Nach meiner Meinung bringen alle in der Spielgruppe (auf welchem Wege auch immer) schon "negative" Eigenschaften mit.
Mehr Konflikte?
Obwohl meine Gruppe seit Jahrzehnten DnD spielt, also ohne geregelte negative Eigenschaften, sind sie sich noch immer uneins, wenn es darum geht, ihr Ziel zu definieren, die Mittel der Wahl auszusuchen oder sich konkret in Konfliktsituationen auf die richtige Taktik zu einigen. Ein Spieler und eine Spielerin versuchen zumeist, Kollateralschäden zu vermeiden, und die anderen beiden Spieler gehen lieber pragmatisch vor. Das gibt genügend Konfliktstoff.
Noch heute profitiere ich von ihren Hintergrundgeschichten, die sie zu Beginn geschrieben hatten. Schon dort waren Schattenseiten der Charaktere angelegt, die noch immer eine Wirkung auf das Geschehen haben. Was gibt es besseres als optionale, selbstbestimmte schlechte Eigenschaften?
Ich habe schon vieles ausprobiert, und was immer sicher in die Hose ging, war, wenn ich die Gruppe ermutigt habe, stärker gegeneinander vorzugehen. Nicht, dass einige nicht Lust dazu hätten. Aber Gruppensprengstoff gibt es so schon genug.
Übergriffig. Ohne Wandelbarkeit?
Wäre ich Spieler, ich würde es geradezu als übergriffig empfinden, wenn das System mir Handlungsentscheidungen aufdrängt, die ich für meine Figur nicht treffen würde. Außerdem: Können Figuren in Systemen, die negative Eigenschaften regeln, diese überhaupt (ohne allzugroße Nachteile) überwinden? Wenn es zum dauerhaften Überwinden nicht ebenfalls einen geregelten Mechanismus gibt, meine Figur also auf ewig verdammt ist, Rassist, Sexist, feige oder schüchtern zu bleiben, dann ist das wirklich kein System für mich.
Die sanfte Variante scheint zu sein, dass man sich in einigen Systemen, die ich nie gespielt habe, Gummipunkte für "dumme", aber charaktertreue Entscheidungen erspielen kann. Das klingt für mich etwas einleuchtender. Trotzdem kann ich für unsere Kampagne (jetzt: 17. Stufe) sagen, dass wir nie extra dumme Entscheidungen der Figuren gebraucht haben, um die Geschichte voranzubringen. Da haben die normalen Entscheidungen voll ausgereicht.