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Versuch eines Cyberpunk-Community-Projekts: Mitstreiter gesucht!

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Jaylee:
Ich hab mir mal ein paar schlaflose Gedanken gemacht, wie man Abenteuer für so ein Format schreiben würde.

Klassisches Gruppenspiel mit GM:
Irgendwie kamen mir da so One-Page-Dungeons/Runs in den Sinn, damit der Spielleiter eben auch genau so spontan wie die Spieler sein kann. Im Prinzip könnte sowas dann immer gleich aufgebaut sein, mit den selben Infos an der gleichen Stelle (z. B. Ausgangsproblematik/ NSC/ Schauplätze/ mögliche Lösungswege/ Kontext/ Tools fürs Timing) damit man sich schnell zurecht findet und im Optimalfall quasi "vom Blatt weg" leiten kann. Um hier wieder die Flexibilität zu haben, ob man gerade 2 oder 5 Stunden hat, werden Optionen fürs pacing gleich mitgeliefert (obwohl das in meiner Vorstellung auch im System selber abgebildet sein sollte - sowas wie Spielleiter-Moves "Die Dinge beschleunigen" oder "We're not there yet!").

Solo/ Coop ohne GM V1:
(Weniger Aufwand für Entwicklung/ Autoren)
Abenteuer bieten lediglich den Startpunkt und wohin es dann geht bleibt der Spielerfantasie überlassen. Das ist aber sicher eher was für Leute, die sich schon ein bisschen im Rollenspiel/in dieser Welt auskennen und eher nichts für die Zielgruppe, die dir als Einsteiger vorschwebt. Bietet allerdings den Vorteil, dass man hier relativ easy jeden Monat neuen Content rausbringen könnte.

Solo/ Coop ohne GM V2:
(Aufwändiger, weil mehr Info in anderer Weise an die Spieler hingebracht werden muss, Abenteueraufbau muss gut geplant sein)
Der Startpunkt ist ähnlich wie bei V1, z. B. ein Auftrag, dann können Infos über NSC im Spiel recherchiert werden/ Schauplätze besucht werden, indem man spielt und bei Kontakt eben die Info als Text bekommt. So ähnlich wie ein Wiki mit Spoilerabdeckungen ("Wenn du eine erfolgreiche Rechercheprobe zu Magic Mirelle abgelegt hast, klicke hier: <Info>") - je nach Abenteuerart könnten sich hier die Inhalte mit der Ingamezeit ändern. (Treffpunkt: leere Lagerhalle, unspektakulär. Treffpunkt (25.6.2176,21:00-22:00): Lagerhalle, bewacht von..., Treffen der Gang xy).
Vorteil ist, dass es immernoch recht viel Freiraum lässt fürs Spiel, allerdings ist die Form vielleicht nicht für jede Art von Abenteuer geeignet.

Jaylee:
Die Idee mit:


--- Zitat von: Aedin Madasohn am 27.11.2022 | 09:05 ---
Cyperpunk - einstöpseln in virtuelle Welten - neuronale "Drogen"

Erlebnis-Urlaub-als-eingespieltes Memory... (Total recal - Ricco)

die Spielleitung ist nicht Dungeon(er)/-Master/DSA(ster)-Meister sondern

VirtMem-Reg1seur


wäre das für Einsteiger überhaupt vermittelbar oder ist das schon eher was für alte Hasen, die in der Entdecke-die-Möglichkeiten-Phase stecken?


--- Ende Zitat ---

Finde ich auch ziemlich gut. Ich glaube für jeden, der sich ein bisschen dafür interessiert, ist so ein Konzept "Virtueller Urlaub" auch leicht rüber zu bringen. Und es erleichtert das mit der innerweltlichen Kontinuität enorm - schließlich könnte man so ein Ding ja auch gern zweimal spielen und sehen, ob was anderes dabei rauskommt.

Zudem ermöglicht es ein bissle, auch andere Settings mit rein zu bringen, falls das vom Entwicklerteam gewünscht ist. Der Metaplot ist immernoch Cyberpunk, aber warum gibts nicht plötzlich zwischendrin einen Urlaub, bei dem man einen Schatz finden muss, ohne von den Maya gefangen genommen zu werden.

Für spätere Entwicklung könnte man dann immernoch auch Runs in der "echten Spielwelt" einbauen, für einen Metaplot. (Und hier stelle ich mir als Foreshadowing ab nem bestimmten Punkt erst gelegentlich, dann immer wieder "Störungen in der Matrix vor")

Zur Umfrage:
Ich denke Regeln und Setting kommen Hand in Hand, wobei das Setting vielleicht ein bisschen früher dran ist.
Wie ich oben schonmal mit den Spielleitermoves beschrieben habe - bei der Settingüberlegung kommen schon immer wieder Regelideen, die das unterstützen was man sich grade überlegt. Mit jeder Iteration wird das dann feiner und besser zwischen allen Komponenten verzahnt.

BBB:
Hallo zusammen,

es ist so schön zu sehen, wie eure Ideen Dinge weiterspinnen, über die ich nachgedacht hatte, und diesen einen Twist geben, an den ich bisher gar nicht gedacht hatte.
Hammer!
Das Konzept von Total Recall mit individualisierten Erinnerungen oder, was ich erst überlesen hatte, aber durch Jaylee nochmal drauf hingewiesen wurde, digitalem Urlaub finde ich super. Je mehr ich drüber nachdenke, umso mehr Sinn ergibt das, vor allem auch, weil es durch diese weitere Meta-Ebene nicht nur einen innerweltlichen Metaplot, sondern darüber halt auch noch, wie du so schön sagtest, eine Ebene ermöglicht, die eben nichts mit dem Meta-Plot zu tun hat. Fantasy im Cyberpunkt? Hey, why not, ist halt eine implantierte Story in der Story.

Find ich mega.
Muss man halt klar kennzeichnen, wann man vom Meta-Plot abweicht, aber wir haben aktuell auch Batman und Joker One-Offs, warum nicht ein Fantasy-One-Off in einer SciFi Welt :D

Und das schönste ist, das ermöglicht sogar gleich ganz neue Vermarktungswege. Etwa in der Richtung hier:

Kundin 4: Tanja Touristin

Tanja und ihre Clique haben sich für den Sommer zu einem verlängerten Wochenendurlaub in Hamburg verabredet. Tanja fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, alles zu buchen. Sie organisiert das Hotel, den Reisebus, die Aktivitäten. Kaum hat sie die Buchung der Reise abgeschlossen und will sich eigentlich anderen Dingen widmen, als eine Anzeige ihre Aufmerksamkeit fängt:
„Deine Reise nach Hamburg liegt zwar noch in der Zukunft – aber wenn du die Zukunft Hamburgs schon heute spielerisch erleben willst, klicke hier...“

Neugierig wagt sie einen Klick – und startet ein Solo-Szenario in der mittlerweile durch die Klimakatastrophe überflutete Stadt Hamburg. Als sie nach 30min durch das Szenario durch ist, erscheint eine Nachricht: Lade deine Freunde ein, mit dir zusammen das Hamburg des Jahres 2112 zu erleben!
Die Einladung ist zwar kostenpflichtig, aber die paar Euro tun nicht weh und es ist immernoch preiswerter als ein Ticket ins Kino. Die Einladung an ihre Clique wird automatisch aus dem System heraus geschickt und bei ihrem nächsten digitalen Treffen finden sich alle auf der Plattform ein und spielen mehrere Stunden lang ein Spiel, bei dem sie einen Medienstar bei ihrem Besuch in der ehemaligen Hafenstadt beschützen sollen.
Eine erfahrene Spielleiterin leitet die Sitzung für sie.

Am Ende der drei Stunden sind alle total euphorisch und freuen sich umso mehr auf ihren Trip nach Hamburg.
„Soetwas sollten wir viel öfter machen“, schlägt ihre Freundin Sophie vor. „Vielleicht dann nächstes mal im Sommer, vor unserem Trip nach München!“
„Ja, oder wir spielen erstmal ein paar Städte und schauen uns dann an, wo wir wirklich hinwollen!“

Und so wurde aus einer Idee eine kleine Tradition...



Zwei "Personas" hab ich noch, dann sollte glaube ich mein aktueller Stand der Überlegungen was die Zielgruppe und Anwendbarkeit des Spiels angeht in der Breite abgedeckt sein.

Und parallel setze ich mich schonmal dran das, was ich bisher so als grobe Ideen-Fetzen habe, in eben jener Form der Ideenskizze zu Papier zu bringen. Dann können wir das hier diskutieren.

Die Umfrage lasse ich noch zwei Tage online, danach würde ich dann auf Basis des Ergebnisses das weitere Vorgehen planen.
Mein Ziel: Idealerweise nächstes Wochenende einen konkreten Plan des weiteren Vorgehens zu haben, sodass ihr euch - wenn ihr wollt - auch stärker aktiv beteiligen könnt ;)
Mal schauen ob das klappt

BBB:
Und wenn wir schon dabei sind eine Meta-Ebene jenseits des Spiels einzuziehen… Eine der Kernideen des Cyberpunk ist ja eigentlich immer, Kapitalismus weiter zu denken und alles auf der Welt durchzukapitalisieren.
Warum also nicht auch das Spiel? Und die Spieler? Bzw. die SL?
Nicht nur digitaler Urlaub, sondern eben auch bezahlte, digitale Urlaubsanbieter… Ich weiß, „Hobby zum Beruf“ wird immer ein bisschen kritisch gesehen und es ist definitiv keine Funktionalität, die ich sofort einbauen wollen würde – aber perspektivisch?!


Kundin 5: Petra Profi-SL

Petra wartet beim Finanzamt auf ihren Termin. Sie muss sich selbstständig melden. Eigentlich hatte sie nie vorgehabt, ihr Hobby zum Beruf zu machen – sie hat einfach gern gespielt. Und dann, dann ging auf einmal alles ganz schnell.

Es fing damit an, dass ein Kollege sie ansprach, vor etwa anderthalb Jahren. Er sei auf ein Spiel aufmerksam geworden, online. Tanelorn Cyberpunk Project (TM). Er hat es sich angesehen, lustige Sache das, hat erst ein paar Solos gespielt und würde jetzt gern mit ein paar Freunden zocken, aber er traut sich noch nicht die Spielleitung zu übernehmen. Die Plattform bietet zwar auch an, über ein breites Netzwerk SLs aus dem System heraus zuweisen zu lassen… aber als kompletter Neuling wäre es ihm lieber, das erste mal mit jemandem zu spielen, den er kennt und dem er vertraut. Vielleicht stellt er sich ja total blöd an oder so...
Deswegen ist ihm Petra eingefallen. Sie hat doch mal erzählt, dass sie diese Spiele spielt. Irgendwas mit Drachen oder so. Ob sie nicht mal eine Sitzung in diesem Spiel leiten könnte, für ihn und seine Kumpels.

Petra hat sich bereiterklärt. Sie hat sich das Spiel angesehen. Nicht sehr komplex, vieles wird schon vorgegeben und hervorragend vorbereitet. Man kann es eigentlich, zumindest für kleinere Szenarien, vom Blatt weg leiten. Das meiste funktioniert nach einen simplen Schema: Die Gruppe wird angeheuert durch einen Fixer, sie bekommen vorgefertigte Infos, dann der Run. Abhängig von den Entscheidungen und Fähigkeiten der Gruppe geht alles mehr oder weniger glatt – oder eben auch komplett in die Hose. Am Ende gibt es die Bezahlung. Fertig.
Klar, es gibt einige Perlen, die aus diesem Schema ausbrechen und wirklich gute Ideen liefern, das ganze zu größeren Kampagnen zu verweben. Aber man kann es sich fürs erste mal ja auch leicht machen.
Und was als SL auch wahnsinnig hilfreich ist: Man hat Zugriff auf alles Quellenmaterial. Alles ist verlinkt. Wenn mal eine schwierige Frage gestellt wird, ist die Antwort meist nur ein bis zwei Klicks entfernt. Alles digital. Ziemlich easy.

Die erste Runde mit dem Kollegen lief gut. Es kam zu einer zweiten und einer dritten, ehe sie sich trauten auch mal einen anderen SL auszuprobieren. Zu diesem Zeitpunkt hatte Petra aber schon Anfragen von sieben weiteren Gruppen in der Inbox, weil sie sich bereiterklärt hatte auch andere Gruppen zu leiten. Und damit war sie auch sehr zufrieden, es lief alles reibungslos und hervorragend.
Und dann der Tag, an dem sich alles änderte.
Petra hatte bis dato immer nur Szenarien geleitet, die von der Plattform vorgegeben waren. Hier und da hatte sie aber gemerkt, dass die Entscheidungen ihrer Spieler dem Szenario eigentlich einen leicht anderen Spin geben würden – und dem Hinweis eines ihrer Spieler folgend hatte sie ihren Account zu einem Creator Account aufgewertet und bei einem bestehenden Szenario ein alternatives Ende geschrieben. Und veröffentlicht.
Das war der Moment, an dem sie offiziell auch „Autorin“ auf der Plattform gelistet wurde. Und drei Monate später erhielt sie eine Nachricht, wohin die Tantiemen überwiesen werden könnten.
Das hatte Petra überrascht.
Sie hatte nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, mit Rollenspiel Geld zu verdienen. Aber ganz nebenbei und ohne Intention, hatte sie genau das getan.
Und es wurde noch besser.
Die Monate, in denen sie Runden angeboten hatte, hatten dazu geführt, dass sie sich einen Namen gemacht hatte. Jede Sitzung war von ihren Spielern bewertet worden – und Petras Bewertungen waren herausragend. Sie konnte sich vor Anfragen als SL kaum retten und musste viele Anfragen ablehnen oder ignorieren, bis sie eines Tages eine Nachricht bekam. „Hey, wir suchen noch einen SL für unsere Samstagsrunde. Habe dein Profil und deine Bewertungen gesehen. Würden dich gern buchen. Sind 20 Euro okay?“

Das war der zweite einschneidende Moment gewesen.
Die Plattform machte es ihr leicht: Bezahloption bei den SL-Diensten hinterlegen, Preis eingeben – fertig.

Das war jetzt vier Monate her. Seitdem hatte sich ihre Stundenrate von 5 Euro beim ersten Termin auf 5 Euro pro Person und Stunde gesteigert. Jeden Abend leitete sie eine andere Gruppe, immer mit den gleichen vier, fünf Szenarios, die sie schon in der Vergangenheit vorbereitet hatte. Jedes mal neue Gesichter. Jedes mal neue Ideen, die in neue Szenarien oder Szenarioerweiterungen mündeten.

Und am Ende jeden Monats dann: eine Auszahlung. Kein Hauptjob, das noch nicht. Aber nennenswert genug, dass sie jetzt vorm Finanzamt stand...

takti der blonde?:

--- Zitat von: BBB am  5.12.2022 | 13:27 ---Und wenn wir schon dabei sind eine Meta-Ebene jenseits des Spiels einzuziehen… Eine der Kernideen des Cyberpunk ist ja eigentlich immer, Kapitalismus weiter zu denken und alles auf der Welt durchzukapitalisieren.
Warum also nicht auch das Spiel? Und die Spieler? Bzw. die SL?

--- Ende Zitat ---

OK, jetzt muss ich doch mal fragen: ist das hier eigentlich Satire?

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