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Savage Fading Suns
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Bastelspaß
Ich bin immer noch nicht fertig damit, alles zusammenzubauen, was ich in Doom Mountain gefunden habe: Ezandrahs Laserstrahler steht immer noch aus. Hiervo, der ja sowieso in die staubige Maschinenwerkstatt einquartiert ist, nimmt sich diesem Projekt an, und verbaut weitere der aus den Banditenfahrzeugen ausgebauten Ersatzteile. Damit gelingt es, und Ezandrahs primitive Steinschlosspistole ist nun doppelläufig, mit einem High-Tech-Laserblaster kombiniert, der die Bolt-Kraft repräsentiert.
Hoffentlich bemerkt niemand der kirchentreuen Einsiedler etwas von Plodóxus' ketzerischem Treiben, immerhin ist die von ihm verwendete Technologie ein wenig fortschrittlicher als ein Pflugschar, und das mögen die Frommen gar nicht! Die Orakelwürfel geben an, dass er tatsächlich unliebsamen Besuch bekommt, als er fast fertig ist mit seinen leuchtenden Batterien und der knisternden Kabelage. Ein Stealth-Wurf gelingt jedoch, um im letzten Moment die Werkbänke frei zu räumen, bevor die Bauern etwas sehen, das sie allzu sehr alarmiert.
Lesespaß
Und wo wir gerade bei häretischen Interessen sind, Hiervo hat ja auch noch zwei Bücher sichergestellt über Technologien der Zweiten Republik bei der Flucht aus Doom Mountain. Wenn er die durcharbeitet, bekommt er Gelegenheit, zusätzliche EXP einzufahren. (Siehe Eintrag auf der Fundsachentabelle: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,119410.msg134992985.html#msg134992985)
EXP sind übrigens eine alte Regel aus Zeiten vor der Adventure Edition von SW, von der ich nicht lassen will. Alle vier EXP winkt in meinen Kampagnen ein Advance. Daher gibt's also auf der Fundaschentabelle als Eintrag "Arkane Schriften", die dem Finder einzelne EXP generieren, außerhalb der Reihe. Solche hat Hiervo entdeckt, gleich zweimal, immerhin war die Bergbasis vorzüglich ausgestattet.
Schon der erste Wurf macht mir alldieweil klar, dass Hiervo sich noch eine ganze Weile mit diesen Schriften befassen kann, bevor er sie beide enträtselt haben wird: Die 2W12 geben an, dass er satte 14 Stunden für die erste Studiersession braucht, und er hat dabei einen Erfolg, aber noch nicht das benötigte Raise. Na gut, immerhin wird ihm nicht langweilig in seinem kargen Kämmerlein auf seinem Dachboden.
Neu in der Stadt
Meine Crew nimmt sich also einen Tag als Ruhepause nach ihren anstrengenden Abenteuern seit Verlassen des Raumhafens. Connoron Hawkwood hat noch ein Wundlevel, und ich würde ganz gerne die fünf Tage verstreichen lassen, um es zu negieren. Allzu lange verweilen will ich aber nicht, weil meine SCs immer noch äußerst knapp bei Kasse sind, und die Bauern kaum für ihre eigenen Mahlzeiten bezahlen können. Einen Tag lang bekommen sie neben Logis bestimmt auch Kost gestellt, aber dann muss auch mal Schluss sein, die Ehrencodexe von Sir Connoron und Sir Édos gebieten es. (Immerhin sind diese Habenichtse hier dereinst von den Ullivan-Hawkwoods zu Freien gemacht worden, und schlicht ihrem Schicksal überlassen worden bei deren Abflug; Northyn ist den Adeligen also nichts mehr schuldig.)
Außerdem ist Hiervo hier unpopulär wegen seinem verbotenen Wissen aus alter Zeit, und auch Ezandrah wird binnen kurzem schief angeguckt werden in der Kirche, wenn ihr Outsider-Nachteil sich bemerkbar macht, was er eher früher als später tun wird.
Also schreiten wir wieder zu neuen Taten! Am liebsten gleich die erste der zweimonatlichen Versorgungsmissionen. Aber der Neugier halber ermittle ich vorher noch einen neuen Abenteuereinstieg, um herauszufinden, was sonst gerade noch so passiert in Northyn.
Plot Hook: Escort or Deliver to Safety
Wie fein, eine Eskortemission, damit gehe ich gleich rüber zur nächsten Engine, FlexTale hat tolle Regeln um Deliver Quests im Detail zu definieren.
Random Event: Seeking of Social Enemies.
Das klingt ganz klar danach, als würden die "Social Enemies" Nummer Eins in dieser Siedlung, die Uldenborg und Chaparax, in dieser Geschichte aneinander geraten.
Scene Complication: Wouldn't it suck if...
Irgendein Ärgernis passiert direkt zu Beginn der Story, was mag das sein? Ich frage das Kartenorakel (Topic Focus), und bekomme Social Knowlege. Das klingt für mich, als wäre der gute Hiervo doch noch aufgeflogen, zwar nicht mit seinen Maschinen gestern, aber womöglich mit seinen verbotenen, altvorderen Büchern!
Deliver Quest: Mein Wurf auf der Tabelle in FlexTale lässt mich auswählen zwischen einem persönlichen Liefergang oder dem Begleiten einer Karawane. Ich wähle mal letztere. Vier Packtiere warten, aber keine Zugfahrzeuge. Laut dem nächsten Wurf besteht die Lieferung aus Waffen. Die folgende Tabelle gibt an, dass es sich um Ware handelt, die aus dem Verkehr gezogen wurde, um sie sicher zu stellen. Verteidigt werden müssen die Lasttiere laut dem nächsten Wurf gegen Monster — die mutierte Flora und Fauna der Symbioten-Wüste natürlich! Dann ergibt eine Tabelle, dass es zu einem vorbereiteten Hinterhalt kommen wird während der Lieferung, der nichts mit der offenkundigen Bedrohung zu tun hat, sondern mit weiteren Antagonisten. Das passt perfekt zu dem eingangs ermittelten Random Event!
Die Karawane
Am nächsten Morgen werden also meine SCs nach einem kärglichen Haferbrei-Frühstück angezogen von einem Aufsehen auf dem Marktplatz: Lothgars laute, spröde Stimme warnt eine Gruppe von zerlumpten Karawanenführern vor all den Gefahren der Einöde, denen sie sich zu stellen haben, wenn sie gleich aufbrechen.
"... Diese Schwerter und Helebarden wurden mit dem Imperialen Wappen hergestellt, und es ist ein Skandal, dass unsere Kämpfer sie aus den frevlerischen Händen von Wüsten-Nomaden reißen mussten! Das Empire duldet derartiges nicht, auch nicht hier draußen, und hat ein Anrecht darauf, seine Waffen zurückzubekommen! Es ist nun Eure Pflicht, sie in Orvind abzugeben — ohne, dass sie in noch garstigere Hände fallen, schlimmer als jene von Nomaden, die Hände der Symbioten-Horden! Immer wieder sind Gestaltwandler auf der Straße nach Orvind zu sehen, ihr Leute! In Menschengestalt gehen sie dort um! Erschlagt alle, die Eurer Fracht zu nahe kommen! Ansonsten verwenden sie diese Schwerter, um ihre barbarischen Untergebenen damit zu bewaffnen!"
Neugierig gesellt sich Connoron zu Lothgar, und fragt, was es mit der Karawane auf sich hat.
Lothgar verbeugt sich, und knurrt: "Beim kleinen Handelsposten Orvind gibt es vertrauenswürdige Händler, die immer mal wieder nach Süden reisen, in Gebiete, die noch gelegentlich von Imperialen patrouilliert werden. Diese können die Waffen der Legion übergeben, zumindest nach und nach. Ihr seht, Sire, wir geben dem Imperator zurück, was des Imperators ist!"
Connoron runzelt etwas verblüfft die Stirn: "Dies ehrt Euch. Jedoch ... industriell gefertigter Imperialer Stahl ist sehr gut ...! Ich würde ehrlich gesagt vermuten, dem Imperator ist bereits damit gedient, dass Ihr hier in Northyn diese Waffen gegen ihre Feinde führt, hier draußen. Immerhin sichert ihr hier eine Region, in welche der Arm des Alexius derzeit nicht reicht!"
Lothgars Blick bleibt grimmig: "Man hat Euch ja gestern unsere Rüstkammern gezeigt, Sire! Wie Ihr saht, sind sie ohnehin wohl gefüllt. Es ist nur das Werk unserer eigenen gottgegebenen Hände, das dort wartet, und nicht das von großen Fabriken, aber wir vertrauen darauf am meisten. Und außerdem ... die Legionäre werden auch hier im Ödland recht ärgerlich, wenn sie ein Schwert mit dem Imperialen Phönixsymbol in Händen eines Bauern sehen! Es ist gegen das Gesetz!"
Sir Édos tritt neben den Hawkwood, und sagt leise: "Ihr denkt gewiss, wir sollten dieser Karawane unsere Hilfe entbieten, oder, Sire? Schickt mich mit ihnen. Ihr seid noch verletzt seit Targonar!"
Connoron schlägt dem anderen Ritter auf die Schulterplatte, und entgegnet, "Papperlapapp, ich fühle mich schon wieder kräftig wie ein junger Vorox! Wir gehen alle, Sir Édos!"
Die vier Packtiere entstammen der eiheimischen Tierwelt von Stigmata
Dabei gibt es ein Gezeter von einigen der Dörfler, die sich aufgebracht dem Rand des Marktplatzes nähern: "Das Feuervogel-Zeichen ist auch auf diesen Büchern da! Dasselbe, wie auf den Waffen! Die Bücher sind auch dem Empire seine!"
Mehrere erboste Bäuerinnen halten demonstrativ die Bücher von Hiervos Dachboden hoch. Die Schnüfflerinnen haben seine geheimen Schriften entdeckt! (... That sure sucks quite a lot!)
Hiervo leugnet klugerweise alle Kenntnis der Inhalte der gefundenen Bücher, und sagt nüchtern, er habe vorgehabt, sie an das Imperium zurück zu überführen. Alles ist etwas peinlich, und viele misstrauische Gesichter sehen den Mann mit den Golem-Armen an.
"Legt sie mit in die Ladung für Orvind, gute Leute! Wir geben sie zusammen mit den Waffen ab, damit das Empire sich diesen möglicherweise gefährlichen Inhalten annehmen kann!", knirscht Plodóxus genervt. Dann sieht er Connoron an, er kommt natürlich auch mit auf die Eskortierungsmission — um seine wertvollen Bücher dabei heimlich zurück zu stehlen!
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Als dann, meine Crew sammelt sich um die vier Packtiere, auf deren Rücken mit Tauen die länglichen Pakete mit sichergestellten Waffen verzurrt sind.
"Habt acht, während Ihr dort draußen seid, Sire!", sagt die alte Priesterin mit der dünnen Stimme, Clarenda, "auf der Tagesreise nach Orvind sind letztlich Xenomotten und Shredder gesehen worden!"
Lothgar fügt grimmig hinzu: "Und noch schauderhafteres, außerirdisches Kroppzeug könnte Euch dort erwarten, hohe Herren! Zögert nicht, mit aller Unerbittlichkeit zuzuschlagen!"
Die vier Packtiere haben keine Sättel, ihre Tragfähigkeit ist mit der Lieferung voll ausgelastet. Die SCs werden also mal wieder zu Fuß laufen müssen, so wie die Karawanisten Morlund Uldenborg und sein Sohn Degerth es tun. Beide sehen sehr erleichtert aus, dass sie diese unverhoffte Eskorte bekommen.
Hinaus in die Wüstenei
Ich ziehe wieder zwei Karten auf meiner Tabelle für Traveling Encounters (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,119410.msg135085060.html#msg135085060). Da diese Region brandgefährlich ist, ziehe ich wieder gleich zwei Karten für die Tagesreise. Nur Hofkarten bedeuten etwas Interessantes, die letzten Male war es ja ruhig ... Diesmal bekomme ich das Pik As und das Kreuz As — Guerilla-Kampfhandlungen, und obendrein eine große Naturkatastrophe! Woah!
Vorerst vergeht die Wanderung ohne Schwierigkeiten, die beiden Uldenborgs sind nicht eben redselig oder wortgewandt, aber können den Fremden unterwegs einige Dinge zeigen, die beim Bereisen der Wüstenstraße nach Orvind zu beachten sind.
Ezandrah bewegt sich auf die Höhe vom verdrossen dahin stapfenden Hiervo, und spricht ihn leise an: "Für meine Augen bewegt Ihr Euch nicht mit der gewohnten Gewandtheit, Herr, und Ihr verwendet auch Eure Füße zum Laufen, nicht diese ... Golem-Dinger. Habt Ihr schlecht geschlafen?"
"Du kannst meinen Gesichtsausdruck nicht sehen, oder, Schwester Ezandrah?", fragt Hiervo angestrengt.
"Wenn ich erneut die Augenbinde heben würde, könnte ich Euer Gesicht als verwaschenen Schemen sehen."
"Dann lasst Euch gesagt sein, dass ich konstant meine Zähne fletsche und genervt die Augen rolle seit diese Schnüfflerinnen die Ruhe meines mir zugewiesenen Quartiers entweiht haben heute morgen!", und zu sich selbst fügt Hiervo laut hinzu: "... Das dürfte vermutlich reichen, um dem jungen Ding meinen Gemütszustand zu beschreiben, aber es gehört eigentlich nicht viel dazu, da muss man nur fünfeinhalb mit sechseinhalb multiplizieren, um sich das denken zu können. Einerseits versprechen diese Freien einem hochachtungsvoll Unterschlupf in ihrer Siedlung, und andererseits durchwühlen sie einem bei der ersten Gelegenheit das Beistelltischchen!"
"Vielleicht war es eine günstige Fügung, dass Eure Schriften gefunden wurden. Die Zweite Republik war eine Zeit des Schreckens und der Hybris, Herr. Nutzt doch diese Gelegenheit, um Euch wirklich von diesem verbotenen Wissen zu trennen!"
Plodóxus schaut überrascht in das bittende Gesicht des Mädchens.
"Meinst Du das ernst", fragt er, und fügt halblaut hinzu, "möglicherweise will sie mich einfach aufziehen, und es verbirgt sich noch eine erstaunliche Fähigkeit in Schwester Ezandrah, mit der niemand gerechnet hätte — nämlich ein Sinn für Humor!"
"Ich meine es ernst, Herr Plodóxus. Lasst ab von diesem verbotenen Wissen, und ich werde Euch helfen, Passagen in der Omega-Gospel zu finden, die Euch mehr helfen werden als die eingebüßten Schriftstücke."
Plodóxus kichert: "Und wenn meine Gildenbrüder und -schwestern diesem Rat auch folgen würden? Dann gäbe es beispielsweise auf vielen Welten beizeiten niemanden mehr, der die Terraformer warten kann, und das Klima menschenfreundlich hielte! Wissen ist nichts Übles, Ezandrah."
Ez' schweigt kurz, sie scheint ernsthaft über die Frage nachzudenken, bevor sie antwortet. "Wenn etwas derartiges sich zutrüge, dann wären wir umso mehr auf das Gebet angewiesen, Herr Plodóxus! Vielleicht fände sich etwas besseres als Terraformer, die stets drohen, auszufallen!"
"Ja, hm, hehe, ja. Ich lasse Dir gern Deine Sicht der Dinge. Hättest Du nicht die Augenbinde auf, würdest Du sehen, wie ich mich demütig bekreisige. Aber sag' mal, was machen Deine Schießübungen?"
"Ich kann keine machen, Herr. Du weißt doch, ich sehe nur wenig, wenn nicht die Visionen mich leiten ... und das geschieht nur, wenn Gefahr herrscht."
"Na gut. Hier, ich habe Deine Pistole fertig! Ab jetzt kannst Du den Symbioten mit Schwarzpulver und mit Plasmastrahlen zusetzen!"
Ezandrah lässt sich mit offenem Mund die Waffe in die Hände geben, und betastet das reparierte Gerät aus Doom Mountain staunend. Plodóxus erklärt im Wandern jeden Schalter und Regler. Ezandrah sieht sein breiter werdendes Schmunzeln nicht, er freut sich nach wie vor daran, dass sie über die Schattenseiten der Technologie sogleich hinweg sehen kann, sobald diese ihr hilft, den Symbiotenschwarm zu dezimieren.
Zur Mittagsstunde ist die Felswüste in ein einziges, konstantes Hitzeflimmern getaucht. Alle SCs müssen Vigor würfeln, um den Temperaturen zu trotzen. Ezandrah würfelt leider einen Patzer! Dadurch nimmt sie ein Level Fatigue hin, sie erleidet beinahe einen Hitzeschlag. Kotzend und kreidebleich hockt sie kurz darauf zwischen den Felsen, und die Karawane wird zum Halten im Schatten gezwungen.
Connoron wird hellhörig, während die sechs Wanderer erschöpft rasten: Er hört die Geräusche einer nahe Schlacht, Schüsse, Schreie, und Fußgetrappel zwischen den Felsen!
"Morlund, sagt mir: Wenn es hier draußen ein Scharmützel gibt, welches sind die beiden Seiten, die sich dabei gegenüberstehen könnten?", raunt Connoron.
"Das eine natürlich die Symbioten! Das andere Nomaden, oder die Bande von Orriono. Imperiale wohl kaum."
Guerilla-Kampf in der Wüste
Um die Gefahr für die Karawane abzuwenden, pirschen sich die SCs an das Gefecht heran. Zwischen den dichten Felsen beschießen sich erbittert zwei Personengruppen in ledernen, vor Dreck starrenden Kleidern, auf ersten Blick sind sie nicht auseinander zu halten, aber ihre Gestalten sind menschlich.
Ich baue meinen SCs sechs Hexfelder auf, um die Guerilla-Kämpfe auszukundschaften. (Auf jedem neu betretenen Feld ziehe ich eine Karte, um zu sehen, was für Gegner dort sind, wie viele, und ob es verdeckte Loot-Marker dort gibt.) Diese Hexfelder müssen sie durchqueren, um sicherzustellen, dass die Truppen nicht in Richtung der Packtiere rennen, wo sie eventuell die Waffenlieferung entdecken könnten. Während meine SCs diesem Ziel folgen, tobt unerbittlich vor ihnen weiterhin zwischen den beiden Seiten die Schlacht zwischen den Felsen, aber die von den Guerillas aufgewirbelten Staubvorhänge nehmen zu allen Seiten die klare Sicht.
Meine Crew aktiviert vor Kampfbeginn ihre Relic-Fähigkeiten (Connoron ruft mit einem Gebet die Kräfte seines Wandererstabes wach, und Hiervos Golem-Arme gehen in ihren Kampfmodus). Kaum haben sie die umkämpften Felsformationen erreicht, preschen den SCs ein paar gepanzerte Schurken entgegen — diese tragen jedoch gar keine metallenen Harnische, es sind Chitinpanzer, von der Wüstensonne farblos ausgeblichen, und von Dreck verkrustet! Die Teile sehen beinahe so aus wie die segmentierten Rückenplatten mancher der Symbioten-Lebensformen.
Aufstellung bei Spielbeginn: Die Kultisten-Krieger treten meiner Crew entgegen
Hiervo brennt einem der Angreifer eins mit der Laserpistole auf den Pelz, das dicke Chitin qualmt aber nur.
"Haltet ein! Haus Hawkwood befielt Euch, Eure Beweggründe darzulegen!", ruft Connoron in donnernder Stimme. Die beiden Männer reagieren nicht, ihre Gesichter wirken ganz starr.
Ezandrah schleicht sich zwischen die Felsen, von einem ihrer Impulse getrieben und nur noch wenig taumelig vom Hitzeschock vorhin. Laut Kartenziehung warten auf dem neu von ihr aufgedeckten Segment vier andere Gegner: Slasher Bugs! Ezandrah kennt keine Furcht vor ihnen und hält weiterhin entschlossen auf sie zu, als die Kreaturen von ihrem blutigen Labsal zwischen den Trümmern aufsehen, aber der Rest der SCs muss einen Furcht-Wurf machen. Alle schaffen es, gefüllt mit Adrenalin wie sie sind.
Die Nonne hebt die Pistole, und feuert den mit Schwarzpulver geladenen Lauf ab. Diesmal verfehlt sie. Weicht zurück, als die kreischenden Ungeheuer in Bodennähe auf sie zu jagen. Sofort haben sie die Nonne umringt, und zwei fluten weiter in Richtung Connoron. In ihrer Trance pariert Ezandrah drei wirbelnde Sensenkrallen, nur eine streift sie am rechten Arm, ohne jedoch ihren Synthseide-Kampfanzug zu durchschneiden. Neben der Nonne hält Sir Hawkwood zwei der wendigen Monstren mit dem Hirtenstab in Schach, nur ein Treffer lässt seinen Energieschild auflodern. Es gibt das übliche knisternde, mahlende Geräusch.
Sir Édos erhebt seine Stimme zum Gebet, und sein Streitkolben lodert aus sich selbst heraus in hellen, pyrokinetischen Flammen auf.
Ein Chitinpfeil bleibt in Hiervos rechtem Ärmel stecken, abgefeuert von einem knöchernen Bogen, und der andere seltsam Geharnischte wirft sich Eccoro entgegen, Schild prallt wuchtig gegen Schild, aber diese Bewegung löst zwischendurch Hiervos First Strike aus, und sein Golem-Tentakel peitscht vor, und schlägt dem Guerilla mit dem großen Bot-Schraubenschlüssel den behelmten Kopf ein, bevor er sein Knochenschwert auf Eccoro niedersausen lassen kann.
Sir Connoron beginnt sich mit blitzendem Langschwert durch die gedrungenen Leiber der Slasher Bugs zu hacken, fällt einen, aber verfehlt den zweiten. Hiervo entgeht einem weiteren Pfeil, und stürzt Connoron nach, um die Traube aus Slasher Bugs aufzulösen, mit seinen langen Golem-Armen kann er über die Köpfe der dicht gedrängten Freunde hinweg schlagen, und er zermalmt einen weiteren Außerirdischen.
Die verbleibenden hauen und kreischen und stechen, aber Connoron mit seinem Reliquienstab und Ez' mit ihrer Präkognition scheinen unmöglich zu treffen. Sir Édos macht währenddessen den zweiten der Geharnischten nieder.
Zischend beginnen sich die verbleibenden beiden Slasher Bugs zu verändern (sie haben einen Joker gezogen): Ihre Muskelstränge werden zu Wurzeln, statt öliger Lederhaut bedeckt sie nun graugrüner Pflanzenbewuchs! Sie haben nun eine Schwäche gegen Feuer ... und Eccoros flammender Streitkolben wartet! Holzartige Sensenklauen zucken aus allen Richtungen nach Ezandrah, aber diese ahnt weiterhin jeden Schwinger voraus, und wirft sich mal um mal zur Seite! Laut betend legt sie Protection auf die vier Helden, und taumelt dann rückwärts, entgeht erneut den dornigen Sensenklauen, und schafft eine Lücke für Sir Édos. Dieser springt vor die Nonne, an Connorons Seite, und lässt den Streitkolben lodernd dreinfahren. Ceramstahl trifft auf Borke und Chitinplatten, und Funken sprühen, beide Kreaturen gehen schwelend unter den Treffern zugrunde. Mit eingezogenem Kopf joggt Édos weiter, tiefer zwischen die umkämpften Felsblocks, wo der Schlachtenlärm herkommt.
Hiervo eilt ihm auf den Fangarmen kraxelnd nach, und deckt das dritte Hexfeld auf: Die Sicht fällt auf zwei weitere Krieger der Symbiotenschwarms, einer feuert sofort seine Armbrust auf den Maschinisten ab. (Diese Armbrust besteht ebenfalls aus Chitinstücken, und aus der grauenhaften Mundwerkzeugen irgendeines riesigen Insekts.) Trotz Ezandrahs Schutzgebet wird Hiervo Shaken, als der Bolzen seinen linken Arm streift. Der Säbelkämpfer prescht mit wildem Schrei in einer grotesken Fremdsprache auf Hiervo zu, aber bevor er in Reichweite kommt, löst Hiervos First Strike erneut aus, und die Stahlfangarme schnellen vor, schlagen jedoch diesmal nur eine Kerbe in das Chitin an dem einen Bein. Mit vollem Gewicht kracht der Kultist mit dem Schild voran gegen Hiervos Gestalt, und richtet eine Wunde an mit seiner Wild Attack, welche dieser jedoch absorbiert bekommt.
Ezandrah und Connoron biegen auf der anderen Seite um die Felsblocks, und fassen ihrerseits die zwei neuen Gegner ins Auge, welche gerade von Hiervo aufgescheucht wurden. Die Nonne geht auf ein Knie, und zielt intuitiv auf den Armbrustschützen, feuert ihren Laser ab. Sie kommt jedoch mit den Kontrollen noch nicht zurecht, und patzt! Die Plasmapistole ist verklemmt, bis Plodóxus sie gerichtet hat.
Die beiden Kultisten beginnen zu zucken und zu beben, und sich zu verwandeln, ihre Glieder verlängern sich, die Körper unter den primitiven Harnischen werden gedrungener, ihre Zähne werden zu schrecklichen, nadelartigen Fängen. Sie packen jedoch ihren Focus-Wurf nicht.
"Sie versuchen, ihre Gestalt zu verändern! Wenn wir sie lassen, werden sie zu neuen Slasher Bugs!", krächzt Hiervo alarmiert, setzt dabei dem einen Kultisten die Laserpistole auf die Brust, und drückt ab, durchlöchert bleibt der Gegner liegen.
Die SCs fächern ihre Formation auf, an einer Stelle, wo das Schlachtfeld sich weitet. Sie haben keinen klaren Schlachtplan, alle sind von Neugier oder schlichter Kampfeswut gepackt.
Einige der Bogenschützen und Säbelkämpfer aus Reihen der Symbioten-Kultisten lassen ihre eigentlichen Feinde aus den Augen, und wenden sich den Neuankömmlingen zu. Ezandrah kauert sich hastig zwischen die Felsen und trockenen Pflanzenwedel und führt ihr leises Gebet fort, sie betet, dass St. Lexitus die Klingen von Sir Hawkwood und Sir Édos führen möge (und boostet ihrer beider Stärke).
Gemeinsam machen die SCs die zwei weiteren Grüppchen von Kultisten nieder, und picken nebenher sogar zwei Loot-Marker auf, im Staub des Schlachtfeldes (eine kleine Energiezelle, und Ersatzteile). Als Sir Édos den letzten der vermeintliche menschlichen Angreifer niedergeworfen hat, sehen die vier sich gegenseitig schnaufend an. Alle Hexfelder sind aufgedeckt. Der Schlachtenlärm scheint sich weiter weg zu verlagern, fort von der Position der Karawane in ihrem Versteck.
"War es das?", stößt Édos hervor.
In dem Moment wird ein Gefühl unter den Fußsohlen der vier stärker, das sie bisher nicht bewußt bemerkt hatten ... die Erde beginnt zu beben!
Advances
Nach dieser Session bekommt meine wackere Crew neue Advances. Diesmal gibt es neue Skill-Würfel was das Zeug hält:
Connoron: Intimidation ➜ W6 & Notice ➜ W8
Eccoro: Electronics ➜ W4 & Notice ➜ W6
Ezandrah: Shooting ➜ W6 & Stealth ➜ W8
Hiervo: Fighting ➜ W8 & Shooting ➜ W8
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Erdbeben!
Dies ist mein zweites Traveling Encounter: Die Naturkatastrophe macht sich bemerkbar in Form eines Erdbebens.
"Zurück zur Karawane, rasch!", ruft Sir Connoron, und alle vier beginnen zurück zu sprinten, wo sie die Packtiere zurückgelassen hatten.
Meine Crew muss sechzehn Task Tokens akkumulieren in drei Runden, um die komplette Karawane unbeschadet aus dem Erdbebengebiet hinaus zu bringen. Sand und Dreck fliegen ihnen um die Ohren, und hinter ihnen wird das Ächzen und Rumoren im Erdreich stärker, einige der Felsformationen bröckeln und stürzen zusammen!
Sir Connoron setzt das frisch gesteigerte Notice ein, um zum Versteck der wartenden Karawane zurück zu finden. Ezandrah Supportet im Rennen Hiervo: "Herr Plodóxus, kennt Ihr Euch nicht auch mit der Kruste der Erde aus? Was geschieht hier?" Ich lasse Hiervo Science würfeln, und komme auf eine dicke 15, dank dem Support-Bonus. Ja, von Geologie weiß er durchaus auch was. Mit den Tentakeln gestikulierend dirigiert er also die Fliehenden weg vom Epizentrum, vorbei an entstehenden Felsspalten, noch bevor sie sich auftun!
"Bleibt zusammen! Betet zum Allschöpfer! Nichts wird uns geschehen!", ruft Eccoro laut.
Ezandrah betet tatsächlich, und boostet den Athletics-Würfel von allen Fliehenden um zwei Schritte. Die vier erreichen die scheuenden Packtiere und die beiden nervösen Uldenborgs, und fliehen mit ihnen zusammen weiter, Connoron dirigiert mit scharfen Augen den Weg zwischen den Felsen hindurch, in den sie müssen. Eccoro läuft vor, und klettert über die schwankenden Findlinge, bestärkt durch seine verblüffende neue Körperbeherrschung dank Ezandrahs Gebet. Hiervo berechnet im Rennen weiterhin die seismischen Tätigkeiten, und schreit schließlich: "Köpfe einziehen und den Atem angalten!", rechtzeitig bevor eine Wand aus dunkelbraunem Staub die Flüchtenden von hinten erreicht, und sie umhüllt.
Runde drei, und immer noch hat niemand eine Kreuz-Karte bekommen, die eine Complication angibt, die Kräfte des Empyrischen scheinen auf meine Leute hinab zu lächeln! Eccoro macht weiterhin kletternd und springend die Vorhut, wehrt mehrmals auf die ängstlichen Packtiere hinab hagelnde Felsbrocken von oben mit seinem Rundschild ab. Hiervo hat durch Ezandrahs Mirakel einen Athletics-Würfel von W12, und ihm bleibt selbst die Spucke weg, als er sich mit ungewohnter Präzision zwischen den Felsformationen hindurch hangelt, und hilft, umstürzende Steine zu umgehen. Damit habe ich auch schon die letzten der benötigten 16 Task Tokens, und meine Gruppe hat ihre Schutzbefohlenen aus der Gefahrenzone gebracht. Ich gebe ihnen allen einen wohlverdienten Chip.
Als alle damit beschäftigt sind, den Staub von sich abzuklopfen, sieht keiner, wie ein langer Metall-Tentakel in eine der Taschen an den Packtieren greift, und zwei gewisse Bücher dort hinaus zieht ...! Hiervo hat seinen unbezahlbaren Lesestoff zurück.
"In zwei Stunden werden wir bei Orvind sein", verkündet Morlund Uldenborg erleichtert, und sein Sohn setzt mit einem Schnalzen die schwerfälligen Dickhäuter wieder in Bewegung.
An dieser Stelle kann ich ja mal einen GM Move auswürfeln: Advance a Threat.
Symbioten-Überfall
Nicht alle Symbioten sind durch das Erdbeben verscheucht worden, und nun sehen meine SCs, wie sich durch den sich senkenden braunen Wüstenstaub mehrere wendige Schemen nähern! Obwohl sie auf mehreren Beinen geducktem Lauf heran geprescht zu sein scheinen, richten die Schemen sich nun auf, und legen in menschlicher Gestalt primitive Bögen auf die Karawane an! Pfeile mit Chitin-Spitzen surren durch die staubige Luft!
"Zieht Euch zurück, eilt Euch! Da vorn führt die Straße über die Felsenbrücke, die können wir leichter verteidigen!", schreit Sir Hawkwood.
Tatsächlich, in Sichtweite liegt der von den Uldenborgs angekündigte Felsspalt, über den mächtige, steinerne Bögen hinweg führen, eine davon formt eine natürliche Brücke für die Wüstenstraße.
"Zum Ende der Karawane!", ruft Eccoro, "haltet sie von den Packtieren fern!"
In dem Moment als sie dies tun, verändern die Gestalten hinter dem braunen Staubvorhang ihre Umrisse erneut, ganz deutlich werden sie nun von Menschen zu Slasher Bugs! (Sie haben als erste Aktionskarte einen Joker erhalten.) Ein neuerlicher Furcht-Wurf muss gelingen, nun auch für die Treiber und Packtiere! Morlund und Degerth bekommen es mit der Angst zu tun, und rennen blindlings los, auf die Felsspalte zu.
Die ersten Slasher Bugs prallen mit den beiden Rittern aufeinander, jedes der Biester hat regulär zwei Attacken, sie stechen und sensen wie in Raserei. Connorons Energieschild lenkt zwei Klauentreffer ab. Eine Sensenklaue findet eine Fuge zwischen den Platten von Eccoros Bronzeharnisch und ritzt ihn an der Seite. Eccoro schüttelt den Schmerz ab, und teilt wie wild mit seinem Streitkolben aus, zerquetscht eine der Kreaturen, streift eine andere. Hiervo hält sich einen der Angreifer mit seiner Laserpistole vom Leib, Ezandrah tut es ihm gleich, Schwarzpulverdampf steigt auf. Sir Hawkwood teilt mit blanker Klinge ebenfalls Hiebe aus, aber die Wunde aus Targonar macht ihm noch zu schaffen, und er trifft keins seiner Ziele. Immer noch sind die Symbioten in der Überzahl!
Und eine weitere Gestalt nähert sich durch den wehenden Staub, die ebenfalls primitiv ausgerüstet zu sein scheint, und mit großer Gewandtheit auf die Kämpfenden zu prescht.
"Wieviel Energie habt Ihr noch auf Euren Schilden, Sire?", schreit Eccoro über das Zischen der Monstren und das Brausen der Elemente hinweg dem Hawkwood zu.
"Immer noch genug, Sir Édos! Genug, um sicher zu gehen, dass dies nicht unser letzter Kampf ist, egal, wie viele da noch nachrücken!"
Während hackende Sensenklauen von allen Seiten auf die vier Verteidiger niederfahren und mal um mal verzweifelt pariert werden, schnellt die Neueingetroffene aus dem Staubvorhang zwischen die chitinbedeckten Leiber — und fällt ihnen mit einem wilden Schrei in den Rücken! Das Röhren eines Kettensägen-Motors erschallt ohrenbetäubend, als die schmale Gestalt ein metallenes Objekt herumschwingt. Die überrumpelten Monster werden in die Rücken getroffen, das Kettenschwert sägt sich ratternd durch Chitinplatten, und zwei der Slasher Bugs werden zerteilt!
Ezandrah wirbelt herum, zieht hinter ihrer Augenbinde die Brauen hoch: "Du?!", ruft sie heiser, als könne sie sehen, wer da zu ihnen aufgeholt hat.
Der Rest der Crew fechtet hektisch weiter, Connoron durchbohrt einen der Außerirdischen, nun sind es nur noch zwei Widersacher.
Die Angesprochene antwortet nichts, verbissen schwingt sie ihr Kettenschwert nach der nächsten der Kreaturen und zersägt sie, schwarzgrüner Schleim spritzt nur so. Sir Édos mit seinem entflammten Streitkolben macht den letzten der Außerirdischen nieder.
Alle vier sehen die keuchende Gestalt an, die vor ihnen steht, ihr Kettenschwert langsam sinken lässt, und den röhrenden Motor abschaltet. Der Wüstenwind lässt ihren dünnen Leder-Überwurf um sie herum flattern. Hiervo rückt sein Sichtgerät zurecht, und sagt zu sich selbst, "na gut, eine Symbiotin ist die hier jedenfalls nicht! Scheint so, als verlöre man das Interesse an sowohl höflichen Manieren als auch anständiger Bekleidung, wenn man zu lange in dieser Wüstenei Zeit verbringt!"
"Herr Maschinist, eilt Ihr den Karawanenführern hinterher! Nicht, dass sie in ihrer Hast von der Felsbrücke stürzen! Sagt ihnen, die Gefahr ist vorbei", krächzt Ezandrah.
"Und sie hier?", fragt Sir Édos, und lässt seinen Streitkolben verlöschen, "Du kennst sie, Ezandrah? Kam sie in Deinen Vorausahnungen vor?"
Connoron schüttelt ansatzweise den Kopf, und sagt, "Das glaube ich nicht! Ich glaube, wir wissen schon, wer das ist, Sir Édos!"
Ezandrah macht einen vorsichtigen Schritt vorwärts, jetzt wo die Gefahr vorüber ist wieder blind, und tastet behutsam nach den Händen ihres Gegenübers. Diese legt ihre Hände in die von Ezandrah. Ihr Hautton ist viel dunkler von der Wüstensonne und die Fremde ist viel kräftiger, aber sie sehen sich beide auf zweiten Blick sehr ähnlich.
"Gut, Dich wiederzusehen, Schwester", sagt die Fremde, ihre Stimme ist kratzig, aber viel fester als die Ezandrahs.
"Wie kommst Du hierher, Jéshora?", fragt Ezandrah leise, betastet die schwieligen Hände in den ihren.
"Ich bin mal wieder der Bande des Orriono gefolgt in den letzten Wochen. Schließlich klang es ganz so, als seist eins der Ziele, denen sie hier oben im Norden nachstellen, Du."
"Ja, wir hatten mit ihnen zu tun. Wie ich es vorausgeahnt habe. Alles hängt jetzt mit meinem Zweiten Gesicht zusammen, Jéshora. Alles."
"Ich hatte schon gehört, dass Du Darmak Station verlassen hast."
"Darf ich Dir meine Begleiter vorstellen?"
Jéshora mustert misstrauisch die beiden Ritter. Ihre Züge sind schön, aber hart, ihr Gesicht wirkt wie gemeißelt. Sie hat viele kleine Narben auf Wangen und Lippe, von zahllosen Kämpfen, ihre Haare unter ihrer grob zusammengenähten Lederkapuze sind wegrasiert. Connoron und Eccoro wissen nicht recht, was sie von ihr halten sollen. Connoron versucht es mit einem huldvollen Lächeln.
Schwester Jéshora
"Ich muss jetzt weiter. Ich bin wegen Orrionos Schergen hier. Die Symbioten-Kultisten und das Erdbeben werden sie verstreut und orientierungslos gemacht haben. Das ist die beste Gelegenheit, sie aufzureiben!"
Ezandrah sagt gedämpft: "Geh' nicht! Wir können Deinen Geleitschutz auch gebrauchen!"
"Ich schließe später zu Euch auf, wenn ich allen Banditen und Gestaltwandlern die nach dem Beben noch übrig sind geholfen habe, ihr wohlverdientes Ende zu finden!", und sie spuckt grimmig in den Sand, wendet sich ab. Überprüft im Losmarschieren ihr altes Kettenschwert an seinem Tragegurt, der über ihrer Schulter hängt. Ihre Kleiderfetzen und der flatternde Überwurf überlassen wenig der Fantasie, die beiden Herren Ritter wenden schnell den Blick ab, etwas aufgestört.
"Das ist also Schwester Jéshora!", kommentiert Connoron.
"Ich denke, wir sollten sie nicht allein ziehen lassen! Ihre selbsterwählte Aufgabe ist viel zu gefährlich!", sagt Eccoro zögerlich.
Schwester Ezandrah entgegnet keise: "Das wird sie nicht zulassen, Sir Édos! Sie ist schon seit Langem ... eine einsame Wölfin. Außerdem ... ist da das Problem der abweichenden Glaubensrichtungen ..."
"Wie meinst Du das?", fragt Eccoro.
"Wahrscheinlich würdet Ihr nicht im Glauben übereinstimmen ... Ihr seid Eskatonier, Sir ..."
Einen Moment lang schweigen sie alle. Connoron sagt schließlich stirnrunzelnd: "Geh' ihr lieber nach, Ezandrah. Eccoro kann Dich mit Abstand begleiten. Ich gehe zu Hiervo und den Uldenborgs vor, und heiße sie warten. Wir sollten Jéshora überreden, dass sie sich der Karawane anschließt ... wir können meinethalben hinterher mit ihr die Banditen und die übrigen Kultisten-Krieger stellen, wenn sie das so unbedingt tun will! Diese Aufgabe erscheint mir ohnehin würdig. Aber nicht für eine Frau alleine."
Ezandrah wirkt unentschlossen.
Ich würfle einen GM Move aus, und bekomme: Foreshadow Trouble.
Schwester Jéshora kommt von sich aus zurück, ihr Gesicht grimmig und verschlossen. Sie ist in Begleitung einer Gestalt, die ebenso abgerissen ist wie sie, der Mann trägt eine Schutzbrille und einen Metallstab mit Schrott-Stücken daran.
"Bewegt Euch! Macht voran!", ruft Jéshora in einer durchdringenden, enervierenden Stimme, "die Erdbeben-Schlünde haben Xenomotten ausgespieen! Ein ganzer Schwarm steigt da hinten in den Himmel auf! Wir müssen alles was lebt und noch nicht fluchbeladen ist über die Brücke in Sicherheit bringen!"
Mit klopfenden Herzen dirigieren meine SCs und die beiden Uldenborgs die schweren Packtiere über den Felsenbogen. Der Himmel ist immer noch so staubverhangen, dass man nichts über der Erdbeben-Zone von vorhin sehen kann — aber die Flüchtenden vermeinen, ein hochfrequentes Schrillen wahrzunehmen, welches auch die ledrigen Flugmonster in Doom Mountain ausgestoßen hatten! Die Packtiere scheinen es auch zu hören, und bewegen sich hastiger.
Auf der anderen Seite der Brücke verharren Jéshora und ihr zerlumpter Begleiter, und starren angriffslustig in den wirbelnden Staub.
"Wir marschieren zum Handelsposten von Orvind, Fremde!", sagt Connoron eindringlich, "dort können wir die Ware abladen, und wir werden auch vorerst sicher sein alle miteinander!"
Jéshora sieht ihn aus verengten Augen an: "Wir bleiben hier und verteidigen die Brücke! Dies ist die perfekte Stelle, um Euch den Rücken frei zu halten. Alles, was sich zwei oder mehr Beine wachsen lässt, muss an uns vorbei! Und dann, bei Gott, werden ihre Köpfe in die Schlucht rollen!"
Connoron hebt verärgert die Stimme: "Das ist tollkühn! Wer weiß, wie viele von ihnen dort hinten dem Erdreich entstiegen sind! Und noch dazu: Wer sagt Euch, dass die meisten der Scheusale nicht als Xenomotten einfach über Euch hinweg fliegen?"
Connorons Persuasion ergibt eine fette 9, aber Jéshora hält mit einem Spirit-Ergebnis von 14 unbeirrbar dagegen.
"Ich weiß es! Der Allschöpfer hat mir Augen gegeben, um trotz Dreck und Staub der Welt klar zu sehen!", und sie klingt wie ein wildes Raubtier, als sie faucht: "Zieht Euch zurück, Mann, passt auf Ezandrah auf! Oder ich mache Euch Beine mit meinem Kettenschwert! Dorsu und ich kommen Euch nach, sobald wir können!"
Ihr Intimidation-Resultat ist eine 16, inklusive ihres Bonus von ihrem Menacing-Vorteil. Der Hawkwood-Ritter bekommt nur eine 6 dagegen gesetzt, und muss sich grummelig der Einschüchterung fügen.
Schalter:
Während die Situation sich derartig zuspitzt, erwürfle ich mir einen GM Move. Advance a Plot kommt dabei heraus. Um näher einzugrenzen, welcher Handlungsstrang dies sein soll, frage ich das Kartenorakel (Topic Focus): Physical Allies, sagen die Karten. Also:
"Vor uns is' der Andeston-Pass", sagt Morlund Uldenborg im Laufen, und deutet die Straße hinauf, "und knapp dahinter dann Orvind! Fast geschafft. Hatte schon gedacht, die Chaparax machen uns vielleicht unterwegs Ärger."
Hiervo wendet sich im Gehen Morlund zu: "Was ist das eigentlich für eine Rivalität mit Euren beiden Sippen?"
Der Bauer zuckt die breiten Schultern: "Kann ich Euch erzähl'n wenn wir aus dem Gröbsten raus sind. In Orvind."
Und alle sehen sich gehetzt um zur Brücke und den Staubschleiern über dem Erdbebengebiet. Man sieht die beiden halbbekleideten Silhouetten von Jéshora und Dorsu am Ansatz der Felsbogen-Brücke stehen mit ihren flatternden Gewändern und gezogenen Waffen, und abwartend in den Wind schauen. Immer noch ist kein Symbiotenschwarm in Sicht erschienen ...
Der junge Degerth meldet sich zu Wort: "Die Damen Chaparax regeln heuer fast alles in Northyn! Haben überall ihre Finger drin. Schanzen ihren Verwandten immer die besten Dinge zu. Dabei sind wir Uldenborgs viel fleißiger, und hatten ebenso viel zu sagen, damals, als wir noch alle den Hawkwoods gedient haben! Stimmt doch, Pa!"
Morlund nickt: "Wollen alle um den Finger wickeln, bis sie alles zu bestimmen haben. In Northyn und überall umzu. Warten nur drauf, dass sie uns're Sippenehre schmälern können. Wir Uldenborgs sind die einzigen, die noch den Damen Chaparax widersprechen mögen! Selbst Lothgar tanzt meistens nach ihrer Pfeife!"
"Ich bin mir sicher, die Uldenborg-Sippe steht der Chaparax-Sippe in nichts nach!", sagt Connoron achtungsvoll. Die beiden Karawanenführer nicken dankbar.
GM Move: Foreshadow Trouble
Die halbverwehte Straße führt auf eine felsige Klamm zu. Frische Reifenspuren sind hier zu entdecken, von Breitreifen-Fahrzeugen, die vor nicht allzu langer Zeit hier die Kopfsteinpflasterstraße gekreuzt haben.
"Irgendwas kommt mir hier merkwürdig vor!", raunt Eccoro, und sieht sich suchend um.
"Ja, Gefahr ...", erklingt Ezandrahs brüchige Stimme.
Tatsächlich, diese Situation sieht ganz nach einer Falle aus. Aber die Symbioten-Horde kann jederzeit aus der Staubwolke über der Erdbeben-Zone auftauchen. Haben meine SCs denn eine andere Wahl, als in die Klamm vor ihnen hinein zu laufen?
Also mache ich noch einen weiteren GM Move, und diesmal ist es: Advance a Threat.
Die Gefahr des Hinterhaltes ist ja bereits seit dem Abenteuereinstieg gesetzt, also kommt an dieser Stelle zusätzlich die Gefahr durch den Symbiotenschwarm hinzu! Dort, wo die Karawane herkommt, teilen sich nun die Staubwirbel, und mit ihren ledrigen Flügeln schlagende Xenomotten tauchen als Silhouetten dort auf, mehrere Dutzend! Insekten verschiedener Spezies ziehen dort ebenfalls ihre Bahnen, und andere einheimische Flugtiere, die das Schwarmbewusstsein offensichtlich assimiliert hat!
"Vorwärts, in die Klamm! Sucht Schutz zwischen den Felswänden!", kommandiert der Hawkwood.
Die Verschwörer halten in dem Moment die Zeit für gekommen, ihre Falle zuschnappen zu lassen. Kaum sind die Flüchtenden in der Klamm, erscheinen in Leder gekleidete Männer und Frauen über ihnen auf den Felssimsen, mit Maschinenpistolen und Armbrüsten!
"Haltet ein! Was führt Ihr dort mit Euch, Wandersleut'?", fragt hämisch einer der Kapuzenträger.
"Wir haben keine Zeit für Euch! Da draußen stürzt sich gerade eine Welle von Symbioten auf unsere Verbündeten!", schreit Eccoro zornig.
"Die gottverdammten Symbioten haben Euch direkt in unsere Arme getrieben!", höhnt eine der Bewaffneten.
Der Hawkwood-Ritter erhebt ebenfalls die Stimme: "Mit uns um die Ware streiten könnt Ihr später! Jetzt requiriert Haus Hawkwood Eure Dienste, denn alles was Mensch ist und gedenkt, auch einer zu bleiben, hat jetzt sofort Schulter an Schulter zu kämpfen! Die nächsten Minuten dürften entscheidend sein für unser aller Leben!"
Connoron erwürfelt ein Raise, um die verdutzten Banditen zu überzeugen. Auch sie hören das Kreischen der Symbioten jedoch, die sich auf dem Wind nähern. Eilig nicken sie dem Hawkwood-Ritter zu, und wenden ihre Aufmerksamkeit in Richtung der Felsbrücke.
Auf Jéshora und Dorsu kommen in dem Moment die ersten drei Slasher Bugs zu geprescht, während die kreischende Wolke von Xenomotten und Fluginsekten über ihre Köpfe hinweg saust. Dorso lässt das Ende seines Metallstabes vorschnellen, und trifft eine der Kreaturen, Chitinstücke springen von seinem Rückenpanzer ab, Jéshora beschreibt zwei schnelle Bögen mit ihrem knatternden Kettenschwert, und zerteilt einen der Angreifer gänzlich. Beide parieren die zuckenden Sensenklauen des dritten Ungeheuers.
Gleichzeitig haben die Xenomotten den Weg zur Klamm fliegend zurückgelegt. Schwester Ezandrah ist bleich und zitterig geworden, und wie ferngesteuert hebt sie ihre Pistole und holt zielgenau die erste vom Himmel, mit ihrem integrierten Laser. Qualmend und violette Tropfen überall verteilend stürzt die Xenomotte ab und klatscht auf einen der Felsen der Klamm.
An der Steinbrücke verfehlt Dorsu eine der wendigen Slasher Bugs, ein Gebet auf den trockenen Lippen, aber Jéshora spaltet den nächsten ihrer gemeinsamen Gegner. Die angeschlagene Kreatur erholt sich von Dorsus Schlag mit der Metallstange eben und greift ihn an, er pariert die eine Sensenklaue mit dem Eisenstab, aber die andere bohrt sich bis zum Anschlag in seinen Brustkorb. Jéshora schreit entsetzt auf, als ihr Mitstreiter blutend zusammenbricht.
In der Klamm werden Helden wie Banditen von den schrillenden Motten umflattert, eine der Motten setzt sich am Rücken des ersten Wegelagerers fest, und beginnt, Blut zu saugen. Sir Édos schlägt rasend um sich, und erledigt eine der rochenartigen Kreaturen. Hiervo feuert sowohl seine Laserpistole wie auch seinen Tentakel-Laser in der einen Greifklaue auf die Motten ab, aber durch das hypnotische Durcheinanderschwärmen verfehlt er mit beiden Schüssen.
"Lasst Euch nicht verwirren! Zielt genau!", kommandiert Connoron lautstark.
Die Banditen gehorchen und machen ein Aim-Manöver, sie agieren gerade als Allies unter Connorons Kontrolle.
Eccoro holt gleich zwei weitere Flatterer aus der Luft, er scheint langsam richtig in Fahrt zu kommen, Ezandrahs Steinschlosspistole bringt ebenfalls eins der Scheusale zu Fall.
Schwester Jéshora bei der Brücke versenkt mit einem Schrei ihr Kettenschwert in der letzten Slasher Bug, reißt es zurück, und sieht zu wie die Einzelteile des Monsters, das Dorsu getötet hat, in die Schlucht unter der Steinbrücke hinab poltern. Dann fährt sie zu ihrem durchbohrten Glaubensbruder herum, und zwei Tränen der Wut und des Schmerzes ziehen zwei Bahnen unter ihren Augen in die dicke Staubschicht auf ihren Wangen. Sie hebt an, Dorsu noch etwas zu sagen, aber muss begreifen, dass er nach dem Treffer sofort tot war.
Gleichzeitig versuchen über der Klamm weitere Xenomotten sich in ihrem hypnotisierenden Tanz an den Opfern festzusetzen, aber die SCs wehren sie verzweifelt ab. Der Bandit, an dem bereits eine Motte haftet, klappt zusammen, weiß im Gesicht, und blutleer.
Eine der fliegenden Kreaturen schaffen die Banditen mit ihren Maschinenpistolen abzuschießen, eine streift Hiervo mit seinem Laserblaster.
Jéshora sieht am Boden die Schemen von Crawler-Schwärmen vor sich im Staub auftauchen: Die larvenartigen Symbioten werden alles überrennen und binnen Minuten die Felsen überziehen wie ein Teppich, fressend und schnappend. Sie kann ohne Brandbomben die Steinbrücke gegen die Crawler-Schwärme kaum verteidigen, und sie weigert sich, ihnen Dorsus sterbliche Überreste zu überlassen. Sie hakt den toten Glaubensbruder also unter, und rennt keuchend auf die Klamm zu, wo die Karawane verschwunden ist. (Natürlich wird das ein paar Kampfrunden brauchen, bis sie dort ankommt.)
Ez', Eccoro, und Hiervo machen derweil schießend und mit Streitkolben-Schwingern den letzten Xenomotten den Garaus, das letzte Ungeheuer versucht noch kreischend, sich an Hiervos Schulter festzusetzen, aber die Nonne schießt es mit einem treffsicheren Laserstrahl von dort weg.
Über der Felsenklamm steigen die restlichen Symbiotenkreaturen höher, und lassen sich vom Wind davon tragen, in Gegenden auf Stigmata mit leichterer Jagdbeute. Die Verteidiger sehen sich erschöpft einander in die Gesichter: Es gibt nur einen ausgesaugten Banditen zu beklagen, aber allen sitzt der Schreck in den Gliedern (außer Ezandrah, die ja keine Furcht empfinden kann).
"... Da hattet Ihr wohl Glück, aber das habt Ihr nur einmal! Jetzt hoch die Pfoten!", knurrt einer der Banditen, und richtet seine Maschinenpistole auf Sir Connoron, dessen Feuerbefehle er vor wenigen Momenten noch befolgt hatte!
"Ziel' nicht auf die Adeligen, die haben sicher Energieschilder! Aber der komische Maschinist da, der hat bestimmt keins!", sagt eine der Banditen gehässig.
"... Und die kleine Nonne auch nicht!", grinst ein anderer.
"Wir nehmen jetzt die Imperialen Waffen!", raunzt einer der Wegelagerer, "los doch, alles abladen!"
Eccoro versetzt misstrauisch: "Heda, woher wollt Ihr denn wissen, ob wir ausgerechnet Imperiale Waffen geladen haben?"
Die Banditen wechseln eilige Blicke.
"Beim Allschöpfer, wenn Euch Euer Leben und Euer letztes bißchen Seelenheil lieb sind, ergebt Euch endlich! Seit Darmak Station habe ich Euch gejagt wie eine Bluthündin, Banditen des Orriono!", ertönt eine wütende Frauenstimme vom Eingang der Klamm.
Verwirrte Blicke wandern dorthin. Jéshora gibt einen erschreckenden Anblick ab, ihre linke Seite ist rot getüncht vom Blut ihres durchlöcherten Mitstreiters, der Blick ihrer dunkel ummalten Augen stechend, sie hat das schreckliche Kettenschwert immer noch in der freien Hand, und zwei Finger demonstrativ am Auslöse-Bügel neben dem Schwertgriff. Ihr Intimidation-Wurf ergibt diesmal nur eine magere sechs ... aber Orrionos Banditen erzielen nur eine eins, damit hat sie immer noch ein Raise, und der Wille der Wegelagerer ist gebrochen!
Was wird hier wirklich gespielt?
Als sie die Schurken ausfragen, erfahren die Ritter, dass sie von Leuten in Northyn auf diese Waffenlieferung aufmerksam gemacht wurden. Jemand wollte wohl, dass die Imperialen Waffen ihnen in die Hände fallen würden, vermutlich, damit die Uldenborgs als schwach und unverlässlich dastehen würden! Die Guerilla-Schlacht vorhin kam nur dazwischen, als auf der anderen Seite der Schlucht der Hauptkörper ihrer Truppe auf Kultisten-Krieger des Schwarms gestoßen ist. Die Banditen hier in der Klamm haben an ihrem Befehl festgehalten, auf die Karawane zu warten, während drüben die Schlacht getobt hatte.
Mit dem Grüppchen als ihre Gefangenen, allesamt in Fesseln, trifft die Karawane schließlich in der Abenddämmerung im Handelsposten Orvind ein. Jéshora hat nicht mehr gesprochen seit der Begegnung in der Klamm, und macht sich auf zum kleinen Friedhof der Siedlung, um Dorsu zu bestatten.
Eccoro ruft ihr nach: "Halt' ein! Soll ich nicht schauen, ob ich einen orthodoxen Priester hier irgendwo dafür finde?"
Ezandrah hält ihn am Arm fest: "Das wäre nicht das Richtige ..."
Der Ritter entgegnet verwirrt: "Aber sie kann ihn doch nicht einfach verscharren!"
"Ein orthodoxer Priester wäre nicht das Richtige für Schwester Jéshora."
"Aber sie hat zur Urd-Orthodoxie gehört, genau wie Du es tust! Wir haben am Raumhafen von ihr gehört, auf dem Cunona Plaza!"
"Lasst sie gewähren, Sir Édos", sagt Ezandrahs brüchige, leise Stimme.
Sie scheint der abgerissenen Gestalt der anderen Nonne nachzusehen. Eccoro sieht ihr ebenfalls hinterher, wie sie den sandigen Friedhof hinter einer der Lagergebäude erreicht, und an dessen Rand beginnt, ein Loch zu graben.
"Selbst wenn Jéshora der Orthodoxie verwiesen wurde, sie scheint doch noch zu glauben ...!", sagt der Ritter halblaut.
"An den Allschöpfer, ja ...", wispert Ezandrah, "aber an den Patriarchen, die Omega-Gospel, und das Heilige Terra ... nicht mehr. Sie hat weit draußen in der Wüste etwas anderes gefunden."
"Und was sollte das sein?", fragt Eccoro etwas mißtrauisch.
"Urteilt nicht über sie, Eskatonier! Sie ist meine Schwester ...", raunt Ezandrah hilflos.
Schalter:
Wie ist es denn eigentlich so in der Handelsstation Orvind? Ich würfle auf meiner Tabelle Settlement Trouble im Ironsworn-Regelbuch, und das Ergebnis ist Incompetent Leadership.
Die Händler und Bauern, die hier vor sich hin leben, kennen weder Exaktheit noch Eile, so fern von den Augen des Empire entfernt, wie sie nun mal sind.
Connoron Hawkwood versucht eine Stunde lang auf dem kleinen Stationsgelände, den konkreten Ansprechpartner zu finden, der sich für den Abtransport der Imperialen Waffen verantwortlich fühlt. Morlund Uldenborg ist da entspannt: Den fahrenden Händlern vertraut er, er sagt mit großer Selbstverständlichkeit, niemand hier würde es wagen, zu versuchen, das Empire zu betrügen.
"Außer natürlich der Chaparax-Sippe!", murrt Sir Édos.
Morlund schüttelt den Kopf: "Die hätten am Ende auch dem Empire die Beute zurückgegeben. Wenigstens zum großen Teil. Deren Gegner sind wir Uldenborgs ... Die wollen nicht dem Imperator schaden."
"Dennoch werden wir diese skandalöse Geschichte in Northyn aufarbeiten müssen", bestimmt Sir Connoron, "sich herabzulassen, Orrionos Bande gegen uns anzustiften, war ein gefährliches Spiel! Ich will gerne wissen, was die Damen Chaparax zu ihrer Verteidigung zu sagen haben."
Was tun mit den Banditen
Die gefangenen acht Banditen will in Orvind jedenfalls niemand haben. Es gibt keinen zuständigen Gesetzeshüter, und auch keinen Kerker, oder jemanden, der Recht sprechen kann.
Orrionos Leute wirken mittlerweile gar nicht mehr besonders großmäulig
Sir Connoron hält also Rücksprache mit Hiervo, Eccoro, und Ezandrah, und entscheidet sich, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, indem er die Gesetzlosen ins gesetzlose Land zurückkehren lässt.
"... Natürlich mit einer Warnung an Orrionos andere Schergen, und ohne ihre Bewaffnung!", fügt der Hawkwood hinzu.
Ich stelle also alles sicher, was die Banditen bei sich hatten, nur ihre Lederrüstungen und Wasserflaschen sollen sie behalten. Ich komme dabei auf 41 Goldmünzen, ein paar Handwaffen aus geschärftem Schrott, vier Armbrüste, zwei Maschinenpistolen, und elf Patronen für letztere. Energiezellen haben sie laut den Orakelwürfeln leider nicht dabei.
Ezandrah bekommt die Munition (sie hat nach dem letzten Überfall durch die motorisierten Banditen schon eine Maschinenpistole mitgenommen, als Reserve), für Jéshora springt ein Handbeil und eine Armbrust heraus als Lohn für ihre Unterstützung. Den Rest verkaufe ich direkt vor Ort, und meine SCs sind erstmalig wieder flüssig seit Verlassen des Raumhafens: 850 Wings habe ich dadurch verdient, das kann sich sehen kassen. Sir Hawkwood schlägt vor, dass der Maschinist vorerst die Gruppenkasse mit sich führt, und alle sind einverstanden.
Für Verköstigung muss meine Crew auch nicht aufkommen, die Orakelwürfel sagen, dass die Händler in Orvind sie mitessen lassen während ihrem Aufenthalt, und ihnen außerdem je eine Tagesration für den Rückweg nach Northyn mitgeben. Klasse.
Rückweg nach Northyn
Am frühen Morgen des nächsten Tages haben die beiden Uldenborgs ihre vier Tiere (nun beladen mit Handelsgütern für Northyn) wieder abmarschbereit gemacht. Die Wanderer sammeln sich um die Karawane.
"Was ist denn mit Eurer Schwester Jéshora, Ezandrah? Ich hätte gedacht, sie würde uns begleiten, zumindest ein Stück weit?", fragt Connoron.
"Sie wird uns draußen finden, wenn wir in der Wüste sind."
"Das wage ich zu bezweifeln! Ein Wind kommt auf, in dem lockeren Sand werden unsere Spuren binnen weniger Stunden verweht sein, selbst die der Dickhäuter!"
"Sie findet jeden, den sie finden will in der Wüste, Sire."
Eccoro sagt nachdenklich: "Oho? Dann müsste diese Jéshora aber eine ausnehmend gute Spurenleserin sein ..."
Ezandrah zuckt die Schultern: "Sie findet jeden, den sie finden will. Wie, glaubt Ihr, ist sie sonst auf uns gestoßen vorgestern?"
Hiervo Plodóxus sagt halblaut zu sich selbst, ohne sich darum zu kümmern, dass die anderen ihn hören: "Nun ja, Zufall, hätte ich gedacht. Sie ist in eigener Sache den Schurken von Orriono gefolgt, und wir hatten das Missvergnügten, an diese zu geraten, das ist doch wohl alles. Da braucht man auch nicht gleich zum Erklärungsmittel der Mystifizierung zu greifen, Mystifizierung hat erst ihren Platz, wenn der wissenschaftliche Verstand nicht weiterkommt."
"Hat sie am Ende auch eine Gabe der Voraussicht, Ezandrah? Willst Du das damit sagen?", fragt Eccoro neugierig.
"Jéshora folgt keiner eigenen Vision ... aber ich gestehe, dass sie einmal meine geteilt hat. Es ... hat sie damals in die Wildnis hinaus getrieben. Sie hat sich davon abgewandt, und ... ist das geworden, was sie jetzt ist. Aber die Vision hat sie nie vollständig verlassen, glaube ich."
Als die Karawane sich in Bewegung gesetzt hat, holt Hiervo Plodóxus schließlich zu Sir Connoron auf, und spricht ihn in gedämpftem Ton an: "Sire ... Ihr glaubt doch auch an diese Vision der jungen Ezandrah, oder? Diese Voraussage, die sie und wie wir jetzt erfahren haben, eine andere Nonne aus demselben Konvent, beinahe zerstört hätte?"
Connoron sieht den Maschinisten aufmerksam an, und antwortet: "Mir bleibt wenig anderes übrig, Herr Plodóxus! Ich bin ja zu einem Akteur in dieser Vision gemacht worden. Ich habe ja bereits erzählt, wie wir bei Zirkonia Venorra waren, beim Raumhafen ... dort wurde die Detailfülle von Ezandrahs Vorhersagungen ja vor uns ausgebreitet. Vieles davon habe ich nicht verstehen können ... aber anderes davon kann ich nicht von der Hand weisen, es muss etwas Wahres daran sein. Wahrscheinlich tatsächlich etwas Prophetisches. Illuminatus Venorra glaubt ebenfalls fest daran, und sie ist eine der ernstzunehmenden Gelehrten auf diesem Gebiete."
Hiervo sagt grüblerisch: "Dennoch, Sire, dennoch! Ezandrah und Jéshora waren nicht nur Schwestern desselben Nonnenklosters — sie sind leibliche Schwestern! Bei näherem Hinsehen sieht man ihre Familienähnlichkeit, auch wenn sie sich in so grundverschiedene Richtungen entwickelt haben."
Connoron zieht die buschigen Augenbrauen hoch: "Oh, glaubt Ihr ...?"
"Ich gehe davon aus, Sire. Sie sind nicht nur Schwestern im Geiste. Nun, Theurgie liegt manchmal in der Familie ... aber auch andere Eigenschaften ..."
"Worauf wollt Ihr hinaus? Sprecht!"
"Ich habe die junge Ezandrah im Kampfe beobachtet. Ihre Fähigkeiten sind spektakulär, schon allein wie sie Pfeilen und Hieben ausweicht, bevor diese in ihre Richtung gehen. Schwester Jéshora hat laut Ezandrah vergleichbare Gaben. Ich habe aber noch nie von Theurgen gehört, die derartig von sich reden gemacht hätten. Wunderwirker der Kirche gehen etwas anders zu Werke."
"Nun gut. und Eure Vermutung?"
"Die Zweite Republik hat nicht nur elektronische und mechanische Wunder hervor gebracht, Sir Hawkwood. Die Alchemie der Altvorderen hat auch das Geheimnis des menschlichen Blutes entschlüsselt. Die Alchemisten der Zweiten Republik haben eigene Menschenrassen gezüchtet, vor allem als Soldaten und Kundschafter. Über die Jahrhunderte sind die meisten dieser Merkmale aus den Stammbäumen wieder verschwunden, aber selten restlos."
"Meint Ihr etwa, die beiden Schwestern könnten derartige Grimsons sein?"
"Ihr seid recht belesen, Sir Hawkwood! Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich meinen soll. Aber die Eigenschaften der Nonnen scheinen besonders für den Einsatz im Gefecht applizierbar zu sein. Diese Jéshora überlebt fast alleine draußen in der Wüste, mit nicht mehr als ein paar Fetzen am Leibe, und macht es sich zur Aufgabe, zum Vergnügen Orrionos Räubern nachzustellen?!"
"Von Vergnügen kann wahrscheinlich kaum die Rede sein."
"Sicher, sicher. Nun, diese außergewöhnlichen Merkmale könnten Überbleibsel von Grimson-Blut sein. Die schauderlichen Visionen an denen sie beide in irgendeiner Form leiden, sind dann möglicherweise ein schlichtes Nebenprodukt ihrer veränderten Physis."
"Ihr meint ..."
"Ich weiß nicht, was ich meinen soll, wie gesagt. Aber Ihr solltet sicher gehen, Sire, dass Ihr hier draußen nicht einem solchen Nebenprodukt nachjagt."
Kurz darauf kommt Jéshora in Sicht, es scheint ganz so, wie Ezandrah angenommen hatte — die Barbarin scheint irgendwie gewusst zu haben, wo die Karawane entlang kommt. Sie sitzt im Schneidersitz auf einem der hohen, orangen Felsblöcke, zwischen denen vorgestern die Guerilla-Schlacht getobt hat. Ihr Kettenschwert liegt auf ihrem Schuss, der grob zusammengenähte Ledermantel weht im Wind. Sie scheint zu meditieren, aber fasst die Karawane ins Auge, als sie sich nähert.
"Gott zum Gruße, Schwester Jéshora!", ruft Connoron ihr zu, "Ihr seid schon ein Stück vorausgeeilt, wie ich sehe!"
"Die Straße nach Northyn ist durch das Erdbeben vorgestern zerstört worden", ruft sie grußlos zurück, "ihr werdet einen anderen Weg suchen müssen!"
Tatsächlich, ich habe eben meine Traveling Encounter-Tabelle befragt für den heutigen Tagesmarsch, und einen Kreuz Buben gezogen: Dieser Umweg könnte die Reisenden Stunden kosten.
Von hier aus kann man bereits sehen, wie Geröll die Kopfsteinpflasterstraße hinter der nächsten Biegung gänzlich zugeschüttet hat.
Eccoro ruft Jéshora zu: "Was ist aus Eurem Plan geworden, das Schlachtfeld zu durchkämmen? Ist es dort mittlerweile alles ruhig?"
"Ich habe es noch vor. Ihr könnt mit mir kommen, vielleicht findet sich zwischen den Felsen ein Weg, der noch passierbar ist für Eure Packtiere!"
Sir Connoron nickt: "Das klingt annehmbar. Morlund, Degerth, wartet hier, sucht Schatten. Wir kehren zu fünft auf das Schlachtfeld zurück, und suchen dort eine Parallelroute für uns alle."
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