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Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung

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KWÜTEG GRÄÜWÖLF:
Also ich probiere ab und zu was Neues aus, wenn's interessant klingt, hab aber auch meine Kernsysteme, die ich fleißig betreibe.

Und die habe ich eben durch die früher viel exzessivere Ausprobiererei gefunden. Was auch das Ziel dieser Sucherei war - Systeme finden, die man länger betreiben will.
Klar, wir alle behaupten halb im Spaß, dass die alle-fünf-minuten-fang-ich-ein-neues-System-Schiene per se unser Modus operandi wäre, aber mal ehrlich, wir suchen da doch Spiele, mit denen wir uns länger beschäftigen wollen. Dass man irgendwann dann auch tatsächlich etwas hat, in das man dann die ganze Energie investiert, die man sonst fürs Ausprobieren ausgeben würde, ist doch nur logisch.

Ich fände es sogar eher bedenklich, wenn man nach 30 Jahren Rollenspieltesterei immer noch kein einziges gefunden hätte, das man mal länger betreiben möchte. ^-^

First Orko:
Alles in allem: Jo, kann ich alle fast 100% unterschreiben.  Ich hatte mir mal den Spaß gemacht, und eine Liste gespielter Systeme/Welten mit (im Falle der älteren: Enorm grob geschätzen) Spielzeiten erstellt - Aktuell komme ich (je nach Zählweise) auf 95 ausprobierte Systeme!  Bei 100 werde ich mal Bilanz ziehen, ich merke aber jetzt schon, dass es im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft:


--- Zitat von: aikar am 26.01.2024 | 09:00 ---Und ich habe gemerkt, dass ich inzwischen mehr davon habe, mit einem System, dass ich schon gut beherrsche, einen Few-Shot, mehrere One Shots oder eine Kampagne durchzuziehen, als mich in 10 neue Sachen einzulesen.

[...]

Dann gibt es noch den Faktor "Hab ich doch alles schon gesehen".
Mir tun immer die Autoren leid, die ihren neuesten Hearthbreaker präsentieren und ich mir nur denken kann: Ich brauch kein weiteres System für klassische Fantasy. Ich hab mir genug davon angesehen und meine Favoriten gefunden.

--- Ende Zitat ---

Einerseits feiere ich die Vielfalt nach wie vor und finde es toll, wie kreativ die Szene nach wie vor ist - insbesondere abseits der große, gehypten Kickstarter und Verlage. Allein, wenn man sich bei itch.io mal nach Supplements und Fan-Erweiterungen umschaut kann einem schwindelig werden!

Die andere Seite ist aber: Das derzeitige Angebot überwiegt bei Weitem das, was die Masse der Spielenden überhaupt in der Lage ist, bis zu ihrem Lebensende erstmal nur zu lesen! Und natürlich müssen nicht alle Alles lesen. Aber die Ausdifferenzierung in bspw. durch große Kickstarter und Fanfinanzierungen aufgeblähte Mini- und Mikrovariationen von kleinstthematischen Settings, die natürlich ALLE in EPISCHSTER Breite in 25-Jahre-Kampagnen und 4000 Seiten Zusatzmaterial erschöpfend erspielt werden "wollen"  :P sorgt halt dafür, dass die Szene sich entsprechend zersplittert und der Kanon dessen, was allgemein bekannt ist, sich wohl auf DnD5e reduziert.

Auch diese Mikrosettings finden natürlich ihre Fans. Ich finde es aber etwas.. eigentümlich, dass sich mittlerweile die Ansicht herausgebildet hat, man bräuchte für jeden Grad der Abweichung eines bestehenden Settings ein eigenes, komplett "neues" System. Einfach mal ein System nehmen, mit denen die Meisten klarkommen und kurz hacken um dann schnell loszuspielen scheint in vielen Gruppen mittlerweile undenkbar.

Mich ermüdet diese zugrunde liegende Einstellung mittlerweile. Ich merke, dass ich von den 95 Systemen eigentlich nur knapp 1 Dutzend wirklich brauche, um bis zu meinem Lebensende versorgt zu sein.

Trotzdem will ich den Blick nicht verschließen und schaue gern über den Tellerrand, probiere doch mal wieder Neues aus. Ich merke aber an mir, dass ich aufgrund meiner Erfahrungen überaus kritisch geworden bin und sehr schnell merke, ob und wann ein System meine Zeit wert ist - da reicht mitunter schon ein Blick auf den Charakterbogen. Da muss ich dann immer aufpassen, wie ich das so formuliere, dass eine entsprechende Aussage nicht arrogant rüberkommt.

Was hat das im Endeffekt für Erkenntnisse gebracht, die Anderen vielleicht auch hilft?  :think:

* halt an dem fest, was dir auch rückblickend immer Spaß gemacht hat
* habe immer wenigstens eine langfristige Stammrunde mit einer langen oder Dauerkampagne
* lass ein Auge immer offen und probiere aus - aber achte auf das Verhältnis
* überlege, wofür die in deiner privaten Blase Spielende findest - und dann erst, ob du kaufst*

* Ausnahme: Dedizierte, klar definierte Sammlung oder reine Freude am Lesen! Ich gehe bei Rollenspiel immer von "Spielwerkzeugen" aus, andere Zwecke mögen Andere besser beurteilen

Ainor:
Mir gehts ganz ähnlich. Früher habe ich mich mehr für andere Systeme, Umbauten, etc interessiert.
Aber irgendwann wurde mir klar dass ich die Energie besser in Abenteuer investiere.

Freeport:
Für mich ist es vor allem ein Zeitfaktor. Sich in ein neues System einzuarbeiten kostet (je nach Komplexität) einfach ein paar Stunden, die ich in den letzten Jahren zunehmend weniger hatte. Vollzeitjob, Familie und andere Hobbies (Sport, Filmen) lässt zunehmen weniger Zeit fürs Rollenspiel. Da ist die Motivation, sich in ein neues System einzuarbeiten ehrlich gesagt nicht sehr groß. Das ist weniger, weil ich nicht was Neues ausprobieren will, sondern einfach, weil ich keine Zeit dazu habe.

Murphy:
System-Hopper finde ich persönlich mühsam. Damit sind aber sicher nicht Leute wie du gemeint, die sich neue Spiele anschauen und auf dem Laufenden bleiben wollen. System-Hopper sind für mich Leute, die immer alles kennen müssen, damit sie ganz vorne mitreden können und drum haben sie ständig alles, was rauskommt, schon gesehen, gekauft, gespielt. Am Ende kennen sie aber nichts davon tief und entscheiden sich für nichts.

Das ist der Gegenpol zu den Leuten in der Blase. Und diese finde ich absolut okay. Wenn ich mich für ein Setting, ein System, ein Spiel entscheide oder entschieden habe, dann ist das doch okay. Niemand ist verpflichtet, flexibel zu sein. Auch finde ich DnD ein sehr gutes System und Faerun ein gutes Setting, um hängen zu bleiben.

Was mir einzig daran nicht so gut gefällt, ist dass viele durch PC-Game, YouTube-Vorbilder und Kinofilm das Gefühl haben, dass man mit DnD genau nur diesen "Vibe" bespielen kann und soll. Dabei lässt sich damit noch so viel mehr machen. Doch solche Mainstream-Vorzeige-Projekte führen dazu, dass kein eigener "Vibe" mehr gefunden werden muss, sondern dass man ein bestimmtes "Bild" von DnD hat. Just saying.

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