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Lyrik für Kostverächter und Literatur in der Schule
Chaos:
--- Zitat von: Infernal Teddy am 28.06.2024 | 14:41 ---Mein Problem ist wieder auseinander zu bekommen was ich in der Schule gelesen habe und was ich in meiner Schulzeit gelesen habe
--- Ende Zitat ---
Faustregel für mich: Hast du es gerne gelesen, dann war es wohl in deiner Freizeit.
Einmal habe ich ein Buch ("Die Wolke" von Gudrun Pausewang) privat gelesen, und es hat mir auch gefallen, obwohl es für einen Viertklässler eher schwere Kost war; ist der 7. oder 8. Klasse haben wir das dann im Unterricht gelesen, da hat es der Lehrer irgendwie geschafft, dass es furchtbar langweilig wurde.
Ich fand von allem, was wir in der Mittelstufe gelesen haben, eigentlich nur "Die Räuber" von Schiller gut - hauptsächlich, weil da Blut floss, und weil es um Rache ging, also ein wunderbar nachvollziehbares Thema.
"Faust I" in der Oberstufe war recht angenehm, weil der Lehrer das genauso doof fand wie wir, und wir entsprechend nicht so tun mussten, als wäre es toll, um gute Noten zu bekommen. Wir sind damals z.B. in der Klassendiskussion zu dem Schluss gekommen, Gott und Satan schließen ihre Wette ab, weil ihnen einfach langweilig ist - die Ewigkeit ist lang, und damals gab es ja noch kein Kabelfernsehen.
felixs:
--- Zitat von: Chaos am 28.06.2024 | 15:27 ---"Faust I" in der Oberstufe war recht angenehm, weil der Lehrer das genauso doof fand wie wir, und wir entsprechend nicht so tun mussten, als wäre es toll, um gute Noten zu bekommen. Wir sind damals z.B. in der Klassendiskussion zu dem Schluss gekommen, Gott und Satan schließen ihre Wette ab, weil ihnen einfach langweilig ist - die Ewigkeit ist lang, und damals gab es ja noch kein Kabelfernsehen.
--- Ende Zitat ---
Hier kurz meine Gegenperspektive:
Interessanter wird die Sache vermutlich dann, wenn man den Fokus mehr auf die menschliche Dimension legt. Gott und Teufel kommen ja eher als ironische Figuren vor - man könnte geradezu meinen, Goethe hätte sich über die christliche Kosmologie lustig gemacht.
Und Langeweile als Triebkraft des Menschen und seiner Abbilder (Gott, Teufel) ist doch ein recht interessantes Thema.
Abgesehen davon ist sprachlich sehr vieles wirklich genial und hat entsprechend ja auch Eingang in die (gehobene?) Umgangssprache gehoben.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass man zu dem Text keinen rechten Zugang findet und würde den auch niemandem aufzwingen wollen. Es ist, wie so vieles an Literatur und Ästhetik allgemein, ziemlich abhängig von Prägung und Erwartungen des Lesers.
Chaos:
--- Zitat von: felixs am 28.06.2024 | 15:56 ---Hier kurz meine Gegenperspektive:
Interessanter wird die Sache vermutlich dann, wenn man den Fokus mehr auf die menschliche Dimension legt. Gott und Teufel kommen ja eher als ironische Figuren vor - man könnte geradezu meinen, Goethe hätte sich über die christliche Kosmologie lustig gemacht.
Und Langeweile als Triebkraft des Menschen und seiner Abbilder (Gott, Teufel) ist doch ein recht interessantes Thema.
Abgesehen davon ist sprachlich sehr vieles wirklich genial und hat entsprechend ja auch Eingang in die (gehobene?) Umgangssprache gehoben.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass man zu dem Text keinen rechten Zugang findet und würde den auch niemandem aufzwingen wollen. Es ist, wie so vieles an Literatur und Ästhetik allgemein, ziemlich abhängig von Prägung und Erwartungen des Lesers.
--- Ende Zitat ---
Absolut. Und ich will auch keinem den Genuss von Faust - oder anderen Klassikern des Deutschunterrichts - vermiesen.
Für mich (und ich glaube, auch für die Mehrheit meiner Mitschüler damals) hatte Literatur im Deutschunterricht aber immer zwei grundlegende Fehler:
Erstens haben es die Lehrer fast jedes Mal geschafft, die für Schüler der jeweiligen Altersgruppe langweiligste Art zu finden, ein bestimmtes Werk zu präsentieren.
Und zweitens kam fast immer der Grundtenor: "Das hier ist ein Meisterwerk. Bist du anderer Meinung, dann hast du es nicht kapiert, und bekommst entsprechend eine schlechte Note."
So vermiest man dann ganz leicht den Schülern die Lust am Lesen.
Feuersänger:
Ein paar Schullektüren, die mir in positiver Erinnerung geblieben sind:
Huxley - Schöne Neue Welt (Brave New World)
Süskind - Das Parfüm
Es gab allerdings auch viel Unsinn, den ich jedem Schüler nur zu boykottieren raten kann.
Niniane:
"Die Leiden des jungen Werther" habe ich gehasst und tue es noch. Ehrlich, was sollen junge Menschen aus einem Buch lernen, das zum Zeitpunkt seines Erscheinens Leute dazu gebracht hat, es dem Titelhelden gleich zu tun? Achja, Emodasein und Stalking gab es auch im 18. Jahrhundert schon.
Buch wie Hauptfigur sind mir hart auf den Zeiger gegangen.
Ähnliches gilt für "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", war für mich ein pseudophilosophischer Erotikroman.
"Wallenstein" hab ich gar nicht mehr gelesen, fand ich stinklangweilig.
"Die Verwandlung" fand ich super (auch wenn unser Deutschlehrer das totinterpretiert hat), "Der Tod in Venedig" war seltsam, aber lesbar (auch wenn ich "Die Buddenbrooks" für Manns besseren Roman halte, die habe ich für mich gelesen und kann das Buch nur empfehlen).
Sonst abseits des Unterrichts gelesen habe ich "Nathan der Weise" von Lessing (auch sehr empfehlenswert) und "Demian" von Hermann Hesse.
Empfehlen kann ich auch Dürrenmatt und Max Frisch, deren Bücher mag ich auch ("Justiz" von Dürrenmatt ist eines meiner Lieblingsbücher).
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