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[2D20] Threat, Doom, etc. - welchen Sinn macht die SL-Ressource?

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Marduk:
Es ist ja auch so: nicht jedes Spiel ist für jeden. Es gibt halt SL, die da gerne einen gewissen Rahmen habe. Für diese sind Thread usw wunderbar geeignet. Für SL, die eh alles nach Gusto entscheiden (um mal ein anderes Extrem zu haben) halt eher nicht.

aikar:
Ich bin das erste mal beim Cypher-System (Numenerá) auf solche SL-Bennies gestoßen und hatte damals den selben Gedankengang.
Ich bin aber inzwischen dazu übergegangen es folgendermaßen zu handhaben:

Bei allem was der SL frei Schnauze entscheidet, sollten die Spieler:innen die Option haben, es zu erfahren und Gegenmaßnahmen zu setzen.
SL-Bennies regeln "Spielleiterwillkür" und machen sie akzeptabler, wobei die Spieler:innen dem durch das "Erzeugen" der Punkte zustimmen oder je nach System für den SL-Eingriff ausgeglichen werden, indem sie selbst Punkte kriegen.

Beispiel:
Im Raum ist eine Falle. => Das entscheide ich als SL einfach so, die Spieler haben aber die Möglichkeit die Falle zu entdecken.
Der Boden gibt plötzlich unter der Gruppe nach und schickt einen Teil davon in ein anderes Stockwerk ohne dass die Gruppe das verhindern kann (einfach weil ich als SL finde dass die Situation dadurch spannender wird) => Da gebe ich SL-Bennies aus (wenn das System so einen Mechanismus umfasst).


--- Zitat von: Prisma am 13.07.2023 | 22:29 ---Das Dietrichbeispiel wäre auch in meinem Verständnis unethisch. Ist Threat dann eine Währung mit dem sich der SL "unethische", oder besonders fiese Entscheidungen kaufen kann?
--- Ende Zitat ---
Ja, genau das. Wobei ich unethisch hier das falsche Wort finde aber wir meinen glaube ich das selbe.

Es macht auch zusätzlichen Druck/Spannung bei den Spieler:innen, weil sie sehen: Der Stapel wächst immer mehr an, irgendwann wird das Probleme machen.

Colgrevance:

--- Zitat von: nobody@home am 14.07.2023 | 10:10 ---Denn, konsequent zu Ende gedacht: wozu braucht die SL überhaupt irgendwelche Regeln? Die könnte sich doch genausogut auch gleich beispielsweise aus den Fingern saugen, wann und wie hart die NSC-Gegner jetzt von einer Runde zur nächsten treffen sollen, also könnte man bei denen doch eigentlich auf die Angabe entsprechder Spielwerte komplett verzichten und den eingesparten Platz für andere Dinge nutzen...nur, das wäre dann eben schon nicht mehr bloß Willkür alleine, sondern für die SL auch gleich noch der komplette Blindflug obendrein.

--- Ende Zitat ---

Eine Hauptfunktion von Regeln ist für mich, Spannung und Abwechslung zu erzeugen, da der Ausgang einer Aktion nicht vorhersehbar ist, wenn ich würfele (o.ä.). Und sie ermöglichen häufig auch System Mastery und damit das Erleben von Selbstwirksamkeit - was für viele meiner Erfahrung nach ein nicht unerheblicher Spaßfaktor im Spiel ist. Eine Reduktion von SL-Willkür sehe ich höchstens als Nebenfunktion von Regeln, da in einer Rollenspielrunde m. E. ohnehin der Gedanke der Kooperation und Vertrauen im Vordergrund stehen sollte. Insofern kann ich da deiner Argumentation nicht folgen.

Threat setzt vor allem an dieser für mich nebensächlichen Funktion von Regeln an, daher erscheint mir das höchstens in Ausnahmesituationen als eine förderliche Mechanik. Aber wer die Einflussmöglichkeiten der SL lieber explizit verregelt sieht, kommt damit sicher gut zurecht - mir geht das zu sehr in Richtung Brettspiele, wo die Handlungsmöglichkeiten aller Akteure komplett verregelt, aber demensprechend auch stark limitiert sind.

Colgrevance:

--- Zitat von: Camouflage am 14.07.2023 | 02:33 ---Patzer haben ihre eigene Problematik: Negative Konsequenzen und Eskalationen werden daran gekoppelt, dass der Spieler mit seiner Aktion sowieso schon gescheitert ist. Es ist also quasi ein regeltechnisches Nachtreten.
Klar kann  man als SL eben auch wie weiter oben angemerkt einfach bestimmen, dass z.B. der Dietrich auch gelungener Probe abbricht. Das wäre aber eine Form von Spielleiterwillkür, die bei den allermeisten Spieler nicht gut ankommt, weil es im Endeffekt das Würfeln komplett entwertet ("Wenn dem SL das Ergebnis nicht passt, macht er das einfach wieder zunichte").

--- Ende Zitat ---

Das mit dem Patzer halte ich für eine individuelle Geschmackssache: Ich perönlich finde es aber viel fairer, nach einem seltenen, zufälligen Wurf zu sagen "da hatte ich halt Pech, dass der Dietrich auch noch abgebrochen ist!", als wenn der SL das aus heiterem Himmel machen kann, nur weil er halt vor zwei Stunden mal viel Threat eingesammelt hat.

Ich sehe daher nicht, dass Threat o. ä. wirklich als unfair empfundene Willkür (weitestgehend) verhindert - ich kann als SL auch mit dieser Mechanik eine Probe entwerten, ich muss halt nur eine Metaressource dafür ausgeben. Durch die Begrenzung der Ressourcen wird hier höchstens die Häufigkeit der Willkür etwas abgemildert, aber das sehe ich nicht als ausreichend großen Vorteil.

ComStar:
Vielleicht habe ich das Ganze ja auch falsch verstanden, aber bei einem Patzer (Complication) geht es doch genau darum, dass die SL sich einen passenden Ausgang für die kläglich gescheitert Probe einfallen lassen kann/soll oder, falls ad hoc nichts passendes einfällt, stattdessen Threat anzusammeln kann, den sie später einsetzten kann.

Ein Beispiel, um das das Ganze vielleicht etwas besser zu verdeutlichen könnte eine diplomatische Mission sein. Der Versuch die gegnerische Partei zu überzeugen scheitert mit einem Patzer. Es könnte eine sofortige Komplikationen bewirken, nämlich dass der Diplomat der Gegenseite droht die Verhandlungen sofort abzubrechen, weil er sich aufs tiefste beleidigt fühlt. Oder die SL könnte den Threat stattdessen bunkern und beispielsweise zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen, um die Dinge zu verkomplizieren, weil der Diplomat die Angelegenheit zwar vielleicht nicht sofort eskalieren lässt, aber eben auch nicht auf sich beruhen lässt, sondern seine Rache plant und eine Eskalation zum späteren Zeitpunkt vorbereitet.
Vielleicht beordert er ja auch schon mal vorsorglich Verstärkung in Position, falls die Verhandlungen endgültig scheitern und es zu einem bewaffneten Konflikt kommt.

Natürlich kann die SL das alles auch willkürlich entscheiden, aber Threat soll dabei narrativ unterstützen.

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