Autor Thema: Das Planetarium des Hierophanten (DCC) / Rezension  (Gelesen 1566 mal)

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Offline Lorenz

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  • Username: Lorenz
Autor: Martin [Megavolt]
System: Dungeon Crawl Classics
Erschienen: 2021 im DCC Fanzine „Der entfesselte Ettin Nr. 2“
Umfang: 3h-6h

Wie bin ich darauf gekommen?

Bisher bestand mein Rollenspielleben nur aus DSA2 und DSA5. Regelmäßiges Eskapodcast-Hören hat dann das rätselhafte Wort „Disisii“ in mein Unterbewusstsein fest verankert. So kam es, wie es kommen musste: die Entdeckung der OSR-Bewegung, der Kauf des DCC-Grundregelwerks, das Stolpern über das Fanzine von Moritz und Martin und schließlich die Lektüre des 2. Ettin…

Um was geht es?

In einer alten Stadt am Meer haust der Hierophant mit Magierhut und Zwirbelbart in einem Planetarium, treibt dort mit den Sternen fürchterliche magische Experimente und scheint riesige Kugeln aus purem Gold zu horten. Zufällig hat eine Gaunertruppe davon Wind bekommen, dass er heute den ganzen Tag beim Stadtfürsten sein wird. Diese Gauner seid Ihr. Ran an die Beute!

Wie haben wir gespielt?

Das Abenteuer ist eigentlich als Trichter für 16 Level-0-Charaktere gedacht. Ich habe ich es für meine Familienbande geleitet, die gerade erst mit Ach und Krach „Das Portal unter den Sternen“ absolviert hatte und nun mit 9 frisch gebackenen Level-1-Charakteren am Start war. 2 Sessions: 2,5h und 3,5h.

Persönlicher Eindruck

Schon beim ersten Durchlesen konnte ich mir die verschiedenen Fallen, Kämpfe, Überraschungen und Twists, in die ich meine Spieler stürzen würde, mit einem breiten Grinsen im Gesicht lebhaft vorstellen. Dieses kleine Fan-Abenteuer trifft für mich den Grundgedanken von DCC genau auf den Punkt: anhand von Beschreibungen, die so kurz und knapp wie möglich gehalten sind, wird eine phantastisch-bizarre Welt angedeutet, das Kopfkino ergänzt dann den Rest. Manchmal sind es die Lücken im Text (all das, was nicht ausformuliert wurde), die erst den Raum für Mysterien und die eigene Vorstellungskraft freimachen.

Dann der Humor! Zum einen sind die Texte echt witzig geschrieben, andererseits stecken die Ereignisse voller Situationskomik: ohne zu viel zu spoilern, aber wollten wir nicht alle schon mal mit einem transplanetaren Sprungschiff eine Schneise der Zerstörung hinterlassen? Und bei uns hat das Abenteuer mit einem unerwarteten Knalleffekt geendet, der alle Spieler mit großen Augen und offen hängenden Mündern zurück ließ.

Auch das Pacing, also die rasche Abfolge von interessanten Ereignissen, ist gelungen: fast überall gibt es was Nützliches zu entdecken oder es warten crazy weirde Begegnungen auf die Charaktere. Ein weiteres Lob gibt es für die Vielfalt an Möglichkeiten: zunächst bei der Frage, wie man sich denn überhaupt Zugang zum Ort des Geschehens verschaffen kann (meine Leute wählten zeitgleich 3 verschiedene Wege) und dann die unterwegs auffindbaren Objekte, die zu mannigfaltiger Interaktion mit späteren Maschinen, Rätseln oder Gegnern einladen.

Und zu guter Letzt finde ich es genial, dass hinter dem vermeintlich banalen Diebeszug ein metaphysisches Geheimnis wartet, das unglaubliche Auswirkungen haben könnte. Ein gewisses Grundinteresse an Astrophysik und Philosophie sollte der Spielleiter mitbringen…

Das Übersichtsbild und die Karten von FeyTiane sind übrigens sehr schön und v.a. im Spiel sehr gut einsetzbar. Schade nur, dass es das Kartenmaterial noch nicht zum Download gibt.

Kritik könnte es höchstens dafür geben, dass manche Zusammenhänge und Mechaniken recht komplex sind und dies für den Spielleiter einiges an Denkarbeit in der Vorbereitung abverlangt (natürlich immer abhängig vom persönlichen Stil - manche sagen vielleicht: alles total easy! - andere: Vorbereitung, was ist das?). Außerdem kann es eine Herausforderung werden, all das an die Charaktere so zu vermitteln, dass sie mitkriegen, was da eigentlich passiert.

Fazit

Wir hatten alle viel Spaß, sowohl meine Spieler mittendrin, als auch ich beim Leiten und bei der Vorbereitung. Dieses kleine DCC-Abenteuer aus heimischer Feder strotzt nur so vor komischen und kreativen Ideen. Eine klare Empfehlung für alle DCC-Interessierten!

Offline Katharina

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Re: Das Planetarium des Hierophanten (DCC) / Rezension
« Antwort #1 am: 15.05.2021 | 17:33 »
Danke für die interessante Rezension!
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Swafnir

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Re: Das Planetarium des Hierophanten (DCC) / Rezension
« Antwort #2 am: 16.08.2021 | 14:08 »
Ich hab das Abenteuer letzte Woche geleitet und kann Lorenz nur zustimmen. Martin hat da ein echt witziges und gewitztes Abenteuer geschrieben. Ich hatte mit vier Spielern (davon ein Neuling) viel Spaß und wir waren nach ca. vier Stunden fertig. Dabei waren ein paar spaktakulär witzige und denkwürdige Tode  :d

Online Tintenteufel

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Re: Das Planetarium des Hierophanten (DCC) / Rezension
« Antwort #3 am: 14.01.2023 | 11:02 »
Wir haben Das Planetarium des Hierophanten nun auch mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen.
Erfolgreich, weil wir alle sehr viel Spass hatten. Weniger erfolgreich, da am Ende die (IG) Realität kollabierte.

Ich wiederhole jetzt die ganzen Fakten, die Lorenz dankenswerterweise zusammengetragen hat, nicht, sondern gebe gleich meinen/unseren Eindruck des Abenteuers wieder:

Wir haben es in zwei Gängen genossen, da wir unter der Woche spielen, spät anfangen und alt sind. Also 2 x 2 Stunden.

- Spoilers ahead! -

Das funktioniert bei dem Abenteuer super, da ein Spielabend locker mit Geplänkel und dem Vordringen in den Turm gefüllt werden kann.
Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass wir zwei RSP-Debütantinnen dabei hatten. Die Spielenden waren also zwei Veteranen und zwei Jungfrauen.
Alle hatten 4 SCs.
Die Gruppe hat sich für den Weg durch die Kanalisation entschieden und gleich mal 5 SCs an die verworrenen Abwasserkanäle der Stadt verloren.
Ein tatsächlich sehr amüsanter Einstieg! Erfrischend fand ich hier, dass die aus dem Spiel ausscheidenden SCs keinen grausamen Tod sterben mussten, sonder ein paar Wochen verschollen waren.

Die vielen Optionen, wie man* auf den Innenhof des Planetariums gelangen kann, sind wirklich sehr bereichernd!
(Und wurden auf dem Weg nach draussen dann tatsächlich nochmals wahrgenommen.)

Im Schuppen, in dem die Halunken dann rauskamen, wurden dann jedoch noch ein grauenvoller Säuretod gestorben.
Aber es wurden auch sehr viele Gegenstände zur Interaktion gefunden. Und es wurden natürlich gleich Bomben gebastelt.
Die unsichtbaren Wachhunde wurden tatsächlich mit Mehl und eben Bomben beworfen. Halbkreise aus Schwarzpulver haben sie lang auf Distanz gehalten.

Also viel Raum und Spielzeug für Kreativität (in unserem Fall durch die beiden RSP-Jungfrauen)!

Ein Schuster hat den Stiefelabdruck neben dem Turmportal analysiert und sie waren drin im Turm.
Session Nr. 1 vorbei.

Die Beschreibungen der Räumlichkeiten sind knapp, aber stimmungsvoll. Wieder gibt es zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten.

Schnell war der Schlüssel hinter dem Gemälde im Eingangsbereich gefunden und der klassische Geheimgang in der Bibliothek.
Die Mondmilch in der Küche war ein. Leider hat niemand drei Schluck genommen.
Der Zwerg hat das Amulett gefunden...
Ach, es gibt so viel zu erzählen!

Um es abzuschließen: Es wurden zwei Kugeln "gefunden". Eine silberne und eine goldene. Und ein Stern vom Himmel "gezaubert".

Als die Diebe am Ende von Session Nr. 2 das Gelände verlassen wollten, kollabierte ihre Realität!
Alle brachen in schallendes Gelächter aus!
So soll es sein.

Fazit:
Holt euch den Entfesselten Ettin nach Haus! Und spielt Das Planetarium des Hierophanten! Ihr werdet es nicht bereuen.

Bonus:
Wenn ich gefragt werden würde, wie ich DCC - und dieses Abenteuer - im Vergleich zu unserer üblichen D&D-Koste empfand, würde ich das hier antworten:
Es war für uns Kerle eine willkommene Abwechslung! Und für die beiden Debütantinnen war es ein toller Einstieg, weil sie echt kreativ werden konnten und dennoch großen Respekt vor jedem Schritt und Handgriff hatten.
« Letzte Änderung: 14.01.2023 | 11:22 von Tintenteufel »
Spiele/leite derzeit Swords & Wizardry, Mausritter, Mothership und VgdF.
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