Das wiederum ist ein wenig beachteter Aspekt von und für Cyberware. Die Blutentnahmesysteme sind standardisiert, dürften also minimalinvasiv ähnlich wie Diabetes-Tester funktionieren
Heute wird das mit Schleimhautabstrichen gemacht, i.d.R. in der Mundhöhle.
Problematisch wird es erst beim Auslesen, das dauert nämlich mindestens ein paar Stunden (will heißen: wenn man alle anderen anstehenden Proben zurückstellt und ggf. alle Beteiligten Überstunden schieben) - allein dadurch stellt sich schon die Frage nach einem mobilen Gerät gar nicht.
Selbst wenn man für SR deutlich kürzere Zeiten postuliert, ist es keine große Verrenkung, das immer noch in einer Größenordnung zu belassen, wo DNA für eine praxistaugliche Vor-Ort-Identifikation nicht zur Verfügung steht - also für polizeiliche Zwecke nicht und für kommerzielle doppelt und drei mal nicht (von der Frage abgesehen, wer das auf kommerzieller Seite überhaupt auslesen darf und welche Datenbanken zum Vergleich abgerufen werden dürfen).
Das bliebe also auf die erkennungsdienstliche Behandlung von Festgenommenen begrenzt und in dem Moment ist die SIN eigentlich egal, weil dann zuallererst Proben aus irgendwelchen Straftaten mit der konkreten Person verglichen werden. Welche SIN bei der Festnahme geführt wurde, spielt im Grunde keine Rolle.
Man möge entsprechende Schlussfolgerungen für die Implementation von DNA-Daten in SIN/Credstick ziehen, wenn man annimmt, dass das den Entscheidungsträgern bei der Neuaufstellung der SIN-Registratur(en) auch klar war
Noch zwei Aspekte, die man für die eigene Runde ggf. ins Auge fassen könnte:
- Credsticks haben einen handfesten Vorteil gegenüber rein digital übermittelten SINs, weil dort auch physische Sicherheitsmerkmale zusätzlich zu den softwareseitigen SIN-Geschichten zum Tragen kommen können.
- Mit recht offensichtlichen Kombinationen von Cyberware ist die Masse der üblichen biometrischen Merkmale nicht mehr verwendbar. Da wird dann wohl notgedrungen ein anderer zweiter Authentisierungsfaktor jenseits des biometrischen Merkmals zum Tragen kommen, etwa Passwörter/Zahlencodes, Seriennummern von Cyberware (sofern die in tauglicher Form ausgelesen werden können) oder die "große" Version eines biometrischen Fotos (3D-Modell o.Ä.). Das ist dann zwar nicht ganz so sicher, aber besser als nichts.
Wäre wieder ein mittelgroßer Punkt auf der Habenseite für "klassische" Cyberware.
Die Komplexität und Logik einer hoch technisierten und/oder digitalisierten Welt lässt sich am Spieltisch kaum sinnvoll darstellen.
Weder bezüglich der Möglichkeiten der Spieler noch (und im Besonderen) im Hinblick auf die Möglichkeiten der Welt.
Seien es SINs, die Matrix, Sicherheitstechnologien und was nicht noch alles.
Für mich klingt das immer ein bisschen so, als würden sich Autoren, SL und am Ende auch die Spieler damit ein Stück weit aus der Verantwortung für ein rundes Setting stehlen.
Mir sind gerade die großen Heist- und Agentenfilme/-franchises schnell zu platt und es darf ein bisschen mehr Substanz sein.
Kürzen kann man am ehesten bei den willkürlich erscheinenden und ggf. ständig im Fluss befindlichen Eigenheiten mancher Themen; die tauchen aber auch nur auf, wenn man sehr weit ins Detail geht.
Auf die Funktionsebene runterbrechen und spieltauglich aufbereiten lässt sich alles und bietet dann mMn allemal mehr "Spielfutter" als eine Beschränkung auf die
rule of cool oder ein allzu enges Nachtanzen medialer Vorlagen.
Das war meiner Erinnerung nach ab der 1. Ed. so; Runner haben idR keine SIN, bzw haben sich ihrer alten offiziellen entledigt, als sie in die Schatten gingen. So hab ich es von Anfang an "gelernt", und der Anfang war, als SR auf deutsch erstmals rauskam. Inwieweit das nun den Regeln, die es damals dafür gab, oder Geschichten und Romanen entnommen war krieg ich allerdings nicht mehr zusammen (bspw die Sam Verner-Trilogie).
So ging es mir auch, deswegen habe ich für die obige Aufstellung noch mal in die mir unmittelbar zugänglichen GRW (1-4) geschaut.
In den ersten beiden Editionen werden "normale" Credsticks beschrieben, die finden sich aber noch nicht mal in der Ausrüstungsliste, von gefälschten ganz zu schweigen. Das kam mit Regeln unterfüttert erst in der dritten.
Und wenn man so drüber nachdenkt, ist dieses Konzept vom mehr oder weniger aufwendigen Löschen der SIN, um SINlos zu werden, schon etwas daneben.
Der praktische Unterschied dazu, in "klassischer" Form in den Untergrund zu gehen und eine andere Identität anzunehmen, ist noch mal welcher?
Das kam wohl auch von der damaligen amerikanischen Perspektive auf eine gefühlt so umfassende Gläsernmachung wie die SIN, an der aber genauer betrachtet so viel gar nicht dran war.
Ich würd mich auch irgendwie wundern, wenn die SIN selbst so lang ist, dass da in numerischer Form der Fingerabrduck, die DNS, das Foto etc enthalten sein kann. Das wäre keine System-Identifikations-Nummer mehr, das wär eine System-Identifikations-Datei, und zwar eine recht umfangereiche...
Zumindest wäre das keine Nummer mehr, die eine ohne Hilfsmittel handhabbare Länge hätte, ja.
Und bei der Vielzahl an Dingen, die man dergestalt codieren
könnte, sollte man die außen vor lassen, die sich signifikant ändern können - sonst muss man ja ständig hinterher sein mit Anpassungen. Das betrifft übrigens je nach Beruf und Lebensumständen auch Fingerabdrücke.
Für mich passt das ganze "Überwachungsstaats-Konzept" eigentlich nur zu den Konzern-Arkologien uä Hochsicherheits-Gebieten, und da ist es mE auch machbar, da da alles (SIN-Ausgabe & -kontrolle) in einer Hand liegen, eben der des entsprechenden Konzerns. Als Breitenkonzept hat das nichts mehr mit der balkanisierten SR-Welt zu tun, ich ich kenne, sry. Die zeichnet sich grade dadurch aus, dass es keine allmächtige Zentralgewalt gibt, die derart Big Brother speilen könnte.
Genau. Die Fremdkörper im Settingbild bzw. die Stelle, wo man falsch abgebogen ist, sind Sachen wie die zentrale SIN-Registratur oder die theoretisch/angeblich totale Überwachung im öffentlichen Raum, mit der man sich bei Licht betrachtet lediglich einen gigantischen Interventionsbedarf schafft, den man nie und nimmer abarbeiten kann.