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[Ich erzähle euch von] Tierras Quebradas

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schneeland (n/a):
Nur um das nochmal kurz von Moderationsseite zu unterstreichen: falls der Wunsch besteht, gern einen Thread zur Nützlichkeit von Sensitivity Readern in Rollenspielen in Rollenspiel&Gesellschaft aufmachen (sinnvoller mit ein paar Beispielen, warum man dem kritisch gegenüber steht). Hier im Thread soll es aber schwerpunktmäßig um das Tierras Quebradas gehen.
Falls das Bedürfnis besteht, tiefer in das Thema Klischees bei Fantasyvölkern, die an reale Völker angelehnt sind, einzusteigen, wäre auch dort Rollenspiel&Gesellschaft das besser geeignete Forum. So wie ich Swanosaurus verstehe, ist es aber primär nur ein Aspekt, der ihn persönlich stört, und steht daher nicht im Fokus des Threads.

Swanosaurus:
Endlich habe ich das Settingkapitel durch (hatte ich schon erwähnt, dass ich auf Spanisch echt langsam lese ...?).

Tatsächlich geht es ab dem Abschnitt über das Patriarchat sehr viel gelungener weiter: Das Patriarchat ist ein Vielvölker-Imperium unter der Knute einer extrem autoritären Ordnungskirche, die ironischerweise extreme soziale Ungleichheit fördert. Als Setting klingt das durchaus interessant, insbesondere, da es mit Leonis und Frondas zwei abtrünnige Staaten auf der Patriarchatshalbinsel gibt und Leonis sich sogar dem Chaos verschrieben hat (und früher mit dem scharlachroten Imperium verbündet war).

Das scharlachrote Imperium ist eine geografisch kleine Insel und schon ein ziemliches "Reich des Bösen", beherrscht von einer Mereni (Quasi-Melniboneer)-Oberschicht, die regelmäßig in die für alle anderen verbotene innere Stadt der der scharlachroten Herrscherin pilgert, um dort ein bisschen Hellraiser zu spielen. die menschlichen Untertanten sind Unterdrückung und Willkür ausgeliefert.

Unterm STrich treten Ordnung und Chaos im Extrem als zwei Seiten einer faschistoiden Medaille auf; gemäßigt und positiver gezeichnete GEgenentwürfe sind die ursprünglichen Mereni im Norden, ein hochelfenartiges Volk, dass sich seit Jahrhunderten in kultureller Stasis befindet und es noch am ehesten mit den Elementarherren hat, wenn ich das so richtig verstanden habe; und das junge, expansionistische Reich von Merendrak, das von einem Helden des Scharlachroten Imperiums gegründet wurde, der auf der Suche nach den Drachen, mit denen sein Volk früher ein Bündnis hatte, durch die Dimensionen gereist ist - und mit Drachen zurückkam, aber dann einfach sein eigenes Reich gegründet hat, das von einer Oberschicht aus gestaltwandlerischen Drachen-Mereni-Mischlingen beherrscht wird und dem Chaos zugewandt hat, es aber spiritueller interpretiert, als eine Art Nirvana. Die Merendrak sind eher gnadenlos meritokratisch, bei ihnen darf jeder seinen Weg machen; Anhänger der Ordnung werden allerdings unnachgiebig verfolgt. Insgesamt klingt das fast nach dem politisch interessantesten Land für Abenteuer, weil hier die Ordnungsanhänger als verfolgte Minderheit und die herrschende Chaosreligion als relativ liberales Herrschaftssystem beide Sympathien zu wecken vermögen.

Insgesamt bleib das Buch schon sehr der Idee treu, Ordnung und Chaos in verschiedenen Interpretationen darzustellen, und wenn sie zu Herrschaftssystemen werden, ist es praktisch immer schlecht.

Das Multiversums-Konzept mutet uch sehr moorcock'sch. Insgeasamt gefällt mir das als Spielesetting allerdings doch besser als die jungen Königreiche, es macht einfach mit den organisierteren Ordnungs- und Chaosreligionen, dem starken Ordnungsblock und vielen gänzlich anderen Details sein eigenes Ding.

Jetzt bin ich gespannt auf die Regeln!

Swanosaurus:
Zu den Regeln: Ich bin erstaunt, wie gut sie mir gefallen!

Ich bin nicht besonders vertraut mit dem Interlock-System von Cyberpunk, auf dem das hier wohl lose basiert, ich habe aber schon den Eindruck, dass einige starke BRP-Einflüsse dabei sind und das Ganze dann noch mal etwas gestrafft und konsistent gemacht wurde.

Das Grundwürfelsystem ist w10+Fertigkeitswert gegen einen Mindestwurf, der üblicherweise von 10-25 reicht. 10er explodieren, 1er geben unabhängig von Erfolg oder Misserfolg eine Komplikation (das gilt auch für 1er, die im Rahmen eines explodierenden Wurfs gewürfelt werden, sodass die Kombination von Komplikation und Erfolg und sogar Komplikation und kritischem Erfolg durchaus drin ist). 10 über dem Zielwert ist ein kritischer Erfolg. Schicksalspunkte können eingesetzt werden, um 2W10 statt einem zu Würfeln (beide explodieren, beide geben Komplikationen bei 1). Wer geschwächt ist  (üblicherweise durch eine schwere oder zwei leichte Wunden), würfelt nur noch w6 (der allerdings auch explodieren kann).

Die Würfelspanne ist im Vergleich zu den Fertigkeits- und Zielwerten eher gering (die eigenschaftsbasierten Fertigkeits-Basiswerte liegen so zwischen 3 und 8, in einigen Fällen zwischen 1 und 10, die Fertigkeitswerte selbst zwischen 0 und 10, sodass Fertigkeitwerte zwischen 1 und 20 liegen) - und wenn der Wert schon hoch genug ist, um den Mindestwurf zu erreichen, darf man durchaus auf seinen Wurf verzichten, sodass es keine Gefahr von Komplikationen gibt. Finde ich gut. Es ist in dem System anscheinend eher so, dass der Wurf den Wert modifiziert, und nicht, wie bei vielen anderen Spielen anfangs, der Wert den Wurf.

Es gibt drei Grundattribute (Körper, Geist und Seele), Körper ist allgemeine Fitness und wird, um die Körperkraft zu ermitteln, um einen Größenwert von -3 bis +3 modifiziert (was ich für eine relativ elegante Variante des BRP-Größenwerte halte); Genauso wird der Seelenwert für soziale Interaktionsfertigkeiten um einen "Attraktivitäts"-Wert von -3 bis +3 modifizert. Das wird natürlich nicht bei der Probe angerechnet, sondern entsprechende Fertigkeitsbasen werden bei der Erschaffung berechnet.

Die Fertigkeitsliste ist klassisch BRP- oder Cyberpunkmäßig lang (ich kann gerade nicht nachsehen, tippe aber auf etwa 30).

Charaktererschaffung ist punkte- und paketbasiert, nur für die drei Grundeigenschaften gibt es die Option des Auswürfelns. Es wird eine Spezies gewählt (Mensch, Mereni oder Mereni-Mensch-Mischling), gefolgt von einer Kultur, einem sozialen Umfeld (von Wildnis über Urban bis Hof) und einer Profession, alles gibt bestimmte Modifikatoren (vor allem auf Fertigkeiten). Es daf weitgehend frei kombiniert werden (nur einige wenige Kulturen sind auf Mereni beschränkt), mit dem allgemeinen Hinweis, dass es für ungewöhnliche Kombinationen eine Erklärung geben sollte.

Es gibt relativ viele Subsysteme zu Charakterzügen (jeder hat zwei positive und zwei negative), Leidenschaften (eine Liebe und ein Hass) und Überzeugungen - wobei letzteres mir echt gefällt, denn jeder SC hat seine "Lüge", eine Überzeugung, bei der es das "Ziel" ist, sie durch Erfahrungen im Spiel zu verlieren, also z.B. "Alle Städter sind ehrlos"; wenn du genug Erfahrungen gemacht hast, die deiner Lüge widersprechen, wird sie gestrichen, du erhältst einen Schwung XP und eine neue Lüge. Zumindest der Gedanke ist sehr schön!

Ein paar Teile zur Charaktererschaffung fehlen mir noch, dann werde ich mir das Kampf- und Magiesystem vorlesen. Zu Verletzungen habe ich im Systemteil schon herausgefunden, dass sie einzeln abgerechnet werden und auch einzeln heilen, was relativ buchhaltungsaufwändig aussieht, aber andererseits mag ich anschauliche und harte Verletzungssysteme.

1of3:

--- Zitat von: Swanosaurus am 16.10.2024 | 20:58 ---Tatsächlich geht es ab dem Abschnitt über das Patriarchat sehr viel gelungener weiter: Das Patriarchat ist ein Vielvölker-Imperium unter der Knute einer extrem autoritären Ordnungskirche, die ironischerweise extreme soziale Ungleichheit fördert.

--- Ende Zitat ---

Ironisch weil die christliche Kirche immer eine gewisse Gleichheit gepredigt hat? Oder aus anderen Gründen ironisch?

Und danke für das Thema. Du liest Spanisch bestimmt viel schneller als ich und es ist spannend mal über Spiele zu hören, die nur sehr sehr sehr langsam läse.

Swanosaurus:

--- Zitat von: 1of3 am 23.10.2024 | 10:04 ---Ironisch weil die christliche Kirche immer eine gewisse Gleichheit gepredigt hat? Oder aus anderen Gründen ironisch?


--- Ende Zitat ---

Ironisch, weil "Ordnung" ja in dem Multiversums-System gelegentlich auch mit "Gleichförmigkeit" assoziiert wird (wobei auch in dem Settingteil zum Multiversum der Übergangspunkt "absolute Entropie - absolute Ordnung" mal angerissen wird).

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