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[Deadlands] Savage West Solo Play
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Im Fat Chance Saloon gibt es um diese Zeit ein Mittagessensangebot, das fast so beliebt ist wie das Besäufnis-Angebot an den Abenden. Der weite Schankraum ist gerammelt voll mit schmatzenden, schlürfenden Bauarbeitern, Händlern und Bergbau-Kumpeln. Es gibt heute eine Art Texmex-Eintopf, fettig aber nahrhaft, wie man schon von der Straße aus riecht.
Mit jeweils einem Holznapf davon pflanzen sich Wickett und Byrd an den langen Getränketresen auf der Empore im hinteren Teil des Schankraums, und warten darauf, dass ihr zwergenwüchsiger neuer Bekannter Charlie Landers in ihre Richtung kommt. Nach nicht allzu langer Zeit tut er das auch, er klettert auf eine Kiste, um über seine Bar hinweg glotzen zu können.
"Howdy! Anständig, dass Sie zur Fütterungszeit nicht auf der Bar rumlaufen, sondern nur dahinter stehen, Mister Landers!", lobt May B., "ich vermute, beim Anblick Ihrer schmutzigen Zehennägel genau neben meinem Mittagessen hätte ich abgekotzt!"
"Sie glauben doch nicht, dass ich barfuss auf der Bar rumlaufen würde, wenn Gäste da unser Mittagsmenu stehen haben", knurrt Landers.
"Nein, offensichtlich haben Sie genug Manieren, um ...", beginnt May B., aber in dem Moment steigt Landers genau neben ihr auf den Tresen, zieht seinen alten Colt, und schreit in den Schankraum, "Ich hab' Dir letzte Nacht gesagt, Du hast Hausverbot bis nach der Apokalypse, Randolph! Ja, Du bist gemeint, ich hab' Deine Visage genau gesehen! Scher' Dich sofort durch die Schwingtür zurück, oder diesmal sind es wir, die wen aus dem Fenster nach draußen werfen, und zwar Dich!"
Der Angesprochene schreit eine Profanität bezüglich Landers' Körpergröße, dann scheint er sich aber zu trollen.
May B. hat jetzt vorsichtshalber ihre Holzschale in der Hand und löffelt so daraus, und merkt säuerlich an, "Haben Sie nicht vor einer Sekunde gesagt, Sie laufen nicht auf der Theke zur Mittagessenszeit?"
Landers steckt seine Wumme hinten unter seinen Gürtel, zeigt auf seine Füße und knurrt, "Nicht barfuß habe ich gesagt! Ich trage aber meine Stiefel!"
Byrd muss so lachen, dass er sich auf die Schenkel schlägt.
"Sie sind mir vielleicht zwei Komiker!", murrt May B., dann sagt sie, "Hey, Charlie, Sie wissen doch alles so genau. Was ist Blackjack Jackson eigentlich so für einer?"
Der häßliche Barkeep ist auf seine Kiste zurückgeklettert, und kommentiert, "So einer, dass ich Ihnen raten würde, ihn als Jackson P. Jackson anzusprechen, wenn Sie ihm mal in die Quere kommen sollten hier in der Stadt. So einer ist das, Miss. 'Blackjack' ist sein Spitzname, aber der legt nahe, dass er mit der gleichnamigen Bande was zu tun haben könnte, die draußen vor den Stadttoren ihre Schreckensherrschaft ausüben! Wie Sie ja selber genau wissen, Miss!"
"Aber das liegt doch auf der Hand, der Kerl hat die Blackjacks ja gegründet", sagt Byrd.
"Klar, ein jeder weiß das. Aber Jackson P. Jackson hat sich noch nie bei irgendwas erwischen lassen. Er kann sich deshalb frei bewegen in der Stadt, und er kommt gelegentlich her. Alle wissen, dass er der größte Outlaw im Gomorra Valley ist, aber keiner kann ihm einen Scheißdreck nachweisen, und so lange das so ist, können die Law Dogs nichts gegen ihn machen. Darum nennen Sie, schöne Dame, ihn besser Mister Jackson. Diesen Hombre zu provozieren hat nur für solche einen Sinn, die ihren Aufenthalt in der Stadt drastisch verkürzen wollen, wenn Sie verstehen."
May B. bohrt nach: "Meinetwegen, aber was soll das ganze Risiko? Abgesehen davon, dass es sich finanziell lohnt in einer Stadt mit so viel Ghost Rock. Aber wir haben den deutlichen Eindruck bekommen, als wir es mit den Blackjacks zu tun hatten, dass es denen mehr um Moralvorstellungen geht als ums Reichwerden."
Byrd fügt hinzu: "Genau, als würden die Sweetrock so hassen, dass sie der Meinung sind, sie müssten schlimme Verbrechen gegen die Firma begehen, um unterm Strich dadurch Gutes für die Stadt zu tun! Zweimal um die Ecke gedacht, und durch die Brust ins Auge!"
Landers nickt grimmig, "Ja, ja. Kennen Sie nicht die Geschichte von Jackson P. Jackson?"
Die Hexe sagt, "... Haben die Schweinepriester uns nicht zum besten gegeben, als sie uns neulich unsere Pferde weggenommen haben."
Landers stellt ungefragt zwei Shotgläser auf und schenkt aus, während er entgegnet, "Der Kerl ist erst zum Desperado geworden, nachdem er nach Gomorra kam! Ursprünglich war er ein ehrlicher Schürfer. Hatte einen Claim gekauft und als Unabhängiger darin gearbeitet. Alles auf eigene Rechnung, das haben damals noch sehr viele gemacht. Und auf Ghost Rock ist er gestoßen da drin, ja Sir, nicht unbedingt die Hauptader, aber eine Riesenladung! Ja, Jackson wäre jetzt einer der reichsten Männer der Stadt, wenn nicht Sweetrock Mining beschlossen hätte, er solle an sie verkaufen. Als er sich zu widerspenstig geweigert hat, soll eines Tages ein Aufgebot von Revolvermännern dort aufgekreuzt sein, und ihn mit Waffengewalt davon gejagt haben. Seitdem ist die Rock Ridge Mine einer von Sweetrocks am besten bewirtschafteten Strikes, dort draußen im Maze! Heute reitet Jackson P. Jackson auf dem Outlaw Trail, wie man so schön sagt, und in Augen mancher ist er ein moderner Robin Hood. Er stiehlt von Sweetrock, zwar nicht um es den Armen zu geben, aber um die ganze Region der Firma wieder zu entreißen, damit die Unabhängigen und der Schürferverband davon profitieren können."
Byrd sinniert, "Das klingt ja ein bisschen so, als würden sich die Blackjacks und die Gesetzeshüter näher stehen als man auf Anhieb meinen könnte! Die scheinen auch alles andere als glücklich darüber zu sein, in einer Stadt zu leben, in der Sweetrock alles entscheidet, und auf den guten alten Gesetzen herumtrampelt. ... Eigentlich könnten die sich ja verbünden, und gemeinsam Howard Findley an Arsch und Kragen packen und im hohen Bogen rausschmeißen!"
May B. widerspricht missmutig: "Nur, dass diese blöden Blackjacks die ganze Robin-Hood-Nummer nur ausnutzen, um öffentlich als verkannte Helden dazustehen, aber in Wirklichkeit sind sie doch nur ganz dreckige, hundsgewöhnliche Ganoven. Stimmt's oder hab' ich Recht damit, Landers?"
Der Barkeep hat eingeschenkt und schiebt den Gästen ihre Gläser rüber, und sagt ungerührt, "Na ja, beides stimmt gewissermaßen. Blackjack Jackson will wirklich Rache nehmen im Namen der Stadt, und Gerechtigkeit erzwingen, aus einem poetischen Wunsch heraus. Da ist er Coleman und seinen Law Dogs tatsächlich gar nicht so unähnlich, nur dass er halt ganz andere Methoden wählt. Aber er hat eine echt große Gang unter sich, da sind andere wackere Rebellen mit dabei, aber auch jede Menge Geschmeiß, das sich eben angezogen fühlt von der Mitgliedschaft in einer wohlorganisierten Outlaw-Bande! Alle Blackjacks können sich drauf einigen, dass sie Sweetrock gemeinsam fertig machen wollen, aber aus welchen Gründen, tja, da gibt es wohl so viele verschiedene Antworten wie's maskierte Fressen gibt bei denen!"
May B. murrt, "Mit sonderlich heroischen Weltverbesserern hatten wir's jedenfalls bisher nicht zu tun, wenn wir auf Blackjacks getroffen sind!"
Byrd stupst sie mit dem Ellenbogen an: "Außer dem wackeren Victor Navarro natürlich, oder? Der hat Sie schon ein wenig ... heroisch angeschaut!"
"Ach, halten Sie doch Ihre vorlaute Schnauze, Mister Byrd, lassen Sie mich in Ruhe mit dem! Dem hab' ich nur Hilfe zugesagt, damit er uns in Ruhe lässt."
"Na dann, hoch die Tasse, auf die Geruhsamkeit!"
May stößt mit ihm an, und sagt grimmig, "Sie sind ein Penner. Ich bleibe lieber dabei: Auf die Freiheit!"
Byrd zwinkert gutgelaunt, und beide trinken.
"Einen Dollar macht das dann", sagt Landers nebenbei.
"Nanu, schon wieder blechen?", fragt Byrd, "den haben Sie uns doch ungefragt ausgeschenkt!"
"Und Sie haben ihn getrunken! Glauben Sie nicht, Sie hätten in meinem Saloon bereits das verdammte Recht erworben, anschreiben zu lassen."
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Machen wir zwischen den Szenen mal einen GM Move! Es ist, An NPC Takes Action. Wie beim Abenteuereinstieg ermittelt, hat Sweetrock ja schon Wind bekommen von den neugierigen Fragen der Wild Cards dank eines Eilbriefs aus Virginia City! Howard Findleys Schergen werden also von sich aus auf die Wild Cards zukommen. Das passt zum Vorhaben vom Rest des Aufgebots:
Das Sweetrock-Firmengebäude dominiert die Szenerie am Town Square. (Anno 1876 müsste es im Bild natürlich heißen.)
Während also an diesem Vormittag Byrd und May B. mit ihrer Nachforschung beschäftigt sind, sind die anderen Wild Cards natürlich nicht untätig. Shadrack hat sich vorgenommen, dem Hauptgebäude der Sweetrock Mining Company einen kurzen Besuch abzustatten, in Begleitung von Joycelyn, um für freundliche Stimmung zu sorgen. Dabei will er sich einen ersten Eindruck vom Gegner verschaffen — und ganz nebenher die Augen offen halten nach dem Bürozimmer, wo die gestohlenen Besitzurkunden verwahrt sein könnten.
In neuen Kleidern marschieren die beiden in die große, geschäftige Lobby des Firmengebäudes. Schreibmaschinen klappern emsig, ordentlich frisierte Bürokräfte laufen eilig mit Akten umher, Anzugträger schwadronieren über Landkarten der Umgebung, von Ghost-Rock-Staub verdreckte Schürfer besprechen in Grüppchen Arbeitspläne.
"Der Laden scheint ja zu laufen wie ein Räderwerk!", bemerkt Shadrack anerkennend.
"Und das so weit hier draußen!", fügt Joycelyn hinzu, "selbst daheim im großen Chicago war ich schon in Bureaus, die weniger straff organisiert waren!"
Ein untersetzter Herr im Cordanzug hat sich von der Seite genähert und räuspert sich mit mahnendem Unterton: "Guten Morgen, Herrschaften! Haben Sie eine geschäftliche Unterredung vereinbart mit einem unserer Mitarbeiter?"
Shadrack mustert ihn eine Sekunde lang eisig, und setzt dann ein höfliches Lächeln auf: "Nein, bisher nicht. Aber Sie können uns vielleicht jemandem vorstellen. Ich hörte, Investitionspartner werden hier gesucht!"
Shadrack ist überzeugend genug, mit einem Persuasion-Erfolg.
Der herausgeputzte Schleimer scheint außerdem Joycelyns Gesicht zu erkennen, und innerlich umzuschalten. Er flötet: "Oh, wir alle hier sind Verehrer von Ihrer Gesangskunst, Miss Lancaster! Natürlich wäre die Sweetrock Mining Company geradezu entzückt, Sie als längerfristige Sensation in unserer Stadt betrachten zu dürfen! Wenn Sie beide also Interesse an Investitionen hegen, trifft sich dies!"
Rex und Joycelyn werden also umgehend in eins der piekfeinen Besprechungszimmer komplementiert. Das Orakel sagt, sie müssen ihre Waffen am Empfang abgeben, gehört sich so. Hier lassen wir aber die Falle zuschnappen! Howard Findley ist schließlich auf das Herumschnüffeln der Wild Cards vorbereitet. Die Frage ist nur, wird er subtile Einschüchterung versuchen oder die SCs körperlich angehen lassen? Ich würfle auf der Failure Moves-Tabelle, und die Orakelwürfel sagen, Advance a Threat, es wird also gedroht und nicht gleich jemand verkloppt, und Sweetrock stellt sich klarer als Gegnerfraktion heraus. Also:
Anstelle eines der Anzugträger kommt ein Trio von den Sicherheitsleuten herein, in Staubmänteln und Stetson-Hüten, mit Gewehren über der Schulter, wie man sie am Ankunftstag auf der Galgenplattform bereits gesehen hat. Ihr Anführer ist ein baumlanger Kerl mit überlangem, grauen Rauschebart und Lederhut. Seine Augenbrauen sind wild und buschig, sein Blick ist kalt und stechend wie der einer Klapperschlange.
"Jim MacNeil!", gibt Shadrack überrascht von sich, und seine Hand legt sich reflexartig dorthin, wo normalerweise sein einer Revolvergriff ist.
"Rex W. Shadrack", stellt MacNeil fest, seine Stimme ist rau und heiser, sein Ton lauernd.
"Man hörte, Sie würden fleißig Kopfgelder einsammeln in der City o' Lost Angels!"
Jim MacNeil schüttelt bedächtig den grauhaarigen Kopf, und raunt, "Ich habe meine Geschäfte gerade hierhin verlegt. Sweetrock zahlt besser als alle Sheriff Departments und County-Regierungen des ganzen Territoriums."
"Das heißt, Sie sind nicht mehr Kopfgeldjäger?"
"Ich bin Sicherheitsbeauftragter für Sweetrock. Ich gehe immer dann zu Werk, wenn es den Schwanzlosen vom Sheriff's Office mal wieder nicht gelingt, die Interessen der Firma zu verteidigen. Und das, Shadrack, macht mich zu Ihrem persönlichen Problem."
Shadrack verzieht abschätzig das Gesucht: "Das glaube ich kaum, Mister MacNeil. Wir beide sind heute geschäftlich hier. Wir haben mit Ihrer Firma über Investitionen zu reden. Sie, MacNeil, haben sich wohl in der Tür geirrt!"
Das ist ein Verspotten-Versuch, aber Shadrack (spezialisiert auf Einschüchterung) hat keinen Taunt-Würfel und kommt auf keinen Erfolg.
MacNeil tritt näher, und stützt sich mit einer Hand auf die Tischplatte, und knurrt, "Die Firma weiß davon, dass in Virginia City dasselbe passiert ist wie hier, Shadrack: Die kleine Lancaster tritt irgendwo auf, und nebenher werden äußerst neugierige Fragen gestellt, von Ihnen oder Ihren Leuten! Sie haben sich in Nevada schon für Sweetrocks Geschäfte interessiert! Und jetzt sind Sie hier und tun so, als seien Sie ein Geschäftsmann! Wir reden hier besser ganz schnell Tacheles miteinander, oder Sie verlassen dieses Zimmer in Richtung Totengräber, und die Kleine in Richtung Nervenheilanstalt."
Im "Doomtown or Bust"-Buch sind Spielwerte für MacNeil für das Deadlands-Classic-System, vielleicht setzen wir die schnell mal für SWADE um, wir brauchen den Drecksack bestimmt künftig noch öfters.
🌵Jim MacNeil
Attributes: Agility d10, Smarts d8, Spirit d8, Strength d8, Vigor d8
Skills: Ahletics d10, Common Knowledge d6, Fighting d10, Gambling d4, Intimidation d10+2, Notice d6, Persuasion d4, Riding d10, Shooting d12, Stealth d6, Survival d6
Pace: 6, Parry: 7, Toughness: 6
Hindrances: Bloodthirsty, Mean, Wanted (Minor: Mexico)
Edges: Connections (Sweetrock Mining Company), Level Headed, Menacing (murderous stare), Nerves of Steel
Gear: Two Colt .45 pistols, ammo belt, double-barrel shotgun, box of 50 shells, hunting knife, brass knuckles, company cash.
Jim MacNeil, Sweetrocks Sicherheits-Chef
Er kommt auf eine neun bei Intimidation (laut Orakel generiert die Situation ihm überraschenderweise keinen Bonus, seine zwei Untergebenen im Hintergrund scheinen sich mehr damit zu beschäftigen, ihrerseits Angst vor MacNeil zu haben als die Wild Cards bedrohlich anzusehen).
Shadrack kommt dank seinem Strong-Willed-Vorteil auf eine acht, und wird Distracted.
Er erhebt sich, und sagt arrogant, "Ich würde Sie bitten, Abstand zu mir und der Dame einzunehmen, Mister. Ihr Körpergeruch ist ehrlich gesagt beträchtlich. Wenn wir von Subjekten mit derartigem Benehmen hier begrüßt werden, machen wir eben keine Geschäfte mit der Sweetrock."
MacNeil richtet sich auf und tritt genau vor Shadrack: "Für einen unbewaffneten Mann spucken Sie zu große Töne! Haben Sie nicht begriffen, dass Ihr kleines Spielchen hier keiner mitspielt? Sie sind keine verfackten Investoren, Sie sind dreckige Spione! Ich werde Sie fertig machen, Shadrack!"
Diesmal fällt sogar eine elf als Intimidation-Ergebnis, Rex kommt auf eine sieben, der Distracted-Abzug hebt seinen Strong-Willed-Bonus auf! Das ist das Raise, das MacNeil braucht um ihn seine Fassung verlieren zu lassen. Ich gebe einen Benny aus, und erziele eine neun als neues Ergebnis. Shadrack wird dadurch erneut Distracted, aber das Raise ist abgewendet!
Er knurrt tonlos: "Sie machen einen schweren Fehler, hier hereinzuplatzen und eine friedliche Unterredung in einen Einschüchterungsversuch zu verwandeln! Wollen Sie, Sir, mich etwa zum Feind?! Das wäre ein äußerst ungesunder Schachzug, das versichere ich Ihnen!"
Jetzt ist es an Rex Shadrack, Intimidation zu würfeln, und er kommt auf eine 13! (Distracted und Menacing-Bonus heben sich gegenseitig auf.) Darauf war MacNeil scheinbar nicht ganz vorbereitet, er dachte, er spricht doch hier die Drohungen aus! Er erzielt trotz Benny-Ausgabe nur eine magere vier, der Hexslinger hat das rettende Raise erreicht.
MacNeil tritt unwillkürlich einen Schritt zurück, aber setzt sofort wieder ein böses Grinsen auf: "Sie haben sich den falschen Gegner ausgesucht, Shadrack! Denken Sie darüber nach, ob Sie nicht mit offenen Karten spielen wollen, so lange Sie in der Stadt sind. Howard Findley hat ein gewisses Interesse daran, Ihren Auftraggeber zu erfahren! ... Natürlich gibt es in den Räumlichkeiten von Sweetrock keine Waffengewalt, wo denken Sie hin. Unsere Leute werden Sie jetzt hinaus geleiten!"
In äußerst unangenehmes Schweigen gehüllt verlassen Shadrack und die kreidebleiche Joycelyn das Bürogebäude. Im Ausgang ruft Jim MacNeil ihnen halblaut nach: "Denken Sie gut darüber nach, ob Sie sich nicht erklären wollen, Mister Shadrack! Wir warten. Und bis dahin ... achten Sie genau darauf, wo Sie hintreten, so lange Sie durch die Straßen von Gomorra laufen!"
Die Situation hat sich geändert, MacNeil hat sich wieder gesammelt. Er steht scheinbar gelassen in der Tür des Firmengebäudes, umringt von seinen Untergebenen, die Hände auf den Revolvergriffen.
Shadrack hat seinen Pistolengurt am Empfang zurückbekommen, er sieht dem Kopfgeldjäger in die kalten Augen, kurz sieht er so aus, als würde er eine der Smith & Wessons ziehen aus dem Waffengurt, den er noch locker in der Hand trägt, die Vormittagshitze bringt die Luft zum Flimmern.
"Unterstehen Sie sich, sich hier und jetzt mit dem Kerl zu schießen!", flüstert Joycelyn an Shadracks Ohr, ihr Ton ist flehentlich, aber gleichzeitig fest, es klingt wie ein Befehl.
Shadrack bekommt natürlich nicht gerne Befehle, mit seinem Arrogant-Bachteil. Seelenruhig gurtet er seinen Patronengürtel wieder um, ohne den Blick von Jim MacHeil abzuwenden.
"Das werde ich, Mister NacNeil! Das werde ich. So wie Sie es hoffentlich auch tun!"
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Das lief ja aufgrund von Sweetrocks Intervention sehr suboptimal, immerhin konnte ich die Charaktere wieder aus der Falle heraus bekommen, ohne dass es wirklich haarig wurde. Aber was ist denn mit dem ursprünglichen Vorhaben bei dem Ganzen, konnten Rex und Joycelyn in den Korridoren eine Spur von Hodgins' Besitzurkunde aufnehmen, und so einen Clue erhalten? Nicht sehr wahrscheinlich, also verwenden wir mal die erschwerte Tabelle aus dem FlexTale-Buch ('Context C'). Obwohl dies ein relevanter Schauplatz war, gibt's mit dem W20-Ergebnis keinen Clue für unsere laufende Queste, nur Ärger eingehandelt haben sich die Wild Cards!
☆
Am Nachmittag treffen sich die fünf Wild Cards also wieder, um ihre Beobachtungen auszutauschen. Treffpunkt ist ein leeres Baugrundstück am Stadtrand, wo niemand in Hörweite ist, in Gomorra selbst scheinen schließlich die Wände Ohren zu haben.
Am Stadtrand ist die Luft rein
"... Wir können also davon ausgehen, dass die drei feinen Pinkel in Virginia City nach unserem kurzen Gespräch Howard Findley alarmiert haben. Da es hier noch keine Telegrafen-Verbindung gibt, wahrscheinlich per Pony Express", schließt Shadrack seinen Bericht.
"Donner und Doria, Shadrack! Warum haben Sie diesen wildgewordenen Kopfgeldjäger nicht gleich umgelegt? Wenn der wirklich schon die Hand an den Waffen hatte, hat er angefangen, das müsste unser aufrechter Sheriff Coleman als Notwehr durchgehen lassen!"
"Mister Byrd ...!", rügt Joycelyn.
"Ich mein' ja nur!", lacht dieser, "wenn wir jetzt eh schon die Sweetrock als offenen Gegner haben, hätte unser Mister Shadrack auch gleich Nägel mit Köppen machen können, und einen bleibenden Eindruck machen, gleich mal als erste Amtshandlung! Von Kopfgeldjäger Jim MacNeil hat man schon gehört! Soll aus einem mexikanischen Gefängnis ausgebrochen sein mit nix als einem angeschärften Löffel als Waffe. Wenn Shadrack den gleich mal hübsch weggepustet hätte als Willkommengruss unsererseits, hätte diese ganze Stadt auf Anhieb Respekt vor ihm!"
"Mister Byrd", fordert Shadrack, "seien Sie bitte nicht schon wieder ein Esel! Wir werden noch ein Weilchen hier bleiben. Wir haben bereits ein mehr als bedenkliches Verhältnis zur Blackjack-Bande. Wir brauchen nicht in den Krieg mit Sweetrock zu ziehen. Sie haben ja gerade selbst berichtet, was die Einschätzung der Law Dogs zu derlei Taktiken zu sein scheint."
May B. sagt: "Ja, ja, ja. Was machen wir denn jetzt mit Scheiß-Hodgins' beschissener Besitzurunde? Ich will nicht, dass Sweetrock mit etwas derartigem durchkommt. Wir müssen denen einen dicken Denkzettel verpassen, aber verflucht nochmal nicht, indem wir uns öffentlich gegen die stellen. Ich schlage vor, wir kehren zum Firmenbüro zurück, aber heute Nacht, und brechen verfackt nochmal dort ein. Wir verwenden unsere Kräfte."
Byrd nickt enthusiastisch: "Au ja, so wie Sie vorhin. Das hat prima geklappt."
May B. sagt mit gesenkter Stimme: "Ich kann sogar noch etwas viel besseres. Ich ... fliege auf das Dach des Gebäudes. Von da steige ich in eins der Fenster ein. Vielleicht kann ich von innen eine Tür im Erdgeschoss für Sie anderen öffnen, so wie im Junkyard. Wir wissen zwar nicht den direkten Weg zu der Urkunde, aber wahrscheinlich haben wir die ganze Nacht Zeit. Die Wachen werden draußen ihre Runden drehen, nicht drinnen."
Shadrack schaut mißtrauisch: "Sie sagen, Sie fliegen ...?"
Byrd nickt schelmisch, "Kinderspiel, in Sam's General Store gibt's in der Auslage wunderbare Reisigbesen!"
May funkelt ihn an: "Blödsinn, keine Hexe ist in heidnischer Zeit je auf einem Besen geritten, das ist ein Märchen, das später aufkam."
Besorgt wirft sie dann einen Blick auf John Bloody Knife, der die mächtigen Arme verschränkt hat und genau zuhört. Es ist immer noch ungeklärt, wie er eigentlich zu den Magieformen der Bleichgesichter steht. Jetzt gerade schweigt er aber.
Shadrack gibt zu bedenken, "Selbst, wenn dies stimmt, Miss Wickett, ist das ein großes Wagnis. Sollte jemand eine levitierende Frau über den Dächern sehen, ob mit gottverdammtem Besen oder ohne, könnten Sie eine Panik auslösen. Noch schlimmer, wenn jemand Ihr Gesicht erkennen würde dabei, dann haben wir den lange befürchteten Lynchmob am Hacken ..."
Ist derzeit vielleicht praktischerweise Neumond? Ich rolle die Orakelwürfel und die sagen, mitnichten:
"... noch dazu ist derzeit Dreiviertelmond, und auch heute Nacht dürfte wieder sternenklar sein, wenn nicht das Wetter plötzlich umschwingt."
May B. gibt zurück: "Dann verwenden wir wieder den Trick mit den lebenden Schatten, und schleichen uns an. Hier gibt's jede Menge Baustellen, ich stelle mir passables Einbrecherwerkzeug zusammen."
"Lebende Schatten?", fragt John Bloody Knife nun doch.
Luca Byrd strahlt ihn an: "Das wird Ihnen gefallen, Mister Bloody Knife! Das, was Ihre Medizinmänner in den Sioux Nations können, können wir auch. Außerdem ist die Sache völlig schmerzlos, und erfordert weder Regentänze, noch dass man sich Kräuter in alle Körperöffnungen steckt!"
Alle schweigen einen Moment lang. Shadrack legt sich eine Hand vor die Stirn.
"Hast Du jemals die Medizin der Sioux mit eigenen Augen gesehen, Luca Byrd?", fragt John, überraschend gelassen.
"Nein", gibt Byrd munter zu.
"Dann wage nicht, sie in Deinen Worten zu beschreiben", knurrt der Indianer.
"Äh, na gut. War nicht böse gemeint."
"Dummer, verfackter, weißer Mann."
"Genug gestritten", murrt Shadrack, "also, unser nächster Schritt steht fest: Wir steigen im Sweetrock-Gebäude ein, und durchkämmen innen alles nach der gestohlenen Urkunde. Ich möchte Ihnen einschärfen, Damen und Herren — jedes Risiko ist zu vermeiden! Eher brechen wir das Unterfangen ab als die Leute von Sweetrock unsere Gesichter sehen zu lassen. Insbesondere nach den Ereignissen des heutigen Vormittags! Ich gebe ehrlich gesagt nicht viel auf Hodgins' Schicksal, eher sehe ich ihn hängen als zu riskieren, dass Sweetrock uns endgültig zu ihren Feinden erklärt."
May B. knurrt, "Sie kaltschnäuziger Schweineigel! Ich habe gesagt, dass wir Sweetrock einen Denkzettel verpassen müssen! Außerdem bekommen wir vielleicht stattdessen die Blackjacks zu Feinden, wenn wir den Job vermasseln."
Shadrack beginnt gelassen, sich eine Pfeife zu stopfen: "Darauf gebe ich einen Dreck. Sie, Miss Wickett, haben gegenüber Victor Navarro unsere Bedingungen sehr deutlich gemacht. Und er hatte keine Widerworte. Wenn der Job nicht zur Zufriedenheit der Blackjacks abläuft, können sie uns nichts anhaben."
May B. grollt, "Ja klar, Sie Schlauberger. Außer, die Kerle ändern ihre Meinung. Die haben bei unserem ersten Zusammentreffen ziemlich klar gemacht, dass sie am längeren Hebel sitzen!"
John Bloody Knife lässt vernehmen, "Genug jetzt. Wir haben den Plan gemacht. Er ist gut. Nach Mitternacht gehen wir auf den Kriegspfad."
May B. fragt etwas verblüfft, "Nanu, warum sind denn jetzt Sie Ihrer Sache plötzlich so sicher?"
"Die Sache ist gut. Der Plan ist gut. Gute Gelegenheit für Bloody Knife, ungesehen ein paar Wasichu zu töten!"
☆
Den restlichen Nachmittag verbringen die Wild Cards damit, das Firmengebäude am Town Square eingehender zu begutachten, aus unauffälliger Entfernung natürlich. Es scheint genauestens bewacht zu werden von den vielen Revolvermännern der Firma. Shadrack macht einen Research-Wurf, um durch die Belauerung klarere Einblicke zu erhalten, und er bekommt dabei Support durch May B.s und Johns Stealth-Würfe. Gemeinsam kommen sie auf ein Resultat von 18! Die Intervalle der Wachschichten und Wege der Patroullien auf dem Außengelände erschließen sich Rex Shadrack dadurch genau, nebst Zahl der Wachen, Bewaffnung, und Gebäudeschwachstellen. Unser Aufgebot ist nun gut vorbereitet auf ihren Schleicheinsatz kommende Nacht!
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Dann interessiert natürlich noch, ob diese bei der Recherche gesammelten Informationen außerdem einen Clue für unsere laufende Queste darstellen. Da wir ein relevantes Gebäude belauert haben, ist das W20-Resultat ein ja. Das war der dritte von fünf benötigten Hinweisen bei der
Queste: Sweetrocks Machenschaften beim Hängen der Verdächtigen vereiteln (Clue Target 3\5).
Sagen wir mal, May B. mit ihren Adleraugen erspäht durch eins der Fenster im zweiten Stock einen großen Raum, wo zahllose Schreibtische mit emsigen Schreibmaschinen stehen. Büroschranzen mit Aktenbündeln sind dort immer wieder zu sehen. Durch dieses Zimmer scheinen fast alle Schriftstücke der Firma zu gehen, und dort werden auch die Aktenschränke und das Urkundenarchiv sein. Das Aufgebot wird also seine nächtliche Durchsuchung auf dieses Stockwerk focussieren.
Außerdem sagen mir die Orakelwürfel, dass unsere Helden ihrem Gegenspieler ansichtig werden: Hangin' Judge Steven Gabriel. Wohlbeleibte Sweetrock-Funktionäre begleiten eine mittelgroße, schneidig aussehende Gestalt in ominöses Dunkelgrau gekleidet am frühen Nachmittag aus dem Haupteingang des Firmengebäudes. Alle Leute auf dem Town Square beschreiben direkt einen Bogen um den Herrn Bezirksrichter, und unter dem Blick seiner stechenden Augen scheint allen Städtern unwillkürlich das Herz in die Hose zu sinken. Andere Passanten wollen gehört haben, dass mittlerweile der Termin für die öffentliche Rechtssprechung stattfindet: Morgen werden alle wartenden Verfahren in einem großen Aufwasch alle nacheinander abgehandelt. Schauplatz des Ganzen wird eines der großen Mannschafts-Essenszelte von Sweetrock am Westende des Town Square sein. Und da die Orakelwürfel ein "Ja, und außerdem"- Resultat angegeben haben, ist Steven Gabriel nicht nur heute im Sweetrock-Hauptquartier, man hört auch, dass er dort unterkommt. Im obersten Stockwerk gibt's ein paar Personalwohnungen, und wer wäre Howard Findley, dem geschätzten Herrn Bezirksrichter nicht eine solche zur Verfügung zu stellen während seines Besuchs. Immerhin sind so gut wie keine Hotelzimmer zu haben in Gomorra.
Man hört, Richter Gabriel neige manchmal zu Grausamkeit
Weil dies eine lange Nacht wird, hauen sich die Wild Cards nach ihrer Belauerung des Gebäudes am späten Nachmittag aufs Ohr.
May B. gibt unterwegs zur Herberge zu bedenken: "Wenn wir jetzt wissen, wo wir Steven Gabriel festnageln können, haben wir für heute Nacht noch eine Option!"
Byrd erwidert gut gelaunt: "Es wird keiner abgemurkst, Miss Wickett! Sonst kriegt Miss Lancaster Albträume, und Mister Shadrack Verfolgungswahn!"
Die Hexe schüttelt den Kopf: "Wir brauchen ihn gar nicht zu killen. Wenn ich ihn allein erwische, wickele ich ihn mit meinem Zauber ein, wie die Spinne im Netz. Dann hört er einen ganzen Tag lang auf all meine Wünsche!"
"Ach ja", knurrt Shadrack, "die Spezialität der Black-River-Eisenbahn."
"Und dabei kann nichts schief gehen?", will Byrd wissen.
May B. schnaubt, "Da kann jede Menge schief gehen, ich erinnere nur an Ernest Amblin. Aber der Vorteil bei dem Bezirksrichter ist, dass der verreckte Bezirk ziemlich groß ist, und ziemlich unwegsam. Steven Gabriel haben wir eine Weile nicht mehr am Hacken, wenn seine Verhandlungen morgen durch sind."
"Charmant", sagt Shadrack, "Sie krallen sich den Richter, während wir anderen die Besitzurkunde suchen. Aber, Miss Wickett, dass sie mir nichts dafür aufs Spiel setzen! Wenn das nach hinten losgeht, kann das ebenso skandalöse Folgen haben wie wenn Sie über dem Gebäude schweben oder wie auch immer Ihre Teufelskunst zur Schau stellen!"
"Es ist keine Teufelskunst; nicht mehr und nicht weniger zumindest als Ihre Kartentricks!"
"Ich sage das ja nur so. Die Bürger dieser Stadt würden sie aber so benennen, worauf Sie sich verlassen können!"
☆
Ausgeschlafen kommen unsere Wild Cards wieder zusammen, in einer düsteren Gasse am Rande des nächtlichen Town Square. Es ist halb zwei Uhr früh, laut Orakel ist das Nachtleben am Town Square zwar noch nicht ganz vorüber, aber beschränkt sich nur auf das Innere der schwummerig beleuchteten Saloons. Immerhin ist ein Wochentag, und Sweetrocks Arbeiterheer muss morgen wieder früh zu Werke gehen.
Das schreit nach einem Dramatic Task: Das Aufgebot muss schleichend ins Firmengebäude einsteigen, dabei Aufpasser umgehen, alles nach der Besitzurkunde von Hodgins durchforsten, und nebenher das Zimmer von Richter Gabriel im oberen Stockwerk lokalisieren. Das dürfte ein herausfordernder Dramatic Task sein, wir brauchen also 20 Task Token in drei Runden. Also los!
Runde eins beginnt: Oh ha, gleich mal zwei Complications. Rex Shadrack beginnt, er warnt leise John Bloody Knife vor, und hantiert mit seinen Karten, um sich und die anderen zu Schatten zu machen. Er erhält auf Anhieb ein Raise, und Boost Stealth hebt die Schleichkünste der Helden um zwei Würfel an, und bringt zwei Task Tokens. Als lebendige Schatten nähern sich die Wild Cards dem Gebäude durch die schwarze Nacht. Byrd übernimmt die Führung, und steuert mucksmäuschenstill den Seiteneingang an der Cross Street an. Er hat jedoch durch seine Kreuz-Karte eine Complication: Just als sie die schmale Lieferantentür erreichen, geht über ihnen in einem Fenster eine Petroleumlampe an! Der Lichtkegel fällt genau auf sie! Byrd erreicht dennoch einen Erfolg, hält seine Freunde rechtzeitig auf, und erst als das Zimmerlicht wieder verlischt, schleichen sie weiter zur Tür, allesamt jetzt mit heftig klopfenden Herzen.
Hier postiert sich Joycelyn, um Schmiere zu stehen. Durch Boost Stealth hat sie diese Runde ebenfalls einen W10, um sich ein gutes Versteck auszugucken, und würfelt eine 25, wodurch sie einen stockdunklen Winkel findet, von dem aus sie alles sehen kann. Sie macht eine Handvoll Steinchen bereit, um diese gegen die Fensterscheiben zu werfen, und ihren Derringer, versteckt in der anderen Hand, um einen Schuss abzugeben als Warnsignal für die vier drinnen, wenn alles andere nicht funktioniert. Zwei weitere Task Tokens für die Bank.
John Bloody Knife würfelt ebenfalls sein Stealth, um May B. gegen die Straße abzuschirmen, während sie nun versucht, das Schloss zu knacken. Dies ist ein Support-Wurf, der beim zweiten Anlauf gelingt.
May B. hat ebenfalls eine Karte mit Complication gezogen, und just als sie ihr Werkzeug hervorholt, patroullieren Sweetrocks Revolvermänner um das Gebäude! Auch das noch: Das Würfelorakel sagt, das Türschloss ist außerordentlich sicher. Trotz Werkzeug wird die Hexe 2 von ihrem Thievery-Wurf abziehen müssen, dazu -2 für die Complication, aber immerhin +1 dank Johns Support-Wurf. Ich brauche definitiv eine Höchstzahl, May hat nur Thievery W6. Dank der Kreuz-Karte scheitert der Dramatic Task, wenn dieser Wurf scheitert! Ich buttere all ihre Bennies in Rerolls, aber keine sechs fällt. May B. arbeitet minutenlang immer verbissener, Schweißperlen laufen über ihre Stirn. Byrd hat noch seinen Common-Bond-Vorteil, er flüstert ihr bestärkend zu: "Nicht so verbissen, Miss May, mit etwas Gefühl, immer aus dem Handgelenk!", und er schanzt ihr einen seiner Bennies zu. Den nutzt sie für noch einen Reroll, jetzt gilt's! Zum dritten Mal in Folge fällt eine eins und eine zwei, haarscharf am Kritischen Misserfolg. Die Revolverschützen ziehen ihren Kreis um das Gebäude, alle müssen in Deckung tauchen. May B.s Werkzeug klingelt zu Boden. Mit angehaltenem Atem beobachten die Wild Cards aus ihrer Deckung zwischen Fässern und Kistenstapeln, wie die Patrouille sich entfernt.
"Ich krieg' das nicht auf!", zischt May verzweifelt, "das verdammte Schloss müssen sie ganz aus Back East hierher gebracht haben, so modern ist das!"
Luca Byrd legt ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter und flüstert, "Nicht schlimm, Sie müssen das nicht schaffen! Wir haben tausend andere Möglichkeiten, und jetzt hauen wir leise ab und pennen noch eine Runde!"
Ich gebe ein zweites Mal einen Benny von ihm an sie ab. Sie rerollt erneut ihren Thievery-Wurf, und kommt auf eine fünf. (Stochastisch mittlerweile mehr als unwahrscheinlich, mittlerweile hat sie nacheinander 12W6 gewürfelt bei ihren vielen Rerolls, da hätten eigentlich zwei Sechser dabei sein müssen!)
Der Dramatic Task scheitert durch die Complication. Die Revolvermänner haben wohl das Werkzeug klimpern gehört, und eilen zurück!
Ich mache einen Failure Move, und erhalte erneut, Offer a Choice. Ich frage die Orakelwürfel, ob die eine Auswahlmöglichkeit darin besteht, als Einbrecher aufzufliegen? So ist es, ergibt mein Wurf. Und ist die andere Auswahl, unerkannt zu bleiben, aber einen Verdacht auf Hexenkunst zu erwecken? Nein. Ist die andere Wahlmöglichkeit also, einen schnellen Hinterhalt durchzuführen, John Bloody Knifes Lieblings-Option? So ist das, sagen die Würfel. Also auffliegen oder aus dem Hinterhalt angreifen, die Wahl ist nicht wahnsinnig schwer.
"Hey, was treibt Ihr hier?", bellt also einer der Revolvermänner, "das ist Firmengelände!"
Das war laut genug, um binnen weniger Minuten weitere Sweetrock-Schergen auf den Plan zu rufen.
John Bloody Knife startet auf Hold, so wie auch Joycelyn Lancaster in ihrem perfekten Versteck. Shadrack und Byrd bekommen alle beide einen Joker als Aktionskarte! Ich benutze zuerst den von Byrd, der nach oben deutet und blauäugig erwidert: "Na, Howard Findley heimlich beobachten, in seinem rosa Morgenrock!" Sein Taunt lenkt einen der beiden Pistoleros komplett ab, er schaut unwillkürlich zum Fenster hinauf, und wird Shaken und Vulnerable. John Bloody Knife nutzt genau diesen Moment, um aus dem Dunkel hinter den Wachen zu treten, und mit einem Sweep beide anzugreifen. Er bekommt The Drop und einer ist Vulnerable; seine Schadenswürfe sind beide um die 20, so dass er die Revolvermänner rücklings schlichtweg nieder mäht mit einem einzigen Schwinger seiner übergroßen Steinaxt!
Shadrack grimassiert, kauft sich Powerpunkte zurück mit zwei Bennies, und macht eilig das gesamte Aufgebot erneut zu Schatten, wie auf dem Hinweg. Ungesehen verschwinden sie in der rabenschwarzen Nacht.
☆
Da der Dramatic Task gescheitert ist, können unsere Helden die Besitzurkunde vergessen. Immerhin haben sie geschafft, zu vermeiden, heute Nacht zu stadtbekannten Einbrechern zu werden.
"Das war's also", sagt Rex Shadrack kalt, als sie weit außer Sicht zum Tatort sind, "die Blackjacks haben durch uns ihre Chance gekriegt. Der Job ist gelaufen. Morgen sehen wir uns in Seelenruhe an, wie Levon Hodgins' Füße aufhören, in der Luft zu zappeln."
John knurrt zufrieden: "Einen Teilsieg haben wir davon getragen. Zwei Wasichu von dem elenden Haufen, der mit ihren Hacken immerzu die Erde schändet, sind in die Ewigen Jagdgründe geschickt worden! Nicht alles war vergeblich."
"Du liebe Güte, wie schrecklich ...", kommentiert Joycelyn zitterig.
"Na toll, wir hätten die beiden Nasen so schön bequatschen können", mosert Byrd, dann gähnt er entspannt, und sagt, "also dann, meine Lieben, nix wie weitergeschlafen!"
☆
Von wegen, denkt sich May B. Wickett, als sie allein auf ihrem kleinen Herbergszimmer ist. Ohne weiter darüber zu grübeln holt sie die durchsichtige Salbe hervor, die sie gerade fertig angemischt hat, riecht an den ätherischen Dämpfen, spürt, wie diese ihre Sinne zu benebeln beginnen. Ihr ist auch nicht allzu sehr daran gelegen, der Blackjack-Gang zu helfen. Aber morgen zusehen, wie ein Schürfer für etwas aufgeknüpft wird, das er überhaupt nicht getan hat?
"Zwicken Sie sich doch ins Knie, Shadrack", wispert sie zu sich selbst, "ich bin noch nicht fertig für heute Nacht mit der Sweetrock Mining Company!"
Schalter:
May B. schmiert sich also mit der experimentellen Flugsalbe ein, öffnet energisch das kleine Fenster, und würfelt erstmals Spellcasting für ihre neue, bisher unerprobte Kraft Fly. Sie kommt auch direkt auf eine 16! Sie zwängt sich durch das kleine Fenster, atmet tief die Dämpfe der heidnischen Mixtur ein, und der Hexenspruch katapultiert sie hinauf, in die Nacht! May beißt die Zähne zusammen um nicht vor Schreck laut aufzuschreien. Plötzlich sieht sie die Dächer und Zeltstädte von Gomorra von oben, wie in einem schnellen Sturz, der jedoch aufwärts führt! Instinktiv rudert sie mit den Armen, um Halt zu finden, aber hier oben umgibt sie nichts als die laue Nachtluft. Ihr schwarzer Hut wird ihr vom Kopf gefegt und ihre Haare flattern wild im Fahrtwind. Die ätherischen Öle und der Wind treiben ihr Tränen in die Augen. Sie versucht mit einer Willensanstrengung, ihre Flugbahn zu kontrollieren, und zu ihrer eigenen Überraschung funktioniert das sofort. In den mondbeschienenen Sandstraßen tief unter sich sieht sie das mehrstöckige Backsteingebäude, mit seinen Schornsteinen und dem Flachdach, wo sie vorhin einbrechen wollten. Sie beschreibt eine Schleife, und schraubt sich tiefer herab, um zu versuchen, auf dem Gebäudedach zu landen. Sie spürt eine aufsteigende Panik, als sie dem Ziel rasend schnell näher kommt, und nicht weiß, wie sie überhaupt landen kann! In dem Moment verlangsamt sich jedoch auch schon ihr Flug, halbbewußt gesteuert. Ihre nackten Fußsohlen setzen auf dem Dach auf, aber sie ist immer noch so schnell, dass sie ein paar Schritte rennen muss, um sich abzufedern, bis sie schließlich stürzt und meterweit kullert, aber schließlich wohlbehalten liegen bleibt. Ihre Haare und ihr Hemdsaum flattern immer noch wie von einem geisterhaften Luftzug bewegt, scheinbar wirkt der Hexenspruch immer noch. Die Dünste der Flugsalbe umschweben sie unvermindert. May B. sieht sich mit klopfendem Herzen um, vielleicht gibt es ein Oberlicht oder eine Treppenhaus-Tür, woran sie erneut ihre Einbrecher-Skills erproben kann?
Erster Flugversuch
Die Orakelwürfel sagen, nein, weder noch. Also wird sie einen anderen Weg ins Innere finden müssen.
Sie robbt also zur Dachkante, und linst hinab: Unter ihr sind große Fenster des höchsten Stockwerks. Mit weichen Knien hangelt sie sich über die Kante, und beginnt wieder zu schweben, gleitet an der Fassade herunter bis auf Höhe des Fensters. Tastet nach der improvisierten Werkzeugtasche an ihrem Gürtel. Ein paar der Werkzeuge sind im Flug herausgefallen, sie hatte nicht daran gedacht, sie entsprechend zu sichern, sie ist schlecht vorbereitet. Mit den verbleibenden Geräten geht sie an die Arbeit, sich immer wieder umsehend zur nächtlichen Straße hinab: Shadrack hatte Recht mit dem Dreiviertelmond, es ist verflixt hell heute Nacht! Sie erreicht einen Mindesterfolg bei Thievery, und hinterlässt deutliche Spuren am Holz des Fensterrahmens, aber bekommt ihn ein stückweit aufgehebelt, genug, um ihre schmale Hand hindurch zu schieben und von innen zu öffnen!
Jetzt fragen wir die Orakelwürfel, ob von der Straße oder dem Town Square jemand sie dort oben sieht, an der Hausfassade schwebend. Genug vereinzelte Saloongäste sind immer noch unterwegs, und natürlich die Wachmänner, die ihre Kreise ziehen. (Umso aufmerksamer wahrscheinlich, denn die beiden Erschlagenen beim Lieferanteneingang sind sicherlich bereits gefunden worden!) Der Wurf sagt jedoch, dass May B. ungesehen bleibt, als sie durch das Fenster nach drinnen schlüpft.
Barfuß landet sie auf den kalten Stufen eines Treppenhauses. Nervös überlegt sie ihr weiteres Vorgehen: Sie wird noch Reserven für den Rückflug brauchen, also sollte sie es nicht übertreiben damit, ihre Hexenkünste hier drin anzuwenden. Damit ist der ursprüngliche Plan, Richter Gabriel zu finden und zu behexen eigentlich raus, denn auch das ist recht kräftezehrend. Sie fühlt sich plötzlich seltsam angreifbar ohne die Hilfe ihres Aufgebots, und stellt fest, wie sehr sie sich in den Wochen seit ihrer Flucht von Black River an diese Notgemeinschaft gewöhnt hat ...
Einen Research-Würfel wird sie in jedem Fall brauchen, um die Besitzurkunde zu lokalisieren. Ich würfle also Spellcasting, um Boost Research einzusetzen, und kombiniere diese Kraft gleich mal mit Shroud, um ihr vorsichtshalber zusätzlich den Stealth-Bonus zu geben. Ein Grunderfolg, May hat kurzzeitig Reseach W4, die Manitous wispern und tuscheln fast unhörbar, und dirigieren sie in die richtige Richtung. Ich würfle und komme auf eine 10, ein Raise! Die Hexe steuert also den großen Büroraum im zweiten Stock an, den das Aufgebot heute Nachmittag ausgespäht hatte, und folgt dem dämonischen Flüstern die Korridore entlang, zu einem der Räume, wo Aktenschränke stehen. Mit ihren Dietrichen knackt May B. auch dieses Schloss. Wohlsortiert, wie alles hier, findet sie in einer ledergebundenen Akte unter H wie Hodgins sowohl die Urkunde, als auch eine meisterliche Fälschung, in der Sweetrock Mining als der legale Besitzer des Strikes angegeben ist, die aber noch unfertig ist. Mit zitternden Fingern stiehlt sie die Akte, und schleicht wieder nach draußen. Nun muss sie nur noch ungesehen den Abflug machen.
Wir wissen ja schon, dass Personen hier übernachten. Gibt es Wachen, die im Inneren des Gebäudes ihre Runden drehen, die unserer Heldin auf die Schliche kommen könnten? Die Orakelwürfel sagen, nein! Zumindest jetzt gerade ist alles still ...
Mit hämmerndem Puls schleicht May B. zurück in das Großraumbüro, jetzt muss sie nur noch ein Fenster öffnen, um zu entweichen. Dann müssen wir noch feststellen, ob unten auf den Straßen immer noch alles ruhig ist, oder mittlerweile der Tatort Schaulustige angezogen hat, die den Abflug erschweren. May späht aus dem Fenster über der Cross Street, wo die Blutlachen auf den Hinterhalt vorhin hinweisen. Schleifspuren führen von dort weg, Sweetrocks Söldner oder die Law Dogs sind also offensichtlich bereits am Aufräumen. Ein einzelner Wachposten steht in nervöser Körperhaltung in der Nähe, mit einer Schrotflinte. Da die Orakelwürfel ein "Ja, und außerdem"-Ergebnis beschert haben, ist aber ansonsten alles erstaunlich ruhig, wahrscheinlich sind ein paar der Revolvermänner gerade unterwegs, um hektisch ihre Kollegen aus dem Schlaf zu rütteln. May B. unterdrückt ein nervöses Kichern, und schleicht geduckt zur gegenüberliegenden Fensterfront. Dort unten ist alles leer in den dunklen Gassen. Sie atmet eine Weile die Dünste der Flugsalbe ein, die ihre Klamotten an ihrer Haut kleben lassen. Ihr ist leicht schwindelig. Kurz fragt sie sich, wie stark die halluzinogene Wirkung der Flugsalbe ihre Wahrnehmung trübt, immerhin ist Eisenhut mit drin — am Ende liegt sie gerade in Wirklichkeit nur sabbernd in ihrem Herbergs-Kämmerlein und phantasiert das alles nur?! Na ja, morgen früh wird sie's ja wissen, anhand der gestohlenen Akte. Für einen Benny kaufe ich ihr fünf Powerpunkte zurück (sie ist nach Boost Research runter auf vier Punkte, das reicht nicht ganz, um Fly ohne Abzüge auszusprechen). Diesmal bekommt sie einen einzelnen Erfolg hin bei Spellcasting, hebt wieder ab, schwebt durch das geöffnete Fenster hinaus, und steigt höher, in einer etwas trudelnden Flugbahn. Unter Aufbringung all ihrer Konzentration fliegt sie so hoch, dass sie unmöglich noch aus den Straßen gesehen werden kann. Tief hängende Wolkenschleier schweben an ihr vorbei. Sie lässt sich über dem Stadtrand herab sinken, und landet, diesmal ganz langsam, im warmen Sand. Wie als wäre nichts dabei, schlendert sie zum Gasthaus zurück. Hier findet sie sogar ihren davon gewehten Cowboyhut wieder, und setzt ihn wieder auf. Auf Zehenspitzen schleicht sie sich zurück in ihr Herbergszimmerchen.
☆
"... Sie haben was gemacht, Miss Wickett?", fragt Shadrack entsetzt.
"Die Urkunde besorgt, sind Sie schwerhörig?", wiederholt May B. grinsend, in halblauter Stimme.
Alle fünf stehen in der Nähe des Gasthauses vor einem der vielen, schmuddeligen Küchenzelte, in dem heißer Kaffee verkauft wird. (Ein Frühstück wird in der Herberge nicht angeboten, dafür ist sie viel zu klein.)
"Wie?! Etwa durch dieses Zeug, diese ..."
"Was glauben Sie, wie schwierig es ist, in Kalifornien Wolfswurz und Silberblatt zu finden! Da musste ich doch auf eine würdige Gelegenheit warten, um die Mixtur zum ersten Mal auszutesten! Ich würde sagen, mein Versuch war mehr als erfolgreich! Und das, obwohl ich das Kinderfett einfach weggelassen habe, ich hatte mir ja gleich gedacht, das ist nur abergläubischer Schnickschnack."
"Das war vor allem eine würdige Gelegenheit, einen aufgebrachten Mob zusammenzubringen! Sehen Sie sich nur mal um, verdammt nochmal, Miss Wickett! In einer Stadt wie dieser warten die Knallköppe nur auf eine solche Gelegenheit, um so richtig zu eskalieren!", raunt Shadrack.
"Kann man die Urkunde mal sehen?", will Byrd wissen.
"Ist auf meinem Zimmer, gut versteckt! Heute geben wir sie unseren 'Bündnispartnern wider Willen', und dann sind wir fertig mit der Sache, und können uns wieder unseren eigenen Angelegenheiten widmen."
War das Zurückstehlen der Urkunde ein Clue? Die FlexTale-Tabelle sagt ja, also sind wir hiermit weitergekommen bei unserer
Queste: Sweetrocks Machenschaften beim Hängen der Verdächtigen vereiteln (Clue Target 4\5).
☆
Es fehlt nur noch ein lausiger, kleiner Hinweis, um das Abenteuer abzuschließen. Womöglich müssen unsere Helden doch noch mit Hangin' Judge Gabriel interagieren dafür. Dieser letzte Schritt könnte aber auch bereits darin bestehen, die Kontaktmänner von der Blackjack-Gang überhaupt zu lokalisieren, um ihnen die Urkunde zuzuspielen — die Wild Cards wissen schließlich nicht, wer in der Stadt insgeheim ein Blackjack ist, und Victor Navarro und Spike Dougan haben sie seit dem Abend im Old Moon Saloon nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ein neuerlicher Research-Wurf wird also nötig sein, den macht Mister Shadrack, mit Support durch Miss Wickett (sie verwendet Notice, um verdächtig erscheinende Blicke aufzufangen, oder vielleicht ein schwarzes Halstuch an irgendjemandem zu entdecken). Dank Mays Support gelingt Rex auch direkt ein Erfolg. Sie geraten an einen Waffenhändler namens Cletus Peacock, vor dessen Warenzelt gelegentlich schattenhafte Gestalten herumlungern, die angeblich Jagdsport-Enthusiasten sind, aber in Wirklichkeit Outlaws aus der Blackjack-Bande. Zwar stellen die Männer sich nicht vor, aber sie machen glaubhaft, dass sie mit den Navarros und Spike Dougan bekannt sind. Nachdem May B. ihnen unauffällig die ledergebundene Akte weitergegeben hat, brechen sie direkt auf: Heute wird bereits die Verhandlung sein, und für Hodgins kann das die Rettung in letzter Sekunde bedeuten. In dem großen Mannschafts-Essenszelt werden bereits Tische und Stühle vorbereitet für die Verfahren, und gemalte Schilder davor aufgestellt, die auf das heutige Gerichtsurteil hinweisen, komplett mit Getränkepreistafel; erste Sweetrock-Schürfer stoßen bereits auf den erwarteten 'Sieg der Gerechtigkeit' an, auf Howard Findley, und ein paar schießen gelegentlich salute in die Luft. Die Stimmung bei dem Essenszelt wirkt mehr wie bei einem Volksfest als wie bei einem legitimen Gericht.
Diesen letzten Clue habe ich versucht, bei einer sozialen Begegnung zu erhalten, bei solchen ist die FlexTale-Tabelle weniger freigiebig als bei relevanten Schauplätzen, man muss also hoch würfeln. Ich erziele eine 16 auf dem W20, was hierbei bedeutet: Dies war der letzte benötigte Clue, dies war also der Abschluss für unsere
Queste: Sweetrocks Machenschaften beim Hängen der Verdächtigen vereiteln (Clue Target 5\5).
☆
Die Law Dogs werden also im letzten Moment Gelegenheit bekommen, die Besitzurkunde erneut zu prüfen. Bei der Verhandlung im gerammelt vollen Zelt erscheint Sheriff Coleman persönlich, ein Kerl mit wettergegerbtem Gesicht und Lederkleidung. Unter seinem strengen Blick scheinen diverse der anwesenden Aktenschmierer bei Sweetrock unwillkürlich eine Nummer kleiner zu werden.
J.P. Coleman, Sheriff von Gomorra
Steven Gabriel werden die Papiere vorgelegt, und die Beweislage macht ihm unmöglich, Levon Hodgins einfach als den Claim Jumper darzustellen. Mehrere der Sweetrock-Fritzen winden sich nervös in ihren Sitzen. Sie können kaum öffentlich damit auftrumpfen, dass diese Urkunden es waren, die bei dem feigen Einbruch letzte Nacht aus ihrer Zentrale gestohlen wurden, denn dann müssten sie ja erklären, woher sie die überhaupt hatten.
"Gleich kommt der Moment, wo Sweetrock Mining platzt wie ein häßliches Porzellan-Sparschwein unter einem Hammer!", flüstert May B. schadenfroh den vier anderen zu, während sie auf ihren mühsam ergatterten Stühlen im Zuschauerraum sitzen, "ich nehme an, Coleman zeigt gleich die gefälschte Urkunde herum! Das ist der Beweis, dass Sweetrock allesamt Betrüger sind, dieses Gericht eine Schande, und dass es damals bei Black Jack Jackson persönlich ganz genauso gelaufen ist!"
"Na, dann haltet mal Eure Hüte fest, Compadres!", freut sich Byrd.
"Das wage ich stark zu bezweifeln, Miss Wickett ...", grummelt Shadrack.
Und er behält Recht: Die Orakelwürfel geben an, dass die halbfertige Fälschung überhaupt keine Erwähnung findet! Die Law Dogs wissen, dass es den befürchteten, offenen Krieg mit Sweetrock heraufbeschwören würde, wenn sie derartig alle Register ziehen würden, also behalten sie die gefälschte Urkunde vorerst für sich.
Es kommt noch schlimmer: Bei der Frage, ob Levon Hodgins freigesprochen wird, sagen die Orakelwürfel — trotz größtmöglicher Wahrscheinlichkeit! — nein!
Steven Gabriel lässt sich nicht beeindrucken von der veränderten Beweislage, er hört ein paar Sweetrock-Funktionäre und einen eingeschüchterten Typen vom Claims Office an, dann erklärt er kurzerhand die vorgelegte Besitzurkunde für eine Fälschung, und spricht leidenschaftslos das Todesurteil aus.
Sheriff Coleman und mehrere seiner Deputies springen von ihren Stühlen auf, und Coleman ruft: "Sind Sie übergeschnappt, Mann? Diese Papiere sprechen eine klare Sprache, die können selbst Sie nicht ignorieren!"
Hangin' Judge Gabriel sieht ihn kalt an, und entgegnet, "Sie sollten es besser wissen, als derart die Schnauze aufzureißen, Sheriff! Ich verweise Sie dem Saal wegen Missachtung des Gerichts! Gerichtsdiener, entfernen Sie diesen Kerl, und seine Helfer."
Die Gerichtsdiener sind wie durch Zufall alles Revolverhelden aus Findleys Privatarmee. Die setzen sich umgehend in Bewegung, um Gabriels Befehl zu befolgen. Kurz sieht es so aus, als würden Coleman, der fette Deputy im Jeanshemd, und ein paar der anderen Gesetzeshüter die Waffen ziehen, und hier und jetzt eine Saalschlacht beginnen. Dann aber hebt der Sheriff seinen Arm, um seine Leute zurückzuhalten.
Coleman sieht Gabriel mit stählernem Blick in die Augen, und sagt laut, "Bei Ihnen, Euer Ehren, geht nicht alles mit rechten Dingen zu! Das wird alsbald ein Ende haben in meiner Stadt. Recht und Gesetz werden hier Einzug halten, koste es, was es wolle. Merken Sie sich meine Worte."
Nachdem die Law Dogs unter einigem Geraune aus dem Zelt geführt wurden, beendet Hangin' Judge Gabriel die Veranstaltung: "Sheriff Coleman hat wohl vergessen, dass mich eine Mission lenkt, um die allgegenwärtige Gesetzlosigkeit in meinem Bezirk einzudämmen, und zwar mit allen nötigen Maßnahmen! Die Regierung von Caine County und dem Territorium von Kalifornien gibt mir dabei Recht, dann sie haben mich eingesetzt. Sämtliche Urteile dieses Sammelverfahrens sind rechtskräftig und haben unmittelbar vollstreckt zu werden!"
Die Wild Cards werfen einen Blick hinüber zu den Angeklagten, Levon Hodgins sieht aus wie betäubt. May B. wischt sich stumm zornige Tränen aus dem Gesicht.
"Wie absurd!", flüstert Joycelyn ungläubig.
Die ersten Zuschauer beginnen, sich zu erheben, die weniger eleganten unter den Sweetrock-Anhängern applaudieren und johlen.
"Das war wohl nicht das Ende, was?", sagt Byrd halblaut, "Ich hab' so ein Gefühl, dass das heute im Gegenteil erst der Anfang war! Bald geht's erst so richtig rund!"
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