Tom´s Händedruck ist für Casey eine Spur zu lasch, flüchtig aber es gibt diese Menschen die einem nicht vernünftig die Hand geben können, sondern einem nur das Ende ihres Armes hinhalten. Keine Körperspannung und schnell ist der flüchtige Kontakt auch wieder vorbei.
Ein Blick in Tom´s Gesicht offenbart keinen exzessiven Drogenmissbrauch. Die Pupillen sind keine Stecknadelköpfe oder unnatürlich erweitert, sie sind nicht gerötet, das Lächeln ist hell. Vielleicht nicht die perfekten Hollywood ichbleichmirjedenmogenmittagundabenddiezähne Zähne, aber auch keine Anzeichen für Meth oder ähnliche zerstörerische Drogen, keine Verbrennungen von dem heißen Glaskolben. Trotzdem war sich Casey sicher, dass diese Leute hier irgendwas nahmen, auch wenn es noch nicht ausartete oder deutlich sichtbare Spuren hinterließ. Es war nur ein Bauchgefühl der Ermittlerin, aber es war da und sie hatte gelernt darauf zu hören.
„Cassi…ja, die Neue, also Cassandra…“ druckste Tom ein wenig verlegen rum und kratzte sich am Hinterkopf …jaaa…“ sagte er gedehnt, aber dann wurde die Tür ganz aufgezogen und vor Casey stand Eleanor. Sie musste es sein, das Bild von dem Tresen des Waisenhauses, die Beschreibungen der alten Indianerin über Sir Sam…ein hübscher Junge damals und ein Verführer…, alles passte und mit einem mal war sich Casey sicher, dass Sir Sam´s Tochter vor ihm Stand.
Ein hübsches Mädchen und eine Veführerin, das passte nur zu gut auf Eleanor.
Vielleicht hatte dieser Geoffrey Oliver gedacht die kleine Eleanor wäre seine Tochter, vielleicht war das der Grund für den Streit damals welcher für Sir Sam tödlich endete. Vor ihr stand nicht Eleanor Oliver sondern Eleanor Crown, das ganze Geld und was nicht sonst noch welches sie an ihrem achtzehnten Geburtstag bekommen hatte war auch kein Zufall oder Nächstenliebe. Es war Sir Sams Erbe das an seine Tochter übergegangen war.
Wo sich Casey nicht sicher war, ob Eleanor damals schon gewusst hat, dass Sir Sam ihr richtiger Vater war, oder ob sie es erst viel später herausgefunden hatte. In der Zeit nach dem Waisenhaus.
Eleanor war groß und schlank vielleicht einen Kopf größer als Casey. Sie hatte immer noch die rückenlangen, blonden Haare und den Mittelscheitel wie auf dem Bild das Casey gesehen hatte. Über die Jahre war aus dem Mädchen eine erwachsene Frau geworden. Die Gesichtszüge waren immer noch jugendlich, die Unschuld jedoch war einem Funken aus Abenteuerlust und Reife gewichen. Wenn man das Gesicht in einer Menge sah, oder wenn man der Frau an einer Hotelbar begegnete wie sie vielleicht an einem Cocktail nippte, vergaß man es nicht so schnell wieder. Es regte die Fantasie an und wer auch immer Eleanor betrachtete kam nicht drum herum sich vorzustellen was diese Frau wohl als nächstes vorhatte und ob man nicht ein Teil davon sein konnte…durfte.
Ihre Haut war immer noch sonnengebräunt und wirkte so frisch wie am ersten Tag. Das beeindruckendste aber waren ihre Augen das Blau und das Braune, irritierend zuerst, aber natürlich auf den zweiten Blick. Die goldenen Einsprengsel in dem Braun fingen das mittägliche Sonnenlicht ein so dass beide Augen um die Wette strahlten.
„Tom…“ sagte Eleanor sanft „…willst du die Frau nicht hineinlassen?“ Bei den Worten legte sie Tom eine Hand auf die Schulter und dieser erzitterte leicht.
Ihr Stimme war, warm, weich und hatte einen leichten Akzent den Casey nicht zuordnen konnte.
„Äh..natürlich!“ beeilte sich Tom zu sagen und trat einen Schritt beiseite in das Haus hinein.
„Kommen sie…“ sagte Eleanor zu Casey „…treten sie ein, wir beißen nicht!“ ein spitzbübisches Lächeln umspielte ihren Mund bei den Worten.
„Drinnen können wir reden!“