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Filme und Serien, die jeder super findet. Nur ihr nicht.

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tartex:
Ist doch simpel: indem der Film Unterdrückung und die ungerechten Allianzen darstellt - in diesem Fall "wir Männer raufen uns noch über unseren Rassismus zusammen, wenn es nötig ist, um Frauen unten zu halten" - hat er in der letzten Szene eine klar feministische Aussage.

Und damit es auch fast jeder kapieren kann, binden wir als Wink mit dem Zaunpfahl das Galgenseil am Bettpfosten fest, während die Männer anständig Male Gaze geben und von "prettiest sight" sprechen.

Ist für euch auch jeder Film über den Holocaust antisemitisch, weil er das Leiden der Opfer darstellt? Und weil es meist kein Happy End gibt?

Jiba:

--- Zitat --- Aber vor allem schätze ich, dass die Schauspieler hier auf engem Raum spielen. Sie können sich nicht hinter Spezialeffekten verstecken, was in Zeiten von CGI leider eher Standard als Ausnahme ist.
--- Ende Zitat ---
Joah… wahrscheinlich guckst du einfach die falschen Filme dafür. „Die Ausnahme“ sind solche Aufbauten ja nicht. Ich mein, gibt ja schon so Sachen wie „Marriage Story“, „Whiplash“, „Power of the Dog“, „10 Cloverfield Lane“, in denen wenige Schauspieler auf wenig Raum gekonnt gegeneinander anspielen.


--- Zitat --- Ist für euch auch jeder Film über den Holocaust antisemitisch, weil er das Leiden der Opfer darstellt? Und weil es oft kein Happy End gibt?
--- Ende Zitat ---
Was?
Nein! Hat auch niemand behauptet. 
Es gibt durchaus auch einen breiten Raum für feministische Erzählweisen dazwischen.
„Promissing Young Woman“ zum Beispiel… ob das ein Happy End war, darüber lässt sich streiten, aber er geht für Protagonistin auf jeden Fall tödlich aus. Und ist zweifelsohne ein feministischer Film, weil er ihre Perspektive priorisiert.
Genauso „The Last Duel“, der auch die Perspektive der weiblichen Protagonistin priorisiert (außer beim titelgebenden Duell, da war Ridley Scott dann doch irgendwie das Spektakel wichtiger, und das habe ich damals auch kritisiert.)
Sogar auf „Kill Bill“ trifft zu, dass hier Missbrauch an Frauen gezeigt wird… Aber wenigstens ist es auch hier ihre Perspektive und sie kriegt die Gelegenheit, sich gegen die missbräuchlichen Männer ihrer Welt zu wehren. Umfassender als diese eine Befreiungsszene in „Hateful 8“. Darüber hinaus ist „Hateful 8“ nicht an irgendeiner weiblichen Perspektive interessiert: Es geht wenn überhaupt darum zu zeigen, was Männer für Säcke sind. Aber was Frauen damit zu tun haben und wie ihr Blick auf die Sache aussieht, dem räumt der Film nur den minimalsten Platz ein.

Ansonsten trifft das Label „exploitatorisch“ den Umgang Tarantinos mit allen Frauenfiguren seiner Filme recht gut. Frauen, die anderen auf die Mütze hauen, darauf versteht er sich. Aber Margot Robbie in „Once Upon a Time in Hollywood“ war auch nur dazu da, hübsch auszusehen (bzw. ihre Füße, halt).

Ludovico:

--- Zitat von: Jiba am  6.12.2023 | 10:18 ---Joah… wahrscheinlich guckst du einfach die falschen Filme dafür. „Die Ausnahme“ sind solche Aufbauten ja nicht. Ich mein, gibt ja schon so Sachen wie „Marriage Story“, „Whiplash“, „Power of the Dog“, „10 Cloverfield Lane“, in denen wenige Schauspieler auf wenig Raum gekonnt gegeneinander anspielen.
--- Ende Zitat ---

Und nun verbinde das noch mal, was ich über das Setting geschrieben habe.
Ja, ok! Cloverfield Lane ist auch dark, aber es ist ein anderes Setting.

Im Endeffekt hättest Du auch "Frau Müller muss weg" als Beispiel nennen können.

Ein Kammerspiel in einem gritty Westernsetting kenne ich gar nicht. Kennst Du eins?
Und Hateful 8 hat dazu noch hochkarätige Schauspieler, die gerade in solchen Rollen eher selten zu sehen sind und hier brillieren.

Und ja! Es gibt Kammerspielfilme. Es gibt sie ja auch länger. Aber sie sind derzeit eher die Ausnahme und im Mainstream (also damit meine ich das Kino, aber auch die Streaming-Service, die Kammerspiele zumeist auch nicht weit nach vorne kehren) fast nicht existent (und darauf bezog sich meine Aussage. Entschuldigung! Ich war ungenau in meiner Beschreibung. Tut mir furchtbar leid. Ich bin untröstlich. Ich versuche, sowas in Zukunft zu vermeiden. War wirklich dumm. Echt sorry! War nicht so gemeint...). Die meisten schaffen es nicht ins Kino oder laufen in irgendwelchen Sondervorstellungen. Stattdessen hast Du vor allem Filme, die viel auf CGI und Spezialeffekte setzen anstatt auf schauspielerisches Können.

tartex:

--- Zitat von: Jiba am  6.12.2023 | 10:18 ---Aber Margot Robbie in „Once Upon a Time in Hollywood“ war auch nur dazu da, hübsch auszusehen (bzw. ihre Füße, halt).

--- Ende Zitat ---

Der Film ist bei mir Ende mit Leo DiCaprio mit Flammenwerfer am Swimming Pool zusammengebrochen. Konnte nicht glauben, dass er den so schnell in seinem Zustand bereit hatte.

Wobei der Film ja auch von manchen als Angriff auf die Gegenkultur und Hippies gelesen wird, während ich mich stattdessen am Ende gefragt habe: wenn der Tate-Mord nie passiert und stattdessen das Establishment die Manson-Familie erledigt, gibt es dann neue Märtyrer und ewige Blumenkraft?

Lyonesse:

--- Zitat von: tartex am  6.12.2023 | 11:09 ---Der Film ist bei mir Ende mit Leo DiCaprio mit Flammenwerfer am Swimming Pool zusammengebrochen. Konnte nicht glauben, dass er den so schnell in seinem Zustand bereit hatte.

Wobei der Film ja auch von manchen als Angriff auf die Gegenkultur und Hippies gelesen wird, während ich mich stattdessen am Ende gefragt habe: wenn der Tate-Mord nie passiert und stattdessen das Establishment die Manson-Familie erledigt, gibt es dann neue Märtyrer und ewige Blumenkraft?

--- Ende Zitat ---
Leo spielt da halt einen Gewohnheitstrinker - um es diplomatisch auszudrücken - und wenn der einen Schuss
Adrenalin abbekommt, dann ist der ganz schnell wieder voll auf der Höhe. Außerdem konnte er ja vom Film her
mit dem Teil umgehen.
Tarantino betreibt ja nicht zum ersten Mal Geschichtsklitterung im Sinne von später Rache der Opfer, was ihm auch
im Sinne der künstlerischen Freiheit unbelassen sei, und das Establishment hätte die Manson-Familie ja einfach
laufen lassen, wenn die nichts schlimmeres gemacht hätten, als Müll-Container zu plündern. Aber nein, vermutlich
nicht, denn beispielsweise erhielten die protestierenden Studenten, die von der Nationalgarde 1970 in Ohio
zusammengeschossen wurden, von der Bevölkerung ja auch keinen Märtyrerstatus.

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