Gibt es eurer Meinung nach einen produktiven, systematische Ansatz, wie man vorgehen könnte, um eine übergeordnete Rollenspiel-Regelexpertise zu entwickeln?
Für wen soll es sein?
Beim alten Hasen kommt das zu spät, weil er schon unsystematisch so weit ist, dass er die verbleibenden Lücken auch so füllen kann.
Der komplette Neuling wird von der Informationsflut erschlagen und bekommt nur die Hälfte mit, weil der Unterbau zur sinnvollen Aufnahme fehlt.
Bleibt noch der leicht angebrütete Grad-so-nicht-mehr-Neuspieler, der ein oder eine kleine Handvoll Systeme kennt. Der lässt sich helfen und dem lässt sich helfen, indem man ein Referenzsystem nimmt und das von
innen nach außen beleuchtet statt von außen nach innen.
Sprich: Man nimmt als Betrachtungsgrundlage ein "traditionelles" Spiel mit Stufen, Klassen, Attributen, Fertigkeiten, Feats, Hitpoints, Rettungswürfen, Schicksalspunkten, Kampfsystem, konkreter und kleinteiliger Ressourcenverwaltung usw. und fängt dann beim Kleinscheiß an, sich anzuschauen, was die Alternativen sind.
Ich schaue also etwa bei den Ressourcen, was es für abstraktere Methoden gibt und was deren Eigenheiten sind und am Ende schaue ich, wie es ganz ohne gehen kann.
Selbes Spiel für den Rest und
ganz am Ende stelle ich die großen Fragen wie z.B.: Wann würfle ich warum und was stellt so ein Wurf eigentlich dar? Habe ich über einige Beispiele schon gemerkt, dass es task und conflict resolution gibt und wie sieht das aus?
Entsteht die Geschichte durch Regelanwendung oder erzähle ich eine Geschichte und beackere die Einzelteile mit Regeln?
So rum hat man die großen Grundsatzbetrachtungen über die Einzelbeispiele vorbereitet und teils vorweggenommen, anstatt den Leser mit ausufernder Betrachtung aus großer Flughöhe zu überfordern.
Und man muss nur ein System ganz anschauen, während bei den Alternativen immer nur genau das betrachtete Element rausgegriffen wird.
FWIW:
Das genannte "Design Patterns of Successful Role-Playing Games" finde ich zu verkopft und wenig hilfreich. Da kommt mMn nur an den Stellen was rum, wo es vom selbstgewählten Sortierungsansatz abweicht und ins Schwafeln kommt - diese Teile sind dann eher "normale" Beiträge zu einem bestimmten Teilaspekt, wie man sie auch auf Blogs u.Ä. findet und dort gibt es dann auch Inhalt statt einer Flut abstrakter und wenig griffiger Definitionen.
Gibt es wichtige historische Linien in der "Regelentwicklung"? Gibt es eine Art Kanon? Gibt es wichtige exemplarische Regelsysteme?
Zumindest Trends und Moden gibt es.
Den Kanon bzw. das, was man kennen sollte, kannst du wahrscheinlich auf Anhieb selbst benennen.
Und jetzt der grundsätzliche Widerspruch
Jeder müsste sich eingestehen, dass er nur unzureichend Ahnung hat davon, was es alles gibt und was in welchem Kontext wie gut funktioniert usw.
Aufs große Ganze gesehen vielleicht, aber ich fange ja nicht bei "ich möchte
irgendein Rollenspiel schreiben".
Sobald ein paar grobe Richtungsentscheidungen getroffen sind, ist das Feld so weit verengt, dass man das durchaus einigermaßen komplett überblicken kann.