Pen & Paper - Spielsysteme > Fading Suns

[Plot+Diary] Ein ganz normaler Ball

<< < (6/6)

Elisabeth Hawkwood:
21.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
Dr. Lamas ist ein sehr angenehmer älterer Herr. Er sieht so aus, wie ich mir einen Wissenschaftler eigentlich immer vorgestellt habe: er trägt eine Brille mit schwarzen dicken Rändern, seine Kleidung sieht etwas unordentlich und chaotisch aus, er ist klein, schmächtig und hat etwas eingefallenen Wangen. Ob er zugunsten der Wissenschaft manchmal das Essen vergessen hat? Ich könnte es mir bei ihm durchaus vorstellen. Er wurde auf Madoc geboren, ist studierter Apothekarius und hat als solcher in verschiedenen Laboren gearbeitet, ehe Jusuf ihn entdeckt hat. Jusuf hat es ihm dann ermöglicht sich fortzubilden und sich unter anderem bei den Amaltheanern Wissen anzueignen (wie auch immer Jusuf das hin bekommen hat, mit der Kirche scheint Dr. Lamas ansonsten nicht allzu viel anfangen zu können). Er hat für Jusuf in einem geheimen Labor gearbeitet, das irgendwo ist, leider wissen weder er noch ich genau wo. Aber natürlich möchte ich ihn gerne weiter beschäftigen! Er und Jusuf kannten sich seit 19 Jahren, das ist schon einmal Referenz genug, außerdem fand ich ihn sehr nett.
Jetzt holt er erst einmal seine Sachen aus Samarkand, dann wird er hier ein Labor bekommen, zumindest erst einmal.
Außerdem habe ich ihm schon die drei Eier gezeigt, den Translator fand er natürlich am interessantesten.
Mal sehen, wie sich die Zusammenarbeit mit ihm gestaltet.
Sahrie
22.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute war ein sehr ereignisreicher Tag. Am besten fange ich meinen Bericht morgens an, dabei kann ich dann auch selber etwas sortieren. Eigentlich sollte ich natürlich längst schlafen, doch wer weiß was mich morgen alles einholt und was dann alles zu tun ist, deshalb schreibe ich Dir lieber jetzt noch.
Heute morgen um zehn Uhr empfing ich Baron Perron im grünen Salon. Er hatte sich große Mühe gegeben sich nach der Mode Samarkands zu kleiden und erschien so recht farbenprächtig. Er muss etwa so um die 25 Jahre alt sein, macht einen sportlich durchtrainierten Eindruck, ein Hazat eben. Dafür sprach auch sein großes Reitschwert, das zwar reich verziert war/ist, aber doch ein viel genutzter Gebrauchsgegenstand zu sein scheint. Bei sich hatte er eine junge, recht hübsche Dienerin, die offenbar sein Vertrauen genießt, denn er sprach offen vor ihr. Er kommt von Vera Cruz. Sein Vater schickte ihn hierher nach Samarkand, um Kontakt aufzunehmen. Die gesamte Familie hält offenbar eine dritte Republik für erstrebenswert, da die derzeitige Gesellschaftsstruktur zu wünschen übrig lässt.
Ich gab ihm einen kurzen Bericht und bohrte dann ein bisschen nach wie es bei seiner Familie mit der Akzeptanz von anderen Rassen aussieht, denn dies war für Jusuf ja ein wesentlicher Punkt und ich persönlich halte hier ein besseres Miteinander für noch erstrebenswerter als eine dritte Republik.
Baron Perron reagierte alles andere als ablehnend, da sein Familie umfangreiche Handelsbeziehungen zu anderen Rassen unterhält, ist er auch an sie als gleichberechtigte Partner gewöhnt, selbst wenn der Handel eher von seinen Brüdern abgewickelt wurde.
Er macht einen ganz guten ersten Eindruck. Ich habe ihn eingeladen eine Weile zu bleiben, damit wir uns gegenseitig besser kennen lernen können.
Am Mittag kam dann Dr. Lamas mit reichlich Gepäck zurück. Ich ließ ihn mit einem Fahrzeug abholen, sonst hätte der gute Mann am Ende alles geschleppt, er scheint etwas naiv zu sein, und sich zu scheuen um etwas zu bitten. Also werde ich ihn ab und zu fragen, ob er etwas braucht, sonst kann er ja schlecht arbeiten. Er hatte eine große schwebende Kiste bei sich und einige Tiere in Käfigen. Ratten und Mäuse glaube ich..
Nach dem Essen, das wir zu dritt einnahmen, rief Dr. Lamas bei seiner Kontaktperson an, einem gewissen Faustus, der offenbar aber nicht sehr gesprächsbereit schien und mir gegenüber misstrauisch ist. Nun das ist ja auch sein gutes Recht. Vielleicht überlegt er es sich irgendwann. Ich werde abwarten, Vertrauen muss wachsen, wenn ich versuche nachzubohren, dann hilft das wahrscheinlich wenig bis nichts, eher im Gegenteil.
Bevor ich Dr. Lamas dann einen Code für die Einschienenbahn gab, bat ich ihn noch, sich an mich zu wenden, wenn er Personal bräuchte, und an Elannyo, wenn er einen Engineer benötigen sollte.
Danach traf ich Baron Perron mit dem ich eine Besichtigungstour verabredet hatte. Ich ließ eine Kutsche kommen, um das ganze stilecht zu gestalten, außerdem ging ich ja davon aus, dass wir den gesamten Nachmittag Zeit haben würden. Bei der Fabrikführung konnte ich fest stellen, dass der Baron ausgezeichnete Schießkünste besitzt.
Als wir aus der Fabrik kamen und in Richtung der Minen weiterfahren wollten, landete plötzlich ein grünes Raumschiff auf meinem Flugfeld, wir brachen die Besichtigungstour also ab und fuhren im Eiltempo zum Flugfeld, um zu sehen wer oder was dort angekommen war, da man mir nichts von einem Schiff gesagt hatte. Im Endeffekt stellte es sich aber als nicht so dramatisch heraus, die Mutashi wollten die ihnen vertraglich zugesicherten Posten abholen. Da es sich also nur um einen angemeldeten Routinebesuch handelte hatte man mir nicht Bescheid gegeben. Trotzdem unterhielt ich mich dann kurz mit Shia-agil Farrakan, ehe ich ihn und Smythe ihrer Arbeit überließ. Baron Perron hatte sich in der Zwischenzeit ein Pferd ausgeliehen. Da er aber offenbar länger weg war, nutze ich den Rest des Nachmittags dann auch zu einem Ausritt. Dazu hatte ich ja jetzt schon wieder ein paar Tage lang keine Zeit. Und wer weiß wann ich das nächste Mal dazu komme?!
Beim Abendessen kam plötzlich Sir Majid herein, um mir mitzuteilen, dass unerwarteter Weise eben noch ein Raumschiff gelandet sei (wobei die Mutashi schon wieder ab geflogen waren). Und zwar Jusufs Jacht! Ich brach sofort mit Sir Majid zum Flugfeld auf.
Dort erblickten wir sie dann, Jusufs Pride! Die Außenhülle sah etwas merkwürdig aus, fast so wie genoppt, aber asymmetrisch, hatte ich noch nie gesehen. Aber bei den ganzen Sachen, die Jusuf in sie hat ein- und anbauen lassen handelt es sich dabei sicherlich um eine besondere Tarn- oder Schutzhülle. Sehr beeindruckend fand ich auch, dass man keine Tür erblickte, aber als die Gangway anrollte und am Schiffsrumpf anlegte, kristallisierte sich dort plötzlich eine Tür heraus. Heraus kam Kapitän Raimund Amundsen, wie Sir Majid ihn mir vorstellte. Ein etwa fünfzig- bis sechzigjähriger Mann, mit weißen Haaren und weißem Bart. Wir fuhren erst einmal in mein Arbeitszimmer. Dort berichtete er mir, dass er die letzten acht Monate in einer Werft war, Jusuf hätte das Schiff so leider noch nie gesehen und es würde ihn sicherlich sehr freuen, sie so zu sehen. Das glaube ich auch! Er hätte sich bestimmt gefreut, seinen ganzen Stolz noch einmal zu Gesicht zu bekommen... .
Aber so werde ich sie morgen besichtigen. Und wahrscheinlich nicht im mindesten soviel Begeisterung dabei empfinden wie er sie empfunden hätte. Und leider auch viel weniger von allem verstehen. Sehr traurig, da ich so Jusufs ganzem Stolz nicht wirklich gerecht werden kann, auch wenn ich es ihm zuliebe gerne täte.
Von der Legende hatte Kapitän Amundsen schon gehört, aber bisher noch nicht näher damit zu tun gehabt. Praktischerweise hat die Pride Forschungsmaterial für Dr. Lamas an Bord, so dass ihr vermeintlich ungeplanter Zwischenstop jetzt gar nicht weiter tragisch ist. Es wird morgen zu Dr. Lamas ins Labor geliefert. Die Mannschaft ist jetzt erst einmal nach Samarkand auf gebrochen, sie waren die letzten vierzehn Monate nur an Bord des Schiffes. Da haben sie sich eine Zeit in Samarkand jetzt verdient! Und ich kann das Schiff besichtigen und versuchen mir ein Bild über Kapitän Amundsen machen. Er scheint mir recht reserviert zu sein. So konnte ich zum Beispiel nicht herausfinden wie nahe er und Jusuf sich standen, rein menschlich. Wenn ich mich recht erinnere, dann steht darüber auch leider nichts in Jusufs Tagebüchern. Schade, weshalb hat er so wenig über Gefühle geschrieben? Abgesehen von den Einträgen über seine Frau findet sich da wenig.
Jetzt gehe ich erst einmal schlafen, gute Nacht, Sahrie

23.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
Jusufs Pride ist ungeheuer faszinierend! Nachdem ich das Schiff jetzt gesehen habe und versucht habe soviel wie möglich von den technischen Raffinessen zu verstehen, wundere ich mich eigentlich, warum er hier auf dem Anwesen war und nicht die meiste Zeit mit der Pride unterwegs?! Das einzige was man an Bord nicht kann ist reiten, aber ansonsten gibt es dort sogar einen Ballsaal und ein Zimmer, um Laterna Magicas zu gucken. Am faszinierernsten sind aber eigentlich die anderen Möglichkeiten, die die Pride so bietet, so gibt es zum Beispiel einen Psi-scanner, einen Tarnschild, eine Rüstung und einen Energieschild, eine unglaubliche Bewaffnung und sogar einen Traktorstrahl! Dazu kommt, dass es beängstigend schnell ist, in nur zwei bis drei Tagen kann die Pride am Jumpgate sein! Ja, warum hat Jusuf dann hier unten gewohnt, die meiste Zeit? Das frage ich mich doch wirklich. Jedenfalls kann ich nach vollziehen, weshalb er so begeistert von ihr und ihren Möglichkeiten war, auch wenn ich von vielen technischen Details leider immer noch wenig verstehe. Hoffentlich ändert sich das irgendwann. Auch wenn ich jetzt selber 100 Jahre alt werden müsste, um all das zu lernen, das ich jetzt gerne lernen möchte. Und so lange will ich nicht leben!
Es gab an Bord auch ein Datenkristall-Auslesegerät, also habe ich den Kristall aus Baronet Hassans Mine endlich einmal aus gelesen. Sehr vielsagend ist er nicht, es gibt eine Inventarliste, das dachte ich mir ja schon, da Baronet Hassan ja plötzlich von den drei Eiern wusste. Außerdem enthielt er eine Analyse des Bhunoninkörpers, die ich ausdrucken und an Dr. Lamas schicken ließ. Er kann damit sicherlich mehr anfangen, es handelt sich überwiegend um medizinische Daten und die Medizin von Fremdrassen ist ja eines seiner Spezialgebiete. Dann gibt es noch eine kurze Analyse der drei Eier, wobei sie sich an das Psi-Ei nicht herangetraut haben. Sie waren aber wohl verwundert, dass der Translator bereits Urth konnte.
Da Kapitän Amundsen meint, die Informationen, die ich zur Legende hätte seien unzureichend, um damit eine Suche zu beginnen, schlug ich ihm vor, erst einmal Urlaub zu machen. In der Zeit finden sich hoffentlich entweder weitere Informationen, oder aber ich habe einen anderen Auftrag für die Pride gefunden. Es wäre jedenfalls schade, wenn sie allzu lange hier herumliegen würde. Dafür hat Jusuf sie ja auch nicht bauen lassen.
Baron Perron ist im übrigen nach Samarkand gereist. Er wollte sich dort nach einem Energieschild umsehen und gleichzeitig in einigen Bibliotheken nach ein paar Informationen suchen. Ich erzählte ihm beim Frühstück von ein paar Details der Legende, ohne jedoch schon auf ihren Hauptpunkt einzugehen. Das werde ich nachholen, wenn er aus Samarkand zurück ist. Interessanterweise kannte er das Zeichen, das auf dem Datenkristall auftaucht, es ist das Zeichen der Vanderbilt-group, einem großen Konzern, den es zur Zeit der zweiten Republik gab. Von Doramos und Gomorra wusste er nichts, versprach aber sich in Samarkand umzusehen (oder eher zu lesen).
Am Nachmittag hatte ich dann noch ein Gespräch mit Dr. Lamas. Er hat sich vorgenommen etwas zu entwickeln, das ähnlich funktioniert wie das Psi-Ei, aber dauerhafte Veränderungen bewirken kann, sozusagen das Gehirn zum Lernen animiert. Es hörte sich sehr interessant an und auch sehr nützlich. Deshalb werde ich mich mal umhören ob und wo man an so ein Gerät zum Auslesen von Erinnerungen herankommen kann, das er für den Anfang seiner Entwicklung bräuchte.
Vor dem Abendessen meldete sich dann noch einmal dieser Faustus, war aber auch nicht sehr viel gesprächsbereiter als beim letzten Mal. Nun, vielleicht ändert es sich noch!
Das Forschungsmaterial, das Dr. Lamas von der Pride erhalten hat sind wohl überwiegend Gewebeproben, er war so freundlich mir beim Abendessen das Grundprinzip davon zu erklären. Es war sehr interessant, ich hoffe er findet noch öfter Zeit mir etwas zu erklären, es gibt so viel, das ich nicht weiß. Leider muss er warten, bis das Labor fertig ausgebaut ist, ehe er mit seinen Untersuchungen anfangen kann. Oh mir fällt gerade auf, dass ich ihm gar nicht von Faustus Anruf erzählt habe, dabei ist das ja vielleicht schon wichtig. Nun, ich werde es morgen beim Frühstück nachholen.
Gute Nacht, Sahrie

24.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
also Jusuf beschreibt Kapitän Amundsen auch als einen sehr reservierten, distanzierten Menschen. Dann ist das also nicht allein mein Eindruck, sehr beruhigend! Fachlich muss er aber mehr als kompetent sein. Er und Jusuf kennen sich seit 35 Jahren. Und ich hatte nur das Glück von vier Stunden... .
Heute morgen konnte Dr. Lamas über Faustus Personal und einiges an Ausrüstung bestellen, das er benötigt. Er fragte auch nach diesem Gerät zum Auslesen von Erinnerungen, das er für die Entwicklung seines Gerätes benötigt, doch noch ist nicht klar, ob er es bekommen kann. Abwarten.
Ansonsten war der heutige Tag einmal wieder etwas weniger stressig, so dass ich vorhin auch Zeit für ein Gespräch mit Bruder Serenus hatte. Nun steht noch einmal Verwaltungsangelegenheiten auf meinem Arbeitsplan.
Sahrie

25.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute hatte ich endlich einmal Zeit dazu, etwas zu tun, das ich schon lange tun wollte: mir einen genauen Überblick über den Inhalt der Bibliothek zu machen. Erasmus, Silira, den Bibliothekar konnte ich dabei dann auch ein wenig näher kennen lernen. Und er mich natürlich ebenso. Nun habe ich auch einen Einblick, wie die Sortierung ist und wo welche Fachgebiete stehen. So wird mir hoffentlich auch das Suchen in der Bibliothek leichter fallen. Baron Perron wird mich da aber hoffentlich noch tiefer in die Geheimnisse der Bibliotheksrecherche einführen.
Da ich sowieso gerade da war, habe ich noch einmal diesen Mythos von Sodom und Gomorra gelesen. Eigentlich ist das ja eine ganz schön grausige Geschichte, alle die ihm nicht passen vernichtet dieser Gott einfach so. Es kommt auch gar nicht so genau vor, was die Leute da eigentlich so furchtbar Schlimmes gelebt haben..., auf der anderen Seite aber hatte er ja diesem Abraham versprochen die Städte zu verschonen, wenn er zehn Unschuldige darin findet, das ist ja wiederum ganz nett. Und er hat immerhin diesem Lot geholfen. Wie die zerstörten Städten ausgesehen haben mag ich mir lieber gar nicht vorstellen. Es muss sehr grauenhaft gewesen sein, sonst wäre die Frau ja nicht erstarrt. Naja, wenn man zurückblickt und sehen muss wie seine Heimat, sein Zuhause, alles was einem lieb und teuer war nur noch ein Häuflein rauchende Asche ist... . Der Planet, oder Ort, der auf dem Datenträger mit Gomorra gemeint ist, muss ja dann auch sehr grauenvoll ausgesehen haben. Und wenn sogar das Material aus dem die Monumente der Annunaki sind geschmolzen ist?! Alles was ich sonst darüber gefunden habe, ist dass es ungewöhnlich haltbar ist, viele Autoren beschreiben es sogar als unzerstörbar, von Sprengstoff gab es noch nicht einmal Kratzer in den Monumenten! Was muss das für eine Waffe gewesen sein?
Sahrie
28.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
nachdem ich in den letzten beiden Tagen all meine freie Zeit dazu benutzt habe die Kavernen weiter zu erkunden, habe ich heute einen langen Ausritt gemacht. Mehr als zwei Tage am Stück unterirdisch muss nicht sein, finde ich. Das würde Jemand wie Sergeant Haiduqh jetzt sicherlich nicht nachvollziehen können. Eine komische Vorstellung, dass die Ur-Ukar da so anders fühlen. Möglicherweise würden sie meinen Ausritt unverständlich und grausig finden? Eine merkwürdige Vorstellung.
Dazu passt es aber ganz gut, dass ich heute einmal im Translator nachgelesen habe, was die Bhunonin eigentlich so über die Menschen gedacht und geschrieben haben. Das war auch sehr interessant. Sie beschreiben die Menschen als sehr expansiv, aggressiv und absolut intolerant gegenüber anderen Rassen. Das trifft heute ja leider zum Teil immer noch zu, was ich eigentlich sehr erschreckend finde. Da hat es keine große geistige Weiterentwicklung gegeben. Die Bhunonin schreiben außerdem, dass bei den Menschen eine sehr strenge militärische Ordnung vorherrschte und sie immer in großen Verbänden mit sehr vielen Schiffen auftraten. Letztere waren sehr klobig, noch ohne künstliche Gravitation, sondern mit so einem drehenden Teil in der Mitte, kastenförmig und hatten als Hoheitszeichen einen quadratisch aussehenden Vogel. Als Kleidung ist für die Menschen nur Militäruniform beschrieben. Entweder es gab damals nur Militär (was ich mir lieber nicht vorstellen will), oder aber Zivilisten und vor allem Zivilistenschiffe sind offenbar nie in den Raum der Bhunonin gedrungen. Möglicherweise gab es zu dem Zeitpunkt auch noch keine Schiffe für Zivilisten? Warum auch immer, wahrscheinlich, weil es zu teuer war.
Es ist schon spät, ich sollte schlafen. Wenn ich kann... . Sahrie

29.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
warum kann es nicht einfach aufhören? Warum muss ich leben, wenn er tot ist? Warum muss es immer weiter so weh tun, ich will das alles nicht mehr, ich will nicht mehr, dass es weh tut, ich will diesen Schmerz nicht und ich will dieses Leben nicht mehr! Was hat es überhaupt für einen Sinn? Und warum ist es am 29. immer besonders schlimm? Was macht diesen Tag anders, als dass es noch einen Monat länger her ist? Ich frage mich wie ich all diese Monate bis hierher gelebt habe... . Weil ich musste..., warum darf ich nicht auch sterben, warum hat Jusufs Mörder mich am Leben gelassen? Wie viel lieber wäre ich mit ihm gestorben! Warum muss ich weiterleben? Ist es überhaupt ein Leben? Es ist nicht das Leben, das ich vorher lebte und es ist auch nicht das Leben, das in jener Nacht begann, oder eher dabei war zu beginnen. Es ist alles so oberflächlich geworden, kein Ereignis berührt mich wirklich, irgendwo drinnen in meiner Seele, ich atme, ich rede und manchmal kann ich sogar lachen, aber es ist kein Gefühl dabei, wenn Du verstehst was ich meine, so als könnte ich überhaupt nicht mehr fühlen. Soll ich so am Leben bleiben? Ich bin doch noch so jung, eigentlich habe ich noch gar nicht richtig gelebt und nun darf ich nicht einmal sterben, sondern muss ein Leben leben, das diesen Namen nicht verdient, ein Leben ohne Gefühle, ein kaltes, leeres totes Leben. Das Einzige was mich hier hält ist die Erinnerung an eine einzige Nacht! Eine einzige Nacht, die ich leben durfte..., warum ich? Und wie soll ich diesen Schmerz aushalten? Bis an das Ende meines Lebens?! Mir wird kalt, ich hatte anderes von meinem Leben erhofft und erträumt. Nicht so etwas, wie das was in jener Nacht geschah, aber ganz sicherlich auch nicht dieses kalte, leere Etwas! ‚Jetzt könnte ich dir mehr auf Deine Frage antworten Jusuf! Aber Du fragst mich nicht mehr, Du wirst mich nie mehr etwas fragen... .
Der Arzt hat gesagt, ich solle eine Schlaftablette nehmen, und schlafen, weil ich schon wieder einem Nervenzusammenbruch nahe sei. Bruder Serenus muss ihm etwas gesagt haben, sonst wäre er sicherlich nicht vorbei gekommen. Egal.
Eine Schlaftablette, ist das alles, was Ihr an Antworten habt? Soll ich bis zu meinem Tod von Schlaftabletten leben, um zu überleben? Was hilft mir schon eine Schlaftablette?
Sahrie

Elisabeth Hawkwood:
Später, nachts
Mein liebes Tagebuch,
sie haben mich eben geweckt. Angeblich habe ich geschrieen. Es muss schlimm gewesen sein, Azhara war ganz weiß im Gesicht. Aladaya hätte mich sonst sicherlich auch nicht geweckt. Ich weiß von nichts. Jetzt wollen sie mich nicht mehr alleine hier schlafen lassen, Azhara soll jetzt hier schlafen, hat Aladaya bestimmt. Als ob ich noch ein Kind wäre, aber ich habe mich nicht gewehrt, warum sollte ich, eigentlich ist es ja nett, wenn sie sich nicht kümmern. Mehr stört mich, dass ich jetzt wieder nicht einschlafen kann... .
Sahrie
 
30.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
und weiter geht es mit dem Verdrängen der einzigen Gefühle, die ich noch habe. Konzentrieren wir uns auf sachliche Dinge, dann brauche ich nichts zu fühlen und es fällt nicht so auf, dass ich nur noch Trauer fühlen kann und alles andere leer, kalt und tot ist.
Baron Perron ist zurück. Schon seit gestern, aber da habe ich es nicht bemerkt. Heute morgen traf ich ihn nach dem Frühstück in der Bibliothek. Er konnte in Samarkand tatsächlich ein paar interessante Sachen herausfinden. Auf Istahkr gab es sechs oder sieben Labors der Vanderbilt-group. Selbige gibt, nein gab es übrigens schon sehr lange, gerüchteweise auch schon zu der Zeit, als die Menschen noch auf holy Terra lebten. Sie fand im Jahre 3987 ein sehr plötzliches Ende, Hunderttausende des Personals starben plötzlich an einer Seuche. Zeitgleich wurden alle Labore ausgeräuchert. Entweder sie selber haben etwas frei gesetzt, woran die Mitarbeiter starben und andere Gruppen bekamen dann Angst und zerstörten die Labore. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so schlau waren es selber zu tun, es war mit Sicherheit auch Geld im Spiel. Oder aber auch die Seuche geht auf eine anderer Partei zurück, im Zweifelsfalle einen Konkurrenten. Aber die Tempelzerstörung könnte auch zum Beispiel vom Tempel Avesti übernommen worden sein, der ja gerade anfing stark zu werden. Die Vanderbilt-group war ein riesiger Alles-produzent, sogar kleinere Raumschiffe (ohne Sprungantrieb) wurden gebaut. Viel beschäftigt haben sie sich auch mit Biologie, Nanotechnologie und Medizin. Posten und Außenposten gab es nahezu überall auf den damals bekannten Welten.
Doramos starb im Jahr 3809, sein größtes und letztes Projekt war Pentateuch, was etwa 30-40 Jahre in Anspruch nahm.
Wir überlegten dann gemeinsam verschiedenen Interpretationen des Datenkristalls und über Gomorra. Sehr viel schlauer sind wir dadurch aber wohl nicht geworden. Trotzdem ist es ganz hilfreich darüber zu reden und verschiedenen Ideen und Szenarien durch zu spielen.
Sahrie
01.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
ein voller Tag bisher. Gleich werde ich Baron Perron in der Bibliothek treffen, wir wollen nach weiteren hinweisen oder Ergänzungen suchen, die sich möglicherweise in den Büchern finden. Heute Vormittag machte Kapitän Amundsen eine Führung durch Jusufs Pride für mich, Baron Perron und Dr. Lamas. Die Außenhaut ist dasselbe Gewebe, wie jenes, das Dr. Lamas gerade zur Untersuchung bekommen hat. Nun warte ich noch gespannter auf seine Forschungsergebnisse! Zwischen diesem Gewebe und den Denkmaschinen gibt es Schnittstellen, so wird zum Beispiel das Erscheinen der Tür gesteuert. Die einzige permanente Öffnung in dieser Außenhaut sind die Öffnungen der Antriebs- und Steuerungsdüsen unter den Flügeln. Interessant!
Den Stellarraum würde ich ja gerne mal im Raum erleben!
Sahrie
wenig später
Mein liebes Tagebuch,
was wollte Sarim mir denn damit sagen? Kannst du mir mal sagen wie ich das interpretieren soll? Wollte er mich warnen? Wollte er mir mitteilen, daß er am Ende des Gespräches nicht mehr allein war? Oder wollte er mir sagen, daß seine Loyalitäten nun nicht mehr bei der Familie liegen und er deshalb zum förmlichen Nenezareh gewechselt ist, während er das Gespräch ja mit „Sahrie“ begann? Oder wollte er mir mitteilen, daß die Leitung nicht mehr sicher ist? Wieso hat er überhaupt auf der öffentlichen angerufen? Fragen über Fragen..., und eigentlich wollte ich jetzt Baron Perron in der Bibliothek Gesellschaft leisten... . Aber erst muß ich hier noch mal versuchen Gedanken zu klären, ich sehe mich gerade gar nicht mehr durch. Hm, und meine bisherigen Ausführungen sind auch nicht gerade geeignet dazu Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Ich fange mal lieber vorne an mit dem Bericht, oder?!
Gerade war ich auf dem Weg aus der Tür, weil ich ja eigentlich in die Bibliothek wollte, da rief mich ein Diener sozusagen zurück, Vater Sarim sei am Telefon. Natürlich nahm ich das Gespräch sofort an, denn ich dachte mir, daß es etwas Ernstes sein müsse, ansonsten ist Sarim ja auch eher ein Mann der Feder. Zunächst machte er einen recht besorgten Eindruck, er teilte mir mit, daß die Orthodoxie sowohl auf Jusufs, wie auch auf meinen Namen momentan sehr ablehnend und vorsichtig reagieren würde. Da er bei sich auf eine Mauer des Schweigens stoße, wollte er einmal bei mir nachfragen, was denn los sei, und ich solle mich nicht in etwas hineinziehen lassen. Ich war zugegebenermaßen sehr verwundert, denn die einzige Tat von mir, die öffentliches Aufsehen erregt hat (abgesehen von meiner Heirat mit Jusuf natürlich), war die Rettung der Reeves-Angehörigen. Da kann doch die Orthodoxie nichts dagegen haben, oder? Das sagte ich ihm auch, und daß ich ansonsten von nichts wüßte. Er warnte mich dann und sagte ich solle mich eben nicht in etwas hineinziehen lassen und mich nicht übernehmen. Ich hatte das Gefühl, er wollte noch etwas sagen, doch er brach dann ganz plötzlich das Gespräch ab mit den Worten: „Nenezareh, ich muß Schluß machen.“ Und nun grübele ich über diesen letzten Satz nach, mehr eigentlich noch, als über den Rest des Gespräches.
Daß die Orthodoxie von Jusufs generellen Plänen nicht allzu begeistert ist, habe ich mir ja schon gedacht, hier bleibt also nur die Frage offen woher sie Bescheid wissen. Ich hatte ja bisher darauf geachtet, daß Sarim eben nicht mehr erfährt. Jusuf war mehr als vorsichtig, ich will jetzt nicht durch meine Unerfahrenheit etwas zerstören, deshalb versuche ich ja auch nichts zu überstürzen und sitze immer noch hier und versuche unauffällig zu sein. Es gibt ja sowieso genug Gerede über mich.
Aber was wollte Sarim mir sagen? Und warum überhaupt dieses Gespräch? Was wollte er von mir hören? Und was weiß er? Was weiß er nicht?
Ich weiß, daß es gefährlich ist, was ich hier tu, aber nachdem ich diesen Mann kennengelernt habe ist nichts mehr so wie es war! Und ich kann jetzt nicht weiterleben, ohne etwas für ihn zu tun, ohne sein Werk zumindest versuchsweise fort zu führen, bis ich an mir selber scheitere. Aber ich kann auch nicht aufgeben, dann wäre ich einen Mann wie Count Jusuf niemals wert gewesen! Er lebt nicht mehr, aber nach wie vor bewegt er sehr viel in mir und in meinem Leben... .
Ich gehe jetzt in die Bibliothek, es hilft ja auch nichts. Ich kann auch beim Informationen suchen weiter über mein Bruderherz grübeln.
Sahrie
noch später
Mein liebes Tagebuch,
wieso um alles in der Welt will Baron Perron unbedingt Scraver einschalten? sieht er denn nicht die Gefahr? Und was will er unbedingt mit der verschwundenen Sammlung von Jusuf? die ist und bleibt weg, aber da werde ich doch den Teufel tun, die Scraver um Hilfe zu bitten, die reiben sich ja dann nur die Hände, die Sammlung bleibt weg und die Scraver machen das dicke Geschäft. Nein danke, so mildtätig bin ich nicht. Baron Perron scheint mir in Bezug auf die Scraver noch naiver zu sein als ich im Allgemeinen und im Besonderen!
Sahrie
02.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben habe ich endlich mal Einladungen zu Lux Splendor geschrieben, ich würde gerne alle meiner Familie, die auf Isthakr sind hierher einladen. Vater Sarim habe ich auch mal mit eingeladen, vielleicht klärt sich das dann noch. In die Einladung habe ich aber jetzt keine meiner immer noch ungeklärten Fragen geschrieben, wer weiß, wer sie außer ihm liest. und so wie er sich am Telefon verhalten hat, wird er sowieso nicht darauf antworten.
Das Feuerwerk, Essen und so weiter habe ich heute auch alles in Auftrag gegeben.
Jetzt wartet mal wieder meine über alles geliebte Planung... .
Sahrie
04.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
nachdem mich meine eigenen Träume schon wieder geweckt haben, kann ich nun nicht mehr einschlafen. Ich glaube, ein Teil von mir hat auch Angst vor dem Schlafen, weil es ja doch nur immer wieder neue Alpträume heißt.
Ich bin es so leid zu leben! Warum konntest Du nicht einfach so gehen, Jusuf? Warum muß ich Dich jede Nacht aufs neue sterben sehen? Warum bin ich Dir jemals begegnet? Und warum bist du auch jetzt noch immer so präsent, obwohl du längst gegangen bist? Warum kannst du mich nicht in Ruhe und alleine lassen? Warum mußtest du mein Leben so auf den Kopf stellen und dann gehen?
Es scheint so, als ob diese wunden nie heilen, sie brechen immer wieder auf, es ist einfach zuviel in dieser einen einzigen Nacht geschehen, daß die Zeit nicht auslöschen kann.
Und jetzt bin ich in diesem Leben gefesselt, daß du längst hinter dir gelassen hast. bin gefesselt von mir selber und all meinen Ängsten und Gefühlen.
Warum muß ich dich immer wieder sterben sehen? Dein Gesicht, deine Stimme in meinen Träumen rauben mir den letzten Rest von Verstand. Es kommt mir vor, als hättest du mich, mein ganzes Leben mit Dir in den Tod genommen.
WARUM????????????????

08.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute sind zu meinen Fragen bezüglich Sarim noch einige weitere hinzu gekommen. Und ich verstehe nun erst recht nichts mehr! Bald kann ich keine Fragezeichen mehr sehen, oder ich werde anfangen panisch vor ihnen wegzurennen!
Neben den zusagen von Hakim, Hushan, Razime, Mamma und Pappa und Tante Balgis, bekam ich einen Brief von der Orthodoxie, daß Vater Sarim nach Pyre abgereist sei???????????!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Und sein Abreisedatum ist der 01.12, der Tag an dem wir telefoniert haben?! was um alles in der Welt soll denn das? entweder er ist fest genommen worden, oder aber, was ich noch viel entsetzlicher fände, er ist zu Tempel Avesti gewechselt. Das würde dann aber seinen letzten Satz erklären..., dann muß ich jetzt vor meinem eigenen Bruder Angst haben?! wo bin ich hier herein geraten? Von den Anderen schein Niemand davon zu wissen, zumindest hat Keiner der anderen etwas davon im Brief an mich erwähnt.
Jedenfalls habe ich Sarim jetzt eine unverfängliche Lux Splendor Karte nach Pyre geschickt. Aber ich habe Angst!
Hushan hat mir geschrieben, daß er jetzt in Samarkand bei den Reeves anfangen wird, bei Consul McGuire. Das freut mich für ihn, daß er endlich etwas gefunden hat, wo er sich vorstellen kann zu arbeiten. und die Reeves passen irgendwie zu ihm. Auch wenn er so natürlich leider nun bei einer der Gegenparteien in der Datenkristallgeschichte arbeitet. wobei ich da ja noch nichts Sicheres weiß, es wird sicherlich auch noch eine Weile dauern, bis ich etwas von Sergeant Haiduqh höre.
Aber was ist in Sarim gefahren?
Sahrie
12.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute habe ich in Jusufs Tagebüchern eine Stelle gelesen, die mich sehr nachdenklich stimmt:
<<Tot ist, wer nicht liebt. Wer liebt, der ist lebendig. Nicht der Übergang aus dem Leben in den Tod ist die entscheidende Stunde in unserem Leben, sondern der Übergang aus dem Tod in das Leben lange vor unserem Sterben. Die entscheidende Frage lautet: wer oder was befähigt uns zur Liebe?>>
Die Stunde, in der ich begann hat tatsächlich sehr viel verändert, sicherlich auch mehr, als mein Tod verändern würde. Und ja, sie ist sehr bedeutsam und entscheidend gewesen, zumindest für mich. Und zumindest mein eigener Tod jagt mir seit dieser Stunde, in der ich nach Jusufs Eintrag vom Tod in das Leben übergegangen bin, keine Angst mehr ein. Aber die Stunde, in der Jusuf vom Leben in den Tod überging, die hat noch einmal mindestens genausoviel bewegt und verändert. Kann sie mich vom Leben wieder zurück in den Tod befördert haben, weil die Liebe meines Lebens gestorben ist?
Darunter hat Jusuf noch ein Zitat geschrieben von einem gewissen James Baldwin zu demselben Thema eigentlich:
<<Wenn du in dem vollen Wissen lebst, daß du sterben wirst, daß du nicht ewig leben wirst..., wenn du mit der Realität des Todes leben kannst, dann kannst du leben. Wenn du es nicht kannst, wenn du dein ganzes Leben auf der Flucht vor dem Tode zubringst, bist du auch auf der Flucht vor dem Leben.
James Baldwin>>
Aber was ist, wenn ich vor mir selber fliehe? Sahrie
13.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eben kam Bruder Serenus ganz aufgeregt zu mir, um mir zu sagen, er habe gehört, daß Vater Sarim von Tempel Avesti abgeführt worden sei! Mit Bewaffneten und allem drum und dran. Wenn das stimmt und nicht nur ein Gerücht ist, dann bin ich wahrscheinlich auch noch schuld daran, zumindest indirekt! Deshalb habe ich ihn gerade gewarnt, ihm war wohl nicht klar, daß er damit auch in Gefahr schwebt. Um des Schöpfers willen, was tu ich denn, wenn sie mir Bruder Serenus nehmen? Ich brauche ihn doch als seelischen Beistand, seit Jusuf nicht mehr lebt, ist er noch mal wichtiger für mich geworden! außerdem weiß Bruder Serenus zuviel, auch wenn das jetzt natürlich ein recht herzloser Grund ist.
Und für ihn selber wäre es wohl der Alptraum schlechthin, wenn er von mir wegmüßte. Ob er unter der Folter lernen würde mich zu hassen?
In was bin ich reingeraten?!
Sahrie, in Angst, Schrecken und Verzweiflung

Elisabeth Hawkwood:
15.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
wie gut, daß der Alltag trotz alledem immer weitergeht. So hat man wenigstens etwas Halt und Sicherheit in diesem Alptraum, der sich Leben nennt! Und Dr. Lamas ist Gold wert, um mich wieder aufzuheitern! Er ist so herrlich zerstreut, und – im Gegensatz zu Baron Perron – finde ich seinen Mangel an Etiketten eher belustigend. Er ist einfach ein Original, und ich bin froh, daß er da ist, nicht nur wegen seiner wissenschaftlichen Qualitäten.
Beim Frühstück heute morgen hat er Baron Perron und mir seine ersten vorläufigen Forschungsergebnisse erläutert (ich finde, er kann sehr gut erklären, ich glaube, ich habe alles verstanden, obwohl es ja doch ziemlich kompliziert ist, zum glück ist Dr. Lamas ein geduldiger Erklärer). Den Rest hat er mir eben unter vier Augen berichtet, daß Baron Perrons Reaktionen bei Tisch etwas merkwürdig waren. er sieht nicht die phantastischen Möglichkeiten, die dieses Gewebe bietet, er hat panische Angst davor. Und seine Überlegungen einen Krieger daraus zu bauen (eben doch ein Hazat), waren auch etwas abstrus. Ein paarmal fiel es mir recht schwer meine Belustigung zurück zu halten.
Ich habe mir Notizen gemacht und kann Dir deshalb genaueres über dieses Gewebe schreiben:
Es besteht aus vier Zelltypen, die einen sehr komplexen Aufbau haben. Sie können sich nur vermehren, wenn alle vier Zelltypen da sind, was wohl höchst ungewöhnlich ist. Auch ungewöhnlich ist eine Struktur, die in jeder „normalen“ Zelle doppelt auftaucht, in diesen jedoch vierfach vorhanden ist. deshalb hat Dr. Lamas das Gewebe QHX4 genannt. HX als Abkürzung für diese Struktur, Q für Quattro=viermal. Das Gewebe wächst schneller, je mehr davon schon da ist.
Das Gewebe ist in der Lage sich mit anderen Substanzen zu verbinden und kann in diese hineinwachsen. Es kann auch um Strukturen herumwachsen, so lange bis es auf einen festen Rand trifft (deshalb wächst es nicht vom Raumschiff herunter).
Im inneren bildet QHX4 dann andere Strukturen aus, die wie elektrische Leitungen funktionieren, zumindest vom Prinzip her. Dabei verbindet es sich dann auch mit dem umwachsenen Gewebe, so funktionieren die Türen des Raumschiffes. Höchst faszinierend!
Noch viel genialer finde ich allerdings, daß QHX4 in der Lage ist Energie aus der Umgebung auf zunehmen und zu nutzen, zum Beispiel für das Wachstum. Das ist doch außerordentlich praktisch, zumal es laut Dr. Lamas jede Art von Energie nutzen kann, also Wärme, Kälte, Licht usw.
Die äußere Gewebestruktur ist sehr resistent gegen Kälte, Hitze, Druck und offenes Feuer, die Leitungsbahnen dagegen können jedoch zerstört werden. wenn diese alle abgestorben sind, dann kann sich das Gewebe nicht mehr erneuern und stirbt dann irgendwann auch ab. normalerweise ist jedoch nur die äußere Struktur der Außenwelt ausgesetzt und kann bei Beschädigung von innen erneuert werden.
Dr. Lamas hat QHX4 auch mit einer Pistole beschossen. Dabei wurde nur das darunterliegende Holz eingebeult, das Gewebe nicht. Dr. Lamas meint, es sei ein wenig wie Gummi. Wenn das Gewebe jedoch dick genug sei, dann bildet sich im Holz nicht einmal eine Beule.
Selbst Säure kann QHX4 nichts anhaben, im Gegenteil, QHX4 kann die Energie der Säure nutzen, so daß die Säure am Ende keine Säure mehr ist.
Dr. Lamas hat nun Kugeln aus sehr dünnem glas vorbereitet, die er vollständig umwachsen läßt, um dann damit weitere Experimente durchführen zu können. Ich bin höchst gespannt auf seine weiteren Ergebnisse!
Was Sarim betrifft, so bin ich mit meinen Grübeleien immer noch nicht weiter gekommen. Es ist und bleibt merkwürdig! Sahrie
nachts
Mein liebes Tagebuch,
Lady Dokha ist tot. Leider auch einer meiner Wachleute, natürlich hinterläßt er Frau und Kinder. die Armen! Und klüger bin ich nach dem ganzen Drama nun auch nicht, das einzige was ich weiß ist, daß meine Sicherheitssysteme doch noch einiges zu wünschen übrig lassen! Ich bin nur froh, daß ich den richtigen, wichtigen Kristall in den Kellertresor geschlossen habe! 
Hm, und wie immer fange ich in meinem Bericht in der Mitte an, Tante Balgis wäre mal wieder entsetzt, würde „Kindchen, Kindchen“ sagen und ihren Kopf schütteln, weil Jemandem mit so wenig Strukturiertheit so viele Leute unterstehen.
Also von vorne: gegen zwei Uhr schrillte plötzlich ein Eindringlingsalarm auf meinem Nachttisch. Als ich mir schnell etwas übergezogen hatte und mein Rapier geschnappt hatte, um aus der Tür zu eilen, traf ich dort auf zwei Wachen. Weil sie mir noch nichts genaues sagen konnten, und ich mehr Platz zum Kämpfen haben wollte, bat ich sie mir ins Arbeitszimmer zu folgen. Dort sahen wir dann, daß der Tresor offen und leer war. also eilte ich sofort hoch in die Denkmaschinenzentrale. Nun wissen halt zwei Wachleute wo der Gang ist, aber das ließ sich nicht ändern. Sie haben ja keinen Code.
Anhand der Bilder der Überwachungskameras konnten wir sehen, wie eine Gestalt in Wachuniform sich zwischen vor- und Arbeitszimmer materialisierte, zum Tresor ging, alles herausnahm und an derselben Stelle wieder verschwand. Nach der Gesichts-Nahaufnahme war es tatsächlich einer von Sir Majids Leuten. Natürlich ließ ich sofort nach ihm suchen, er wurde dann auch tatsächlich nach einer Weile gefunden, und zwar in dem kleinen Wäldchen bei Alohara. augenscheinlich war er auf dem Weg nach Hause gewesen. Er hat eine riesige Blasterwunde in der Brust. Seine Waffe und seine Sicherheitskarte waren natürlich weg. Ich war gerade auf dem Weg zu Dr. Lamas, um ihn zu bitten, sich die Leiche an zu sehen, als ein neuer Alarm ausgelöst wurde, diesmal auf dem Flugfeld.
Dr. Lamas war sowieso wach geworden, er begann auch netterweise sofort mit einer vorläufigen Untersuchung. Dabei stellte er erst mal fest, daß der arme Wachmann seit zweieinhalb Stunden tot war, er kann also nicht den Tresor ausgeraubt haben. außerdem fand Dr. Lamas eine Reihe von Druckpunkten am Schädel des Toten, sowie ein sehr großes Loch am Hals. Offenbar wurde sein Gehirn ausgelesen und dabei gegrillt... .
Zwischendrin kam dann der Zwischenbericht vom Flugfeld: ein Gleiter war abgeschossen worden. Leider waren die elektrischen Einrichtungen alle hinüber, man konnte also nicht mehr fest stellen, ob vor dem Abschuß noch Informationen abgesendet wurden. Das einzige was man bergen konnte war ein Metallkasten mit dem Tresorinhalt (ich hoffe, sie hat nicht in Jusufs Tagebücher gesehen, die waren in dem Fall viel gefährlicher als der Datenkristall!), sowie die Leiche von Lady Dokha Alarba’in al-Malik. So bekam Dr. Lamas noch eine zweite Leiche zur Untersuchung. Offenbar trug Lady Dokha eine Art von Tarnanzug, mit der sie auch die Identität anderer Personen annehmen konnte. Deshalb lösten die passiven Psi-Scanner nicht aus, sondern erst die aktiven am Tresor.
Ach so, in dem Kasten befand sich außer dem Tresorinhalt noch ein Zettel mit der Aufschrift:
<<Ihr werdet hiermit angewiesen Euren Auftrag endgültig zuende zu bringen. MLH>> Das L und das H waren so ineinander verschlungen. Sir Majid sagte daß erst einmal nichts. ER mußte mir dann auch leider sagen, daß der fremde Gleiter erst durch die Sensoren von Jusufs Pride bemerkt wurde, die durch den Alarm im Anwesen hochgefahren sind. Sehr bedenklich! und Lady Dokha wußte mir zuviel über Jusufs Anwesen!
Trotzdem sollte ich vielleicht mal schlafen, ich kann nicht die Arbeit der Sicherheitsleute machen!
Sahrie

Elisabeth Hawkwood:
16.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
leider findet sich in Jusufs Tagebüchern nichts weiter über Lady Dokha.
Sir Majid und ich haben eben abgesprochen, daß Duke Hakim nichts von ihrem Tod zu erfahren braucht. Er hat uns zu seinen Untersuchungen über Jusufs Tod ja auch nichts weiter geleitet, davon abgesehen kommt er sonst eventuell auf die Idee Fragen zu stellen, nein Danke!
Dr. Lamas hat mir eben den vollständigen Obduktionsbericht gebracht, der im wesentlichen seine vorläufigen Befunde von heute Nacht bestätigt. Lady Dokha hatte ein Gehirnimplantat, sowie einen Peilsender, letzterer ist jedoch bei dem Abschuß ihres Gleiters durchgebrannt. außerdem konnte Dr. Lamas fest stellen, daß sie in den letzten Tagen und Wochen immer höhere Dosen von Aufputschmitteln genommen hat.
Jetzt wird gleich die Bestattungszeremonie für den armen Wachmann stattfinden.
Sahrie
17.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
vor lauter Lady Dokha hätte ich beinahe den armen Baron vergessen! Heute morgen beim Frühstück habe ich ihn erst einmal aufgeklärt, was überhaupt vorgefallen ist und weshalb ich keine Zeit hatte, gestern. Netterweise half er mir auch eben in der Bibliothek nach dem Monogramm unter dem Zettel zu suchen, so ein verschlungenes L und h steht für die Li-Halan. Über das M davor haben wir nichts herausfinden können. Wieso arbeiten die Li-Halan und die al-Malik zusammen? Es wird doch noch immer merkwürdiger!
Ansonsten scheint Baron Perron die freie Zeit aber nicht so gut bekommen zu haben, er möchte, daß seine Dienerin Dr. Lamas unterricht in Etikette erteilt. Eine amüsante Idee. Ich denke jedoch, es wird wenig nützen, so zerstreut wie der gute Dr. ist! Aber von mir aus soll sie es versuchen!
Sahrie
18.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eigentlich bin ich sehr müde und angestrengt heute, aber ich wollte doch noch eben wenigstens an dich schreiben. Heute war ich nach einem kurzen morgendlichen Ausritt mal wieder den gesamten Tag in den Kavernen unten. wie ich mir das schon dachte gibt es tatsächlich eine Art geheimen Schlupfwinkel, von dem aus man auch nach oben kann. Verproviantiert ist er für vier Monate, ich wüßte ja mal gerne wovor Jusuf Angst hatte. Oder er hat es nur aus Vorsicht gemacht. Denn ich denke eine Verproviantierung für einen Monat hätte gereicht, da man von dem Ausgang aus fliehen kann..., auch da hat Jusuf sehr gut vorgesorgt. Ich habe versucht mir den Weg zu merken, damit ich es in einem Notfall auch allein finden könnte. Noch immer gibt es da unten aber viel, das ich noch nicht gesehen habe, denke ich.
Es gibt sogar einen unterirdischen Fluß, der schiffbar ist. Dieser endet in einem wunderschönen See, soweit man das von einem unterirdischen See sagen kann. Aber er hat etwas geheimnisvolles und beeindruckendes, dieses dunkle Wasser, das dann nur in dem Schein der Lampen aufleuchtet und sich ansonsten in der Dunkelheit der Höhlen verliert. sehr beeindruckende Stalaktiten gibt es ebenfalls dort. Die Atmosphäre dort unten ist auf alle Fälle sehr bemerkenswert und auch inspirierend. wenn ich einmal mehr Zeit habe, dann werde ich meine Malsachen mit dorthin nehmen, man könnte phantastische Bilder dort malen!
Heute morgen frühstückten wir gemeinsam, und wie ich mir das schon dachte hatte Dr. Lamas den Benimmunterricht natürlich vergessen. Es war höchst amüsant, der Baron reagierte doch etwas säuerlich, als Dr. Lamas ihn mit „Herr Perron2 ansprach. Dabei war es sicherlich sehr höflich gemeint. Ein Original.
Ah, da fällt mir ein, es gibt neue Ergebnisse bei seinen Forschungen und die finde ich höchst spektakulär: anscheinend können sich die verschiedenen Zellen gegenseitig etwas mitteilen! Dr. Lamas beschrieb es wie eine Art großes gemeinsames Gehirn, das sie haben müßten. ER hat Versuche gemacht, in denen er umwachsenen Glaskugeln in eine Wanne warf. Bei den ersten beiden Kugeln ging das innere Glas zu Bruch, aber schon bei der dritten plötzlich nicht mehr! nun möchte er, gemeinsam mit Elannyo die Schnittstellen zu den Denkmaschinen erforschen, um herauszufinden wie man diese Zellen programmieren kann und wie diese gegenseitige Mitteilung funktioniert. Höchst interessant, das bietet völlig neue Möglichkeiten, denke ich! dieses Gewebe wird immer interessanter, ich wüßte ja zu gerne wo es herstammt und wie und warum es entwickelt wurde, oder vielleicht eher sich entwickelt hat.
Bevor Dr. Lamas und Elannyo gestern bei mir waren, um mir diese neuen Ergebnisse zu berichten, hatte ich noch einen Termin mit Kapitän Amundsen, weil ich ihn bitten wollte die Sensoren der Pride hochgefahren zu lassen. Zumindest solange die Pride hier ist, ist das Flugfeld dann besser geschützt. ich denke ja nach wie vor, daß das Eindringen Lady Dokhas nicht der letzte Versuch war an den Datenkristall zu gelangen. Wer auch immer dahinter steckt. Da Baron Perron danach gefragt hatte, fragte ich ihn auch, ob er von einer Karte des Asteroidengürtels wüßte, in der die Erz-Abbauplätze verzeichnet wären (es wäre ja dumm gerade dort nach einem Labor zu suchen, wenn es noch eines geben sollte, so wird dort sein, wo seit vielen Jahrhunderten oder zumindest Jahrzehnten keiner mehr war, denn sonst ist es zerstört). Er denkt, daß es schwierig sein sollte an solche Karten zu kommen, da die Erzsuchergilde sicherlich auf Geheimhaltung achtet. Als ich den Datenkristall in einem Nebensatz erwähnte, runzelte er die Stirn – merkwürdig! Dieser Mensch ist durch und durch merkwürdig! Naja, es ist nicht die einzige Merkwürdigkeit in meinem Leben.
Wenn das so weitergeht..., ich werde lieber versuchen jetzt zu schlafen!
Gute Nacht, Sahrie
19.12.4996
Mein liebes Tagebuch,
eigentlich gibt es vom heutigen Tag nichts Besonderes zu berichten. Nach der Messe hatte ich endlich wieder einmal Zeit für ein längeres Gespräch mit Bruder Serenus. Danach ritt ich noch einmal aus und war dann bis zum Abendessen wieder in den Kavernen. sie sind sehr interessant finde ich. und sie bieten doch auch viele Möglichkeiten. Ich hoffe nur, daß –
Abdul teilt mir gerade mit, daß Sir Majid noch eine Audienz wünscht. Um diese Zeit wird es wohl wichtig sein.
Sahrie

Elisabeth Hawkwood:
07.01.4997
Mein liebes Tagebuch,
was soll ich tun? Am liebsten wuerde ich ihn nie mehr wiedersehen, es verwirrt mich, nein mehr, es macht mich verzweifeln! Er ist ihm so ähnlich und gleichzeitig auch wieder so anders. Noch immer zittere ich am ganzen Leibe, das ist kein witz, auch wenn ich selber mich nach wie vor in einem Traum wähne. Ich wuenschte es wäre einer, ich wuenschte mein ganzes Leben wäre ein Traum, das wuerde vieles einfacher machen. Was soll ich denn bloß tun? Meinst Du ich kann jemals lernen ihm wie einem eigenen, anderen Menschen gegenueber zu treten, oder werde ich jedesmal am Anfang diesen Schock spueren? Ich will ihn nie mehr sehen, ich verzweifle! Auf der anderen Seite schreibt alles in mir danach ihn wiederzusehen..., ein Anfall von Selbstquälerei, denn wenn ich seine Augen sehe weiß ich, daß er es nicht ist. Und ich dachte er sei wirklich tot... . Jusufs Sohn... . vielleicht sollte ich vorne anfangen mit einem Bericht, aber ich kann jetzt nichts schreiben, alles in mir und um mich dreht sich, du wirst später erfahren was alles in den Wochen passiert ist in denen ich nicht schrieb. Oder eher was heute passiert ist, von den Wochen davor weiß ich nichts. Oh Allschöpfer, hilf mir!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Sahrie
P.S.: und ein Teil von mir haßt ihn dafuer, daß er nicht Jusuf selber ist. Und er konnte alle diese Jahre mit ihm leben, warum ich nicht?!
Selber Tag, abends
Mein liebes Tagebuch,
nun habe ich soviel nachgedacht, daß ich irgendwie gar nichts mehr fuehle, also kann ich Dir nun auch schreiben was eigentlich los ist. Und ich fange vorne an, auch wenn meine liebe Tante dich hoffentlich nie zu sehen bekommt, und so auch nicht ueber meinen Stil meckern kann... .
In den Wochen, die vergangen sind seit dem letzten Mal hatte ich ein paarmal lichte Augenblicke, konnte aber nur essen und trinken, dann habe ich wohl wieder geschlafen. An den 19. abends erinnere ich mich nur dunkel, ich wurde nahezu sofort ohnmächtig, als Sir Majid und Abdul hereinkamen. Sir Majid hat sich entschuldigt... . Mehr weiß ich nicht.
Dann wachte ich heute morgen auf in einem Himmelbett. Durch ein paar riesige Fenster schien die Sonne herein, ich konnte blauen Himmel sehen. Die Fenster waren zu. Als ich den Kopf drehte, sah ich außerdem ein geschmackvoll eingerichtetes Zimmer, das mir allerdings völlig unbekannt erschien. Allerdings sah ich einige meiner persönlichen Sachen Frisiersachen, leider keine der anderen Tagebuecher.
Es schlug acht Uhr, ich nahm an morgens. Im Hintergrund sah ich dann ein Raumschiff vorbeigleiten, und daß etwas weiter weg offenbar ein Gebäude steht.
Plötzlich kamen Aladaya und Azhara mit Fruehstueck, zuerst erschrak ich mich zu Tode. Sie nannten mir auf Nachfrage das Datum und konnten berichten, daß sowohl sie, als auch Bruder Serenus mit mir zusammen in Jusufs Raumschiff entfuehrt worden sind.
Mehr als das konnten oder wollten sie aber nicht sagen, fuegten nur noch hinzu, daß ich um zehn Uhr einen Termin hätte, bei dem sich dann alles klären wuerde. Naja und sie konnten mich beruhigen, daß die Tresore geräumt und alle darin enthaltenen wichtigen Sachen, wie zum Beispiel die „Eier“ ebenfalls hier sind. Desgleichen Sir Majid und Abdul. Aber danach einen von diesen zu sehen war mir nicht, zumal bis zehn Uhr nicht mehr viel Zeit blieb.
Es erschien eine Art Leibgarde, um mich abzuholen: zwei Kaukasier in einer einfachen dunkelblauen Uniform mit einer ausgezeichneten Bewaffnung und sicherlich auch recht guten Energieschilden. Sie fuehrten mich kreuz und quer durch das gesamte Gebäude, ich verlor zum Schluß völlig die Orientierung. Zwischendurch gelang es mir durch ein großes Fenster zu erspähen, daß wir uns am Rande einer großen Metropole gefanden. So wie es aussah Crit., Byzanz oder Leagueheim, vielleicht auch Cadiz, das war so schnell nicht auszumachen. Die beiden Herren in blau legten ein ziemliches Tempo vor. Zusammen mit Sergeant Haiduqh, wo auch immer der so plötzlich herkam, wurde ich dann in ein riesiges Buero gebeten. Ins Auge fielen sowohl der wuchtige Schreibtisch und die vielen ihn umgebenden Buecherregale, als auch eine eindrucksvolle Glasfront mit einer Terrasse davor. Zur rechten Hand gab es eine Art Bar und einen Couchbereich. Merkwuerdig wieviel mir auf einmal einfällt, wieviel ich doch gesehen habe, ohne es in dem Moment nicht wirklich wahr zu nehmen. Mein Augenmerk war vollkommen auf die Person gerichtet, die mit dem Ruecken zu uns gewandt auf der Terrasse stand. Ich weiß noch, daß Sergeant Haiduqh mir zufluesterte, daß wir uns bei Consul van der Greun auf Leagueheim befänden, aber die ganze Zeit war ich schon damit beschäftigt mich zu fragen, warum mir der Ruecken so bekannt vorkam. Dann drehte sich der Consul um und... . Nein, das schreibe ich jetzt nicht genauer, dieser innerliche Taubzustand ist angenehmer. Auf alle Fälle ist es Jusufs Sohn, daran besteht kein Zweifel. Macht der Allschöpfer von Zeit zu Zeit Scherze? Wenn ja ist dies ein sehr grausamer.
Nach einer Zeit hatte ich mich wieder soweit gefaßt, daß jeder von uns seinen Teil der Geschichte berichten konnte. Die Reeves sind nun wieder zu neunt, Consul van der Greun konnte sich geschickt bei ihnen einkaufen, um herauszufinden was dort eigentlich vorgeht. Sie haben hier in der Nähe ein Schiff der Bhuonin entdeckt. An Bord des Schiffes befindet sich eine Seuche, die anscheinend auf Wärme reagiert, so daß momentan noch nicht viele Untersuchungen gemacht werden konnten. Nach den Vermutungen Sergeant Haiduqhs ist die Vanderbilt corporation derselben Seuche erlegen. Sie bildet Ballähnliche Gebilde auf der Haut, sobald sich in der Nähe eine Wärmequelle befindet erfolgt eine gerichtete Explosion in diese Richtung. Außerdem konnte der Sergeant herausfinden, daß er seit dem 15.12. verfolgt wird, wahrscheinlich von einer Kirchengruppierung.
Im Endeffekt schlug Consul van der Greun vor, Sergeant Haiduqh solle ebenfalls hier Quartier beziehen und weiterhin mit mir zusammenarbeiten. Zum einen, um dieses Schiff näher zu untersuchen, sobald ein Weg an der Seuche vorbei gefunden werden konnte, zum zweiten aber auch um generell mehr ueber die Bhuonin herauszufinden und alles was damit zusammenhängt. Nach dem Gespräch mit dem Consul begaben ich und der Sergeant uns zunächst zu einem Techniker, um mit ihm genauer ueber eine Lösung fuer die Seuche an Bord dieses Schiffes nach zudenken. Sergeant Haiduwh und er hatten dazu ein paar etwas merkwuerdige Ideen, die ich nur zum Teil verstanden habe. Sie drehen sich auf alle Fälle um die Erzeugung von sehr viel Wärme... . Der Techniker meinte dann, daß die Vorbereitungen in etwa vier Wochen dauern wuerden. Solange untätig bleiben wäre nun sehr dumm, weshalb ich und der Sergeant beschlossen in dieser Zeit nach Kordeth zu fliegen, wo der Sergeant seine Priester nach sehr weit zurueckgehenden Legenden befragen möchte, um herauszufinden ob es hier vielleicht eine Quelle gibt etwas ueber die gesamten anderen Völker herauszufinden.
Ja, soweit war mein Leben als ich den ersten Eintrag oben schrieb. Wie Du lesen konntest war ich da noch sehr durch den Wind. Inzwischen habe ich geschlafen und mich von Beruhigungstabletten ernährt und es scheint erstaunlicherweise einmal etwas zu helfen. Aber es blieb nicht wirklich ereignislos:
Sergeant Haiduqh hatte sich auf den Weg gemacht, um seine Ausruestung zu holen. In seinem ehemaligen quartier wurde er von einem sehr merkwuerdigen Wesen angegriffen, der nachdem Sergeant Haiduqh ihn verletzt hatte, plötzlich rapide alterte. Der Sergeant äußerte die Vermutung es könne sich um einen Manya-Kultisten gehandelt haben. Die Ausruestung dieses Wesens konnte Sergeant Haiduqh sicherstellen und mitbringen. Am interessantesten war eine Art Kopfhörer mit einem Anschluß fuer eine eingebaute Denkmaschine (wie auch immer das nun genau funktioniert), die eine Bild- und Tonuebertragung ermöglicht. Von was auch immer. Das erfuhr ich allerdings erst später, in all dieser Zeit war ich damit beschäftigt Packanweisungen zu erteilen. Der Sergeant machte sich wieder auf den Weg, um eines dieser ihn verfolgenden Wesen lebend zu fangen. Dabei fand er eine Art Friedhof, der aber nie offiziell existiert hat. Merkwuerdig war oder ist, daß kein Modergeruch wahr zunehmen war, Sergeant Haiduqh aber ueber buchstäblich Massen von menschlichen Knochen stolperte. Er brachte einige mit und alle stammen von demselben Wesen: einem 24-26 Jahre alten Menschen, wahrscheinlich von Midian. Wir riefen also Bruder Serenus zur Hilfe, der uns darueber aufklärte, daß Gebeine in geweihter Erde ruhen muessen um wirklich Ruhe finden zu können. Weder das eine noch das andere traf auf diese Gebeine offenbar zu. Nach einigem hin und her erklärte Bruder Serenus sich bereit es zu versuchen die Erde dort nachträglich zu weihen (ein freundlicher Augenaufschlag wirkt doch immer wieder Wunder). Da ich mir Ablenkung versprach kam ich mit. Ich bereue es nicht, auch wenn das gesamte Erlebnis insgesamt eher einen gruseligen Charakter hatte.
Bruder Serenus und Sergeant Haiduqh begaben sich in dem riesigen alten Fabrikgebäude in dem sich dieser Friedhof befand nach ganz unten auf den Boden zu den Leichteilen, während ich mit unserer Begleitung auf einer der Galerien blieb. Zunächst breitete sich ein helles Licht um Bruder Serenus aus und er schien tatsächlich Erfolg zu haben mit seinen Gebeten, die er inbruenstig vortrug. Ich hatte tatsächlich das Gefuehl die Anwesenheit des Allschöpfers um uns herum zu spueren und war sehr ergriffen.
Doch plötzlich schlug das Licht ins blutrote um und es ertönte ein Lachen, das derart furchterregend war, daß mir das Blut in den Adern stockte. Eine Art blutroter Nebel wallte um Bruder Serenus auf, der unbeirrt weiter seine Gebete sprach, jedoch zunehmend panisch dabei wirkte. Ich versuchte mich auf seine Worte zu konzentrieren, um die entsetzliche Atmosphäre des roten lichtes und des Nebels zu verdrängen und Bruder Serenus Versuch durch meine Andacht beizustehen, doch die Männer um mich herum, die zunehmend unruhig wurden machten mich nervös und sorgten fuer Ablenkung. Der Nebel erhob sich schlierenartig, wobei einige dieser Schlieren erschreckend wie Hände aussahen. Selbst den kaltbluetigen Sergeant Haiduqh ergriff nun doch der Schreck und er schlug vor zu gehen. Mit fester Hand griff er nach Bruder Serenus, der sich wie in einer Art Trance befand. Sobald dieser zu sich kam und mit dem Beten aufhörte wallte der Nebel stärker empor. Gleichzeitig erhob sich ein Chor von verschiedenen Stimmen, teils lockend, teils drohend, teils versprechend. Angesteckt von der Panik versuchte ich nach draußen zu kommen, doch etwas hielt mich plötzlich fest. Ich versuchte mich zu wehren, doch je mehr ich dies versuchte, desto weiter wurde ich von „etwas“ weggezerrt. Ich hing schließlich ja wie in der Luft, fiel aber nicht zu Boden. Die Stimmen waren ueberall um mich herum. Trotz meiner Angst konzentrierte ich mich darauf mich nicht zu wehren, was mir schließlich auch gelang. Daraufhin fuehlte ich mich wie in Watte gepackt. Die Stimmen waren nur noch ganz entfernt zu hören, anstelle von Tausenden hörte ich nur noch einige wenige, die jedoch zum Teil in einer fremden Sprache redeten. Auch das Ziehen und Zerren ließ nach. Wie lange dieser Zustand andauerte kann ich nicht genau sagen. Als ich wieder zu mir kam war der Nebel verschwunden und ich stand auf der Bruestung an derselben Stelle wie zuvor auch. Die Männer um mich herum wirkten sehr verwirrt, Bruder Serenus und Sergeant Haiduqh befanden sich nach wie vor am Boden und baten mich ebenfalls herunter zu kommen. Sie hatten unten eine Art Altar gefunden, der auf eine merkwuedige Art und Weise mit all den Leichenresten in der Halle verbunden war. Zwei Schädel, die ich ganz einwandfrei als Bhuoninschädel identifizieren konnte wurden als eine Art Batterie verwendet. Bruder Serenus kniete dann nieder und sprach ein Gebet, wobei er an verschiedenen Stellen des Altars zog und drueckte. Daraufhin brach dieser schließlich zusammen. Die beiden Schädel nahmen wir mit, sie befinden sich zur Zeit im Labor. Bruder Serenus ermahnte ich ausdruecklich, daß er der Inquisition absolut nichts hiervon berichten darf. Das fehlte noch! Bruder Serenus fuehlt sich sichtlich unwohl damit, aber er muß sich daran gewöhnen! Ich werde wohl in der nächsten Zeit ein wenig netter zu ihm sein muessen... .
Sahrie
08.01. 4997
Mein liebes Tagebuch,
heute befinde ich mich irgendwie wieder in einer Art Krise, leider! Ich hatet gehofft die Ablenkung hält länger an, gestern passierte nun sehr viel und auch aufregendes, ich hoffte, daß wuerde die Präsenz von Consul van der Greun in den Hintergrund drängen. Heute jedoch kam alles wieder hoch. Ich hoffe wir können bald abreisen, damit ich dem hier entkomme. Ich kann es nicht ertragen ihn zu sehen.
Sahrie
09.01.4997
Mein liebes Tagebuch,
die Ergebnisse aus dem Labor sind da: die Schädel, die wir in dem Friedhof fanden sind etwa 2000 Jahre alt! Die jeweiligen Besitzer sind an einer qualvollen Seuche gestorben... .
Sahrie

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln