Ich glaub das ist jezt auch etwas Haarspalterisch. Ich hab es schon oft erlebt das Spieler und Spielfigurenwissen nicht getrennt wurden aber das es zu einer "Identitätsverschmelzung" oder einer irgednwie gearteten Psycologischen Störung - das ist mir in all den Jahrzehnten noch nie untergekommen und ich habe, mit aussnahme einer Gesichte aus den USA die meines wissens schon damals Fake News war ausgelegt von "Evangelikalen" (nicht zu verwechseln mit Evangelischen).
Nun, "Wissen getrennt" wird zwangsläufig eigentlich
immer. Denn auch, wenn ich und meine Figur zufällig genau die gleiche Persönlichkeit und dieselben Verhaltensweisen und Ticks an den Tag legen: wenn ich nicht ausdrücklich mein RL-Selbst auch
spiele, dann sind wir von vornherein unterschiedlich aufgewachsen und haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, und es gibt also immer Dinge, die meine Figur aus ihrem ganz normalen fiktiven Leben definitiv kennt, mit denen ich aber keinerlei persönliche Erfahrung habe, und umgekehrt genauso. Bloß, weil nobody@home einen Führerschein hat, muß Alrik ein Auto, wenn ihm denn jemals eins begegnet, noch lange nicht erkennen, geschweige denn wissen, wie man den Benzinstand überprüft; umgekehrt ist Alrik wahrscheinlich besser im Nahkampf, als ich es jemals sein werde. Das ist aus meiner Sicht schlicht ganz normaler Rollenspielalltag.
Übel habe ich noch vor einigen Jahren es gefunden als ein Spieler an einer speziellen Stelle im Dungeon nach Geheimtüren suchte. Vorher nicht und danach auch nicht. Nur an dieser Stelle - und ja da war auch eine, wie ich am Abend danach festellen musste waren die SL-Karten des Abenteuers im Netz frei verfügbar. Spielerwissen - Characterwissen, und eben noch mal oben drauf das nachlesen von Abenteuern. War so mit das schlimmste was ich diesbezüglich erlebte.
Das ist dann aber auch kein Mangel an
Fähigkeit, dazwischen zu trennen, sondern schlicht der Mangel an
Willen dazu mit einem Extralöffel Beschißabsicht. (Wobei Geheimtüren mMn ohnehin meist ein ziemlicher Gähner sind, aber das ist wenigstens zum Teil Geschmackssache.)
Exemplarisch ist doch auch "Beschreibe ein Monster das die Spielfiguren noch nie gesehen haben, die Spieler aber sofort erkennen und genau sofort auf die Schwächen des Monsters eingehen, also 'Werwolf - wer hat eine Silberwaffe?'"
Nun, ich bin mir ziemlich sicher, daß auch
von den Spielern noch nie einer einen Werwolf gesehen hat...und ihn trotzdem einigermaßen gut als solchen identifizieren und sich auf die Suche nach Silber machen könnte, sobald der sich erst mal vor ihren Augen verwandelt oder als Wolfsmensch die Gegend unsicher macht. Schon komisch, wie das manchmal funktionieren kann.
Es gibt es zwar, wenn ich mich an einen uralten Dragon-Artikel richtig erinnere, auch schon bei D&D seit Anfängen eine gewisse Tradition, sich neue Monster genau deshalb auszudenken, damit die Spieler (nicht die Charaktere!) sie nicht erkennen können sollen. Aber das stammt halt -- ebenso wie die Motivation, in einen Dungeon ausdrücklich deshalb hinabzusteigen, um den dort umgekommenen letzten eigenen Spielercharakter zu rächen -- aus einer Spieltradition, in der ein SC zumindest meinem Eindruck nach tatsächlich nicht mehr als ein Avatar des Spielers selbst, mit ein paar zusätzlichen Werten und anderen Dekoelementen garniert, sein
soll; daß speziell
da dann eine "Trennung von Spieler- und Charakterwissen" nicht viel Sinn ergibt, ist einigermaßen klar, aber für den anzunehmenden Normalfall würde ich diese Art von Spiel schon lange nicht mehr halten.