Ich hatte versprochen mich zu melden wenn wir es gespielt haben. Allerdings kam mir glücklicherweise ein längerer Urlaub im Sommer und unglücklicherweise ein Prozessorsterben und langer Ärger mit meinem Lieferanten dazwischen.
Jedenfalls will ich hiermit mein Versprechen einlösen.
Ich hatte also zugesagt, mit mir völlig wildfremden Kindern aus der Altersgruppe 5. und 6. Klasse am Gymnasium, eine zweitägige Schnupperrunde Rollenspiel in der Welt von Der Herr der Ringe und Der Kleine Hobbit anzubieten.
Dazu hatte ich, wie oben schon beschrieben, die vorgefertigten Charaktere aus dem Starterset ins deutsche übersetzt und zudem noch ein paar Blanko-Charakterbögen dazu. Außerdem habe ich mir für die Regeln des Startersets und der Charaktererschaffung noch eigene Spickzettel erstellt und mich mit den ersten drei Abenteuern vertraut gemacht. Dazu habe ich einfache, braune Kartonhefter und ein paar lose Blätter für Notizen und zur Aufbewahrung ihrer Charaktere mitgenommen.
Obwohl alles mögliche abgefragt und versprochen wurde und es eine Lehrkraft als Ansprechpartner gab, war der Start leider erst einmal etwas holprig. Da die Lehrkraft erst einmal nicht auftauchte, musste ich über das Sekretariat den Schlüssel organisieren. Nachdem wir in dem Raum erst einmal so etwas wie einen Spieltisch zusammengestückelt und (für mich viel zu niedrige) Stühle herangeschafft hatten, mussten wir auf die letzte verspätete Schülerin warten.
Mit etwas mehr als einer Stunde Verspätung ging es dann los. Ich habe dann wieder einmal bemerkt, wie schwer es ist, völlig Ahnungslosen die Funktionsweise von Rollenspiel beizubringen. Da war dann schon mal eines der Gesichter lang, da die Schülerin sich vermutlich etwas anderes darunter vorgestellt hatte.
Die Spieler waren damit einverstanden die vorgefertigten Charaktere zu spielen und nach ein paar Minuten waren die dann auch verteilt. Dafür, dass sie zum ersten Mal gespielt haben, klappte der Anfang dann doch ganz gut. Die SCs haben den Auftrag angenommen und sich dann am nächsten Tag auf den Weg gemacht.
Nach ein paar weiteren Minuten habe ich beschrieben, dass es noch etwas kühl ist und da will doch plötzlich eine der Spielerinnen der anderen beim Wandern die Decke vom Rucksack klauen.
In der Situation merkt man dann sofort, dass man es mit jungen Jugendlichen zu tun hat. Zum einen war der angehenden Diebin ganz egal, dass Hobbits ehrbare Leute sind und so etwas nicht tun. Zum anderen hat die Spielerin, die bestohlen werden sollte, es persönlich genommen und einen Aufstand geprobt. Mit viel Zureden, der Erklärung, dass Hobbits so etwas eigentlich nicht tun, dem Hinweis auf die möglichen Konsequenzen und der Anregung, dass sie ja auch einfach um die Decke bitten könnte, hat sie es sich dann anders überlegt. Wir konnten also weiterspielen.
Ich will vom Abenteuer her nichts spoilern, aber nach den ersten paar Hindernissen und Proben hatten sie so grundsätzlich verstanden wie es läuft. Ob es ihnen Spaß gemacht hat, kann ich nicht so recht einschätzen.
Was ich sagen kann, ist, dass die Jungs in der Gruppe auf Kämpfe aus waren, wohingegen die Mädchen dem eher aus dem Weg gehen wollten. Alle haben jedoch grundsätzlich den sozialen Kontakt zu NSCs eher gemieden. Aus diesem Grund (denke ich) sind sie zwei kompletten Szenen mehr oder weniger gekonnt aus dem Weg gegangen.
Am Ende haben sie ihren ersten Auftrag jedenfalls erfolgreich abgeschlossen und zeitlich haben wir das geplante Ende gut erreicht. Ohne die Verspätung wären wir viel zu früh gewesen.
Am nächsten Tag hat mich einer der Jungs angesprochen, ob er doch einen eigenen Charakter machen darf. Ich habe eingewilligt und dank Spickzettel war der auch sehr schnell gemacht. Tatsächlich hatte ich ab da den Eindruck, dass der Spieler mehr bei der Sache war.
Auch hier will ich nicht zu viel spoilern, da das zweite Abenteuer aber auch mehr zum Würfeln bereit hielt, leichte Gruselstimmung im Mittelteil bietet und mit einem Kampf endete, war mehr Action und auch mehr Begeisterung zu spüren. Von dem Kampf rät das Abenteuer eigentlich ab, aber die Spieler kamen gar nicht auf die Idee das Problem über soziale Interaktion oder eine List zu lösen
Als aber bereits in der ersten Runde eine der Spielerinnen einen grandiosen Treffer landet und damit den Gegner mit einem Bogenschuss fällt, haben sie das gefeiert! Da hat man deutlich den Spaß gemerkt, den sie damit hatten.
Wir waren etwas zu früh fertig und ich bin mit den Spielern dann noch ein Eis essen gegangen. Damit waren die zwei Tage auch schon rum.
Was habe ich gelernt, was würde ich anders machen?
Ich würde mir doch noch etwas mehr Gedanken machen, wie man Kindern in dem Alter die Idee von Rollenspiel beibringt. Oder gleich ganz anders vorgehen und sie nach und nach über ein geführtes Hin-und-Her-Gespräch in eine Geschichte verwickeln um ihnen dann am Schluss klar zu machen, dass so Rollenspiel funktioniert.
Ich denke, bei Kindern und Jugendlichen würde ich zukünftig gleich eigene Charaktere erstellen. Damit fühlen sie sich wohler. Sie wollten beispielsweise alle ihr eigenes Geschlecht spielen und die Charaktere waren ihnen zu alt.
Beim Zeitmanagement war ich nicht so gut, aber wenigstens sind wir fertig geworden und konnten die Abenteuer jeweils abschließen. Aber an dem Punkt versage ich auch bei meinen normalen Runden als SL schon immer
Wenn Jungs dabei sind, dann müssen auch Kämpfe mit rein, die scheinen das einfach zu brauchen.
Ich denke die Spielzeit und das "im Rampenlicht stehen" habe ich ganz gut hinbekommen. Es scheint jedoch gerade bei Kindern wichtig zu sein darauf besonders zu achten.
Tja ... mehr fällt mir gerade nicht mehr ein. Hoffe Ihr könnt etwas damit anfangen.