Autor Thema: [D&D] Zeit der Wölfe  (Gelesen 84931 mal)

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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #300 am: 13.06.2023 | 17:34 »
Der jüngste Spielbericht bedarf mal wieder eines Kommentars, denn er deckt nur ca. 50% des Spielabends ab.

Bevor mit den SC gespielt wurde, wurde nämlich mit einer Gruppe NSC gespielt: Romila Wulk (LV 1), Hariko (Soldier), Kiara (Soldier) und Rowan von Camran (LV 3).

Warum?

Weil eine Gruppe von Rivalen ins Spiel gekommen ist: Iras Meute.
Und die sind Stufe 3, während die SC nur Stufe 2 sind.
Ich ging davon aus, dass die ungeschwächten Rivalen einfach zu stark sind.

Das Shadowdark RPG (SD) ist tödlich und ich wollte keinen TPK in den Spielabend schreiben. SD ist aber auch super swingy!

So haben die Würfel entschieden, dass nicht die Leute von Saer Anskar, sondern Iras Meute völlig aufgerieben wurde.

Wenigstens kann ich die Bilder der Gruppe hier noch zeigen:


Obwohl ich mich sehr auf das Ausspielen und Bemalen der Rivalen gefreut hatte.

Die unerwartete Situation sorgte allerdings für viele interessante Möglichkeiten für den weiteren Spielverlauf!

Zum Spiel mit den SC möchte ich nur noch festhalten wie überrascht ich war, dass Hildes Spieler einfach versucht hat das Portal aufzustoßen. Die Falle hat sogleich für eine fast schon zu spannende Situation gesorgt, denn ich hatte vor Allem Nattias schon abgeschrieben. Gute Würfe (auch mit Turn Undead) haben zu einer heroischen Selbstrettung geführt und die kleine Knobelaufgabe wurde anschließend zügig gelöst.
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #301 am: 20.06.2023 | 22:18 »
Session III.14

Sol, 1. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT III

Lios trug eine Fackel in die Finsternis jenseits des Rundbogenportals. Der junge Söldner wollte noch immer die Elfin Fiora für sich gewinnen; so schritt er beherzt voran. Schmunzelnd ließen ihn die anderen drei - Nattias Nirfang, Hilde und Fiora - gewähren.

Sie folgten einem kurzen natürlichen Gang in eine große, kreisrunde Höhle. 13 Statuen standen darin, von denen zunächst aber erst zwei, dann vier, sieben und erst später mehr vom Fackelschein des jungen Mannes aus der Düsternis geschält wurden. Die ersten sechs Statuen waren menschengroß und stellten gerobte Personen dar. Sie bestanden aus einem eigenartigen Gestein, dessen dunkle Oberfläche von unzähligen, winzigen Kratern bedeckt war, in deren Tiefen glasähnliche Einschlüsse das feurige Licht zurückwarfen. Nattias bezeichnete es als Rußbims aus Fiirlann.

Die siebte Statue dagegen war größer als alle Riesen denen die Abenteurer bisher an den Ufern des Hexenwassers begegnet waren. Sie bestand aus Granit und stellte einen gerobten Mann mit Vollbart dar. Er hielt die rechte Hand waagrecht zum Portal ausgestreckt, während unter seinem linken Arm ein dickes Buch klemmte, auf dem der achtzackige Stern Lumaenors zu sehen war.

Unser Agent kniete nieder, um dem Blauen Gott - seinem Gott der Gesetze, des Wissens und der Magie - zu huldigen.

Unterdessen umrundete Lios den Granitriesen und enthüllte mit seiner Fackel die sechs übrigen Statuen, die in einem weiten Kreis um die Lumaenordarstellung aufgestellt waren.

Plötzlich gab der Söldner jedoch einen schrillen Entsetzensschrei von sich. Es hatte sich nämlich eine steingraue Pfütze hinter dem Gottesbildnis gegen ihn erhoben. Sie bestand nicht aus Wasser oder einer ähnlichen Flüssigkeit, sondern aus einem zähen Schleim in dem unnatürliches Leben zu stecken schien.

Gewandt wich der junge Mann den befremdlichen Angriffen des Grauschlicks aus. Noch bevor der Akolyth aufstehen konnte, war auch schon Hilde an der Seite von Lios. Sie traf den eigenartigen Widersacher mit ihrem ersten Hammerschlag nicht wirklich und trieb stattdessen einen Riss in den Steinboden. Ihre zweite Attacke ließ den Schlick jedoch in zahllose, dünne Fäden zerplatzen, die sich nicht mehr zusammenzogen.

Lios, dem es in der Hitze des Gefechts nicht gelungen war einen Treffer zu landen, stach nochmals mit einem besonders lauten Kampfschrei zu, um den Todesstoß für sich zu beanspruchen und die Aufmerksamkeit von Fiora zu gewinnen. Jedoch zersetzten die schleimigen Überreste seine Speerspitze in wenigen Herzschlägen und der Söldner gab nur noch ein paar kleinlaute Flüche von sich.

Die Abenteurer erforschten ihre Umgebung. Als sie sich hinter die Lumaenorstatue bewegten, richteten sich die menschengroßen Statuen knirschend zu ihnen aus und folgten dann jedem ihrer Schritte. Die gerobten Bimsmenschen trugen alle tiefe Kapuzen und hielten ihre Hände, auf Hüfthöhe, vor dem Körper verschränkt. Dabei war ihr vermutliches Geschlecht nur anhand ihres jeweiligen Körperbaus zu erkennen. Es folgte immer eine Frau auf einen Mann, auf die anschließend eine androgyne Person folgte, und dann wieder ein Mann.



Die vier männlichen Statuen beobachteten Nattias, die vier weiblichen Lios und die vier androgynen Hilde.

Zunächst verlangsamten die drei Entdecker ihre Bewegungen und blieben stehen, bis sie die Vermutung entwickelt hatten, dass nichts weiter geschah.

Östlich der Statuen zog sich eine vollkommen rechtwinklige Wand aus schwarz geädertem, mitternachtblauem Marmor von Norden nach Süden. Auf Höhe der Lumaenorstatue entdeckte unser Agent einen drei Schritt breiten Durchgang. Dahinter war ein großes Wandmosaik zu erkennen. Es stellte einen blau geschuppten Drachen dar, der über einen sturmwolkenverhangenen Himmel flog und ein Ei in seinen Klauen hielt. Auf der Schnauze des Geschuppten saß ein imposantes Horn, das aus angelaufenem Messing bestand und aus der Wand ragte.

Nattias wollte das Mosaik sowie den Korridor davor genauer betrachten. Er näherte sich dem Durchgang und entdeckte in der Ebene der ersten Wand eine verschnörkelte Rune. Auch sie bestand aus angelaufenem Messing und war bündig in den Boden eingelassen. Die Wissbegierde des Akolythen war zu groß um Vorsicht walten zu lassen. Er trat über die Rune, in den Korridor, um näher an das Kunstwerk heranzukommen, da löste sich knisternd ein lilafarbener Blitz aus dem Messinghorn des Drachen.

Der königliche Herold ließ sich fallen und entkam der todbringenden Magie nur um Haaresbreite!

Als er vier weitere Wege in die Finsternis der Blauen Bibliothek* - zwei im Norden und zwei im Süden - ausgemacht hatte, kehrte er zu seinen Gefährtinnen und dem Söldner zurück.

Fiora hatte in seiner Abwesenheit die Lumaenorstatue untersucht und festgestellt, dass sie sich drehen ließ. Im Gegensatz zu den 12 menschengroßen Statuen verursachte der Granitriese dabei allerdings ein widerlich quietschendes Geräusch.

Dann fiel es Nattias wie Schuppen von den Augen! Der blaue Mond Lumaenors lässt die zwölf Sternbilder erstrahlen, die den zwölf Monaten des avalonischen Jahres ihre Namen geben:

Der Richter, die Prinzessin und das Biest.
Der Engel, die Mutter und das Kind.
Der Vater, die Königin und das Ungeheuer.
Der Teufel, die Vettel und das Scheusal.

Nur was war mit diesem Wissen anzufangen?

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Es war Nattias Nirfang der jenen dunklen Ort so in seinem knappen Bericht an mich bezeichnet hatte. Und es gibt auch viele Dinge die darauf hindeuten, dass es sich tatsächlich um die Blaue Bibliothek handelt. Aber was hat es mit den Gräbern der Ordensritter auf sich? Sie gehörten dem nymiatreuen Orden des Grünen Baums an und dienten gewiss nicht Lumaenor.
« Letzte Änderung: 16.08.2023 | 14:35 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #302 am: 20.06.2023 | 22:20 »
Fußnote und Karte kommen morgen.  :yawn:
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #303 am: 21.06.2023 | 21:56 »
Fußnote ist seit heute Vormittag im Spielbericht, aber ich schaffe es schon seit Monaten nicht die Skizze der Dungeon Map in eine ordentliche Zeichnung zu überführen. Der relevante Ausschnitt von jener Skizze ist jetzt allerdings auch im Bericht über Session III.14!

Der erste Spielabend im Shadowdark und voll im Crawling-Modus!!  >;D
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #304 am: 26.06.2023 | 15:41 »
Auch wenn es vielleicht spoilert, aber "Knight" hat gerade einen Schnappschuss des Stars der gestrigen Session III.15 rübergeschickt:



Ein Gallertwürfel von Loot Studios gedruckt und bemalt von "Sage".

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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #305 am: 28.06.2023 | 20:06 »
Session III.15

Sol, 1. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT IV

Nachdem Nattias seine Überlegungen geteilt hatte, fasste sich die elfische Gelehrte ein Herz und drehte die Lumaenorstatue nahezu vollständig um.

Im Gensatz zu den zwölf knirschenden Bimsstatuen gab der Granitriese dabei zwar ein schauderhaft schrilles Geräusch von sich, doch kurz darauf streckte er tatsächlich seine Hand nach der Königin, dem derzeitig kräftigsten Sternbild an Avalons Nachthimmel, aus. Die Steinhand begann augenblicklich in einem sanften, blausilbrigem Licht zu glühen und da fiel jener Mondenglanz auch auf die kleinere Statue aus dem dunklen Rußbims.



Plötzlich kam ein überraschter Ausruf von Lios, aus Südosten, wo in einer silbernen Feuerschale blaue Flammen zu züngeln begonnen hatten. Das magische Feuer beleuchtete eine weitere Marmorwand und enthüllte eine zweite, leere Silberschale.

Gegenüber der beiden Feuerschalen führte ein drei Schritt breiter Durchgang in die Dunkelheit. Westlich davon stand eine weitere Bimsstatue. Sie stellte einen gerobten Mann dar, der mit beiden Händen eine verkleinerte Kopie der beiden Schalen vor sich hielt.

Nattias entdeckte später schwarze Rückstände im Inneren der Miniaturschale.

Alle vier Abenteurer fanden sich vor den blauen Flammen ein. Lios versuchte vergebens mit seiner Fackel die beiden leeren Silberschalen anzuzünden, während Hilde feine Fugen in der mitternachtblauen Marmorwand, hinter den großen Feuerschalen auf dem Boden, entdeckt hatte.



Die Zwergin kannte sich mit der Handwerkskunst ihres Volkes aus, das sich auch rühmte hervorragende Steinmetzen hervorzubringen. Eine so übernatürlich vollkommene Arbeit hatte sie allerdings noch niemals zu Gesicht bekommen. Sie suchte nach einem verborgenen Mechanismus, der es vermochte den Wandabschnitt zwischen den Fugen zu öffnen. Bevor sie jedoch fündig werden konnte, wurde sie von etwas äußerst befremdlichem attackiert.

Wie aus dem Nichts fühlte sich ihr Gesicht auf einmal kalt und nass an. Die Söldnerin riss ihren Kopf zurück und stolperte ein paar Schritte nach hinten. Jetzt erst erkannte sie, wem - oder was - sie da entkommen war.

Vor ihr erhob sich eine nahezu durchsichtige Wand aus leicht schimmerndem Schleim! Wenige Schritte seitwärts ließen sie diesen Gedanken jedoch gleich wieder verwerfen. Es war ein ganzer Gallertwürfel, mit etwa drei Schritt Kantenlänge, der ihr da nachsetzte!

Hilde zog sich in den Durchgang bei der Statue zurück, wo sie neben Lios die beiden Zauberwirker verteidigte. Die Zwergin schlug ihren magischen Hammer gegen die Vorderseite des Würfels, als wäre der Schlick nichts weiter als ein schleimiger Gong. Der schwarze, runengezierte Hammerkopf entlockte seinem Ziel allerdings nur ein feuchtes Klatschen und riss zerklüftete Krater in seine Oberfläche.

Fiora versenkte hellrote, magische Geschosse in dem eigenartigen Widersacher, während Lios nahezu wirkungslos mit seinem Spieß in ihm herumstocherte.

Dann drohte der Gallertwürfel zu kippen, wabbelte doch nur wenige Fuß in die Bresche hinein und nahm dabei den jungen Mann in sich auf. Die Auftraggeber des Söldners sahen im durchsichtigen Schleim wie seine Fackel verlosch, sein Körper erschlaffte, seine Augen nach hinten rollten und seine Haut rot wurde. Wenige Herzschläge später trieb er schwerelos in jenem Raum, der gänzlich anderen Gesetzen unterlag als die gespenstisch beleuchteten Kammern der Blauen Bibliothek. Dann begannen dunkle Blutstropfen von Lios aufzusteigen, nur um sich in seinem Peiniger zu verlieren.



Fiora versuchte einen Lichtzauber zu sprechen, doch die Macht der Schwarzen Göttin über die Blaue Bibliothek war zu stark.

Nattias segnete seinen Streitkolben. Anschließend nahm er beherzt den Platz an der Seite von Hilde ein. Die verzauberte Waffen schlug zwar weitere Löcher in den Schlick, aber letztlich war es der zwergische Runenhammer, der eine ganze Ecke des Würfels aus ihm riss und seiner bizarren Existenz ein Ende bereitete.

Nattias kniete sich über den Bewusstlosen. Er umschloss sein heiliges Symbol und bat Lumaenor um die Macht Lios zu heilen. Allerdings verwehrte ihm der Blaue Gott diese Gunst, ganz so als wolle er den Ort nicht aus seiner uralten Vergessenheit entlassen wollen. Unser Agent wurde zunehmend verzweifelter.
Noch immer quoll Blut aus der geschundenen Haut des jungen Söldners.
Der Akolyth berief sich auf sein Wissen über den menschlichen Körper, das er durch Lumaenors Priesterschaft in der Tempelschule erworben hatte. Er befreite Lios zunächst von den Schlickresten, dann lagerte er ihn so, dass die Blutungen schwächer wurden.

Kurz darauf verlangsamte sich der flache Atem des Söldners und wurde wieder tiefer. Seine Lungen füllten sich mit Luft und er konnte den eingeatmeten Schleim aushusten. Unser Agent hatte es tatsächlich geschafft, das Leben des Jungen zu retten!

Nun zeigte sich Fiora ungeduldig. Sie ging zurück zu den Statuen und richtete das Götterbildnis im Zentrum neu aus. Als der Granitriese seine Hand nicht mehr zu der Königin hin ausstreckte, wich nicht nur das blausilbrige Licht auf den steinernen Standbildern, sondern auch das magische Feuer in der Silberschale.

So herrschte wieder die undurchdringliche Finsternis der Schwarzen Göttin über die Blaue Bibliothek.

Nattias vernahm einen gezischten Fluch von der Elfin. Dann machte sich etwas an dem bewusstlosen Lios zu schaffen. Es war Hilde. Die Zwergin kramte Öl aus dem Rucksack des Söldners und füllte seine Laterne auf. Während Fioras Leibwächterin versuchte mit Feuerstein und Stahl Funken zu schlagen, wurde ihr elfischer Schützling von einem weiteren Schlick angegriffen.

Es hallten bereits gellende Schmerzensschreie der Zauberkundigen durch die Bibliothek, als Hilde und Nattias sich mit der leuchtenden Laterne auf den Weg zu ihr machten.

Ein Grauschlick hatte sich am linken Unterschenkel von Fiora festgesetzt. Es gelang der schreienden Elfin sich von der schleimigen Klette zu befreien, aber in der anhaltenden Bedrängnis nicht ihr auch mit einem magischen Geschoss den Garaus zu machen. Sie verlor den Zauber, doch nun waren ihre Gefährten bei ihr. Und Hildes Hammer machte kurzen Prozess mit der steinfarbenen Pfütze.

Die Fäden, in welche der Grauschlick zerspritzt war, waren noch nicht getrocknet, da vernahm die Zwergin ein schwaches Geräusch von Nordosten. Es war kaum wahrnehmbar, aber es besaß einen gewissen Rhythmus. Hilde gab Nattias ein Zeichen, ihr mit dem Licht zu folgen. Die Elfin richtete das Götterbildnis wieder auf die Königin aus und schloss sich ihren Gefährten an.

Es handelte sich um einen einzigen Tropfen, der in einem angrenzenden Raum wieder und wieder zu Boden fiel. Die doppelflügelige Steintür zu jener Kammer stand offen.

Wie die Wand in der sie saßen, bestanden die nach innen aufgedrückten Flügel aus mitternachtblauem Marmor. Abplatzungen an den gangseitigen Türblättern sowie Bruchstellen im Bereich des beschädigten Schließkastens sprachen dafür, dass die Tür gewaltsam geöffnet worden war.
Immer wieder löste sich der einzelne Tropfen von der Decke und fiel neben eine graue Pfütze auf dem Steinboden.

Die Kammer selbst wurde im Westen sowie Süden durch eine natürliche Höhlenwand und im Norden sowie Osten durch den fugenlosen Marmor begrenzt.
Im Norden und Osten waren Ketten in der Marmorwand verankert. Die Ketten waren offensichtlich gesprengt worden, da nur noch kurze Stücke an der Wand hingen und ebensolche mit zertrümmerten Schellen auf dem feuchten Boden lagen.
Die Fesseln müssen ausgereicht haben um fünf Menschen gefangen zu halten.



Hilde machte sich an die Durchsuchung des Raumes, fand jedoch nichts bemerkenswertes außer die Reste der Fesseln am Boden. Sie waren teilweise stark verätzt und wirkten an manchen Stellen sogar geschmolzen.

Die Zwergin war sich sicher, dass da ein weiterer Grauschlick auf Beute lauerte und holte mit ihrem Zauberbrecher nach der Pfütze aus. Plötzlich fiel ihr jedoch etwas von oben auf die rechte Schulter. Es fühlte sich erst wie Wasser an, klebte dann aber an der Söldnerin wie Schleim. Noch bevor jener zweite Grauschlick ihr Kettenhemd zerstören konnte, schüttelte sie ihn ab und erschlug ihn gemeinsam mit Nattias.

Hildes Runenhammer trug keinen Kratzer vom Kampf gegen die grauen Schleimwesen davon; die Verzauberung des Streitkolbens von Nattias war dagegen bereits abgeklungen und so zerfiel die Waffe nach dem ersten erfolgreichen Angriff wie überreifes Obst an einem heißen Herbsttag.

Die Schlicke waren schnell bezwungen. Der Raum hielt dennoch keine weiteren Hinweise oder gar Schätze bereit.

Hilde trat wieder auf den Korridor hinaus. Sie folgte ihm nach Osten, zur nächsten Tür. Auch diese doppelflügelige Steintür war aufgebrochen worden.
Die Kammer selbst wurde nur im Westen durch eine natürliche Höhlenwand und ansonsten durch den allgegenwärtigen Marmor begrenzt.
Im Norden lag ein Gerippe in dunklen Stoffresten auf dem Steinboden.
Im Süden und Osten waren wieder Ketten in der Wand verankert. Die Schellen am anderen Ende der Ketten waren allesamt geöffnet.*

Fiora wollte einen Schutzzauber auf die Zwergin sprechen, doch ein seltsames Echo warf ihre Magie zurück und versah stattdessen die Elfin selbst für einen kurzen Augenblick mit einer rötlichen Aura. Lumaenor war an jenem finsteren Ort nicht auf der Seite des Lichts!
Hilde zögerte, und so drückte sich der wissbegierige Akolyth des Blauen Gottes an ihr vorbei.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Schellen und Ketten, wie in einem gewöhnlichen Kerker! Warum bedurfte ein Ort des Wissens und der Magie jener Fesseln?
Und warum unterstützte Lumaenor nicht das Vorhaben seines Jüngers, die Geheimnisse der Blauen Bibliothek nach den vielen Jahrhunderten endlich ans Licht des Tages zu bringen?
Selbst die Absichten dieser Mondgottheit Avalons, welche Recht und Ordnung vertritt, bleiben uns Sterblichen wohl auf ewig schleierhaft!
« Letzte Änderung: 16.08.2023 | 18:24 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #306 am: 30.06.2023 | 10:58 »
Es gibt erste Schnappschüsse der ins-Reine-gezeichneten Dungeon Map! Gleich mal in die beiden jüngsten Spielberichte eingesetzt. Und hier noch ein paar Glamour Shots des Gallertwürfels:



Es hat wirklich großen Spaß gemacht den Würfel auszuspielen! Ganz vergessen wie herrlich skurril die Dinger sind!! Hoffe das kommt im Bericht rüber.
« Letzte Änderung: 11.10.2023 | 09:25 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #307 am: 4.07.2023 | 09:24 »
Session III.16

Lum, 2. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT I

Nattias umschloss mit der linken Hand die eiserne Raute, die an einer Lederschnur um seinen Hals hing, und begann den Toten zu durchsuchen.

Als seine Finger den rostigen Schlüsselbund berührten, packten die kalten Knochenfinger des vollständig skelettierten Besitzers seine Hand. Die leeren Augenhöhlen des Totenschädels füllten sich dabei mit einem eisblauen Licht, doch der Akolyth rief nur seinen Gott an und ließ den Untoten durch die Magie Lumaenors zu Staub zerfallen.

Mit hämmerndem Herzen hob er den Schlüsselbund auf. An dem rotbraunen Eisenring baumelten zwei große und zehn kleine Schlüssel. Fiora vermutete, dass die beiden Großen die Zellen und die Kleinen die Fesseln darin schließen konnten. Wenige Experimente später behielt die Elfin Recht.

Hilde erkannte dabei an der Korrosion der beschädigten Metallteile, dass die schweren Zellentüren vor langer Zeit aufgebrochen worden waren.

Die Kerker waren bis auf den Untoten in den dunklen Stofffetzen und seinen Schlüsselbund wie leergefegt.
Hilde, Fiora und Lios suchten sich über die finsteren Gänge der Bibliothek einen Weg zurück zu ihrem bewusstlosen Söldner.

Entlang der Korridore verliefen leere Steinregale, in denen die Zwergin staubige Schleimrückstände entdeckte. Hier waren etwaige Schriftstücke keinen natürlichen Alterungsprozessen erlegen, sondern vermutlich hatten Schlicke wie der Gallertwürfel Papier und Leder bereits vor Jahrhunderten zersetzt.

Als die Laterne von Nattias die Stiefel von Lios aus den dunklen Schatten schälte, vernahmen die Abenteurer das Rascheln ledriger Schwingen. Dann enthüllte der Lichtschein auch schon ein rotes Teufelchen auf der Brust des Bewusstlosen. Es ähnelte einem dürren Menschenkind von der Größe einer Hauskatze mit großen Fledermausflügeln, spitzen Hörnern auf dem kahlen Kopf und einem langen Schwanz mit Giftstachel daran. Fauchend fletschte das mickrige Scheusal seine spitzen Zähne, kurz bevor die anstürmende Zwergin es mit ihrem Runenhammer in die Hölle verbannte, aus der es einst gekrochen war. Kreischend verging der kleine Teufel in schwer rußenden Flammen die nur den widerlichen Gestank von Schwefel auf Avalon hinterließen.*

Die schlagkräftige Söldnerin schulterte ihren Berufsgenossen und die Laterne erlosch. Sie verfügten nur noch über wenige Fackeln, also beschlossen sie zu ihrem Esel in der Grünen Grotte zurückzukehren.
Die zahlreichen Gefahren des Hügels hatten das Packtier der Expedition tatsächlich verschont, so wartete der treue Esel auf der Insel des erschlagenen Rostmonsters.

Lios wurde auf das gutmütige Grautier gelegt und es ging wieder zum Lagerplatz auf dem Hügel.

Der Herbst war kalt geworden. Bald stieg auch wieder dichter Nebel aus dem nahegelegenen Hexenwasser und kroch über die ertrunkene Ebene im Osten. Noch bevor das orange Glühen der Abendsonne im Westen, zwischen Garogs Hügeln, ganz verschwunden war, schliefen Fiora, Lios und Nattias bereits.

Hilde hatte dagegen die erste Wache am wärmespendenden Lagerfeuer übernommen.

Weit vor Mitternacht erwachte unser Agent jedoch schon wieder!

Er hörte wie sich die Zwergin seiner Gruppe mit mehreren Männern unterhielt. Das verwirrende Thema des Gesprächs waren „Kuchen“ und „Backstuben“. Nattias wusste zunächst nicht, ob er tatsächlich wach war oder nur schlecht träumte.
Allerdings kamen ihm die Stimmen allesamt bekannt vor; nicht nur die von Hilde. Er rätselte noch woher, da mischte sich eine unbekannte Frau schrill kreischend in die Unterhaltung ein.

Sie stellte freche Forderungen. Nun verstand der Glaubensmann auch, dass es sich bei dem „Kuchen“ um die Schätze der Blauen Bibliothek gehandelt hatte!
Er richtete sich auf - so gut das im Zelt, neben dem schnarchenden Lios, überhaupt möglich war - um gegen diese gottlosen Aaskrähen vorzugehen.

Als er seinen Kopf ins Freie streckte, wirbelte Fiora bereits ihren Zauberstecken umher und schickte vier grobschlechtige Kerle in einen magischen Schlaf. Es waren die Söldner der Kompanie Ohne Banner, die Kameraden von Lios, die ihr Lager umzingelt hatten und sich nun zu dem schlummernden Burschen auf den kalten Boden des Hügels gesellten.

Das Gekreische der geheimnisvollen Frau wurde wilder. Sie setzte ihrerseits zu einem Gegenzauber an, da krachte Hildes Runenhammer in ihren zierlichen Körper. Die Waffe der Zwergin zertrümmerte ihre Schulter und riss sie von den Beinen, nur um ihren Schädel auf einem umherliegenden Felsbrocken einzuschlagen.

Gierig trank der Zauberbrecher in Hildes Hand die Magie, die zusammen mit dem Leben aus der Hexe wich. So zog die Waffe blauen Dunst aus dem Gesicht der Toten, der erst grün, dann gelb wurde und schließlich den Edelstein im Zentrum des schwarzen Hammerkopfes für einen kurzen Augenblick erstrahlen ließ.
Danach blieb nur noch eine schwache, aber anhaltende Glut in dem gelben Diamanten zurück.

Fiora zog ihren Dolch und ging zu dem ältesten Söldner hinüber. Es war der Rädelsführer der Abtrünnigen. Kaltblütig schnitt sie dem Schlafenden die Kehle durch.

Nattias war schockiert!
Mit wem hatte er sich da eingelassen?
Man musste der Elfin allerdings zu Gute halten, dass die Söldner das Leben der Expeditionsteilnehmer bedroht hatten, obwohl einer ihrer eigenen Leute vertraglich an sie gebunden war.

Während der Akolyth des Blauen Gottes gedanklich die Gesetzeslage durchging, fesselte Hilde die drei übrigen Kerle.

Es folgte eine schrecklich unruhige Nacht auf dem Hügel, in dem keiner besonders erholsamen Schlaf fand; bis auf die Kompanie Ohne Banner.

Nach dem Frühstück verfasste der Akolyth seinen Bericht, während Fiora und Hilde den Söldnern die Waffen abnahmen. Sie fanden einen Streitkolben, ein Jagdschwert, eine Armbrust sowie einen Speer. Außerdem hatte jedes Mitglied der Kompanie Ohne Banner 10 GM, eine Handvoll Kupferlinge sowie ein bereits viel zu oft geschliffenes Messer mit Horngriff bei sich, ein Messer wie es auch Lios besaß; jene Messer die damals in Brams Gasthaus die Entscheidung für den jungen Mann herbeigeführt hatten.
Geschützt wurden die vierschrötigen Kerle von zerschlissenen Lederpanzern und löchrigen Holzschilden.

Die tote Hexe, und vermutliche Auftraggeberin der Söldner, trug obskuren Krimskrams bei sich, der von blutverklebten Vogelfedern über getrocknete Schlangenhaut zu einer gesprungenen Kugel aus blaugrünem Glas reichte. Unter jenen Gegenständen war einzig und allein die Pfote eines großen schwarzen Wolfes bemerkenswert, die an einer silbernen Kette um ihren Hals hing.

In einem Beutel aus Krokodilsleder hatte sie 1 GM, 3 SM und 9 KM bei sich.
Von Wert war allerdings ihr grauer Kapuzenumhang mit schwarzem Fellkragen. Es war dieses Kleidungsstück an dem Nattias sie wiedererkannte. Die unverschämte Frau war ihnen bereits auf Burg Isenwaid begegnet (siehe Bericht vom 27.7.1506). Damals in Begleitung des Halborks, den sie tot in der Grünen Grotte gefunden hatten (siehe Bericht II vom 1.8.1506).



Lios kam kurz nach der Sicherstellung der Waffen und Wertsachen seiner Kameraden zu sich. Er sah nicht gut aus. Seine Haut war überall wund und an zahlreichen Stellen hatten sich nun wieder aufplatzende Krusten gebildet. Aber er aß, als hätte er eine Woche nichts zu Essen bekommen!

Als er aus dem Zelt schlüpfte, entdeckte er die gefesselten Söldner. Kurz darauf die beiden Toten.
Mit heiserer Stimme fragte er: „War sie es, die meinem Bruder die Kehle durchgeschnitten hat?“

Hastig beendete Nattias seine Aufzeichnungen, um dem jungen Mann Trost zu spenden; und ein Blutbad mit Fiora zu vermeiden.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Experimente mit magisch belebten Schlicken, Kerkerzellen, Nekromantie und Teufelsbeschwörung; welche Verbrechen waren noch alles in den lichtlosen Hallen der Blauen Bibliothek begangen worden?
Ich werde bei der königlichen Magiergilde in Ährenburg schnellstmöglich weitere Erkundigungen über diesen verruchten Ort der arkanen Künste in Erfahrung bringen!
« Letzte Änderung: 11.09.2023 | 07:31 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #308 am: 4.07.2023 | 11:26 »
Zum letzten Spielbericht will ich einfach noch mal meine Freude über den Cliffhanger zum Ausdruck bringen, den ich post play noch einflechten konnte.  >;D
Eigentlich bringt mich nämlich die Art und Weise wie ich die Berichte schreibe regelmäßig um dieses starke Werkzeug der Verknüpfung von RSP-Spielsitzungen.

Ausserdem will ich anmerken, dass der Pulp Mode des Shadowdark RPG gut abgeht! Mit der Entdeckung der Blauen Bibliothek haben wir den Spielmodus nämlich angeschmissen und Fiora hat ihn z.B. in der Begegnung mit den Söldnern genutzt und gleich zwei Schlafzauber gewirkt!! Die Rivalen waren alle down, bevor sie an die Reihe kamen.

Uuund Hildes Runenhammer (eine Slayer Weapon à la Knock!) hat auch endlich getankt!  :headbang:
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #309 am: 23.08.2023 | 16:22 »
Das fantastische Knock!-Magazin (Nr. 3) hat mich gefragt was mit den Leichen von Iras Meute passiert ist und anschließend verraten, dass sie ein oder mehrere monströse Aasfresser angelockt haben!  ^-^



Ich habe mich kurzer Hand für Aaskriecher entschieden und mein erstes Monsterhandbuch äh… Monsterkompendium I befragt wieviele es denn waren bzw. sind.  :)



Und ich habe eine 1 gewürfelt!  >:(



Der jüngste Spielbericht ist zu 98% fertig, denn ja: wir sind seit letzter Woche aus der Sommerpause zurück, wie hungrige Kriecher, auch wenn es bei uns immer noch über 30 °C hat!  :-[

« Letzte Änderung: 23.08.2023 | 21:29 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #310 am: 23.08.2023 | 22:48 »
Session III.17

Lum, 2. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT II

Nachdem sie die Kompanie Ohne Banner geplündert hatten, weckten Hilde und Fiora die drei überlebenden Söldner aus ihrem magischen Schlaf (siehe Bericht I vom 2.8.1506). Lios bestattete anschließend mit seinen eigentlichen Kameraden die beiden Leichen. Der junge Bursche hatte seinen älteren Bruder Orgo offensichtlich nicht besonders gemocht, denn er verlor wenig Worte an den schlichten Steingräbern auf dem Hügel.

Nattias Nirfang hingegen ließ es sich nicht nehmen eine kurze Andacht abzuhalten, auch wenn die sterblichen Überreste Nymia - nicht Lumaenor - übergeben worden waren.

Den Akolyth hatten Zweifel am Vorhaben die Blaue Bibliothek zu erkunden beschlichen. Erst die andere Gelehrte der Gruppe hatte ihn schließlich überzeugen können die Geheimnisse der heiligen Stätte Lumaenors weiter zu enthüllen. Auch Lios haderte mit den Geschehnissen. Selbstverständlich, er hatte seinen Bruder verloren und war von Kameraden verraten worden denen er einst sein Leben anvertraut hatte. Hilde schob jegliche Schuld der toten Hexe in die Schuhe. Ihr frisch gewonnener Zögling glaubte ihr und begnügte sich mit dem Sachverhalt.

Nun waren beide Männer wieder Feuer und Flamme für den Auftrag des Astromanten.

Bevor die Expeditionsgemeinschaft wieder in die Grüne Grotte hinabstieg, wurden die drei verräterischen Söldner von der Kompanie Ohne Banner in die Zivilisation zurückgeschickt. Dabei hatten Balosch, Quorvyn und Tinisk nur mehr die Kleider an ihrem Leib und die abgewetzten Messer an ihren Gürteln. Den Rest ihrer Ausrüstung sowie Wertgegenstände behielten die Siegreichen.

Damit die Gruppe den Weg zum Portal finden konnte, sprach Fiora einen Lichtzauber. Die Steinkugel an ihrem Stecken erstrahlte in einem hellen Rot und leuchtete wenig später die übel riechende Grotte unter dem Hügel aus.

Die Abenteurer folgten der Abzweigung zur Insel des erschlagenen Rostmonsters. Es roch nach Fäulnis und Verwesung. Sie drangen dennoch bis in die Höhle mit dem unterirdischen See, der Treppenanlage und dem Portal vor. Der Gestank wurde stärker. Alle glaubten die widerlichen Gerüche würden von den drei Toten zwischen den Steinstufen und dem dunklen Wasser ausgehen (siehe Bericht II vom 1.8.1506), dann erhob sich der wahre Quell des Gestanks über der Leiche des Halborks:



Ein gelbgrüner Hundertfüßler von der Größe eines Ackergauls, mit vier peitschenden Tentakel um sein gierig schnappendes Maul; ein Aaskriecher.*

Hilde blieb an der Spitze der Gruppe. Lios gesellte sich zu ihr, während Nattias den Beschuss mit der Armbrust aufnahm. Die Zwergin zog die Großaxt des toten Halborks von ihrem Rücken und schleuderte die mächtige Waffe gegen die tropfsteinstarrende Höhlendecke über dem Kriecher.

Die Söldnerin traf jedoch nur die Stalaktiten hinter dem monströsen Aasfresser, der gerade auf sie zuglitt. Unerwartet schnell bäumte er sich vor den Abenteurern auf und schlug seine Fangarme in Hildes Gesicht. Die Zwergin war auf der Stelle gelähmt. So hatte sie auch dem ringförmigen Maul ihres Peinigers nichts mehr entgegenzusetzen. Schmatzend vergrub der Kriecher seine spitzen Zähne im Hals der Söldnerin.
 
Nattias forderte Lios auf den Runenhammer aus Hildes Wehrgehänge zu befreien. Der Söldner tat wie ihm geheißen. Unterdessen beschäftigten Armbrustbolzen und magische Geschosse das stinkende Monster. Plötzlich angelten die Tentakel des Kriechers nach dem jungen Mann. Er duckte sich weg, zog dabei den Zauberbrecher und wich auch noch den blutverschmierten Zahnringen seines Angreifers aus.

So war allerdings das widerliche Kopfende des Kriechers in Reichweite. Lios wirbelte herum und ließ den Kriegshammer von unten gegen das vorschnellende Monster krachen. Er zertrümmerte jedoch nicht nur die Zahnringe des Hunderfüßlers, sondern riss seinen ganzen Kopf ab.

Abscheulich riechende Säfte ergossen sich über den triumphierenden Söldner, der mit einem breiten Grinsen im besudelten Gesicht zu Fiora hinüberstarrte.

Vorsichtig öffnete unser Agent das rotbraune Portal mit der blauen Lapislazulischeibe. Er wollte in jedem Fall vermeiden den Windstoß erneut auszulösen (siehe Bericht II vom 1.8.1506).

Der Granitgott war noch immer auf die Königin ausgerichtet, so wurden die Statuen nach wie vor von blausilbrigem Mondlicht beleuchtet. Auch die blauen Flammen, in einer der beiden silbernen Feuerschalen, brannten noch.

Hilde erinnerte sich an die Entdeckung des Akolythen, riss einen Fetzen von ihrem Wams, tränkte ihn in etwas Laternenöl und warf ihn in die kleine Silberschale, die von einer Statue jenseits des großen Ringes gehalten wurde. Dann schlug sie mit Feuerstein und Stahl Funken, die das Gewebe entzündeten. Es ging in blauen Flammen. Leise knirschend öffnete sich die Geheimtür zwischen den Fugen zu ihrer Linken, welche sie kurz vor dem Angriff des Gallertwürfels entdeckt hatte.

Hilde, Fiora, Lios und Nattias starrten in die Finsternis jenseits des Marmorblocks, der soeben im Boden versunken war. Die Elfin bannte jene Dunkelheit mit ihrem hellrot leuchtenden Zauberstecken.

Ein Zirkel aus arkanen Schriftzeichen war in den natürlichen Höhlenboden eingelassen. Die Runen bestanden aus Glas, poliertem Silber oder einem anderen Material welches das magische Licht der Zauberkundigen widerspiegelte. Fiora und Nattias rätselten noch was es mit dem, irgendwie bedrohlich wirkenden Runenkreis auf sich hatte, als der hellrote Lichtzauber plötzlich erlosch.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Es besteht Uneinigkeit zwischen der königlichen Magiergilde und der Priesterschaft Nymias, was die Herkunft von Aaskriechern angeht. Die Magier behaupten, dass sie von einer fernen Existenzebene des Wahnsinns stammen und die Priester sind der Meinung, dass sie im Laboratium eines verrückten Zauberwirkers geschaffen worden sind. Kann es sich bei der Blauen Bibliothek um jenen Ort handeln?
« Letzte Änderung: 7.11.2023 | 13:35 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #311 am: 24.08.2023 | 16:26 »
Und hier auch noch mal der Aaskriecher in all seiner widerlichen Pracht:







Es war eine denkwürdige Begegnung, denn er hat Hilde mit 10 Schadenspunkten und Lähmung in der ersten Runde echt zugesetzt!
« Letzte Änderung: 24.08.2023 | 16:29 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #312 am: 26.08.2023 | 10:00 »
Sehr schickes Modell und passend eklige Bemalung :)

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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #313 am: 26.08.2023 | 11:45 »
Danke klatschi! Ist von Epic Miniatures und von Sage gedruckt. War mal wieder an dem Punkt als ich den Paintjob richtig schlecht fand. Base-Gestaltung und mehr Grün habens dann rausgerissen!  ^-^
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #314 am: 26.08.2023 | 12:26 »
Danke klatschi! Ist von Epic Miniatures und von Sage gedruckt. War mal wieder an dem Punkt als ich den Paintjob richtig schlecht fand. Base-Gestaltung und mehr Grün habens dann rausgerissen!  ^-^

Geht mir auch oft so, dass es immer noch etwas braucht bis ich zufrieden bin. Manchmal will es auch nicht klappen - dann steht eben ein Modell im Regal das ich nicht ganz so cool finde. Passt schon, kommt dann in die zweite Reihe 😂😂

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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #315 am: 26.08.2023 | 19:36 »
Manchmal will es auch nicht klappen - dann steht eben ein Modell im Regal das ich nicht ganz so cool finde. Passt schon, kommt dann in die zweite Reihe 😂😂

Auf jeden Fall! Aber meine mickrige Sammlung ließe ein zweite Reihe vollkommen lächerlich erscheinen. Jedoch definitiv ein Weg mit so einer misslichen Lage umzugehen!  ;D
« Letzte Änderung: 26.08.2023 | 21:35 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #316 am: 7.09.2023 | 23:52 »
In Session Nr. 20 mit dem Shadowdark RPG, kurz vor der nächsten Urlaubspause, gab es mal wieder ein totes Expeditionsmitglied! :'(

Jetzt habe ich dafür zwei Wochen Zeit die ausstehenden Berichte zu schreiben. ^-^
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #317 am: 12.09.2023 | 21:23 »
Session III.18

Lum, 2. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT III

Nach einer kurzen, augenscheinlichen Untersuchung befanden die beiden Gelehrten Fiora und Nattias Nirfang, dass die Runen des Zirkels zu ihren Füßen aus Silber bestanden. Es folgte ein kurzes Streitgespräch mit den beiden Söldnern Hilde und Lios, wie mit dem mysteriösen Fund umzugehen sei.

Der junge Bursche von der Kompanie Ohne Banner fühlte sich offenbar so stark herausgefordert, dass er plötzlich seinen Gefühlen freien Lauf ließ und seine tiefe Zuneigung gegenüber Fiora lautstark kundtat; er sprach sogar von Liebe. Die übrigen Expeditionsmitglieder waren ebenso amüsiert wie verwundert ob der ernsthaften Bekundungen des Söldners.

Er bat die Elfin um eine Erwiderung, doch Fiora wich seinen Fragen nur aus und versuchte ihn stattdessen von der Absurdität seiner Bestrebungen zu überzeugen. Lios lenkte nicht ein, sondern stolperte mit gebrochenem Herzen rückwärts in den Runenzirkel, den er als Vollstrecker von Fioras „Todesurteil“ verstand.

Als er sich vollständig im Zirkel befand, erstrahlte eine Säule aus weißblauem Licht um ihn. Der Zylinder aus magischer Energie existierte nur für einen kurzen Augenblick, dann war er spurlos verschwunden; wie der Söldner!

Wieder wurde diskutiert, bis die anderen Abenteurer dem jungen Burschen schließlich in die Ungewissheit folgten.

Es ging zu schnell, als dass es der königliche Herold Nattias hätte gut beschreiben können, aber wie seine Gefährten auch, wurde unser Agent in eine quadratische Kammer teleportiert.
Die mitternachtsblauen Marmorwände des Raumes standen hinter tiefen Steinregalen zurück. In seinem Boden war ebenfalls ein Runenzirkel aus Silber eingelassen. Die Regale waren unterdessen mit unzähligen Schriftrollen gefüllt. In der Südwestecke der Kammer hielt sich ein rotes Teufelchen mit ledrigen Flügeln in der Luft. Das Scheusal wiederum hielt eine lange Pergamentrolle in seinen krallenbewehrten Fingern, die bis auf den Fußboden reichte.

Als das Teufelchen den Sterblichen gewahr wurde, adressierte es die beiden Gelehrten mit seiner krächzenden Stimme in stark akzentuierter Handelssprache. Dabei stellte es sich als Zensor Nor’Baer vor und wollte im Gegenzug wissen, mit wem es das Vergnügen hatte.




Nor'Baer

Die Abenteurer nannten ihre Namen. Dann fragten sie ihrerseits nach den Aufgaben eines infernalen Zensors in einer so beachtlichen Sammlung arkaner Schriften. Nicht ohne Stolz erklärte Nor’Baer mangelhafte Magie aus dem Verkehr zu ziehen. Um es verständlicher zu machen, durchschnitt er mit der spitzen Kralle an seinem rechten Zeigefinger ein einzelnes Wort auf der langen Pergamentrolle in seinen dürren Händen. Blausilberner Staub rieselte von dem Schriftstück herab, das damit vor den Augen der Sterblichen seinen Zauber verlor.

Nicht nur aufgrund dieser Zerstörung von Magie und Wissen, hakte Nattias nach, welche Inhalte das Teufelchen genau seiner vernichtenden Zensur unterwarf. Nor‘Baer antwortete verschwörerisch mit „Chaosmagie“.*

Das Scheusal erkannte offenbar einen Anhänger des Blauen Gottes in unserem Agenten, denn er erkundigte sich im Gegenzug nach dem Antlitz Lumaenors, welchem der Akolyth huldigte.**

Der Glaubensmann entgegnete wahrheitsgemäß: „Dem lichten Lumaenor in all seiner azurblauen Pracht.“

Fiora hatte sich während der Unterhaltung mit Nor‘Baer zu nah an das Scheusal herangewagt, so zuckte nun völlig unerwartet dessen stachelbewehrter Schwanz vor und stach blitzschnell in den Hals der Elfin. Die Wunde war winzig, doch die Zauberkundige spürte ein brennendes Gift in ihrem zierlichen Körper.

Die beiden Söldner stürzten sich auf das Teufelchen und hatten es im Handumdrehen kampfunfähig gemacht. Hilde fesselte den Zensor, dann wurde der Raum durchsucht.

Fiora fand so gut wie keine Schriftrolle, die nicht von Nor‘Baer zensiert und damit unbrauchbar gemacht worden war. Lediglich zwei intakte Zauber konnte sie bei ihrer kurzen Such entdecken: Brennende Hände auf Leder eingebrannt und Klopfen in eine kleine Steintafel geritzt.

Danach gelang es der Expedition, wieder über den Runenzirkel in die natürliche Höhle hinter dem Geheimgang zurückzukehren.

Vor den beiden großen Feuerschalen weckten sie das Teufelchen aus seiner Bewusstlosigkeit. Fiora, Hilde und Nattias befragten den infernalen Zensor. Sie wollten mehr über die Blaue Bibliothek, ihre Betreiber und den Drachen auf dem Wandmosaik wissen.

Es handelte sich offenbar um eine Kultstätte des Teufels.*** Deshalb hatte sich Nor’Baer für den Glauben unseres Agenten interessiert! Der Sternenkult hortete aber nicht nur arkanes Wissen, er glorifizierte auch Vorkämpfer infernaler Ordnung und Tyrannei; so wie den Blauen Teufel von Marisa.**** Der Geschuppte soll dem Kult sogar ein Geschenk gemacht haben. So glaubten die Männer und Frauen der Bibliothek, dass der berüchtigte Drache eines seiner Eier in das nahegelegene Hexenwasser hatte fallen lassen.

Wie es das Teufelchen mit seinen Aussagen zur Zensur der magischen Schriftstücke bereits verraten hatte, widersetzten sich die Kultisten der Blauen Bibliothek dem Chaos in jeder Form und bekämpften Dämonen sowohl in den unteren Ebenen als auch auf Avalon. Etwas kleinlauter räumte er ein, dass auch die Mächte des Lichts zu ihren Feinden gehörten.

Das letzte Kultoberhaupt hieß jedenfalls Ilvuras. Er war es auch der Nor‘Baer nach Avalon gerufen hatte. Der Zensor diente jedoch in Wahrheit unter Tintenteufeln dem Erzteufel Titivillus. Seine Aussagen ließen insgesamt darauf schließen, dass seit seiner Beschwörung wohl sehr viel Zeit vergangen war.

Die Abenteurer wollten mehr über die Gefahren und Geheimnisse der Bibliothek wissen. Das Teufelchen verweigerte allerdings noch mehr über die finstere Kultstätte preiszugeben. Stattdessen machte er das Angebot seinen Peinigern zu einem Pakt mit Titivillus zu verhelfen. Nattias, Fiora und Hilde lehnten entschieden ab. Lios dagegen schmollte noch immer wegen seiner unerwiderten Liebe gegenüber der Elfin. Der junge Narr zeigte sich also tatsächlich interessiert. Insbesondere nachdem Nor'Baer erwähnte, dass es der Erzteufel vermochte alle Sehnsüchte von Sterblichen zu erfüllen.

Fiora und Hilde gingen bei der Befragung des Teufelchens zu grässlichen Drohungen über. Der infernale Zensor gab daraufhin lediglich den rätselhaften Hinweis, sich vor den Drachen in den lichtlosen Kammern und Korridoren der Bibliothek zu hüten.

Erst unter Folter verriet Nor‘Baer, dass "die lange Halle" von zwei feuerspuckenden Drachenköpfen bewacht wurde. Er empfahl, den Raum über den Geheimgang im Lager zu umgehen. Zuletzt erklärte er noch, dass die Zellen nahe dem Eingang für Seelenspender gedient hatten. Was damit genau gemeint war, wagten die Sterblichen sich kaum auszumalen.

Matthias war Lumaenor für das gewonnene Wissen überaus dankbar, doch er war wiedermals entsetzt, wie ruchlos seine beiden Begleiterinnen vorgingen. Lios zeigte zudem eine kaum zu ertragende Gleichgültigkeit, was das Leid des Scheusals betraf.

Dann gaben die Foltermägde den Mächten des Lichts sei Dank auf.
Hilde löste Nor’Baers Fesseln und das Teufelchen kehrte zu seiner fragwürdigen Aufgabe in der geheimen Kammer mit den zahlreichen Schriftrollen zurück.

Es dauerte nicht lang, da hatten die Abenteurer den geleerten Lagerraum gefunden. Der Raum war schmal und lang; seine Südwand wurde von einem tiefen Steinregal eingenommen. Die dunklen Regalböden waren bis auf Staub und Spinnenweben leer. Nur im östlichsten Winkel war noch ein drakonischer Totenschädel zu finden. Der gelehrte Akoylth erkannte sogar, dass es sich um den Schädel eines jungen Walddrachen handelte, teilte sein Wissen jedoch nicht mit dem Rest der Expedition.

Hilde spürte einen schwachen Luftzug. So fand die Zwergin kurz darauf eine fingerbreite Fuge am unteren Ende der Ostwand. Die Geheimtür!
Fiora leuchtete den Drachenschädel mit ihrem hellrot strahlenden Zauberstecken aus. Die Elfin entdeckte daraufhin bronzene Druckknöpfe in den leeren Löcher von Augen und Schnauze. Abnutzung sowie Grünspanbildung berichteten davon welche Knöpfe dafür genutzt wurden, um die Tür zu öffnen.

Zuversichtlich, die richtigen Schlüsse gezogen zu haben, drückte sie in die Augenhöhlen des Staubfängers. Leise knirschend schwebte die massive Marmorscheibe empor und gab den Blick auf undurchdringliche Finsternis frei.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Die königliche Magiergilde gibt an, dass der Begriff “Chaosmagie” unzulänglich bestimmt ist. Im Allgemeinen wird darunter Magie verstanden, die von Dämonen gewirkt wurde oder durch abyssale Verunreinigung entstanden ist. Teilweise werden aber auch herkömmlichere Wandlungszauber so bezeichnet.

**In der hiesigen Kirche des Lichts konnte ich erfahren, dass es Sternenkulte gibt, die ganz bestimmte Aspekte oder Gesichter der drei Mondgottheiten Taran, Nymia, und Lumaenor verehren. In den jungen Reichen der Drachenkönige waren diese Kulte sehr viel stärker verbreitet als heutzutage. Im Fall des Blauen Gottes gibt es jedoch auf Avalon noch immer Sternenkulte des Richters, des Engels, des Vaters und des Teufels.

***Jene Kulte, die dem Teufel huldigen, bestehen überwiegend aus Zauberwirkern, die ihre Seelen für arkane Macht im Diesseits der Finsternis überlassen haben: Hexen, Paktmagier und andere Schwarzmagier.

****Gemeint war hier wohl der altehrwürdige Sturmdrache, der das Reich der Söldnerkönige erobert und damit im Süden Avalons die Macht des heiligen Drachenthrons dauerhaft gebrochen hatte.
« Letzte Änderung: 13.09.2023 | 09:32 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #318 am: 19.09.2023 | 08:28 »
Session III.19

Lum, 2. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT IV

Fiora versuchte, die Finsternis hinter der Geheimtür mit einem Lichtzauber zu bannen. Anstatt ihren Stecken wie gewohnt erstrahlen zu lassen, rief sie jedoch einen winzigen Wurm aus hellrotem Licht hervor, der unerwartet flink über ihren Arm kroch, um einen Augenblick später in ihrem spitz zulaufenden Ohr zu verschwinden.

„Zauberwurm!“, entschuldigte die Magierin ihre Unfähigkeit, für Licht zu sorgen. Übertrieben enttäuscht entzündete Lios eine Fackel.

Vor den Abenteurern lag ein Gang, der weiter nach Osten führte. Seine nördliche Begrenzung war eine der vollkommen fugenlosen Wände aus mitternachtsblauem Marmor, während im Süden eine natürliche Höhlenwand lag. Der Korridor endete in einem großen Raum mit weiteren Gängen nach Osten sowie Türen nach Norden und Süden. Die Marmorwand zwischen den beiden Abzweigungen war mit einem Mosaik versehen, das einen fallenden Stern mit blauem Schweif zeigte. In einer Nische stand eine weitere riesenhafte Statue.

Wie das Lumaenorbildnis im Eingangsbereich, bestand auch diese Statue aus Granit und besaß die Größe eines Riesen. Sie stellte einen gerobten Mann dar, dessen Gesicht in einer tiefen Kapuze verborgen blieb. Es ragten jedoch zwei spitze, offenbar geschwungene Hörner aus dem düsteren Kleidungsstück hervor. Der Gerobte hielt einen Kelch in der Rechten und ein Buch in der Linken. Jenes Buch war deutlich kleiner als der beachtliche Foliant unter dem Arm der Lumaenorstatue. Es wies auch nicht den achtzackigen Stern des Blauen Gottes auf, sondern besaß einen befremdlichen Verschluss in Form einer krallenbewehrten Hand.

Die Gelehrten studierten zunächst das Wandmosaik. Anschließend rätselten sie, wen die Granitstatue darstellen sollte und ob auch sie über ein Geheimnis verfügte. Sie beschlossen erst die Umgebung auf Gefahren zu überprüfen, bevor sie an den Kunstwerken weitere Untersuchungen anstellen wollten.

Die Tür im Norden war nur angelehnt. Fiora und Nattias vermuteten dahinter die lange Halle, von der das Teufelchen Nor‘Baer gesprochen hatte.

Hilde und Lios drangen in den nördlichen der beiden Gänge nach Osten vor. Die Zwergin zerschlug einen weiteren Grauschlick, ansonsten war da nichts Bemerkenswertes. Da der Korridor bald nach Süden abbog und kurz darauf wieder nach Westen, reifte in den beiden Frauen die Annahme heran, dass sich hinter dem Mosaik ein geheimer Raum verbarg.

Die Abenteurer öffneten dennoch zuerst die Türen im Süden. Sie arbeiteten sich dabei von Westen nach Osten durch.

Hinter der ersten Tür lag eine Aussegnungshalle.
Der Raum verfügte über einen großen Steinblock aus dem allgegenwärtigen, mitternachtsblauen Marmor sowie über ein Steinregal im Osten.

Die Halle war bis auf Staub und Spinnweben leer. Nur in dem Regal fanden sich vier Kanopenkrüge aus einem hellen Gestein mit azurblauen Einschlüssen. Die vier gespenstischen Gefäße waren etwa einen Fuß hoch und ähnelten schweren Vasen mit steinernem Deckel. Jene Verschlüsse besaßen wiederum die Form von Tierköpfen. So waren da der Kopf eines Schakals, eines Krokodils, eines Falken und einer Schlange.

Nattias Nirfang klärte die anderen Expeditionsmitglieder darüber auf, dass solche Kanopen bei den Bestattungsriten seines Glaubens zum Einsatz kamen. Die Tatsache, dass die kostbaren Krüge nur bei der Erschaffung von untoten Mumien eingesetzt wurden, verschwieg er allerdings. Er wollte die angespannte Stimmung in den Tiefen der Blauen Bibliothek nicht noch zusätzlich belasten. Zumal solche Riten nur im Unheiligen Land praktiziert wurden.

So hatte er aber auch nichts dagegen einzuwenden, als die beiden Frauenzimmer die Kanopen einsteckten.

Hinter der zweiten Tür lag ein weiterer Lagerraum, dessen langes Steinregal bis auf mehr Staub und mehr Spinnweben nur ein paar löchrige Leinenbinden für die Abenteurer bereit hielt. Auf dem Boden der schmalen Kammer fanden sich dagegen noch Scherben aus Glas und Ton, die von zerstörten sowie vermutlich auch entwendeten Gefäßen verschiedenster Größen und Formen zeugten.

Hinter der dritten Tür lag eine Gruft. Die Luft war hier merklich kühler als im Rest der Bibliothek.

Fiora versuchte einen Schutzzauber zu sprechen, allerdings kam dabei der hellrote Lichtwurm aus einem ihrer weiten Ärmel gekrochen und ruinierte die komplexe Bewegungsabfolge ihrer schlanken Finger. Der Zauber misslang und der leuchtende Parasit entkam erneut.

In der kargen Kammer standen jedenfalls zwei Steinsärge. Auf den Deckeln der Sarkophage lagen die blanken Schädel von Widdern, welche scheinbar vor langer Zeit von einer dunklen Flüssigkeit verfärbt worden waren. Durch fünf runde Öffnungen im Sargdeckel war jene Flüssigkeit jedoch in die jeweilige Totenlade abgelaufen.*



Hilde spähte unter einen der Tierschädel. Sie entdeckte einen fünfzackigen Stern, der in den Deckel eingeritzt war. Das Pentagramm verband die fünf Löcher miteinander und hatte ebenfalls die dunkle Flüssigkeit aufgenommen. Die beiden Gelehrten beratschlagten, wie mit den Särgen umzugehen war, bis die Wissbegierde obsiegte und die Expedition einen Sarkophag öffnete.

Sogleich griff eine bleiche, sehnige Hand mit schwarz-gelben Fingernägeln nach den Armen der Söldner, die den Sargdeckel gerade zur Seite schoben.

Der Akolyth des Blauen Gottes tastete nach seinem heiligen Symbol. Bevor er die silberne Raute aber zu fassen bekam, wurde bereits der Deckel von der Totenlade geschleudert. Ein untoter Krieger erhob sich über die Lebenden und schlug ansatzlos mit seinem schartigen Schwert nach Lios.

Plötzlich polterte auch der zweite Sargdeckel auf den Höhlenboden. Ein zweiter Gruftschrecken sprang hervor und griff die Elfin mit einer rostigen Klinge an. Die Zauberkundige wurde schwer verwundet, ihre Leibwächterin drosch den magischen Runenhammer gegen den Untoten, dann erst sprach der Priester seinen Vertreibungszauber. Die heilige Raute unseres Agenten begann auf der Stelle weißblau zu strahlen. Das göttliche Licht brannte offensichtlich in den rot-schwarzen Augen der Gruftschrecken, die gequält aus der Kammer flüchteten.

Es brauchte ein gutes Dutzend ohrenbetäubender Herzschläge, bis sich alle Expeditionsmitglieder ausreichend beruhigt hatten. Solche Untoten gehörten immerhin zu den höheren Dienern der Schwarzen Göttin und jeder von ihnen wusste sich glücklich zu schätzen noch am Leben zu sein.

Zögerlich wagten sich zunächst die Söldner aus der Kammer, denen Nattias mit fest umschlossener Raute folgte. Sie wussten nicht wo die Gruftschrecken wieder Herr ihrer unheiligen Glieder geworden waren.

Die Abenteurer kehrten zu den düsteren Kunstwerken zurück. Fiora kletterte auf die Statue und warf einen Blick in den Kelch. Ihre scharfen Elfenaugen entdeckten dunkle, rot-braune Rückstände darin. Sie biss die Zähne zusammen, drückte eine Hand auf die blutende Wunde an ihrem Schlüsselbein und streifte den frischen Lebenssaft anschließend in dem Granitgefäß ab.

Langsam erhob sich rubinroter Dunst aus dem Kelch. Unterdessen versank die Wandscheibe mit dem Mosaik des fallenden Sterns im Boden. Das Fackellicht von Lios fiel in eine weitere geheime Kammer, deren Wände bis zur natürlichen Höhlendecke von gefüllten Steinregalen verborgen wurden.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Die Kirche des Lichts konnte mich aufklären, dass die berüchtigten Wighur - ein Stamm der menschlichen Ureinwohner Avalons - ihre Toten auf diese Weise in Hügelgräbern bestattet haben. Wurde jene Beisetzung von einem mächtigen Zauberwirker durchgeführt, konnten die Toten ihren Kampf gegen die Stammesfeinde als untote Gruftschrecken fortführen.
« Letzte Änderung: 11.10.2023 | 09:25 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #319 am: 27.09.2023 | 15:45 »
Spielbericht III.20

Lum, 2. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT V
 
Auf dem mitternachtsblauen, schwarz geäderten Marmor der Steinregale standen zahlreiche Bücher mit Rücken aus dunklem Leder, angelaufenem Metall und bleicher Haut, die befremdlich an jene von Menschen, Elfen und Halblingen erinnerte. Zwischen den Konvoluten, Manuskripten, Fibeln und Folianten lagen einzelne Schriftrollen, Glasbehältnisse mit trübem Inhalt und die verstaubten Schädel von Tieren, Monstern sowie Humanoiden. In den Boden der Kammer war ein Runenzirkel aus Rotgold eingelassen.

Als die Wandscheibe der Geheimtür vollständig im Boden versunken war, betrat die Söldnerin Hilde zuerst den mysteriösen Raum. Sie ging geradewegs auf den Zirkel zu, in dem sie eine feine Rußschicht entdeckte. Fiora wollte an der Seite ihrer Leibwächterin bleiben und schloss zügig auf. In etwa gleichzeitig erreichten sie die rotgoldenen Runen, die plötzlich in einem orangen Licht explodierten.

Beide Frauen wichen rechtzeitig zurück, um nicht vollständig von dem emporschießenden Flammenzylinder aus dem Runenzirkel umschlossen zu werden. Das magische Feuer existierte nur für einen kurzen Augenblick; sein Kern war dabei rubinrot, sein Saum dagegen azurblau.

Es war für alle vier Abenteurer unvorstellbar heiß, aber die Zwergin taumelte mit verbrannten Unterarmen rückwärts, während die Elfin qualmend und bewusstlos zu Boden ging.

Nattias heilte die Zauberkundige mit der Magie, die ihm sein Gott zuteilwerden ließ. Es gelang dem Akolythen Lumaenors die schlimmsten Wunden von Fiora wieder wegzuzaubern, doch wie die Gelehrte waren auch alle anderen Expeditionsmitglieder am Ende ihrer Kräfte.

Die Geheimtür begann sich zu schließen. Allerdings entdeckte Hilde eine Vertiefung neben der Türöffnung von der Form sowie Größe des Lapislazulitellers: ein Öffnungsmechanismus. Es wurde beschlossen, in der Kammer zu rasten.

Das Fackellicht reichte nur noch dafür, die Ecken jenseits des Runenzirkels aufzuteilen und die Schlafsäcke auszulegen. Auf Wachen wurde in der vermeintlichen Sicherheit des Geheimraums gänzlich verzichtet.

Die beiden geschundenen Frauen schliefen schon, bevor die Fackel verloschen war. Nur Lios blickte noch nachdenklich zu der Elfin hinüber, der er sein Herz geschenkt hatte.

Dann starb das feurige Licht. Undurchdringliche Finsternis bemächtigte sich dem unheimlichen Raum mit den befremdlichen Büchern, Behältnissen und Totenschädeln.

Ein weiterer Feuersturm, gefolgt von einer eiskalten Stimme, weckte die Expeditionsmitglieder nach wenigen Stunden Alptraum geplagten Schlafes.
Fiora ließ augenblicklich ihren Stecken in hellrotem Licht erstrahlen. Die Zauberwirker hatten also immerhin ausreichend geruht, um neue Magie schöpfen zu können.

Die Elfin enthüllte eine schlanke Frau mit fein geschnittenen Gesichtszügen, blasser Haut und pechschwarzem Haar, die sich mit rabenschwarz gefiederten Schwingen über dem Runenzirkel in der Luft hielt. Das engelsgleiche Wesen trug einen nachtschwarzen Plattenpanzer und war mit einem gezogenen Zweihänder sowie einem Langbogen über ihrer Schulter bewaffnet.

Nattias erkannte in ihr eine Erinye, einen gefallenen Engel der nun in den Diensten infernaler Mächte der Finsternis stand. Die Teufelin wollte wissen, wie die Sterblichen gedachten dem „Herren der Zitadelle“* zu dienen, mit Schwert oder Zauber. Hilde nahm der Erinye ganz frei heraus jede Hoffnung die Abenteurer als Rekruten für den Blutkrieg** zu verstehen.

Das schöne Gesicht der Gefallenen verzog sich zu einer Fratze des Zorns, während sie ohne jedwedes Zögern auf die Zwergin, die Elfin und Lios herabschoss.

Ihre mächtige Klinge brachte den Söldner zu Fall und die anderen beiden in arge Bedrängnis. Als jedoch die Gegenangriffe der Zwergin Wirkung zeigten, zog sich die Furie in den Fernkampf zurück. Sie flog aus der Reichweite von Hildes Hammer und schoss Pfeil um Pfeil auf die Expeditionsmitglieder.

Die schwarz gefiederten Geschosse bohrten nicht nur garstige Wunden in ihre Körper, sondern waren auch vergiftet. So nahm bald ein solcher Pfeil der Zwergin die Herrschaft über ihre Glieder. Hildes Augen wurden tiefschwarz und sie schlug unerbittlich auf ihre eigene Auftraggeberin ein, bis ihr Runenhammer die Elfin am Kopf traf und sie bewusstlos von den Beinen fegte.

Schauderhaft lachend flog die teuflische Bogenschützin aus dem Runenzirkel heraus, landete und trat wieder in den Kreis hinein. Die rot-blaue Flammensäule fauchte auf und die Erinye war verschwunden.
Ich bin kein Gelehrter im eigentlichen Sinne und erst recht kein Fachmann was arkane Magie anbelangt, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Zirkel mehr als eine Falle infernaler Glyphen ist!

Unser Agent musste sich zunächst noch mit einem beschworenen Schild des Glaubens gegen die mordlustige Zwergin verteidigen, bis die Wirkung des Giftes endlich verflogen war.
Hilde ließ sich kaum etwas anmerken, aber Nattias spürte, wie betroffen die Söldnerin war, Fiora mit dem Zauberbrecher niedergestreckt zu haben; einer Waffe die nur zu dem Zweck geschaffen worden war, Zauberwirker zu erschlagen.

Der Akolyth des Blauen Gottes heilte die Verwundeten. Anschließend wollten die Abenteurer so schnell wie möglich zurück ans Tageslicht. Sie verzichteten sogar darauf, den Geheimraum zu durchsuchen!

Bevor die Expedition sich in der Kammer eingeschlossen hatte, hatte Lios den Verbleib der Gruftschrecken (siehe Bericht IV vom 2.8.1506) ausgekundschaftet. Die Untoten waren nach ihrer Vertreibung durch Nattias bis zu den Statuen im Eingangsbereich geflohen.
So blieben die Abenteurer natürlich wachsam.

Sie kehrten zunächst durch den Lagerraum mit dem Drachenschädel in den westlichen Teil der Bibliothek zurück.
Die Gruppe war gerade dabei die beiden silbernen Feuerschalen mit den blauen Flammen zu passieren, da vernahmen die Söldner ein tiefes Knurren, wie es Wölfe oder besonders große Hunde von sich geben.

Voller Schrecken sahen Hilde und Lios das infernale Licht von zwei orange glühenden Augen im Korridor des Gallertwürfels auf sie zukommen. Kurz darauf hörten sie bereits das Hecheln des Höllenhundes, dessen rotbraunes Fell sich nun langsam aus der Dunkelheit schälte. Als sie zur Flucht ansetzen wollten, sprang das Scheusal nuff er so auf sie zu. Obwohl der Hund schnell war, hofften die Abenteurer den Ausgang noch rechtzeitig erreichen zu können, da spuckte ihr vierbeiniger Verfolger ihnen plötzlich eine Feuerwolke in den Rücken.

Lios, Hilde und Fiora wurden in rote Flammen mit azurblauem Saum gehüllt. Die Frauen ließen sich fallen, während der junge Söldner zur menschlichen Fackel wurde. Seine gellenden Schreie hallten noch durch die schattenverhangenen Gänge der Bibliothek, als sein rußgeschwärzter Körper qualmend und leblos vor der Statue mit der kleinen silbernen Schale zusammenbrach.

Nach nur einem Herzschlag war die Zwergin wieder auf den Beinen, um den feuerspuckenden Hund mit ihrem Runenhammer zu empfangen. Sobald die rennende Bestie in Reichweite war, zertrümmerte sie ihm zielsicher die Schnauze mit dem gefährlichen Raubtiergebiss. Das Scheusal wich winselnd zurück. Öliger Rauch troff aus seinem geschundenen Maul. Es warf sich dennoch auf die wackere Söldnerin.

Hilde trat zur Seite und schlug ihre Waffe tief in den Brustkorb des Höllenhundes, der auf der Stelle zu noch mehr öligem, stinkenden Qualm zerfloss.

Trotz des raschen Sieges über den furchteinflößenden Gegner konnte unser Agent nichts mehr für Lios tun; die schrecklichen Verbrennungen des jungen Söldners waren zu schwer und seine Seele war bereits weitergezogen.
Nun waren es die Untoten, die den drei überlebenden Expeditionsmitgliedern die größten Sorgen bereiteten. Die Gruftschrecken lauerten am einzigen bekannten Ausgang der Blauen Bibliothek und die Kämpfe nach der erholsamen Rast hatten den Sterblichen schwer zugesetzt.



Hilde, Fiora und Nattias bewegten sich auf den Ring von zwölf Statuen um das Lumaenorbildnis zu, da lösten sich zwei kriegerische Gestalten aus den Schatten jenseits der magischen Lichter.
Unser Agent trat ihnen voller Gottvertrauen entgegen. Er hielt die silberne Raute vor sich und sprach die Zauberformel, um die Untoten zu vertreiben. Doch der Blaue Gott hatte sich von seinem Akolythen abgewandt. Als sein letztes Wort verhallte, fühlte Nattias eine unbeschreibliche Leere sowie Einsamkeit und die göttliche Magie blieb aus.

Mit unbändiger Wut und Schadenfreude in den dunklen Augen griffen die blassen Gruftschrecken den verlassenen Priester an, bis sich die zwergische Söldnerin dazwischen drängte. Sie fing die schartigen Klingen der untoten Angreifer ab, nur um einen Herzschlag später ihre Kniegelenke bersten zu lassen und ihnen die Schädel einzuschlagen.

Die beiden Gelehrten wollten nur noch aus der Finsternis voller Tod und Zerstörung entkommen. Sie stiegen über die gefallenen Gegner hinweg und öffneten das Portal mit dem Lapislazuliteller. Hilde hatte jedoch eigentümliche Runen auf dem Harnisch eines Gruftschrecken entdeckt. Da es sich mit Gewissheit nicht um zwergische Schriftzeichen handelte, sie sich aber nicht gut mit solchen Dingen auskannte, löste sie die Rüstung von ihrem niedergestreckten Besitzer und nahm sie ganz einfach mit.

Niemals zuvor hatten sich die Abenteurer so über das streckenweise zehrende Lautgeben ihres Esels sowie den Gestank der Grünen Grotte gefreut, wie in dem Augenblick danach.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Der „Herr der Zitadelle“ war mir kein geläufiger Begriff oder Titel. Darum habe ich sowohl die Kirche des Lichts, wie auch die königliche Magiergilde um Aufklärung gebeten.
Mitunter wird wohl der Erzteufel Mephistopheles, Herrscher der Achten Hölle Cania, als solcher bezeichnet. Jener Herr der Zitadelle gilt als begnadeter Arkanist und Pyromant des gefürchteten Höllenfeuers, was alles für seine Nähe zum Sternenkult der Blauen Bibliothek spricht. Ist Mephistopheles „der Teufel“?

**Im Zuge meiner Nachforschungen zu dem Erzteufel kam der Blutkrieg erneut zur Sprache. Dabei handelt es sich um den ewig währenden Krieg zwischen den Scheusalen der niederen Existenzebenen, in den sich aber auch das himmlische Heer der Solani über die Jahrtausende immer wieder eingemischt hat und der mit dem Dämonenkönig Arzul schließlich auf Avalon übergeschwappt ist.
« Letzte Änderung: 11.10.2023 | 09:24 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #320 am: 1.10.2023 | 22:31 »
Bevor ich den nächsten (Zwischen)spielbericht teile, hier mal die Karte der Blauen Bibliothek:



Wo die Würfel liegen waren Fiora und Hilde noch nicht.
"Close Ups" habe ich teilweise schon in den älteren Spielberichten eingefügt.
Im Anhang die gesamte Karte ohne Würfel.

« Letzte Änderung: 1.10.2023 | 22:42 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #321 am: 3.10.2023 | 21:40 »
Zwischenspiel III.2

Hildegarth Riesentöter saß in der Taverne Zur Tanzenden Maid, auf dem äußeren Hof von Burg Isenwaid. Seit einiger Zeit starrte sie auf ihren leeren Krug, dann auf den halbvollen Kelch von Fiora. Was sollte sie nun mit sich anfangen? Jetzt, da ihr Auftrag erfüllt war. Die Elfin war jedenfalls bereits aufgestanden, um sich den lang ersehnten Zugang zur Burgbibliothek zu erkaufen; mit dem Geld, das sie sich in den vergangenen Wochen gemeinsam am Ufer des Hexenwassers verdient hatten.

Hilde konnte eigentlich nur nach Balderks Brücke zurückkehren und ihre Dienste erneut feilbieten. Da wurde die windige Tür zum Schankraum aufgestoßen und der zwergische Handelsposten schien zu ihr zu kommen; denn vier Angehörige des Bärtigen Volkes betraten die Trinkhalle.



Grommir Hexenhammer



Habur Hexenhammer



Margon Riesentöter



Dalir Düsterbeil

Es war die siegreiche Kompanie der Flammenden Rune, die von Margon Riesentöter, dem Neffen des Hurndor höchstpersönlich, angeführt wurde. Nur der erste von ihnen trug triumphierend ein halbes Dutzend abgeschlagener Goblinköpfe in die Taverne, aber auch die anderen waren in unbändiger Feierlaune.

Sogleich wurde Hilde am Tresen von den bierdurstigen Söldnern umringt, die lautstark nach dem billigen Fusel der Menschen grölten. Auf dem Lederwams des Schädelträgers sah sie noch den eingetrockneten, rotbraunen Lebenssaft der Enthaupteten. Der Geruch von Blut haftete allerdings an allen vier Zwergen, das konnte sie selbst über das Dunstgemisch aus verdampftem Alkohol, Rauch und Schweiß riechen, das aus dem Schankraum nicht mehr herauszubekommen war; auch nicht an einem solch schlecht besuchten Herbstvormittag.

Und noch bevor die Söldner bedient worden waren, machten sie ihr, als Frau, bereits unverschämte Angebote. Dann erkannten die übermütigen Goblintöter in Hildes Zauberbrecher jedoch eine Waffe von Klan Hexenhammer.

„Mich nennen sie Habur Hexenhammer. Wie nennen sie dich, mein Kind?“, hauchte ihr der Bärtige ins Ohr, der an seinem kruden Stecken auf sie wie ein abgetakelter Magier wirkte. Er wusste offenbar, dass sie keine Hexenhammer war. Zudem brannte sein fauliger Atem in ihrer Nase.

„Hilde Riesentöter“, antwortete die Zwergin wahrheitsgemäß. Ihren vollen Namen behielt sie jedoch wie immer für sich.

Der schäbige Zauberkundige sowie der blutbesudelte Schädelträger, der sich nun als Grommir Hexenhammer zu erkennen gab, begehrten gegen den Besitz einer Klanwaffe durch die Klanfremde auf. Es dauerte nicht lange, bis Hilde Gewalt angedroht wurde, weil sie den Runenhammer nicht herausrücken wollte.

Da meldete sich plötzlich der Anführer der Flammenden Rune zu Wort. „Behalt den Hammer, Kleine. Aber tu dir nicht weh damit. Und auch keinem anderen Goldzwerg!“, warnte Margon Riesentöter gönnerhaft.

Die Söldnerkompanie ließ von ihr ab. Kurz darauf ging die Tür erneut auf. Drei Halborks betraten den Schankraum. Zwei Männer und eine Frau. Nur einer von ihnen war einigermaßen vernünftig bekleidet, die anderen beiden waren halb nackt. Hilde schnappte sich Fioras sauren Wein und leerte den Kelch in einem Zug.

Die Neuankömmlinge warteten neben der Zwergin auf die Bedienung. Nachdem auch die bärtigen Söldner ihr Bier in Windeseile ausgetrunken hatten, kehrte Grommir an den Tresen zurück. Er verlangte Platz und Vorrang von den Halborks, über die er sich dabei mit einem der abgeschlagenen Köpfe auf äußerst geschmacklose Weise lustig machte.

Dann versuchte er Hilde gegen die drei aufzustacheln. Als die ehrenhafte Kriegerin ablehnte, ihren Runenhammer gegen das „Orkblut“ zu erheben, schimpfte der Schädelträger sie „Verräterin“ und zog keifend ab.

Der ordentlich angezogene Halbork bedankte sich. Anschließend stellte er sich als Gorath von Trollheim vor. Seine halb nackte Begleiterin wurde Noki genannt und der andere, bärenhafte Mann Ulgar.
Die nächste Runde wurde von Gorath übernommen. Danach gab Hilde einen aus. Und so ging das bis zum Abend und der Ankunft von Nokis Gefährtin.



Gorath von Trollheim



Noki



Ulgar von Waldhafen

Ivara Silberkrone wurde von einem tanzenden Trommler angekündigt, wie die Ritter der Drachenkönige von Fanfaren spielenden Herolden.
Der wilde Musiker führte die Halborks mit ihrer neuen Freundin Hilde in die Gewölbe unter der Trinkhalle, wo die Flammende Rune schließlich vollends in Vergessenheit geriet.



Ziraak



Ivara Silberkrone

Aber auch alles andere, was in den folgenden Stunden geschah, sollte für die Zwergin aufgrund ihres übermäßigen Alkoholgenusses ein Mysterium bleiben.

Erst in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages, als Hilde wieder aus dem Keller stieg, um sich zu erleichtern, trat die verruchte Söldnerkompanie erneut in Erscheinung.

Die Zwergin hockte hinter einem leeren Bierfass und verrichtete ihre Notdurft, da wurden vor der Taverne Stimmen laut. Es wurde Zwergisch gesprochen. Die Kriegerin erkannte Habur und Grommir in den Sprechern. Hurtig beendete sie ihr Geschäft und zog sich die Hosen hoch. Sogleich sah sie die beiden bekannten Zwerge von Klan Hexenhammer, die einen Halbling in weißen Gewändern herumschubsten.
Noch bevor die Söldnerin zu ihnen aufschließen konnte, fiel der Robenträger in den Dreck und seine Peiniger machten tatsächlich Anstalten, ihre Blasen auf ihm zu entleeren.

Hildegarth Riesentöter ging dazwischen. Und es reichte dabei völlig aus, dass sie sich schützend vor den Halbling stellte, denn während Habur und Grommir mit ihren Händen an den Beinkleidern ins Stocken gerieten, erklang ein lauter Pfiff hinter ihnen. Margon Riesentöter rief seine Männer wie ein Paar Hunde zurück. Unterdessen warf er seiner Verwandten einen finsteren Blick zu, der weitaus mehr als eine erneute Warnung bedeutete. Die nächste Begegnung mit der Flammenden Rune würde es in sich haben, das wusste die Zwergin nun.

Als die Söldner verschwunden waren, half Hilde dem Halbling wieder auf die Beine. Er zeigte sich äußerst dankbar, verriet ihr mit heiserer Stimme seinen Namen und lud sie „auf ein Pfeifchen ein“. Kurz darauf saßen sie wieder in der Taverne Zur Tanzenden Maid.

Joram Schattental stammte aus dem fernen Marisa; was seine ungewöhnlichen Gewänder erklärte. So war es auch eine der ausgefallenen Wasserpfeifen des Südens, mit dem allzu süßen Fruchttabak, auf die er Hilde eingeladen hatte. Der Halbling war dabei übertrieben höflich. Darüber hinaus wollte er deutlich mehr über Hilde wissen, als er über sich selbst preisgab. Die Zwergin begann sich unwohl zu fühlen. Dann erwähnte sie jedoch beiläufig den entführten Händler Ardo. Sie erzählte auch von ihrem Zweikampf mit der Hob‘Goblin und selbst das fremdländische Pfeifenkraut schmeckte plötzlich bitter.

Nun wusste sie allerdings, was sie zu tun hatte: ihre Ehre im Kampf wiederherstellen und ganz nebenbei noch ein paar Münzen für die Befreiung des Kaufmanns verdienen. In seiner Dankbarkeit und Verbundenheit seinem Volk gegenüber bot Joram sogleich an, die Kriegerin in die Roten Höhlen zu begleiten. Nun galt es nur noch Fiora und Nattias Nirfang für das Vorhaben zu gewinnen!
« Letzte Änderung: 5.10.2023 | 10:27 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #322 am: 10.10.2023 | 16:24 »
Session III.21

Tar, 9. Tag der Königin 1506 n. B. -BERICHT I

In der vergangenen Woche hatte der königliche Herold Nattias Nirfang wenig Bemerkenswertes in sein Blaues Buch geschrieben und somit genauso wenig an mich übertragen.

Nach einer ereignislosen Rückreise zur Festung von Saer Anskar, hatte er sich nämlich am 4.8.1506 Zugang zur Bibliothek von Burg Isenwaid erkaufen können. Das Geld dafür hatte der Jünger Lumaenors bekannterweise auf Abenteuern mit der elfischen Zauberkundigen Fiora und der zwergischen Söldnerin Hilde Riesentöter erworben.

So verbrachte er die ganze Woche mit dem Studium der wachsenden Sammlung von Haus Fengrin. Ja, der Astromant und Druide Moryn hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Katalog besagter Burgbibliothek stetig zu erweitern. Unser Agent konnte sich deshalb an jedem Tag in ein anderes Thema einlesen:

Tag 1: Zunächst wollte er mehr über die Blaue Bibliothek herausfinden, die er mit seinen beiden Gefährtinnen nicht nur wiederentdeckt, sondern teilweise sogar erkundet hatte. Der Akolyth Lumaenors konnte jedoch nicht viel mehr Wissen über den geheimnisvollen Ort zusammentragen als ich; weshalb ich an dieser Stelle auf meine jüngsten Berichte verweise.
Allerdings fand er etwas über den Niedergang der finsteren Kultstätte heraus, womit er sich am darauffolgenden Tag näher beschäftigte.

Tag 2: Den Berichten von Druiden zufolge hatte der Orden des Grünen Baums durch den gewaltsamen Einsatz von Rittern und Söldnern der Beschwörung von Untoten, Scheusalen und bösartigen Elementarwesen in der Blauen Bibliothek ein Ende bereitet.
Ein Schwarzes Schaf unter den Anhängern der Grünen Göttin hatte allerdings ein besonderes Buch aus einer geheimen Kammer entwendet, um das verbotene Wissen darin gegen Nymias Feinde in einem alten Steinbruch einzusetzen.

Tag 3: Nattias brachte in Erfahrung, dass jener Steinbruch einst der Errichtung von Burg Isenwaid gedient hatte. Später sollen Kobolde, auf der Suche nach einem Drachenei, ganze Stollen in den aufgebrochenen Hügel getrieben haben.
Kann es sich um das Ei der Teufelsanbeter handeln?

Tag 4: Der treue Anhänger des Blauen Gottes erfuhr, dass aufgeriebene Orks nach der Zerschlagung von Vapraks Stolz* im Steinbruch Zuflucht fanden, woraufhin zahlreiche blutige Kampfhandlungen in seinen Tiefen stattfanden und der Ort heute nur noch als „die Roten Höhle“ bezeichnet wird.

Tag 5: Unser Agent fand heraus, warum der Steinbruch ursprünglich stillgelegt worden war. In den Tiefen der heutigen Roten Höhlen soll nämlich ein Nachtstein von ungewöhnlicher Größe gefunden worden sein (ebenfalls ein Kandidat für das „Drachenei“ der Kobolde). Eine gnomische Geomantin namens Tonda Turen (siehe Bericht II 18.3.1504) hatte dem damaligen Burgherren daraufhin empfohlen, den Steinbruch aufzugeben und zu verschließen.
Was er dann auch tat.

In all der Zeit war Nattias jedoch nicht allein in der Bibliothek gewesen. Neben der Zauberkundigen Fiora war da noch ein Halbling in weißen, fremdländischen Gewändern, der sich wie ein Besessener mit Naturkunde und arkaner Zauberei auseinandersetzte.




Joram Schattental

Beim Verlassen der inneren Burg, am späten Abend des 9.8.1506, trafen die drei Gelehrten zufällig auf Hilde Riesentöter. Die Zwergin schien hocherfreut und lud die erschöpften „Bücherwürmer“ auf ein Getränk in die Taverne ein. Zur Verwunderung von Nattias und Fiora, kannte Hilde den Halbling Joram Schattental bereits.

In der Trinkhalle Zur Tanzenden Maid herrschte jedenfalls eine ausgelassene Stimmung. Eine Gruppe von Halborks feierte ihre erfolgreiche Jagd auf einen Hügelriesen, der südlich von Burg Isenwaid sein Unwesen getrieben hatte.

Die Zwergin holte eine Runde am Tresen. Und auch dort schien sie mit allen Feierlustigen bekannt zu sein. Nun gut, sie hatte auch die ganze Woche dem Würfelspiel in den Gasthäusern der Festung gefrönt.

Anschließend drückte sie jedenfalls Fiora einen Kelch mit Wein, Nattias einen Becher mit Brunnenwasser und dem Halbling eine irdene Schale mit einem dampfenden Heißgetränk in die Hand.
Sie hatten noch nicht ausgetrunken, da erklang die Laute des berühmten Barden Quirion Zauberzunge im Schankraum und drei Jungfern wirbelten mit wehenden Kleidern auf die kleine Tanzfläche zwischen den Zechenden.




Quirion Zauberzunge

Nach seiner Darbietung kam der begabte Halbelf mit zwei Kristallgläsern Schaumwein auf Nattias zu. Unser Agent versuchte zu fliehen, doch die Menge an Gästen war bei seinem halbherzigen Fluchtversuch nicht schnell genug zu durchqueren. So erlag der sonst so züchtige Akolyth erneut dem Liebreiz des Troubadours (siehe Bericht 22.7.1506).

Unterdessen besiegte Hilde einen der Halborks im Armdrücken. Er wurde Ulgar von Waldhafen genannt. Nach seiner Niederlage gelobte der Nordmann bei Taran, der Zwergin nicht mehr von der Seite zu weichen, bis er sie im Kampf übertrumpft habe.




Ulgar von Waldhafen

Dann ging alles Schlag auf Schlag, denn wenig später trank Hilde mit Ulgar Honigwein aus Isgard und Nattias grölte volltrunken mit dem Barden das Lied vom steinernen Schwengel des alten Baron Basilius. Wie damals nach dem Ritterturnier. Nur dieses Mal folgte der Priester seinen Gefährten zurück in Brams Gasthaus vor den Burgtoren und verbrachte die Nacht nicht in Quirions Gemächern.

Am nächsten Morgen (9.8.1506) ging es Nattias auch bei Weitem nicht so schlecht, wie nach seinem ersten Rausch. Dennoch stellten Fiora, Hilde, Joram und der sündige Akolyth eine äußerst müde Gesellschaft am Frühstückstisch dar.
Ulgar schnarchte noch hörbar im Schlaflager über der wohlig warmen Gaststube.

Sie schlürften brav ihren Kräutersud, als der Halbling plötzlich die schwarze Wolfspfote der Hexe bei ihnen entdeckte. Die Gelehrten wunderten sich über Jorams starkes Interesse an dem wundersamen Gegenstand, während Hilde sich über einen kleinen Haufen von geröstetem Speck hermachte.
Der Südländer erzählte ihnen von seinen Träumen, in denen ihn seit vielen Blauen Monden ein schwarzer Hund im Nebel immer weiter nach Norden geführt hatte.

Joram Schattental vermutete nun, diese Pfote könnte etwas mit seinen Visionen zu tun haben. Nach kurzen Verkaufsverhandlungen legte er dafür zahlreiche Goldmünzen auf den Tisch und verabschiedete sich. Er wollte so schnell wie möglich zu Moryn dem Astromanten, von dem er sich versprach, alle Geheimnisse des Gegenstandes enthüllen zu können.

Die drei hatten noch nicht fertig gefrühstückt, da stieg der bärenhafte Halbork die ächzende Leiter zu ihnen hinunter. Er begrüßte sie mit einem tiefen Brummen und nahm sich das verbliebene Brot, welches er dick mit Butter bestrich, in den Honigkrug tauchte und fast im Ganzen verschlang!
Während Ulgar seine Finger sauberleckte, erkundigte er sich wann sie „endlich“ zu den Roten Höhlen aufbrechen wollten.

Im selben Augenblick vernahm unser Agent das kunstfertige Pfeifen von Quirion Zauberzunge bei den Stallungen. Niemand sonst konnte das obszöne Lied über den alten Baron Basilius so gut wiedergeben.

Nattias fiel es wie Schuppen von den Augen:
Als Wiedergutmachung für seine Verfehlungen in der Blauen Bibliothek und das sündige Feiern hatte er seinem Gott im Suff geschworen, dem Chaos in den Höhlen ein Ende zu bereiten und das geraubte Buch in die Obhut des Astromanten auf Burg Isenwaid zu überführen.

Hilde grinste mit vollen, speckigen Backen.
Kurz darauf begannen die Reisevorbereitungen zu den Roten Höhlen.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Zu Beginn des 12. Jahrhunderts nach Bahamut führte ein dreiköpfiger Frostriese eine plündernde Horde von Orks und Riesen aus Isgard in das Herzland Eralions. Jener Haufen wilder Krieger und Räuber nannte sich Vapraks Stolz.
« Letzte Änderung: 27.12.2023 | 10:41 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #323 am: 11.10.2023 | 09:18 »
Sorry!! Total verplant, dass wir Shadowdark spielen und alles immer super düster sein muss!  ;D

Hab die Farbbilder im letzten Bericht deshalb mit Schwarzweiß-Versionen ausgetauscht. :)

Aber hier noch mal die vier NSCs in Farbe, die Fiora und Hilde in die Roten Höhlen (unsere Caves of Chaos) begleiten:



Alle bis auf Nattias wurden auf den jüngsten Carousing Tabellen ausgewürfelt, wo zwar nur "you gain an ... ally" stand, wir es bei unserer winzigen Gruppengröße aber als Gruppenzuwachs interpretiert haben.  ;)
« Letzte Änderung: 5.03.2024 | 19:59 von Tintenteufel »
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Re: [Shadowdark] - Zeit der Wölfe
« Antwort #324 am: 18.10.2023 | 18:04 »
Session III.22

Tar, 9. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT II

Die erfolgreiche Expedition hatte bereits kurz nach Ankunft auf Burg Isenwaid ihre wenigen Schätze aus der Blauen Bibliothek in Mirenas Pfandhaus verkauft.

Am heutigen Tag wurde dafür eingekauft, denn es war bereits die nächste Expedition gebildet worden! Die Abenteurer statteten sich für einen Besuch der Roten Höhlen in der Festung aus. Sie erstanden Ausrüstung und Verpflegung, dann brachen sie auf.




Fiora und Hilde auf einem Platz mit Brunnen

Hilde Riesentöter zog aus, um ihre Ehre wiederherzustellen und dabei ein paar Münzen für Goblinköpfe zu machen.
Fiora schien ausschließlich am Kopfgeld zur Finanzierung ihrer Nachforschungen interessiert zu sein.
Joram Schattental wollte seiner Retterin Hilde beistehen und dabei den Halbling Ardo retten.
Ulgar hingegen wollte Hilde nur im Kampf und hohlen Kraftproben übertrumpfen.
Unser Agent Nattias Nirfang wollte indes als königlicher Herold nicht nur der verwaisten Krone dienen, sondern dem Chaos in den Roten Höhlen ein für alle mal ein Ende bereiten sowie das vermisste Buch aus der Blauen Bibliothek wieder auftreiben.
Quirion war einzig und allein an guten Geschichten gelegen. Und die Vorhaben seiner Gefährten versprachen ebensolche!




Nattias Nirfang - Quirion Zauberzunge
Ulgar von Waldhafen - Joram Schattental

Der Himmel über Garogs Hügeln war bedeckt. Nur wenige Sonnenstrahlen fanden den Weg zwischen zahlreichen weiß-grauen Wolken auf die gepflasterte Straße unter den Füßen von Nattias, Fiora, Hilde, Quirion, Ulgar und die des eigentümlichen Reittiers von Joram. Es war ein großer Vogel mit langen Beinen, schwarzem Gefieder, aber scheinbar keinen Flügeln. Sein hässlicher Kopf saß am Ende eines nahezu nackten, schlangenartigen Halses. Der Halbling bezeichnete ihn als Vogel Strauß.

Allerdings war er schnell! So blieb Joram stets in beachtlichem Abstand zum Rest der Gruppe und übernahm die Rolle des Kundschafters. 

Sie waren in etwa einen halben Tag lang unterwegs, da kam das seltsame Paar in Windeseile zurückgeprescht. Der Südländer berichtete von einer Staubwolke, die von der sandigen Straße aufstieg und auf sie zukam.

Dann konnten auch Fiora, Hilde und Nattias den Staub ausmachen. Plötzlich blitzte etwas in den sandfarbenen Schwaden auf, die sich nur langsam lichteten. Allmählich wurden andere Reisende erkennbar.
Die Gruppe war größer als die Expedition in die Roten Höhlen. Ein knappes Dutzend. Und sie schien durchgängig für den Kampf gerüstet zu sein.

Wieder funkelte das helle Licht inmitten der Gepanzerten auf. Es leuchtete scheinbar im Gesicht von einem der Reisenden.
Dann senkte er die Hand und das Glitzern war verschwunden. Er nahm seinen Helm ab. Dunkle, lange Haare ergossen sich auf seine Schultern. Nur ein schlichter Knoten am Hinterkopf hielt die Haarpracht davon ab, dem Mann in sein rotes Gesicht zu fallen.

Hob’Goblins! Die Expedition war in eine Gruppe der gefürchteten Krieger gelaufen. Am helllichten Tag! Auf einer Handelsstraße Eralions!*

Hilde erkannte augenblicklich den Ernst der Lage. Sie sah sich nach einer geeigneten Stellung für einen Kampf gegen die verhassten Rothäute um und machte eine Hügelkuppe auf halber Strecke zwischen ihnen aus.

Die Zwergin gab den Befehl, die strategisch überlegene Position vor den Invasoren zu erreichen. Alle setzten sich ohne zu murren in Bewegung.
Die Hob’Goblins marschierten ihrerseits im Stechschritt über die sandigen Pflastersteine der Handelsstraße. Der lautstarke Klang ihrer schweren Stiefel beschwor dabei die Schrecken des Krieges wieder in den Frauen und Männern Eralions herauf, was sie unangenehm anspornte.

Joram war mit seinem Laufvogel als Erster am Ziel angekommen. Aber auch die anderen Expeditionsmitglieder konnten den Hügel vor ihren Feinden erreichen.

Sie verschanzten sich keuchend hinter moosbewachsenen Felsen und begannen zu rätseln, was die Rothäute im Schilde führten.

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Ich bin alle relevanten Berichte durchgegangen. Nachdem Saer Anskar die Invasion aus Gal‘Dur im Jahre 1505 n. B. abgewehrt hatte, hatte es keine nennenswerte Gruppe von Goblins gewagt, die Herzlande offen zu durchstreifen. Das ist also schon jetzt eine äußerst beunruhigende Begegnung; auch wenn weder ihr Verlauf noch Ausgang durch unseren Agenten übermittelt worden ist!
« Letzte Änderung: 21.10.2023 | 17:09 von Tintenteufel »
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