Ich will jetzt den Weltengeist nicht nerven, wenn wir in diese Richtung abdriften, daher schlage ich einen anderen threat vor, das auszudiskutieren. Wäre sicher interessant, wenn jeder da seine Erfahrungen reinhaut ...
Das würde ich auch vorschlagen. Es freut mich ja immer, wenn aus einem Thread eine lebhafte Diskussion entsteht, aber mit der Startfragestellung hat die hier zunehmend weniger zu tun.
Mir ging es ja um eine ganz bestimmte Art von Fantastik - nämlich die mit eigenen Welten - und die Frage, warum es immer schwerer zu sein scheint, solche Welten in Romanen einzuführen, ohne den Leser damit zu überfordern. Liegt es am Leser? An den Autoren? Haben sich die Gesetze des Genres (bzw. des Marktes dafür) verändert?
Einige Beispiele: Früher hatte ich beim Herr der Ringe, bei Conan, bei Fafhrd und dem Grauen Mausling oder sogar bei Elric von Melniboné keine Probleme, in die Welt hineinzufinden, obwohl das sehr unterschiedliche Arten von Fantasy sind und die Welten dahinter ausnahmslos komplex genug waren, um in verschiedenen Rollenspielen verwurstet zu werden. Diese Romane sind aber ausnahmslos älter als ich selbst. In letzter Zeit bin ich dagegen beispielsweise an Stephen Hunts "Königreich der Lüfte", an Arkady Martines "A Memory Called Empire" und an Neal Stevensons Baroque-Zyklus komplett gescheitert, habe mit Jim Butchers "The Aeronaut's Windlass" hart gekämpft und überlege derzeit, S. A Chakrabortys "The City of Brass" abzubrechen. Immer aus dem gleichen Grund - dass ich bereits nach 100-200 Seiten komplett den Überblick verloren habe.
In Verlängerung dieser Selbstzweifel treibt mich übrigens noch ein anderer Gedanke um. Ich mag wie gesagt Welten, die anders sind - das ist genau der Grund, warum ich Fantasy lese und bespiele. Aber wenn ich es schon beim Lesen von Romanen nicht hinbekomme, den Überblick über die Welt zu behalten, wie gut stehen dann die Chancen, dass Spieler in einer Spielrunde, die sich nicht in ihrer Freizeit mit Quellenbüchern beschäftigen wollen, jemals einen Zugang zu einer Nicht-Klischee-Fantasywelt bekommen? Wie muss man es - als Autor oder als Spielleiter - anstellen, dass die Leser / Spieler in die Welt hineinfinden, ohne überfordert zu sein?