Ich war auch auf dem Nordcon, und meine Güte - was für ein großartige Con ist das. Ich bin immer noch kaputt, habe keine Stimme und bin geflashed. Der Termin fürs nächste Mal steht schon im Kalender!
Wie Dreamdealer, Elaine, JollyOrc, Deagol und Woody gehöre ich ja zu der Zombiecalypse-Orga, die seit inzwischen über einem Jahrzehnt dieses (sehr populäre) Spiel auf dem Nordcon anbietet, indem man mit Nerfs rumballern kann und von Zombies gejagt wird. Irgendwas haben wir da richtig gemacht, die Spielfläche war so voll wie nie und wir haben (zum ersten Mal, soweit ich mich erinnern kann) Leute abweisen müssen, weil es einfach zu eng wurde. Wir haben da - neben den genannten Tanelornis noch weitere Leute in die Orga rekrutiert, so dass ich inzwischen auch mal für einen Bummel über den Con weggehen kann - und das gibt mir die Gelegenheit, hier mal meine Eindrücke zu schildern:
Das "neue" Congelände ist sehr gut geeignet. Eine tolle Schule (mit Ponys!), die Aula, Sporthallen und viele Räume zum spielen bietet, eine Küche für das Catering, ein großzügiges Außengelände - toll. Leider ist die U-Bahnstation ein bisschen weit weg und Parkplätze sind knapp, aber der Kompromiss erscheint mir gelungen. Hervorheben möchte ich, dass der Nordcon - ein bisschen wie das Tanelorn - erkennbar von begeisterten Rollenspielern gemacht wird, die damit kein Geld verdienen wollen, sondern im Gegenteil ein unglaubliches Maß an Zeit und Arbeit in den Con stecken. Das merkt man überall und ist ein großartiger Unterschied zu ... eigentlich allem. Kleiner Eintrittspreis, günstiges Essen, unglaublich tolle Orga (die uns als Programmpunkt das Gefühl gibt, wir wären das wichtigste der Welt), nette Menschen und folglich ein tolle, entspannte und richtig großartige Stimmung, die auch der gelegentliche hanseatische Regenschauer nicht trüben konnte.
Das Programmheft zeigt eine geradezu erschlagende Menge an Programmpunkten, die zusätzlich zu zahlreichen Rollenspielrunden stattfinden. Vor der Zombiehalle sind z.B. die Püppi-Schubser und Miniaturenbemaler sehr aktiv gewesen; im Schulhof gab es viele Zelte für die Brettspieler. Fast alle Rollenspielverlage waren mit Ständen da, dazu Händler und am Sonntag ein Flohmarkt. Künstler mit eigenen Ständen habe ich gesehen, und draußen gab es eine Bühne für Bands, Barden und sonstige Darbietungen. Natürlich draußen die harten Jugger-Spieler und eine Larp-Wiese.
Die Jugger-Spieler sind die härteste Konkurrenz der Zombiecalypse (in beiden Bedeutungen des Wortes)... Respekt, denn Hamburg hat sich beim Wetter nicht sehr großzügig gezeigt und die Spielwiese immer wieder matschig geregnet, was aber offenbar niemanden gestört hat. Nochmal danke an die Orga, dass WIR eine Halle haben dürfen
Es gab auch wieder üppig Artemis zum Spielen, die hatten noch mehr Platzbedarf als letztes Mal (IIRC) - scheint auch super zu laufen.
Was neu war - und deshalb von mir jetzt noch etwas ausführlicher angesprochen werden soll, war das wissenschaftliche Symposium am Sonntag. Der
VDRV hatte das Bonn Lab for Analog Games and Imaginative Play und damit Prof. Dr. Adrian Hermann von der Uni Bonn als Mitveranstalter gewonnen. Ich habe mir nicht alle Programmpunkte ansehen können, aber es gab eine Vorstellung von Forschungsvorhaben in Form von Postern (Abrufbar unter
https://t1p.de/nordcon2024), die dann sehr kurz von den handelnden Personen vorgestellt wurden. Anschließend standen sie für Gespräche zur Verfügung - dazu gehörte auch unser Lichtbringer, der einen spannenden Ansatz hatte. Die Schwerpunkte der Forschungen waren vor allem aus pädagogischen und psychologischen Perspektiven gewählt, es ging also um die Verwendbarkeit im Rahmen von Therapien und Unterstützung von Schülern. Spannend war, dass eine Arbeit sich der Frage widmete, ob man eine Verbesserung der sozialen Fähigkeiten messen könne, die durch das Rollenspiel hervorgerufen würden (These: Ja), eine andere einen Vergleich mit Schachspielern wählte und keine Unterschiede messen konnte.
Ludologische Fragen oder das was wir hier im Tanelorn unter "Rollenspiel-Theorie" verstehen, waren kein Thema - jedenfalls nicht unmittelbar. Beim Abschluss des Symposiums, einer Gesprächsrunde zwischen Prof. Hermann als Theoretiker, Lena Falkenhagen (aka DieFalkin hier im
) als Rollenspiel-Entwicklerin, die jetzt Computerspiele macht, Ulrike von der Redaktion Phantastik als Verlagsperspektive, Kathrin Fischer (Abenteuer im Märchenwald) als Autorin eines ausdrücklich im Rahmen ihrer Forschungen entwickelten Spiels und einigen Anderen wurde klar, dass die von uns diskutierten Probleme auf die behandelten Fragen durchschlagen - aber z.T. in Ermangelung eines Vokabulars nicht erkannt werden oder benannt werden können.
Die Beteiligung des Publikums war - als ich zuhörte - überschaubar. Da mögen knapp 50 Leute im Raum gewesen sein. Ich hoffe trotzdem sehr, dass dieses Format fortgeführt wird; es ist sehr deutlich eine Bereicherung. Ich hoffe sehr, dass ich nächstes Mal den "Call for Papers" früher mitkriege... nicht weil ich selbst was schlaues hätte, dafür haben wir den Lichtbringer. Aber immerhin haben wir etwas Reichweite, und vielleicht kommen so weitere spannende Ansätze in die Diskussion.