Höhlen, Höhlen, nichts als Höhlen und Dunkelheit, spukte es in Halbohrs Geist. Der Berg selbst schien auf seinen Verstand zu drücken. Doch er musste seine Planungen und Vorbereitungen durchführen. Hier, nahe dem Herz aus Ne’ilurum, das mit dem dunklen Auge die Pforte zur Ebene des Wahnsinns behütete. Er war seit einiger Zeit nicht mehr allein. Die Herrin des Feuers und der Schatten hatte ihm ihre Dienerschaft geschickt. Von den Tiefen des Abgrundes über die Höhlen des heulenden Wahnsinns waren sie dem Ruf ihrer Herrin gefolgt und hatten den beschwerlichen und gefährlichen Weg durch die Ebenen gemeistert. Dort war Daera Düsterung. Die wunderschöne Dienerin Jiarliraes war in schwarze Seidengewänder gekleidet, die sich in starkem Kontrast von ihrer weißen Haut abzeichnete. Auf den freizügig gezeigten Stellen ihres Bauches und ihrer Arme waren okkulte Runen tätowiert. Sie hielt sich zwar etwas zurück, doch wenn sie in ihrem Singsang sprach, schien es, als ob die Zeit nur für ihre Stimme stehen bleiben würde. Dann war dort Mordin von Noresfyring. Ein großer Mann dem man seine adelige Abstammung ansehen konnte. Auch er hatte eine schneeweiße Haut, übersät mit Tätowierungen, die seine Lobpreisung Jiarliraes ausdrückten. Ein weißlicher Rauch und Hitze stiegen von ihm auf. Der dritte im Bunde war Lyrismar Schwefelschimmer. Dieser war noch größer als Mordin, doch fast seine gesamte Haut war bis zur Kohlenschwärze verbrannt. Nur wenige unverbrannte Stellen seines Körpers zeigten die einstige Blässe. Sein roter Umhang war gezeichnet von Runen des Chaos und gesäumt mit etwas, das wie silbernes, krauses Haar aussah. Stolz trug er an der Seite seine beiden Kurzschwerter, eines mit einem roten glühenden Rubin am Knauf und das andere mit knöchernem Griff. Der vierte der Dienerschaft war der schrecklichste. Sein riesenhafter Körper war umhüllt mit einer gleißenden Säule aus rötlichem Magmafeuer. Nur schwach konnte man die athletischen Konturen eines menschlichen Körpers ausmachen und wenn, dann schien es als ob aus seinem Gesicht eine grinsende Fratze eines Totenschädels blickte. Die Anhänger Jiarliraes stellten ihn als Elmenshyr vor; Seelenfeuer, in der gemeinen Zunge. Die anderen warnten Halbohr, er solle sich von ihm fernhalten. Sein Feuer brenne so heiß, dass es den Geist selbst verzehre und die Werdung zu einem willenlosen Feuersklaven einleite. So brütete Halbohr über Karten, Plänen und Zeichnungen im alten Tempel des Jensehers. Seine grünlichen Augen waren untermalt von schweren Ringen der Müdigkeit. Doch war auch sein gesamtes Gesicht gezeichnet von dem Pfad, den er eingeschlagen hatte. Bisher hatte seine linke Gesichtshälfte nur die Narben offenbart, die durch den Neid seiner alten Kameraden aus einem früheren Leben gezeugt wurden. Doch inzwischen war dort nur noch eine wilde Wucherung von Haut zu erkennen. Wie als wenn eine stetige Hitze sein Gesicht zu versengen schien. Der Brand wuchs langsam, aber beharrlich. Die Spitze seines Mundwinkels war schon etwas schief und auch sein milchiges, fast weißes Haar wuchs an der linken Seite nur noch sehr langsam. Er versuchte die Zeit gut zu nutzen, denn viel war passiert und weitere Dinge musste passieren. Die Zerstörung des Tempels des Gottes Laduguer blieb nicht ohne Folgen. Ohne Führung brach ein Völkerkampf in der Stadt Unterirrling aus und brachte einen neuen Anführer hervor, Runin‘ore‘Waere. Halbohr nutzte die Schwäche der Stadt aus, um die Macht des Tempels des Jensehers auszubauen. Und Runin‘ore‘Waere war nicht dumm. Vielleicht wusste er nicht genau welche Macht Halbohr um sich sammelte, doch zumindest ahnte er es. Er wollte Zeit gewinnen, die Wunden des Konfliktes der Stadt heilen lassen. Um sich mit Halbohr gut zu stellen, versprach er ihm zwei seiner Gefangenen, die dabei helfen sollten den Tempel wieder aufzubauen. So fanden Heergren Nuregrum und Granrig Hellengrub ihren Weg in das Herz des Berges. Heergren war ein stolzer Minenarbeiter, der einst vor seiner Familie davonlief, um ein berühmter Schmied zu werden. Granrig hingegen war Soldat und einst für eine kriegerische Karriere im Orden von Laduguer in Urrungfaust vorgesehen gewesen war. Er wäre es vermutlich immer noch, hätte es nicht einen Zwischenfall gegeben, der ihn seine Ehre gekostet hatte. Er hasste Runin und alles was mit Laduguer in Verbindung stand und behauptete, dass der einstige Zwischenfall fingiert gewesen wäre. Zusammen halfen die beiden Nachtzwerge die Überreste des fremdartigen Gewächses und den Unrat zu beseitigen, die sich angesammelt hatten. Aus den Teppichen der Düsterheitpilze ließe sich Gewinn schlagen, sagten sie, wenn man nur den Abbau kontrollieren würde. Auf diese Art könne Halbohr die Arbeiten am Tempel und den Ausbau für einen Tunnel nach draußen bezahlen. Schließlich sollten Feuer und Schatten sich nicht von Gestein aufhalten lassen, wenn sie sich über Euborea ergössen. Nach zehn Tagen kamen seine Gefährten Neire, Bargh und Zussa das erste Mal zurück, nachdem sie die Hallen des Nomrus überfallen hatten. Halbohr machte sich daraufhin auf den Weg die drei einohrigen Riesen und deren Diener abzuholen. Die erste Musterung einer Streitmacht, vor der die Reiche Euboreas noch erzittern würden und entweder ihr Haupt vor Jiarlirae beugen oder qualvoll untergehen würden. Die Reise dauerte einige Tage, doch bald schon kehrten er mit ihnen in die Irrlingsspitze ein. Die drei jungen Hügelriesen Kulde, Gulgra und Gruschuk, zusammen mit einer Vielzahl von orkischen Kriegern sowie einigen Frauen und Kindern, sollten eine gute Verstärkung und Schutz für den Tempel bilden können. Ihre persönlichen Befindlichkeiten scherten Halbohr wenig, auch die anrüchigen Anbahnungen zwischen Gulgra und Gruschuk interessierten ihn nicht. Sollten sie sich doch vermehren. Es würde weitere Truppen für Jiarlirae bedeuten. Wichtig war ihm nur, dass sie wieder zu Kräften kamen, hatten doch die Orks - als sie mit den Hügelriesen alleine in der Festung des Nomrus waren - ihre Rache für die Sklaverei an ihnen ausgelassen. Heergren und Granrig waren gute Diener. Sie hatten begonnen in einer Felsspalte die Anfänge eines Tunnels zu bauen. Sie stellten mit den Orks unter Halbohrs Anleitung Wachen und Patrouillen zusammen. Auch der Handel mit den Pilzen begann. Ein guter Außenposten sollte es werden. Mehr noch, der erste Schritt, um der Herrin von Feuer und Düsternis einen Teppich auszubreiten, der ihrer erneuten Ankunft in diese Welt würdig war. Und alle würden es erfahren: Er sollte nun Halbohr sein, der General. Jeder sollte seinen Namen kennen, ihn heimlich flüstern und ihn seinen Kindern erzählen, um sie zu erschrecken. Sein einstiger Wunsch aus der Ebene des kreischenden Wahnsinns würde in Erfüllung gehen.
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Ich fühle mich immer noch unwohl. Zwar war es nicht das erste Mal, dass mich Mächte über andere Welten zu einem anderen Ort bringen, aber ich traue diesen Mächten immer noch nicht. Wer weiß schon, was sie mit einem machen, irgendwo zwischen den Welten. Aber hier waren wir nun: Bargh, der alte, junge Streiter Jiarliraes mit seiner neuen schimmernden Rüstung, grimmig und stolz. Neire, ihr Prophet, mit seinen strahlenden blonden Locken und einem Lächeln, das schon manche in ihren Bann gezogen hatte. Und ich, Zussa, als Kind von ihren Feuern geküsst und ihre Dienerin, schon bevor ich es selbst wusste. Wir hatten eine lange Reise hinter uns, seit wir die Hallen König Isenbuks verließen. Doch wir hatten neue Diener Jiarliraes für den Tempel des Jensehers mitgebracht. Als Neire in die Halle mit dem dunklen Portal schritt, lief er lachend und strahlend auf Halbohr zu. Ich dachte schon er wollte ihn umarmen. Ich verstehe immer noch nicht, was er an Halbohr findet. Trotz seiner Beteuerungen: Halbohr war nie ein treuer Anhänger. Früher oder später würde man ihn entsorgen müssen, wie ein Spielzeug, das kaputtgegangen ist. Doch plötzlich erstarb das Lächeln in Neires Gesicht, als sein Blick auf die vier Diener Jiarliraes fiel. Auch ich starrte sie an, vor allem Elmenshyr. Neire verbeugte sich vor ihnen mit einer höfischen Geste. Mordin stellte seine Dienerschaft vor, doch Lyrismar hielt offenbar nichts von Höflichkeit und Respekt. Er fuhr uns an und bezeichnete uns als Kinder. Doch auch Bargh ließ dies nicht auf sich sitzen. Der ohnehin schon große Krieger schien noch etwas mehr zu wachsen und gebieterisch hallte seine Stimme durch die Halle: „Das ist Neire von Nebelheim, er ist ihr Prophet!“ Daera mischte sich ein und versuchte wohl die etwas aufgeheizte Stimmung zu beruhigen. Als ich ihre engelsgleiche Stimme hörte, klang sie wohltuend in meinem Kopf, fast wie ein Lied, dem man einfach nur lauschen möchte. Die Worte, die sie sprach, gerieten fast in den Hintergrund. Sie sagte, dass er sich zurückhalten und keine Spiele spielen sollte. Als Lyrismar brüllend mit seiner verkohlten Hand auf Daera zeigte, war es, als wenn ich aus einem kleinen Schlummer plötzlich aufgeschreckt wäre: „Ihr! Hütet eure Zunge, ihr seid hier nicht …!“ Das letzte Wort konnte ich nicht richtig verstehen, schien aber nichts Freundliches gewesen zu sein. Doch endlich beruhigten sich alle wieder und Halbohr konnte, so wie es seine Art ist, Langeweile verbreiten: Er betete stolz seine Liste von Planungen und Vorhaben herunter. Anscheinend hatte er mit Hilfe seiner beiden Lakaien die Leichen der Kreaturen, die schon lange hier in den Höhlen verrotteten, zerlegt, um damit diese merkwürdigen Pilze zu nähren und sie dann zu verkaufen. Als er auch noch von dem Wasserröhren erzählte, die er zum Wässern der Pilze aufbauen wollte, musste ich mich abwenden, bevor mir die Augen zufielen. Funkenträger war viel interessanter. Der Feuerkäfer, bestimmt der größte derer, die wir bei den Feuerriesen gefunden hatten, konnte inzwischen große und kleine Kreise fliegen. Ich hatte ihn während unserer Reise durch die Unterreiche trainiert. Ich habe gesehen, dass Neire und Bargh etwas mitleidig gelächelt haben, als ich ihnen Funkenträger einige Kunststücke vorführen ließ, aber das war mir egal. Er konnte schon die kleineren Käfer jagen. Bald, wenn ich ihn richtig füttere, wird er noch größer werden. Auch Neire wird sich bestimmt freuen, wenn ich es schaffe, Funkenträger beizubringen die Kleineren zu fangen und sie mit seinen Zangen in Stücke zu reißen. Ich lief Funkenträger durch die Höhlen hinterher. Er musste unbedingt noch schneller werden, sonst würden ihm einige der anderen nachher noch entwischen. So kam ich in die Höhle, die den großen Spalt in die Tiefe beinhaltete. Ich erinnerte mich an den Kampf mit der Spinnenkreatur, den wir einst hier gefochten hatten. Auch erinnerte ich mit Abscheu an Meeredite, die sich aus dieser Spalte gezogen hatte. Oder hatte sie es damals uns nur vorgespielt? Ich verwarf die Gedanken, denn ich hörte plötzlich aufgeregte Stimmen aus einer weiteren Höhle schallen. Einer von Halbohrs Nachtzwergen-Lakaien stürmte heran und war völlig außer Atem. Er stammelte, dass etwas in Unterirrling passiert sei. „Meister Halbohr“ nannte er den Elfen dabei. Pah, wenn er wüsste, welch feige und schwache Teufelswesen ihm bei seiner Meister-Werdung behilflich waren. Zusammen suchten wir Halbohr auf, dem der Nachtzwerg gehorsam berichtete. Runin’ore’Waere war wohl umgebracht worden und die Ältesten der Minenstadt Unterirrling versammelten sich gerade, um einen neuen Nachfolger zu bestimmen. Etwas blitzte ihn Halbohrs Augen auf. War es eine Möglichkeit, die er sah? Sicher, wir sollten Unterirrling an unserer Seite haben. Denn wenn einmal die Scharen unserer Herrin durch das dunkle Portal strömen, sollten sie sich nicht an den Nachtzwergen aufhalten, sondern sich laben an den Ländern des Lichtes. Wir brachen zügig auf, auch Lyrismar begleitete uns. Bargh versprach sich, dass es vielleicht Mord und Totschlag geben würde. Auch bei mir stellte sich ein schönes Gefühl von Aufregung ein. Keiner behelligte uns, als wir wieder in die Hallen Unterirrlings eintraten. Offenbar war Halbohr schon bekannt. Als wir schließlich in dem Tempel eintrafen, musste ich etwas grinsen, denn ich sah die Reste des zerstörten Steines. Ich konnte die Schreie der Seelen in mir hören, wie sie nach ihrer Freiheit schrien. Nein, ihr habt euch eure Freiheit noch nicht verdient und noch keine Vorstellung, welche Opfer ihr dafür noch bringen müsst. Ein Kreis von Duergar stand dort und wir hörten zwei alleinstehenden Nachtzwergen zu, die ihre Reden schwangen. Als wir eintraten ging ein Raunen durch die Runde. Gesichter drehten sich in unsere Richtung und einige erkannten Halbohr. Einer der Redner, ein jüngerer Duergar dem aber schon die Haare anfingen auszufallen, hielt inne als er Halbohr sah: „Was ist das?! Ein Elf, hier in den heiligen Hallen Laduguers? Was ist mit unseren alten Riten, dem Willen unserer Vorväter? Wie können wir es so einer Kreatur erlauben sich in unserer Mitte zu bewegen?“ Der andere, wesentlich größer und muskulöser, mit einer gewaltigen Schlachtenaxt an seiner Seite, widersprach: „Firin, in Unterirrling herrschen andere Sitten. Das ist Halbohr, aus dem Tempel des Jensehers. Ihr wisst, dass wir schon lange mit ihm Handel treiben. Außerdem… erinnert euch an das, was passiert ist, als damals der Tempel und seine Priester vernichtet wurden.“ Der andere, Firin’ore’Waere, offenbar der Sohn des ermordeten Runin, murmelte zwar etwas, doch sein Gesicht zeigte, dass er sich sehr wohl erinnerte. Halbohr trat vor. „Ihr kennt mich! Ihr wisst was damals passierte, was immer noch passieren kann. Ihr wisst aber auch, was Gutes passieren kann. Sorge ich nicht dafür, dass die Düsterheitpilze zu euch kommen? Sorge ich nicht dafür, dass ihr in den Höhlen Schutz erfahrt? Ihr verdient gutes Geld mit dem Verkauf von Nahrung, dem Handel mit dem Tempel des Jensehers. Doch erinnert euch an Waergo und daran, wer diesen schwachen Bewohner aus dem Oberreich aus eurer Stadt vertrieben hat!“ Ich war kurz davor aufzulachen. Halbohr hatte Waergo getötet? Halbohr hatte den Tempel zerstört? Halbohr läge schon längst in seinem Blut, wenn es nicht Bargh und mich geben würde. Aber ich ließ ihn reden, sollte er doch seine Ränke schmieden. Der Rivale von Firin, Germin Dunkeldorn wandte sich an die versammelte Runde. Er versprach ihnen Unabhängigkeit von Urrungfaust, von weniger Steuern und von irgendwelchen weiteren langweiligen Sachen. Bargh trat hervor und unterbreitete seinen Vorschlag: Sie sollten sich, so wie es in Fürstenbad Sitte war, ihr Recht um die Führerschaft in einen Zweikampf verdienen. Germin hob seine Axt, offenbar gefiel ihm der Vorschlag. Als er seine Herausforderung ausrief, erntete er die laute Zustimmung der anderen Duergar. Offenbar gab es auch bei den Nachtzwergen die alte Sitte eines ehrenvollen Zweikampfes auf Leben und Tod. Germin war sich seiner Sache sicher, Firin dagegen nicht. Offensichtlich der behütete Schössling des alten Herrschers, schritt er zu seiner Frau und gab ihr Anweisungen, falls es nicht zu seinen Gunsten ausfallen würde. Seine nachtzwergische Ehre gewährte ihm keinen anderen Ausweg. Die beiden traten sich gegenüber. Bargh hatte Germin, während Firin mit seiner Frau redete, eine mächtige Kriegsaxt gegeben, die er jetzt seinem Kontrahenten entgegenstreckte. Firin wiederum hob seine Kriegspicke und der Kampf begann. Mehrmals rammte die Axt Germins auf Firin, doch dieser war geschickter als man es denken würde und duckte sich unter mehreren Schlägen hinweg. Seine Picke rammte auf Germin. Die Waffe traf jedoch nur den Schild Germins. Ein weiterer Schlag Germins, doch diesmal war Firin nicht schnell genug. Die feine Schneide der Axt fand ihr Ziel und drang tief in den Hals ein. Blut strömte heraus und Firin sackte auf die Knie. Es sah aus, als ob er schon mit seinem Leben abgeschlossen hätte. Ein letzter Blick galt seiner Frau und den beiden Kindern, dann brachte die Axt Germins ihn auf die Reise in das ewige Feuer nach dem Leben. Germin hob seine blutige Axt über seinen Kopf und badete in den Heilsrufen der Anwesenden. Er versprach den Ältesten der Stadt, dass sie nicht mehr unter der Knechtschaft Urrungfausts stehen sollten und dass sowohl Runin als auch Firin’ore’Waere ein ehrenvolles Begräbnis bekommen würden. Zudem nahm er Runin’Ore’Waeres Familie unter seinen Schutz. Ebenso versprach Germin, dass der Mord an Runin aufgeklärt werde, wer es auch immer gewesen sein mochte. Nach einiger Zeit kehrte Ruhe ein und Germin führte uns zu dem Ort wo Runin den Tod fand. Es war die gleiche Kammer, wo wir Waergo gefunden hatten. Es war sein schwarz angemaltes Gemach mit dem weißen Bärenfell auf dem Boden. Von dem Körper Waergos war nichts mehr zu sehen, dafür hing in einem Sessel der leblose Körper eines älteren Duergars, auf dessen grauem Wams deutlich getrocknetes Blut zu sehen war. Germin sagte, der Raum sei bereits durchsucht worden, doch er bat Meister Halbohr um seine Unterstützung. Zum Glück für Meister Halbohr war ich und auch Lyrismar anwesend. Lyrismar war zwar mürrisch, doch er hatte offensichtlich Fähigkeiten die denen Halbohrs nicht nachstanden. Zusammen fanden sie an der Leiche Runins eine schmale Wunde, die durch seine ganze Brust drang. Eine schwärzliche Substanz war noch an den Rändern zu erkennen, Gift der Duergar, wie Lyrismar feststellte. Auch fanden wir an der Wand eine Stelle, wo eine eiserne Klappe einer in die Wand vermauerten Kiste verborgen war. Davor waren viele Spuren zu finden, jedoch ein besonderes Paar. Die Abdrückte waren größer als die von Nachtzwergen und es sah so aus wie eine Person, die versucht hatte besonders vorsichtig zu gehen. Das Schließfach in der Wand wurde wohl erst vor einigen Wochen dort eingesetzt. In der Klappe steckte die abgebrochene Spitze eines Schlüssels. Sie war jedoch nicht mit irgendwelchen Fallen gesichert, wenn man Halbohr Glauben schenken durfte. Lyrismar und Halbohr zogen den Schlüssel vorsichtig heraus. Dieser enthielt merkwürdige Einkerbungen, wie eine Art Signatur von demjenigen, der ihn angefertigt hatte. Nichts, was uns wirklich weiterhelfen würde. Auch der Inhalt der Kiste selber half nicht. Dort waren mehrere Säckchen mit Münzen und ein Brief, der sehr deutlich vermittelte, dass Runin sofort nach Urrungfaust aufbrechen sollte, unterzeichnet von einem Grauwegur Nebelritter. Nebelritter, das klang für mich, als ob irgendjemand sich mit den Rängen dieses lächerlichen Kultes um Laduguer schmücken würde, vermutlich um sich noch wichtiger zu machen. Ich verstand noch nicht warum wir diesen Kreaturen überhaupt dabei helfen sollten. Wen interessierte es, wer hier wen umgebracht hatte und warum. Sie werden ohnehin bald schon alle entweder dem Feuer und dem Schatten dienen oder durch die Hand Vocorax'ut'Lavia, dem Henker der letzten Einöde, zugrunde gehen. Germin tauchte wieder auf, an seiner Seite einen verschlafen aussehenden Duergar, Yrker Brallt. Es war die Wache, die es zuließ, dass der Führer von Unterirrling getötet werden konnte. Man konnte ihm die Schwäche ansehen als er stammelte, dass er nichts gesehen hatte und irgendetwas von Kopfschmerzen, wie nach dem gierigen Trinken von eiskaltem Wasser. Er log, das war offensichtlich und Bargh rief es ihm ins Gesicht, woraufhin er sich noch mehr wand. Kopfschmerzen sollten eine Wache doch nicht von ihrer Pflicht abhalten. Warum haben sie ihn nicht schon längst mit dem Tode bestraft? Halbohr untersuchte seinen Körper auf irgendwelche Spuren von Gift. Der Narr glaubte ihm anscheinend. Doch wie ich es erwartet hatte, fand er nichts. So blieben wir zurück mit mehr Fragen als Antworten, doch keiner von uns verlor unser eigentliches Ziel aus den Augen. Euborea würde vor uns erzittern. Entweder beugt es sich vor uns oder es wird verbrennen.