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Weltenbau-Gedankenspiel: Feuerfeste Fossile

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Eismann:
Moin,

Ein kleines Gedankenspiel zum Weltenbau: Definieren wir mal, dass fossile Brennstoffe nicht brennbar sind. Kohle, Öl und Erdgas brennen schlecht oder gar nicht. Wie verändert sich dadurch, historisch gesehen, die Welt? Und wird da eine interessante, bespielbare Parallelwelt draus?
Das Folgende basiert auf meinem angestaubten Geschichtswissen, mag also eher grob und nicht immer ganz korrekt sein. Aber man kann da sicher jede Menge Detailkram noch zusammenrecherchieren.

Bis irgendwann um 1700 verändert sich vermutlich nicht viel. Fossile Brennstoffe spielen kaum irgendwo eine größere Rolle. Spätestens mit dem Beginn der industriellen Revolution beginnt sich das aber zu ändern.
In England sind alle anderen Vorbedingungen vorhanden: Durch den Straßen- und besonders den Kanalbau gibt es Methoden privates Kapital für Großprojekte zu akkumulieren. (Ingenieurs-)Wissenschaften werden finanziell gezielt gefördert, die produktive Landwirtschaft stellt genug Arbeitskräfte für andere Aufgaben frei und durch die Kolonien sind große Absatzmärkte vorhanden. Mit Segelschiffen wird globaler Handel betrieben.
Was nun noch benötigt wird, ist Energie, und da greift man in England auf die Kohle zurück. Was aber, wenn die ausfällt?
Hierbei sind zwei Formen am wichtigsten: Bewegungsenergie zum Transport, aber auch für Maschinen wie Pumpen in Bergwerken, aber später auch für mechanische Webstühle, und kontrollierbare, große Hitze zum Schmelzen und Verarbeiten von Metallen.

Bewegungsenergie wird traditionellerweise aus unterschiedlichen Quellen gewonnen: Menschliche oder tierische Arbeit, Wind oder Wasser. Für die schiere Menge, die benötigt wird, würde ich da am ehesten auf Wasserkraft tippen. Die lässt sich relativ wetterunabhängig (abgesehen von Dürren, Fluten und starkem Frost), kontinuierlich und auch in großen Mengen produzieren, ist aber massiv standortabhängig. Produktionszentren lassen sich nur dort errichten, wo es genug Wasser und Gefälle gibt. Dank der Erfahrungen im Kanalbau dürften Aktienunternehmungen, die Wehre und Dämme zur Energiegewinnung errichten, schnell wie Pilze aus dem Boden schießen. Was aber auch den Verlust von Anbauflächen bedeutet. Außerdem lassen sich so die für den Abbau von Erzen nötigen Pumpen nur selten sinnvoll betreiben, einfach weil an den jeweiligen Minenstandorten selten die nötigen Gegebenheiten vorhanden sind. Vielleicht greift man da auf menschliche oder tierische Arbeit zurück, aber allgemein dürfte das Erze und damit Metalle vermutlich merklich verteuern. Und menschliche Arbeit will entweder bezahlt werden, oder man greift auf Zwangsmaßnahmen zurück.

Mit der Entwicklung von Elektromotoren (beginnend um 1840) ändert sich das mit der Abhängigkeit von Standorten langsam. Elektrizität kann durch Wasserkraft gewonnen und dann an geeignetere Produktionsstandorte an Flüssen oder dem Meer weitertransportiert werden. Für Fahrzeuge ist die Lösung aber nur leidlich geeignet. Man kann mit Batterien und Elektromotoren zwar Fahrzeuge und Boote antreiben, was auch schon vor der Entwicklung des Ottomotors gemacht wird, aber die Leistung ist überschaubar und die Batterien groß und schwer, was Reichweite und Nutzen ziemlich einschränkt.

Für die Metallverarbeitung wird man vermutlich auf Holzkohle zurückgreifen müssen. Damit wird Waldbestand ein wichtiges Wirtschaftsgut, und statt dem mittleren Osten werden die großen Waldgebiete von Skandinavien über Sibirien bis Kanada, aber auch südliche Urwaldregionen zu einem wichtigen Energielieferanten und damit geopolitisch umkämpft. Außerdem würden Forste neben den Stauwerken Konkurrenten um Ackerland werden.

Dampfmaschinen werden vermutlich trotzdem entwickelt, benötigen aber Holz, Holzkohle oder zur Not Torf zum Betrieb. Der Ottomotor dürfte auch mit Alkohol umsetzbar sein, womit spätestens ab 1900 auch Rohrzucker, Zuckerrüben etc. zu Energieträgern für mobile Anwendungen, also "leichtere" Fahrzeuge und Flugzeuge wichtig werden. Stellt sich die Frage, ob so die Sklaverei in der Karibik wirklich abgeschafft werden kann. Von weiterer Nutzung von Ackerland zur Energiegewinnung ganz zu schweigen. Die wohlhabenderen Staaten werden vermutlich die nötige Energie aus ärmeren Regionen importieren, was die Lebensmittelsituation global ziemlich schwierig machen dürfte.

Das sind jetzt erstmal nur ein paar erste Grundideen und Pfeiler, auf die man ein Setting aufsetzen könnte.
Wie würde eine Welt wohl so um 1900 oder auch 1950 aussehen mit diesen Grundannahmen?

Tudor the Traveller:
Hmm, ich tu mich schwer mit der Setzung. Bin halt Chemiker und Kohlenstoff ist Kohlenstoff. Steinkohle, Holzkohle, Erdöl, Holz, Alkohol... da brennt halt chemisch gesehen immer das Gleiche... und da basiert einfach ALLES drauf, das ganze Leben.

Vor allem mit dem Wegfall von Erdöl kannst du auch die ganze moderne Chemie abschreiben. Keine Kunststoffe, keine Pharmaka... ok, wenn es nur nicht brennen soll, wäre die chemische Verwendung eventuell noch drin? Wobei Raffinerien mit dem Wegfall von fossilen Treibstoffen vielleicht weniger lukrativ sind?

Ach ja, Flugzeuge werden auch eher schwierig ohne Kerosin.

Eismann:
Interessanter Punkt. Ja, natürlich ergibt das chemisch wenig Sinn, aber das gehört eben zum Zweck der Übung. Quasi als Axiom.

Was Petrochemie angeht: Man kann da je beide Gedanken (pro und contra Kunststoffe aus Öl/Kohle) weiterspinnen.

Wie so oft gilt da: Man findet immer einen Grund warum etwas nicht geht. Aber interessanter ist, was wäre, wenn es trotzdem so ist.

KyoshiroKami:

--- Zitat von: Tudor the Traveller am 10.03.2024 | 21:30 ---Hmm, ich tu mich schwer mit der Setzung. Bin halt Chemiker und Kohlenstoff ist Kohlenstoff. Steinkohle, Holzkohle, Erdöl, Holz, Alkohol... da brennt halt chemisch gesehen immer das Gleiche... und da basiert einfach ALLES drauf, das ganze Leben.

--- Ende Zitat ---

Geht mir genauso. Dann müsste wohl eher die Prämisse her, dass sich es nicht zu der Umwandlung von Biomasse in Erdöl, etc. gekommen ist.



--- Zitat ---keine Pharmaka
--- Ende Zitat ---

Daaaas stimmt so nicht ganz. Viele Arzneimittel kommen aus der Natur (Heilpflanzen und so). Klar gibt es auch synthetisierte Wirkstoffe, teilweise sind das dann auch abgewandelte Naturstoffe, aber wir würden ohne die moderne Chemie nicht komplett ohne AMs dastehen.

Eismann:
Nicht zu vergessen gibts ja noch Naturkautschuk, der phasenweise auch wirtschaftlich enorm wichtig war.

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