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Waffen vs Rüstung

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nobody@home:
Öm...

Ich denke, zum Teil liegt's einmal daran, daß die Bronzezeit-an-sich doch schon wieder ein Stückchen weiter zurückliegt als vieles von dem, was wir uns salopp unter "Antike" vorstellen (Rom beispielsweise wurde nach allem, was wir wissen, überhaupt erst in der schon gut etablierten Eisenzeit als Stadt gegründet, vom späteren Reich ganz zu schweigen), und dann eventuell auch daran, daß Bronze sich tatsächlich gut einschmelzen und wiederverwenden läßt und als Wertstoff anderswo besser gebraucht werden konnte. Aber ja, es gibt hier und da durchaus nachweisbare historische Bronzerüstungen und -überreste.

ThinkingOrc:
Bei Wiki steht, dass Zinn im Mittelalter kaum noch gefördert wurde.
Warum steht da nicht. Aber evtl. kam man einfach nicht mehr an genügend Zinn ran? Kam erst später wieder für Geschirr etc.

Feuersänger:
Soweit ich weiss, haben auch bei den Römern noch zumindest die höheren Offiziere Bronzerüstungen getragen -- auch wenn die dann vielleicht mehr "for show" war, weil die Herrschaften sich nicht in die vorderste Schlachtreihe zu stellen pflegten.

Bronzeschuppen sind wieder was anderes; solche kleinen Plättchen waren ja auch aus Eisen machbar. Dass die Byzantiner dann doch hie und da solche Dinger aus Bronze gebaut haben, weist ja auch eher darauf hin, dass es so schlecht nicht gewesen sein kann.  :think:

Waren Kettenhemden wirklich einfach so viel besser?


--- Zitat von: ThinkingOrc am  1.08.2024 | 15:22 ---Bei Wiki steht, dass Zinn im Mittelalter kaum noch gefördert wurde.
Warum steht da nicht. Aber evtl. kam man einfach nicht mehr an genügend Zinn ran? Kam erst später wieder für Geschirr etc.

--- Ende Zitat ---

Hör ich grad zum ersten Mal. Ich musste auch sofort an Zinngeschirr denken. Zinn war freilich immer schon schwer zu bekommen, aber das hat sie in der Bronzezeit ja auch nicht abgehalten.

Aedin Madasohn:
freilich gab es viele Förderungseinbrüche von Erzen im frühmittelalterlichen Westeuropa.
Kupfer war auch "knapp"

Zinn kam viel aus Cornwall (zusammen mit Blei und Silber), war dann aber großer Fördereinbruch mit dem Ende von römisch Britannien
- in wie weit hier die spätantike Pest, Auszug der Britanniern nach Gallien unter dem Usupartor Maximus und dann der Flucht vor Iren, Pikten und Sachsen mit reinspielen, ist mangels ergiebiger Quellen Kaffeesatzleserei
selbst die Goldförderung in Wales ging vom Kurszettel  :o

wenn also zu viel Kupfer aus überschaubarer Förderung in klerikerkamaleprestigeklasse Kirchenglocken und Kirchendächer ging, dann war für profanen Rüstungsbau der Druck nicht hoch genug?
gerade die geringe Verfügbarkeit von Kupfererzen hatte ja dem schnöden Eisen mit seiner wesentlich schwierigeren Verhüttung ABER größeren Vorkommen an Lagerstätten (ist eigentlich überall, in Norddeutschland etwa als Rasenerz) zum rasanten Durchbruch verholfen.

BronzeKanonengießerei kam ja erst groß raus, als der Bergbau schon längst wieder auf Touren lief
(etwa mit den Entwässerungsmechaniken und systematischer Prospektion  ;) )
(und Eisenstäbekorpus mit Fassreifenbänderung als "Rohr" wurde ohne Rücksicht auf Verschleiß genutzt, aber jetzt sind wir sehr weit weg von Rüstungen)

YY:

--- Zitat von: Feuersänger am  1.08.2024 | 15:26 ---Waren Kettenhemden wirklich einfach so viel besser?

--- Ende Zitat ---

Vielleicht nicht bei der Schutzwirkung an sich, aber im Gesamtpaket eben recht deutlich.
Beweglichkeit, Tragekomfort, Gewicht*, Lagerung und Transport, Pflege, einfache (wenn auch zeitraubende) und dezentral mögliche Herstellung und (insbesondere feldmäßige) Reparatur - da kann insgesamt keine Rüstung mit vergleichbarer Schutzwirkung mithalten.

*Über die Variabilität von Länge, Material(dicke) und Bauart gab es da auch noch eine gute Auswahl, wie man es denn gerne hätte.

Und gerade weil man zum Kettenhemd i.d.R. eifrig Schilde nutzt, kommt die bessere Schutzwirkung einer dicken Platte am Torso selten zum Tragen, während man trotzdem noch irgendeinen Schutz für den Rest braucht. Dann erkauft man sich entweder ein kleines bisschen mehr an Schutz (im Sinne von: wesentlich besserer Schutz, aber an einer selten wirklich hart getroffenen Stelle) mit einem deutlichen Plus an Gewicht und einem Riesenverlust an Tragekomfort und Beweglichkeit.
Oder man wurstelt auch mit dem sonstigen Schutz mit Platten und Plättchen rum, bis man feststellt, dass Bronze dafür nicht recht geeignet ist. Das ging eben erst mit Stahl wirklich sinnvoll.

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