Pen & Paper - Spielsysteme > Systemübergreifende Themen
Gar nicht oder mangelhaft durch RSP bediente Genres/Genrekreuzungen
Eiserne Maske:
--- Zitat --- Sehe ich genauso. Es gibt verhältnismäßig wenig Rollenspiele, die sich mit der heutigen, modernen Welt auseinandersetzen und sie in einer wie auch immer gearteten Ästhetik (postmodern, romantisch, "realistisch", etc...) als Spielwelt aufbereiten. Das ist aber wohl auch die Königsdisziplin beim Rollenspiel schreiben, schwieriger gehts wahrscheinlich nicht.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: tartex am 15.02.2024 | 11:36 ---Was heißt denn "keine Ästhetik"?
Sind z.B. Nachrichten-Stil oder Militarismus keine Ästhetiken?
Wenn du "realistisch" nicht explizit als Gegenbeispiel genannt hättest, hätte ich ja angenommen du meintest das.
--- Ende Zitat ---
Tja, da bin ich wohl selber Schuld wenn ich unnötig mit diesen Begriffen um mich werfe. Es ist natürlich kein Spiel frei von Ästhetiken, richtig. Ich meinte jetzt allerdings nicht Ästhetik im umgangssprachlichen Sinn (und ich habe nicht das Geringste gegen diese Auslegung), sondern kulturwissenschaftliche Begriffe wie Aspekte unserer Moderne (Dekadenz, Moderne, Postmoderne, Kitsch, Avant-Garde, blabla...). Ich bereue dass ich das so formuliert habe, ich fasse mich im Folgenden so kurz wie möglich, äh zu Ende bringen was man angefangen hat und so.
Ich versuche mal ein Beispiel: Ein zentrales Dilemma für Menschen im Westen ist ja immer noch das Streben nach nie erreichter Freiheit. Ein Teil der kulturwissenschaftlichen Analyse erklärt wie folgt: Die Moderne entwickelt die Heils-/Freiheitsversprechen des Christentums weiter und verwirklicht diese im modernen Sozialstaat anstatt in der Familie oder der Dorfgemeinschaft, Säkularisierung eben, auch in anderen Bereichen wie der bildenden Kunst zu finden. In der Postmoderne, so ab den 80ern, wird dann jede kollektive Identität als Ausdruck von Herrschaft angesehen und sowohl vormoderne Gemeinschaften als auch moderne Institutionen wie eben der Sozialstaat hinterfragt, dadurch dass man wählt ob man in so einem System leben will oder nicht wird man mutmaßlich freier.
Ich würde das gerne in ein Biker-Rollenspiel mit Sci-Fi-Elementen und Film-Noir-Anleihen übersetzt sehen. Biker die sich im Sinne von „Dr Kimble ist immer noch auf der Flucht“ von der Obrigkeit als gesellschaftliche Außenseiter zu verstecken versuchen oder flüchten. Biker glauben an Befreiung durch Technisierung (Moderne) in Form des Motorradfahrens, was wohl doch eine Illusion sein wird, gleichzeitig lehnen sie die gesellschaftlichen Institutionen ab (Postmoderne) sind außerdem Teil einer vormodernen Ersatzfamilie, nämlich ihrer Biker-Gang. Die Institutionen reagieren wütend und versuchen, diese Außenseiter zu beseitigen. Was, wenn innerhalb einer Kampagne die flüchtenden Biker tatsächlich abseits der Gesellschaft und auch nicht durch kriminelles Verhalten irgendeine Freiheit in dieser Gesellschaft finden könnten? Sowas zu spielen würde mich jedenfalls interessieren. Das ist immer noch Genre-Rollenspiel/Thriller, aber es könnte eine wirklich facettenreiche Kampagne werden.
KhornedBeef:
--- Zitat von: KhornedBeef am 15.02.2024 | 09:43 ---Irgendwo wird auch gerade so etwas gecrowdfunded, aber ich habe es aus den Augen verloren.
--- Ende Zitat ---
Verwechelt: Es war The Monster Hunters' Club für SaWo, also schon länger veröffentlicht. Aber eben Kids gegen Grusel.
Ahab:
Jungejunge, das ist ja schnell gestartet hier. :D
Zum Thema "Romantasy" gibt es noch Blue Rose von Green Ronin. Nutzt das AGE-System.
Zu den historischen Epochen: Das ist natürlich auch immer ein schmaler Grat, was politische oder religiöse Themen angeht, die in den jeweiligen Landstrichen und den jeweiligen Epochen vorgeherrscht haben. Gerade im Hinblick auf den Eskapismus, den unser Hobby feiert, sind solche Aspekte wahrscheinlich beim Großteil der Hobbytreibenden langweilig bis unerwünscht. Da dürften viele argumentieren, dass sie im normalen Leben schon ausreichend Hardship haben und deswegen nicht auch noch versuchen wollen, im Nachkriegsdeutschland mit Generationenschuld und Armut kämpfen zu müssen (nur als überspitztes und stellvertretendes Beispiel genannt). Gerade der Eskapismusaspekt sorgt ja für die übernatürlichen, genretypischen oder dystopischen Elemente, die unsere Charaktere zu Helden werden oder schlimme (aber historisch/religiös unbedenkliche) Herausforderungen bestehen lassen. Nur so als Erklärungsversuch.
Ich glaube, auf der Suche nach noch nicht oder kaum abgebildeten Spielhintergründen wird man am ehesten fündig, wenn man Genres kreuzt. Survival Horror in der Bronzezeit. Aliens in der Rennaiscance. Öko-Punks in einer dem Untergang geweihten Fantasy-Welt. Okkultismus unter Wasser, nachdem die Oberfläche von nuklearen Stürmen verwüstet wurde, usw. So wie die Battlestar Galactica Serie so gut funktioniert hat, weil dort analoge Technik (also zumindest teilweise), Whodunnit (bzw. Who is it) und Mystizismus mit Space Opera verknüpft worden sind.
DonJohnny:
--- Zitat von: 3P_Manni am 15.02.2024 | 13:58 ---beim Großteil der Hobbytreibenden langweilig bis unerwünscht
--- Ende Zitat ---
Joa, aber was die Mehrheit will ist mir eigentlich relativ Hupe. Auch bei einem großen persönlichen Intresse meinerseits seh ich da natürlich keinen Mainstrammarkt, wenn es den gäbe, dann wäre es wahrscheinlich schon lange Mainstream, gilt aber wahrscheinlich für alles, was hier diskutiert wird. Ich hab Bock drauf, für alles, was ich bisher in die Richtung gemacht habe, habe ich Spieler gefunden und die fanden es auch jedes mal richtig gut, zumindest von den Rückmeldungen her, die ich bekommen habe. Und als Mossad-Agenten unterwegs zu sein war jetzt nicht unbedingt leichte Kost.
Gunthar:
Wie sieht es eigentlich mit Mystery à la Akte X usw. aus?
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