Man kann es auch wie bei WoW machen. Statt ein "perfektes" Balancing anzupeilen, lässt man einfach mit jedem größeren Publikationssprung die Klassen durchrotieren, die gerade stärker sind als andere. So ist die Unfairness fair verteilt und die Spieler sind motiviert regelmäßig Zeit in andere Charaktere zu stecken, um das Optimum zu erreichen.
Damit vergrault man aber auch eine ganze Menge Spieler, die auf diese ständigen Änderungen keinen Bock haben. Und die sind tendentiell wesentlich zahlreicher als die, die sich alle Änderungen reinziehen und dann auch die Zeit und Gelegenheit haben, neue Charaktere hochzuziehen.
Die "casuals" sind von Änderungen, von denen sie oft genug nur die Effekte wahrnehmen (!), recht schnell abgeschreckt.
Das wird bei Computerspielen ein großes Stück weit von der Schnelllebigkeit gedeckt, weil sehr leicht neue Spieler nachkommen. Im P&P-Sektor ist das nicht so einfach.
Solange man mit gedruckten Büchern spielt ist es nicht praktikabel alle paar Monate ein "Balance patch" rauszubringen, denn dann werden die Bücher ja irgendwann unbrauchbar. Entsprechend werden Änderungen ja immer bis zur nächsten Auflage gesammelt.
Da fallen mir aber auf Anhieb eine ganze Anzahl an Systemen ein, wo in den Splatbooks
innerhalb einer Edition deutliche Regeländerungen nachgeschoben wurden, die im letzten Drittel der Editionslaufzeit tatsächlich dazu führen können, dass das ursprüngliche Grundregelwerk nur noch am Rande eine Rolle spielt.
Ich sage ja gerne mal, dass ich gegen Ende einer Edition ein neu sortiertes GRW (plus 2 oder 3 zusammengefasste "Kern-Splats") kaufen würde, aber da schielt der Verlag eben schon auf die Folgeedition.
Gegeben hat es das hier und da tatsächlich mal, etwa mit der Games-In-Auflage von CP2020, aber das war auch zuallererst Liebhaberei und Herzensangelegenheit als wirtschaftlich vielversprechend.