Zwischenspiel III.1
Burg Isenwaid, Garogs Hügel
an den letzten Tagen des Vaters
im Jahr 1506 nach Bahamut
Als sein Berater Moryn die Halle betrat, saß Saer Anskar gedankenversunken unter dem präparierten Kopf des Drachen Schwefelschwinge. Der Ritter grüßte den Gelehrten wortlos indem er seine Mundwinkel und seine linke Hand hob. Beide Bewegungen wirkten kraftlos. Vielleicht hielt er sich gerade deshalb weiterhin mit der Rechten an seinem magischen Trinkhorn fest. Moryn nutzte die Zeit allein mit dem Paladin und machte ihm dennoch ein Kompliment: "Du hast gut daran getan Ludmylla für Haus Pelias antreten zu lassen".
"Danke, mein Freund. Ich hatte jedoch keine Wahl. Bis heute habe ich auf meine Einladung zum Turnier keine Antwort von Saer Wynfreth erhalten. Und das bereitet mir große Sorge. Nur sehr wenige in Eralion sind pflichtbewusster als der alte Pelias", erkärte Saer Anskar was ihn beschäftigte. Dann fügte er sichtlich besser gelaunt hinzu: "Aber wir haben auf das richtige Pferd gesetzt! Berthil hat sich gut geschlagen!"
Es klopfte und kurz darauf öffneten zwei Wachsoldaten die beiden hohen, schweren Türflügel zur Eingangshalle. "Saer Berthil Basilius mit seiner Schildträgerin Romila Wulk, Sera Ludmylla Pelias mit ihrer Schildträgerin Averil Basilius, Hauptmann Rewyn und Iamys Meralda, Knappe des ehrenwerten Burgherren!", kündigten die Wachen im weiß-grünen Wappenrock von Haus Fengrin die eintretenden Personen an.
Saer Berthil - Haus Basilius
Haus Wulk - Romila WulkSera Ludmylla - Haus Pelias
Haus Basilius - Averil BasiliusHauptmann Rewyn - Haus Fengrin
Haus Meralda - Iamys Meralda Die Rittersleute nahmen an der langen Seite der Tafel und zu Anskars Rechten Platz. Berthil und Ludmylla saßen nun genau zwischen drei weiteren, ausgestopften Köpfen an der Außenmauer: dem eines Löwen, dem einer Ziege und dem eines rot geschuppten Drachen. Es waren die Trophäen eines hitzigen Kampfes gegen eine Chimäre, der vor zwei Jahren in den Gewölben unter Burg Isenwaid stattgefunden hatte. Damals war der junge Basilius noch der Schildträger von Saer Anskar gewesen. Nun war Saer Berthil selbst Ritter und seine eigene Knappin Romila stand hinter ihm, während sich seine Base Averil bei Ludmylla postiert hatte.
Hauptmann Rewyn setzte sich neben den Druiden Moryn auf die gegenüberliegende Seite des Tisches. Unterdessen schlossen die beiden Wachsoldaten die Tür und stellten sich am kurzen Ende der Tafel, vor Saer Anskar auf. "Das sind Edhar und Tamra, mein Herr. Sie haben auf der Suche nach Elafir, mit Kiara und Hariko, eine Abenteurergruppe in die Hügel begleitet. Dabei handelte es sich um eine Elfin namens Fiora, eine Zwergin namens Hilde und einen Akolythen des Blauen Gottes mit dem Namen Nattias Nirfang. Die Spur des vermissten Druiden führte die Gruppe in eine Grotte westlich des Hexenwassers, in der sie einen Oger erschlugen, um bis in die Grabstätte eines uralten, nymiatreuen Ritterordens vorzudringen", berichtete Hauptmann Rewyn. Dann wanderte sein Blick langsam zu Moryn. "Sie öffneten die Steinsärge der Toten, nahmen sich die Grabbeigaben und verschlossen sie wieder", fügte er schließlich etwas beunruhigt hinzu.
Alle sahen zu dem alten Druiden hinüber. Der Berater von Saer Anskar schwieg jedoch und starrte auf das Holz des Tisches. Als der Hauptmann weitersprechen wollte, meldete sich Moryn doch noch zu Wort: "Der Orden des Grünen Baums hat während des Einfalls von Vapraks Stolz viel Gutes für die Leute der Hügel getan. Und es war nicht rechtens die Ruhe der Toten zu stören. Aber die Knochen der Ritter brauchen keine Kostbarkeiten mehr! Wahrscheinlich haben sich die kleinsten Geschöpfe der Grünen Göttin längst vor den Grabräubern bedient und der Rest ist jetzt wieder gut aufgehoben. Ich hoffe nur das Raubgut ist diesen skrupellosen Abenteurern auf der Suche nach meinem Elafir behilflich!"
"Sie wollen jedenfalls morgen Früh wieder aufbrechen und in die Grotte zurückkehren. Die Hinweise, die sie bereits gefunden haben, sprechen für ein gewaltsames Verschwinden von Elafir. Da wir keine Forderung nach Lösegeld erhalten haben, glaube ich nicht, dass er noch am Leben ist. Ich würde deshalb nur Edhar und Tamra mitschicken", beendete Rewyn seinen Vortrag.
Der Paladin erhob sich. Er trat an den offenen Kamin, warf einen Holzscheit in die Flammen und schälte damit seinen alten Knappen Litrix Blutzahn aus den Schatten des Rittersaals. Der Echsenmann stand mittlerweile seit mehr als zwei Wintern durch den Blick des Hydralisken versteinert neben der Feuerstelle. Er hielt noch immer die ebenfalls zu Stein verwandelte Hellebarde aus siebenfach gesegnetem Silber in seinen klauenartigen Händen, die ihm sein Herr einst in Kluftheim für den Kampf gegen die Finsternis der Hügel gekauft hatte.
"So sei es!", befürwortete Saer Anskar schließlich den Vorschlag seines Hauptmanns. "Aber ihr geht nicht allein", wendete sich der Burgherr sogleich an die beiden Soldaten. "Ein Knappe wird euch begleiten! Nur welcher? Was meint ihr? Berthil? Ludmylla?"
Für einen Augenblick war das Knistern des Kaminfeuers, hinter dem Burgherren, das einzige Geräusch im schattenverhangenen Saal. Dann brach ein kurzes Wortgefecht zwischen den drei Rittern aus. Ein Jeder wollte seinem Schildträger die Gelegenheit geben sich zu beweisen. Moryn mischte sich dabei mit diplomatischen Ratschlägen ein, bevor Saer Anskar letztlich die Entscheidung traf: "Romila, du darfst uns zeigen aus welchem Holz... äh... Stein ihr Wulks von Donnerbach geschnitzt seid!"