Autor Thema: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich  (Gelesen 837 mal)

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Offline Ludovico

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Aufgrund des kommenden Kickstarters zum Scheibenwelt-Rollenspiel treibt mich eine klassische Frage nach Humor im Rollenspiel um.

Wie die meisten hier sich wissen, sind Terry Pratchett's-Romane eine Reihe von humorigen Romanen in einer skurrilen Welt, die als Persiflage zu typischen Fantasy-Welten gesehen werden kann.
Aber das nur nebenbei und tiefergehende Scheibenwelt-Diskussionen will ich auch nicht provozieren.

Die meisten von uns haben wahrscheinlich sehr wenige Runden erlebt, bei denen SCs nicht alberne oder witzige Sachen gemacht oder gesagt haben oder es solche Situationen gab und die zu Lachern führten.
Sogar viele ernstere Gruppen sind davon nicht ausgenommen.

Entsprechend stelle ich hier die Frage, inwiefern Comedy als Spielelement eines Rollenspiels sinnvoll ist.

Hilft es, witzige Situationen IT zu fördern oder ist es eher hinderlich, weil es aufgesetzt oder gar erzwungen werden kann?

Offline Edgar Allan Poe

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #1 am: 8.10.2024 | 09:47 »
Ich bin direkt mal der Schwarzseher. Ich glaube, die wenigsten Rollenspieler da draußen sind Comedians oder Kabarettisten. Demnach ist das meiste, was irgendwie witzig/humorig an Spielrunden ist, einfach nur Zufall. Der Spruch von Spieler A in Situation B war in 99% der Fälle nicht geplant und schon gar nicht gekonnt ausgeführt. Es war einfach nur "Glück".

Das ganze also zu fördern bringt imho gar nichts, weil es weiterhin nur nach dem "ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn"-Prinzip laufen würde.
Den Akkusativ zu nutzen ist sexy.

Offline Outsider

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #2 am: 8.10.2024 | 10:03 »
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man das richtige Maß treffen muss. Witzige Situationen können einen Abend bereichern, eine eher ernste Geschichte auflockern, die Spieler auf andere Gedanken bringen, wenn sie sich irgendwo festgebissen haben usw. aber wenn das dazu führt das nur noch rumgealbert wird (IT wie OT) kann man gleich Space Balls rauskramen und einen Videoabend machen. 
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Offline Zed

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #3 am: 8.10.2024 | 10:13 »
Sehr spannende Frage!

In meiner Wahrnehmung ist der Humoranteil bei beiner Gruppe ähnlich wie bei Marvelfilmen, wenn auch höher als bei "Thor 1" und weniger als bei den "Guardians of the Galaxy".

Die Gags entstehen an unserem Spieltisch meistens aufgrund von spontanen Sprüchen, seltener von in den Regeln festgelegten Effekten wie "Uncontrollable Laughter".

Wie damals, als die Gruppe in eine Höhle  fiel, in der viele "Intellect Devourer" herumliefen, die meine Gruppe sofort "Wandelnde Gehirne" taufte.



Unser Taktiker sagte noch während des Sturzes: "Hoffentlich fallen wir auf die Gehirne, das gibt Matsch." Worauf der Spieler des Paladins, dem SC mit der geringsten Intelligence der Gruppe, trocken entgegnete: "Der Paladin kann gar nicht aufs Hirn fallen."

Wie bei den meisten MCU-Filmen bewirkt die richtige Balance von Drama/Spannung und Humor erst ihre Wirkung. <Edit: Parallelpost mit Outsider> Die Terry-Pratchett-Romane sind sicher mehr in Richtung Humor als Drama verschoben, aber auch bei ihnen funktioniert in meinen Augen nur das Eine mit dem Anderen zusammen.

Auch liegt der Humor in den Pratchett-Romanen für mich abseits möglicher Spielregeln. Wie lustig ist in "Wachen! Wachen!", dass die Wachen den die Stadt niederbrennenden Drachen mit einem einzigen Pfeilschuss vom Himmel herunter holen wollen - und sie schätzen, dass das nur ein Schuss mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu einer Millionen schafft: Also hüpft der Schütze mit verbundenen Augen auf einem Bein, um seine Treffer-Wahrscheinlichkeit auf 1 zu einer Millionen zu senken. (So erinnere ich die Passage, die ich vor 20 Jahren gelesen habe.) Das ist einmal sehr lustig, aber eine "1 zu einer Millionen"-Spielregel wäre es nach meiner Meinung nicht mehr so lustig.

Meine These: Die richtige Balance von Humor und Drama ist heikel, und Humor lässt sich im Rollenspiel durch die Regeln nur begrenzt herstellen. Darum befürchte ich, dass das Scheibenwelt-Regelwerk nicht den gewünschten Effekt erzielt.

Aber ich bin mir meiner Sache nicht so sicher, als dass ich mich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen würde.

Offline felixs

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #4 am: 8.10.2024 | 10:17 »
Alles recht theoretisch, weil ich wenig Erfahrung mit explizit humorigen Runden habe.

Denke auch, dass Humor mit den Mitspielern und dem gemeinsamen Horizont steigt und fällt.

Was man, meine ich braucht, ist:
- Gemeinsamer Humor
- Gemeinsame Referenzen (Anknüpfungspunkte)
- Ähnliches Zeitempfinden

Wenn ein Spieler den schwarzen oder zynischen Humor seiner Mitspieler nicht lustig findet, ist das nicht gut. Wenn zwei Spieler sehr albernes Slapstick lustig finden, zwei andere es aber eher subtil mögen, ist es schwierig. Und auch dann, wenn alle ähnlich ticken, muss man sich immer noch darauf einigen, was davon man umsetzen will.

Schwierig wird es - das weiß ich aus Erfahrung - wenn die Spieler keinen gemeinsamen Referenzrahmen haben. Z.B. habe ich regelmäßig das Problem, dass ich bestimmte Teile der "Nerdkultur" nicht kenne. Ich kenne mich bei Masters of the Universe, bei Superhelden, bei Star Wars nicht aus. Und außerdem finde ich es nicht witzig, Monty-Python-Witze nachzuspielen. Andererseits lebt Humor doch sehr von Anspielungen, für die man eben irgendeinen gemeinsamen Rahmen braucht.

Zeitempfinden scheint mir wichtig, weil es doch große Unterschiede gibt, wie lange, wie oft, in welcher Frequenz man Witze als witzig empfindet.

Was grundsätzlich gut funktioniert, sind absurde und satirische Szenarien. Entsprechend kann ich mir gut vorstellen, dass Paranoia funktioniert.
Was auch funktioniert sind stark - bis zur Satire hin - überzeichnete Figuren und Handlungen. In Castle Falkensteinhabe ich das gern so gespielt und das hat eigentlich auch gut funktioniert.
Die Gemeinsamkeit - und der Punkt - ist, dass man absurde und teilweise lächerliche Figuren und Handlungen ernst spielt. Dadurch ergibt sich dann eine Dynamik, die 1) eine tragende Handlung ermöglicht, die nicht einfach von Flachwitz zu Kalauer hüpft und 2) ergibt sich Humor dann quasi natürlich aus den Situationen und muss nicht provoziert werden.

Bin gespannt, ob jemand gute Erfahrung mit Rollenspielkomödien hat.
« Letzte Änderung: 8.10.2024 | 10:21 von felixs »
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Offline nobody@home

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #5 am: 8.10.2024 | 10:19 »
Humor ist so 'ne Sache. Auch Stand-up-Comedians, die sich vor Publikum live auf die Bühne stellen und vom Mops erzählen, fahren ja in gewisser Hinsicht "nur" ein vorbereitetes Programm ab und sind nicht auch im richtigen Leben vierundzwanzig Stunden am Tag ganz spontan witzig (Ausnahmen mögen die Regel bestätigen) -- insofern kann man das von den Mitgliedern der eigenen Tischtruppe erst recht nicht erwarten.

Andererseits geht's bei dem, was ich bisher so als Comedy-Rollenspiel kennengelernt habe, oft auch gar nicht so sehr um groß zur Schau gestellte "Witzischkeit" und mehr um...hm, Situationskomik? (Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob der Begriff "technisch" gesehen zu 100% paßt, mir fällt aber auch eben kein besserer ein.) Und das Herbeiführen und Abhandeln von Situationen ist dann ja wieder eins der Kernelemente des Rollenspiels -- in Spielen wie Toon oder Teenagers From Outer Space geht's gar nicht unbedingt darum, ständig den Clown zu spielen, auch wenn Cartoonfiguren oder eben Teenager schon von sich aus nicht unbedingt immer bierernst sein müssen, sondern mehr darum, daß die Spielercharaktere mit mehr oder weniger abstrus-komischen Szenarien und NSC konfrontiert werden...und das wiederum läßt zumindest ein Stück weit vorbereiten.

Natürlich gehört dazu letztendlich auch eine Gruppe, die bereit ist, sich auf so etwas aktiv einzulassen. Das ist ähnlich wie beim Horror-Rollenspiel auch, weil das Ziel in beiden Fällen das Erreichen und zumindest zeitweise Aufrechterhalten einer bestimmten Stimmung ist, und entsprechend auch in beiden Fällen nicht ganz trivial.

Offline 1of3

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #6 am: 8.10.2024 | 10:23 »
Es gibt schon auf lustig angelegte Spiele. Kobolds Ate My Baby, Great Orc Gods sind ziemlich slapstick. Thirsty Sword Lesbians eher so informierte Kalauer. Für einen Oneshot von mir aus gern.

Offline Aedin Madasohn

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #7 am: 8.10.2024 | 11:45 »
Scheibenwelt-Rollenspiel
Terry Pratchett's-Romane eine Reihe von humorigen Romanen in einer skurrilen Welt, die als Persiflage zu typischen Fantasy-Welten gesehen werden kann.

@Situationskomik
wie ja einige schon sehr gut ausgearbeitet haben, dieses lebt von Zufall und flotter Spruch zur rechten Zeit, aber nicht von einer Regel-Engine

@RSP als Comedy
Comedy ist ja eine geplante Show bzw. ein sich tagaktuell-freihändiges Bedienen aus Versatzstücken aus dem Fundus (was dann Improvisiert genannt wird)
am Tisch stelle ich mir das schweeeer vor.
Eine Art "best of Sprüche"-Show wie dieses Anime einer D&D Party hat ja auch ihre Längen und... ...Spezialitäten...
das nutzt sich schnell ab

@Scheibenwelt "Humor"
die ganz frühen Romane waren noch stärker "Persiflage der typischen Fantasy Welt"
ab Halbzeit (Nachtwache) trat das in in den Hintergrund einer Fokusierung auf "Humor"

von einem Scheibenwelt-Setting erwarte ich also eine augenzwinkernde Persiflage und satrische Überspitzung einer Fantasy Welt
etwa mit skuriller Zauberertradition aus der unsichtbaren Universität

das Sinnbild der schummelnd-würfenden "Götter" ließe sich in der Regelengine ja verwursten
etwa wenn höhere Augenzahlen möglich sind, als der Würfel Flächen hat (woanders würde man dass dann +1Boni oder "explodierende Würfel" nennen)
SL-Würfeldrehen heißt dann als Regel "die Hand des Schummelgottes"
und statt "Edge" als Resource einzusetzen, nennt man dann ein solches Regelkapitel halt despektierlich-augenzwinkernd "den Wurf, welchen niemand sah". Und Kenner anderer Regel-Engines erkennen dann, dass es eigentlich nur so welche längst bekannten Edge/Rettungsürfe sind.

auch ist in einer solchen Grundstimmung ein Powerlevel freidrehen der Chars ab Stufe/Klasse X kein Bug, sondern ausdrücklich gewünscht.   

hier liegt also der Genuss in dem augenwzinkernden "natürlich ist dieser Teil der Engine broken, aber das ist so gewünscht, weil ja Scheibenwelt, ach ihr erkennt aus D&D diesen Mechanismus wieder, nur die haben das ernstgemeint. Tja, wer ist jetzt der wahre Realsatiriker  ~;D "
und dieser "Spiegel" liegt aber nicht jedem

im Gegenzug kann "jeden Samstag ist die Scheibenwelt irgendwie wieder ganz, egal was vorher zu Bruch ging" etabliert werden, was in "dies ist eine ernsthafte RSP-Puppenhaus-Welt NEHMT GEFÄLLIGT DIE FINGER RAUS!!!" ja ein nogo wäre.
Macht also das Ausspielen von Konsequenzen - bis zu dem Punkt, wo es keinen Spaß mehr macht - leicht und danach der kleine Scheibenweltresett


Offline nobody@home

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #8 am: 8.10.2024 | 12:22 »
Nebenbei: ein Regelelement, das ausgesprochene Comedy-Spiele meiner begrenzten Erfahrung nach gerne nutzen, ist das Abstellen der Tödlichkeit -- so nach dem Motto, wer keine ausgesprochene Angst um das Ableben oder sonstige Unspielbarwerden seines Charakters haben muß, tut sich leichter damit, ihn dafür gelegentlich mal mit vollem Einsatz lächerlich zu machen. Das ist nicht überall gleich der Fall (Tales from the Floating Vagabond ist beispielsweise eine Ausnahme komplett mit Kampf- und Sterberegeln, wie ich's zugegebenermaßen von Avalon Hill vielleicht nicht anders hätte erwarten sollen), aber mMn auch keine ganz schlechte Idee.

Damit deutet sich natürlich andererseits auch an, daß bloße gelegentliche "Comedy-Einlagen" in eine ansonsten "normale" Kampagne schwieriger zu verkaufen sein können als eine regelmäßige Comedy-Spielrunde für sich -- insbesondere wird's vermutlich nicht unbedingt gut ankommen, seine (Mit-)Spieler damit irgendwie überraschen zu wollen, denn da reicht's unter Umständen schon, wenn nur einer gerade nicht in Stimmung ist, damit die ganze Idee floppt wie ein Furzkissen auf einer Beerdigung. Die Gruppe sollte also mMn auf jeden Fall im Vorfeld schon einigermaßen wissen, was auf sie zukommt.

Offline felixs

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #9 am: 8.10.2024 | 12:38 »
Abstellen der Tödlichkeit

Zumindest kann ich aus den Erfahrungen mit Castle Falkenstein bestätigen, dass ein Abstellen der Tödlichkeit das Spiel verändert. Das ist eigentlich ein wenig ironisch, weil ich auch in anderen Systemen selten wirklich tödliches Anwenden der Regeln erlebt habe. Wie dem auch sei - wenn Spieler wissen, dass ihre Figur nicht sterben kann (zumindest nicht ohne explizite Einwilligung des Spielers), dann trauen viele sich mehr. Und das kann auch für humoristisch verwertbare Situationen gut sein.
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Offline unicum

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #10 am: 8.10.2024 | 13:29 »
Ich leite ab und an,... und wenn mir nichts besseres einfällt
TFOS

https://en.wikipedia.org/wiki/Teenagers_from_Outer_Space_(role-playing_game)

Ich finde sowohl echten Horror als auch Humor recht anstrengend für den Spielleiter. Im ersten Fall (Horror) reicht ein dummer kommentar um vieles kaputzumachen und beim zweiten ist es für die Spielleitung auch schwer eine pointe nach der anderen abzufeuern - vor allem wenn von den Spielern gerade (wieder mal) nichts kommt.

Wenn ich jezt gerade mal eine der Kritiken zu oben genanntem RPG aus der Wikipedia rausnehmen:

Zitat
Swan concluded by giving this game a solid rating of 3 out of 4, saying it "is hands-down the all-time funniest RPG, but be forewarned it takes an experienced referee to realize its potential."

Aber ja die anderen Kritikien sind ziemlich mies, wobei ich auch anmerken würde das der ein oder andere Rollenspielkritiker vieleicht auch mal einfach etwas zu einem Regelwerk schreibt zu dessen Zielgruppe er nicht passt.

Offline sma

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #11 am: 8.10.2024 | 17:56 »
Spiele das Scheibenwelt-Rollenspiel, wenn du Spaß daran hast, in Ankh-Morpock und anderen Orten rumzulaufen und quasi "sight seeing" zu betreiben, so wie du auch das Mittelerde-Rollenspiel oder ein anderes Franchise-Rollebspiel spielen würdest. Aber spiele es nicht, um witzig zu sein. Das klappt, wenn, dann zufällig und abhängig von der Gruppe und der Tagesform.

Hinzu kommt, dass die Bewohner der Scheibenwelt sich ja ernst nehmen und es zwar kauzige Typen sind, aber sie sich nicht absichtlich dumm oder schwachsinnig (so wie moderne Serienfiguren) verhalten und auch selbst keine Kaulauer am Laufenden Band reißen. Der Witz entsteht ja im Kopf des Lesers, der Anspielungen versteht und sich der Absurdität der Handlung – die dann ja auch einen Spiegel zur realen Gesellschaft ist – bewusst wird. Die Protagonisten leben aber einfach ihr Leben und halten alles für total normal.

Wenn man also nicht gerade eine Gruppe von talentierten Improv-Schauspielern mit Sprecherausbildung und einem Pratchett-gleichen Talent für Humor ist und auch keine Zuhörer als die Gruppenmitglieder selbst hat, birgt IMHO der versuch, witzig zu sein, eher frust, wenn es nicht gelingt, also wirklich einen Mehrwert. Wenn dann doch mal klappt, kann man sich ja freuen.

Offline General Kong

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #12 am: 8.10.2024 | 18:46 »
Comedy als Spielelement - in Maßen okay. Ich möchte das in meiner Warhammer 1-Kampgane, wenn da ein Grfa umgemöllert wurde und dann die NSC ausriefen: " Oh mein Gott! Sie haben Klaus von Kinski getötet!"
Oder als sie ein kleines Mädchen retteten, diese dann fragen wie sie denn hieße und das Mädchen weinerlich, weil aufgelöst antwortete: "Paula. Paula Pimmel."

Das brachte mir aber den Ordnungsruf einer Spielerrin ein, die mich frug, ob ich mir in meiner Freizet beim Vorbereiten des Abenteuer eigentlich nur noch bescheuerte Namen einfallen ließe.
Antwort meinerseits: Ja!

Man sieht: Ganz lustig und doof liegen eng beisammen.

Ich finde den Schlachrruf der Kultisten in "The Dying of the Light" ZAHNARZT SHALL RISE AGAIN! (ein Chaosgott) super witzig, kann aber auch verstehen, wenn andere da nur noch mit den Augen rollen und das denen d e Stimmung tötet.

Ein ganzes Spiel basierend auf "Heute aber wieder lustig" funktioniert mMn vielleicht eine, möglicherweise zwei, drei Sitzungen (wenn so lange), dann hat es sich totgelaufen oder die Kalauer sind alle. Und alle müssen zur Strafe in den Humor-Gulag zum Witze schaufeln.
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Offline unicum

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #13 am: 8.10.2024 | 22:29 »
Ich kann mir jezt auch nur bedingt eine Kampange mit TFOS vorstellen aber die Conabenteuer die ich gespielt und geleitet habe waren alle sehr mit Lachern angehalten. Das kann man also schon mal machen, aber auf die dauer würde es sehr abflachen.

Und ja es müssen schon die richtigen Leute sein,... welcher Munchkin würde denn gerne einen 14 Jährigen pupertierenden Jungen an einer Amerikanischen Highschool spielen dessen einzige Superfähigkeit - im vergleich zu seinen auserirdischen Klassenkameraden mit Supermutantenkräften - es ist das alle Auserirdischen ihm erstmal alles glauben was er sagt. (Also alles, wirklich alles! klar die können auch dann später merken das die normale begrüssung eben nicht unbedingt ist um jemanden herumzuhüpfen und dabei laut zu gackern)

Offline Nebelwanderer

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #14 am: 8.10.2024 | 22:33 »
Naja, mich erinnert das an Schelme in DSA oder Malkavianer bei Vampire. Da wurde oft versucht auf biegen und brechen was "lustiges" zu tun oder zu sagen, meisstens wars aber halt weder lustig noch zielführend für den CHarakter.

Offline unicum

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #15 am: 9.10.2024 | 09:53 »
Naja, mich erinnert das an Schelme in DSA oder Malkavianer bei Vampire. Da wurde oft versucht auf biegen und brechen was "lustiges" zu tun oder zu sagen, meisstens wars aber halt weder lustig noch zielführend für den CHarakter.

Ich denke so ein "Misch/Masch" funktioniert am wenigsten. Ich hatte in einer Runde (in einem anderen Rollenspiel) einen DSA Spieler der mir sagte er interpretiert seine Figur als Schelm,... das war einfach grausam (und hat mehrmals zu einigen sehr unschönen Dingen geführt). Die Malkavianer bei uns waren indes recht normale Wahnsinnige die müssen ja nicht immer "lustig" sein, aber ja ich denke das Problem kann durchaus vorkommen wenn jemand meint er muss so eine form der Clanweakness auswählen.

Aber in einem oneshot mit einem System das sich selbst nicht ernst nimmt - und ich glaube das DSA und Vampire sich schon selbst ernst nehmen, also ansosnten bräuchte es ja keinenso gewaltigen Regelberg,... Da habe ich so meine Zweifel.

Offline Aedin Madasohn

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #16 am: 9.10.2024 | 10:36 »
gerade DSA-Schelme sind ein Beispiel dafür, wie es nicht gemacht werden darf
das Aventurienverse mit seiner hart regulierten Magie (Kodex Albyricus nochondnöcher), in 12G-Landen allmächtiger Praios-Kirche (Novadis sind auch nicht allzu magietolerant - wird auch kritisch auf "Echsenwerk" geprüft und zur Not unterbunden), Inquisition, weißer Gilde, Pfeile des Lichts...

...und dann ein Schelm, welcher mit seinen Effekten sehr wohl "Übernatürlich-magisch" anzeigt (weil halt nicht normal), diese nur zu "lustigen" Aktionen einsetzen "darf" (was bei der Zielgruppe auf obrigkeitliche Verhohnepippelung hinaufläuft; in einem hart standesschranklichen Setting wird das zu einer entschlossenen Gegenreaktion führen "müssen")

kurzum, DSA Schelme beuten gnadenlos die Gutwilligkeit einer Runde zulasten der "Späße" einer Einzelperson aus
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Reagiert die SL Aventurienkonsistent-konsequent, trachtet sie defacto dem Schelm nach Freiheit&bei Gegenwehr nach dem Leben.
SUPER Charkonzept ever >;D

in vollwertigen Blödelrunden sieht das anders aus, doch wer Ritter_der_Kokusnuss_meets_Aventurien spielen will, kündigt das ja auch so an (und dann funktioniert das auch für ein paar - eher weniger - Sitzungen lang)

Offline felixs

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #17 am: 9.10.2024 | 11:21 »
Ich finde den DSA-Schelm als Spielfigur eigentlich ganz interessant. Im Grunde hat er durch seine Geschichte (als Kind geraubt, dann von den Kobolden wieder ausgestoßen) jede Menge Potential für Traumata und entsprechend tragische Momente, auch für Anflüge von Bitterkeit. Der Schelm kann auch als Figur interpretiert werden, welche auf die Grausamkeiten der Welt mit Ironie, Spott und Dadaismus reagiert, als Mittel, um die eigenen Wunden zu verbergen und nicht weiter zu zerbrechen.
Ein Schelm als tragikomische Figur kann gut funktioneren. Das erfordert natürlich eine Menge Fingerspitzengefühl und ist weit entfernt von bloßem Slapstick.

Zumindest in DSA 3 wurde auch eine solche Interpretation des Schelms nahegelegt. Hat aber natürlich schon damals die meisten Leute nicht erreicht und in der Tat ist die Beschreibung des Schelms auch damals schon widersprüchlich gewesen. Kann auch gut sein, dass die regeltechnische Umsetzung des Schelms diesem Ansatz widerspricht. Und über die "Nützlichkeit" einer solchen Figur kann man freilich ganz grundsätzlich streiten. (Meine Meinung wäre, dass eine Figur nicht nützlich sein muss, um atmosphärisch etwas beizutragen, bzw. dass ihr Nutzen genau darin liegen kann. Aber das ist eine Frage des grundsätzlichen Verständnisses von Rollenspiel und man kann das sehr unterschiedlich sehen).

Ein solcher Schelm wäre aber auch nicht mehr "Comedy".
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Offline unicum

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #18 am: 9.10.2024 | 14:08 »
Ich finde den DSA-Schelm als Spielfigur eigentlich ganz interessant. Im Grunde hat er durch seine Geschichte (als Kind geraubt, dann von den Kobolden wieder ausgestoßen) jede Menge Potential für Traumata und entsprechend tragische Momente, auch für Anflüge von Bitterkeit. Der Schelm kann auch als Figur interpretiert werden, welche auf die Grausamkeiten der Welt mit Ironie, Spott und Dadaismus reagiert, als Mittel, um die eigenen Wunden zu verbergen und nicht weiter zu zerbrechen.
Ein Schelm als tragikomische Figur kann gut funktioneren. Das erfordert natürlich eine Menge Fingerspitzengefühl und ist weit entfernt von bloßem Slapstick.

Zumindest in DSA 3 wurde auch eine solche Interpretation des Schelms nahegelegt. Hat aber natürlich schon damals die meisten Leute nicht erreicht und in der Tat ist die Beschreibung des Schelms auch damals schon widersprüchlich gewesen. Kann auch gut sein, dass die regeltechnische Umsetzung des Schelms diesem Ansatz widerspricht. Und über die "Nützlichkeit" einer solchen Figur kann man freilich ganz grundsätzlich streiten. (Meine Meinung wäre, dass eine Figur nicht nützlich sein muss, um atmosphärisch etwas beizutragen, bzw. dass ihr Nutzen genau darin liegen kann. Aber das ist eine Frage des grundsätzlichen Verständnisses von Rollenspiel und man kann das sehr unterschiedlich sehen).

Ein solcher Schelm wäre aber auch nicht mehr "Comedy".

Kommt auch immer darauf an was man in der Gruppe spielt und wie die zusammensetzung ist und wie so eine Fugur gespielt wird.
Ich hab schon öfter erlebt das ähnliche Figuren (wie gesagt ich mache um DSA in der Regel einen Bogen auch wenn ich bei der "Orkengold"(?) Kampange mal mitgepsielt habe) etwas die Gruppe auseinander hebeln. Solche Aktionen kosten nämlich Spielzeit. Ist deswegen schon schwierig.

Je nachdem was man spielt würde ich als Spieler auch bei meinen Mitspielern eine gewisse "Nützlichkeit" erwarten, also zumindest mal nicht kontraproduktiv zu sein und etwa die Taschenlampe fallen zu lassen (kann ja auch ein "irrer" Spass sein,...).

Also wenn Comedy dann klar offen und für alle. Ich weis aus eigener Erfahrung das dies funktioniert, aber eben auch (aus eigener Erfahrung) das ein "Blödelheinz" in der Gruppe einem echt den Spass verderben kann mit seinen Spässen.

Offline Boba Fett

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Re: Comedy als Spielelement - Hilfreich oder hinderlich
« Antwort #19 am: 9.10.2024 | 15:12 »
Hilft es, witzige Situationen IT zu fördern oder ist es eher hinderlich, weil es aufgesetzt oder gar erzwungen werden kann?

Inzwischen bin ich der Meinung, dass geplante Witzigkeit nicht witzig ist. "Komik" entsteht durch unerwartete Absurdität...
Aber ich bin auch alt und geplagtes Kind vieler TV Sendungen aus den 70er und 80er Jahren, wo geplante Witzigkeit Programm war.

Das heisst nicht, dass ich mich nicht für "absurde" Settings begeistern kann. Das geschieht aber meist aus anderem Grund, als dass ich hoffe, das die Schenkelklopfer und Lachsalven Abend-füllend sein werden. Scheibenwelt-Absurditäten müssen für mich nicht witzig sein - sie müssen interessant sein.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!