Ist doch nur folgerichtig: wer ernsthaft schlankere Regeln will, spielt kein SR (mehr). Übrig bleiben die, die sich an Umfang und mechanischem Inhalt eben nicht stören.
Genau das. Die meisten Anfänger die ich kenne, haben Shadowrun nach ein oder zwei Versuchen aufgegeben und zwar immer wegen der Regeln. Die die bleiben, sind meist ältere Fans von crunchigen Systemen und die spielen dann SR4, manchmal SR5. Einige wenige finden die Welt so genial, dass sie SR TROTZ der Regeln bespielen. Die spielen dann meistens zähneknirschend SR6, weil es zumindest noch einfacher ist als 4/5. Wenn man sich dann nur die aktiven Spieler anschaut (und nicht die, die es evtl. spielen könnten), bekommt man natürlich den Eindruck, dass sie es genau so wollen.
Das sind in Summe aber nicht mehr viele. Das Ergebnis ist, dass Shadowrun, das einst eines der größten Systeme am Markt war, inzwischen Nische ist.
Für die Verwendung von Fanwork wie ShadowCore XP oder einer Savage Worlds-Adaption braucht es schon eine besondere Art von SL. Die meisten scheinen irgendwie Angst davor zu haben, etwas "innoffizielles" zu verwenden bzw. kommen gar nicht auf die Idee.
Hätte Catalyst wirklich Interesse daran, ein regelleichtes SR aufzustellen, hätten sie schon lange die Macher von ShadowCore XP einsammeln können...
Hätte Catalyst allgemein noch ein echtes Interesse an Shadowrun, wäre der Produktausstoß deutlich höher (man sehe sich die SR4/5 Zeiten an). Shadowrun ist international immer mehr ein schlummerndes System. Nur in Deutschland wird das durch die Begeisterung und die Eigenproduktionen von Pegasus überspielt (Schaut euch mal an was an aktuellen Produkten am Markt ist, mehr als die Hälfte kommt inzwischen von Pegasus).
Und ich glaube auch, dass die Macher bei Shadowrun einfach kein Gespür dafür haben, wie leichtgewichtige klassische Systeme funktionieren sollen. Anarchy und SR6 waren beide sind einfach nicht zu Ende gedacht (Anarchy war mehr ein narratives Erzählspiel, aber kein gutes und SR6 hat mehr schlecht als recht versucht narrative Elemente auf ein klassisches System auf zu propfen).
SR6 hat ja inzwischen auch gegen gesteuert, mit den Zusatzbänden ist es wieder fast genauso mit Detail-Regeln überladen wie die früheren Editionen. Offenbar in dem verzweifelten Versuch, an die alten Tage anzuknüpfen, indem man wieder die Crunch-Spieler anspricht, anstatt den neuen Weg konsequent zu Ende zu gehen und damit neue Spieler:innen zu akquirieren (Wie es D&D5 getan hat).
Ich glaube aber nicht, dass das funktioniert. Crunch-Fans wollen SR6 nicht (und kaufen höchstens die Hintergrundbände) und diejenigen, die mit SR6 können wollen üblicherweise nicht mehr Crunch.
Wenn Catalyst wirklich noch ein Interesse hätte, SR wieder groß zu machen, hätten sie am Höhepunkt der neuen Cyberpunk-Welle (Stichwort Edgerunner) SR6 fallen lassen und ein sauber entwickeltes SR7 für die aktuelle Generation von Spieler:innen rausbringen sollen. Haben sie aber nicht gemacht, da wird nur noch die Kuh mit minimalem Produktausstoß ein bisschen zu Ende gemolken.
Ohne Pegasus und die deutschen Hardcore-Fans, die noch ADL-Material produzieren, wäre das noch viel deutlicher.