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Filme und Serien, die jeder doof findet. Nur ihr nicht.

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KhornedBeef:

--- Zitat ---Aaaaaaaber, werdet ihr sagen: Was ist mit..

DEM KÜHLSCHRANK??
--- Ende Zitat ---
Fixed it for you.

Jiba:
Ach, jetzt komm aber… es ist ein fucking Pulpfilm. Andere Actionhelden springen ungesichert von Hochhäusern und so oder lassen sich vom Auto überfahren. Da sagt auch keiner was.

Außerdem war der Kühlschrank aus Blei.  >;D

HEXer:
Die Einschätzung teile ich überhaupt nicht.

Die Comic Relief Szenen in Indy 4 sind (abgesehen von einigen wenigen (!) der splapstick-Einlagen von Indy selbst, von denen die wirklich guten aber auch nur Reminiszenzen an vorherige Filme sind) völlig überzogen und zwar auf einem Level, der den Film beinahe unerträglich macht. „Sag nicht Schlange!“ ist on point? Sich dann mit dem Tier aus einem Treibsand ziehen zu lassen - im Ernst?!? Da wäre ich beinahe aus dem Kino gerannt. Lianeneschwingender Junior-Junior mit Nüssen in den Nüssen? No way. Die sind nicht nur infantil und unwitzig, sonden auch noch für NICHTS gut.

Die Special Effects? Der erste Film ist von den meisten seiner Effekte viel „realistischer“, weil eben keine billigen Computeranimierten Effekte eingesetzt werden (und ich rede nicht von dem Alien-Raumschiff, dass ich durchaus gelungen fand). Animierte Murmeltiere? 3D-Ameisen? Die haben keinerlei Existenzberechtigung, außer dass man halt plötzlich was Computeranimiertes machen konnte. „Hey, lasst uns mal völlig abdrehen!“ Der Typ könnte ja von Ameisen in ein Loch geschleppt werden! Ja, genau. Applaus.

Es gibt ein paar Actionszenen, die ganz gelungen sind - wenn man den pomadisierten Pubertätstarzan endlich aus dem Gedächtnis verbannt hat: Die Motorradjagd fand ich richtig gut. Die Kung-Fu Indios wieder nicht. Und die billigen Pirates-of-the-Caribbean-„feifei“-Indio Abklatsche schon mal gar nicht.

Leute überleben Sachen, die sie eigentlich umbringen müssten - du meinst sowas wie von einer Nuklearexplosion in einem Bleikühlschrank ohne Polsterung durch die Landschaft katapultiert werden ohne einen Kratzer zu bekommen? Den Fallout unbeschadet nach einem Schaumbad zu überstehen? Eine Beschleunigung auf Mach X ? No, Sir, da ist mir die Argumentation zu einseitig.

Kamera: Da sieht man genau, an welche Filme und Serials Spielberg mit Raiders anknüpft (Tip: Guck dir den Film mal in schwarz-weiß an). Und wegen diesen Anknüpfung ist es auch falsch, dass er ein Genre aufmacht. Das Genre bestand schon lange und Lucas und Spielberg haben (nach eigener Aussage) den Film als Hommage an diese Vorläufer gedacht. Das erklärt zum einen, warum der Film an vielen Stellen eben ist, wie er ist. Es mag ja ein Schock sein, aber der Film sollte auch damals nicht innovativ oder Modern sein.

Charaktere und Bösewichte: Vorweg verstehe ich nicht, wieso Marion Ravenwood eine Alkoholikerin sein sollte. Dass sie viel trinken kann sagt aber auch GAR NICHTS darüber aus, ob sie Alkoholkrank ist. Glaub mir, eine Alkoholkranke Person ist etwas völlig anderes. Es ist eben ein Symbol, ein Weg dazustellen, wie sie sich in einer Männerdominierten Welt behauptet, ohne eine Kampfsau zu sein. Wobei sie auch das halt kann. Ravenwood ist einer der coolsten Charaktere der Indiana Jones Welt. Insbesondere mit ihrem Auftritt in Indy 4. Wird sie tiefgründig dargestellt? Natürlich nicht, es ist Adventure Pulp.
Und wenn wir von Indy und weiblichen Charakteren reden, dann muss man sagen, dass die Gute Cate Blanchett für eine Schauspielerin ihre Kalibers eine völlig unterirdische Vorstellung abliefert. Da lässt eine Alison Doody sie echt alt aussehen. Nun ist aber eine Liz Tailor - sorry: Elsa Schneider - auch von der Figur her auf ganz anderem Niveau. Der Versuch, die Femme Fatale mit dem Oberbösewicht zu kombinieren ist in Indy 4 völlig in die Stiefelhose gegangen. Arnold Toht ist gerade wenn man Peter Lorres Mr. Moto kennt eine fantastische Besetzung und ein toller Charakter mit einer richtig coolen Einbindung in den Plot. Und der Dreisatz-Dovchenko stinkt gegen Pat Roach in all seinen drei Auftritten als Indy’s Muskelantagonist ja wohl völlig ab.

Plot-Probleme hat der erste. Allein, dass das Ergebnis das Gleiche gewesen wäre, wenn Indy überhaupt nicht aktiv geworden wäre, ist ein mega-Plotfail. Aber sich bei einer Pulp Verfilmung über Plotlöcher zu ärgern ist wie bei einer Achterbahn zu bemängeln, dass man da wieder rauskommt, wo man angefangen hat. Es geht nicht primär um den Plot, sondern um die Action. Und wenn wir schon über Plot reden, dann müssen wir auch bitte daran erinnern, dass dieser Kristallschädel das übelste, platteste McGuffin der letzten 30 Jahre ist. Hands down.

Und just for the record - es waren Autoren: David Koepp, George Lucas, Jeff Nathanson.

Indy 4 ist neben dem computerverjüngten Indy der Hauptgrund, warum ich mir Indy 5 nicht ansehe.

Jiba:
So wie ich‘s mir gedacht habe: Man kann halt über Geschmacksurteile nicht diskutieren…
Ich hab ja Indy 1 jetzt auch nicht verrissen. Du hast natürlich Recht, dass er das Genre nicht begründet hat... ich hätte wahrscheinlich eher revialisiert schreiben sollen. Das hat er nur eben so gekonnt getan, dass er seine eigenen Standards gesetzt hat, selbst wenn er nicht unbedingt innovativ sein wollte. Er war es, auf seine Art.

Und trotzdem bleibe ich dabei, dass Indy 4 eigentlich irgendwo schon dieselbe Art Film ist – oder sich doch zumindest nahtlos in die Reihe einordnen kann. Und egal ob jetzt Peter Lorre den Mantelnazi spielt oder nicht… die Figur ist vergessenswürdig, meines Erachtens nach. Was da an Coolness wahrgenommen wird von vielen Fans, passiert halt im Headkanon (wie bei Boba Fett) – in den Plot eingearbeitet? Wo denn? Der hat eine Konfrontation mit Indy in Nepal. Da stellt er sich nicht sonderlich kompetent an und sein Versuch nach dem glühendheißen Amulett zu greifen hat mir ob des unwürdigen Gequietsches, das er da von sich gibt, ein Lachen entlockt. Der tut die ganze Zeit über gar nichts, außer bedrohlich daherzureden und im Hintergrund rumzustehen. Die Russin kann immerhin mit dem Säbel umgehen. So viel cooler. 

Und Cate Blanchet hat schon das Maximum aus dieser Pulpschurkin rausgeholt (and to be frank: Es ist eine Pulpschurkin… aus denen ist nicht viel rauszuholen. Femme Fatale? Die Lady ist von Minute 1 an ein kalter Fisch. Die Tatsache, dass die Figur überhaupt ein nennenswertes erotisches Charisma hat, liegt an der Schauspielerin.)

Indy 4 ist kein perfekter Film. Er ist nicht so gut wie Indy 1. Aber er ist doch ein guter Indiana Jones-Film. Weil schon Indy 1 nicht sooooo toll ist, insgesamt. Es ist eine Frage des Maßstabs. Wenn der Plot keine Rolle spielt und es nur um die Action geht, dann muss man konstatieren: Die Action in "Indiana Jones 4" ist insgesamt gut. Und zum Teil auch recht einfallsreich.

Und warum bitchen eigentlich so viele Fans über Shia LeBouef? Die Figur war doch völlig in Ordnung und auch gut ausgeleuchtet. Klar, ein Halbstarker, der plötzlich eine Schlägerei vom Zaum bricht. Aber ist ja nicht so als wäre das in den 50ern völlig abwegig – und Indy hätte wohl in dem Alter das Gleiche getan. Und der Charakter hat mit Indy auch ein paar gute Gespräche. Überhaupt die Tatsache, dass Indy im vierten Teil tatsächlich substanzielle Gespräche mit Menschen führt, sich öffnet, Leuten Ratschläge gibt und zugibt, wenn er nicht weiterweiß. Der Indy im ersten Teil ist im Vergleich dazu nicht mal wirklich ein Charakter. Er und Marianne haben 0 Chemie und sprechen eigentlich nur oberflächlich über ihre Vergangenheit.

Womit wir beim Thema wären: Marianne wirkt auf mich wie eine Alkoholikerin, weil sie bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, ihre Trinkfähigkeiten unter Beweis stellen muss. Das Letzte, was sie in Teil 1 zu Indy sagt, ist, dass sie ihn auf einen Drink einladen will. Ich zähle da nur 1 und 1 zusammen. Ist natürlich spekulativ. Aber es gibt auch funktionale Alkoholiker, denen man diese Krankheit nicht an der Nasenspitze ansieht. Die völlig aufgeräumt wirken, aber trotzdem bei Gelegenheit nach der Flasche greifen. Aber vielleicht war das nur eine zusätzliche Spitze von mir, weil ich die Figur nicht mag, zugegeben. Marianne langt in "Jäger" sicherlich ein paar Mal zu, aber das passiert selten und wenn sie es tut, wirkt es immer unbeholfen. Viel öfter hingegen wird sie entführt und schreit "Indiana"... ständig, die ganze Zeit. Sie ruft um die Hilfe eines Mannes, der sie erst sitzen gelassen hat und der sich dafür noch nicht einmal wirklich entschuldigt oder sein eigenes Fehlverhalten aufarbeitet. Stattdessen reichen ein paar Feuergefechte mit den Nazis und schon ist alles vergessen. Reden wir nicht mehr drüber, denn Indy ist ja so charmant. Sie schmeißt sich an ihn ran – sie leiht sich dafür vom Kapitän eines Cargo-Frachters (!) sogar ein kurzes, sexy Satinleibchen aus, in dem sie sich dann herumräckeln kann, nachdem unser Held sie zum 100ten Mal gerettet hat. Marianne Ravenwood ist die Karikatur einer starken Frauenfigur (ich mach das so deutlich, weil es nichts gibt, was mich an der Indy-Reihe so sehr stört wie die Frauendarstellung in "Indiana Jones" 1). Die lebt weder ihre Sexualität selbstbewusst, noch geht sie erwachsene Bindungen ein, noch kann sie wirklich in Ärsche treten, noch bleibt sie ihren Prinzipien treu, noch rollt sie auch nur mit den Augen, wenn sie alle (wirklich alle!) männlichen Figuren im Film sie immer nur als "das Mädchen" bezeichnen. Wir haben aktivere, glaubwürdigere Frauenfiguren in vielen anderen Filmen dieser Zeit und früher gesehen: Leia (abzüglich Star Wars 6 vielleicht), Ripley, heck sogar Ingrid Bergmann in "Casablanca" – der eine Paardynamik hat, auf der das, was "Jäger" da erzählen will, wahrscheinlich basiert, aber nicht mal ein bisschen da ranreicht.

Und du kannst doch nicht auf der einen Seite sagen, eine Marianne Ravenwood dürfe eindimensional sein (ist ja Adventure Pulp) und dann anderen Figuren wie etwa der Blanchetts russischer Schurkin oder LeBoeufs Pomadenhannes dieselbe Eindimensionalität nicht zugestehen. Gerade beim Beispiel LeBoeuf finde ich den Charakter durchaus facettenreicher als seine Mutter, die wenig Substanzielles in Teil 4 beizutragen hat und sich augenblicklich wieder in Indy verguckt (den Kerl, der sie jetzt zwei Mal (!) sitzen gelassen hat).

Alexandro:
Sehe auch Teil 4 nicht so schlimm (bis halt auf das CGI). Die Kühlschrank-Szene hatte vor Jahren schon jemand auseinander genommen, und bewiesen, dass dies auch in der Realität(TM) funktionieren würde.

Wo ich nicht mitgehe, ist bei der Einschätzung, dass die "Die Sprüche von Indy sitzen". Die Dialoge waren absolut vergessenswert und hatten (imo) keinen Biss. Zugegebenermaßen war das größtenteils auch bei Teil 1 der Fall (wie Jiba zurecht ankreidet), das gleiche würde ich im Bezug auf Teil 2 sagen, aber gerade im Vergleich zu Teil 3 (und dem großartigen Banter zwischen Harrison und Connery) kann Teil 4 einfach nicht mithalten.

Was die Kritik an Teil 1 angeht kann ich die auch größtenteils nachvollziehen (obwohl ich den Film trotzdem mag), bis auf die Bewertung der Figur von Marion. Weder sehe ich sie als Alkoholikerin (in der einen(!) Szene wo sie trinkt, tut sie dies um sich gegenüber ein paar sexistischen Arschlöchern zu behaupten, die sie in ihrer eigenen Bar dumm angemacht haben), noch sehe ich sie als eindimensional. Gerade ihre sehr, sehr düstere Vorgeschichte mit Indy* und ihrem ganzen Baggage ist sie wahrscheinlich die komplexeste weibliche Figur im Franchise (was nicht viel ist, aber es sind halt Pulp-Geschichten - in Sachen Komplexität kann sie durchaus mit dem Hauptcharakter mithalten).

*
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Indy hatte eine Beziehung mit ihr, als er 25 und Marion 16 war.

--- Zitat von: Le Rat am  8.07.2023 | 21:42 ---The 100

--- Ende Zitat ---
+1

Die gesamte Serie ist (besonders die ersten 4 Staffeln) ein riesiges, wohlkonstruiertes "trolley problem", wo die Protagonisten versuchen die am wenigsten beschissene Entscheidung zu treffen, sich dabei (weil die Entscheidung zur Untätigkeit in den meisten Fällen die Situation noch mehr verschlimmern würde) immer mehr schuldig und haben (wenn auch aus edlen Motiven) eine Menge Blut an den Händen kleben. Gerade dass was Clarke am Ende der ersten Staffel abzieht, ist etwas, was bei vielen Serien nicht mal die Antagonisten machen dürften, weil es eine Nummer zu hart wäre. Und hier ist es eine Figur, mit der man (trotz ihrer entsetzlichen Taten) immer noch mitfiebert und mitleidet - das zeigt, dass die Serie gut geschrieben ist.


Ein absolut unterschätzter Film ist The Adventures of Buckeroo Banzai across the 8th dimension. Vor dem MCU war dieser Film einer der ersten (vielleicht noch abgesehen von Star Wars), der das Gefühl der "Intertextualität" von Comics und Serials in der Kinolandschaft etabliert hat. Ständige Referenzen auf ein "expanded universe" im Hintergrund werten den Film imo auf - dafür spielt es keine Rolle, dass diese Referenzen auf nichts verweisen: in prä-Internet Zeiten hat sowieso niemand alle alten Comics gelesen, insofern war es sowieso normal, dass wenn da eine Fußnote stand "Das ist in Comic XY passiert", man das als nettes Detail aufnahm, aber keine FOMO hatte den Comic auf den der Verweis sich bezog nicht gelesen zu haben. Zumindest ging das mir so.

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