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D&D5e: Kampagne – gekauft oder selbst verfasst? Beides?

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Fillus:
Ich würde gerne mal lesen, wie ihr dazu steht. Ich glaube nämlich, dass ich zu einer Minderheit gehöre.

Mit den Kampagnen die es zu kaufen gibt, kann ich überhaupt nichts anfangen. Die Bücher sind für mich von der Struktur her nicht gebrauchen. Viel Blättern, Infos in Fließtext versteckt und zwar nicht immer da wo ich sie erwarten würde. Viel zu kleine Schriftgröße. Logiklöcher und Dungeons die für so viele unnötige Räume haben, die ich nicht brauche. Dazu viel zu viele Kämpfe unter der Erde, in oft viel zu kleinen Räumen.

Ich könnte jetzt noch vieles aufführen. Aber ehrlicherweise muss ich auch einräumen, dass vieles meinem persönlichen Geschmack geschuldet ist. Ich mag keine zu großen Dungeons, ich mag es nicht Kämpfe um der Kämpfe wegen (Encounter) auszufechten, lieber weniger und besser designte Kämpfe, die spannend sind. Meist reicht mir ein „5 room dungeon“ völlig aus.

Ich mag nicht das die magischen Gegenstände in den (offiziellen) Kampagnen sich oft wiederholen, dass sie teils viel zu stark sind und damit Charakterfähigkeiten sinnlos machen. Ich mag auch teils die Geschichten nicht. Warum muss es immer darum gehen, die Welt zu retten. Kleine Geschichten sind mir oft lieber und auch persönlicher für die Charaktere. Und so weiter, will euch nicht mit einer „Wall of Text“ langweilen.

Nun ist es aber so, bei all den Gruppen mit denen ich spiele, all die Gruppen die ich so kenne, dass sie nur Kaufkampagnen spielen. Davon zu 90% auch nur die offiziellen Kampagnen. Die wenigen anderen sind oft alte Megadungeons, die ich wegen meinem persönlichen Geschmack nie leiten würde, aber in all den Jahren schon mehrere gespielt habe. Ebenso habe ich etliche Originale gespielt, kann es für mich also beurteilen.  Das frei von Wertung. Jede Art zu spielen ist gut, Hauptsache man hat Spaß.

Es ist vielleicht auch eine Frage des Aufwands. Fertiges kostet weniger Zeit und in anderen Systemen greife ich da auch schon mal gerne drauf zurück, wenn ich kaum Zeit habe was selber zu schreiben. Bei D&D5 kommt es für mich aber wegen der (für mich) schlechten Qualität nicht in Frage.

Wie sieht es bei euch aus? Leitet ihr lieber gekauftes oder selbstverfasstes und warum?

KhornedBeef:
Mal so, mal so. Kommt drauf an, was ich will. Wenn man als Gruppe eine tolle Idee hat, was man zusammen machen will, stellt sich die Frage nicht. Wenn ich aber z.B. in eine neues System und Setting reinkommen will, nehme ich gerne ein gutes Einsteigerszenario.
Und dann gibt es Fälle, wo alle Bock auf Exploration, Plot Twists oder einfach Weirdness haben, und manche Sachen kann ich mir echt nicht ausdenken. Da kann man dann einen Settingband nehmen und seine Sandbox bauen, oder auch einfach mal etwas Fertiges auf einen wirken lassen.
Und dann gibt es noch Kaufabenteuer, die einem so dermaßen empfohlen werden, dass man sie aus Prinzip einmal spielen will.
Ich glaube bei, bisher habe ich etwas mehr eigenes geleitet, aber jetzt deutlich mehr Gekauftes in der Bucket List. Ergibt Sinn :)

aikar:
Sowohl als auch.

In den letzten Jahren habe ich zwei selbstgeschriebene Kampagnen geleitet (eine in Eberron, eine in einem eigenen Karibik-Stil-Setting), eine Kaufkampagne von DSA mit D&D geleitet (Von eigenen Gnaden/mit Wehenden Bannern) und aktuell leite ich die Wildnis jenseits des Hexenlichts (D&D-Kaufkampagne von WotC).

Für mich ist die Entscheidung von ein paar Fragen abhängig:
* Habe ich aktuell selbst viele gute Ideen oder nicht?
* Gefällt mir das Thema der Kaufkampagne?
* Nimmt mir die Kaufkampagne Arbeit ab oder eher nicht?

Punkt 1 variiert mit der Zeit und mit persönlichem Stress.
Punkt 2 und 3 ist abhängig von der konkreten Kampagne und lässt sich nicht generalisieren. Von Wildnis jenseits des Hexenlichts bin ich bis dato begeistert.

Alles genannte gilt auch für andere Systeme, nicht nur für D&D.

Zed:
Selbstgeschriebenes  ;D

Es gibt in unserer Kampagne einen groben Plan, bei dem vier bis fünf Parteien um "die Weltherrschaft" ringen. Sie haben sich meiner Gruppe nach und nach enthüllt, und jetzt in der 19. Stufe ist es an ihnen zu versuchen, sie gegeneinander auszuspielen oder einer Partei zum Sieg zu verhelfen - oder was auch immer. Ich weiß selbst nicht, wie es ausgeht und was die Gruppe alles ausrichtet - und ich finde das auch für mich als SL so richtig spannend.

Diesen Weg kann ich mir bei einer gekauften Kampagne nicht vorstellen: All die über die Jahr(zehnt)e aufgetauchten Akteure und nach und nach offengelegten Geheimnisse, die erst jetzt - zum Finale - ein ganzes Bild ergeben - ich denke, dass so etwas nur mit einer selbstgeschriebenen Kampagne machbar ist.

Natürlich ist die Kampagne von vielen anderen Storys inspiriert und unterm Strich nicht origineller als andere Hintergrundgeschichten. Aber es ist eben die, die ich als SL und Urheber am besten kenne. (Hier ein Ausschnitt aus der Backstory anhand der Beschreibung eines der Haupt-Antagonisten.)

Wichtig zu wissen: Diese ganze Hintergrundgeschichte stand nicht schon zu Anfang fest, erst recht nicht in allen Details - die hat sich über die Jahre hin ausgeformt. Dadurch hatte die Gruppe schon in den letzten 18 Stufen Gelegenheit, bewusst oder unbewusst die Backstory mitzugestalten.

Unsere Basic-Landkarte habe ich vorgestaltet und mit einem geographisch interessierten und -kundigen Spieler ausgestaltet, ohne dass er (und damals auch ich) alles über alle Regionen wusste. Das trug zumindest bei dem Spieler zu einer hohen Identifikation mit der Kampagne bei, würde ich sagen, und hat mir noch viele zusätzliche "weiße" Regionen zum Drauf-Rumdenken, was da wohl gewesen sein mag, gegeben.

nobody@home:
Für mich ist der Hauptknackpunkt an Kaufabenteuermaterial, daß der Verfasser unbekannterweise natürlich nicht so auf meine Spieler und deren Charaktere eingehen konnte wie ich als SL. Entsprechend kriege ich da etwas vorgesetzt, was auf das zugeschnitten ist, was jemand ganz anderes als ich für eine anzunehmende Standardgruppe gehalten hat, und muß das Endprodukt dieses Schaffensprozesses, wenn ich nicht gerade einen ausgesprochenen Glücksgriff getan habe, so oder so auch erst mal wieder auf unsere persönlichen Bedürfnisse anpassen.

Für ein einzelnes Kaufabenteuer, das mir tatsächlich mal gefällt und idealerweise höchstens 1W3 Sitzungen dauern soll, kann ich damit noch leben. Aber eine ganze auf potentiell Jahre an Spielzeit vorgeplante Kaufkampagne? Oy, vergiß es. Selbst wenn ich da mal eine finden sollte, die mich tatsächlich halbwegs begeistert (was an sich schon einen gewissen Seltenheitswert hat), wäre es für mich ein Ding der Unmöglichkeit, die tatsächlich über die ganze Zeit hinweg 1:1 nach offiziellem Verlauf durchzuziehen -- ich plane schon meine eigenen Kampagnenentwürfe genau deshalb gar nicht erst so weit voraus, um dann im eigentlichen Spielverlauf flexibel bleiben zu können.

(Das übliche "Kann immer noch als Startpunkt/Ideensteinbruch dienen"-Argument gibt's zwar auch noch, aber das gilt für vieles andere, was einem täglich so unterkommt, genauso...und wenn ich genügend Pech habe, taugt eine bestimmte konkrete Kaufkampagne speziell mir persönlich womöglich nicht einmal für das.)

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