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Waffen vs Rüstung

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Lichtschwerttänzer:
Die Quellen dafür von Feuertänzer würden mich interessieren

Feuersänger:
So, also den Preis für die Arsenalrüstung habe ich rausgefischt,

--- Zitat ---Kostenpunkt für einen Halbharnisch, wie er von einfachen Infanteristen im SpäMi verwendet wurde, im Rahmen von 4-6 Monatslöhnen eines Handwerkers.
--- Ende Zitat ---

diese Info entstammt einem Video von Geschichtsfenster.

Nicht so richtig fündig geworden bin ich akut beim Vollharnisch. Am ehesten noch hier: https://medieval.ucdavis.edu/120D/Money.html
wo wir für 1441 den Eintrag finden:
- Ready-made Milanese armor       £8 6s 8d = 2000d
[zur Erinnerung, d = Penny; 12d sind 1s (shilling) und 20s ein £ (pound sterling).]

Das dürften wohl auch die geforderten schlichten Ausführungen gewesen sein, denn bei manchen anderen Belegen sind die Preise dermaßen durch die Decke (100 Pfund und drüber), dass es sich bei jenen wahrscheinlich um irgendwas mit Goldeinlagen ziseliertes und mit Einhortvorhaut poliertes handelt.

Aus der gleichen Zeit sind als Lohn für einen Dachdecker 4 - 5.25d pro Tag gelistet. --> also grob 4-500 Handwerker-Tageslöhne, entspricht etwa 20-25 Monatseinkommen.
Sagen wir also grob: 2 Jahreseinkommen für eine milanesische Komplettrüstung. Wobei da jetzt nicht so ganz klar ist, was "ready made" bedeutet: "mit allem drum und dran" oder "von der Stange"? Man drückte sich ja früher zuweilen etwas anders aus als heute.

Anyway, Faktor 4 relativ zur Arsenalrüstung finde ich da recht plausibel und vorstellbar.

Quaint:
Rüstung aus Milan war aber "Markenware", so wie Schwerter aus Toledo. Ich glaube das ging auch billiger (und schlechter).

Ansonsten zum Verbrauchsmaterial: Naja, Kram geht kaputt. Aber Menschen sterben auch. Im Grunde war die Person, die Waffen und Rüstungen führte Verbrauchsmaterial. Ich denke, dass man so verhauen wurde, dass man die Rüstung wegwerfen konnte, aber überlebte (und nicht verkrüppelt war), war einigermaßen ungewöhnlich. Und viel konnte man an Rüstungen glaube auch ausbessern.
Die Situation, dass die Axt halten muss um 30 Orks kaputt zu schlagen ist halt in der historischen Realität nicht gegeben. Die meisten Leute konnten froh sein, ein oder zwei Feinde zu besiegen und noch zu leben.
Ich denke es wird aber auch Gründe geben, dass viele historische Kämpfer mehrere Waffen dabei hatten. Neben den kaputt gehen kann man das Zeug im Gefecht ja auch verlieren. Ne typische Ausstattung für nen Ritter wird ja sowas gewesen sein wie Mordaxt, Schwert als Seitenwaffe, und dann wahrscheinlich noch einen Dolch.

Raven Nash:

--- Zitat von: Quaint am 24.02.2025 | 06:34 ---Rüstung aus Milan war aber "Markenware", so wie Schwerter aus Toledo. Ich glaube das ging auch billiger (und schlechter).
--- Ende Zitat ---
Jein. Mailand hatte Manufakturen, in denen Rüstungen und Waffen in Massen hergestellt wurden. Zumeist für den Export.
Klingen wurden meist aus Passau oder Nürnberg importiert (wo diese wiederum in Massen gefertigt wurden), und in Mailand "gefasst", also mit Gefäßen versehen.
Toledo war übrigens bei Weitem nicht so relevant - Klingen aus Passau findet man quer über Europa verteilt, Toledo-Klingen vor allem in Spanien.

Grundsätzlich ist natürlich immer die Frage "Wann und Wo" zu beachten. Der "einfache Infanterist" variiert sehr stark von Nord nach Süd und natürlich zeitlich.

Bei der Haltbarkeit historischer Waffen haben wir ein weiteres Problem: Beschädigte Waffen wurden nicht aufbewahrt. Entweder, man hat sie repariert, oder recycled. Ein aufwändiges Gefäß wurde an eine neue Klinge angebracht, eine gute Klinge oft mehrfach neu gefasst (es gibt eine Menge Stücke, die gekürzt, umgeschliffen oder sogar verlängert wurden). Die meisten Scharten an Klingen in Sammlungen stammen nicht aus Kämpfen, sondern weil das Ding mal runtergefallen ist, oder Jugendliche damit "gefochten" haben. Ich hab selbst einige Prunkwaffen begutachtet, die Scharten hatten, aber eindeutig nie für den Einsatz gedacht waren.

Bei Rüstungen ist es noch schlimmer. In den Zeughäusern liegen nur neue Teile, beschädigte wurden entsorgt. Die in den Museen sind zumeist Prunkobjekte.

Aedin Madasohn:

--- Zitat von: Feuersänger am 24.02.2025 | 01:59 ---wo wir für 1441 den Eintrag finden:
- Ready-made Milanese armor       £8 6s 8d = 2000d

--- Ende Zitat ---
Quelle Osprey

Sir John Cressy erwarb 1441 eine handelsübliche Mailänder Rüstung 8 pfund 6 Shiling 8 Pence
(galt als nach geschickter Kleidung fabrizierte Standardware im Gegensatz zur vor Ort auf den Leib angepassten Prestigeware, wie sie überrepräsentiert im Museum stehen und sich auf die einzelnen Könige zurückverfolgen lassen) 

eine Rüstung für den Knappen soll dann 5 Pfund bis 6 Pfund 16 S 8 P gekostet haben

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