Also ich würde der Staffel (zwei Folgen habe ich noch vor mir) das genaue Gegenteil bescheinigen.
Verkopft, antiklimatisch, irrelevant.
Die Pasta-Folge gefiel mir, wegen der Analogie, die präzise auf alle möglichen Vorgänge im Kapitalismus angewendet werden kann. DAS ist 1A-"Rick & Morty", wie zu besseren Zeiten. Konzept durchdekliniert, dabei nicht an Sozialkritik gespart, die aber nicht mit dem Holzhammer vorgetragen wird. In bester Tradition der Autobatterie-Universum-Folge. So will ich das!
Aber sonst habe ich Schwierigkeiten, überhaupt Highlights in der Staffel auszumachen.
Die Mr. Poopybutthole-Folge war völlig prätenziös: Eine total konsequenzlose, dröge Geschichte, mit der man "Hangover" erzählt, aber eigentlich "Sideways" sein möchte – aber uhhhh, guckt mal, unsere Sonnenuntergänge. Hört mal, unsere Voice-Overs mit philosophischem Gelaber über einen Charakter, der nirgendwo hin will. Und Hugh Jackman's Cameo war fürchterlich!
Die Auflösung von des Rick-Prime-Arcs war absolut antiklimatisch und hat mir auch nichts Neues über Rick, die Beziehung zu seiner Frau oder seine inneren Zustände verraten. Harmons Team hat diese ganze Rachegeschichte aufgemacht, ist Staffel um Staffel genüsslich drumherum gekreist und bolzt dann die Auflösung durch mit einer uninspirierten Battle Royale/BBC-Sherlock-Schlussepisoden-Hommage, die mich nur Gähnen lässt. Aber wie ich Dan Harmons Stil kenne, wollte er auch genau das: Dem Zuschauer zeigen, wie doof der doch eigentlich war, dass er irgendwas Besonderes erwartet hat. Irgendeinen Twist. Irgendeinen emotionalen Kern. Aber nee... wir vom Rick & Morty Writer's Room sind uns ja völlig bewusst, dass ihr Zuschauer das womöglich wollt und wir geben es euch nicht. Na da guckt ihr! Wir durchbrechen hier Konventionen, aber wir erzählen damit eigentlich nicht wirklich was. Ist doch genial, oder?
Die Episode (oder Episoden? Wie gesagt, es fällt mir zunehmend schwer, mich an die Plots zu erinnern, weil sie so mäandern), in der sie alte Fanfavoriten unter den Charakteren plötzlich aus der Mottenkiste holen, hinterlassen auch einen schalen Beigeschmack. Gerade die Episode wo...
...Unity wieder auftritt...
...ist volle Kanne "Hey, remember? You like her! We brought her back! Remember? Remember?"
Und über die Präsidentenepisode kann man nur den Mantel des Schweigens breiten, so peinlich war die.
Also, nee. "Rick & Morty" kann immer noch brillant sein. Auch jetzt noch. Aber bei all dieser bemühten Metaebenen-Subversions-Selbstbefriedigung bleibt das auf der Strecke, was ich an R&M geschätzt habe: Dass Rick und sein Enkel ihre Parallel-Universumsleichen im Garten vergraben. Dass die Familie über Kreuz mit Rick ist und er sich dem "galaktischen Imperium" stellt. Dass Rick wie der größte Loser auf seinem Toilettenplaneten herumsitzt, allein. Ich freue mich darüber, dass sie Rick in eine reflektiertere Richtung entwickeln, als Charakter. Aber das, was ich sehe, reicht mir nicht. Gerade die Familie kommt zu kurz. Beth und Jerry sind nur noch Stichwortgeber. Über Birdperson weiß die Serie auch nichts mehr zu berichten.
...seufz...
Also, ich sag mal so. Ich gucke gerade wieder die
Simpsons durch. Die seltsamen, mittleren Staffeln nach der Classic Era. Und ich muss sagen, da sind Folgen dabei, die einfach bessere Geschichten erzählen, als die modernen "Rick & Morty"-Episoden das tun. Ja, richtig gelesen:
Middle Simpsons erzählt zum Teil bessere Geschichten als Rick & Morty! Weil die ihre Geschichten nämlich ehrlich erzählen, auf Augenhöhe mit dem Zuschauer und mit einem echten Interesse an den Charakteren, die in ihnen vorkommen.
Also nein, ich vermag keine überbordende Genialität in den Episoden zu erkennen. Immer wieder flackert die Großartigkeit der Serie auf. Ganz kurz. Ganz diffus. Aber wie alle Adult-Comedy-Animation-Serien geht auch sie den Weg allen TV-Fleisches: Sie ist irrelevant geworden. Sie hat nichts mehr zu erzählen, das über die kleine Dosis weirden Fun hinausgeht. Das haben die Simpsons hinter sich. Das hat South Park hinter sich. Jetzt hat das R&M auch hinter sich.
Ich schau weiter. Aber ich erwarte überhaupt nichts mehr davon. Damit fährt man bei Dan Harmon aber auch gut. Auch nach seinem Wiedereinstieg wurde z.B. "Community" nie wieder so gut wie in Seasons 1-3. Er sollte über kürzere Formate nachdenken. Eine Harmon-Miniserie wäre vielleicht mal perfekt.