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Besonderheiten beim Spiel mit Kindern
Ludovico:
Ich muss gerade an das Video denken:
https://youtu.be/Y8uQyTEtCMM
Namo:
Ich habe am Wochenende auch zum ersten Mal ein Abenteuer mit meiner 10 jährigen gespielt. Also angefangen. Auch bei ihr ist die Aufmerksamkeitsspanne noch recht übersichtlich. Was aber offensichtlich auch daher stammt, dass sie total angespannt und aufgeregt ist. Total süß zu sehen. Und irgendwo beneidenswert - wie sehr sie sich das scheinbar vorstellen kann bzw. einfach "drin" ist in der Situation.
Hab es als klassisches dreiteiliges Abenteuer angelegt um sie nicht zu überfordern und erstmal schauen wie sie zurecht kommt. Hab natürlich die Grundidee ein wenig geklaut um ihr den Übergang in die Fantasiewelt zu erleichtern. Das heißt angefangen hat das alles damit, dass sie mit ihrer besten Freundin bei uns im Wald unterwegs ist und da plötzlich ein Magierturm steht der da nicht hin gehört und dieser zu erkunden ist. In dem haben sie den Schicksalskompass gefunden (Witzig ihr Kommentar: Hey, der ist doch aus Gloomhaven oder? Weil wir vor kurzem Gloomhaven gespielt hatten und den gefunden haben ;D - zuviel klauen ist ihr wohl zu offensichtlich) der sie in ein Fantasiereich gebracht hat, aber beim Teleport ist nun ihre Freundin verschwunden und die muss sie suchen.
Durch das Einbeziehen ihrer Freundin, die ich ja auch kenne und so ganz gut nachahmen konnte, hat sie spürbar gleich einen ganz anderen Bezug dazu bekommen und sich in der Situation wohler gefühlt. Den Teil im Turm mussten wir nach 1,5 Stunden pausieren weil sie wirklich fertig war. Den haben wir dann ein paar Stunden später weiter gespielt, was ihr sichtlich gut getan hat. Ganz platt hab ich noch das Moria Rätsel eingebaut, was sie auch unheimlich angeregt hat und sie stolz war wie sie es gelöst hat. Und die etwas gruselig Spannung die ich teilweise aufgebaut hatte, wurde dadurch gelöst, dass die Geräusche die sie gehört haben vom leicht tolpatschigen Dienerwesen des Magiers kamen das selbst Angst vor ihnen hatte. Es war richtig zu spüren wie erleichtert sie darüber war.
Tatsächlich war es ganz interessant für mich zu sehen wie sensibel man wirklich auf sein Kind achten muss, da es die Situationen und alles drum herum einfach ganz anders wahrnimmt wie man selbst als Erwachsener. Da scheint auch jedes Kind anders zu sein. Aber nach der Erfahrung ist tatsächlich die erste Haupterkenntnis für mich, die Spielsitzung relativ kompakt und nicht zu lange zu halten. Ansonsten auch nicht zu viel fremd klingende Namen benutzen. Damit ist sie überhaupt nicht klar gekommen. Wer jetzt der gute und wer der böse Magier ist, hat sie glaub ich nicht so ganz verstanden.
Schön war dann aber auch zu sehen, wie schnell sie damit klar gekommen ist aus Sicht ihres Charakters zu sprechen. Also nicht in der dritten Person. Das fällt Erwachsenen Neueinsteigern ja deutlich schwerer.
Das nächste Mal wird sie dann erstmal ein Dorf besuchen, dass für die Zukunft die Homebase werden wird. Sie muss ja die wichtigste Abenteuererfahrung machen: ein Fantasie Gasthaus mit all seinen Gestalten kennen lernen. Danach geht es dann ans Eingemachte und es wird gegen ein paar Goblins ins Feld gezogen. Auf ihre Reaktion was das Kämpfen angeht bin ich auch gespannt muss ich sagen.
felixs:
Ich habe die These, dass Sensibilität generell sehr ungleich verteilt ist. Es gibt Kinder, die ziemlich viel vertragen und Erwachsene, bei denen das nicht so ist.
Insofern sind viele dieser Punkte generall übertragbar, würde ich meinen.
Was ich für das Spiel mit Kindern (nicht nur Rollenspiel, auch Brettspiele, Tabletop, auch alle anderen Aktivitäten) immer wieder bemerke und interessant finde, ist die Aufmerksamkeits- und Geduldsspanne. Die ist zwar auch ungleich verteilt, bewegt sich aber je nach Alter in vorhersagbaren Bereichen. Und tendentiell unterschätzt man, wie schnell die meisten Kinder am Ende ihrer Konzentrationszeit sind.
Metamorphose:
Danke Namo für diesen schönen Erfahrungsbericht. Welches System habt ihr den benutzt?
aikar:
Ich habe jetzt seit etwa einem Jahr unregelmäßig Runden mit Kindern zwischen 5 und 9. System war initial Tales of Equestria (My Little Pony) inzwischen bin ich auf So nicht, Schurke! gewechselt.
Erfahrungen, die ich mal gemacht und abgespeichert habe:
Alter ist nicht das Kriterium für die Aufmerksamkeitsspanne, Fähigkeit zur Zusammenarbeit oder Regeleinhaltung. Das ist eine Persönlichkeitssache. Letztes mal hat sich z.B. die älteste (9) nach einer Stunde zurückgezogen, während die jüngeren am Tisch (5 und 7) noch eine weitere Stunde weitergespielt haben.
Ebenso war der jüngste am engagiertesten dabei, seinen Kameraden im Rahmen der Regeln zu helfen, während die Älteste ihre Ressourcen nicht verbrauchen wollte.
Wie mutig Kinder sind bzw. was ihnen Angst macht, ist stark von der Tagesverfassung abhängig. Es kann helfen, wenn eine erwachsene Vertrauensperson am Tisch ist, dann trauen sie sich meistens mehr. Und: Die SL ist nicht diese Vertrauensperson. Selbst wenn man ein sehr gutes Verhältnis zu den Kindern hat, sie nehmen wahr, dass die SL als Erzähler:in der Geschichte eine andere Rolle einnimmt.
Kinder, die aufgeregt sind, wollen sich bewegen. Es empfiehlt sich, das ins Spiel einzubinden (z.B.ein Monster, das man durch Auf- und Abhüpfen oder Im-Kreis-Drehen besiegen kann).
Nebengeschichte, die mich sehr gefreut hat: Der Jüngste, der beim vorletzten Mal zum ersten mal mitgespielt hat, hat mir danach ein Couvert mit von ihm gezeichneten und beschriebenen Monstern zukommen lassen (inkl. Beschreibung, Gefahr und spezifischen Schwächen), was ich dann auch gemacht habe. Hat ihn dann sehr begeistert.
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