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Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")

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Zed:
Im "Rings of Power"-Thread wurde schon letzte Woche von Lyonesse darauf hingewiesen, dass Tolkien Religion in Mittelerde ohne Tempel und Klerikale wollte.

Ich finde das Thema so spannend, dass ich dachte, dass es einen eigenen Thread wert wäre.

Nicht wenigen Elben in Mittelerde, den Noldor, sind die Valar ja sehr vertraut: Sie lebten gemeinsam in einem Land, und sie bewunderten gegenseitig ihre Kunstwerke, seien es magische Bäume, seien es Silmaril. Der Machtunterschied zwischen Valar und Noldor war geringer, als man es zuerst vermuten könnte: Zwar konnten nur die Valar Leben erschaffen, aber zumindest der Noldor Feanor hatte mit den Silmaril Gemmen kreiert, die sogar Valar in den Bann ziehen konnten und die immerhin als Gestirn taugen. Und dann waren die Noldor auch noch Waffengefährten im Kampf gegen Morgoth.

Valar und Elben sind äußerst langlebig, wobei die Valar zusätzlich unzerstörbar sind. Und auch als Kämpfende konnten die Elben mit den Valar bemerkenswert mithalten: Wenn sie Morgoth auch nicht töten konnten, so hat der Noldor Fingolfin Morgoth immerhin sieben Wunden zufügen können, bevor er im Duell mit Morgoth getötet wurde.

Die Valar sind für manche Elben Waffengeschwister gewesen und reale Nachbarn, keine entrückten Gottheiten. Vielleicht gab es keine sonntäglichen Spaziergänge im Park der Zwei Bäume, bei denen sich Vala und Noldo traf und eine freundliches Schwätzchen hielt - aber etwas ähnlich Vertrautes muss es zwischen beiden Gruppen gegeben haben.

(Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Hinweis auf ein gutes Maß an Distanz zwischen Noldor und Valar, so war beim bedeutungsschweren Silmaril-Schwur durch Feanor anscheinend kein Valar anwesend (zumindest nehme ich nicht wörtlich, dass die Noldor für den Schwur Manwe als Zeugen herbeigerufen haben).)

Ich will darauf hinaus: Für seine Nachbarn und Waffenbrüder baut man keine Tempel. Die Valar müssen zumindest für die Noldor ein erhebliches Maß an Alltäglichkeit gehabt haben. Und selbst wenn Du kein Noldo bist, so kennst Du vielleicht einen, der mit Tulkas im hübschen Valmar vielleicht mal "einen saufen" war.

Könnte diese gelebte Nahbarkeit der Gottheiten im ersten Zeitalter dafür verantwortlich sein, dass die Valar zu wenig entrückt waren, um ihnen Tempel zu bauen?

Klärung, was ich dirskutieren möchte (Edit):

--- Zitat von: Zed am 20.09.2024 | 16:24 --- Ich will darüber sprechen:

•   Wie hat Tolkien den Status von Religion in seinem Werk beschrieben?
•   Welche (evtl sogar widersprüchliche) Beispiele von Religion und Göttlichkeit in Mittelerde gibt es?
•   Funktioniert das Ganze innerweltlich, und wo knarzt es?
•   Warum hat Tolkien das so konzipiert und nicht anders? Was hat er sich dabei gedacht?

Insbesondere das Verhältnis Gottheiten zu Sterblichen (inkl. Elben) in Mittelerde interessiert mich.

Kurz: Religionsworldbuilding des Fantasy-Meisters: Wie hat er es warum gemacht?

--- Ende Zitat ---

Isegrim:

--- Zitat von: Zed am 20.09.2024 | 15:32 ---Im "Rings of Power"-Thread wurde
Könnte diese gelebte Nahbarkeit der Gottheiten im ersten Zeitalter dafür verantwortlich sein, dass die Valar zu wenig entrückt waren, um ihnen Tempel zu bauen?

--- Ende Zitat ---

Willst du diskutieren, warum Tolkien das so geschrieben hat, oder ob wir der Meinung sind, das sei eine logische Erklärung?

caranfang:
Wenn Du Zugriff auf das alte MERS-Material hast, hast auch gleichzeitig eine kurze Beschreibung der religösen Praktiken der einzelnen Kulturen. MERS fällt allein dadurch aus dem Rahmen, weil ICE damals alles, was Tolkien über Mittelerde geschrieben hat, verwenden durfte. Deshalb kann man sagen, dass die dortigen Beschreibungen Tolkien Vorstellungen von Religion in Mittelerde am nähesten kommen.

KWÜTEG GRÄÜWÖLF:

--- Zitat von: caranfang am 20.09.2024 | 15:52 ---Wenn Du Zugriff auf das alte MERS-Material hast, hast auch gleichzeitig eine kurze Beschreibung der religösen Praktiken der einzelnen Kulturen. MERS fällt allein dadurch aus dem Rahmen, weil ICE damals alles, was Tolkien über Mittelerde geschrieben hat, verwenden durfte. Deshalb kann man sagen, dass die dortigen Beschreibungen Tolkien Vorstellungen von Religion in Mittelerde am nähesten kommen.

--- Ende Zitat ---

Nicht wirklich, MERS hat einiges gemacht, was nicht unbedingt tolkienesk war - das Übermaß an D&D-artiger Zauberei und magischen Gegenständen hat mich immer befremdet. Dass die unter Saurons schatten geratenen Völker religiöse Kulte praktiziert haben, das ist schon korrekt, aber all die Religionen, die nach MERS bei den Völkern im westen üblich waren, entsprechen nicht besonders Tolkiens Darstellung.

Wobei ich das aber gar nicht mal so schlecht fand, weil Religion ein entschiedendes Kriterium menschlicher Kulturen ist. Dass das bei Elben und Numenorern vielleicht weniger stark ist, weil die teilweise einen Draht zu den Valar haben, okay, aber bei Breemenschen und Dunländern würde ich schon irgendwelche Religionen erwarten. Diese Leute müssen sich um das Überleben und Gedeihen kümmern, da hätte man gerne Beziehungen zu den amtierenden Mächten, wie immer man sich die auch vorstellt.

Zed:

--- Zitat von: Isegrim am 20.09.2024 | 15:46 ---Willst du diskutieren, warum Tolkien das so geschrieben hat, oder ob wir der Meinung sind, das sei eine logische Erklärung?

--- Ende Zitat ---
Ich will darüber sprechen:

•   Wie hat Tolkien den Status von Religion in seinem Werk beschrieben?
•   Welche (evtl sogar widersprüchliche) Beispiele von Religion und Göttlichkeit in Mittelerde gibt es?
•   Funktioniert das Ganze innerweltlich, und wo knarzt es?
•   Warum hat Tolkien das so konzipiert und nicht anders? Was hat er sich dabei gedacht?

Insbesondere das Verhältnis Gottheiten zu Sterblichen (inkl. Elben) in Mittelerde interessiert mich.

Kurz: Religionsworldbuilding des Fantasy-Meisters: Wie hat er es warum gemacht?

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