Hey, hab die 4 Seiten überflogen. Aufgefallen sind mir die Beiträge zur Neuformulierung/-Strukturierung des Konzepts Rollenspielladen. Aber zu erst:
Ich denke Rollenspielladen als Laden zu fassen indem nur Rollenspiele verkauft werden greift unnötig zu kurz. Eine so enge Eingrenzung ist einfach nicht wirtschaftlich machbar. Noch dazu gibt es beim Rollenspielhobby sowohl von den Personen als auch von der Geschichte her einige Überschneidungen mit dem Table Top, Card Games und Brettspielen im allgemeinen. Für mich macht es deswegen keinen Sinn in diesem engen Kontext von einem Rollenspielladen zu sprechen. Von einem Hobby- oder Nerdladen zu sprechen macht für mich hier mehr Sinn, deswegen gehe ich in meinem Beitrag auch von einem solchen durchmischten Angebot aus.
Ich bezweifle tatsächlich das die Einschätzung dass das physische kaufen im Landen überholt sei stimmt. Denn wenn dem so wäre würde Amazon nicht so viel Aufwand betreiben um seine eigene Laden Kette aufzubauen, aktuell vorerst nur in den USA und auf Alltagsprodukte begrenzt. Sie beherrschen bereits den Online-Markt und wäre es wahrscheinlich das in naher Zukunft kein signifikanter Anteil der Käufe mehr in Läden statt finden würde, dann wäre diese Investitionen absolut blödsinnig. In sofern denke ich das lokale/regionale Läden auch in Zukunft relevant für den Vertrieb von Waren sein werden.
Ich denke aber sie werden sich auf einige Arten stark verändern:
Einerseits wird sich der Konflikt zwischen Online und Offline denke ich zum online integrierten physischen Laden auflösen, also das was die Amazon Läden schon heute sind. Das Ladenlokal wird also zu einem lokalen/regionalen Schaufenster des Online-Shops. Indem Waren für den Kauf im Online-Shop ausgewählt werden können.
Da bei Online-Shops(aufgrund der Anmeldeformulare) Netzwerkeffekte greifen ist es recht ineffektiv und nicht wettbewerbsfähig wenn jeder Laden seinen eigenen Online-Shop hat. Zudem kann die Pflege eines Online-Shops recht aufwändig sein(selbst wenn das System eingekauft ist). Deswegen wird sich die Eigentumsstruktur weg vom Inhaber:innen geführten Fachgeschäft hin zu Niederlassungen von Ketten mit bestimmten Fachabteilungen entwickeln. Auf diese Weise können die Netzwerkeffekte des Online-Shops möglichst effektiv genutzt werden und die Ladenlokale können sich am besten auf ihre lokale und fachlich spezifische Situation konzentrieren.
Um ihrer Funktion als Schaufenster am besten gerecht zu werden, werden die Ladenlokale mehr zu Event-Orten werden. Das Ladenlokal für Lebensmittel wird z.B. mehr Live Kochevents veranstalten und dabei Rezepte vorstellen die aus den angebotenen Lebensmitteln gekocht werden können, die zu diesem Zeitpunkt auch herunter gesetzt sein werden. Das Ladenlokal ist so nicht mehr der Vertriebsort, sondern der Werbeort und ein Ort in dem Wert um das Produkt herum geschaffen wird, z.B. durch das Angebot eines Cafes in einem Buchladen.
Unter dieser Prämisse ist der zukünftige Nerdladen ein Ort an dem sich Menschen treffen können um Rollenspiele, Table Top, Card Games und Brettspiele zu spielen, an dem Events geplant, organisiert und veranstaltet werden, an dem am neun Cosplay, der neuen Gewandung, der neuen Spielplatte, der neuen Table Top Armee oder der neuen Kampagnen-Karte gearbeitet werden kann und an dem Dienstleistung rund um das Hobby angeboten werden wie die Bewirtschaftung. Und das alles integriert in ein übergreifendes Online-Shop System. In einem solchen Laden wäre es egal wenn die Leute sich beraten lassen und dann nachher Online kaufen, wenn sie im angeschlossenen Online-Shop kaufen. Und die Dienstleistungen und Events um zu verkaufenden Waren herum stellen die Bindung an den Online-Shop bestmöglich sicher, z.B. da das Buchen von Räumen, Anmelden bei zu Events oder das Nutzen von Werkzeugen für das Basteln einen Account im Online-Shop erfordern. Ein Account der vor Ort einfach angelegt werden kann, entweder durch das kostenlose WLAN mit dem eigenen Gerät oder an Internet-Terminals.
Profitieren könnte das ganze denke ich noch von einem angeschlossenen Forum und natürlich einer Integration in bestehende Soziale Netzwerke.
Ein solcher Laden wäre durchaus anders als heute, vielleicht am ehesten kommt es einer Mischung aus GW-Lokal und Brettspiel-Cafe gleich. Aber ich denke er würde auch sehr nützlich für das Hobby sein. Er könnte Elemente eines Rollenspielvereins erfüllen, bzw. sogar Teil eines solchen sein. Auf diese Weise könnte er eventuellen schädlichen Mono- oder Oligopolen im Vertriebsfeld vorbeugen, die durch die Online-Shop Technologie aufgrund ihrer Netzwerkeffekte gefördert werden. Andererseits könnte er auch den Kontakt zwischen Spieler:innen und Verlagen verbessern, in dem er den Austausch strukturiert und organisiert, z.B. in Form von regelmäßigen Austauschrunden zwischen Fans und Redaktion. Er könnte auch die Interessen von Rollenspiel interessierten in der Gesellschaft sichtbar machen und in dieser vertreten, als normaler Interessenverband. Im Rahmen dieser Tätigkeit könnte z.B. auch die vielfältig entstehenden digitalen Formate im Internet wie Live Streams oder Podcasts finanziell oder materiell unterstützen.