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[Deadlands] Savage West Solo Play
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Als Teil eines kleinen Grüppchens von Reitern bricht unser Aufgebot also heute Vormittag auf, erneut in Richtung Westen. Die Trails hier sind viel bereist und gut gesichert, gerade nach Shan Fan besteht viel Pendelverkehr.
Von Virginia City nach Gomorra sind es gut 240 Meilen. Zu Pferde sind das mindestens acht Tage — wenn alles gut geht! ... Ran an die Karten!
Reisetag 1
Keine Begegnung. Vom Kutschbock eines kleinen Fuhrwerks werden die Wild Cards sehr durchhaltend beschallt von einem ausgezeichneten Banjo-Spieler, der unterwegs nichts besseres zu tun hat, und prächtige Laune verbreitet.
Byrd und Shadrack vertreiben sich die Wartezeiten in den Pausen mit allerlei Schieß- und Schnellzieh-Übungen und tauschen Erfahrungen beim Duellieren aus. Die Schürfer bestaunen ihre Schießkünste, und Byrd lässt sich nicht lumpen, ein paar Tricks zu zeigen.
☆
Reisetag 2
Keine Begegnung. Bei den Essenspausen und abends am Lagerfeuer animiert Luca Byrd die Goldgräber dazu, ihre Lieblingsgeschichten zum besten zu geben. Seine blitzblauen Augen beobachten dabei insbesondere Joycelyn, vor allem, wenn sie ihrerseits mal einen Schwank aus ihrem jungen Leben als Showstar erzählt. May B. entgeht sein Blick auch diesmal nicht, aber sie bringt es nicht zur Sprache.
☆
Reisetag 3
Keine Begegnung. Joycelyn und Shadrack beginnen etwas mürrisch zu werden wegen ihrer Allerwertesten. John Bloody Knife ist der einzige, dem das tagelange Hocken auf dem Gaul nichts auszumachen scheint, der Macker scheint ganz aus gekochtem Schweinsleder zu bestehen.
"Erzählen Sie mir was aus den Sioux Nations, Mister Bloody Knife!", sagt irgendwann an diesem Tag May B. zu dem Krieger, als sie nebeneinander her reiten. Sie hat ihre Gier nach okkulten Einblicken jetzt lange genug zurück gehalten.
"Stimmt es, dass die Sioux und Northern Cheyenne ihre Heimat zurückerobern konnten wegen der Wiederkehr der Geister aus den Ewigen Jagdgründen?"
John taxiert die Hexe, und antwortet dann, "Jedes Kind weiß das, Halbblut. Der rote Mann hat für lange Zeit einen Kampf gegen den weißen Mann und seine Geräte geführt, der nicht gewonnen werden konnte. Beim Reckoning wurde jedoch plötzlich das Gleichgewicht in den Ewigen Jagdgründen verändert, durch das Tun der bösen Manitous. Damals sind unsere Totemgeister zurückgekehrt, um uns zu helfen, die Manitous wieder zu bannen. Die Sioux Nations sind durch die starke Medizin unserer Stämme entstanden. Und dadurch, dass die beiden Stämme des weißen Mannes immer noch in ihren Krieg miteinander verwickelt sind."
"Warum verachten Sie dann die Bleichgesichter so sehr? Sollten wir uns nicht stattdessen darauf konzentrieren, die Manitous zu bekämpfen?"
"Pah, kein Wunder, dass Du so sprichst, May B. Wickett, denn auch Du bist —"
"... zur Hälfte ein dummes, verfacktes, weißes Weib!", lacht sie.
"Wer waren Deine Eltern?", knurrt Bloody Knife.
"Meine Mutter ist eine Northern Cheyenne. Wenn mein weißer Vater sie nicht aus dem damaligen Reservat gekidnappt hätte, wäre sie vermutlich Zeugin der Gründung der Sioux Nations geworden."
"Die Wasichu bringen nichts als Schande über das Land."
"Mein Vater muss ein ziemlicher Dreckskerl gewesen sein, ich kenn' ihn gar nicht, aber ich bin trotzdem ziemlich froh, dass es mich gibt!"
"Du siehst nur den Teil der Ereignisse, der Dich betrifft, Squaw! Ich war bei Red Bears Kampf gegen die ersten weißen Frevler, die in den heiligen Black Hills nach Gold und Ghost Rock gegraben haben! Ich war bei den Kriegern von Crazy Horse bei der Schlacht von Little Big Horn, als wir den schändlichen Häuptling Custer besiegt haben! Wir roten Brüder und Schwestern haben gegen die Feinde gekämpft als gäbe es keine Zukunft mehr, wenn wir verlieren würden. Am Ende haben wir erreicht, dass der Feind erneut unsere Landesgrenzen akzeptiert. Wenn auch Du gesehen hättest, was die Wasichu angerichtet haben, würdest Du anders über Deine Abstammung denken!"
"Wer weiß ..."
"Du versuchst zu sehr zu sein wie Dein Vater!"
"Hä? Das von einem Kerl, der seinerseits die halbe Zeit von seinem Vater spricht? Und überhaupt, Sie kennen meinen werten Erzeuger doch genauso wenig wie ich selbst. Woher wollen Sie wissen, ob ich versuche, so ähnlich zu sein wie er?"
"Alles an Dir spricht davon. Er hat Dich nicht groß gezogen, das hat Deine Mutter gemacht. Sieh' Dich an, May B. Wickett: Du hast das Glück, vom edlen Stamm der Northern Cheyenne her zu kommen! Aber dennoch lebst Du wie ein Bleichgesicht!"
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Reisetag 4
Die Reisegruppe erreicht das Vorbergland der Sierra Nevada.
Die Karte für Reisebegegnungen ist heute ein Joker! Also werden gleich zwei Karten gezogen, und 2W20 gerollt für die Tabelle im Grundbuch. Beide W20 zeigen eine acht, und das bedeutet sowohl Heat als auch Shelter, das passt doch zusammen.
Die Hitze um die Mittagszeit ist mörderisch, noch schlimmer als in den letzten Tagen. Diese Hitzewelle wird für sieben Tage angalten! Alle Wild Cards und die Begleiter schaffen ihren Vigor-Wurf für den Vormittag. Um die Mittagszeit müssten sie mit Abzug erneut würfeln, aber das zweite Resultat rettet sie davor: Einer der Mitreisenden kennt einen schattigen Pass, auf dem man etwas weniger schnell voran kommt, dafür im Kühlen.
Das Vorbergland der Sierra Nevada
Reisetag 5
Die Steigung wird größer, was es zunehmend anstrengender macht für Rösser und Reiter, und auch den kleinen Fuhrwagen. Mit dem -2-Abzug auf Vigor werden Shadrack, May B. und die Schürfer in der Mittagshitze Fatigued. Immerhin kriegt keiner einen Hitzeschlag oder ähnliche Späße.
"Und auch heute heißt es wieder, saufen, saufen, saufen!", ächzt Luca Byrd und setzt schon wieder seine Feldflasche an die Lippen.
"Sag' ich doch immer, jede Menge Wasser saufen", kommentiert Rex Shadrack.
Die Karte ist heute eine Herz Dame, also gibt es eine Reisebegegnung:
Elf Indianerkrieger begegnen der Reisegruppe! Wenn ihr Stamm zur Algonkian-Sprachgruppe gehören würde, könnte John mit ihnen reden, das wäre ein großer Vorteil, aber Sioux werden es so weit im Westen nicht sein. Hier in der Sierra Nevada geraten die Reisenden jedoch an Miwok, die ihre eigene Sprache haben. Laut der Tabelle in One Page Solo Engine ist das Ziel der Krieger Selbstbereicherung, sie haben also Bock auf Tagesrationen, Dollars, und Munition. Untypisch für einen Stamm, der so nachhaltig lebt wie die Miwok. Laut Orakelwürfeln sind diese elf außerdem nicht Anhänger der Alten Wege, sie haben Gewehre bei sich. Sie beobachten mit finsteren Blicken die näher kommenden Fremden von den Felsen aus und reden unter sich. Es riecht nach Ärger ...
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Advances
An dieser Stelle haben drei der Wild Cards wieder genug EXP, um zu steigern.
Shadrack: Rex soll sein erstes Legendary Edge bekommen. Das wird Professional sein (in meinen Kampagnen heißt es wegen dem irreführenden Namen übrigens Legendary Trait), was seinen Shooting-Skillwürfel permanent auf W12+1 steigert. Fett.
Byrd: Luca machen wir nach der Wüstenhitze noch hartgesottener, und er bekommt Vigor➜W8.
May B.: Miss Wickett bekommt endlich erstmalig den Vorteil Power Points.
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Die Miwok-Indianer sind von der Begegnungstabelle als 'Fremde' beschrieben, nicht von vornherein als 'Gegner', also kann man theoretisch mit ihnen reden.
"Kemosabe!", ruft John Bloody Knife in seiner tiefen Stimme, und schickt ein paar Sätze auf Algonkian hinterher, dann versucht er es auf Englisch: "Meine roten Brüder! Viel hat der weiße Mann unseren Vorfahren weggenommen, aber eines hat er uns gegeben: Eine Sprache, mit der auch wir uns verstehen können, egal aus welchem Stamm wir kommen, und von welchen Jagdgründen auf der Erdmutter! Sagt mir, Brüder, versteht Ihr mich?"
Das Würfelorakel sagt dazu, "ja, und außerdem":
Der Anführer der Miwok wagt sich etwas weiter aus der Deckung zwischen den hohen Felsen der Klamm. Er trägt einen Überwurf aus getrockneter Lederhaut eines jungen Salzwurms, die Tentakel fallen ihm als lange Stränge über die Schultern. Ein paar seiner Krieger haben ähnliche Mäntel übergeworfen, garstig vielleicht, aber nützlich.
"Wir verstehen die Zunge der Weißen, Sohn der Sioux Nations! Diese Berge sind schon lange nicht mehr so abgeschieden, wie sie einst gewesen sind!", sagt er in akzentfreiem Englisch.
Bloody Knife ist verblüfft, und nickt dann dem Miwok zu.
"Seid Ihr auf der Jagd, meine roten Brüder? Jagt Ihr das Reh, oder gar den gefürchteten Salzwurm jener Wüste aus der wir gerade kommen?"
Der Miwok-Anführer grinst: "Wir sind auf Beutezug, Sohn der Sioux Nations! Wir wollen Güter und Geld in unser Dorf bringen zu den hungrigen Familien!"
John erhebt die Stimme noch etwas lauter: "Ich bringe Euch stattdessen die Vision meines Vaters, rote Brüder! Joseph Eyes-Like-Rain und sein Menschenzug müssen kürzlich auch diesen Weg gegangen sein. Es ist seine Botschaft, die ich Euch gebe! Es ist ein Aufruf an alle roten Männer und Frauen — egal, von welchem Stamm!"
John würfelt Persuasion, aber mit -2 wegen der großen Skepsis der Fremden. Trotz Benny-Einsatz kommt er nicht auf einen Erfolg mit seinem popeligen W4.
"Deine Worte klingen verdammt nach Ravenite-Geschwätz", sagt der Miwok-Anführer grimmig, "aus Deinen Jagdgründen sind schon viele Ravenites gekommen, mit Aufforderungen an alle Indianer, sich zu vereinen. Um gemeinsam zu den Waffen zu greifen, und in der Schlacht zu sterben. Wir wollen Euren Krieg gegen die Bleichgesichter nicht!"
"Nein, mein Bruder! Hört mich an. Die Vision meines Vaters ist nicht wie die des Raven! Sie ist keine Botschaft des Krieges, sondern des Friedens!"
... Wieder kein Persuasion-Erfolg!
Der Miwok knurrt, "Du sprichst mit gespaltener Zunge, Sohn von Joseph Eyes-Like-Rain, große, behäbige Natter! Ihr seid nicht besser als alle anderen Reisenden. Vielleicht bist Du sogar insgeheim ein Ravenite, und trägst versteckt am Leib das Rabenkopf-Tattoo! Wir trauen Euch nicht. Und Ihr habt Nahrungsmittel und Munition. Lasst uns sehen, was Ihr mit Euch führt!"
Der Miwok hat Intimidation auf W8, ohne Wild Die, aber schafft auf Anhieb eine 11! Bloody Knife ist durch die Anschuldigung völlig aus dem Konzept gebracht, als Raven-Anhänger ist er noch nie beleidigt worden. (Da er neulich seinen Alte-Wege-Eid gebrochen hat, bekommt er derzeit auch nicht seinen freien Reroll für Spirit-Würfe.)
Er sieht verwirrt die Bleichgesichter neben sich an: "Mein Vater weiß viel besser mit Worten umzugehen als ich! Die Miwok misstrauen mir! Wir müssen ihnen Proviant abgeben."
Shadrack verzieht angepisst das Gesicht, und übernimmt: "Gentlemen, muss ich dies als Drohung verstehen? Dann ist das hier womöglich ein Überfall! Wir haben ebenso viele Gewehre auf unserer Seite wie Sie, und obendrein deutlich mehr Pistolen! Mein Vorschlag daher, scheren Sie sich augenblicklich zum Geier, oder ich schieße Sie von ihren gottverdammten Felsen herunter wie Fallobst!"
Trotz Benny-Einsatz kommt auch er nur auf einen Erfolg, der Anführer ist gerade mal Distracted.
"Her mit dem Plunder, dann lassen wir Euch mit Eurem Leben durch unser Land ziehen!", ruft er, aber nun klingt er nervös, er erzielt eine 1.
"Letzte Warnung, ich wiederhole mich nicht!", bellt Shadrack bedrohlich, und zieht beide Pistolen, gleichzeitig fliegt Luca Byrd sein Peacemaker in die Hand, und er unterstreicht die Drohung, indem er dem gegnerischen Anführer ein paar der getrockneten Wurm-Fangarme von dessen Kopfschmuck wegschießt. (Er schafft einen Shooting-Erfolg ztrotz Abzügen für Reichweite und das kleine Ziel, und gleichzeitig werte ich das Ergebnis als Support für Rex' Intimidation!) Durch diesen Support kommt Shadrack auf eine ordentliche 16; der Gegner setzt zwar eine 11 dagegen, aber das ist dennoch ein Raise. Die Miwok rufen sich gegenseitig Befehle zu, und gehen hastig in Deckung. Nach einem kurzen Moment setzen die Reisenden sich wieder vorsichtig in Bewegung, sichern von ihren Sätteln aus in alle Richtungen mit ihren Schießeisen die eng stehenden Felshänge ab, allesamt mit Angstschweiß in den Gesichtern. Aber die Wegelagerer bleiben außer Sicht. Das Zusammentreffen ist unblutig aufgelöst (und alle Wild Cards bekommen einen Benny dafür).
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Am abendlichen Lagerfeuer spricht May B. mit forschendem Unterton erneut den abseits sitzenden John an: "Sie haben schon mehrfach von der Vision Ihres Vaters gesprochen. Und Sie sind nicht einmal der erste, den ich treffe, der das tut. Mister Byrd und ich haben vor einer Weile zwei Komantschen getroffen, die ebenfalls daran glauben. ... Können Sie die Botschaft mir wiedergeben? Ich bin neugierig darauf!"
Bloody Knife schweigt eine Weile stoisch. Dann sagt er: "Ich habe nicht die richtige Zunge dafür. Mein Vater hat sie, nicht ich. Mein Vater war immer ein Mann des Friedens. Seine Medizin ist außergewöhnlich stark. Er kann Menschen zusammen rufen, und zum Zuhören bringen. Ich bin ein Mann des Krieges, ich habe gut und viel gekämpft für Häuptling Crazy Horse. Du solltest die Botschaft deswegen besser von den anderen Sioux hören, wenn wir am Ziel angekommen sind."
"Geht es dabei um den Geistertanz? Die Komantschen haben uns gesagt, es sei so ähnlich."
"Der Geistertanz ist eine Lehre der Paiute. Auch der erreicht immer mehr Stämme, so wie die ganze Alte-Wege-Bewegung. Aber nein, die Vision meines Vaters ist eine andere als die von Wodziwob und Wovoka. Sie ist nicht für das ganze Land, wie die Alten Wege und der Geistertanz. Sie ist einzig für jene Jagdgründe, die Sie das Gomorra Valley nennen."
"Aber was ist dort, außer einer Menge Ghost Rock und weißer Siedler? Und welche ... welche Mächte haben Joseph Eyes-Like-Rain seine Vision gegeben?"
"Ich werde sie Dir zeigen, die Sioux Union, wenn wir dort sind. Deren Medizinleute müssen entscheiden, ob sie Dir berichten. Sie sind es, die die Zungen dafür haben. Wenn sie es überhaupt wollen, ich weiß nicht, was sie von Dir halten werden."
"... Sioux Union?"
"Der Menschenzug, den Joseph Eyes-Like-Rain begonnen hat. Doch hier draußen sind wir Sioux nur im Namen. Viele rote Brüder und Schwestern von anderen Stämmen kamen unterwegs dazu. Unsere Medizin ist mächtig, wird stärker mit jedem Tag und mit jedem, der sich uns anschließt."
☆
Reisetag 6
Keine Begegnung heute. Der Schrecken vom gestrigen Hinterhalt sitzt den Schürfern noch in den Knochen. Im Verlaufe des Tages beginnt jedoch der Banjo-Spieler auf dem Kutschbock, Harry, wieder aufzuspielen, und die Musik vertreibt schließlich die Beklommenheit.
Harry
Shadrack leidet weiterhin ordentlich unter der Hitzewelle, so wie die Schürfer, und nun auch Bloody Knife. Byrd derweil hat zwei Raises beim heutigen Vigor-Wurf, er fühlt sich pudelwohl, und nutzt dies aus, um immer mal wieder ein Schwätzchen mit dem enervierten Shadrack zu suchen. Ein hübsches Bauernmädchen mit blonden Zöpfen hat es ihm außerdem angetan, und er versucht sich mit ordentlich ritterlichem Gebaren bei ihr (und nebenher ihrem adleräugigen Herrn Vater) einzuschmeicheln.
May B. fällt des nachts in ihrem Schlafsack wieder in wirre Träume, und im Morgengrauen ist ihr, als wären sie noch lebhafter geworden — vielleicht, weil sie nun näher an ihrem Zielort sind. Sie lauscht mit fasziniertem Befremden in die dämmerige Wildnis, bis endlich die Sonne über den Berggipfeln erscheint. Als sie beim Frühstück Shadrack gegenüber etwas davon erwähnt, fragt er direkt nach, ob sie zu prophetischen Eingebungen neige, natürlich in so gedämpfter Stimme, dass die Umsitzenden es nicht hören.
"Eingebungen? Wie meinen Sie das? Es sind nur komische Träume!"
"Aus Ihrem Munde klingt dies etwas naiv, Schätzchen! Sie haben gelegentlich seherische Qualitäten an den Tag gelegt, wie zu beobachten war, seit wir miteinander unterwegs sind."
"Seherische was ...? Ach so, Sie meinen, weil Unsichtbares manchmal für mich sichtbar ist!"
"Ja, und zwar scheinbar nicht als Teil Ihrer Ausbildung: Keine Formeln, keine Hexengesten, keine vermaledeiten Kräuter! Eine instinktive, übernatürliche Gabe."
"Das ist, weil ich ein Halbblut bin. Meine Mutter und unsere alten Nachbarn haben früher gesagt, Bastarde wie ich können manchmal zwischen die Welten sehen. Ich konnte Manitous und Gespenster sehen, lange bevor Black River mich unterrichtet hat. Aber erst als ich sieben war."
"Wenn ich Sie korrekt auf zwanzig schätze, dann ist das nicht verwunderlich, weil sowohl Ihre angeborene Gabe und das Erscheinen von Geistern erst mit dem Reckoning eingesetzt haben kann. Die Welt hat sich verändert, als Sie sieben waren."
"Klugscheißer! Na ja, womöglich haben Sie recht damit. Aber die Zukunft vorhersagen kann ich jedenfalls nicht. In Wichita konnten das nur die Obermackerinnen. Kristallomantie und so."
"Informieren Sie mich unbedingt künftig über weitere Träume, wenn Sie sich daran erinnern, Miss! Insbesondere, wenn biblische Symbole darin vorkommen, okkulte Zeichen, oder gar ein Stier mit bleichem Fell!"
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Reisetag 7
Die Reisebegegnungs-Karte für heute ist ein Kreuz As! Das Ergebnis ist Tainted Water, oh ha.
Wasserlöcher und Bergseen, die noch nicht ausgetrocknet sind, sind höchst beliebt bei den Reisenden während die Hitzewelle andauert. Ein derartiges ist heute um die Mittagszeit zu finden.
Wir gewähren allerdings mal May B. und John einen Wurf mit ihrem Survival-Skill, und die Hexe kommt dabei locker auf ein Raise. Gerade wollen die ersten Rastenden begierig ihre frisch gefüllten Trinkflaschen ansetzen, da hört man sie plötzlich aus dem Ufergebüsch, wo sie herumgestöbert hat, schreien: "Nicht trinken! Trinken Sie nicht das Wasser!"
Köpfe wenden sich verwirrt um.
May wirkt grünlich um die Nase und will nicht gestatten, dass alle sehen, was sie da gefunden hat, insbesondere die Heranwachsenden (und Joycelyn). Ihre vier Mitstreiter kommen natürlich dennoch sofort herbei, und ihr Blick fällt auf einen Kadaver, der neben dem Wasserloch verendet ist.
"Ih, ist das eklig, dem hängen ja schon die Eingeweide raus", kommentiert Byrd mit gerümpfter Nase, "muss wohl schon ein Bussard dran gepickt gaben!"
"Nein verdammt, das sind nicht seine Eingeweide, das sind Greifarme! Schauen Sie mal genauer hin — nicht Sie, Miss Lancaster! — sehen Sie das dazwischen, das sind ... Augenlider!"
Eins davon ist geöffnet, und der halb vertrocknete Augapfel dahinter scheint dem Aufgebot einen trüben Blick zuzuwerfen.
"Texas Tummy Twister! Wahrscheinlich ist das ganze Drecks-Wasserloch davon befallen!", zischt die Hexe angeekelt, "denken Sie lieber nicht dran, dass jeder, der davon trinkt, in kürzester Zeit auch so aussehen könnte wie der hier!"
Alle müssen gegen Nausea würfeln, und schaffen es, außer dem sonst so unverwüstlichen John Bloody Knife, der geht weg, um zu kotzen.
"Scheißendreck, ich glaube, Mister Bloody Knife hat soeben dran gedacht!", murmelt Byrd mitleidig.
Als die nervös gewordene Gruppe kurz darauf wieder ihre Pferde zum Weiterreiten aufsattelt, kann man Shadrack sehen, wie er seine Pokerkarten mischt und den Tümpel fixiert. Er hat das Ansinnen, die Wasserstelle zu reinigen, aber da er die Kraft Elemental Manipulation nicht selber hat, muss er sie von den Manitous borgen, mit den Regeln für Dealing With The Devil. Als Pokerhand zieht er beinahe eine Straße, und hat auch einen Joker dabei, aber es fehlt eine Karte, so dass es am Ende nur ein lumiges Paar wird. Das reicht aber für Elemental Manipulation immer noch. Das Tümpelwasser sieht sogleich eine Nuance weniger trüb aus. Leider war Shadracks Gambling-Wurf eine Doppeleins, und nach Auslösen der Formel trifft ihn ein Backlash, wie Ernest Amblin einen in der Silbermine hatte! In seinem Fall tasten kurz winzige, violette Blitze über ihn, und dann fällt der große, hagere Gentleman um, steif wie ein Brett. Sein Schadenswurf hat eine Wunde ergeben, die er jedoch mit zwei Bennies negiert bekommt. Byrd und Bloody Knife helfen ihm eilig auf, da knurrt er schon wieder, "es ... es geht schon! Nichts passiert! Nur die Hitze!", und rückt seinen Zylinder zurecht. Für die gute Tat bekommt er jedenfalls einen Benny zurück, die nächsten Wanderer finden womöglich gesäubertes Wasser hier vor.
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Die Sommerhitze hält dann tatsächlich auch Rex und Joycelyn schön konstant auf Erschöpfungszustand, so wie auch die Schürfer. Luca Byrd kommt auf ein ähnlich beeindruckendes Wurfresultat wie gestern, und nutzt seine gute Verfassung auch heute wieder, um nebenbei allerlei Possen zu reißen, und der Bauerstochter zu imponieren.
Nicht genug mit der Hitze, heute ist die erste Woche im Sattel rum, was bedeutet, dass alle Wild Cards Riding würfeln müssen, um nicht sattelwund zu werden (wie im Dreadlands-Grundbuch beschrieben unter "Hoofing It", Seite 39). Rex Shadrack schafft es nicht trotz Benny-Einsatz, und wird Fatigued. John Bloody Knife auf seinem ungewohnten Pferd würfelt sogar Schlangenaugen, und der Kritische Misserfolg lässt ihn Exhausted werden. Die Reise wird so langsam eine schöne Tortur für die beiden; der eine versucht mit Arroganz darüber hinweg zu täuschen, der andere mit verbissener Sturheit.
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Reisetag 8
Keine Begegnung. Entsprechend langsamer kommt die Gruppe ab heute voran. Gnadenlos wird weiter gewürfelt gegen die Hitze des Tages, und fast alle Wild Cards werden dadurch zusätzlich erschöpft. Der einzige, dem die sengende Sonne heute überhaupt nichts auszumachen scheint, ist der Indianerkrieger, er ist ja auch bereits Exhausted seit gestern. Während die Weißen vor Erschöpfung ächzen und schimpfen, reitet er in grimmiges Schweigen gehüllt immer weiter, mitunter mit gefletschten Zähnen, und scheint das Wetter gar nicht zu bemerken.
Der Anführer der Schürfergruppe, Joss, plädiert abends dafür, dass man einen Tag aussetzt und im Schatten kampiert. Alle sind abgekämpft, und die unerwartete Hitzewelle, die einfach nicht aufhören will, stellt eine ernste Gefahr dar. Da man neulich keine Konserven an die Wegelagerer verloren hat, muss man auch nicht befürchten, dass der Proviant ausgeht, wenn es jetzt einen Tag länger dauert. Man muss eben weiterhin sparsam sein, das hat bisher gut geklappt.
Joss
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Advance
John Bloody Knife hat durch diese Session seinen ersten Advance seit Spielbeginn verdient, und ich wähle für ihn Sweep. Er soll schließlich der Nahkämpfer werden in unserem Aufgebot aus Pistoleros.
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Reisetag 9
Die Reisegruppe verbringt also diesen Tag im Schatten des Berghanges. Shadrack und Bloody Knife brauchen jedoch 1W4 Tage Rast, um sich von den wundgescheuerten Stellen zu erholen, und das Wurfergebnis ist drei. Die Hombres behalten also ihre Fatigue-Level erstmal. Alle hocken den ganzen Tag lethargisch im Schatten rum.
Joycelyn wird dabei umlagert von den jungen Männern unter den Schürfern, und von Harry mit seinem Banjo, und singt die meiste Zeit über Lieder mit ihnen. Es ist zwar nicht gerade wie in Virginia City hier draußen, aber sie arrangiert sich.
Byrd wird von zwei enthusiastischen Jungs zu seinen Pistolen ausgefragt, zum Leben als Revolvermann, und zum Bürgerkrieg. Er hört den Fragen lächelnd zu, gibt aber nur wenig Antworten, und bringt die beiden schließlich dazu, mit ihm und dem blonden Bauernmädchen zum Gebirgsbach zu gehen, um die Extra-Wäsche der Reisegruppe zu waschen. (Dafür, dass er das Interesse der Jungs vom Krieg auf die Hausarbeit umgelenkt bekommen hat, und sich obendrein bei seiner Süßen weiter beliebt machen konnte, gratuliert er sich innerlich selbst.)
John Bloody Knife beginnt im Verlauf des Tages, Rex Shadrack und May Wickett zu beobachten, wie es aussieht mit einer gewissen Skepsis. Er scheint aber seine Fragen für sich behalten zu wollen.
"... Ich hätte nicht mit dem gottverdammten Tümpel herumpfuschen sollen! Dann hätte mich auch kein Manitou umkippen lassen!", knurrt der Hexslinger, halb zu sich selbst, halb zu May, während sie gerade beide auf dem schattigen Kies herumvegetieren. Der Indianerkrieger sitzt mit einigem Abstand zu den unliebsamen Weißen zwischen den höher gelegenen Felsen und mustert von dort oben diese beiden gerade wieder nachdenklich.
Shadrack ist dabei, in die frisch nachgekauften Pistolenkugeln Runen zu ritzen, mit der Messerspitze. Er stellt sich äußerst geschickt dabei an.
"Sie wollten halt die Texas Tummy Twister töten. War doch theoretisch tadellos von Ihnen", witzelt May.
"Hätte ich's gar nicht erst versucht, wäre mir nichts anzumerken gewesen. Jemand wie ich darf sich nicht in die Karten schauen lassen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Ausflucht mit der zu großen Hitze nicht ganz gezogen hat bei Mister Bloody Knife."
"'Schuster, bleib' bei Deinen Leisten', meinen Sie. Oder in Ihrem Fall, 'Hexslinger, bleib' bei Deinen Sechsschüssern'!"
Shadrack nickt wortlos, arbeitet unbeirrt weiter.
May B. will leise wissen, "Was machen Sie da eigentlich die ganze Zeit? Sind das nicht ... wie heißen die noch gleich ... Futhark-Runen? Wie bei den Wikingern?"
"Hexslinger-Runen. John Henry Holiday hat sie vor ein paar Jahren vom einstigen Futhark-Alphabet abgeleitet, sie sind aber leicht modifiziert. Damit die Manitous im Weird West sie besser wiedererkennen können. Ich muss all meine Munition dementsprechend vorbereiten, damit ich im Bedarfsfall eine bestimmte Formel darauf anwenden kann, wenn sie in die Pistolen geladen sind."
"Da bin ich ja froh, dass ich nur dann und wann etwas Unkraut vom Wegesrand sammeln muss, um meine Künste zu verwenden. Ihr neumodischer Scheiß kommt mir etwas aufwendig vor!"
"Am Arsch, Sie kleine Kräuterhexe!", gibt Shadrack gelassen zurück, "aber wie dem auch sei, unser neuer Verbündeter hat, so glaube ich, Argwohn geschöpft. Sowohl was meine arkanen Techniken betrifft, als auch Ihre womöglich. Und wir dürfen nicht vergessen, dass er in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, in der das Übernatürliche als Teil der Alltagswelt gilt! Er hat sicherlich ein Auge für derartiges."
"Was glauben Sie denn, was er machen wird, wenn er einem von uns auf die Schliche kommt?"
"Die Mächte des Reckoning haben den Eingeborenen dieses Kontinents ebenso übel mitgespielt wie den Weißen! Könnte doch sein, dass er sich entscheidet, jene zu bekämpfen, die mit diesen Mächten im Bunde zu stehen scheinen. Und diese hundert Kilo Muskelmasse und Lederhaut möchte ich nicht im Nahkampf gegen mich haben!"
"Pah, nur die Bleichgesichter glauben immer gleich, der Teufel stecke hinter allem Unerklärlichen. John Bloody Knife denkt so sicher nicht, außerdem ist er auf unserer Seite. Und immerhin sieht er sich ja auch in unserer Schuld."
"Na, hoffen wir es", entgegnet Shadrack, kneift ein Auge zu, und lässt die Trommel seiner einem Smith & Wesson American über seinen Ärmel gleiten, wobei sie sich im Gehäuse dreht, frisch geladen mit Runen-Kugeln.
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Reisetag 10
Heute werden also wieder vor Dämmerungseinbruch die Pferde gesattelt, um die Berge gänzlich hinter sich zu lassen. Am Morgen erscheint vor den Reitern die tiefer gelegene Landschaft Kaliforniens schlagartig hinter einer felsigen Biegung des Bergpfades: Die riesige, orange Sonne bringt den fahlen Morgendunst zum Lodern und Glühen, und erhellt die sommerlichen Ebenen. Die Reiter halten inne, um nach den vielen Tagen in der Sierra erstmals ihren Blick auf dieses goldene Land zu werfen. Ihre Gesichter sind warm erleuchtet von dem feierlichen Morgenlicht. Einen Moment lang sagen sie nichts, und weiden sich nur an dem, was sie da unter sich sehen.
"Das erste Stück wäre dann geschafft!", sagt Joss leise, ohne sein Gesicht von dem Anblick abzuwenden.
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Die Begegnungskarte für heute ist ein Herz König: Die Reisenden bekommen es mit fünf Reitern der Armeekavallerie zu tun. Sind es Yankees, wird Bloody Knife sie auf dem Kiecker haben, sind es wiederum Rebs, dann muss der Fahnenflüchtige Byrd sich vor ihnen in Acht nehmen. Das Orakel entscheidet, es sind letztere, also konföderierte Grauröcke.
"Was wollen die Knalltüten denn hier draußen?", schimpft Byrd leise, angesichts der sich nähernden Soldaten auf dem staubigen Trail, "das hier ist ja nicht eben das Mississippi-Delta oder so! Nirgendwo ist man ungestört!"
Shadrack entgegnet, "Haben Sie etwa vergessen, dass Nord- und Südstaaten beide nichts sehnlicher wollen, als endlich Kalifornien als Bundesstaat ihrer eigenen Nation einzuverleiben? Mit Soldatenverbänden ist hier draußen durchaus zu rechnen!"
"Das können die doch nicht mit mir machen, wir kommen doch extra her, um unbehelligt zu sein!", sagt Byrd, aber hat schon wieder ein Grinsen aufgesetzt.
Was treibt die Kavallerie-Einheit denn an, die sich da nähert? Die Ziel-Tabelle sagt, sie wollen etwas wiederherstellen. Die Sicherheit der Grenze vielleicht, womöglich ist in der Nähe ihres Soldatencamps kürzlich jemand über die Sierra Nevada gekommen, der ordentlich Unruhe gestiftet hat? Das Orakel bestätigt dies, und erwähnt eine mystical Community. Nordstaaten-Streitkräfte sind's dann nicht, Desperadoes auch nicht. Eigentlich klingt das sehr nach Joseph Eyes-Like-Rains Menschenzug, der Sioux Union! Das Orakel sagt Bingo, die waren gerade erst hier, und außerdem wissen die Soldaten auch, wo sie jetzt sind! John Bloody Knife kann den Anschluss an seine Gruppe wiederfinden, wenn wir jetzt herauskriegen, wo die Sioux hin sind. Natürlich wissen unsere Helden das noch nicht.
Byrd kriegt schon mal einen Benny wegen seinem Wanted-Nachteil, denn wenn die Soldaten ihn erkennen, gibt's Stress. Als die Entgegenkommenden ihnen signalisieren, anzuhalten, schwingt er sich vom Sattel und verdrückt sich fröhlich pfeifend zwischen die Felsen am Wegrand, angeblich um zu pissen. Er erzielt ein knappes Raise gegen die Kavallerie bei einem Stealth-Wurf, und sie sehen ihn nicht verschwinden.
Die Jungs in Grau nähern sich mit einem Affenzahn
"Howdy, Leute!", sagt der Anführer der Einheit jovial, ein drahtiger, rothaariger Kerl mit Texas-Akzent und Hufeisenbart, und fasst John Bloody Knife ins Auge.
"Howdy! Gibt's ein Problem, Sir?", fragt Joss, freundlich aber streng. Auch er hat nicht so richtig Bock auf Südstaatler, immerhin ist er schwarz.
"Wir sind auf der Suche nach einem großen Menschenumzug von Rothäuten! Kalifornien ist ein Territorium der Konföderierten Staaten von Amerika, per Deklaration von Präsident Davis! Eine Gruppe, die leider als Kriegergruppe angesehen werden muss, hat jüngst die Grenze überquert. Wir sind hier, um die Sicherheit wiederherzustellen. Und bei Ihnen ist ebenfalls ein Indianer!"
Joss antwortet, "Unser Mitreisender hier ist aber nicht auf dem Kriegspfad. Sind Sie denn sicher, dass diese anderen Indianer es sind?"
Der Captain sagt leidenschaftslos, "Sobald über fünf Sioux ihr Land verlassen, zählen sie leider als Kriegstrupp! Wir haben diese Regeln nicht gemacht, das waren die verdammten Nordstaatler selber! Hier draußen in den Territorien heißt es jedenfalls, auf Nummer sicher gehen, Mister, denn die Lage ist hier schon gefährlich genug! Wir sprechen bei diesen Sioux von fast hundert Männern und Frauen!"
Rex Shadrack sagt von oben herab: "Dies hier ist jedenfalls keiner aus Ihrer gesuchten Kriegsgruppe, Captain, dies ist John Bloody Knife, der berühmte Blutsport-Champion aus Salt Lake City! ... Er ist geschäftlich hier draußen, ebenso wie der Rest von uns."
Er erzielt einen Persuasion-Erfolg gegen die Konföderierten, also kommen diese ins Zögern.
"Was wollen Sie in Kalifornien, alle miteinander? Sind Sie Siedler, oder Schürfer? Was haben Sie mit dem Blutsport-Champion zu schaffen?"
Joss sagt grimmig, "Wir reisen seit Virginia City miteinander zum gegenseitigen Schutz."
John fragt den Captain mit großer Bestimmtheit: "Wo habt Ihr diese Sioux gesehen? Wann kamen die über die Grenze?"
Dieser entgegnet abfällig: "Vorgestern, mein Junge. ... Womöglich doch Freunde von Dir?"
Johns Gesicht wirkt steinern. Er grummelt, "Die Sioux Nations sind groß. Wer weiß. Ich bin ... nur Blutsport-Champion."
Er gibt zwei Bennies für seinen Persuasion-Wurf aus, aber kommt nicht über eine drei hinaus! Es klingt also sehr hölzern, wie er das sagt.
Der Soldatenanführer knurrt, "Da ist doch was faul! Du siehst auch gar nicht aus, als wärst Du geschäftlich hier, Junge, oder wie ein Sportsmann, sondern als wärst Du genau so ein Kerl wie die anderen Wilden neulich!"
Joycelyn empört sich: "Wenn ich jetzt auch mal was sagen dürfte, Gentlemen, ich bin entsetzt über solche Anschuldigungen! Mister Bloody Knife ist natürlich wie ein Wilder gekleidet, weil er in der City o' Gloom einen Ruf als 'Wilder' zu verlieren hat! Das ist praktisch sein Trikot. Im Junkyard ist er berühmt dafür! Und Sie gehen her und verdächtigen ihn, zu irgendeinem Kriegshaufen zu gehören! Wissen Sie, wieviel Geld dieser Herr verdient im Monat mit seiner Kostümierung? Waren Sie überhaupt jemals bei einem Swing-Match? Sie haben uns jetzt lange genug aufgehalten, wir müssen unser Ziel erreichen, bevor es Nacht wird, und man mit tatsächlich Gefahren zu rechnen hat! Nicht auszudenken, wenn unsere Pferde sich im Finsteren ein Bein brechen, weil wir immer noch draußen auf den Trails sind!"
Alle Soldaten (und Mitreisenden) machen große Augen wegen dieser Rüge, und Miss Lancaster würfelt eine 16 bei Persuasion. Der Captain nimmt sogar seine Schirmmütze ab, und beteuert, ausschließlich der Schutz der Grenze sei ihr Ansinnen, "... und wenn Sie meine Ausdrucksweise als Verdächtigungen verstanden haben, entschuldige ich mich natürlich in aller Form!"
"Schon in Ordnung, Sie sind ja im Stress", sagt Joycelyn gnädig, "aber sagen Sie uns bitte, wo diese hundert Rothäute gesehen wurden — auf dass wir einen großen Bogen um sie machen können!"
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Joss und seine Schürfergruppe schlagen heute die Abzweigung nach Shan Fan ein. Für die Suche nach den mysteriösen Sioux haben sie keine Zeit, und ihr Reiseziel ist ohnehin nicht Gomorra. Sie wollen zwar ebenfalls ins Great Maze hinaus, aber wollen vorher neue Güter besorgen in der größeren Stadt. (Shan Fan ist nach dem Großen Beben von 1868 von chinesischen Überlebenden begründet worden, auf den Ruinen des ursprünglichen San Francisco, und nunmehr eine der wichtigsten Handelsstädte des Maze.)
Joss und Harry verabschieden sich herzlich von den Wild Cards. Lorna Hermans, das Bauernmädchen mit den blonden Zöpfen, schärft Luca Byrd ein, er müsse sie treffen, wenn er in nächster Zeit nach Shan Fan käme. (Ganz zum Leidwesen ihres Pa, der ja jetzt froh ist, dass der Schürzenjäger Byrd sich endlich davon macht, bevor er seine Tochter noch gänzlich um den Finger gewickelt hat! Schließlich will der Herr Vater die junge Dame unter die Haube bekommen, und zwar mit einem anständigen, verlässlichen Burschen.)
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Unsere Helden suchen also nach Zeichen von Josephs Gruppe, an der von der Kavallerie beschriebenen Stelle, einem kleinen Felsenkessel in der Nähe. Den sollen die Sioux vorgestern passiert haben. Hier stöbern offensichtlich zur Zeit auch noch weitere Konföderierte herum, aber die haben die Hoffnung, die Spur des Menschenzuges hier aufnehmen zu können, eigentlich längst verworfen.
John Bloody Knife, May Wickett, und Luca Byrd liegen auf den Bäuchen und spähen hinab in den Felsenkessel. Dort ist nichts außer den paar Einmannzelten der konföderierten Soldaten.
"Eine Gruppe von an die hundert Indianern hätte vorgestern aber deutlichere Spuren hinterlassen müssen!", flüstert May B. nachdenklich.
John flüstert stoisch zurück: "Nicht Sioux. Sioux sind Meister im Verwischen von Spuren."
Daran, näher ran zu schleichen, um den Boden im Felsenkessel näher zu untersuchen, ist nicht zu denken: John ist immer noch Exhausted vom langen Ritt hierher, und kann kaum normal aufrecht gehen, geschweige denn wendig schleichen. Leise ziehen die drei sich also zurück und kehren zu Rex und Joycelyn zurück.
Was unsere Helden nicht wissen: Die Sioux Union hat hinter dem Rücken der konföderierten Soldaten bereits die verschlungenen Trails nach Gomorra eingeschlagen. Befreundete Scouts von den Stämmen der Tlingit und der Miwok haben ihnen geholfen, einen Weg auszukundschaften, auf den die Grauröcke nicht einmal kommen.
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Zeit für einen Szeneneinstieg: Das Zufallsereignis ist Technically Command technical Allies, und die Complication für unsere Helden ist, Wouldn't It Suck If...?
Oh ha, eine Wendung der Ereignisse! Es würde tatsächlich reichlich stinken, wenn die vermaledeiten Konföderations-Soldaten Lunte riechen würden und die Wild Cards erneut verfolgen! Das Ereignis liefert den Grund dafür: Die einzigen technischen Verbündeten in der Nähe sind Joss' Schürfer. Einer von denen beugt sich dem Kommando der Soldaten, offenbar selber ursprünglich Südstaatler. In der Meinung, die Soldaten wären als wackere Grenzschützer die Guten, und die Indianerhorde seien sicherlich die Schlechten, reitet er heimlich zurück zu dem Trupp — und verpfeift die Wild Cards beim Captain!
Wir würfeln gegen die Mittagshitze, immer noch mit -2, denn die verflixte Hitzewelle dauert ja immer noch an. Joycelyn wird Fatigued, und der arme John Bloody Knife ebenfalls, was ihn endgültig aus den Latschen haut. Er wird Incapacitated, erleidet einen Hitzeschlag, und wird ohnmächtig! Jetzt heißt es, lebensrettende Maßnahmen einleiten. Die anderen Wild Cards rollen den Hünen eilig in den Felsschatten, und befeuchten seinen Kopf mit Lappen, bis er wieder aus der Ohnmacht aufwacht. Diese ungeplante Rast kostet die Gruppe zwei Stunden.
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Gerade wollen die fünf sich (ordentlich groggy) wieder in ihre Sättel schwingen, da sehen sie eine sich schnell nähernde Staubwolke. Diese Reiter preschen heran aus der Richtung Gebirge, aus der sie kamen. Auf einem staubigen Hügelkamm sehen die Helden kurz den Captain des Soldatentrupps auf seinem Pferd, und daneben einen ihrer bisherigen Reisegefährten. (May B.s Adleraugen erspähen: Das ist der Onkel der beiden jungen Burschen, die neulich so begierig auf Luca Byrds Geschichten aus dem Bürgerkrieg waren!)
Der Schürfer zeigt hastig auf die Wild Cards, er und der Captain scheinen ein paar Worte zu wechseln. Viel offensichtlicher kann der Verrat nicht sein, aber Onkelchen glaubt ja, er tue hier nur seine Bürgerpflicht als Südstaatler!
Zeit, die Hufe zu schwingen und abzuhauen — und das, kurz bevor John Bloody Knife womöglich seine Leute endlich wiedergefunden hat! So nah und verdammt nochmal doch so fern!
"Die Gegend bietet viel Deckung! Gehen wir auf Zickzackkurs zwischen den Felsen, dann hängen wir sie mit Geduld und konstantem Tempo bestimmt ab!", ruft May B. ihren Verbündeten zu.
"Das halten John und ich nicht durch! Wir müssen umgehend Deckung suchen!", entgegnet Shadrack.
Durch die Fatigue-Level haben diese beiden tatsächlich immer noch Abzüge, schlechte Voraussetzungen für eine Verfolgungsjagd; Bloody Knife ist ja sogar immer noch Exhausted und hält sich nur mit Mühe überhaupt im Sattel! Also werden die Wild Cards sich entweder stellen müssen, oder sich irgendwo im Gelände verschanzen müssen, wenn es einen geeigneten Ort gibt, den sie gut verteidigen können. Glücklicherweise habe ich genau dafür was Passendes aus meiner Ideensammlung!
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Ein hölzerner Wegweiser deutet Richtung Maze nach Shan Fan, zur City o' Lost Angels, nach Devil's Armpit, und auch zu einem nur 500 Meter entfernten Ort namens Cadamar Creek. Die Gejagten entscheiden sich hektisch für letzteres, und preschen den Seitenpfad hinauf. Die Staubwolke, die ihre Rösser aufwirbeln macht es sinnlos, darauf zu hoffen, die Grenzpatroullie würde ihnen nicht einfach folgen können. Aber vielleicht können die guten Siedler von Cadamar ihnen ja helfen, und zumindest wird dort nicht direkt rumgeballert werden ... glauben sie!
Skeeve:
Ach, verdammt... ich kann mich nicht entscheiden ob ich möchte dass es verfilmt wird oder ob ich das nicht möchte (weil es sicherlich nicht so gut wird, wie es in meiner Fantasie aussieht)
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