Ja, neben Grusel ist es auch noch der Moment, in dem die DSA/D&D-Gruppe endlich den Oberschurken der mehrjährigen Kampagne besiegt und alle wahlweise tief durchatmen oder laut "ÖÖÖÖEEEY" rufen, oder in dem die ganze Gruppe von der Spannung eines nervenaufreibenden Gesprächs mitgerissen wird. Das sind ja alles Emotionen, die größtenteils der Spielwelt entspringen (durch die Perspektive der Charaktere), und sowas hat man auch in den üblichen Rollenspielen gerne mal. Ich würde aber auch nicht unterschätzen, wie wichtig individuell-persönliche Emotionen à la Monsterhearts für den durchschnittlichen Spieltisch sind. Wenn wir von Konflikten reden, von Charakterbeziehungen und komplexen Charakterhintergründen, funktioniert das eigentlich alles nur so richtig gut, wenn man zumindest ein bisschen emotionalen Buy-in in die Gefühlswelt des Charakters hat.
Natürlich ist das, was Monsterhearts für viele schwierig macht, noch mal anders gelagert, weil es da nicht nur um persönliche, sondern auch um intime Gefühle geht, die wir (vor allem als Männer) nicht uuunbedingt so gerne mit dem Freundeskreis teilen, oder zumindest nicht spielerisch nebenbei. In klassischen Rollenspielen wird das dann oft irgendwie "verklausuliert", sei es jetzt durch abstrakt beschriebene Beziehungen mit NSCs, Fantasy-Tropen (Stichwort Sirene etc.) oder einfach sexuell geladenen Humor, der die Ernsthaftigkeit ein bisschen entschärft. Denn die WENIGSTEN Fantasy-Rollenspieler spielen ernsthaft asexuelle Charaktere. Das ist in Monsterhearts aber meistens nicht unähnlich, genau wie übrigens in den Beispielmedien. Es ist ja nicht ohne Grund ein Meme, wie wenig tatsächlicher Sex in Geschichten wie Twilight steckt. Das brodelt alles eher unter der Oberfläche, genau wie bei Kettenhemdbikinis und verführerischen Barden/Hexen.
Ich habe noch nie erlebt, wie ein Sex Move wirklich EXPLIZIT beschrieben oder ausgespielt wurde. Das wäre in den meisten Runden auch alles als ansprechend und einfach nur arschpeinlich.