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Gedanken und Ideen zur Radiant Citadel
Raven Nash:
@La Cipolla: Man hat eben viel Wind drum gemacht, dass man die (bitte ironisch verstehen!) "kleinen braunen und schwarzen Typen" auch mal Abenteuer schreiben lässt, damit auch niemand "kulturelle Aneignung" schreien kann.
Rausgekommen sind 08/15-D&D Abenteuer mit einem Aussprache-Führer.
Als Angehöriger einer dieser Kulturen hätte ich mich wohl leicht verarscht gefühlt. Fremde Kulturen, ja gerne, aber bitte nicht zu viel davon!
Erwartet hätte ich mir z.B., dass die Autoren sich an den Mythen ihrer Herkunftsländer bedienen. Sowas wie es Hit Point Press macht - sei es Phillipinen oder jetzt bald Südamerika. Nur eben nicht als ganzes Setting, sondern als Mikro-Settings mit Abenteuer.
Hat irgendwie was von Busreisen. Mal schnell ein Land abgeklappert, Fotos gemacht, fertig.
La Cipolla:
Ich denke, ich verstehe, was du meinst. Man hat zwar oft Mythen, historische Ansätze und ähnliches drin, aber in vielen Abenteuern läuft es dann darauf hinaus, dass dabei nur "nur" ein einzelnes Horror-Monster, ein Standard-Konflikt mit Anstrich o.ä. herauskommt.
Ich denke bspw. auch, dass es deutlich besser gewesen wäre, das Buch auf 2/3 oder sogar die Hälfte der Abenteuer zu reduzieren und dafür alles ein bisschen weiter auszubauen, vor allem die Mikrosettings. Die Breite des Bandes und die Knappheit der einzelnen Abschnitte reduzieren viele dieser Fantasy-Kulturen direkt wieder auf ein paar handliche Klischees. (Wobei es hier natürlich bessere und schlechtere Texte gibt.) Wenn du bei Sina Una 20 Seiten rauspickst, könntest du da glaub ich einen ähnlichen Effekt haben. ^^
Es hängt aber wirklich davon ab, was man möchte. Wenn man einen multikulturellen Road Trip mit möglichst vielen Eindrücken plant, kann dieser, äh, Fokus schon einen ganz guten Sweet Spot treffen.
Ich poste die Tage auch noch meine Favoriten!
Raven Nash:
--- Zitat von: La Cipolla am 11.05.2023 | 18:15 ---Es hängt aber wirklich davon ab, was man möchte. Wenn man einen multikulturellen Road Trip mit möglichst vielen Eindrücken plant, kann dieser, äh, Fokus schon einen ganz guten Sweet Spot treffen.
--- Ende Zitat ---
Jup, das ist, was ich mit "Busreisen" meinte. ;)
Ich bin ja der Meinung, dass nur, weil man einer bestimmten Kultur "angehört" (was auch immer das genau bedeutet), man nicht automatisch auch Ahnung davon hat. Und schon gar nicht qualifiziert einen das, irgendwas dazu zu schreiben. Ich hab im Japanologie-Studium genug Japaner getroffen, die so gar keine Ahnung von Geschichte oder gar Mythen hatten. Die hätten das genauso recherchieren müssen, wie ich.
Und ich vermute mal, dass das auch auf viele der Autoren bei Radiant Citadel zutrifft.
La Cipolla:
Okay, kleine Liste mit Höhepunkten bei den Abenteuern!
* Salted Legacy. Bodenständig ulkig, hat bei mir ein leichtes "Food Fight" Feeling abgegeben, was definitiv nichts Schlechtes ist. ;D Das Setting drumherum ist nichts wahnsinnig Überraschendes, aber genau richtig für "ein bisschen mehr", wenn man da spontan noch Bock drauf hat.
* The Fiend of Hollow Mine. Hier bin ich etwas hin- und hergerissen, weil das Abenteuer selbst doch ein bisschen unspektakulär ist. Ich mag aber, wie lebendig es viele, teilweise auch erstmal widersprüchlich wirkende Teilaspekte dieses Settings verbindet und einführt. Vielleicht bin ich bei Mexiko aber auch nur voreingenommen. ^^
* Wages of Vice. Schön wild und bunt, das hier fühlt sich wirklich exotisch an (im besten Sinne)! Da passt auch ganz gut, dass die Story eine sehr klassische ist, und das Setting selbst finde ich aus demselben Grund ganz ansprechend für ein, zwei Folgeabenteuer.
* Trail of Destruction. Hier mag ich zwei Sachen: Einmal, was schon im Namen steckt, nämlich die eskalierenden Naturkatastrophen, und wie sie kulturell interessant eingebunden sind, und zum anderen den kulturellen Gesamteindruck, den die Illustrationen vermitteln. Da sind einige Abenteuer nämlich eher unterwältigend!
* In the Mists of Manivarsha. Auch das hier fühlt sich kulturell sehr spezifisch und dadurch einfach spannend an. Mit den Riverines hat es auch eine coole Variante bekannter Wesen.
* Shadow of the Sun. Vielleicht politisch einen Tacken zu konservativ für mich, aber hier kommen wirklich mal zwei grundlegende Sachen zusammen: Ein wirklich greifbares Setting mit ein paar coolen, eingängigen Ideen und Konflikten, und ein klassisch-richtig-gutes Abenteuer. Nice!
* The Nightsea's Succor. Ganz cooles Setting! Auch recht weit weg von seinen kulturellen Inspirationen (und eher konzeptuell damit verbunden), was es in dieser Anthologie hervorstechen lässt. Abenteuer scheint okay bis nett.
* Orchids of the Invisible Mountain. Hier habe ich ein paar Seiten gebraucht, aber irgendwann hat mir der Gesamteindruck so als fast schon märchenhaft-mythologische Rundreise gefallen. Ein paar nette Überraschungen hat es auch parat.Ein auffälliges Lowlight ist übrigens Written in Blood, weil das Setting durch Jeans und seltsam implizierten (christlichen) Monotheismus ein wenig fehl am Platz im D&D-Kosmos wirkt. Vielleicht lieber einen Tacken weiter zurück gehen in der schwarzen Geschichte der USA, wenn man etwas dazu machen möchte? Damit will ich aber nicht sagen, dass das Abenteuer schlecht wäre; es scheitert eher am Setting im Kontext der Anthologie.
Alter Weißer Pottwal:
Mein Eindruck von dem Band ist auch sehr gemischt. Das erste Abenteuer eignet sich sicher gut für kurze Runden auf Cons oder Vereinstreffen. Ich frage mich nur ob das dann den Erwartungen der Spieler entspricht. Mir gefällt es gut.
Generell find ich es schwierig, die Abenteuer zu verorten. Am ehesten würden sie meiner Meinung nach zum Auroboros-Setting passen. In den Forgotten Realms hätte ich irgendwie Bauchschmerzen: Entweder ich hätte völlig unpassende Namen oder ich würde im Grunde quasi Whitewashing betreiben. Denn die Namen dürften das diverseste an dem Buch sein.
Generell find ich das Buch eigentlich cool, der Nutzen für mich dürfte sich aber in Grenzen halten.
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