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Eigenentwickler-Liebe

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flaschengeist:
Ich hatte schon länger den Gedanken, einmal gemeinsam Vorteile zu sammeln, die Hobby-Eigenentwicklungen gegenüber kommerziellen Verlagsprodukten aufweisen (können). Und los geht’s:

1. Keinen Druck aus kommerziellen Gründen das Baby zu veröffentlichen, bevor es richtig rund ist. Kommerzielle Anbieter auch im Rollenspielbereich müssen wirtschaftlich arbeiten. Das heißt in der Praxis i.d.R., ein Werk mit 80% Qualität rausbringen, weil die letzten 20% rausholen unverhältnismäßig viel Aufwand wäre (nennt sich Paretoprinzip; ein unverdächtiger Zeuge, dass dies auch im RPG-Bereich so läuft, ist der Ulisses-Mitarbeiter Michael „Scorpio“ Mingers im DORPCast 246).

2. Keine Inkonsistenzen durch „viele Köche verderben den Brei“ (-> Kommunikationsfehler, Notwendigkeit für halbgare Kompromisslösungen bei Meinungsverschiedenheiten etc.) und keine Fehler, die durch Wissensverluste entstehen, wenn in einem Verlag die zuständigen Redakteure wechseln. Ein für mich klassisches Beispiel, wie das die Qualität auch und vielleicht sogar besonders bei den ganz Großen beinträchtigen kann, findet sich hier.

3. Eigenentwickler können über Spezialwissen verfügen, das in RPG-Verlagen eher untypisch ist, der Qualität eines RPGs aber gut tut. In meinem Fall u.a., dass ich mich aufgrund meines Studiums und meiner akademischen Arbeiten sehr gut mit Statistik auskenne.

YY:
Quasi vor deinem Punkt 1: Da finden Projekte überhaupt statt, die keinerlei wirtschaftliche Existenzberechtigung bzw. Erfolgsaussichten haben.

Eismann:
Ich kann es allgemein empfehlen, sich mal selbst an einem einfachen System zu versuchen, alleine schon um mal einen Eindruck zu bekommen, wie so etwas ablaufen kann und wie die Gedanken eines Entwicklers hinter dem System aussehen könnten. Und auch dass manches nicht so trivial ist, wie es von außen wirken mag.
Was das 80%-Problem angeht: Man sollte nicht unterschätzen, wie sehr man sich in Perfektionismus verrennen kann. Irgendwann dreht man sich dann mit Änderungen, Streichungen, Zusatztexten etc. mehr oder weniger im Kreis. Es war zumindest für mich sehr lehrreich, durch Druck von außen anzuerkennen, dass "gut" (was auch immer das jeweils bedeuten mag) manchmal besser ist als ein nicht zu erreichendes "perfekt". Natürlich soll das kein Freibrief für das Streichen jeglicher Qualitätskontrolle bzw. auch Qualitätsanspruch an einen selbst sein. Das ist eine ganz andere Hausnummer. Und ja, "don't make it good, make it wednesday" ist genauso ein Feind von Gut wie Perfekt.
Was 3. angeht: Die meisten Autoren zumindest bei deutschen Verlagen sind ja sowieso Freelancer und damit Hobbyisten. Da kann sich einerseits auch Spezialwissen in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen tummeln. Andererseits ist "Rollenspielautor" aber auch kein Ausbildungsberuf. Daher kann man da kaum irgendeinen Standard an Kenntnissen voraussetzen.

flaschengeist:

--- Zitat von: flaschengeist am 10.08.2024 | 13:08 ---Ich hatte schon länger den Gedanken, einmal gemeinsam Vorteile zu sammeln, die Hobby-Eigenentwicklungen gegenüber kommerziellen Verlagsprodukten aufweisen (können).

--- Ende Zitat ---

Für mich fällt ein Kleinstverlag, der keine bezahlten Mitarbeiter und auch sonst keinen Druck hat, wirtschaftlich zu arbeiten, übrigens auch unter Hobby-Eigenentwickler.



--- Zitat von: Eismann am 11.08.2024 | 01:21 ---Ich kann es allgemein empfehlen, sich mal selbst an einem einfachen System zu versuchen, alleine schon um mal einen Eindruck zu bekommen, wie so etwas ablaufen kann und wie die Gedanken eines Entwicklers hinter dem System aussehen könnten. Und auch dass manches nicht so trivial ist, wie es von außen wirken mag.

--- Ende Zitat ---

Die Erfahrung teile ich - ein paar gute Hausregeln zu schreiben und ein fertiges System auf die Beine stellen, ist viel weiter auseinander, als z.B. ich es mir vor DuoDecem vorgestellt hatte.


--- Zitat von: Eismann am 11.08.2024 | 01:21 ---Was das 80%-Problem angeht: Man sollte nicht unterschätzen, wie sehr man sich in Perfektionismus verrennen kann. Irgendwann dreht man sich dann mit Änderungen, Streichungen, Zusatztexten etc. mehr oder weniger im Kreis. Es war zumindest für mich sehr lehrreich, durch Druck von außen anzuerkennen, dass "gut" (was auch immer das jeweils bedeuten mag) manchmal besser ist als ein nicht zu erreichendes "perfekt". Natürlich soll das kein Freibrief für das Streichen jeglicher Qualitätskontrolle bzw. auch Qualitätsanspruch an einen selbst sein. Das ist eine ganz andere Hausnummer. Und ja, "don't make it good, make it wednesday" ist genauso ein Feind von Gut wie Perfekt.

--- Ende Zitat ---

Volle Zustimmung, das ist ein Punkt, der sicher in einen zukünftigen Faden namens "Besondere Gefahren für Eigenentwickler" gehört.


--- Zitat von: Eismann am 11.08.2024 | 01:21 ---Was 3. angeht: Die meisten Autoren zumindest bei deutschen Verlagen sind ja sowieso Freelancer und damit Hobbyisten. Da kann sich einerseits auch Spezialwissen in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen tummeln. Andererseits ist "Rollenspielautor" aber auch kein Ausbildungsberuf. Daher kann man da kaum irgendeinen Standard an Kenntnissen voraussetzen.

--- Ende Zitat ---

Ich vermute, dass die berufliche Qualifikation von Menschen, die mit RPG ihr Brot verdienen (sei es als fest Angestellter oder als Freelancer, der es nicht nur aus Spaß an der Freude nebenbei macht), sich deutlich von der Allgemeinbevölkerung unterscheidet. Generell dürften im Verlagswesen und besonders unter den Text produzierenden Mitarbeitern (klar haben selbst kleinere Verlage auch Bürokaufleute und jemanden für die IT) Menschen mit geisteswissenschaftlichen Studienabschlüssen überrepräsentiert sein. Handwerker arbeiten i.d.R. eben in ihrem erlernten Beruf, ebenso wie viele andere Absolventen von Ausbildungsberufen.
MINT-Akademiker, Psychologen, Mediziner, Pharmazeuten und ähnliche wiederum werden schon deswegen selten in einem (RPG)Verlag arbeiten, weil sie mit ihrer Qualifikation ein ungleich höheres Einkommen in ihrem "Studienberufsfeld" erzielen können. Das ist aber zugegeben anekdotische Evidenz, ich kenne keine Studie über die beruflichen Qualifikationen in RPG-Verlagen und bezweifle auch, dass eine solche überhaupt existiert. Da könnte uns z.B. Ulisses weiter helfen ;).

Eismann:

--- Zitat von: flaschengeist am 11.08.2024 | 03:00 ---Ich vermute, dass die berufliche Qualifikation von Menschen, die mit RPG ihr Brot verdienen (sei es als fest Angestellter oder als Freelancer, der es nicht nur aus Spaß an der Freude nebenbei macht), sich deutlich von der Allgemeinbevölkerung unterscheidet.

--- Ende Zitat ---

Die sind aber gegenüber der Zahl der Hobby-Freelancer in merklicher Minderheit. Nicht zuletzt, da ich es für gelinde gesagt herausfordernd halte als Freelancer zumindest hierzulande davon zu leben.  Ich würde schätzen, dass deutschlandweit vielleicht ein Dutzend Leute mit dem Entwickeln und Schreiben von Rollenspielen ihr Geld verdienen, und nur wenige davon haben wiederum schonmal ein eigenes Regelsystem entwickelt. Dafür dürfte es locker das fünffache an Hobby-Freelancern geben, wenn nicht mehr.


--- Zitat ---Generell dürften im Verlagswesen und besonders unter den Text produzierenden Mitarbeitern (klar haben selbst kleinere Verlage auch Bürokaufleute und jemanden für die IT) Menschen mit geisteswissenschaftlichen Studienabschlüssen überrepräsentiert sein. Handwerker arbeiten i.d.R. eben in ihrem erlernten Beruf, ebenso wie viele andere Absolventen von Ausbildungsberufen.
MINT-Akademiker, Psychologen, Mediziner, Pharmazeuten und ähnliche wiederum werden schon deswegen selten in einem (RPG)Verlag arbeiten, weil sie mit ihrer Qualifikation ein ungleich höheres Einkommen in ihrem "Studienberufsfeld" erzielen können. Das ist aber zugegeben anekdotische Evidenz, ich kenne keine Studie über die beruflichen Qualifikationen in RPG-Verlagen und bezweifle auch, dass eine solche überhaupt existiert. Da könnte uns z.B. Ulisses weiter helfen ;).

--- Ende Zitat ---
Wäre mir auch nicht bekannt, aber ich kenne durchaus ein paar MINTler, die in dem Bereich als Freelancer unterwegs sind. Bei den meisten ist mir der Werdegang aber schlicht nicht bekannt.

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