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[MSZL] Prolog - Das Mädchen und die Mönche -

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Outsider:
Euer Gastgeber beobachtet euch beim Essen. Macht die eine oder andere Bemerkung zu der Vorsuppe doch sein Interesse gilt hauptsächlich euch. Ein leichtes Lächeln huscht über sein Gesicht als er merkt das Helena sich entspannt.

Mit spitzen Fingern und der Ecke einer blütenweißen Stoffserviette tupft er sich den Mund ab bevor er auf Helenas Frage antwortet.

„Nein, für wahr, nein. Ich bin nur hier um sie zu treffen und weil ich glaube das dies hier der beste Ort für eine Séance ist in der Angelegenheit die ich verfolge. Meine Vorfahren hielten wohl viel von ihrer…“ Johan zögert kurz „…Gesellschaft, ist wohl das passende Wort. Ich muss zugeben…“ seine Augen werden dunkel bei den Worten „…das meine Familie in den letzten Jahren wenig Glück hatte. Wenn es stimmt was ich in alten Korrespondenzen gelesen habe, dann können sie mir vielleicht helfen!“

Johan nippt an seinem Weinglas, starrt kurz auf die Suppe und wischt sich dann wieder Reflexartig den Mund mit der Serviette ab.

„Meine jüngere Schwester Lisbeth fühlte sich hier in Stockholm immer sehr wohl, wahrscheinlich viel wohler als bei uns zuhause, weswegen sie fast das ganze Jahr hier war. Bis…“ jetzt stockt seine Stimme „…sie krank wurde und nach Hause kommen musste. Sie starb dann wenig später. Ich habe die Hoffnung, dass die Séance um die ich sie gebeten habe hier, wo sie sich wohl fühlte, mehr Erfolg hat als im Familienanwesen!“

Wieder legt Johan eine Pause ein und seufzt.

„Ja, jetzt ist es heraus, viel früher als ich gedacht hätte, aber jetzt wissen sie warum ich sie hergebeten habe. Ich möchte das sie mit meiner Schwester Kontakt aufnehmen, ich muss wissen was sie zu sagen hat. Wenn das hier gut läuft und sie das ermöglichen, dann würde ich sie gerne auf meinen Familiensitz einladen. Und ich weiß, im Winter ist es eine beschwerliche Reise, aber irgendwas passiert dort, etwas das ich mir nicht erklären kann!“

Katharina:
Helena - Speisesaal

Aufmerksam hört Helena Johan zu und lässt dabei ihre Suppe kalt werden, um ihm ihre ganze Konzentration zu widmen. Nur kurz unterbricht sie den Mann für ein aufrichtiges "Mein Beileid", als er den Tod seiner Schwester erwähnt. Als Johann fertig gesprochen hat, nimmt Helena einen kleinen Schluck von Ihrem Wein. "Vielen Dank für Ihre Offenheit und Ihr Vertrauen. Was die Séance betrifft, kann Ihnen Aleksander..." - Helena blickt kurz zu Ihrer Begleitung - "...gewiss weiterhelfen. Aber vielleicht können Sie uns vorab noch ein wenig mehr über Ihre Schwester erzählen? Wissen Sie mehr über Ihre Krankheit? Welche Symptome hatte Sie? Und haben Sie eine Idee, warum Sie lieber hier in Stockholm als bei Ihrem Anwesen war? Gibt es etwas bestimmtes, dass Sie von Lisbeth erfahren wollen?" Während Sie gesprochen hat, hat Helena unwillkürlich nach ihrem Notizbuch gesprochen, packt dieses aber rasch wieder zurück, als sie bemerkt, wie unpassend das wäre. "Entschuldigen Sie bitte meine Neugier. Aber soweit ich weiß..." - wie blickt Helena zu Aleksander - "...können Informationen über die Person, zu der man Kontakt aufnehmen möchte, bei einer Séance hilfreich sein."

Don D. Kanalie:
Aleksander von Bäcklund - Speisesaal

Aleksander legt das silberne Besteck, mit dem er sich gerade ein Stück blutiges Steak in den Mund geschoben hatte beiseite, tupft sich den Mund mit einer Serviette ab und wendet sich mit ernstem Ton an ihren Gastgeber: "Zunächst einmal entschuldigen Sie bitte meine Direktheit, aber Sie sollten wissen, Mr. Corell, dass ein Gespräch mit einem Toten, auch wenn es sich hierbei um Ihre Schwester handelt, kein Abendprogramm ist. Es ist ein ernstes und auch für alle Teilnehmenden  gefährliches Unterfangen, was gründliche Vorbereitung und einen äußerst starken Willen erfordert."

Aleksander macht eine kurze Pause um an seinem Rotwein zu nippen, lässt Herrn Corell dabei aber nicht aus den Augen. "Meine werte Kollegin hat durchaus recht. Ich KANN..." dieses Wort betont Aleksander besonders, "... Ihnen helfen. Und sie hat ebenfalls recht damit, dass jede Information über Ihre Schwester uns helfen wird, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Bevor wir uns allerdings entscheiden Ihnen zu helfen, und das ist ist noch nicht gesagt, muss ich wissen wie ernst es Ihnen damit ist? Sie könnten Dinge sehen, die Sie nie wieder ruhig schlafen lassen, Dinge tun für die sich ewig hassen werden. Und haben wir erst mit dem Ritual begonnen, gibt es kein Umkehren mehr, es muss beendet werden." Bei diesen Worten fällt Helena auf, dass sich Aleksander scheinbar unbewusst über den linken Handrücken reibt.

"Was ist der Grund, weswegen Sie all das auf sich nehmen wollen? Ein wenig Unglück, das Sie vielleicht in letzter Zeit hatten, kann einen Mann nicht dazu bringen mit den Toten reden zu wollen. Das ist äußerst wichtig, auch für das Gelingen des Rituals. Und bitte lügen Sie uns nicht an. Was wollen Sie genau?" Mit erhobenem Kinn blickt Aleksander Johann Corell tief in die Augen und wartet ab.

Outsider:
Johan´s Blick wandert von Helena zu Aleksander und eine gewisse Schwere erfasst seine Gesichtszüge.

„Danke für diese ehrlichen und direkten Worte, Worte wie sie nur die Jugend hervorbringen kann!“

Er stellt sein Glas Wein beiseite und faltet die Hände vor seinem Teller.

„Ich werde ihnen erst ein wenig von meiner Schwester erzählen, nicht zu viel, aber doch genug, dass sie sich ein Bild von ihr machen können. Ich habe ein Gemälde von ihr dabei, falls ihnen das hilft, aber dazu später mehr. Sie müssen verstehen, dass ich ihnen nicht zu viel erzählen kann. Nennen sie es vielleicht einen Test ihrer Fähigkeiten, damit ich weiß das sie kein Scharlatan sind der nur auf leichte Beute aus ist. Nicht das ich das vermuten würde, ihr Anwesen…das Schloss…genießt einen gewissen Ruf und ich denke es würde nicht leichtfertig neue Bewohner akzeptieren. Was schon der Grund ist warum ich mich ihnen überhaupt anvertraue.“

Johan räuspert sich, als würde es ihm schwer fallen über seine Schwester zu sprechen.

„Lisbeth war ein Engel und ein Dämon zu gleich. Es war schon immer so als würden zwei Wesen in ihrem Körper wohnen. Bei ihrer Geburt starb ihre Mutter im Kindsbett. Es schien als wäre ihr Leben untrennbar mit dem Tod verbunden. Ich weiß noch wie wir Kinder in der Bibliothek hockten und die Schreie unserer Mutter hörten und dann die hohen Schreie von Lisbeth und die Flüche meines Vaters. Unser Vater, Gott habe ihn selig, hat immer versucht es zu verbergen, was ihm mal mehr mal weniger gut gelang, aber er gab wohl Lisbeth die Schuld am Tod unserer Mutter. Nach ihrem Tod, wurde er immer verschlossener, mürrisch, ja teilweise aufbrausend und zuweilen auch gemein. Meine kleine Schwester starb im Jahre 1853 mit gerade mal Neunzehn Jahren. Mein Vater, verstarb dann 1855, es muss ihn der Schlag getroffen haben. Die Bediensteten fanden ihn Tot im Salon, den Kopf beim Sturz am Tisch aufgeschlagen. Aber…“ Johan seufzt „…meine Erzählung hier soll nicht von meinem Vater handeln.“

Lisbeth wurde von einer Haushälterin großgezogen, mein Vater mied ihre Gegenwart, meistens. Sie konnte ein liebes Kind sein, aufgeschlossen, unschuldig und rein. Ihre großen Augen und das Haar ließen sie wie eine Puppe wirken. In der Schule zeigten die Lehrer auf sie und im Haus stritten sich die Dienstmädchen darum wer sie ankleiden oder baden durfte. Aber ab einem gewissen Alter entwickelte Lisbeth die Unart andere Menschen zu beißen. Zuerst lachten die Dienstmädchen über Lisbeth zarten, verspielte Versuche sie zu beißen.  Eines Tages jedoch hat ein Kindermädchen mit ihr gespielt und Lisbeth biss ihr ohne Vorwarnung in den kleinen Finger. Sie…“ Johan stockt „…sie biss so fest zu, dass der Knochen brach und es blutete. Das Kindermädchen sagte später, dass sie sich von Lisbeth verfolgt fühlte, kündigte kurz nach dem Vorfall und ging weg.

Später als sie groß war, eine wirkliche Schönheit, wurde unser Vater noch distanzierter. Ich glaube er sah in ihr immer ein Teil seiner Frau. Lisbeth hatte die gleichen grauen Augen wie unserer Mutter. Irgendwas sah er in ihr und es war nichts gutes.

Lisbeth liebte es zu lesen, sie war ganz vernarrt in ihre Bücher und wenn sie einen Autor fand der ihr gefiel las sie seine Bücher immer und immer wieder. Dantes göttliche Komödie hatte es ihr mal besonders angetan und für eine lange Zeit schien sie nur in seinen Kreisen des Fegefeuers zu leben. 

Mit gerade Siebzehn Jahren ging Lisbeth dann nach Stockholm, sie hatte das Leben auf dem Anwesen satt. Ich glaube sie hatte auch die stillen Anfeindungen unseres Vaters satt. Sie war jung, sehr schön und das quirlige Leben hier in Stockholm, die Gesellschaft lenkte sie ab. Was ich hörte, war, dass sie das Leben in der großen Stadt sehr ausgiebig genossen hat, wenn sie mir den Ausdruck erlauben.

Doch als sie im April 1853, kurz vor der Schneeschmelze wieder zurück auf die Insel kam, war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Etwas zehrte sie aus und kein Arzt konnte ihr helfen. Ganz anders als hier in Stockholm suchte sie förmlich nach der Abgeschiedenheit und ihre letzten Tage verbrachte sie allein, wanderte durch die Familienkrypta. Statt auf Gesellschaften oder Festen zu lesen, las sie den Toten Gedichte vor und es schien fast so also wolle sie sich so vertraut wie möglich mit der Krypta machen.

Einmal als ich ihr beim verlesen der Gedichte zuhörte, verriet sie mir, dass sie sich sicher war den Toten näher zu stehen als den Lebenden. Ich bekam eine Gänsehaut und wusste nicht was ich sagen sollte. Im Dezember dann verstarb sie, aber der zarte Klang ihrer Stimme und ihr Wispern hing noch lange in der kalten Luft unserer Krypta.

Jetzt liegt sie neben Mutter, aufgebahrt in einem steinernen Sarg. Das ungewöhnliche war, das wir feststellten, dass ihre Bücher verschwunden waren. Keiner hatte mitbekommen, dass sie sie verkauft oder sonst wie vergeben hatte.“

Johan schluckte und nippte an seinem Weinglas.

„Ich muss wissen was ihr hier in Stockholm passiert ist, was hat sie so krank gemacht, dass niemand ihr helfen konnte!?“

Johan winkte mit einer Geste seiner Hand einen Bediensteten herbei dem er etwas ins Ohr flüsterte.

„Einen Moment bitte!“ sagte er zu euch.

Es dauerte nur wenige Augenblicke und der Angestellte kam mit einem kleinen Rahmen wieder über den ein schwarzes Stofftuch gelegt war.

„Das versprochene Bild meiner Schwester!“

Mit diesen Worten zog Johan das Tuch beiseite und der Bedienstete stellte sich so hin, dass ihr das kleine Gemälde im Schein der Kronleuchter betrachten konntet.

Don D. Kanalie:
Aleksander von Bäcklund - Speisesaal

Aleksander blickt auf das Bild und scheint für ein paar Momente gefesselt von den Augen, die ihm von der Leinwand aus anblicken. Dann wendet er sich wieder Johann zu. "Ich möchte Ihnen nochmals mein Beileid für ihre Verluste aussprechen Mr. Corell, aber würde Ihnen ein Detektiv nicht eher die Antworten liefern die Sie suchen?" Er  stützt sich auf seine Ellenbogen, legt die Finger vor seinem Kinn zusammen und blickt nachdenklich zu den prächtigen Kronleuchtern an der Decke. "Das eigenartige Gebaren ihrer Schwester zum Schluss... Vielleicht hatte sie sich hier in Stockholm eine noch unbekannte Krankheit oder..." hier macht Aleksander wieder eine kurze Pause, "...Ähnliches zugezogen und wusste das sie bald sterben würde? Mir erschließt sich noch nicht ganz warum sie mit Ihrem Anliegen zu uns kommen und nicht eher... weltliche... Hilfe erfragt haben? Ich habe Sie bis jetzt nicht für einen abergläubigen Mann gehalten, sind sie religiös?"

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