Eigentlich wollte ich ja weniger posten, aber ich bin gerade zu faul, mich bei Goodreads anzumelden und außerdem hab ich hier schon angefangen, also mache ich zumindest hier weiter
#7: Catherynne M. Valente - Space Opera
Nachdem ich mit "Die Götter müssen sterben" fertig war, brauchte ich was lustiges, leichtes, ohne viel Drama. Auf dem Kindle bin ich dann fündig geworden: "Space Opera" war eine Empfehlung von Judith Vogt in der Fatecast-Folge zu "Aces in Space" und ich hab es mir am gleichen Abend als (englisches) E-Book gekauft. Da lag es dann erstmal, bis ich es vor ein paar Wochen brauchte. Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe, hab ich es dann erstmal auf Deutsch bestellt, denn ich kann zwar Englisch, aber Ms Valente ist die Königin der Bandwurmsätze und ich hatte noch nie bei einem Buch das Gefühl, dass es mit 150 km/h durch die Geschichte rennt (und außerdem bin ich manchmal einfach faul und lese lieber in meiner Muttersprache). Auf Deutsch ist das Tempo ein wenig angenehmer und die Übersetzerin hat bis auf eine Kleinigkeit einen Superjob gemacht.
Der Inhalt des Buches ist schnell erzählt: Die Erde wird zum Intergalaktischen Grand Prix eingeladen (ja, das Ding, das wir auch Eurovision Song Contest nennen und mit dem inzwischen intergalaktische Konflikte vermieden werden sollen) und sollte sie den letzten Platz machen, wird sie vernichtet. Dummerweise sind alle Stars, die die Aliens gerne dabei hätten, verhindert aus dem einen oder anderen Grund und so liegt es an Decibel Jones und seinem verbliebenen Bandmitglied Oort St. Ultraviolet, die Erde zu retten. Doof nur, dass die vor Jahren ihren letzten Hit hatten und sonst auch nicht so die Typen sind, denen man so eine Mission anvertrauen will.
Wer jetzt an "Per Anhalter durch die Galaxis" denkt, ist sicher nicht falsch, das war meine erste Assoziation und ist meines Erachtens auch gewollt. Ansonsten gab es einige wunderbare Lacher und ein paar sehr rührende Szenen und ich ziehe meinen Hut vor dem Einfallsreichtung der Autorin, was die Aliens und das ganze Setting angeht. Ich wurde bestens unterhalten.
Douze points... ach ne, 5 von 5 Mikros
#8 Stephen Chbosky - Imaginary Friend
Ich mag Horrorromane, wo der Schrecken quasi aus dem Nichts oder wie hier, aus dem Stadtwald einer Kleinstadt an der amerikanischen Ostküste, erwächst. Wer das in gut mag, dem sei der Klassiker "ES" von Stephen King empfohlen oder "The book of accidents" von Chuck Wendig. Wer es in weniger gut mag, der sollte "Imaginary Friend" lesen.
Die Story klingt spannend: Der siebenjährige Christopher, der erst vor kurzem mit seiner Mutter Kate nach Mills Grove gezogen ist, verschwindet im Mission Street Forest und fällt sechs Tage später der Schülerin Mary Katherine quasi vors Auto. Was in den sechs Tagen passiert ist, weiß er nicht mehr, aber er hat sich definitiv verändert. Gesorgt hat für ihn der "Nice Man", den er als den titelgebenden imaginären Freund ansieht.
Wo fange ich an? Das Buch hat laut Kindle-Anzeige 721 Seiten und ich habe es gekauft, weil ich dann mal nicht mehr faul sein wollte und sich das Englisch im Gegensatz zum obigen Buch deutlich angenehmer anfühlte. 500 Seiten hätten locker gereicht, ich habe ungelogen noch nie ein Buch mit einem so langen Showdown gelesen. Wenn man dann weiß, dass sich die Handlung dieser 300 Seiten in wenigen Stunden abspielt, ist es noch schlimmer. Ich hab irgendwann einfach die Seiten überflogen und kam dann zum Twist, der gar nicht so doof war, aber der halt durch diesen ewigen Endkampf leider völlig unterging.
Außerdem fand ich den Protagonisten mit sieben Jahren zu jung. Natürlich, ein Siebenjähriger glaubt eher, dass jemand, der im Wald mit ihm spricht, ein imaginärer Freund ist und glaubt all die Geschichten. Aber irgendwann machen Christopher und auch seine Freunde Dinge, die so gar nicht mehr zu so jungen Kindern passen, dass ich einen eher kindlichen Zehnjährigen auch noch einen nachvollziehbaren Protagonisten gefunden hätte. Da das Buch auch definitiv kein Kinderbuch oder YA-Literatur ist, wäre das auch machbar gewesen.
Mr Chbosky dankt im Nachwort übrigens Stephen King und scheint ihn wohl auch als Vorbild zu sehen. Das Problem: Stephen King kann auf 300 Seiten nichts erzählen und es ist spannend. Stephen Chbosky kann das leider nicht.
3 von 5 Baumhäusern
#9 Simone St. James - Sun Down Motel
Der Kindle-Shop ist für mich ja bisweilen wie ein Süßigkeiten-Laden. "Sie haben das gelesen, mögen Sie das hier auch? Das kostet auch nicht soviel... Oder das hier. Vielleicht dieses hier?" So bin ich auch auf "Sun Down Motel" gestoßen, wohl das zweite Werk einer amerikanischen Autorin, von der ich bis dahin nichts gehört hatte. Das werde ich nach der Lektüre dieses Buchs definitiv ändern.
"Sun Down Motel" ist das, was man als altmodischen Grusel bezeichnet. Es wird niemand (zumindest nicht "vor laufender Kamera") auf grausige Art umgebracht, es fließt nicht literweise Blut und es taucht keine Bedrohung auf, die das Ende der Welt ankündigt. Stattdessen dreht sich die Handlung um Carly, die im titelgebenden Motel als Nachtportier anheuert, um herauszufinden, was mit ihrer Tante passiert ist, die 35 Jahre zuvor ebenfalls hier Nachtportier war und im Sun Down Motel zuletzt gesehen wurde.
Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt, einmal das, was Carlys Tante Viv 1982 erlebt und dann, was Carly 2017 erlebt. Die Geschichten sind teilweise sehr ähnlich, aber ich mag das, wie man sieht, wie beide auf ihren Zeitebenen auf die gleichen Spuren kommen und Carly Vivs alte Weggefährtinnen trifft.
Was mir außerdem sehr gut gefallen hat, waren die Heldinnen. Carly und Viv sind keine taffen Buffys oder Mary Sues, sondern zwei normale junge Frauen, die versuchen, ihren Weg zu machen in einer Welt, die zumindest 1982 noch sehr stark eine männerdominierte Welt ist. Außerdem gibt es keinen strahlenden Ritter, der sie rausboxt, sondern drei weitere coole Hauptfiguren. Das ganze wird aber nicht holzhammerartig präsentiert, sondern mir war erst am Schluss bewusst, dass das Buch tatsächlich nur weibliche Hauptfiguren hatte und zwei Männer einen größeren Auftritt haben. Definitiv ein Pluspunkt neben der Tatsache, dass sich das Buch so schön weglesen ließ und ich mich wohlig gegruselt habe auf meiner Couch.
5 von 5 Hotelschlüsseln