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Mein Fette-Schwarten-Frust

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Weltengeist:
Irgendwie stehe ich gerade ratlos vor meiner "Wall of Shame" und merke mal wieder, dass mich dieser Trend, möglichst fette Bücher schreiben zu müssen, einfach nur noch abturnt und demotiviert.

Warum zur Hölle ist es so eine Art Grundregel geworden, dass man unter 400 Seiten gar nicht mehr anfangen muss zu schreiben? Und bei Fantastik nicht unter 3 Bänden? Wenn ich ein Buch anfange, will ich nicht übernächsten Monat immer noch damit beschäftigt sein (oder im Falle von Bücherserien noch nächstes Jahr)!

Klar, es mag gelegentlich vorkommen, dass der eine oder andere wirklich so viel zu sagen hat, aber häufig ist das gar nicht der Fall. Bei Biografien und Belletristik mit Rechercheanteil fiel mir schon vor 20 Jahren auf, dass die Kunst des Weglassens völlig in Vergessenheit geraten ist und die Autoren alles, wirklich alles, was sie gefunden haben, auch irgendwo unterbringen müssen. Speziell bei amerikanischen Sachbüchern stößt mir immer wieder sauer auf, wie oft sie nach 100 Seiten ihr Pulver verschossen haben und sich dann einfach nur noch endlos wiederholen. Und in der fantastischen Belletristik hält sich ja ohnehin jeder für einen neuen Tolkien und meint, dass die 1250 Seiten des Herrn der Ringe für ein vernünftiges Worldbuilding doch etwas mickrig sind und man selbst deshalb unbedingt 2000 oder mehr Seiten braucht, weil in der eigenen Welt ja so viel mehr Tiefe steckt... ::)

Es hieß einmal, sich kurz zu fassen sei die höchste Form der Kommunikation. Scheint irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein - die heutige höchste Form heißt scheinbar "Rumschwadronieren, bis der Arzt kommt". Und ist von einer gedanklichen Tiefe, dass die betreffenden Autoren davon jedes Jahr 1-2 Bücher raushauen können.

Ich bin's gerade wirklich müde. Ich stehe vor meinem Bücherregal, nehme ein Buch nach dem anderen aus dem Regal, schaue auf die Seitenzahl und stelle es wieder weg. Blöd.

Alter Weißer Pottwal:
Geht mir ähnlich. Das ist mein Rad der Zeit-Trauma. Ich will die Serie lesen, aber spätestens bei Band vier bin ich völlig demotiviert, wenn ich an die nächsten elf denke. Dann lese ich lieber einen Rüdiger Nehberg oder was von Rosemary Sutcliff oder eine spannende Biographie.

Grey:
@Weltengeist: Du sprichst mir so aus der Seele! Als ich in den 80ern mit der Fantasy anfing, gab es haufenweise dünnes, schnelles Lesefutter: 200 Seiten rasantes Abenteuer, knackig erzählt, zack! Heute schlage ich eine dieser fetten Schwarten auf und finde auf 500 Seiten eine durch viel Blabla verdünnte 100-Seiten-Handlung vor, die meist noch nicht mal gut ist.

Mein Lesefutter hole ich mir inzwischen fast ausschließlich bei Selfpublishern. Den großen Verlagen gebe ich alle paar Jahre mal wieder eine Chance und bereue sie dann auch umgehend wieder. Keine Ahnung, ob diese fetten Schwarten der Lesegeschmack der jüngeren Generation sind oder die Leute den Kram einfach aus Verzweiflung kaufen, weil's nichts anderes mehr gibt.

Andropinis:
Mir geht es bzgl. Wall of Shame ähnlich. Ich kaufe haufenweise Bücher aber zögere, dicke Wälzer oder Serien auch wirklich zu beginnen.

Auf der anderen Seite gehören viele von meinen Lieblingsbüchern zur Kategorie Telefonbuch, ist daher schwer, eine pauschale Aussage zur Qualität zu treffen.

Feuersänger:
Full ack.
Okay, Bios oder sowas lese ich nicht.
Witzig dass du das über amerikanische Sachbücher sagst -- dasselbe war mir schon vor Urzeiten bei Zeitungsartikeln aufgefallen. Sie sagen, was sie zu sagen haben, in ungefähr 1 Absatz, aber weil sie nach Worten bezahlt werden wiederholt sich das dann 3 bis 5 mal. ZUM! KOTZEN!

Ich lese auch leider fast keine Fantasy, eben weil 95% der Veröffentlichungen auf "Unendlichologie" ausgelegt sind und dann auch meistens die Handlung erst auf den letzten der ca 600 Seiten des 1. Bandes in Gang kommt.

Wie neulich schon im Lesen-Thread gemosert höre ich trotzdem gerade Mistborn 1 von Sanderson weil der Autor so hoch gelobt wird, aber ich bin echt versucht das Teil zurückzugeben. Bin jetzt bei 10 von 26 Stunden. Das ist dicker als "Die Gefährten" und vom Handlungsfortschritt her sind sie gerade auf dem Weg nach Bree.

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