.
« Letzte Änderung: 23.04.2023 | 17:56 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #280 am: 23.04.2023 | 23:01 »
Session III.5

Sha, 20. Tag des Vaters 1506 n. B.

Nach dem Frühstück in Brams Gasthaus riss Hilde am 15.7.1506 ein Flugblatt vom Anschlagbrett und ließ es auf den abgeräumten Tisch fallen. Die Söldnerin schob es zu ihrer Auftraggeberin Fiora hinüber.
Alle mussten unweigerlich an ihren gefallenen Weggefährten Yuri denken (siehe Bericht vom 14.7.1506), denn genau so, an genau diesem Ort hatte er damals den Köcher an die Zwergin weitergegeben (siehe Bericht vom 11.7.1506).

Der Akolyth des Blauen Gottes sprach ein kurzes Gebet für den Toten.
Bedauerlicherweise war es den Grabräubern nicht gelungen seine Leiche zu bergen, geschweige denn zu präparieren und konservieren, wie es der Glaube des Lumaenoranhängers eigentlich verlangte.
Nattias tröstete sich damit, dass Yuri vermutlich einer anderen Gottheit gefolgt war und zudem nur wenig Wissen ins Jenseits mitgenommen hatte.

Das Flugblatt kündigte ein Ritterturnier an, das Saer Anskar Fengrin am 21.7.1506 vor den Toren Burg Isenwaids ausrichten wollte. Und die Kriegerin wollte das auf keinen Fall verpassen, aber auch die beiden Gelehrten am Tisch waren gegenüber einem Besuch des Turniers nicht abgelehnt.

Zuvor wollten die drei verbliebenen Abenteurer jedoch die Belohnung für den Hinweis auf den Vermissten einstreichen und ihre Beute verkaufen.

Wieder bezahlten sie die Gebühr an der Zugbrücke.
Hinter der Palisade fanden sie ein Leihhaus, in dem sie die Schätze aus der Grotte gewinnbringend an eine listige Pfandleiherin namens Mirena abtreten konnten.




Mirena

Erst danach ließen sie sich von den Torwachen in die Schreibstube von Hauptmann Rewyn führen.
Wie Ihr Euch möglicherweise erinnern mögt, diente der alte Recke Eralion bereits in Peredur, bis Saer Anskar Burg Isenwaid zurückerobert hatte. Baron Unkenrath sandte ihn ursprünglich zur Sicherung der Ruine, stationierte ihn dann aber noch vor der Goblininvasion dauerhaft in der wiederhergestellten Festung.




Hauptmann Rewyn

Die Ermittler übergaben dem Hauptmann das Stück von Elafirs Stab. Rewyn zahlte sie auf der Stelle aus und bot ihnen weitere 50 GM, sollten sie den Druiden lebend zurück nach Burg Isenwaid bringen. 20 GM für seine Leiche. Darüber hinaus gab er ihnen vier seiner Leute für die Suche mit:


Kiara, Hariko, Redhar und Tamra.

Die Wachsoldaten waren nicht nur besser ausgerüstet als die drei Ermittler, sondern durch die verbannte Waffenmeisterin Sternenglocke vermutlich auch besser ausgebildet.*

Nachdem sich die Ermittler ausgestattet hatten, kehrte der kleine Tross an die Ufer des Hexenwassers zurück.

Im feurigen Licht der Abenddämmerung erreichten sie das Kanu des Vermissten.

Allerdings krochen nicht nur die Schatten aus den Felsen auf das Boot zu. Nahezu ein Dutzend Nir'Goblins näherte sich dem Seeufer ebenfalls.

Der Tross um unseren Agenten wollte das Wassergefährt aber nicht ohne Kampf aufgeben!
Hilde und Kiara bewegten sich von Deckung zu Deckung, während die anderen bereits mit Armbrust und Zauberstecken das Feuer eröffneten.

Die Gelbhäute krischen wieder ihr Bree-Yark, bevor sie sich mit ihren kruden Kurzbögen verteidigten.
Boltzen und magische Geschosse peinigten ihre kleinen Körper kurz nachdem ihre Pfeile die Sehnen verlassen hatten.

Die Söldnerin und die Soldatin bewegten sich todesmutig unter dem sirrendem Austausch von Fernkampfangriffen hinweg. Dann hatten sie die Reihen der Goblins erreicht. Hammer und Schwert wüteten unter den versprengten Invasoren.

Kurz darauf flohen die überlebenden Gelbhäute in die Hügel.

Zwei Ermittler hatten einen Streifschuss abbekommen, doch Nattias konnte ihre Wunden mit der Macht des Blauen Gottes heilen.

Unterdessen schlug die Zwergin den toten Goblins mit ihren eigenen, ruinösen Klingen die Köpf ab. Die Abenteurer hatten es auf das Kopfgeld des Burgherrem abgesehen. Sie sackten die Schädel ein, zerstörten die Bögen und warfen die Leichen mit ihren Waffen in den See.

Der Tross schlug ein Lager auf. Die Nir'Goblins wagten keinen Gegenschlag mehr in der Nacht, so konnten sich alle ausreichend von dem Kampf erholen.

Am 16.7.1506 setzten die Ermittler in Dreiergruppen mit dem Kanu ans Westufer über. Als jedoch die letzten drei über den See paddelten, schwärmte eine Gruppe von vielleicht vierzig Goblins über den Hügel östlich des Nachtlagers.
Die Gelbhäute stießen schrille Schreie aus, während sie versuchten den Kanuten noch mit Pfeil und Bogen beizukommen. Ihre Reichweite war jedoch nicht groß genug.

Als alle Ermittler das Westufer erreicht hatten, bewegten sich die kleinwüchsigen Nir'Goblins nach Süden. Unser Agent befürchtete sie beabsichtigten den Mördern ihrer Artgenossen über Land beizukommen, was den Zeitdruck auf die Nachforschungen deutlich erhöhte.

Der Tross zögerte also nicht länger, folgte der Schneise durchs Schilf und begab sich auf den Hügel oberhalb der Grünen Grotte.
Auf dem nächstbesten Felsvorsprung, der für alle groß genug war, richteten sie ein Lager mit abgegrabener Feuerstelle ein. Die Monster der Umgebung sollten nicht durch Licht auf sie aufmerksam gemacht werden. So verlief die Nacht ereignislos.

Am Morgen des 17.7.1506 watete der gesamte Tross in die Grotte.

Sie erreichten die Gabelung. Von Nordosten war noch immer das gelegentliche Quietschen von Metall auf Stein zu hören, das Fiepen der Ratte war jedoch durch lautes Schnarchen ersetzt worden.

Alarmiert zogen sich die Ermittler zurück, um den möglichen Schnarcher zu diskutieren. Die Abenteurer vermuteten einer Oger, denen sie am 13.7.1506 begegnet waren (siehe Bericht vom 14.7.1506), könnte sich in die Grotte gezwängt haben. Sie sollten recht behalten, doch das wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Heldenhaft beschlossen sie jedenfalls die Gefahr zu bannen.

Nur die Aussicht auf einen Überraschungsangriff verschaffte ihnen Zuversicht. Die vier Soldaten waren dafür jedoch zu schwer gepanzert, um sich an den Schlafenden anschleichen zu können. Zudem schätzte Nattias seine Schlagkraft bei einer solchen Attacke als zu gering ein.
Hilde und Fiora bildeten die Vorhut. Die anderen warteten also mit schussbereiten Armbrüsten darauf die tapferen Frauen aus der Entfernung zu unterstützen.



Die Zauberkundige leuchtete mit ihrem Stecken die Nischen aus, in denen die Riesenratten gehaust hatten. Tatsächlich schlief ein nahezu nackter Berg aus Muskeln südlich des natürlichen Kanals. Auf der blutverschmierten Brust des Ogers lag eine Ketten an der Schädel, Knochen und Fangzähne befestigt waren. Es war aber nicht das Blut des schnarchenden Riesen, sondern wahrscheinlich das seiner jüngsten Mahlzeiten.

Die Söldnerin wurde nur durch einen Lederpanzer geschützt, so konnte sie sich lautlos aus dem stinkenden Wasser der Grotte ziehen. Sie positionierte sich am Kopf des Menschenfressers und holte mit ihrem schweren Streithammer aus.
Auf ein Zeichen ihrer Auftraggeberin schlug sie aus Leibeskräften zu. Ihre Waffe jagte ein befremdliches Knacken durch den Schädel des Schnarchers, der aber noch aufschreckte und sogleich ein hellrotes, magisches Geschoss in eines seiner geöffneten Augen bekam.

Hilde und Fiora flohen zurück in den Kanal.

Mit ohrenbetäubender Lautstärke brüllte der Oger seinen Schmerz heraus. Wutentbrannt kam er auf die Beine, suchte seine Keule und verfolgte seine beiden Peinigerinnen. Die Tropfsteindecke der Grotte verjüngte sich nach oben hin. Es war dem Riesen also nicht möglich, sich völlig frei zu bewegen. In seinem Ansturm traf ihn zudem eine Handvoll Armbrustbolzen. Es gelang ihm dennoch zu den beiden Frauen aufzuschließen. Seine Keule verfehlte Fiora, traf aber ihre Leibwächterin.



Elfin und Zwergin entkamen dem Oger trotzdem.

Der Soldat Hariko begegnete ihm stattdessen mit Schwert und Schild. Mehr Boltzen drangen schmatzend in das blutverschmierte Monster ein, das im Gegenzug nur die Schutzwaffe des Menschen traf. Hariko indes stieß sein Langschwert tief in den Oberschenkel des Ogers. Dann war Hilde an der Seite des Soldaten und zertrümmerte mit ihrem Hammer eine Kniescheibe des Riesen.

Schreiend knickte der Menschenfresser ein. Er machte ungeschickt kehrt und floh wimmernd in Richtung Grabstätte. Der Akolyth des Blauen Gottes beendete sein Leid mit der Armbrust von Yuri, der in jener Grabstätte sein Leben verloren hatte.

Fiora und Hilde durchsuchten die Nischen. Der Oger hatte offensichtlich alle Rattenkadaver verspeist. Neben den verdreckten Nestern war da nichts mehr als blutiger Schleim. Und der löchrige Sack des Riesen. Darin fanden die Frauen fünf rote Schuppen eines Bergdrachen, zwei elfische Jagdschwerter und einen schlichten Stirnreif, in den eine schillernde Perle eingesetzt war, sowie eine Menge unappetitlicher Speisereste.

Angewidert kletterten die Ermittler über den toten Oger hinweg. Sie drangen wieder bis in die Grabstätte mit den acht unheimlichen Steinsärgen des Ritterordens vor. Die sterblichen Überreste von Yuri suchten sie jedoch vergebens. Sie fanden nur noch einen seiner Stiefel. Die Spuren daran deuteten darauf hin, dass die Leiche ihres ehemaligen Wegbegleiters ebenfalls durch den Menschenfresser vertilgt worden war.

Fiora gelang es tatsächlich die Soldaten von Saer Anskar und Hauptmann Rewyn zur Plünderung der Särge zu überreden!

So half Hariko der Söldnerin den ersten, unbeschrifteten Sarkophag zu öffnen. Unvermittelt quoll giftgrünes Gas hervor. Hilde trug schützende Panzerhandschuhe und war  ein zähes Zwergenweib, der Soldat hatte weniger Glück. Das Giftgas sorgte augenblicklich für dunkle Verfärbungen auf seinen ungeschützten Händen und seinem vorbildlich rasierten Gesicht. Hariko sackte bewusstlos zusammen. Aufheulend ließ sich seine Anführerin Kiara bei ihm auf die Knie fallen. Unter Tränen enthüllte sie, dass sie ihr gemeinsames Kind im Bauch trug.

Nattias versuchte zu helfen, doch Lumaenor wollte die Entstellungen des Soldaten scheinbar nicht ungeschehen machen.

Kiara untersagte ihren Untergebenen sich weiter am Grabraub zu beteiligen. So zogen sich die Soldaten in das Lager auf dem Hügel zurück.
Fiora wickelte daraufhin unseren Agenten um den Finger. Nattias Nirfang mag ein gelehrter Mann sein, aber er ist noch immer jung und in manchen Dingen sehr, sehr naiv.

Wie Gesetzlose, mit Stoffetzen im Gesicht, machten sich die Abenteurer ans Werk.


Die Grabräuber erbeuteten zunächst aus dem Sarkophag von Sera Yduna*, den sie bei ihrem ersten Besuch nicht mehr plündern hatten können, eine Kettenrüstung aus leicht grünlichem Metall in tadellosem Zustand. Unsanft befreite Hilde die Rüstung von den Knochen ihrer vorherigen Besitzerin und schlüpfte hinein. Sie saß einwandfrei!
Frohen Mutes schob die Zwergin anschließend mit dem fehlgeleiteten Akolythen den Sargdeckel von Saer Brandolf beiseite. Die Brustplatte des Ordensritters war von Rost bereits völlig zerlöchert, doch über dem Sonnengeflecht war ein gesprungener Smaragd darin eingelassen, den Hilde kurzer Hand mit einem Knochensplitter herausholte.
Der dritte Sarkophag trug den einfachen Namen Falda von Fion. Nur noch das Bastardschwert der Ritterin niederer Geburt war noch gebrauchstauglich. Sie nahmen es mit.

Als Hilde und Nattias schließlich den Steinsarg von Sera Adelma öffneten, waberten gelbgrüne Schimmelsporen in die Luft. Die Söldnerin war geistesgegenwärtig genug die Augen zu schließen, der Akolyth nicht. Zunächst verlor er unweigerlich viel Tränenflüssigkeit, die ihm die Sicht erschwerte. Dann konnte er gar nichts mehr sehen. Er war völlig blind!

Unser Agent wurde panisch.
Ich verzichte an dieser Stelle darauf all die Ängste niederzuschreiben, die in seinem Kopf herumspukten.

Und die Graubräuber verzichteten darauf den letzten, unbeschrifteten Steinsarg zu öffnen.

Fiora, Hilde und der geblendete Nattias gesellten sich zu den vier Soldaten auf den Hügel.

Die Zauberkundige redete dem Akolythen gut zu. Während er Halt an der starken Schulter ihrer Leibwächterin fand, erstellte die Elfin einen heilenden Kräuterumschlag für ihn, angeblich wie ihn die Waldläufer von Rosenwinter einsetzen.

Gegen Mitternacht vernahm die wachhabende Hilde finstere Stimmen im Schilf. Es waren wieder irgendwelche Riesen die sich dort unten ein Streitgespräch lieferten, aber es lag der Zwergin fern sie zu einer genaueren Inspektion ans Lagerfeuer zu bitten.
Stattdessen setzte sie die Gruppe mit wohl platzierten Steinwürfen auf eine falsche Fährte.

Sie kamen nicht wieder.

Nattias erwachte bereits in den frühen Morgenstunden des 18.7.1506.
Ängstlich nahm er den Kräuterumschlag von seinen verklebten Augen.
Es folgte der schönste Sonnenaufgang den der drittgeborene Sohn von Baron Njal Nirfang bis dahin in seinem kurzen Leben gesehen hatte.

Denn er konnte wieder sehen!
Nattias dankte den Mächten des Lichts und umarmte sogar Fiora für ihr Heilmittel.

Nach dem Frühstück kehrten die Ermittler zum Kanu zurück und setzten wieder über. Keiner von ihnen wollte das Turnier verpassen!

Als die letzten drei das Boot an Land zogen, schälten sich am gegenüberliegenden Ufer ihre Goblinhäscher aus dem Röhricht. Dieses Mal verzichteten sie auf jegliche Fernkampfangriffe. Ihre Wut über das erneute Entkommen der Abenteurer war allerdings deutlich größer als zuvor.

Lachend entfachten die Menschen ein Lagerfeuer.

Bereits am Nachmittag des 19.7.1506 begann es zu regnen. Die erfolglosen Ermittler suchten also nach einem Unterschlupf für die Nacht. Sie fanden einen Höhleneingang. Als sie hineingehen wollten, trat ein Braunbär aus der Dunkelheit darin. Die Bestie richtete sich bedrohlich auf und brüllte die Reisenden furchteinflößend an. Hilde zog langsam ein ordentliches Stück Trockenfleisch aus ihrem Beutel. Behutsam warf sie es vor den Bären auf den Boden. Der Höhlenbewohner gab seine Drohgebärden auf und der Tross zog weiter.

Sie fanden einen kargen Felsüberstand, unter dem es trocken genug für ein Lagerfeuer war.

Die Nacht verlief ereignislos und am nächsten Tag (heute) erreichten sie Burg Isenwaid.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Nach den Übergriffen durch den Schultheiß von Kluftheim, verbannte Saer Anskar alle Gnome von Burg Isenwaid. Er verhängte die Verbannung sogar über seine eigene Waffenmeisterin: Zanna "Sternenglocke" Murnig.
« Letzte Änderung: 8.05.2023 | 14:24 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #281 am: 26.04.2023 | 09:30 »
chad vader hat gerade einen netten Bericht zu einer 12-stündigen Shadowdark Session im OSR-Bereich veröffentlicht, was mich natürlich gleich daran erinnert hat, dass ich noch den System-Kommentar zu Session III.5 schulde.

Es gibt aber wieder nicht sooo viel zu sagen. Das wohl für mich kniffligste Ruling war der Angriff auf den schlafenden Oger.



Mini: Loot Studios
Paintjob: Sage/Hilde

Es war eine unglaublich spannende Situation, weil die SC da ja noch Stufe 1 waren und ein Oger dafür eine echte Hausnummer ist. Aber keiner von uns konnte bei dem neuen System wirklich einen Verlauf der Begegnung prognostizieren.
Ich habe Hilde glaube ich einfach einen freien Krit erlaubt, nachdem sich die Zwergin und die Elfin erfolgreich angeschlichen hatten.

Der eine Krit hat nicht genügt, aber es ist ja dennoch gut ausgegangen.  :D

Zudem ist uns beim gestrigen Spiel aufgefallen, dass ich eine dritte Begegnung mit dem Goblinmobb vergessen hatte. Wird bei Gelegenheit nachgeschrieben.

Der großartige Monster Overhaul von Skerples hat tatsächlich für 40 (!) Goblins in 3 (!!!) Zufallsbegegnungen gesorgt. „Leider“ war immer das Hexenwasser zwischen den beiden Parteien, was jedoch für asterixartigen Spasss am Spieltisch sorgte!

« Letzte Änderung: 26.04.2023 | 10:08 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #282 am: 27.04.2023 | 09:44 »
Session III.6

Lum, 22. Tag des Vaters 1506 n. B.

Nattias Nirfang hatte zum ersten Mal seit seiner Weihe dem Alkohol gefrönt. Das "Rauschgift" hatte ihn demnach völlig übermannt. So war es auch nicht Brams Gasthaus in dem unser Agent erwachte, sondern ein Zimmer in der Taverne Zur Tanzenden Maid. Die Trinkhalle stand auf dem äußeren Hof von Burg Isenwaid, doch der Akolyth hatte keine Erinnerung mehr daran wie er hinter die Holzpalisade und in das Bett des berühmten Barden Quirion Zauberzunge gekommen war.

Der Jünger Lumaenors schämte sich sehr. Er schrieb jedoch alles - was er noch wusste - nieder, während der Halbelf neben ihm leise weiterschnarchte.
Zunächst waren da die Zweifel an seiner eigenen Keuschheit, dann verurteilte er sich auch schon für den etwaigen Zölibatsbruch vorsichtshalber zu zwölf Peitschenhieben.

Erst danach ging er auf die Ereignisse des Vortages (21.7.1506) ein:

Saer Anskar Fengrin hielt an jenem Sol den Mächten des Lichts zu Ehren ein Ritterturnier ab.



Der Paladin hatte hierzu zahlreiche Häuser von Rang und Namen in sein bescheidenes Herrschaftsgebiet eingeladen. Baron Basilius und seine Gattin weilten schon länger auf Burg Isenwaid, die meisten anderen Patriarchen ließen sich allerdings von niederen Familienmitgliedern vertreten. Im Grunde hatten nur Baron Unkenrath, Saer Roland Meralda, der alte Wulk und der Hurndor von Balderks Brücke die Reise auf sich genommen.

Schultheiß Scheppen und das kurze Volk von Kluftheim waren an Saer Anskars Tafel nach wie vor nicht willkommen.

Das alles tat den Feierlichkeiten jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil! Der Pöbel aus Garogs Hügeln kam vor den Burgtoren zusammen, trank, fraß und grölte den streitenden Rittern zu, wie es Vapraks Stolz* wohl nicht wilder gekonnt hätte.

Nattias war mit seinen beiden Gefährtinnen Fiora und Hilde natürlich auch darunter gewesen. Die drei Abenteurer waren dermaßen berauscht von der vorherrschenden Stimmung, dass sie ihre gesamten Ersparnisse für den Bibliothekszugang verprasst hatten!

Unzählige Male erzählte die Zwergin ihren ständig wechselnden Saufkumpanen die Geschichte wie sie den Oger erschlagen hatten, dem Fischvolk begegnet und den Goblins entkommen waren. Die Elfin indessen berichtete jedem Interessierten - sowie Uninteressierten - nahe den Weinfässern neben der Tribüne von den Schätzen, die sie den Toten in der Grünen Grotte entrissen hatten.
Manchen verriet die Gelehrte auch, wie sie durch ihren gefallenen Gefährten Yuri die Spannung der Grabräuberei für sich entdeckt hatte.

Irgendwann fühlte sich ein Halbling von all der Prahlerei so stark herausgefordert, dass er die mehr als beschwipste Fiora vor eines der Holzfässer stellte, ihr die Augen verband und ihr mit ein, zwei, drei Wurfmessern zeigte was wahrer Nervenkitzel war. Die Zauberkundige hatte dabei viel gekichert, kurz den Atem verloren, aber offenbar nichts von der Lektion mitgenommen.



Sie warf sich nämlich gleich dem nächsten Kaufmann um den Hals, während ihre Leibwächterin an Pavliks Imbiss Opfer eines Taschendiebes wurde.

Die Wettkämpfe selbst wurden allgemeinhin als äußerst spannend wahrgenommen, vor allem von denen die bei der Pfandleiherin Mirena Wetten abgeschlossen hatten; wie die drei Abenteurer.
Wie gewohnt, erlaube ich mir auf die Einzelheiten des Turniers zu verzichten, die Ritter wurden jedoch wie so oft in bis zu drei Disziplinen miteinander verglichen: Bogenschießen, Lanzenstechen und dem Nahkampf gegen eine Illusion des mächtigen Astromanten Moryn.



Bemerkenswert war das Versagen der alten Recken, denn Saer Eugenio unterlag Sera Felosial Sternenblüte bereits im ersten Kampf. Nach dem Tod seines Sohnes, dem Verschwinden seiner jüngeren Tochter und dem Niedergang von Burg Falkenstein (siehe Bericht I vom 27.2.1504), war der berüchtigte Trunkenbold nur noch ein Schatten seiner Selbst. Doch auch Saer Gorloys von Schwanenburg wurde gleich zu Beginn von der jungen Pelias aus dem Turnier geworfen.

Das Finale bestritten passenderweise Saer Anskars Gefolgsleute Sera Ludmylla und Saer Berthil gegeneinander. Ihr wurde erlaubt Haus Pelias zu vertreten, während er in Grün-Weiß mit dem dreiköpfigen Wolf von Haus Fengrin auf dem Schild antrat.



Als der Barde Quirion erwachte, beendete unser Agent kurzer Hand seine Aufzeichnungen, um mehr über die vergangene Nacht in Erfahrung zu bringen.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Zu Beginn des 12. Jahrhunderts nach Bahamut führte der dreiköpfige Frostriese Hjulfniir eine plündernde Horde von Orks und Riesen - Oger, Ettins, Trolle und andere Frostriesen - aus Isgard in die Herzlande Eralions. Jene Horde nannte sich Vapraks Stolz.
Nach vielen blutrünstigen Überfällen und Kämpfen rieben die Ritter von Haus Fengrin die Horde endlich auf. Die Orks und Riesen flohen in die Hügel um Burg Isenwaid und der Drachenkönig belohnte das siegreiche Rittergeschlecht mit mehr Ländereien und zwei zusätzlichen Wolfsköpfen auf seinem Wappen.
« Letzte Änderung: 2.01.2024 | 14:22 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #283 am: 27.04.2023 | 16:32 »
System-Kommentar zu Session III.6:

Session III.4, III.5 und III.6 haben wir tatsächlich in Präsenz bei Knight/Fiora in der Jurte gespielt. Es war ein großartiges Wochenende, das unser Gastgeber mit einem tollen Ritterturnier "Diorama" gekrönt hat. Uns war also klar, dass wir Sage/Hilde mit einem Ritterturnier überraschen wollen und so war der dritte Spiel(vormit)tag auch für genau dieses vorgesehen. Dann mussten wir leider wieder abreisen.

Wir hatten uns ja noch zu 5e-Zeiten ein Mini-Game für Ritterturniere ausgedacht. Der Regelkern von Shadowdark erlaubt es ohne weiteren Aufwand unser altes Konzept zu übernehmen, denn es bestand nur aus Angriffswürfen und Fertigkeitswürfen, bei denen es teilweise darum ging Vorteile zu erringen bzw. Nachteile zu vermeiden. Im Grunde alles Attributsproben.

Da kein SC ein Ritter ist und der abgelegte Ritter-SC mittlerweile mehr NSC, beschloss ich alle Teilnehmenden mit dem Knight Stat Block aus den Quickstart Rules darzustellen. Für die eigentlichen SC war das Turnier nur ein Hintergrund für die neuen Carousing Regeln, die damals via Preview vorlagen und heute natürlich im digitalen CRB verfügbar sind.

Um das Carousing mit Turnier stärker zu verbinden, haben wir zusätzlichen Wetteinsatz eingeführt. So haben die SC wirklich all ihr Geld auf den Kopf gehauen und hatten dadurch die Chance sich eine höhere Startposition auf Tabelle 1 der Carousing Regeln zu erwetten. Was tatsächlich allen dreien gelang, da sie alle drei - aber verdeckt - auf das gleiche Pferd (Sera Ludmylla) gewettet hatten. Dadurch waren wir alle drei (ich als Nattias aka Natze) auch beim Turnier voll dabei!

Und es war echt witzig was dann am Ende durch Tabelle 2 der Carousing Regeln rauskam (siehe Spielbericht)!

Zudem konnten alle drei (Fiora, Hilde und Nattias) ihre XP verdoppeln und eine Stufe aufsteigen.
Sie sind jetzt halt nur wieder verdammt weit von ihrem eigentlichen Ziel - genug für den Zugang zur Burgbibliothek anzusparen - entfernt!

Das war es jedoch wert!  :headbang:
« Letzte Änderung: 27.04.2023 | 16:37 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #284 am: 28.04.2023 | 08:16 »
Zwischenspiel III.1

Burg Isenwaid, Garogs Hügel
an den letzten Tagen des Vaters
im Jahr 1506 nach Bahamut

Als sein Berater Moryn die Halle betrat, saß Saer Anskar gedankenversunken unter dem präparierten Kopf des Drachen Schwefelschwinge. Der Ritter grüßte den Gelehrten wortlos indem er seine Mundwinkel und seine linke Hand hob. Beide Bewegungen wirkten kraftlos. Vielleicht hielt er sich gerade deshalb weiterhin mit der Rechten an seinem magischen Trinkhorn fest. Moryn nutzte die Zeit allein mit dem Paladin und machte ihm dennoch ein Kompliment: "Du hast gut daran getan Ludmylla für Haus Pelias antreten zu lassen".

"Danke, mein Freund. Ich hatte jedoch keine Wahl. Bis heute habe ich auf meine Einladung zum Turnier keine Antwort von Saer Wynfreth erhalten. Und das bereitet mir große Sorge. Nur sehr wenige in Eralion sind pflichtbewusster als der alte Pelias", erkärte Saer Anskar was ihn beschäftigte. Dann fügte er sichtlich besser gelaunt hinzu: "Aber wir haben auf das richtige Pferd gesetzt! Berthil hat sich gut geschlagen!"

Es klopfte und kurz darauf öffneten zwei Wachsoldaten die beiden hohen, schweren Türflügel zur Eingangshalle. "Saer Berthil Basilius mit seiner Schildträgerin Romila Wulk, Sera Ludmylla Pelias mit ihrer Schildträgerin Averil Basilius, Hauptmann Rewyn und Iamys Meralda, Knappe des ehrenwerten Burgherren!", kündigten die Wachen im weiß-grünen Wappenrock von Haus Fengrin die eintretenden Personen an.



Saer Berthil - Haus Basilius
Haus Wulk - Romila Wulk




Sera Ludmylla - Haus Pelias
Haus Basilius - Averil Basilius




Hauptmann Rewyn - Haus Fengrin
Haus Meralda - Iamys Meralda

Die Rittersleute nahmen an der langen Seite der Tafel und zu Anskars Rechten Platz. Berthil und Ludmylla saßen nun genau zwischen drei weiteren, ausgestopften Köpfen an der Außenmauer: dem eines Löwen, dem einer Ziege und dem eines rot geschuppten Drachen. Es waren die Trophäen eines hitzigen Kampfes gegen eine Chimäre, der vor zwei Jahren in den Gewölben unter Burg Isenwaid stattgefunden hatte. Damals war der junge Basilius noch der Schildträger von Saer Anskar gewesen. Nun war Saer Berthil selbst Ritter und seine eigene Knappin Romila stand hinter ihm, während sich seine Base Averil bei Ludmylla postiert hatte.

Hauptmann Rewyn setzte sich neben den Druiden Moryn auf die gegenüberliegende Seite des Tisches. Unterdessen schlossen die beiden Wachsoldaten die Tür und stellten sich am kurzen Ende der Tafel, vor Saer Anskar auf. "Das sind Edhar und Tamra, mein Herr. Sie haben auf der Suche nach Elafir, mit Kiara und Hariko, eine Abenteurergruppe in die Hügel begleitet. Dabei handelte es sich um eine Elfin namens Fiora, eine Zwergin namens Hilde und einen Akolythen des Blauen Gottes mit dem Namen Nattias Nirfang. Die Spur des vermissten Druiden führte die Gruppe in eine Grotte westlich des Hexenwassers, in der sie einen Oger erschlugen, um bis in die Grabstätte eines uralten, nymiatreuen Ritterordens vorzudringen", berichtete Hauptmann Rewyn. Dann wanderte sein Blick langsam zu Moryn. "Sie öffneten die Steinsärge der Toten, nahmen sich die Grabbeigaben und verschlossen sie wieder", fügte er schließlich etwas beunruhigt hinzu.

Alle sahen zu dem alten Druiden hinüber. Der Berater von Saer Anskar schwieg jedoch und starrte auf das Holz des Tisches. Als der Hauptmann weitersprechen wollte, meldete sich Moryn doch noch zu Wort: "Der Orden des Grünen Baums hat während des Einfalls von Vapraks Stolz viel Gutes für die Leute der Hügel getan. Und es war nicht rechtens die Ruhe der Toten zu stören. Aber die Knochen der Ritter brauchen keine Kostbarkeiten mehr! Wahrscheinlich haben sich die kleinsten Geschöpfe der Grünen Göttin längst vor den Grabräubern bedient und der Rest ist jetzt wieder gut aufgehoben. Ich hoffe nur das Raubgut ist diesen skrupellosen Abenteurern auf der Suche nach meinem Elafir behilflich!"

"Sie wollen jedenfalls morgen Früh wieder aufbrechen und in die Grotte zurückkehren. Die Hinweise, die sie bereits gefunden haben, sprechen für ein gewaltsames Verschwinden von Elafir. Da wir keine Forderung nach Lösegeld erhalten haben, glaube ich nicht, dass er noch am Leben ist. Ich würde deshalb nur Edhar und Tamra mitschicken", beendete Rewyn seinen Vortrag.

Der Paladin erhob sich. Er trat an den offenen Kamin, warf einen Holzscheit in die Flammen und schälte damit seinen alten Knappen Litrix Blutzahn aus den Schatten des Rittersaals. Der Echsenmann stand mittlerweile seit mehr als zwei Wintern durch den Blick des Hydralisken versteinert neben der Feuerstelle. Er hielt noch immer die ebenfalls zu Stein verwandelte Hellebarde aus siebenfach gesegnetem Silber in seinen klauenartigen Händen, die ihm sein Herr einst in Kluftheim für den Kampf gegen die Finsternis der Hügel gekauft hatte.

"So sei es!", befürwortete Saer Anskar schließlich den Vorschlag seines Hauptmanns. "Aber ihr geht nicht allein", wendete sich der Burgherr sogleich an die beiden Soldaten. "Ein Knappe wird euch begleiten! Nur welcher? Was meint ihr? Berthil? Ludmylla?"

Für einen Augenblick war das Knistern des Kaminfeuers, hinter dem Burgherren, das einzige Geräusch im schattenverhangenen Saal. Dann brach ein kurzes Wortgefecht zwischen den drei Rittern aus. Ein Jeder wollte seinem Schildträger die Gelegenheit geben sich zu beweisen. Moryn mischte sich dabei mit diplomatischen Ratschlägen ein, bevor Saer Anskar letztlich die Entscheidung traf: "Romila, du darfst uns zeigen aus welchem Holz... äh... Stein ihr Wulks von Donnerbach geschnitzt seid!"
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #285 am: 1.05.2023 | 08:21 »
Session III.7

Sha, 25. Tag des Vaters 1506 n. B. - BERICHT I

Am 23.7.1506 wollten Nattias, Fiora und Hilde ihre Nachforschungen über den Verbleib des Druiden Elafir von Camran fortsetzen.

Hauptmann Rewyn gewährte ihnen hierfür allerdings nur noch zwei seiner Leute: Redhar und Tamra. Der Turniersieger - Saer Berthil - stellte für die noble Queste jedoch seine eigene Schildträgerin - Romila Wulk - zur Verfügung.

Die Reise zur Grünen Grotte, in der die Ermittler immer noch den Vermissten vermuteten, verlief ereignislos.
So erreichte der Tross in der Abenddämmerung des 24.7.1506 das Lager mit der abgegrabenen Feuerstelle auf dem Hügel.

Um Rationen zu sparen, versuchten die Frauen am Morgen des 25.7.1506 auf die Jagd zu gehen. Doch es war kein einziges Tier aufzutreiben! Weder im Röhricht noch in der überschwemmten Ebene.
Unser Agent ging unterdessen zusammen mit Redhar die Nester der Wasservögel am Seeufer ab. Auch die waren einsam und verlassen. Kein Ei, nur ein paar erpellose Federn von Zaubergänsen, Druidenrallen und Schattenreihern.

Fiora besah sich die Zerstörungen der Schilfhalme. Die durchziehenden Riesen und Goblins hatten in den vergangenen Wochen wahrlich für Verwüstung gesorgt!

Mürrisch bedienten sie sich also zum Frühstück ihrer mitgebrachten Rationen.

Als die Ermittler in die Finsternis unter dem Hügel wateten, wollte Fiora ihren Stecken wieder zum Leuchten bringen, sprach ihren Zauber und verschluckte dabei eine Mücke. Sie würgte die letzten arkanen Worte der Formel nurmehr hervor und erstrahlte plötzlich selbst, von innen heraus, in hellrotem Licht, wie eine junge Weintraube vor der Sommersonne.*

Etwas verunsichert setzten sie ihren Weg fort.

Hilde erreichte die Gabelung. Nachdem im Westen eine Totenstille herrschte, beschlossen sie dem gelegentlichen Quietschen von Metall auf Stein im Nordwesten auf den Grund zu gehen.




Zur Freude der Zwergin wurde das Wasser hier zunehmend flacher. Bald reichte es ihr nur noch bis zur Hüfte und den anderen bis zu den Knien.

Das Licht der glühenden Elfin schälte eine Insel aus Bruchsteinen aus der Finsternis, an deren Rändern Auftropsteine emporwuchsen.
Hinter einer Reihe der Stalagmiten krabbelte eine rotbraune Kreuzung aus Insekt und Krustentier hervor. Sie besaß die Größe eines Wolfes, ein Außenskelett aus dicken Panzerplatten und zwei orangefarbene, federartige Fühler die aufgeregt über die Tropfsteine tanzten.



Fiora schoss augenblicklich ein hellrotes magisches Geschoss aus ihrem Stecken auf das Monster. Edhar stürmte angriffslustig an Hilde vorbei auf die Insel. Der Soldat schlug sein Schwert gegen den Kopf zwischen den umherwirbelnden Fühlern. Die Klinge zerfiel einen Herzschlag später zu Roststaub.

Bevor die Zwergin Edhar folgen konnte ergriff Nattias ihren Kriegshammer. Der Akolyth heiligte die Waffe mit der blau glühenden Magie Lumaenors, dann sprang Hilde förmlich aus dem stinkenden Wasser in den Nahkampf.

Krachend zertrümmerte der Hammer das mittlere Segment der rotbraunen Panzerplatten. Die Verzauberung verstärkte nicht nur den Angriff, sondern bewahrte offenbar zudem die Waffe vor der Selbstvernichtung.

Das Rostmonster floh befremdlich zirpend die Höhlenwand hinauf. Es kletterte dabei geschickt wie eine Küchenschabe das schlüpfrige Gestein der Grotte empor. Fiora wollte es sich aber nicht nehmen lassen, der Kreatur das Leben mit einem weiteren magischen Geschoss auszuhauchen. Sie sprach die entsprechende Formel, doch ihre glühenden Finger verkrampften und sie verlor den Zauber.

Dann erlosch ihr leuchtender Körper und das Rostmonster entkam in undurchdringlicher Dunkelheit.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Die königliche Magiergilde hat die Theorie entwickelt, dass mit dem Tod des letzten Drachenkönigs die Ordnung selbst auf Avalon einen schweren Schaden erlitten hat. So hat sich das erstarkende Chaos auch der Magie bemächtigt und es kommt vermehrt zu unkontrollierten Effekten sowie Fehlschlägen beim Wirken von Zaubern.
« Letzte Änderung: 2.06.2023 | 14:44 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #286 am: 1.05.2023 | 11:39 »
Kurzer System-Kommentar zu Session III.7:

Die sog. Roll To Cast-Mechanik von Shadowdark ist für unsere Gruppe etwas total Neues. Bei einem Patzer (natürliche 1) passiert bei Wizard-Zaubern immer etwas verrücktes. Fiora hatte das in dieser Session gleich zwei Mal geschafft! Es war echt lustig, dass sie plötzlich selbst in ihrem Lichtzauber erstrahlte und ich als SL war schon ziiiemlich schadenfroh, dass sie das Wirken von magisches Geschoss einbüßte als sie versuchte mit einem solchen das fliehende Rostmonster zu töten!
 >;D

SC auf niedrigen Stufen haben durch die Roll To Cast-Mechanik idR dennoch sehr viel mehr Magie zur Verfügung als in vergleichbaren OSR-Systemen.

Ach, und Zwischenspiel III.1 war im Grunde nur etwas Rollenspiel via Signal Messenger mit den alten SC, die zu den Auftraggebern der neuen SC avancierten.
« Letzte Änderung: 1.05.2023 | 12:17 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #287 am: 5.05.2023 | 09:19 »
Session III.8

Sha, 25. Tag des Vaters 1506 n. B. - BERICHT II

Romila Wulk, die Schildträgerin von Saer Berthil, entzündete eine Fackel.
Während unser Agent seine Aufzeichnungen machte, suchten die anderen Ermittler die Insel des Rostmonsters ab.




Romila Wulk

Überall fanden sich rotbraune Reste von verrostetem Metall. Ungewöhnlich viel Metall für einen so abgelegenen Ort wie diesen hier. Holzsplitter und Lederfetzen deuteten darauf hin, dass es sich bei den Metallquellen überwiegend um Rüstzeug gehandelt haben muss. Ohne einleuchtende Rückschlüsse gezogen zu haben, rückte der Trupp nach Norden vor.

Von der Insel des Rostmonsters zog sich ein schmaler streifen Land neben dem natürlichen Kanal entlang. Die Abenteurer versuchten auf dem schlüpfrigen Gestein zu bleiben. Sie schafften es bis in eine größere Höhle.

Dort sammelte sich im Westen das dunkle, trübe Wasser zu einem kleinen See, während im Osten eine rechtwinklige Treppenanlage zu einem Portal aus rötlichem Stein hinaufführte. Das doppelflüglige Rundbogenportal war etwa drei Schritt breit und fünf Schritt hoch. Die Steinstufen waren alt und von einer dicken, schleimigen Schmutzschicht bedeckt. Niemand hatte sie in den letzten Jahren betreten. Doch wer hatte sie mitten in der Grotte errichtet? Und was lag hinter dem geheimnisvollen Portal?



Der Druide Elafir wird es nicht gewesen sein. Also zogen die Ermittler weiter nach Norden.

Sie folgten einem mäandernden Gang, dessen Boden verhältnismäßig trocken war. Dann wurde die Kakophonie unzähliger Tropfen laut, die irgendwo in der Dunkelheit zerplatzten. Der Steinboden wurde wieder feuchter.

In Romilas Fackelschein erkannten die Ermittler, dass sich der Gang im Süden zu einer Höhle weitete. So lagen hinter dicken Säulen, welche aus verschmolzenen Tropfsteinen bestanden, ganze Reihen der ungeordneten Pfeiler.



Plötzlich war ein grünblaues Licht in der skurrilen Halle zu sehen, irgendwo zwischen den zahllosen Stalagmiten und Stalaktiten. Einen Augenblick später war es jedoch schon wieder verschwunden.
Die Knappin fragte laut und deutlich in die Finsternis, ob es Elafir von Camran war der da wandelte.

Nur ihr Echo sowie der tausendfach zurückgeworfene Widerhall des unablässigen Tröpfelns war zu hören.

Dann war wieder das grünblaue Licht zu sehen. Die Ermittler setzten ihm nach und bewegten sich tiefer in die riesige Höhle von deren Decke unzählige Tropfsteine hingen. Ohne beträchtlich zu dem Lichtschein aufzuschließen, der die Intensität einer Fackel oder Laterne zu besitzen schien, erreichten sie einen unterirdischen See. Die Oberfläche des dunklen Gewässers wurde unablässig von den Tropfen aufgewühlt, die lautstark von den Stalaktiten herab regneten.

Angeführt von Romila, ihrer Fackelträgerin, folgten die Abenteurer den immer wieder auftauchenden grünblauen Lichtern. Sie umrundeten dabei das düstere Wasser, wurden jedoch schließlich in einen zweiten unterirdischen See gelockt.

Er war nicht tief. Selbst der Zwergin reichte das kalte Nass nur bis zu den Knien.

Schnell entdeckten sie eine regungslose, humanoide Gestalt an der größten Tropsteinsäule in der Umgebung. Sie saß im Wasser und lehnte in sich zusammengesackt an dem natürlichen Pfeiler.



Die Ermittler umringten den Bewusstlosen in der grünen Tunika; einem Kleidungsstück das dem von Elafir glich, wie er auf dem Steckbrief abgebildet war. Allerdings besaß dieser Humanoid nur noch wenige Büschel blonden Haares und seine bleiche Haut wurde weitestgehend von bläulich schimmernden Schuppen bedeckt.* Seine Hände hielten etwas mit verkrampften Fingern, eng an seine Brust gedrückt.

Plötzlich umgab die vier Frauen und die beiden Männer aus der Festung scheinbar das grünblaue Licht, dem sie eigentlich in die geheimnisvolle Säulenhalle gefolgt waren.
Ein halbes Dutzend wabernder Lichtkugeln schwebte gespenstisch hinter den endlich erfolgreichen Ermittlern.

Tamra verlor die Beherrschung und betätigte den Abzug ihrer Armbrust. Der Boltzen drang in eines der Hexenlichter, nur um dahinter wieder ungebremst hinauszuschießen. Allerdings schien das Geschoss tatsächlich eine gewisse Energie mit sich aus dem übernatürlichen Wesen gerissen zu haben. Sogleich schwirrten drei der Lichter auf die Soldatin zu, umkreisten sie und attackierten mit knisternden Blitzen.

Die grünblauen Schrecken raubten der Frau so in einem einzigen, kurzen Augenblick einen Großteil ihrer Lebenskraft.

Hilde packte sich den Geschuppten in der grünen Tunika. Er hing jedoch nur träge in ihrem festen Griff. Sie schüttelte ihn. Er gab ein schwaches Stöhnen von sich. Die Söldnerin drückte ihn unter Wasser und in seinem Hals öffneten sich Kiemen, wie bei einem Fisch!

Edhar wirbelte herum. Der Soldat hatte Schwert und Schild gehoben, um sich gegen die Angriffe der übrigen Hexenlichter zu wappnen.
Die drei Schrecken verteilten sich auf ihn, Fiora und Romila. Allen drei Abenteurern gelang es allerdings den gefährlichen Lichtblitzen zu entgehen.

Die Zauberkundige ergriff auf der Stelle die Flucht. Die Schildträgerin zog sich ebenfalls zurück, gesellte sich aber zu Hilde und dem Geschuppten, der gerade wieder auftauchte und seine großen runden Glubschaugen aufschlug.

Die Söldnerin befragte ihn gehetzt, doch der vermeintliche Elafir gab nur unzusammenhängendes Zeug von sich, ohne auf Hildes Fragen einzugehen:
Etwas über "die Augen in der Tiefe", "den Meister" und "die Blaue Bibliothek". Er habe zudem den Schlüssel zu jener Blauen Bibliothek „dem Ritter“ abgenommen.

Kann der Druide Elafir von Camran Saer Anskar Fengrin bestohlen haben?

"Rückzug!", ordnete die ansonsten so zurückhaltende Knappin bestimmt an und packte sich "Elafir". Sie schulterte den Verwirrten, um mit ihm gemeinsam die Flucht anzutreten, während Edhar die Aufmerksamkeit der Hexenlichter auf sich zog.

Die Abenteurer rannten durch die finstere Tropfsteinhöhle, zurück zum Grottenausgang. Wasser spritzte in alle Richtungen und hinter ihnen schwirrten die grünblauen Schrecken bedrohlich durch die Säulenhalle.

Irgendwann fragte "Elafir", ob die Abenteurer auch "dem Meister" dienten. Keuchend bejate die Zwergin beiläufig, woraufhin der Geschuppte die Hexenlichter vom Rücken der Knappin aus besänftigte und die wabernden Lichtkugeln schwebten träge in die Schatten der Höhle davon.

Edhar schloss schnaufend zum Rest der Gruppe auf. Der Soldat berichtete, dass er hinter seinem Schild ausreichend Deckung gegen die mystischen Gegner gefunden hatte. Nur ein einzelner Lichtblitz hatte auch ihn leicht schwächen können.
Seine Kameradin Tamra konnte sich dagegen kaum noch auf den Beinen halten.



Romila schleppte "Elafir" bis vor das rötliche Rundbogenportal. Schwer schnaufend setzte sie ihn auf dem feuchten Steinboden ab, da zeigte er den Frauen was er die ganze Zeit über festgehalten hatte:
Es war eine handtellergroße Scheibe aus blauem Lapislazuli. In die Steinscheibe war ein achtzackiger Stern eingeritzt, auf dessen Spitzen acht unterschiedliche Symbole zu sehen waren. Über einem Auge befand sich ein Löchlein im Rand des kleinen Lapislazulitellers.

Der Akolyth des Blauen Gottes und die Zauberkundige hatten das Symbol sogleich erkannt:
Es war der Blaue Stern Lumaenors mit den acht Schulen der Magie.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Ich habe eine Beschreibung des Zustandes jener bemitleidenswerten Kreatur an die königliche Magiergilde weitergegeben und die Rückmeldung erhalten, dass es ähnliche Berichte an den Küsten der Mondbucht gibt.
Könnte es demnach einen Zusammenhang zwischen dem Geschuppten in der grünen Tunika und dem Welsvolk im Hexenwasser geben (siehe Bericht vom 13.7.1506)?
« Letzte Änderung: 5.05.2023 | 14:55 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #288 am: 8.05.2023 | 13:10 »
Session III.9

Sha, 25. Tag des Vaters 1506 n. B. - BERICHT III

Die Ermittler gingen davon aus in der Tropfsteinhöhle mit den grünblauen Hexenlichtern Elafir von Camran gefunden zu haben. Obwohl der Mann mit der geschuppten Haut und dem ausfallenden Haar nur wenig Ähnlichkeit mit der Kohlestiftzeichnung auf dem Steckbrief besaß. Er trug aber immerhin die grüne Tunika des Druiden.

"Elafir" bestand jedenfalls darauf nach dem Eingang in die Blaue Biblothek* zu suchen. Das habe ihm sein Meister befohlen und die Augen in der Tiefe würden jeden seiner Schritte beobachten.

Unter dem Vorwand Kraft für die Suche nach der Bibliothek schöpfen zu wollen, lockten die Ermittler den sichtlich verwirrten Mann zum Grottenausgang. Als sie sich dem goldenen Licht der Mittaggsonne näherten, weigerte sich "Elafir" plötzlich weiterzugehen.
Fiora warf einen Schlafzauber über ihn, Hilde fischte ihn aus dem trüben Wasser, fesselte ihn mit einem Seil und Romila schleppte ihn nach draussen.

Sie legten den Schlafenden, zusammen mit der geschwächten Tamra, an der Feuerstelle ab und begannen Vorkehrungen für die Rückreise zur Burg zu treffen.

Soldat Edhar hatte jedoch, auf der weitaus weniger mysteriösen Suche nach einem stillen Örtchen um seinen Darm zu entleeren, einen zweiten Zugang zur Grünen Grotte entdeckt.
So begleiteten ihn die beiden neugierigen Frauenzimmer Fiora und Hilde nochmals auf den Hügel hinauf.
Nattias Nirfang und Romila Wulk bewachten das Lager, den gefesselten "Elafir" und die völlig erschöpfte Tamra.

Unser Agent machte seine Aufzeichnungen. Die Knappin trug alles für ein lang anhaltendes Feuer zusammen. Sie wurden aber schon wenig später von schrillen Hilferufen wieder aufgescheucht.
Nattias drückte Tamra eine Armbrust in die Hand und folgte der jungen Wulk auf den Hügel.

Als sie Fiora und Hilde erreichten war das Unglück bereits geschehen.
Die Elfin und ihre zwergische Leibwächterin standen am Rande eines trichterförmigen Abgrunds, in den drei rostige Ketten baumelten. Lange Eisennägel befestigten die obersten Glieder im Gestein des Hügels. Nur von Edhar fehlte jede Spur.

Die Zauberkundige und die Söldnerin erklärten, dass Hilde mit dem Soldat zum Grund des Trichters klettern wollte, um einen Blick nach unten werfen zu können. Doch sie rutschten beide ab! Der Sturz war nicht hart, da sie unten in der Dunkelheit auf einer widerlichen Insel aus morschen Knochen und verfaulenden Kadavern in brackigem Wasser landeten. Die Ketten mussten von den Mächten des Lichts selbst dort hinunter gelassen worden sein, denn sie reichten tatsächlich bis ganz nach unten!

Da sie sogleich von nahezu schwarzen, katzengroßen Blutegeln angegriffen wurden, hatten sie allerdings beide Mühe die rostigen Kettenglieder wieder emporzuklettern. Der Zwergin war es beim zweiten Anlauf gelungen. Edhar hatte es gar nicht geschafft.

Hilde konnte von oben nur noch dabei zusehen, wie sich Dutzende der riesigen Blutsauger an dem regungslosen Mann zwischen den schwarzgrünen Knochensplittern festsaugten.

Der Akolyth des Blauen Gottes wollte die Leiche des gefallenen Soldaten bergen. Die Söldnerin hingegen hatte in all dem grässlichen, fliegenverseuchten Unrat einen Kriegshammer entdeckt. Eine Waffe in deren Kopf die Runen ihres Volkes eingelassen waren. So wollten beide Abenteurer wieder nach unten steigen, aber aus völlig unterschiedlichen Gründen heraus.

Zunächst wollten sie allerdings rasten und kehrten in ihr Lager am Fuß des Hügels zurück.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Durch die königliche Magiergilde konnte ich mittlerweile mehr über die Blaue Bibliothek in Erfahrung bringen. Es handelt sich dabei um einen legendären Hort von arkanem Wissen, der in Eralions Frühzeit entstanden sein muss. Die Zauberkundigen der Gilde wissen bereits seit Jahrhunderten, dass die sagenumwobene Bibliothek inmitten von Hügeln liegt. Jedoch herrschte kein Drachenkönig über mehr Hügelland als die goldene Linie von Auraeus, was die Suche über viele Jahrhunderte sehr mühsam gestaltete. Die Steinscheibe des Fischmanns ist also endlich ein handfester Hinweis darauf, dass die Blaue Bibliothek in Garogs Hügeln zu verorten ist!
« Letzte Änderung: 15.08.2023 | 11:05 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #289 am: 8.05.2023 | 16:15 »
Weil ich jetzt schon öfter via PM danach gefragt wurde:
Die Minis, die die Hauptcharaktere von BUCH III repräsentieren sind von Loot Studios und von Sage/Hilde 3d-gedruckt.
Hilde ist Minra Balderk aus dem Set Gathering in the Festering Swamp und Fiora ist Cormah Shasan aus dem Loot Starter Pack.
« Letzte Änderung: 8.05.2023 | 16:37 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #290 am: 9.05.2023 | 10:48 »
Session III.10

Sol, 26. Tag des Vaters 1506 n. B.

Es war die wachhabende Tamra, die alle anderen mit einem gezischten Alarmruf gegen Mitternacht weckte.
In der Dunkelheit jenseites des wabernden Lichtscheins ihres Lagerfeuers war das Grunzen und Quieken von Wildschweinen zu vernehmen. Dann machten die Abenteurer in der nächtlichen Finsternis das orange Glühen der Feuerspiegelung in acht ... zwölf ... sechzehn Schweineaugen aus!

Hilde zog eine Fackel aus ihrem Rucksack, entzündete sie am Lagerfeuer und kam auf die Beine. Als die wütenden Wildschweine näher kamen, schwang die Zwergin ihre fauchende Fackel in alle Himmelsrichtungen. In der Hand der zornigen Söldnerin glich die feurige Lichtquelle dabei eher einem verzauberten Morgenstern und so schlug sie ein halbes Dutzend panisch grunzender sowie ängstlich quiekender Schweine in die Flucht.

Ein junger Keiler bot der Zwergin jedoch die Stirn. Er senkte das Haupt und setzte zum Sturmangriff an.

In der Hoffnung aus der Reichweite der Wildschweine zu geraten, rannte Nattias auf einen kahlen Baum, mit verkrüppeltem Stamm und verschlungenen Ästen zu.
Eine alte Bache mit löchrigem Fell stürzte sich auf den Ausreißer. Die graubraune Sau rammte dem Akolythen einen abgebrochenen Hauer in die Seite und ließ ihn taumeln, dann wurde sie von Armbrustbolzen gespickt.
Während das leise Quieken der Bache in blutfeuchtes Röcheln umschlug, zertrümmerte Hilde dem männlichen Jungtier mit ihrem Streithammer zunächst den halben Brustkorb und anschließend den Schädel.

Um die vielen köstlichen Rippchen trauernd, die sie mit ihrem ersten Treffer unbrauchbar gemacht hatte, sank die Söldnerin auf die Knie.
Romila Wulk machte sich jedoch sogleich mit dem Soldaten Edhar daran die Körper der toten Schweine auszuschlachten.

Auch nach den Fleischerarbeiten fand keiner der Abenteurer noch besonders erholsamen Schlaf in jener Nacht.

Dafür teilte Nattias in den frühen Morgenstunden sein Wissen über die Werwesen in Garogs Hügeln, bei frischem Schweinebraten und knuspriger, von Fett triefender, Kruste.
So gab es dort nicht nur Werwölfe und Werbären, sondern eben auch Lykantropen die die Gestalt von Wildschweinen annahmen (siehe Bericht vom 17.3.1504).

Hatte es sich auch bei diesen Angreifern um Werwesen gehandelt?
Die rote Sichel Tarans war jedenfalls einem schwarzen Mond Shaeznars gewichen.

Am Ende der Ausführungen von Nattias, begannen die anderen Ermittler langsamer zu kauen, mit sichtlich weniger Genuß. Sie stellten sich wahrscheinlich die Frage, ob sie gerade Werbache und Wereber verspeisten. Denn die Tatsache, dass Lykantropen sich bei ihrem Tod in ihre wahre Gestalt zurückverwandelten behielt unser Agent lieber für sich.

Sie hatten jedenfalls genügend Rationen für die kommenden Tage. Für die die sie noch essen wollten. Dem Akolythen Lumaenors schmeckten sie und er wäre nicht traurig gewesen, hätte er das Schweinefleisch allein verspeisen müssen.

Nach dem Sonnenaufgang beschlossen Hilde, Fiora und Romila den zwergischen Runenhammer sowie die Leiche von Edhar zu bergen. Die anderen blieben im Lager.

Nattias betete zu seinem Gott Lumaenor. Er bat um mehr Wissen über die mysteriöse Blaue Bibliothek, von der "Elafir" erzählt hatte. Aufgrund der blauen Edelsteinscheibe (siehe Bericht II vom 25.7.1506), die der Geschuppte als Schlüssel zur Bibliothek bezeichnet hatte, vermutete der Akolyth des Blauen Gottes, dass der geheimnisvolle Ort in Verbindung zu seinem hohen Herren stand.

Ein Entsetzensschrei von Tamra riss den Glaubensmann aus dem spirituellen Gespräch mit dem Gott der Gesetze, des Wissens und der Magie. "Elafir" wurde von heftigen Zuckungen gebeutelt, dann sprengte sein über Nacht übernatürlich muskulös gewordener Körper seine Fesseln.

Die Soldatin schoss einen Armbrustbolzen auf den Geschuppten. Der Bolzen streifte jedoch nur einen seiner beachtlichen Oberarme, woraufhin sich der Verwundete auf die Schützin stürzte. Er verpasste ihr zwei heftige Schläge mit Faust und Ellenbogen, bevor Tamra ihm einen weiteren Bolzen in den Bauch jagte.

Unterdessen verzauberte unser Agent seinen Streitkolben mit göttlicher Magie und schlug damit den geschuppten Muskelmann nieder. Das widerliche Geräusch, das die blau leuchtende Waffe beim Aufprall auf dem fischähnlichen Kopf verursachte, ließ Nattias zweifeln, ob er "Elafir" nur bewusstlos geschlagen oder getötet hatte.*

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Ich habe die Beschreibung von "Elafir" mit den Aufzeichnungen über das mutierte Leben in der Mondbucht abgeglichen. Es handelt sich bei dem Gefundenen mit großer Gewissheit um ein Tiefes Wesen, wie sie der hohe Herold von Vilir in einem seiner Berichte charakterisiert:
"Ein muskulöser Humanoid mit Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen, geschuppter Fischhaut sowie einem Fischkopf mit stets geöffneten Glotzaugen."
Der Ursprung und die Entstehungsweise jener Tiefen Wesen scheinen uns königlichen Herolden allerdings noch unbekannt zu sein.
« Letzte Änderung: 9.05.2023 | 13:51 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #291 am: 9.05.2023 | 16:48 »
Endlich sind meine Aufzeichnungen up to date, was unsere Abenteuer mit dem Shadowdark RPG angeht.

Und hier kommen auch noch die letzten drei System-Kommentare zu ...

Session III.8
Es gibt hier nicht viel zu berichten, ausser dass es sich wie gutes altes D&D angefühlt hat. Regeltechnisch ist aber auch nicht viel passiert. Der Kampf mit den Hexenlichtern aka Will-O'-Wisps war mal wieder echt gefährlich, da die Con-Schaden machen und SD-Charaktere eben nicht so hohe Attribute haben. Schön war dabei, dass nicht ständig alle HP angepasst werden mussten, da das bei SD entkoppelt funktioniert; auch wenn theoretisch der Con-Modifikator auf Stufe 1 dazugerechnet wird.

Session III.9
Die eigentliche Action fand ohne den Chronisten statt, aber es gab auch bei den Damen lediglich ein paar Attributsproben, die immer gute funktionieren mit dem klaren Regelkern von SD. Ich stelle mir jedoch immer die Frage, ob und wann ich überhaupt würfeln lassen soll. Und das wird kontinuierlich weniger!
Nur vielleicht, dass die Fighter-Fähigkeit Grit Hilde den Allerwertesten gerettet hat, ist noch erwähnenswert!

Session III.10
Wieder fand die eigentliche Action ohne den Chronisten statt. Stärkste regeltechnische Aktion war das Erzwingen von 8 Moralwürfen bei den Wildschweinen durch Hildes Fackelattacke. Damit hat die Zwergin bzw. ihr Spieler 6 der 8 Bestien verscheucht!

Und mit der 10. Session stelle ich die kleine Reihe System-Kommentare auch wieder ein. Bei Fragen zum großartigen Shadowdark RPG stehe ich aber auch weiterhin immer gerne zur Verfügung!
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #292 am: 11.05.2023 | 12:03 »
Jetzt haben die beiden Damen zwei Sessions an diesem Raum gearbeitet,



einen magischen Gegenstand rausgefischt  und ich konnte es gar nicht gebührend beschreiben, weil der NSC-Chronist ins Lager verbannt worden war!

Heute geht’s weiter!  :headbang:
« Letzte Änderung: 11.05.2023 | 12:12 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #293 am: 11.05.2023 | 12:16 »
Die Karte ist mal wieder der Hammer!

Inhaltlich bin ich noch auf dem Stand kurz nach dem Turnier, muss da also erst aufholen :)

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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #294 am: 11.05.2023 | 14:44 »
Die Karte ist mal wieder der Hammer!

Vielen Dank, klatschi!
Aber mit wirklich 0% fishing for compliments o.ä.: Ich bin selbst eher unzufrieden damit. Okay, vielleicht geb ich mir ne 3.
Es gibt viele kleine Schnitzerchen die mir auffallen. Ich habe sie dann in einem 2. Gang überarbeitet und teilweise sogar verschlimmbessert. Selbst das Einkleben in meinem Notizbuch mit einem Billo-Klebestift hat noch dazu geführt, dass sich alles verzogen hat.  ::)

Egal die Karte hat gut beim Tüfteln und der letztendlichen Problemlösung im Spiel funktioniert.
Hammer war zudem ein passendes Kompliment, denn Fiora hat für Hilde einen zwergischen Runenhammer nach oben geholt!

Inhaltlich bin ich noch auf dem Stand kurz nach dem Turnier, muss da also erst aufholen :)

Unbedingt! Langsam wird es spannend.  ^-^
« Letzte Änderung: 11.05.2023 | 16:55 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #295 am: 17.05.2023 | 23:04 »
Kleine WARNUNG:
Das erste Drittel es folgenden Spielberichts könnte für manche etwas zu eklig werden. :-\
Die Geschehnisse sorgten aber für viel Gelächter am virtuellen Tisch und mussten einfach so detailliert festgehalten werden.  ;D
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #296 am: 17.05.2023 | 23:06 »
Session III.11

Lum, 27. Tag des Vaters 1506 n. B.

Romila Wulk war soeben mit dem Kanu zurückgekehrt. Sie hatte Hilde und "Elafir" am Ostufer des Hexenwassers abgesetzt, um einen weiteren Abenteurer hinüber zu fahren. Jedoch wurden plötzlich donnernde Stimmen im Röhricht laut.

Es handelte sich zweifelsohne um streitende Riesen, so viel konnten sie mittlerweile verstehen, obwohl niemand die Sprache der Geschöpfe beherrschte. Vermutlich drei, oder mehr.
Die Abenteurer waren zu viert, und damit einer zu viel für das schlanke Boot! Sie versteckten sich im Schilf. Romila schob das Kanu langsam zwischen die Halme, bevor auch sie bis zum Hals untertauchte.

Einer der Riesen hatte sich von der Gruppe getrennt. Lautstark bahnte er sich einen Weg zum See und bewegte sich damit auf das Versteck zu. Er war über drei Schritt hoch, ging aber gebückt; seine Haut war grün und mit schwarzen Warzen übersät, zwischen denen Moos und Pilze wuchsen.

Sogleich hatte der Troll das Kanu entdeckt. Er lachte bösartig, zerrte es mit der einen Hand aus dem Schilf und kramte mit der anderen Hand in seinem schmutzigen Lendenschurz aus Sumpfgras. Während er die ganze Zeit ein rohes Stück Fleisch im Maul hielt, zog der grünhäutige Riese seine überlange Männlichkeit heraus. Dann packte er mit der frei gewordenen Hand wieder sein blutiges Fressen, das nun auch besser zu erkennen war: ein humanoider Arm mit grün geschuppten Hautresten, die vielmehr an Echsen als an Fische erinnerten.*

Monströs seufzend entleerte er seine Blase in das Wassergefährt. Anschließend war der Darm an der Reihe, dem zunächst widerliche Faulgase entkamen, bevor zur Krönung des Trolls Erleichterung etwas aus dem stinkenden Lendenschurz ins Hexenwasser plumpste.

Höhnisch lachend trat der Riese gegen das besudelte Kanu, um es aufs offene Wasser zu befördern und im See zu versenken. Dann stapfte er zurück zu seinen Artgenossen.

Fiora war die erste, die aus ihrem Versteck sprang. Die Elfin war der irrsinnigen Meinung, der Troll könnte etwas wertvolles fallen gelassen haben. Dem war aber natürlich nicht so, denn die Zauberkundige konnte nur eines aufgeweichten Stücks Riesenkot habhaft werden.

Angewidert warf sie es zurück ins Wasser, während Romila und Tamra abtauchten um hemmungslos lachen zu können.
Unser Agent rettete unterdessen das Boot.

Der Rest des 26.7.1506 verlief weitestgehend ereignislos. Die Abenteurer setzten über. Damit niemand in der Nähe der Trolle verweilen musste, schwammen sie abwechselnd neben dem Kanu an das andere Seeufer. Die Zwergin hatte bereits ein prasselndes Lagerfeuer entzündet und etwas Schweinefleisch auf einem glutheißen Stein in den Flammen gebraten. "Elafir" war noch immer bewusstlos, zeigte aber schwache Lebenszeichen.

Endlich konnte sich der Akolyth des Blauen Gottes die Beute seiner Gefährtinnen - Fiora und Hilde - genauer besehen. Die beiden hatten einen Kriegshammer aus dem Loch gezogen, das Edhar entdeckt hatte und wo er schließlich auch gestorben war. Es handelte sich um eine zwergische Waffe aus schwarzem Adamanth. Im Zentrum ihres schweren Kopfes war ein gelber Diamant eingesetzt, der die Größe eines menschlichen Augapfels besaß! Der Hammer verfügte über zwei symmetrische Schlagflächen in die zwergische Runen eingelassen waren. Auf der einen Seite stand "ZAUBER-" und auf der anderen "BRECHER" geschrieben.

Nattias konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen. Er war jedoch auch nicht ganz bei der Sache, denn es ärgerte ihn noch immer sehr, dass die beiden Frauen Wort gebrochen hatten und die Leiche des Soldaten nicht geborgen hatten. Sie behaupteten ein Kampf gegen die Riesenegel dort unten hätte nur zu mehr Toten geführt, was unser Agent bei gewitztem Vorgehen bezweifelte. Aber nun waren sie wieder auf der anderen Seite des Hexenwassers. Vielleicht vermochte die runengezierte Waffe schlichtweg Zauber zu brechen oder Magie zu bannen.

Nach dem späten Mittagessen versuchten die Abenteurer jedenfalls das erschwommene Zeitersparnis bei der Seeüberquerung zu nutzen und noch am selben Tag Burg Isenwaid zu erreichen. Ihr ehrgeiziges Vorhaben scheiterte jedoch im schwindenden Licht der Abendämmerung, als Romila unter der Last von "Elafir" wiederholt zusammenbrach. Es war nicht mehr weit, doch auch Fiora war zu erschöpft um weitermarschieren zu können. Sie verbrachten also noch eine ereignislose Nacht in der Wildnis von Garogs Hügeln.

So erreichten sie bereits am heutigen (27.7.1506) Vormittag Saer Anskars Festung im Hinterland.

Auf schnellstem Wege übergaben sie den geschuppten Findling an die Ordnungshüter und ihren Hauptmann. Rewyn bezahlte den erfolgreichen Ermittlern zunächst die Belohnung für einen toten Elafir von Camran aus. Er musste erst Rücksprache mit dem Berater des jungen Fengrin halten, wie das Tiefe Wesen letztendlich zu bewerten war.

Nattias, Fiora und Hilde verabschiedeten sich von Romila Wulk sowie der Soldatin Tamra. Anschließend wollten die drei der Pfandleiherin Mirena einen Besuch abstatten. Als sie jedoch das Leihhaus betreten wollten, wurden sie von einem auffälligen Pärchen zur Seite geschoben.

Es waren ein muskelbepackter barbrüstiger Halbork, der eine mächtige Großaxt geschultert hatte, sowie eine mysteriöse Frau unter einem kostbaren Kapuzenumhang mit Fellkragen, die Mirenas Räumlichkeiten verließen und sich dabei unsanft einen Weg durch die nachfolgende Kundschaft bahnten.




Er



Sie

Niemand machte großes Aufhebens um die Begegnung. Nattias hatte das bedrückende Gefühl, dass sie nichts Besseres hatten machen können; auch wenn es sich um eine Ungerechtigkeit gehandelt hatte.

Dieses Mal bekam die Kauffrau jedenfalls Geld von den drei Abenteurern, denn die Zwergin benötigte ihre Erfahrung und Fachkunde bei der Identifizierung des Runenhammers.

Mirena bestätigte nicht nur die Vermutungen der Söldnerin und unseres Agenten, sondern sie wusste auch über die Geschichte des Hammers zu berichten.
So handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Waffe von Klan Hexenhammer. Jene finstere Sippe der Goldzwerge war während der gut bezahlten Verfolgung von Hexen, Paktmagiern und anderen sinistren Zauberwirkern aus dem edlen Klan Goldhammer hervorgegangen. Die Drachenkönige von ganz Avalon lockten die zwergischen Hexenjäger mit Reichtümern aus Fiirlann nach Isgard, Lampur, Marisa und Eralion. Ihre mit Runen versehenen Waffen nahmen ihren Opfern sowohl das Leben wie auch die Magie, wodurch die Hämmer selbst für einen Grünen Mond lang an Macht gewannen. Dann musste der Kreislauf aus Jagd, Mord und Raub erneut durchlaufen werden, um alle Fähigkeiten der Waffe ausschöpfen zu können.

Unsere Aufzeichnungen konnten alle Aussagen der Pfandleiherin bestätigen.

Gut gelaunt, einen so fetten Fang gemacht zu haben, führten die beiden Frauen den Akolythen des Blauen Gottes danach in die Taverne
Zur Tanzenden Maid.
Nattias hatte jedoch böse Erinnerungen an die Trinkhalle. Darüber hinaus haderte er mit seiner Einstellung gegenüber der neuen Waffe von Hilde. Einerseits war sie für die Jagd auf Zauberwirker geschaffen worden, andererseits vernichtete sie Magie nur um andere Magie zu schaffen. Allerdings war er Lumaenor für die historischen Ausführungen der Pfandleiherin und das erhaltene Wissen sehr dankbar.

Die Taverne war so früh am Tag schlecht besucht. Im Schankraum waren die drei Abenteurer tatsächlich mit der Bedienung allein. Die Schankmaid versuchte den dreien schöne Augen zu machen, doch unser Agent war in seine Aufzeichnungen vertieft und weder Elfin noch Zwergin schienen am gleichen Geschlecht interessiert. Das erste Getränk war in jedem Fall kostenlos. Es blieb bei dem einen, denn am Nachmittag trat ein unbekannter Wachsoldat ein und bat die drei Abenteurer in die Schreibstube von Hauptmann Rewyn.

Das Oberhaupt von Saer Anskars Garde hatte mittlerweile den geheimnisvollen Anstromanten Moryn befragt. Das Tiefe Wesen war vorerst eingekerkert worden und die drei Ermittler erhielten weitere 15 GM. Das entsprach nur der Hälfte, jenes Betrages für einen lebenden Elafir, aber der Geschuppte war auch nicht mehr wirklich der vermisste Druide auf dem Steckbrief.
Hauptmann Rewyn unterbreitete Nattias, Fiora und Hilde jedoch das Angebot von Elafirs Meister. Der Astromant bezahlte 100 GM für das Aufspüren sowie Kartographieren der Blauen Bibliothek.

Die Abenteurer sagten auf der Stelle zu, woraufhin ihnen der Hauptmann die handtellergroße Lapislazulischeibe mit dem Blauen Stern Lumaenors übergab. Weitere Unterstützung erhielt die Gruppe allerdings nicht. Keine Vorauszahlung, keine Soldaten und auch keine Schildträgerin.

Das Dreiergespann stieg wieder in Brams Gasthaus vor der Palisade ab.

Noch vor dem Abendessen besah sich Hilde das Anschlagsbrett. Sie stellte fest, dass ein Gesuch noch immer aushing:



So begaben sich die Abenteurer wenig später in die Stallungen, obwohl sie über keinerlei Reittiere verfügten.

Sie begegneten der Magd Zasha, deren graugrüne Haut und auffällige Eckzähne sogleich das Orkblut in ihren Adern verrieten.**




Zasha

Für die erfolgreichen Ermittler war es nicht schwer in der Halbork die anonyme Auftraggeberin "Z" zu erkennen. Während Fiora und Hilde die Magd schon befragten, machte unser Agent seine Aufzeichnungen. Als Nattias noch mehr über den Heckenritter in Erfahrung bringen wollte, dessen Pferd es schließlich zu zähmen galt, stieß die Zwergin bereits mit erhobenem Hammer das Tor zum hinteren Bereich der Stallungen auf!

- Wendelin, Stadtschreiber von Peredur

*Unterhält Saer Anskar noch die Verbindungen zum Echsenvolk des Ertrunkenen Waldes, die er einst über seinen ungewöhnlichen Knappen Litrix geknüpft hatte?

**Das Einfallen von Vapraks Stolz in den Hügeln des Herzlandes, hatte für nachhaltig viele Halborks im Hinterland gesorgt. Tatsächlich gibt es auf Avalons Hauptinsel wahrscheinlich nur in der Nordmark mehr von den bestialischen Mischlingen, als zwischen Peredur und Rosenwinter! Aber man muss ihnen zugestehen, dass sie in Garogs Hügeln ehrbaren, wenn auch niederen, Berufen nachgehen.
« Letzte Änderung: 16.08.2023 | 12:09 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #297 am: 26.05.2023 | 00:07 »
Ich schulde allen Mitlesenden zwei Spielberichte der Abenteuer von Hilde & Fiora. Aber jetzt ist mal zwei Wochen Urlaubspause. Zuvor konnten wir allerdings die letzte Session noch mit Hut und Peitsche ausklingen lassen!  ;)
« Letzte Änderung: 26.05.2023 | 00:20 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #298 am: 6.06.2023 | 00:03 »
Session III.12

Sol, 1. Tag der Königin 1506 n. B. - Bericht I

Hilde trat noch am 27.7.1506 das Tor zum hinteren Bereich der Stallungen auf. Die löchrigen Holzbretter hatten den Weg in und aus einem dunklen Lagerraum versperrt.
Inmitten der Düsternis stand jedoch ein schwarzes Pferd mit dem beeindruckenden Körperbau von einem ausgewachsenen Streitroß! Seine Mähne, seine Hufen und seine bösartigen Augen brannten in rotgelben Flammen; einem infernalen Feuer das noch stärker aufloderte als die Zwergin in den Raum stürmte. Der Nachtmahr - als den Nattias die übernatürliche Kreatur bezeichnete - wurde von der beherzten Attacke der Söldnerin völlig überrumpelt. So schwang Hilde ihren Runenhammer hoch über den Kopf, nur um ihn schrecklich krachend auf dem langen Schädel jenes Nachtmahrs landen zu lassen. Das schwarze Flammenpferd bäumte sich auf und trat mit seinen feurigen Vorderläufen bedrohlich in die Luft, bevor ein Bolzen aus der Armbrust unseres Agenten seine Brust streifte. Dann versuchte es der Zwergin zu entkommen und über Nattias, Fiora sowie Zasha hinwegzusetzen. Da die Elfin genau in diesem Augenblick eine hellrote Kugel magischer Energie verschoss, erstarb der Fluchtversuch noch vor dem Tor des Lagers. Das magische Geschoss traf den Nachtmahr zwischen die qualmenden Nüster und ließ ihn gequält aufheulen.

Die Stallmagd mit dem Orkblut in den Adern rettete sich hinter einen Flankierbaum, während einige ihrer Schutzbefohlenen unruhig zu wiehern begannen.

Hilde nahm erneut Anlauf, sprang ab und zertrümmerte mit dem Zauberbrecher die Hüfte des pferdeähnlichen Wesens. Ein weiterer Bolzen traf seine Brust, bevor es noch einmal verzweifelt versuchte sich auf den Gang zu retten. Doch die jüngste Verletzung durch den schweren Runenhammer war scheinbar zu groß dafür gewesen. Es kam wieder nicht an den beiden Gelehrten vorbei!

Ein zweites magisches Geschoss von Fiora und ein dritter Hammerschlag von Hilde beendeten die Existenz des Nachtmahrs. Die Flammen erloschen, der schwarze Pferdekörper sackte in sich zusammen und das dunkle Fell floss wie Pech von den blanken Knochen auf den Stallboden. Ein kurzzeitig qualmendes Gerippe war alles was blieb. Die Söldnerin trat dagegen, es kippte um und zersprang in verkohlte Einzelteile.

Zasha wollte sich gerade ans Aufräumen machen, da fragten die drei Schlechter nach den Hinterlassenschaften des Heckenritters. Die Halbork führte sie zu einem Haufen von Hafersäcken.
Darauf lag ein leicht gekrümmtes Breitschwert in schwarzer Lederscheide und mit silbrig glänzendem Griffkorb sowie ein paar Reitstiefel; ebenfalls aus schwarzem Leder mit Silberschnallen. Sie nahmen die Belohnung an sich und erkundigten sich bei Zasha nach einem Esel für ihre Expedition in die Grüne Grotte. Die Magd verfügte über ein geeignetes Tier. Die Abenteurer wollten jedoch einen Nachlass auf den genannten Kaufpreis, für ihr Schweigen über den Nachtmahr. Schwer schluckend willigte die Halbork ein und begann seufzend die Knochen wegzuräumen.

Nattias, Fiora und Hilde begaben sich zum Abendessen zurück in Brams Gasthaus.

Eine Gruppe von Söldnern hatte sich im Schankraum breit gemacht. Es handelte sich dabei um fünf ungepflegte Männer der Kompanie Ohne Banner. Wie Hilde auch, besaßen sie alle den Kupfernen Rang des Hurndors von Balderks Brücke. Der Jüngste war vielleicht 15 Winter alt, der Älteste 25. Fiora und Nattias hielten es für eine gute Idee, ihrer zwergischen Söldnerin für die bevorstehende Expedition einen weiteren Krieger an die Seite zu stellen. Die Elfin beschloss also die vierschrötigen Kerle auf die Probe zu stellen. Den Jüngsten und den Ältesten schloss sie bereits im Vorhinein aus.

Die Kompanie Ohne Banner schlug ein Messerwerfen vor. Fiora erinnerte sich an die Wurfkünste des Halblings in jener Nacht des Ritterturniers (siehe Bericht vom 22.7.1506) und stimmte zu. Es war Lios der seine Klinge am zielsichersten in dem Holzpfeiler am Tresen vergrub, ein junger Bursche der 17 Sommer gesehen hatte. Erst im Winter sollte er 18 Jahre alt werden. Unser Agent und seine beiden Gefährtinnen heuerten ihn an.



Am Morgen des 28.7.1506 entdeckte Hilde zwei neue Gesuche am Anschlagsbrett der Herberge:




Sie hatten ein schlechtes Gewissen wegen dem ersten (siehe Bericht vom 10.7.1506) und Angst vor Konkurrenz wegen dem zweiten Gesuch.
Nach dem Frühstück begannen die Abenteurer dennoch mit ihren Reisevorbereitungen. Dazu waren auch noch ein paar Besorgungen in der Festung nötig: eine Laterne, Öl, ein Seil, zwei Zelte und Schlafsäcke vom Krämer, Wegzehrung und andere Verpflegung von Pavliks Imbiss sowie eine ledergeschützte Pergamentrolle, eine Schreibfeder und Tinte vom Gildenhaus.

Bevor sie einkaufen wollten, versetzten sie jedoch die Reitstiefel aus den Stallungen im Leihhaus. Nachdem sie auch das Breitschwert schätzen hatten lassen, behielten sie es für ihren Neuzugang Lios. Sie machten mit den Stiefeln nicht nur mehr Geld als erwartet, sondern erfuhren von Mirena endlich auch etwas über den vorherigen Besitzer; denn solche Schwerter fanden in Eralion nahezu ausschließlich in der Ostmark Verwendung, wo sie aufgrund der Nähe zu Fiirlann noch immer verbreitet waren.

Unser Agent Nattias Nirfang, die Elfin Fiora und die beiden Söldner verließen Burg Isenwaid über die Zugbrücke. Wie so oft zuvor folgten sie dem Ostufer des kalten Seitenarms der Darya, bis zu dem Wasserfall, der in den geheimnisvollen See hinab stürzte. Die Abenteurer hatten den gesamten Herbstanfang an den Ufern des Hexenwassers verbracht. An keinem Tag war ihnen der grünblaue See in Garogs Hügeln finsterer vorgekommen, als an diesem Nym.

Ohne nennenswerte Vorkommnisse erreichten sie den Rastplatz an dem sie das Kanu des Druiden zwischen einer Handvoll Felsen verborgen hatten. Keine Goblins, keine Tiefen Wesen und keine Riesen. Sie verbrachten einen ruhigen, erholsamen Abend am Lagerfeuer; bis Lios Hilde zum Zweikampf herausforderte.
Er wollte Fiora beeindrucken, das war allen klar. Das Duell war schnell vorüber. Die Zwergin entwaffnete den jungen Burschen bereits nachdem sie die kichernden Gelehrten das zweite Mal umrundet hatten. Lios erklärte seine Niederlage mit dem ungewohnten Breitschwert. Alle lachten und legten sich schlafen.

Nach einer ereignislosen Nacht verlangte der letzte Wachhabende - Lios - von der noch schnarchenden Zwergin - Hilde - am 29.7.1506 zunächst eine Revanche, indem er ihr einen seiner beiden Wurfspieß auf die Brust legte. Und tatsächlich traf er das ausgetrocknete Stück Treibholz, das der junge Söldner als Ziel auserkoren hatte, deutlich besser als die Goldzwergin.
Das triumphierende Grinsen war den ganzen Tag nicht mehr aus seinem Gesicht zu bekommen.

Jener Tar fühlte sich wie der letzte warme Tag des Jahres an. Strahlte die goldene Mittagssonne noch in ihrer ganzen, goldenen Pracht, war der Himmel des Nachmittags bereits bedeckt. Gegen Abend kroch mit dem Nebel aus dem See sogar eine ausgemachte Kälte an Land, dass Nattias befürchtete der Rote Gott habe sich bereits so früh im Jahr auf die Seite Shaeznars geschlagen!

Zum Glück wurde Taran am Lagerfeuer durch einen weiteren Wettstreit der beiden Söldner besänftigt. Hilde demütigte Lios nicht nur, indem sie ihm mit ihrem Runenhammer wiederholte Male die Beine wegfegte, sondern schulte ihn auch weiter im Nahkampf.

Der junge Kämpfer zog sich schmollend in das Zelt zurück, welches er sich mit Nattias teilte.
Alle lachten und legten sich ebenfalls schlafen.

Auch am letzten Tag des Vaters (30.7.1506) war Lios noch immer schwer damit beschäftigt Fiora für sich gewinnen zu wollen. Es sollte dem Söldner jedoch erst in der Nacht gelingen die Elfin ernsthaft zu überraschen.
Lios hatte während seiner Wache Fische am Seeufer entdeckt und einen von ihnen mit seiner bevorzugten Waffe - dem Wurfspieß - erlegt. Kurz darauf stand er im Zelt der beiden verschlafenen Frauen, denn der Karpfen in seinen Armen besaß drei Augen!*

Nach dieser beunruhigenden Entdeckung, fanden die verwirrten Abenteurer erst in den frühen Morgenstunden noch etwas Schlaf.

Am ersten Tag der Königin (1.8.1506) erreichten sie die Grüne Grotte. Sie hatten bereits ein Dutzend Mücken erschlagen, als sie die Gabelung erreichten. Kein Fiepen, kein Schnarchen und auch kein Quietschen von Metall auf Stein. Es herrschte eine Totenstille über die Grotte.

Nattias, Fiora und Hilde kannten sich jedoch bereits aus. Sie wussten wo sie hinwollten und gingen nach Nordosten.

Auf der Insel des Rostmonsters hatte ein weiterer Kampf stattgefunden. So schälte das magische Licht der Elfin abgebrochene Tropfsteine und einen regungslosen Körper auf dem zerfurchten Kies aus der Finsternis.

Es handelte sich um eine rotbraune Kreuzung aus Insekt und Krustentier. Die Panzerung des Rostmonsters war vollständig zertrümmert worden und ließ seine dunklen Körpersäfte auf die feuchten Bruschsteine quellen. Einer der orangefarbenen, federartigen Fühler lag abgerissen neben dem Kadaver. Außerdem waren da noch die vermutlichen Mordwerkzeuge: drei knorrige Holzknüppel, die höchstwahrscheinlich vom Hügel über der Grotte stammten.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Die Berichte von der Mondbucht beschreiben auch dort Fische mit drei oder mehr Augen.
Ich bin mir mittlerweile sicher, dass es eine Verbindung zwischen den befremdlichen Mutationen im Hexenwasser und den Veränderungen des Lebens im östlichen Meer geben muss!
« Letzte Änderung: 16.08.2023 | 13:20 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #299 am: 13.06.2023 | 10:13 »
Session III.13

Sol, 1. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT II

Nattias Nirfang, der Söldner Lios, die Elfin Fiora und die Zwergin Hilde verließen das verwüstete Nest des Rostmonsters und gingen weiter nach Norden.

Sie erreichten die große Höhle mit dem See, der Treppenanlage und dem Portal, sowie mehr Leichen!



An Land lagen ein toter Mann und eine tote Halbling. Im Wasser des natürlichen Kanals wurde der massige Körper eines leblosen Halborks umspült. Hilde und Lios zogen den Toten an Land.

Die Frau war durch einen schwarzen Pfeil aus unmittelbarer Nähe getötet worden. Das Geschoss steckte noch in ihrem Schädel. Es hatte zuerst ihren Unterkiefer und danach von innen heraus ihre Schädeldecke durchdrungen. Jedoch ragte immerhin nur die geschwärzte Pfeilspitze widerlich verklebt aus dem lockigen Hinterkopf der schwer gerüsteten Kriegerin.
Die beiden Männer waren eindeutig durch gut gezielte Schwerthiebe ums Leben gekommen. Was aber war klein genug einer Halbling von unten in den Kopf zu schießen? Ihre Leiche lag nah genug am Zulauf des unterirdischen Sees, dass sie wahrscheinlich jemand aus dem Kanal erschossen hatte.

Auch das Zentrum der Höhle, etwas weiter im Norden, war mit Blut besudelt worden. Die verdreckten Stufen zum Portal hinauf waren allerdings teilweise von ihrem uralten Schmutz befreit worden. Offenbar hatten mehrere Personen die Treppe seit dem letzten Besuch von Nattias, Fiona und Hilde betreten.

Die Zwergin kannte die Halbling. Es handelte sich um Gertie Honigtraum, eine Söldnerin die wie sie selbst den Kupfernen Rang des Hurndors innehatte. Die Elfin erkannte unterdessen in dem Toten aus dem Kanal jenen Halbork*, der sie beim Verlassen von Mirenas Leihhaus weggestoßen hatte (siehe Bericht vom 27.7.1506).

Von seiner mysteriösen Begleiterin fehlte allerdings jede Spur.

Die Abenteurer nahmen sich von den Leichen was sie für ihr Vorhaben gebrauchen konnten. Anschließend stiegen sie die Treppe hinauf.

Am oberen Ende der Stufen ragte ein doppelflügiges Rundbogenportal aus rotbraunem Stein empor. Es war drei Schritt breit und fünf Schritt hoch. Sein unteres Drittel zeigte in einem kunstvollen Relief das kreisrunde, vollbärtige Gesicht eines jungen Mannes, der mit geblähten Wangen einen Luftstrom auszustoßen schien. Über dem Bläser erhob sich zudem das Relief einer gerobten Gestalt, die ihre krallengleichen Hände nach dessen Gesicht ausstreckte, während ihr eigenes Antlitz in einer tiefen Kapuze verborgen blieb. Das Gestein des Portals war im Bereich der unteren Darstellung nahezu vollständig rot und wurde nach oben hin zunehmend bräunlicher sowie dunkler. Es hatte fast den Anschein, dass das Braun im Bereich des Rundbogens und der Kapuze des Gerobten einen bläulichen Schimmer besaß.

Hilde warf sich gegen die massigen Steinflügel und versuchte das Portal zu öffnen.
Daraufhin spie der bärtige Bläser einen übernatürlich starken Windstoß aus, der die Zwergin, die Elfin neben ihr und den Akolythen am unteren Ende der Treppe erfasste.

Die kräftige Söldnerin trotzte der heftigen Böe, Fiora und Nattias wurden jedoch bis in das dunkle Gewässer am anderen Ende der Höhle geschleudert. Es hatte nicht nur einen widerlichen Geruch, sondern war auch eiskalt!

Unser Agent wurde in die grauenhafte Tiefe getaucht und befürchtete zunächst an einem Schock zu sterben. Völlig unverhofft hielten ihn skelettierte Hände am Leben, denn ein gutes Dutzend davon packte ihn plötzlich unter Wasser, schreckte ihn noch mehr und zwang seine schockstarren Glieder an Land zu schwimmen.

Der gesamte See schien jedoch voller untoter Gerippe zu sein. Sie alle gierten mit ihren krallengleichen Händen nach den Lebenden und versuchten sie zu ertränken!
Nattias ergriff sein heiliges Symbol. Als er seinen Kopf aus den aufgewirbelten Fluten heben konnte, rief er Lumaenor an und die silberne Raute an der Lederschnur um seinen Hals begann weißblau zu strahlen. Das göttliche Licht vernichtete die Untoten um Nattias und verscheuchte die übrigen.

Fiora hatte es mittlerweile an Land geschafft. Der Akolyth zerstörte durch die Anrufung des Blauen Gottes noch mehr Skelette, dann folgte er der Elfin.

Obwohl er völlig durchnässt zitterte, wollte er nichts mehr als das Portal zu öffnen und die Blaue Bibliothek zu finden.

Die Abenteurer kramten den Lapislazuliteller von Elafir hervor (siehe Bericht II vom 25.7.1506) Er passte genau auf den kreisrunden Mund des bärtigen Bläsers.
Nun erkannte Nattias auch Taran, den Roten Gott des Zorns, der Zerstörung und des Blutes in dem unteren Relief. Doch welcher Teufel ragte über ihm auf?
Hilde drückte den Blauen Stern Lumaenors fest in das Portal, dessen Fugen sogleich blau aufleuchteten.

Knirschend öffneten sich die beiden schweren Steinflügel des Rundbogenportals nach innen. Hilde, Nattias, Fiora und Lios blickten in pechschwarze Finsternis.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Meine Erkundigungen haben ergeben, dass es sich bei dem Halbblut um Sorak von Isgard handelt, der wie sein schlüpfriger Schatten Afaellan in der Nordmark wegen Seeräuberei steckbrieflich gesucht wird. Wahrscheinlich war der andere Tote vor dem Portal jener Afaellan, der Aal von Trollheim.
« Letzte Änderung: 19.09.2023 | 07:50 von Tintenteufel »
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