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Authentizität/Korrektheit von Medien bei der Verarbeitung von wahren Dingen

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Aedin Madasohn:

--- Zitat von: KhornedBeef am 14.06.2021 | 23:18 ---Natürlich kann man immer zu einem gegebenen Zeitpunkt nach dem Konsens der Geschichtswissenschaft fragen.

--- Ende Zitat ---

"der Konsens" ist dabei eine ziemlich kleine Plattform  ;)

es gibt doch diesen Spottspruch: keine (historische Dinge betreffend) These ist so abstrus, dass nicht irgendwo ein Professor daran glauben würde

da ist was wahres dran

auch gehen den akademischen Historikern manchmal grundlegende Dinge über ihren Fetisch Betrachtungsgegenstand ab.

Beispiel:
Tacitus beschreibt ziemlich deutlich, wie die Krise in der Schlammschlacht der "langen Brücke" überhaupt entstand.
4 Legionen bilden ein Viereck - römische Standardformation mit dem Tross in der Mitte.
Die flankierenden Legionen marschierten schneller ab, als der im Schlamm feststehende Tross schaffte.
Damit hing natürlich auch die deckende Legion fest. Sie wird exponiert.
Arminus schlägt gegen den Tross (Treiber waren Sklaven und keine Soldaten) sehr erfolgreich los
die führende Legion musste wenden, sich durch den eigenen Tross bahnen und die Nachhut-Legion raushauen.

eigentlich ein Klassiker. Rangierfehler wird ausgenutzt und eine stolze 4-Legionen Heeresgruppe büsst ihre Logistik ein.

ist für Historiker - aber Nichtmilitärs- nicht zwangsläufig durch Lesen der Quelle erschließbar. So schon erlebt.

Preisfrage, wenn ihr jetzt für "historisch korrekt"TM Netflix Barbaren die Zwote den falschen Elfenbeinturmgelehrten als Expertiese in den Stab holt, wie sehr könnt ihr euch damit trotz bester Absichten in die Nesseln setzen?  ;D

und die vielgescholtenen trajanischen Gardetruppenschaustück-Panzer. Vor einem Jahr haben sie in Kalkriese im Kontext von Konsens varusgestempelten Münzen einen dieser erst 50 Jahre später verorteten Panzer gefunden.

da werfen Funde immer wieder den Wissensstand und "Konsens" über so welche Details über den Haufen. 

da reicht mir "Plausibilät" (die vereinten Stämme sind halt stärker als Varus und das Schmieden des Bündnisses ist der relevante Punkt) statt "historische Korrektheit" (Stichwort: Germanen und Pfeil+Bogen)

Heinzelgaenger:
Die Star Wars Welt ist jetzt in welcher Hinsicht/Kontext/Weltanschuung besser? Wenn schon ihre Physik bestenfalls wankelmütig ist ...

@Darius
Ich sah mich gezwungen ein wenig umzudenken, als mir in Gesprächen auffiel, dass tatsächlich weniger Jugendliche so richtig verstehen was im SW Universum komplett verdreht läuft. Die Generation der 50s & 60s wuchs mit dem Berufswunsch eines Astronauten auf. Das ist längst passé (ausser in China). So einer Jugend war das märchenhafte Element von SW vollkommen klar. Die neuen Teil gehen ja noch viel weiter und demontieren eine konsistente Physik radikaler und ungenierter.
Wenn uns an einer Gesellschaft liegt, in der Bildung, Ingenieure und Naturwissenschaften hohen Stellenwert geniessen, dann muss man diese Dinge auch verteidigen. Ich sage, SW verblödet.

YY:

--- Zitat von: Einzelgaenger am 25.07.2021 | 17:04 ---Ich sage, SW verblödet.

--- Ende Zitat ---

Ich würde für "modernes" SW (also ab den Prequels) eher sagen: Die einen bildet es nicht (was es nicht muss) und die anderen beleidigt es (was es nicht sollte).

Heinzelgaenger:
Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, ob die Gesellschaft pures, synthetisches Narrativ (also Geschichten ohne einen Hauch von persönlichen Bezug) ohne bildenden Charakter ausser für religiöse Texte überhaupt braucht. Und gerade Science Fiction sollte eigentlich immer bilden. In gewisser Hinsicht haben die letzten 20 Jahre dem Schwachsinn (DSDS, Big Brother, Capeshit etc) feierlich die Pforten geöffnet während das nutzlose Feuilleton so tat als ob sie die Hintertür getreulich bewachen würden.
Manche Stimmen sahen vor grob hundert Jahren im TV die offensichtliche Lösung des Bildungsproblems. Das sieht so niemand mehr.

Jiba:

--- Zitat von: Einzelgaenger am 26.07.2021 | 16:10 ---Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, ob die Gesellschaft pures, synthetisches Narrativ (also Geschichten ohne einen Hauch von persönlichen Bezug) ohne bildenden Charakter ausser für religiöse Texte überhaupt braucht. Und gerade Science Fiction sollte eigentlich immer bilden.

--- Ende Zitat ---
Also gehen wir an Kunst und Geschichten jetzt normativ heran? Diese Geschichte sollte, jene Geschichte müsste...

Selbstverständlich unterliegt Science Fiction oder Fiktion allgemein nicht dem Erfordernis, unbedingt einen Bildungsauftrag auszuführen. Im Gegenteil: L'Art pour l'art, der Schauerroman, Teile der romantischen Dichtung, der Dadaismus... seit Menschen Geschichten erzählen, existieren Narrative, die nichts weiter wollen als das Publikum/den Leser/den Zuschauer zu delektieren. Das eskapistische Motiv hinter Geschichten existiert immer schon. Und das ist völlig in Ordnung. Ich mag meine Geschichten auch lieber mit "persönlichem Bezug", aber ich würde nicht so weit gehen und Narrative darauf abklopfen, ob sie "gebraucht" werden.

Im "He-Man"-Thread beschwerst du dich darüber, dass du gerne eine "naive Heldenstory" für deine Kinder haben möchtest. Wie passt das mit deinem Anspruch zusammen, unbedingt bildende Inhalte, am liebsten überall, haben zu wollen?

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