AdvancesUnsere beiden Hauptfiguren haben mittlerweile wieder genug EXP zusammen für einen
Advance. Passend zu ihrer geschichtlichen Recherche soll mal ihre Allgemeinbildung voran kommen. Und Zeit für etwas Straßenkampf-Training mit dem wortkargen Klopper Maiqarooba haben sie in der Zwischenzeit auch.
Shadrack: Common Knowledge ➜ W8 &
Fighting ➜ W6
May B.: Common Knowledge ➜ W6 &
Fighting ➜ W10
Während die Neuankömmlinge sich also an ihre Recherchen wagen und sich eingewöhnen, machen wir einen GM Move. Es ist, Foreshadow Trouble! Dazu weiß ich gleich was:An dem Abend nach dem dritten Besuch der Archiv-Terminals nimmt in der schäbigen Hotellobby ein aufgeregter Fourth Wall hastig May B. beiseite.
„Hand aufs Herz, Miss Ortega! Hast Du Dich irgendwann innerhalb der letzten zwei Wochen mal verplappert? So richtig verplappert, Stations-Bewohnern gegenüber?“
May spannt sich sofort unwillkürlich an, „Nein, wieso? Ich meine, nicht, dass ich wüsste. Wem gegenüber denn?“
„Egal, wem gegenüber! Hätte
irgendjemand sein können, die unauffälligsten Fressen, egal, wo. Könnten alle von dem beauftragt worden sein. Spielt keine Rolle! Du hast keine komischen Gespräche geführt, während Kinraide und ich mal weg waren?“
„Fourth Wall, Du machst mich verdammt noch eins nervös. Vor wem müssen wir uns in Acht nehmen, spuck‘s aus!“
„Ein Colonial Ranger hat heute bei der Docking Bay wo wir liegen nach Dir gefragt.“
„Das kann doch tausend Gründe haben, oder? Die sind doch so 'ne Art Polizeikräfte, richtig?“
„Ich will nur ausschließen, dass es stichhaltige Gründe sind, Chica!“
„Na ja …! Rex und ich stöbern seit Tagen in HIs Archiven rum! Und er hat eine geschmückte Stammesprinzessin bei sich, und einen riesigen Anouk, der hauptsächlich Kauderwelsch redet! Und dann gibt’s Dich und Kinraide, mit konstanter Bierfahne und Schwermetall auf den Ohren! Mit anderen Worten: Wir sind alle nicht sehr unauffällig!“
„Ich hab‘ eine Bierfahne?!“, fragt Fourth Wall verdutzt, und checkt seinen Atem mit der hohlen Hand.
May legt den Kopf schief und funkelt ihn wild an, er soll beim Thema bleiben.
„Vielleicht hat auch HI bei dem Ranger gepetzt, vielleicht überprüfen sie heimlich Eure Dateizugriffe …“, vermutet er.
„Das
können die?!“, fragt May B. entgeistert, „aber die sind doch nie mit in unserem Raum!“
Der Spacer muss lachen, trotz der Ernsthaftigkeit der Situation.
„… Seht einfach zu, dass Ihr unauffällig bleibt“, rät er dann, „Rangers sind wie streundende Köter. Wenn man ihnen keinen Grund gibt, immer weiter zu schnüffeln, dann hauen sie bald wieder ab, um woanders das Beinchen zu heben.“
Was ist dieser Gesetzeshüter denn für einer? Wir befragen die Orakelkarten und erhalten erstmal einen Joker. Ein Zufallsereignis wird dadurch ausgelöst! Dieses soll sein, physically Communicate technical History. Das klingt stark danach, als habe HI tatsächlich registriert, wie viel historisches Wissen May und Rex bei ihnen abgerufen haben. Damit hat sich Fourth Walls Vermutung also schon mal bewahrheitet, aber das sagen wir unseren Helden noch nicht. Dann zurück zur Identität des Colonial Rangers, fragen wir die Karten erneut: Er ist ein physical Adherent who wants to physically Escape. Ein Anhänger rationalen Gedankenguts also, der sich körperlich irgendetwas entziehen möchte. Vielleicht bestimmten Teilen seines Dienstes, unten auf dem abergläubischen Planeten. Das bringt ihn dazu, so weit draußen herumzuschnüffeln.☆
An Bord der
Explosivo beraten sich die Charaktere kurz darauf.
„Was für eine Dreckschleuder“, murrt Shadrack, und hebt mit spitzen Fingern eine halbleere Chipstüte von einem der Sitze, um den Platz seiner Holden anzubieten.
„Hat er mein Schiff gerade Dreckschleuder genannt?“, lässt Fourth Wall sich vernehmen.
„
Hat er nicht gesagt“, staunt Kinraide.
„Schauen Sie nicht so Brutalo-mäßig, Shadrack“, mahnt Fourth Wall, „die
Explosivo ist eine Dreckschleuder, aber die verdammt verlässlichste im ganzen Quadranten! Und ich bin hier El Capitan, klar? … Wenn wir einen Colonial Ranger im Nacken haben, dann haben wir möglicherweise demnächst auch die EXFOR im Nacken. Die brauche ich aber beide, als potentielle Auftraggeber.“
„Worauf wollen Sie hinaus, junger Mann?“, fragt Shadrack.
„Kinraide und ich decken der Death Metal Queen hier den Rücken, wenn’s Problemchen gibt, das ist versprochen. Jetzt gibt’s aber Euch andere drei auch noch, das potenziert das Gefahrenpotenzial. Exponentiell, wie
Ihr ausseht. Vor allem der lustige Anouk.“
Zamantha sieht Rex an, und fragt gelassen, „Würdest Du ihn fragen, ob er das alles tut, weil er sein Herz verloren hat an Deine hübsche Kampfgefährtin?“
„Quatsch“, versetzt Fourth Wall, „ich bitte Sie, Ma‘am, ich hab‘ unten auf dem Planeten eine Süße! Miss Ortega hier hat mir verreckt nochmal mein Leben gerettet! Unter Spacern gibt’s sowas wie Anstand und Ehre“, und er holt Luft, um rhetorisch so richtig loszulegen, was seine Weltraumehre betrifft.
„Aber worauf willst Du hinaus, Fourth Wall?“, will jetzt May B. wissen.
„Hä? Ja, ach so, es wäre langsam doch mal nützlich, zu wissen, wer Ihr eigentlich seid. Allein deswegen, damit wir den Colonial Ranger von Eurer Fährte abwimmeln können. Sollte die Sackratte demnächst wieder hier vor der Docking Bay stehen und weiterfragen. Das ist ernst. Wir wissen nur, dass Ihr an Bord der
Vostros wart! Aber es ist klar, dass Ihr beiden nicht auf der Erde wart, oder auf Banshee gelebt habt!“
„Diese Information wird Euch reichen müssen“, sagt Shadrack vorsichtig, und er wirft entschuldigend Zamantha einen Seitenblick zu, die ihn aufmerksam anblickt.
„Ich finde, wir sollten‘s ihnen sagen, Rex!“, sagt May B. verhalten, „Fourth Wall und Kinraide sind die treuesten Compadres gewesen die ich mir hätte wünschen können! Die verraten uns nicht.“
„Ich verrate Euch auch nicht, Shaddrakk“, stellt Zamantha leise fest.
„In Ordnung“, sagt Rex grimmig, „wir packen aus. Aber nicht jetzt“, und er sieht Zamantha in die Augen, „ich werde erst die rechten Worte dafür finden müssen. Unsere Geschichte ist dergestalt, dass man ihr wahrscheinlich nur Glauben schenken kann, wenn man alle Details kennt.“
„Ja ja, Ihr seid so Verschwörungstheoretiker, haben wir schon gecheckt!“, sagt Fourth Wall, „und zwar von so einer ganz speziellen Truppe, so 'ner Art Stuntman-Truppe, schon klar. Die Lady hier hat einem Skinny die Stirn geboten, und ihn sogar verwundet, und ist dabei nicht von seinem Blitz-Gelöt zerlegt worden! Das können verdammt wenige von sich behaupten. Das ist alles ziemlich stark! Da steckt was ziemlich
Großes dahinter, irgendwas echt Ominöses, das ist mal klar! … Mir ist geradezu, als hätte Black Sabbath von
Euch gesungen, auf ihrem Dehumanizer-Album von neunzehnhundertfackenneunzig!“
„Hä wieso? Was hat Black Sabbath denn da gesungen?!“, fragt die Hexe verwirrt; sie hat in den letzten zwei Wochen viel Zeit mit den Audio-Dateien der
Explosivo verbracht, und ist mittlerweile selber auch Fan.
„Au Backe, jetzt geht’s los“, seufzt Kinraide.
„
Computer God! Der Track heißt Computer God! Die Lyrics beschreiben, dass die Menschheit eigentlich in künstlichen Schlaf versetzt ist, im übertragenen Sinne, versteht Ihr, und eine Art dämonische Intelligenz sie beherrscht! Als hätte Black Sabbath das neunzehnhundertfackenneunzig irgendwie gespürt, und künstlerisch zum Ausdruck gebracht! Die vierte Wand bröckelt, versteht Ihr, Leute?“, und vor lauter Aufregung macht er sich eine weitere Dose Bier auf.
„Die vierte Wand? Ist das auch wieder so eine Metapher? Ist das etwa darum Dein Funkname?“, fragt die Hexe.
Fourth Wall nickt Bier trinkend, aber Kinraide widerspricht, „Quatsch, Alter, Du heißt doch so, weil Du während Deiner Ausbildung an einem einzigen Tag viermal die Schallmauer durchbrochen hast!“
„Beides stimmt … beides stimmt!“, japst der Spacer. Er steigert sich in seine Aufregung hinein.
Zeit, May B.s Impulsive-Nachteil auszuspielen!„…Wir kommen aus dem Jahr 1876, Fourth Wall. Die Vostros ist eine Art Geisterschiff, das irgendwie die Grenzen von Raum und Zeit überwindet. Es ist ebenso instabil wie unsere Heimatregion.“
Es gibt dabei ein Klicken, und Rex Shadrack hat plötzlich seinen einen Revolver in der Hand, hat ihn auf die vorlaute Hexe gerichtet, seine Augen haben sich verfinstert, und blitzen geradezu. Nur eine halbe Sekunde später hat May B. ihren Colt gezogen und auf ihn gerichtet.
„Du bist zu weit gegangen“, knurrt Shadrack tonlos.
„Runter mit den Plempen, Ihr seid an Bord eines Raumfahrzeugs!“, ruft Fourth Wall.
„Sie haben ein Recht, es zu erfahren! Das sind unsere Freunde! Sie da ist sogar Deine Liebhaberin! Mach‘ nicht schon wieder auf Oberboss!“, zischt May B., dann aber breitet sich unwillkürlich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Beide sehen sich an, Aug’ in Auge, Pistolenlauf gegen Pistolenlauf. Dann stecken sie ganz langsam ihre Waffen wieder weg, genau gleichzeitig.
Sie fügt hinzu, „... Brauchst Dich hier auch gar nicht aufzuspielen, würdest mich eh nicht abknallen, wir beide sind nämlich auch Freunde. Du bist der beste Freund den ich habe in diesem verrückten Sonnensystem!“
Shadrack knurrt unartikuliert, und stapft den Gang herunter, öffnet das Schott, und geht nach draußen. Synthetische Luft schnappen.
„Maiqarooba!“
„Warum sagt er eigentlich immer seinen eigenen Namen?“, fragt Kinraide.
„Das ist nicht sein wirklicher Name“, sagt Zamantha, „und er hat im Übrigen Recht. Ihr solltet nicht streiten.“
May B. mustert sie neugierig, „Und Sie, Miss Muroa, als Rex‘ bessere Hälfte? Glauben Sie mir?“
„1876 …?“
„Ganz recht.“
„1876. Zeitreisen per Geisterschiff. Eine Band namens Black Sabbath. … Ich muss darüber nachdenken.“
„… Soll ich den Song mal abspielen?“, fragt Fourth Wall in die entstehende Stille, „der fetzt total, der geht ab wie Doktor Hellstrommes Hirn in 'nem Tank, in den man Brausepulver schüttet!“
Soundtrack: Black Sabbath,
Computer Godhttps://www.youtube.com/watch?v=T8bvi1gewB8☆
Eine der kleinen Hafenbars von Portal trägt den beschaulichen Namen ‚Scrap Metal‘, die Theke und die Tische sind nämlich krude aus Raumschiffschrott zusammengeschweißt. Es hat einen gewissen Charme, findet May. Hier hat sie für sich und Rex einen Tisch in der hintersten, dunkelsten Ecke gesucht, ganz so, wie sie es früher immer im Old Moon Saloon gemacht haben.
„Bist Du sicher, dass Du nicht doch einen Whiskey willst?“, fragt sie.
„Nein, ich bin trocken, seit wir weiter raus in den Westen sind. Dabei bleibt’s. Der Alkoholismus wird mich vernichten, wenn ich ihn nicht vernichte.“
„Gesprochen wie ein echter Paranoiker!“
„Dieses sogenannte Sprudelwasser ist großartig! Genau das, was ich daheim immer vermisst habe bei einem schönen Glas Wasser. Was ist das überhaupt für komische Musik in dem Laden hier? Bist Du öfters hier?“
„Der Track ist ja gleich vorbei. Dann spielen die bestimmt wieder Beethovzart oder irgendeine gottverdammte Weicheier-Musik“, sagt May, dann sieht sie ihm in die Augen: „… Wir hätten es ihnen sowieso erzählen müssen, Rex. Diese Leute haben richtig viel aufs Spiel gesetzt für uns. Und je länger wir hier bleiben, desto mehr riskieren sie weiterhin. Und Deine Freundin verdient doch auch, dass Du ihr die Wahrheit sagst!“
„Ja, ich weiß. Hätte mir nur gewünscht, es nicht in einem Moment der Schwäche auszuplaudern. Sondern überlegter. Die Wahrheit ist schwer zu glauben, ich selbst würde es nicht glauben, wenn ich nicht bis zum Halse drin stecken würde.“
„Was hast Du Deiner Zamantha denn bisher erzählt?“
„Habe einfach improvisiert. Habe alles auf Gedächtnisverlust geschoben, aufgrund des langen Kälteschlafs an Bord der
Vostros.“
May B. grinst und knufft ihn in die Seite: „Hey, wow, das ist echt gut! Simpel und irgendwo in der Nähe der Wahrheit! Wünschte, das wäre mir eingefallen! Ich hab‘ immer nur rumgedruckst und geschwiegen.“
Rex grinst auch, „Wir hätten uns absprechen sollen! Aber — ach ja — es gab ja keine Gelegenheit seit unserer Flucht von dem verdammten Geisterschiff.“
„Jetzt mal ehrlich, Mister Shadrack. Was ist mit dieser Zamantha Muroa?“
„Was soll mit ihr sein? Das Schicksal ihres Dorfs steht hier auf dem Spiel, und sie ist sehr firm in ihrer Rolle der Beschützerin.“
„Sie guckt Dich an, als wäre sie Deine Weisungsbefugte! Stehste da drauf? Ist die jetzt wirklich Deine Zuckerpuppe, oder was?“
Shadrack schaut plötzlich ungewohnt defensiv drein, „Glaubst Du, ich bin hier … etwas zu weit gegangen?“
„Wieso? Etwa, weil sie dunkel ist und Du weiß?! Komm‘ schon. Sieh‘ mich an, meine Eltern hat das auch nicht gestört.“
„Nein, nicht das. Das scheint heutzutage überhaupt keine Bedeutung mehr zu haben. Gottlob. … Unser Abraham Lincoln hatte damals wohl gewissermaßen doch den richtigen Riecher, was?“
„Hast Du … unser Gespräch gerade genutzt, um Deine bedepperte Yankee-Propaganda mit unterzubringen?!“
Shadrack hebt die Schultern und lächelt süffisant. Die Nordstaaten haben es eben besser gewusst, steht deutlich in seinem Blick, und das kann man ihm nicht nehmen. Plötzlich wirkt er irgendwie entspannter.
„… Das meine ich gar nicht“, lenkt er ein, „ich meine, was unseren Altersunterschied betrifft.“
May zieht amüsiert eine Schnute, und entgegnet, „Wie alt ist Zamantha, etwas älter als ich, so Mitte zwanzig? Ja, das ist schon ein bisschen. Ich kannte aber in Arkansas Ehepaare, die viel weiter auseinander waren.“
„Zweihundert Jahre auseinander, May B.,
zweihundert. Das macht mir niemand in Arkansas so schnell nach. Von der Generation, der Zamantha Muroa angehört, wurde noch nicht
geträumt, als wir auf der Erde gelebt haben. Große Güte, der Planet, auf dem sie gezeugt wurde, war noch nicht von Menschen entdeckt. Macht mich das …“
„… Irgendwie pervers? Ja, Du bist pervers, Shadrack, aber das ist doch nicht neu! Du ritzt Wikinger-Runen in Deine Pistolenkugeln, und feuerst sie mit Hilfe von unsichtbaren Dämonen auf Deine Gegner ab, immer mit dem Ziel, die gottverdammte Weltverschwörung aufzuhalten!“
„Vielleicht könnte meine Verbindung mit ihr das Gefüge von Zeit und Raum verändern …“
„Gefüge von Zeit und Raum, oho! Ich würde sagen: Wenn
das das Gefühl ist, das Du hast, wenn Ihr knutscht, dann würde ich sagen, Du hast alles richtig gemacht! Lass‘ sie ja nicht laufen!“
„Du würdest also sagen, alles ist sowieso egal?“
„Ich würde sagen, wir fahren allesamt zur Hölle in einem Holzeimer, und wir können genauso gut die Fahrt in vollen Zügen genießen!“, sagt sie großspurig, und ext ihren Drink.
Shadrack sieht sie an und lächelt hintersinnig.
„Ich glaube, Du bist schon betrunken, May B.“, bemerkt er dann.
„Nach nur einem Whiskey! Ich bin voll aus der Übung, seit wir in Faraway sind! Aber Dir einen vorzusaufen ist lustig, vielleicht besonders deswegen, weil Du nicht mitsaufen willst.“
„Zum Wohlsein.“
„Die Frage ist nur“, fährt May B. fort, „wird Miss Muroa nicht einsam sein, wenn Du sie mit zurück nach Hause nehmen solltest? Sie wirkt, als sei sie mit Maiqarooba mehr vertraut als mit den meisten Spacer-Fuzzis hier oben!“
„Was meinst Du damit, zurück nach Hause nehmen? Wir kommen nicht durch den Tunnel zur Erde!“
„Ich meine 1876. Wir haben tagelang diese Scheiß-Datenbank durchforstet. Wir haben zwar nur oberflächliche Informationen, aber davon immerhin eine ganze Menge. Wir wissen jetzt, dass wahrscheinlich“, und sie gestikuliert vage in den Schankraum, „… all
das hier passiert, wenn die Geschichte abläuft wie bisher. Aber wenn wir das, was wir jetzt wissen, zurück nach 1876 bringen?“
„Du sprichst davon, nachträglich Einfluss auf den Verlauf der Ereignisse zu nehmen? Das klingt ungeheuer gefährlich … beim kleinsten Fehler könnte etwas Unvorhergesehenes …“
„Das klingt wie eine
unglaubliche Chance, Rex. Ich habe geschworen, die Kräfte der Reckoners gegen sie einzusetzen. Wir müssen zurückkehren, und es weiter versuchen. Und zwar zurück nach Gomorra, dem Sammelpunkt von allem, um das zu verhindern, was 1879 geschehen könnte.“
„Interessant. Ich habe auch schon mit diesem Gedanken gespielt. Nur, wie soll das gehen?“
„Was weiß ich, Du Strahlemann! Aber im Sommer hast Du gesagt, Du vermutest einen Rückgang der okkulten Phänomene. Als wir durch Utah geritten sind, weißt Du noch?“
„Ja, nach allen esoterischen Forschungsergebnissen die ich kenne, wäre das naheliegend. Das Übernatürliche ereignet sich oftmals zyklisch.“
„Ja, weißt Du was? Falsch geraten, Keule. Zyklisch, mein Arsch. Zweihundert Jahre später gibt’s immer noch Ghost Rock, Walkin‘ Dead, und immer neue Magieformen. Selbst hier, in einem anderen Planetensystem! Keine Rückkehr zur guten, alten Zeit!
Wir müssen einschreiten, Rex“, sagt sie, mit einer fast beängstigenden Intensität, und schenkt sich einen Neuen ein, „nur, daher meine Ausgangsfrage, was machen wir dann mit Deiner Zamantha?“
Shadrack versucht sich vorzustellen, wie er Zamantha seiner einstmals zurückgelassenen Familie in Neuengland vorstellt. Vor seinem inneren Auge trägt sie dabei ein gelbes Rüschenkleid, und absurderweise trotzdem noch ihre Anouk-Schmuckketten aus Weltraumschrott.
„Ich kenne ein paar wenige unserer Zeitgenossen, die durchaus glückliche Mischehen führen! ... Aber Zamantha wäre nicht glücklich in dieser Zeit. Sie findet mich als Person ja schon rückständig. Sie hätte nichts verloren im Amerika der 1800er, in einem Krieg, der zu allem Überfluss ursprünglich um die Sklaverei entbrannt ist! Ich muss mich schämen, weiße Plantagenbesitzer überhaupt meine Zeitgenossen zu nennen.“
„Du bleibst jetzt aber nicht einfach Deinerseits hier zurück, in der Zukunft, nur weil sie das Schönste ist, was unter Banshees Sonne herumläuft!“
„Oh lala! Das klingt beinahe eifersüchtig!“
„Du hast ja keine Ahnung, Mann! Wie auch immer, wir brauchen Dich in Gomorra. Wir müssen das alles abwenden, alles, was geschehen wird. Geschehen
ist. Irgendwie.“
„Wie auch immer, May B., wird Zamantha Muroa nächstes Jahr einen Digger-Häuptling heiraten, um ihr Einflussgebiet zu vergrößern! Ich bin nur ein kurioser Seitensprung für sie. Wenn es einen theoretischen Rückweg geben sollte, zurück in unsere eigene Zeit, nach Gomorra, dann würde ich ganz gewiss mitkommen.“
Sie nickt zufrieden, und nippt an ihrem Getränk, „Hm! Dann müssen wir diesen Rückweg also nur noch finden!“