So, mit etwas Verspätung dann auch ein paar Gedanken vom mir zum letzten Rollenspieljahr. Das Bauchgefühl war zunächst: gar nicht so viel Außergewöhnliches passiert. Aber beim Rekapitulieren kam dann doch eine ganze Reihe von Dingen zusammen.
In der großen Welt gab es Anfang des Jahres die - hier im Thread schon erwähnte - "OGL-Krise", die dann ja noch ein glimpfliches Ende gefunden hat. Man merkt trotzdem, dass der Markt anfängt zu fragmentieren - das betrifft mich zunächst mal nicht so viel, da mir schon D&D5 nicht mehr so recht getaugt hat und da auch zahlreiche Varianten keinen Unterschied mehr machen. Ohnehin würde ich damit rechnen, dass - wenn WotC es nicht verstolpert oder, wie aikar schon in den Raum gestellt hat, Hasbro zerlegt wird - das nächste große Thema weniger die OGL, sondern Präsenz auf D&D Beyond und im neuen WotC-VTT sowie Datenzugriff/APIs für selbige werden.
Nicht direkt rollenspielbezogen, aber zumindest angrenzend: im Jahr 2023 hat sich Twitter weiter desintegriert, wodurch sich meine gemütliche internationale OSR/NSR-Ecke weitgehend aufgelöst hat - ein paar sind auf Bluesky gelandet, andere auf Mastodon, und ein paar wenige auch auf Reddit (das sich aber durch die KI-Hype-bedingten API-Einschränkungen und einen wenig geschickt agierenden CEO ebenfalls selber in den Fuß geschossen hat). Für mich selbst hat das die Motivation auf Social Media aktiv zu sein insgesamt deutlich reduziert.
Insgesamt scheint mir "Fragmentierung" einer der größeren Trends 2023 zu sein - neben den oben genannten Dingen hat auch Pegasus seine Foren und Diskussionen finden zunehmend auf Verlagsdiscords oder in jeweils bevorzugten Social Media-Ecken statt. Immerhin: wenigstens das
lebt noch und auch ENWorld als großes englischsprachiges Forum (wenn auch mit starkem D&D-Einschlag) macht ebenfalls keine Anstalten zu verschwinden.
Wenn ich speziell hier aufs
schaue, dann hat dieses Jahr Hotzenplotz seinen Hut genommen und ich bin als Vorstand und Admin nachgerückt. Spätestens durch die chinesische Botplage, die das Forum für ein paar Tage auf die Bretter geschickt hat, hat sich auch die Technik wieder in den Vordergrund gedrängt. Glücklicherweise ließ sich die alte Dame SMF mit etwas gutem Zureden und ein paar Resten Apache-Kenntnis aus Webentwickler-Zeiten nochmal dazu überreden, wieder ihren Dienst zu tun.
Was ich persönlich in Sachen
am meisten bedauere: JollyOrc hatte eine schöne Abenteuer-Challenge ausgerufen, und dabei zudem noch ein tolles inspirierendes Bild gepostet (
Link) - leider haben weder Zeit noch Energie gereicht, um mich selber an der Challenge zu beteiligen. Ich hoffe, dass sich das - zumindest mittelfristig - ändert.
Was die privaten Spielrunden angeht, hat - siehe
Rollenspielstatistik - die D&D5-Kampagne einen soliden Abschluss gefunden. Es war schön, einfach am Ende mal den Endboss verprügelt, die Welt gerettet und das Festbankett verspeist zu haben. Damit konnte ich dann, nachdem mir D&D5 ansonsten zunehmend über war, doch noch einen versöhnlichen Schlussstrich unter die ganze Sache ziehen.
Ebenfalls erfreulich: die Savage Worlds/Sprawlrunners-Runde lief weiter und macht nach wie vor viel Spaß - Sprawlrunners hat sich im Rahmen dieser Runde dauerhaft als persönliche "Shadowrun-Setting, aber mit brauchbaren Regeln"-Lösung entpuppt, so dass auch der Leidensdruck, an der Stelle selber was zu basteln, merklich reduziert ist (theoretisch wäre etwas, das mechanisch näher am Original ist, immer noch nett - aber eben nicht mehr mit hoher Priorität).
Der Neustart unserer Forbidden Lands-Kampagne hat leider nicht funktioniert und nachdem die Pause ohnehin sehr lang war, haben wir die Kampagne offiziell beerdigt. Wenn Forbidden Lands also nochmal an den (virtuellen) Spieltisch kommt, dann wahrscheinlich mit neuen Charakteren und einer "frischen" Welt.
Generell haben sich Onlinerunden via Discord, ggf. mit VTT, für mich über die Pandemiezeit hinaus als Standard etabliert. Es ist nicht so, dass ich keinen Spaß mehr an Tischrunden hätte, aber die Leute, mit denen ich spiele (und auch weiterhin spielen möchte), sind eben über Deutschland verteilt. Zudem lassen sich die üblichen 3 Stunden einer Onlinesitzung einfach deutlich besser an einem normalen Wochentag unterbringen als Tischrunden mit Anfahrt.
In Sachen Käufe und Crowdfundings ist in der Rückschau immer noch zu viel Geld geflossen - nicht in einem Maße, die mir den Schlaf rauben würde, aber es war dann am Ende doch deutlich mehr als ich gedacht hätte, und vor allem ziemlich viele Bundles (es gibt die vage Absicht, irgendwann mal wieder mit dem Selberbasteln anzufangen, aber die Chance dafür ist schon eher so mittel). Mit Ausnahme des Dolmenwood-Rollenspiels, auf dass ich mich wirklich sehr freue, merke ich auch, dass der Enthusiasmus mittlerweile nicht mehr so ausgeprägt ist. Vielleicht muss ich da im nächsten Jahr nochmal etwas schärfer draufschauen.
Aus der Rückschau ergeben sich auch ein paar Pläne fürs nächste bzw. nunmehr aktuelle Jahr. Aber die haben ja
einen eigenen Thread.