Ich lese mal wieder in verschiedenen Regelwerken rum und überlege, was ich meiner Online-Gruppe (oder vielleicht auch einer noch aufzutreibenen Real-Life-Gruppe) andienen könnte ... gerade kreise ich viel um Zweihänder und VsD, weil beide ein paar gmeinsame Merkmale haben, auf die ich gerade Lust habe:
W100: Mag ich einfach gerne.
Verletzungs-/Wund-/Heilsystem:
Gute Systeme, um aus Verletzungen und Heilung tatsächlich auch Story zu erzeugen, fixen mich ja immer ziemlich an, und VsD und ZH haben da für mich beide die richtige Mischung aus konkreten Treffern und Abstraktion im Umgang damit (VsD macht da wirklich vieles besser als MERS, die Verletzungen sind konkret, die erlittenen Abzüge aber pauschal und die Heilung auch). Nicht-magische Heilung und Erholungszeiten spielen eine zentrale Rolle. Für mich nehmen sich die beiden da vom Lesen her nicht viel, ZH ist eventuell ein bisschen unkomplizierter am Spieltisch.
Skillsystem, das aber nicht ausufert:
Das finde ich auch an beiden sehr schön: Es sind klassische Skillsysteme, die Skill-Liste ist aber bei beiden sehr überschaubar und bei beiden für mein Gefühl gut auf das zugeschnitten, was im Spiel gebraucht wird.
Spielerfokussierte Systeme für Sachen wie Heldenpunkte, Korruption, Persönlichkeitsmerkmale. Auch die Ufern bei beiden Systemen nicht aus, und vor allem entwickeln sie keine Ökonomien zwischen Spieler und SL, bei denen ständig Punkte "gehandelt" werden (so was kann ich gar nicht leiden).
Starkes implizites Setting, aber ohne feste Spielwelt:
Das ist natürlich der Herkunft beider Spiele als MERS- bzw. Warhammer-Hausregelsammlung geschuldet: Das System impliziert sehr stark ein Setting, ohne es auszuarbeiten. Das ist zugegebenermaßen etwas, das mir vor allem beim Lesen Spaß macht, weil es viele Anreize liefert, sich das Setting auszumalen; und gleichzeitig habe ich anders als bei einer ausgearbeiteten konkret ausgearbeiteten Welt nicht das Gefühl, das Setting "lernen" zu müssen.
Schwarz-weiß-Illustrationen:
Ja, das ist ein Faktor! Es ist so wohltuend, beim Lesen nicht dieses bunte Gewusel auf der Seite zu haben; und ich merke immer mehr, dass es mir in der Regel leichter fällt, s/w-Illustrationen gedanklich in eine Art fotorealistisches Bild vom Setting zu übersetzen als farbige.
Besondere Vorzüge von VsD:
Ich liebe - vom Lesen her - die "Suchsysteme" für Kräuter und sichere Zufluchten. Toller Ansatz. Auch die "Massengefechtsregeln" (die allerdings keine sind, sondern eigentlich nur Regeln für die Auswirkungen von Abenteurer-Aktionen auf Gefechte) passen für mich.
Gutes Überlandreisesystem.
Nostalgiefaktor: Ist für mich bei VsD deutlich größer, weil ich früher MERS gespielt habe, Warhammer aber nicht.
Schreibstil: Beides sind fette Regelbücher, VsD enthält aber wegen des großzügigen Satzes deutlich weniger Text (bei ähnlichem inhaltlichem Umfang) und ist einfach übersichtlicher organisiert und verständlicher (oder zumindest ökonomischer) geschrieben, während Zweihänder schon sehr schwafelig ist ...
VsD wird auch auf Deutsch erscheinen (für mich nicht so relevant, aber evtl. irgendwann für Leute, mit denen ich das mal spiele).
Besondere Vorzüge Zweihänder:
Ich finde die Professionen toll - wenn man die liest, hat man nicht nur mögliche Charakterkonzepte vor Augen, sondern auch gleich das Bild eines Marktplatzes, auf dem sich all diese Gestalten aus NSC drängen.
Das Probensystem ist ein gutes Stück eleganter als bei VsD - wenig rechnen, klare Zehnerschritte, "moderne" Flip- und Double-Mechaniken für schnelles Ablesen von Erfolgsgraden ...
Zweihänder ist geschwätzig, aber es liest sich wirklich schön - nur, wenn man dann später im Text die Regeln finden will, nervt es halt ...
Zweihänder-basiert sind zwei für mich interessante Settings in der Mache (Flames of Freedom und Blackbirds).
Zweihänder hat anscheinend derzeit eine lebendigere Community.
Zuletzt passt VsD als System etwas besser auf mein ewiges Heartbreaker-Setting, das ist aber Vorteil und Nachteil zugleich: Wenn ich mich mit VsD befasse, muss ich mich auch wohl oder übel wieder mit meinem Heartbreaker befassen, und der ist ein Fass ohne Boden ...